% Nr. 348 �»Z.�ahrgakg Dienstag, 27. 7uli 1�26
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Die zahlreichen Niederschläge und Unwetter und die darauf ein. setzende Hitzewelle waren, namentlich in den großen Ueberfchwem- mungsgebieten, der Entwicklung und Vermehrung jener kleinen aber sehr lästigen und unangenehmen Plagegeister des Menschen, der Mucken, außerordentlich günstig. Aus allen Teilen Deutschlands , vornehmlich aus den von der Ueberschwemmung betreffenden Gebieten kommen Nachrichten von dem Austreten ungeheurer Mücken- schwärme, welche neben den schon durch die Wassermengen onge- richteten Schäden dem Menschen das Leben recht unangenehm machen und ihn selbst des Nachts nicht zur Ruhe kommen lassen, ja sogar dem Gesundheitszustande Schaden zufügen, indem sie in einigen Gegenden eine fieberartige Krankheit verbreiten sollen, über deren Urheber anscheinend noch keine Klarheit herrscht. Wohl bekannt sind die entsetzlichen Mückenplogen, die in den tropischen und subtropischen Sumpfgebieten austreten. Di« Moskitos mächen dort den Reisenden und Ansiedlern das Leben fast zur Unmöglichkeit. Sie sind die Ueber» träger verschiedener sieberartiger Krankheiten, deren Bekämpfung häufig große Schwierigkeiten bereitet. Verbreitung über die ganze<kröe. Die Mücken, namentlich die Stechmücken sind fast über die ganz« Erde verbreitet. Rur gebirgige Gegenden, die nur von schnell- fließenden Bächen bewässert werden, und wüstenartige oder wosser- lose Steppengebiete sind von ihnen verschont. Sie bedürfen ihrer Vermehrung des stehenden Wassers, in das sie ihre Eier ablegen und in welchem die Entwicklung derselben vor sich geht. Sumpflöcher und Pfützen. Teiche und stehende Gewässer jeder Art, selbst faulig« und stinkende sind günstige Brutstätten. Hier hinein legen die Weib-
Stechmücke
Malarlemücke
chen eine größere Anzahl von länglichen und walzenförmigen Eiern dicht unter der Wasseroberfläche nebeneinander ab. Die Entwicklung geht sehr schnell vor sich. Schon nach sechzehn bis oierundzwanzig Stunden oerlassen die Larven am unteren Ende des Eies die Eihülle und gelangen sofort in ihr Lebenselcmenl, das Wasser, in dem sie die ihnen zusagende Nahrung, faulende Pslanzenteile und ähnliches finden. Die Larven sind von merkwürdiger Gestalt. Ihr Körper ist langgestreckt, teilweise mit einigen büschelförmigen Borstenbündeln
besetzt und haben am vorletzten Ring des Hinterleibes ein Atemrohr, mit dem sie unbeweglich am Wasserspiegel mit dem Kopf nach unten hängen und Luft einatmen. Bei der geringfügigsten Störung oer- lassen sie den Wasierspiegel, um bald wieder in ihrer Lieblingsstellung dort zu erscheinen. Im weiteren Berlaus der Entwicklung machen die Larven vier Häutungen durch, um nach der letzten als Puppen zu erscheinen. Dies alles ist innerhalb von acht Tagen erledigt. Die Puppen sind an dem hochgewölbten Brustabschnitt leicht erkenntlich, an dem sich zwei hörnchenförmige Atemröhren befinden, mit denen sie am Wasserspiegel hängen, um ab und zu unter kräftigen, schlagen- den Bewegungen unter dem Wasserspiegel zu verschwinden. Nach zwei bis drei Tagen platzt oben die Hülle der Puppe und aus ihr kriecht eine sertme Stechmücke hervor, die bis zur Erhärtung der Flügel auf der Puppenhülle sitzen bleibt. Die gemeine Stechmücke ist über ganz Europa , Nordamerika und Nordafrika verbreitet. Sie ist in unserer Heimat neben der größeren geringelten Mücke am bekanntesten.« die blutöürstigen Weibchen. Im Gegensatz zu den weiblichen Stechmücken sind die Männchen harmlose Tiere, die niemals stechen. Zu ihrer Nahrung, soweit sie überhaupt welche aufnehmen, dienen Pslanzensäste. Die blutdürstigen Weibchen dagegen nähren sich von dem warmen Blut der Säugetiere und Bogel . Ilm zu ihrer Nahrung zu gelangen, sind sie mit beson» deren Werkzeugen ausgelotet, die ihnen ein Durchstechen der Haut ermöglichen. Den männlichen Slichmücken fehlen diese Stechapparate im allgemeinen gänzlich, während die Weibchen zwei Paare zu kleinen Dolchen umgeforinter Kiefer, zu denen als ein Fortsatz der Unterlippe noch eine Borste hinzukommt, besitzen. Alle diese Teile liegen in dem sogenannten Rüssel, der aus der langen, rinnen- förmigen Unterlippe und der dieselben bedeckenden Oberlippe besteht. Sobald es einer weiblichen Mücke gelungen ist, ihren Rüssel aus die haut anzusehen, so stößt sie die lanzettsörmigen, an der Spitze mit widerhacken versehenen Kiefer wie eine Säge schnell auf und nieder. bis sie die Oberhaut durchbohrt und ein kleines Blutgefäß an- gestochen hat. In diese Wunde spritzt nun die Mücke ein wenig ihrer Speichelslüssigkeit, die anscheinend ein Gerinnen des Blutes ver- hindern soll. In vollen Zügen schlürft sie die ersehnte Nahrung ein, bis ihr Saugmagen gefüllt ist. Geräuschlos fliegt sie nach gehaltener Mahlzeit von bannen, um sich an einer ruhigen, nicht luftigen Stelle niederzulassen und der Verdauung zu pflegen. Manche Stechmücken werden nicht nur den Menschen und den Tieren durch das Stechen und Blutsaugen lästig, sondern sie übertragen verschiedene Krank - heitserreger, die teilweise recht gefährlich werden können und sich auch durch ihre Ueberträger, die Mücken, weiter ausbreiten können. Zu diesen Mückenarten zählt auch die Malariamücke, die das Wechsel- fieber oder die Malaria durch ihren Stich übertragen kann. In ihrer Lebensweise haben diese Mücken viel Aehnliches mit den Stechmücken. Sie sind von diesen durch die langen, viergliedrigen Taster, die bei beiden Geschlechtern so lang wie der Rüssel sind, zu unterscheiden. Bei den weiblichen Mücken sind sie dünn und stabförmig, bei den
4, Marcia Reale. Novelle von Andreas Lahko. „Pierrinol Wirst du herkommen, elender, verfluchter Köter!... Komm, komch, mein Liebling!"... Und immer, wenn sie sich zu weit vorgewagt hatte, fuhr sie wieder erschrocken unter das Haustor zurück, in den Hals getroffen von dem eisigen Regen. Pierrino machte die Sache offenbar Spaß. Er war froh, frische Luft zu schöpfen, galoppierte davon und raste kläffend zurück, ohne sich um Vorwürfe und Bittgesuche zu kümmern. Sein warmes Plätzchen, oben in den hell erleuchteten Räumen war ihm�i sicher, warum sollte er sich nicht nach Herzenslust austoben? Wer sich da drinnen geborgen wußte, in diesem herrschaftlichen Haus mit weichem, rotem Teppich auf den Marmorstufen, konnte fich's erlauben, mit dem Regen fein Spiel zu treiben!... Pasquali starrte neidisch in die Tor- einfahrt und überlegte gerade, ob er es nicht versuchen sollte, hinter dem Mädchen hineinzuschlüpfen?, als von der gegen- überliegsnden Seite der Straße jemand höhnisch rief:„Lassen S'e doch den dummen Pierrino, /chöne Signorina! Erlauben Sie, daß ich mich auf sein Kissen lege, der Teufel soll mich holen, wenn ich mich zweimal rufen lasse!... Ein gewöhn- licher Christenmensch ist am Ende auch so viel wert wie ein Hund!" Cesare Pasquali vergaß für einen Moment seinen Hunger, wie Branntwein prickelte ihn dieser Spott durch die Adern, er hätte dem Unbekannten'die Hand schütteln mögen für den Zuruk, der endlich in Worte aoß, was ihn fast ersticken machte vor Erbitterung. Die Zofe faßte die Ansprache ganz anders auf. Sie würdigte den frechen Strolch kemes Bickes, so lange er jenseits des Fahrdammes stehen blieb. Als sich der Mann aber anschickte, zu ihr herüber zu kommen, sprang sie erschrocken in die Einfahrt hinein, behielt die Klinke in der Hand und schrie, mit dem Fuße stampfend:„Pierrino! Ich lasse dich draußen, wenn.. „Das werden Sie bestimmt nicht tun, Signorina." kicherte der Silizianer. denn fein Dialekt ließ keinen Zweifel über feine Heimat,„schauen Sie nur uns arme Teufel an. wie der Regen aus unseren Kleidern trieft. Ihre Herrschaft könnte kein Auge schließen heute nacht, wenn sie Pkerrinos zarten Pelz in solchem Zustand wüßte!" Das Mädchen war den Blicken des Fremden gefolgt und
stieß einen leisen Schrei aus, als es bemerkte, daß der gefähr» liche Mensch nicht ohne Grund in der Mehrzahl sprach, sondern einen Spießgesellen bei sich hatte, der schon aus wenige Schritte herangeschlichen war. Zum Glück fand auch Pierrino die beiden Zuschauer ungemütlich, er sprang ins Haus, so daß die Magd das Tor zuschlagen konnte, ehe die Strolche Zeit gefunden hatten, ihr an den Leib zu rücken. Als Hund und Mädchen verschwunden waren, unterzogen die beiden neuen Bekannten einander zunächst einer stummen Musterung. Der Sizilianer zuckte die Achseln:„Run ja," meinte er,„einen Hund jagens nicht auf die Straße bei solchem Wetter, das ist schon richtig. Aber ein Mensch, der kein Geld in der Tasche hat? Das ist was anderes!... Hast du schon irgendein Plätzchen in Aussicht für die Nacht?" Pasquali wurde verlegen. Etwas war ihm unheimlich an dem neuen Kameraden. Es war wohl bestimmt der fizi- lianische Dialekt, den er sprach, aber er sprach ihn ganz eigen. wie angelernt, und dazu hatte er ein seltsam lebloses Gesicht, so starre Augen, daß der Leinenweber es unwillkürlich ver- mied, ihrem Blick zu begegnen Erst als der Fremde seine Frage noch einmal wiederholte, nannte Pasquali die Adresse der Matrosenkneipe, fügte aber sofort hinzu, daß dort zwei Lire bei der Aufnahme schon abgefordert wurden. „Ach so," rief der Sizilianer und oerbeugte sich spöttisch bis zum Boden,„entschuldigen Durchlaucht, ich habe es nicht gleich erkannt, daß ich es mit einem oerkleideten Großfürsten zu tun habe, der gewöhnt ist, zwei Lire für sein Nachtlager zu zahlen." Statt jeder anderen Antwort hielt Pasquali dem Spötter sein erbetteltes Geldstück unter die Nase:„Dieses Vermögen verdanke ich dem Glück, einem wohltätigen Großfürsten begeg- net zu sein, der es gnädig aus seinem kostbaren Pelzmantel für mich herausfischte," höhnte er zurück und erzählte gleich ausführlich die Erlebnisse der drei letzten Tage, von dem Auszug aus seiner Heimat bis zu ihrer Begegnung.„Mit meinen vier Saldi werde ich wohl auch für die vierte Nacht unter eine Brücke kriechen müssen. Oder weißt du am Ende was Besieres? Der Fremde ließ die schüchtern gestellte Frage unbeant- wartet und schob Pasquali an der Schulter in eine schmale Quergasse hinein.„Bor allem wollen wir aus der Via Balbi fortkommen," erklärte er,„um diese Stunde schnüffeln die Dreispitze die Hauptstraßen ab, da kannst du leicht schneller ins Trocken« kommen, als dir lieb ist."
Männchen dagegen an den verdickten Enden stark behaart. Während der Ruhestellung ist die Körperhallung beider Mückenarten recht ver- schieden. Bei der Stechmücke ist der Rüssel schräg zum Körper ge- stellt und bildet mit diesem einen deutlichen Winkel, während bei der Malariamücke Rüssel und Körper in dieser Stellung«ine gerade Linie bilden. Malariamücken auch bei uns. Das Berbreitungsgebiet dieser Mückenart erstreckt sich über Nord- amerika und Europa : ja sogar in Lappland ist sie zu finden. Be- sonders im Mittclmeergebiet ist sie weit oerbreitet. So tritt sie in der römischen Campagne in-großen Mengen auf. 3n Deutschland ist die Malariamücke aus verschiedenen Gebieten bekannt, so kommt sie in der norddeutschen Tiefebene an zahlreichen Orten vor. Auch in der Umgebung von Berlin ist sie wiederholt beobachtet worden. An das Borkommen der Malariamücke ist keineswegs immer das Auftreten des Wechselsiebers gebunden, zumal wenn der Parasit, der das Fieber erregt, nicht vorhanden ist. Die Mücken übertragen mit ihren Stichen die entwickelten Keime des Malariaerregcrs in das Blut des von ihnen gestochenen Menschen, die dann das Austreten des Fiebers verursachen. Dazu ist aber notwendig, daß die Mücken bereits vor- her einen mit Malaria behafteten Menschen gestochen und von dem mit den Keimen des Malariaerregers verseuchten Blute sich voll-
gesogen haben. In ihrem Körper entwickeln sich diese Keime und werden dann beim Stechen weiter verbreitet. Da in Deutschland das Austreten des Wechselsiebers eine recht seltene Erscheinung ist, so ist natürlich eine Uebertragung durch die Malariamücken kaum möglich. Die Stechmücken kommen als Ueberträger nicht in Frage, da sich in ihrem Körper die Malariakeime nicht entwickeln können. Ein Sekämpfungsmittel. Bon anderer Seite wird uns zur Bekämpfung der Mückenplage in den Wohnungen folgendes empfohlen: Die erfolglosen Jagden auf die blutdürstigen Bestien bleiben leider erfolglos, denn so viel man sie gejagt hat, bei Berlöfchen des Lichtes beginnt auf's neue das Pro- pellersurren, bis der Jäger der Verfolgte wird und sein Blut al» Opfer bringt. Glücklich ist dann der Haushalt daran, der einen Staubsauger besitzt. Mit diesem Instrument lassen sich nämlich die Mücken glänzend wegfangcn, was viele nicht wissen dürften. Man braucht das Saugrohr nur in die Nähe des stillsitzenden Insektes zu bringen und sofort ist es von dem saugenden Luftstrom erfaßt und wird verschlungen. Selbstverständlich sind zu dieser Verbrecherjagd am besten die Morgenstunden zu benutzen, wo die gesättigten Räuber still an der Zimmerdecke sitzen. Wer Rauch zur Mückenbekämpfung vorziehen sollte, dem ist auch zu empfehlen, abends das Zimmer aus- zuräuchern, wozu man am besten die in den Geschäften erhältlichen Räucherkerzen kauft. Selbstverständlich sind Türen und Fenster abends im belichteten Zimmer zu schließen, da bekanntlich die Mücke zum Licht fliegt. * Neben diesen beiden Mückenarten gibt es noch eine Anzahl anderer Mückenarten, die aber harmloser als die besprochenen Arten sind. So sind die Büffelmücken keine Blutsauger. Ihre zart durch- sichtigen Larven schiqimmen wagerecht und treten zeitweise in großen Schwärmen auf, so daß sie ebenso wie die Larven der Zuckmücken, die auch gern im Schlamm leben, in größeren Mengen gesangen und als Fischfutter verwendet werden. Die hier vorkommenden Zuck- mücken, welche den Stechmücken ähnlich sind, haben infolge ihres kurzen Rüssels nicht die Fähigkeit, Blut zu saugen.
Pasquali schüttelte unwillig die Hand des Fremden ab von seiner Schulter und bohrte die Augen mißtrauisch in das unheimliche Gesicht. Es paßte ihm nicht, mit solcher Selbst- Verständlichkeit dem lichtscheuen Gesindel zugezählt zu werden, das die Polizei zu fürchten hatte. Der Mensch sollte wissen, daß man noch lange kein entsprungener Sträfling sein mußte, weil man nur zwanzig Centesimi in der Tasche hatte. Der Sizilianer nickte nur bedächtig mit dem Kopfe, ohne die Zurechtweisung irgendwie übel zu nehmen.„Ja, ja," brummte er,.ich habe es dir sofort angesehen, daß du ein Grüner bist. Wer noch nicht in ihren Büchern steht, ist am alleroerdächtigsten, merk dir das, mein Lieber.,.. Was schaust du mich so merkwürdig an?" „Ich?" staunte Pasquali,„du hast so eine Art, einen anzustarren." Der Fremde kicherte lautlos in sich hinein.„Das ist nur mein rechtes Auge, es schaut, wohin es will, denn es ist aus Glas. Wenn es dich stört, kannst du's nachher in die Tasche stecken, habe es vorgestern schon einem Brillenhändler an- hängen wollen, aber er wollte es nicht haben, es sei schlechter Qualität. Ich habe ein prima Qualitätsauge dafür gegeben, das darsst du mir glauben. So geht es jedem, der mit dem Daterland Tauschgeschäfte macht." Cesare Pasquali blieb stehen.„Auch Kriegsinvalide?" rief er erfreut,„iva, ich habe ihnen diese zwei Finger gegeben, die beiden gerade, die ich als Leinenweber nicht entbehren kann. Finger aus schlechtem Glas haben's mir nicht anhängen können, nur eine Rente, die, genau für die beiden Finger ausreichen würde, aber nicht für den Menschen, der übrig geblieben ist." Er spie verächllich durch die Zähne, deutete an sich hinunter und quetschte mit einem leichten Druck einen wahren Bach aus seinem Aermel.„Du siehst ja!" „So ein blöder Hund, mit gestutzten Ohren und einer bissigen Schnauze hätt'st halt werden sollen! gab ihm nach einer Weile der Fremde nachdenklich zur Antwort und ließ den Kopf hängen.„Da schreiben sie Bücher und erfinden Geschichten, ich habe den Quark ja nun fünfzehn Jahre lang setzen müsien! Wozu viel erfinden?... Pierrino, mein Engel, laß dich herbei, ins Haus zu spazieren, kriegst eine feine Wurst und ein Samtkissen vor's Feuer... und zwei verhungerten Menschen schlägt sie das Tor vor der Nase zu, fragt den Teufel danach, aus welchem Misthausen sie verrecken werben." (Fortsetzung folgt.)