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Dienstag 27. �nif 1926

Unterhaltung unö AAssen

Seilage öes vorwärts

Mlbert, springe mal! von Karl Hermann Franz. Wenn ihr Dienstags ober Sonnabends in der Nachmittagsstunde durch den Stodtpark bummelt, versäumt nicht, den Weg am Wall hinter den Kasernen aufzusuchen. Tort bietet sich ein Schauspiel, das euer Herz erschüttert, das eindringlicher zu euch spricht als jene« Xlemento mori* weltabgeschiedener Mönche. Zwischen Busch und Baum vordringend bereitet sich die Front der militärischen Gebäude, jauchzende Kinderstimmen klingen her- über und ihr unterscheidet deutlich den sich wiederholenden Ruf: Mbert, springe mal! Albert, springe mal!" Kommt ihr näher, könnt ihr sehen, wie auf dempnbewaldetcn Streifen an der Kasernenmauer ein alter Kerl in Lumpen auf grauem Kopfe trägt er eine rote Husarenmütze den Popanz einer Gemeinde spielt, die in respektvoller Entfernung herumsteht und ihn mit gellenden Zurufen zu immer neuen Kapriolen anfeuert. Der Stromer bewegt sich schwerfällig wie ein dressierter Bär im Tanzschritt über die Erde, wackelt mit dem Kopfe, hebt und senkt die Arme, läßt sich nieder und kriecht auf allen Bieren. Nicht nur Dutzende von Kindern und Erwachsenen sehen seinem närrischen Treiben zu, auch in der Kaserne sind alle Fenster geöffnet und Sol- daten mit lachenden Gesichtern schauen aus den Stockwerken, neben sich auf dem Fensterbord ganze Stapel Ülter Kommißbrotreste. Wenn der Krei» der Zuschauer.Albert, springe mall" jubelt, dann schnellt sich der Alte mit ungelenken Gliedmaßen mühsam ein Stück vorwärts, im gleichen Augenblick setzt aus allen Fenstern ein Bombardement auf ihn ein, halbe und viertel Kommißbrote sausen aus der Höhe herunter und schlagen polternd um den Stromer zu Boden. Der Sinn des Spieles geht dahin, dem Kerl die rote Mütze vom Kopfe zu werfen! Das ist nicht einfach, obgleich ihn da oder dort ein Geschoß trifft. Dann riesel langsam Blut aus einer Schramme an der Stirn, auch das Ohr schwillt unförmig auf. Aber die Mütze sitzt fest und wartet auf den Königstreffer. In den Pausen sammelt der All« da» herobgeworfen« Brot in einem großen, braunen Sacke, er geht dabei sehr sorgsam vor, denn manch« Stück« sind well vom Ziel eingeschlagen und über die Erde gerollt, da muß er den ganzen Umkreis absuchen. Zuweilen bleibt er stehen, klaubt aus seinem zerrissenen Rocke«in schmutziges Tuch und wischt sich da, Blut ab. Mitunter zieht er auch eine Flasche aus der Hosentasche, hält sie gegen das Licht, eine gelbe Flüssigkell leuchtet in ihr. Wenn er von dem Fusel einen guten Schluck hinter die Binde gegossen hat, nimmt er mit oerdoppeltem Eifer seine Tätigkeit wieder auf. Dabei mag er an den Fuhrhaller denken, der für den gefüllten Brotsack zwei Mark gibt. Da» bedeutet für ihn fünf volle Floschenl Bald beginnt da» Spiel von neuem, der Sack ist noch halbleer und der Abnehmer häll auf Maß und Gewicht. Wieder bewegt sich der Stromer gravitätisch wie«in Tanzbär, läßt sich wie ein Äer necken, und hell erklingt der Zuruf der Kinder:.Albert, springe mal!" Aus der Höhe fahren in rasendem Schwünge die harten Brotrefte, schlagen dumpf polternd auf, rollen weiter und bleiben liegen. Wenn ober ein Wurf den Allen in dl« Kniekehlen trifft, dann nimmt der Jubel kein Ende, der Stromer knickt zusammen, die Mütze rutscht ihm vom Kopfe und der Kerl liegt da. Oben in den Fenstern biegen sich die Soldaten vor Der- gnügen, der Königsschütze bläht sich wie ein Hahn, unten tanzen die Kinder vor Lust, und die Großen lachen aus vollem Halse! Jauchzend schallt da» Geschrei empor:.Albert, springe mal! Albert, springe mal!" Mühsam erhebt sich der Alte, humpelt hin und her. sucht die Brotreste zusammen, nimmt den prallen Sack über die Schuller, reibt sich mit einer verzerrten Grimasse das getroffene Bein und hinkt davon. Könnt ihr euch vorstellen, daß dieser grauhaarige, verkommene Kerl einmal ein schmaler, blasser Junge gewesen ist? Was sein Leben auf eine schiefe Ebene gedrängt hat. will ich erzählen, er- wartet aber nicht große Ereignisse, dann würdet ihr enttäuscht. Ich kann nur von fast belanglosen Borsällen berichten, von!>«nen man nicht viel Aufhebens macht. Dielleicht war er zu empfindlich, besaß nicht die notwendige Widerstandskraft gegen seine Umwelt und ging darum zugrunde. Seine Mutter starb bald nach seiner Geburt. Sein Dater. ein kleiner schmächtiger Postschaffner, trug Jahre schwer an dem Verlust, aber die Kinder machten eine neue Heirat zur Notwendigkeit. So nahm er eine zweite Frau, ein großes, breithüftiges, willensstarkes Frauenzimmer, da» den Mann unterjochte und den Kindern Furcht und Schrecken einjagte. Albert war ein Jung« von vierzehn Iahren geworden, seine Lehrer hatten den Vater bestürmt, den begabten Knaben auf eine höhere Schul« zu bringen, und der ehrgeizige Postschaffner hatte dem Drängen nachgegeben. Der Sohn sah schon das Ziel seiner Wünsche ,n greifbarer Nähe, er besuchte die Tertia des städtischen Gymna- siums. Leicht wurde es ihm nicht, denn die Mitschüler höhnten über seine abgetragenen Kleidungsstücke und zu Hause hörte er da» Klagen und Keifen seiner Mutter über das hohe Schulgeld. In dieser Zeit war es, als ein unbegreifliches Schicksal den Jungen aus dem Gleis warf. Die Familie saß bei Tisch, die Suppe dampfte in den Tellern. Da geriet der Postschaffner mit seiner Frau zusammen, der Streit wurde heftiger und plötzlich schlug da« Weib den Mann heftig in das Gesicht. Der Bater fuhr nicht empor, er blieb zitternd sitzen, sagte kein Wort, verteidigte sich nicht, nur sein Gesicht war weiß und blutleer. Albert hatte atemlos den Vorfall beobachtet, er hörte wie au» weiter Ferne, daß seine kleineren Geschwister zu weinen begannen, aber der Dater rührte sich nicht, nahm den Schlag hin. Da sprang der Junge auf, griff nach dem Teller, schüttete in sinnloser Erregung die heiße Suppe dem hochausgerichtet dastehenden Weibe in da» Gesicht und schlug mit beiden Fäusten los. Mit einem einzigen brutalen Stoße wehrte die Angegriffene den schwächlichen Knaben ab, schwer fiel er auf die Dielen. Dann war der Bater über ihm, mit verzerrtem Munde stieß er zwischen den Zähnen hervor:Dich will ich lehren, dein« Mutter zu schlagen!" Und dann hieb er auf den am Boden Liegenden ein, ließ an dem Wehrlosen seine ganze unterdrückte Wut aus und fand mit seinen Mißhandlungen kein Ende. Von der Stund « an war der aufgeweckt« Jung« nicht wieder- zuerkennen, auf der Schule versagt« er vollständig, tagelang saß er untätig und sann vor sich hin und begriff nicht». Seine Vor- stellungen von Recht und Unrecht waren wie Glas zersplittert. Nie- wand hals ihm, sich in der harten Welt der Wirklichkeit zurechtzu- finden. Auf Drängen der Frau nahm ihn der Vater von der Schul?, die Kosten für einen Nichtstuer wollte er sich ersparen.

das Monstrum.

3n Frankreich ist es geluugeu, drei köpfe auf einen Rumpf aufzusetzen. Aber wird dieses Monstrum lebensfähig fein?

Man gab Albert zu einer kleinen Maschinenfabrik in die Lehre. Der schweren Arbeit waren seine körperlichen Kräfte nicht gewachsen, er litt maßlos, aber keiner hatte ein Wort des Bedauerns. Den anderen war es eine Freude, ihn da anzustellen, wo er unter dem Drucke schwerer Lasten zusammenbrechen mußte. Stemmte er mit zitternden Knien und berstenden Muskeln ein eisernes Gelenkstück, bis seine Arme erlahmten und ein Stärkerer zufassen mußte, setzte e« Scheltworte und Püffe, und der Meister drohte, den faulen Burschen davonzujagen. Es wäre noch alles gut geworden, wenn die Gesellen den Jungen nicht zu Botengängen gebraucht hätten. Er mußte in seinem be- schmierten Arbeitszeug über die Straße, bepackt wie ein Lastesel kam er mit Bierflaschen, Brötchen, Knobländern, Mostrich und Zigarren wieder. Dabei waren ihm einige seiner früheren Schul- kameraden begegnet und hatten sich über den Schlosserjungen lustig gemacht. Wie ein gehetztes Wild war Albert davongestürmt, aber die Zurufe hatten ihn doch erreicht und ihm vor Scham das Blut in die Wangen getrieben. Am nächsten Tage weigerte er sich, die Gänge zu übernehmen, man drohte, man schimpfte, man prügelt« ihn, da erst war er willig. Er trollte sich davon, aber kam nie mehr in die Fabrik zurück. Eine halbe Stunde später fand er sich bei seinem Bater auf dem Postamt ein: der hörte ohne Verständnis die Klagen de» jungen Menschen an. Was au» ihm werden solle, fragte der Postschaffner, wenn er die Lehre nicht durchmache? Er wäre kein reicher Mann, der seinem Sohne«in Rittergut hinterlassen könne. Er solle sich wieder an seine Arbeitsstätte scheren und seine Pflicht erfüllen. Da ging der Junge, aber nicht in sein'Ioch, sondern hinaus in die Freiheit der Landstraße.

Menschen am Meer. Von Alfred Hein . Die alte Lehrerin. Liebe und Leben sind fast verwelkt. Nur ihre Augen flammen noch einmal jungseltg, da sie auf ihre absteigenden Tag«, die Schul- klassenluft grau unter der Haut, sich die paar Groschen zusammen- gespart und weither aus dem verrauchten Industriegebiet im Binnen- lande in die reine klare Atmosphäre des gewaltigen Meeres gefahren war.Ich habe diesen schönen Abend erlebt, nun könnte ich sterben", denkt sie. Und lächelt mit ihrem häßlichen Gesicht, da» sich langsam rötet. Oder trifft sie nur die rorc Sonne mit mitleidigem Schein? Der 2azz-Tänzer. Kurz vor der Reunion steht er sich auch einmal da» abend- sonnig« Meer an. Um davon mit seiner Dame sprechen zu können. Aber er schaut doch nicht hinaus, sondern betrachtet die weiblichen Wesen und sucht sich die Schönste au«, eine schlanke Blondin«. Als wollte er besonders ein erschütterndes Moment des Unterganges der Sonne umträumen. rückt er wie von ungefähr am Geländer des Seestegcs näher und näher. Schaut fast durch das Goldgelock der Dame. Fühlt schon seine Hände sich um den ranken Leib schmiegen. Da sieht er den Ehering an ihrem Finger. Enttäuscht sucht er weiter die oerschwärmten Frauengesichter auf und ab. Eine lächelt ihm zu.Ich bin doch hübscher als so'n Sonnenuntergang," denkt er eitel und schaut die tadellose Bügelfalte herunter und rückt den Schlips zurecht. Die Stenotypistin. Sie hat nur ein Ausflugsbillett und muß mit dein letzten Zuge. der kn die große dunkle Hafenstadt zurückgeht, wieder heim. Heim? Da» Bureau mit den schwarzen Klappermaschinen, ein möblierte»

Zimmer mit einer klatschigen Wirtin wartet. Die Wirtin wird fragen:Na, sooo lange waren Sie? Und gaanz allein?" Ja. Allein. Der Schatz hat sie verlassen. Sie betet zur Sonne und zum Meer um das Glück: Ein Haus, einen lieben Mann, zwei hübsche Kinder. Bloß bißchen Geld. Aber immer wieder kehrt die kleine Schüchterne mit den schwarzen Augen und den müden Falten um den jungen, aber schon wellenden Mund, an d>e Maschine mtt den sechzig Zeichen zurück und tippt trockene Zahlen undAuf Ihr Geehrtes vom 13. d. M. teilen wir mit"... Langsam wendet sie den Blick von der schönen Sonn«, vom friedlichen Wiegen de» sommerlichen Meeres und geht so allein und so schwer das leere Leben tragend, zum Bahnhof, ohne Tränen, in sich schluchzend, daß das Herz fast zerspringt. An den feinen Damen vorbei, an den eleganten Herren. Mancher schaut ihr nach. Sie weiß aber, daß keiner sie erlöst in ein Hausmütterchen-Idyll hinein. Ein Kind läßt vor ihr ein« Blmne fallen. Sie nimmt sie nach Haus und wird dies« Nacht mit der Blume schlafen, als hätte sie ein Kindlein im Arm. Drei Musikanten. Das Konzert im Kurpark ist zu Ende. Der Posaunenbläser. der Paukenschläger und der Mann mit der Oboe stehen, bepackt mit ihren Instrumenten, am Seesteg. Scheu. Nur einen Blick aus das goldblaue Meer vor Abgang des Hafenstadtzuges, woher sie für ein paar Pfennige kamen, werfend, nachdem sie den ganzen Nachmittag geblasen und die Pauke geschlagen haben, indes die feinen Leute acht- los an ihnen vorüberwandelten, nur ihre Musik gerade noch so hinnehmend. Jetzt trifft sie manch vrüfender Blick der Vorüber- gehenden: Was wollen die hier? Sie ober wollen auch zu Haus beim Käsebrot und Flaschenbier erzählen, wie herrlich es an der See sei und wie alle» eine Musik von Farben war bis in die Unendlich- keit hinein. Und ihre blassen Kinder werden sagen:Dater. nimm mich doch mit!" Da wird die Mutter dazwischenfahren:Ihr seid verrückt! Wir haben doch kein Geld!" Der Mann mit der Oboe hat vom vielen Blasen einen ganz spitzen Mund. Er sieht abstoßend häßlich au». Das Meer erglänzt majestätisch. Die elganten Menschen wandeln an ihm, unangenehm berührt, vorüber. Eine schöne Frau lacht über seinen komischen Mund. Der Dichter. Er dichtet natürllch immer. Er schaut letzte Dinge sozusagen. Er spricht laut sehr gewählte Worte über das Meer, Hamlet , jüngste« Gericht, Sonnenprotuberanzen und Goethes Lied an den Mond, das er sich wünsche, eines Tages zu übertreffen. Er zitiert eine Stelle au« seinem demnächst zur Uraufführung gelangenden Drama. Er ist ganz Seele, die er zur Schau trägt auf dem Trapez spitzmündig �cionrner Worte. Zwei junge Mädchen lauschen ihm andächtig zu. Nicht sie, nur ihre Andacht und Bewunderung liebt er. Nicht das Meer, die Sonne und den Himmel, nur daß er so herrlich sie zu bedichten versteht, macht ihm diesen abendlichen Augenblick wertvoll. Er zeigt hinaus auf ein Segelboot und empfindet selbstbewußt die Grazie der Situation. Sein Name wird von Dorbeipromenierenden geflüstert. Noch nke war er so glücklich wie an diesem Abend. Die verliebten Mädchen zur Seite, aus dem Wege zum Ruhm. Die Sonn« windet eine goldene Gloriole um seine Lockenmähne, das Meer brestet sich zu seinen Füßen, winzig vor der unendlichen Macht seiner erhabenen Gedanken. Er durchschaut und weiß olle». Nur daß er ein ganz großes kaltherziges Ekel ist, das weiß er nicht. Der Einsame. Fernab vom Seesteg auf einer verlassenen Düne hockt er seit Stunden. Meerwind ist längst bis ins Blut gedrungen, die Sonn« ergießt sich in sein wie ein Blumenkelch geöffnetes Herz. Er ist maßlos oerwundert über die Pracht dieser Erde und dieser Stunde. Cr lächelt dankbar der unbekannten Macht zu, die ihn dies Einzige erleben läßt. Er atmet langsam im Rhythmus des Wellenschlages. Er sühlt, wie sein Körper Wurzeln schlägt im Meeressand. Er dringt in die Tiefen der wallenden Waiser mit fernem Blick und findet versunkene Jahrtausende in einer Minute. Die Sterne stehen in ihm auf und trogen seine stille kleine Seele ins All hinaus. Er weint vor Demut, daß er so groß sein darf in seiner Winzigkeit, um die gigantischen Myriaden de» Himmels zu ahnen. O wäre sein Aug« wenigsten» so groß wie das Meer, um den Glanz ewiger Welten spiegeln zu dürfen. Er möchte ganz sein unmenschliches Ich, da» einem mühseligen Gehaltsempfänger im Bureaudienst gehört. eintauschen gegen die Namenlosigkeit des Meeres. Wenn sein Auge so still da läge, und das Gold und Blau dieses seligen Himniels spiegelte. Einsim. Voller Friede. Im Dom der Reinheit dieses Firmaments der Opferaltar sein, der heilige Spiegel nur der ewigen Wahrheit. Voll Rausch wankt er endlich zum Zug, der gerade zum Bahnhof hinausfährt. Er ist so voll de» Glücks, daß er dem Miß- geschick nicht zürnt. Eine Nacht ist ihm wie das Rinnen eines Sand- kornes durch seine Hand, die längst wieder auf der Düne verträumt spielen darf, indes dos weite aufgetane Auge von ferne letzte aus- laufende Scheine des Nordlichte» leuchten und nächtige Vögel kreisen sieht, die in den sturmgezackten Kiefern der Dünen nisten. Der Sommernochtwind singt. Die Wogen orgeln.

vor kühle haustrunk. Man kann einen Trunk selbst im heißesten Sommer kühlen und kühl halten, ohne daß man dazu Eis braucht. Ganz ausge- zeichnet sind die Leute in sehr heißen Ländern auf die Bereitstellung erfrischender Getränke eingerichtet. In Westindien , Spanien , Portu- §al und Aegypten gibt es seit alter Zeit besondere Gefäße, in denen ilüssigkeiten stets kühl bleiben. Sie sind aus Ton hergestellt, aber nur so schwach gebrannt, daß sie etwas Flüssigkeit durchlassen und daher auf der Außenseite beständigschwitzen". Nun verdunstet natürlich diese ausgedrungene Feuchtigkeit, und zwar um so kräftiger, je heißer e» ist, und besonders, wenn etwas Zug herrscht. Ver- dunstung erzeugt aber bekanntlich, wie man kurz sagt, Kälte, und so hält sich der Inhalt dieser Krüge stet» frisch. Warum gebrauchen wir solcheAlcarrazas", wie sie der Spanier nennt, nicht auch? Man kann aber«inen Ersatz schaffen. Man umhülle«in Gefäß, in dem sich Milch, Limonade und dergleichen befindet, mit einem leinenen Tuch, da» man anfeuchtet, und da» feucht bleiben muß. Um sich eine Wartung des Tuches zu ersparen, stellt man das Ge- faß in«inen Suppenteller, den man genügend mit Wasser füllt. Dieses saugt sich dann ganz von selbst in den feinen Zellen des Gewebes empor, und versorgt es stet« wieder mit Feuchtigkeit, wenn durch Verdunstung ein Abgang stattgefunden hat. Man sorge nur möglichst dafür, daß Krug oder Glas etwas von bewegter Luft umspült werden. Sie mögen ihren Platz am offenen Fenster finden, und es schadet nichts, wenn die Sonne ein wenig darauf brennt. Vorzüglich« Wirkungen kann man auch durch sogenannte Kälte- Mischungen erzielen. Wenn man zum Beispiel gewöhnliches Kochsalz reichlich in Wasser schüttet, so wird dessen Temperatur um einige Grade herabgedrückt. Da» Salz schmilzt bekanntlich im Wasser, und dabei wird Wärme verbraucht, die der Lösung entzogen wird. AlsSalz" benutzt man aber hesser salpeiersaure» Ammoniak, das sich im Handel für wenig Geld erstehen läßt. Man stellt bei seinem Gebrauch da» zu kühlend« Gesäß in ein größeres, gießt in da» letztere Wasser, und schüttet in dieses da« Ammoniak, das aber zuvor recht fein zerkleinert werden muß, damit es vielseitig von Wasser umspült werden kann. Es genügen zum Abkühlen eine» Getränke» schon 200 Gramm Solz aus ein Liter Wasser. Nimmt man mehr Ammoniak, so kann da» äußer» Wasser eine Temperatur bis zu 17 Grad Kälte erreichen, wobei es jedoch nicht gefriert, weil es salzhalttg ist. HansBourguiu.