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Gruppierungen die tatsächliche Führungsfunktion über­nehmen.

Auf diese Weise bleiben die Grenzen zwischen Führer und Masse flüssig, und in der Führung vollziehen sich Aende­rungen, ohne daß zum Abfägen ganzer Führergarnituren" gegriffen wird, wie sie bei den kommunisten ständige llebung ist.

Es liegt in der Natur des Gegenstandes, daß Geyers. Buch über die Enge des eigentlichen Themas, des Führer­problems, weit hinausgreifen muß. Wo es zu einem welt­anschaulichen und politischen Bekenntnisbuch wird, da wird es besonders interessant. Sein Sozialismus ist organisch verbunden mit der Demokratie, die es als eine fitt­liche Grundforderung, als menschliche Grundstimmung und Willensrichtung", die nur vom Menschen her verstanden werden fann", definiert. Neben dem rein Verstandes­mäßigen räumt es dem Gefühls- und Willensmäßigen einen

Gürtner.

Das bayerische Justizministerium schweigt.

Anklage, die der Reichstagsabgeordnete Genoffe Levi in Das bayerische Juftizminifterium schweigt auf die voller Deffentlichkeit gegen den Justizminifter Gürtner

erhoben hat.

Die einzige Erklärung, die aus München   zu dieser Antlage zu erhalten war, lautete, die Anklage sei unbegründet". Die Anflage verwies ausdrücklich auf Vorgänge, die attenmäßig festgelegt sind. Mit dem Gestammel ,, unbegründet" sind diese Borgänge nicht aus der Welt zu schaffen.

Ein Mitglied des bayerischen Staatsministeriums ist auf das schwerste angeklagt. Wird das bayerische Staatsministe­rium fchweigen?

Der Volksopferprozeß.

weiten Plag ein. So ist denn auch Gener, weitab von jedem 10 000 Mark von der deutschen   Nothilfe gepumpt und wissenschaftlich drapierten Fatalismus, start aktivistisch. Sozialistischer Aktivismus in der Demokratie ist aber nicht ,, ungestümer Wille zur Opposition", sondern ,, ungestümer Wille zur Regierung". Ein Wille zur Regierung- nicht die Resignation, daß man von Fall zu Fall auch an der Regierung teilnehmen müsse wie an einem schlechten Geschäft. Ein Wille zur Regierung, der verbunden ist mit Hochspannung der Idee." Gener tommt zu dem Schluß:

Der Vorwurf, daß die Sozialdemokratische Partei   unter dem Säfarismus herrschaftsmäßiger Führer litte, ist lächerlich. Der Vorwurf, daß die bloße Routine auf Kosten der Idee zu stark betont werde, ist ernsthaft.... Die wirksame organische Einheit der Funktionen der Hochspannung der Idee und Handhabung der politischen Mechanit bleibt zu finden. Dasselbe Problem hat einmal Victor Adler   in die Worte zusammengefaßt: Mit dem Opportunismus fann man alles, nur eines nicht: man fann sich nicht für ihn be­geistern." Wo Hochspannung der Idee" ist, da ist Be= geisterung. Aber, wo es gilt, die politische Mechanit zu handhaben" und die zähen, trägen Dinge in der Richtung auf die Idee ein mehr oder weniger bescheidenes Stückchen vorwärts zu schieben, da fommt man über die Notwendigkeit des Sidhjanpaffens an die gegebenen Umstände, über einen gewissen Opportunismus nicht hinweg.

Diefer unglückliche Gegensatz, an dem wir alle leider, it glücklicherweise zeitlich bedingt und nicht unüberwindbar. Er wird überwunden durch die zunehmende politische Schulung der Massen. Je größer der Teil von ihnen wird, der geistig au den Aufgaben der Führung heranwächst, der imstande ist, fich in diese Aufgaben hineinzudenken, der insbesondere be­greift, daß die Partei nicht bloß um ihrer selbst willen, son­Sern um des arbeitenden Volkes willen da ist und daß nicht Fordern und Kritifieren, sondern Verwirklichen und Durch jezen die beste Werbearbeit ist desto eher wird es möglich sein, zwischen den Funktionen der Hochspannung der Idee und der Handhabung der politischen Mechanit" jene or­garische Einheit" herzustellen, die Geyer verlangt.

Geyers Buch ist alles andere als eine platte Agitations schrift. Es ist keine fritiklose Berherrlichung der Partei. lus ihm spricht forgende Liebe zur Sache des demokrati schen Sozialismus selbst, der sich ein starker Geist mit Starter Ueberzeugung zugewandt hat. Daß Gener auch nach lleberwindung feiner politischen Sturm- und Drangperiode ein Problemsteller, ein Guchen der bleibt, ist nicht das Schlechteste an igm. Denn gerade das macht ihn zu einem Bortführer eben jener jungen Generation, die feine fertigen Resultate serviert haben, sondern sich ihren eigenen Weg er­fämpfen will, und die in welchem Lager sie heute auch immer stehen mag- mit ihrem Drang nach neuer Erkennt­nis und neuem Schaffen unser aller Hoffnung ist.

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an die nationalen Verbände weitergegeben! Dresden  , 28. Juli.  ( Eigener Drahtbericht.) Der Angeklagte Meißner, der in der ersten Instanz mit der hochgestellten, aber unbekannten nationalen Persönlichkeit operierte und diese als Geld­geber bezeichnete, von deren Geld er die Zuwendungen an die natio­nalen Organisationen bestritten habe, hat nunmehr auf das Bor. schieben des großen Unbekannten verzichtet und gibt zu, daß die frag lichen Gelder dem Volksopfer entnommen worden sind. Im weiteren Verlauf der Verhandlung teilt der Vorsitzende mit, daß die Ladung des 3eugen Uth, der über die Verwendung eines Darlehens an die Reichswehr   gehört werden sollte, daß Uth in Wien   verunglückt sei. Kurz darauf wurde das Gericht von der Reichswehr   unterrichtet, daß Uth in Berlin   zur Verfügung stehe. Das Gericht hat die Ladung des Zeugen angeordnet.

Die Aussagen des Angeklagten Gründel brachten nichts Neues: Ich hatte eines Tages dem Kapitänleutnant Neues: Ich hatte eines Tages v. Abendroth gesagt, daß Meißner für den Nationalen Klub Gelder aus dem Volksopfer entnommen habe. Von Abendroth er wiberte hierauf nichts.

Prozeß als politische Mission hinstellte, heute als frankhafte Ein­Meißner bezeichnete feine Reise nach St. Moritz  , die er im ersten bildung". Zuerst habe er bewußt die Sache wahrheitswidrig dar. gestellt, dann aber angefangen, felbft daran zu glauben. Etwa 6000 m. hat er dem Wirtschaftlichen Nachrichten dienst des Industrieverbandes gegeben. Dieser Nachrichtendienst, lichen der Bekämpfung des Margismus dienen, hat das con dem Meißner erklärt, daß seine etwa 8 Abteilungen im wesent­Darlehen später en Meißner zurückgezahlt, dieser hat es aber nicht wieder dem Volksopfer zugeführt, sondern aufs Neue für den Nach­richtendienst verwandt. Zu einer Zeit, als die Kaffe des Volksopfers infolge der häufigen Inanspruchnahme leer geworden war, wandten sich Meißner und Löffler an die Deutsche   Nothilfe in Berlin  . Eie erhielten ein Darlehen von 10 000 m auf den Namen des Boltsopfers, das nach 2 Wochen zurückgezahlt werden sollte. Nach der Rückkehr nach Dresden  , wo man anscheinend schon auf Geld wartete, wurden 6000 M. an nationale Verbände gegeben.

as Meißner mit den reſtlichen 4000 M machte, ist nicht bekannt

geworden.

bungen". So habe er als Kind einmal eine zeitlong fest daran ge­Meissner erzählt dann weiter von seinen tranthaften Einbil glaubt, daß er nicht das Kind feiner Eltern sei, Sollte. Meissner mit diesen franthaften Einbildungen" etwa dem Psychiater winten?

Die Fahnenschänder von Konstanz.

flagten wurden freigesprochen. Die Gymnafiasten waren furz nach der Tat aus der Anstalt ausgewiesen worden.

Außerdem hatten sich vor dem Schöffengericht 23 Schüler des hiesigen Technikums wegen 3 weitampfes mit tödlichen Waffen zu verantworten. Die Angeklagten waren beschuldigt, schliffenen Waffen Mensuren ausgetragen zu haben. Sämtliche am 16. März d. J. im Saale eines hiesigen Gebäudes mit scharf ge­Studenten wurden zu drei Monaten Festungshaft sowie zur Tragung

der Kosten verurteilt. Es wurde ihnen Bewährungsfrist zugebilligt.

Polizeitag in Bochum  .

Die Aufgaben der Schutzpolizei   in der Demokratie. Am 26. und 27. Juli fand in Bochum   ein rheinisch- west­fälischer Polizeitag statt, den die Freie Vereinigung für Polizei- und Kriminalwissenschaft in Verbindung mit dem preußischen Innenministerium, der Vereinigung der Polizeioberbeamten des

rheinisch- westfälischen Induſtriegebietes, der Westfälischen Berwal­

tungsakademie veranstaltete. Zahlreiche Vorträge behandelten das Problem der Schutzpolizei und die Stellung der Polizeibeamten zum demokratischen Staat. Erfreulich war es, daß allgemein aner­fannt wurde, daß sich die Stellung der Polizei im modernen Staat grundlegend geändert hat. So führte Polizeischuldirektor 2. Bartels in einem Vortrag über Polizei, Publikum, Presse" aus, daß sich der Bolizeibeamte nicht mehr wie in den Zeiten des Obrigkeits­und Polizeistaates als Vorgesezter des Publitums fühlen dürfe, sondern seine Tätigkeit darauf einstellen müsse, daß er Be­amter eines geordneten Rechtsstaates sei, in dem das Bolk der Souverän ist.

Nicht minder beachtenswert war es, wenn Polizeioberst Kray­Hannover in seinem Referat über die waffentechnische Ausbildung der Schutzpolizei   betonte, daß sich der Polizeibeamte ein möglichst rüdsichtsloses Vorgehen zum Prinzip machen müsse. Der Referent führte aus: Der Polizeibeamte muß durch Planspiel lernen, daß er nicht gegen äußere Feinde kämpft, sondern den Versuch, ohne Waffengewalt auszutommen, nie außer acht laffen darf, ebenso, daß er nicht allein kämpft, sondern stets an die Ver­fofort nach Beendigung des Kampfes verwundeten Aufstän bindung nach oben und nach unten denken muß. Er muß lernen, difchen jede mögliche Fürsorge angedeihen zu lassen. Er muß lernen, wie er sich zunächst unbewaffneten und bewaffneten Massen gegenüber verhält und wenn es zum Rampf tommt, welche polizei­taktischen Grundsätze zum Ziele führen. Bei politischen Un ruhen sind ganz andere Mittel vonnöten, als bei solchen wirta saftlicher Art.

direktors Stegy hervor, daß Minister Severing auf seinem Lebhafte Beifallsäußerungen rief die Mitteilung des Ministerial­Platz zurückgekehrt sei und der westdeutschen Polizeibeamtenschaft herzliche Grüße übermitteln laffe.

Der Bauplan des Mittellandkanals.

Er wird vollendet.

Die am 26. Juli abgehaltene Besprechung zwischen dem Reich und den am Mittellandkanal beteiligten Ländern hat zu dem Er­gebnis geführt, daß Reich und Länder über folgenden im Rahmen einig sind: bes Arbeitsbeschaffungsprogramms auszuführenden Bauplan

Vollendung des Haupttanals( Peine   bis Burg) ein­schließlich folgender Teile des Südflügels: Kanal von Leipzig  bis Creŋpau, Saalefanalisierung von Creŋpau bis halle  und 3meigtanal Bernburg  - Leopoldshall- Staß­ furt  . Berbunden mit diesen Anlagen ist ein 3 weigfanal nach Braunschweig   sowie ein Elbabstieg nach Rothensee  und niegripp.

Freispruch der Reichswehrsoldaten. Konstanz  , 28. Juli.  ( WTB.) Vor dem hiesigen Schöffengericht wurde das Urteil gegen die beiden Reichswehrsoldaten und drei Gymnasia sten gefällt, die am 22. Mai d. J. an der Dieses Bauprogramm soll in Angriff genommen werden, sobald Rheinbrücke einen Wimpel der Schwarz Rot Goldenen die den Ländern zugegangenen Verträge über die Bollendung des Fahne heruntergeriffen hatten. Der Gymnasia ft Rienel er Mittellandfanals unterschriftlich vollzogen und dem Reich wieder zu­Die Schiedsverträge Desterreichs mit Polen   und Schweden   hielt wegen Bergehens gegen das Republitschutzgesetz 14 Tage Ge. gegangen sein werden. An dem Zustandekommen der Verträge in wurden vom österreichischen Nationalrat genehmigt. fängnis unter Bewährungsfrist bis 1929. Die übrigen Angefürzester Frist dürfte nicht mehr zu zweifeln sein.

Geschichten von Mark Twain  .

Erzählt von Paul Steegemann  .

Von den großen deutschen   Dichtern, ausgenommen Wedekind, Hartleben   und Bierbaum, gibt es keine intimen Anekdoten, die durch ihre abseitigen Situationen amüsant und charakteristisch sind. Was gibt es für freche Geschichten von Bernard Shaw  , was liegen da für bedenkliche Aufzeichnungen über Anatole France   vor Wäre so etwas über Thomas Mann  , über Gerhart Hauptmann   möglich? Ach Gott, sind die Leute seriös... Unser guter Thomas Mann  erscheint wie der olle ehrliche Gustav Freytag  , und Gerhart Haupt mann ist schon längst der Weimarer   Geheimbberath. Plaudern wir von lustigen Dingen. Von Mark Twain  .

Mitunter ging er auch gelegentlich zur Kirche. Diesmal be­sonders angereizt durch die Reklame des Bastors, daß seine Predigt nur fünfzehn Minuten bauern sollte, interessant und erquidend fei. nur fünfzehn Minuten dauern sollte, interessant und erquickend sei. Das ging zuerst ganz gut. Der Dichter war so erfreut, daß er innerlich beschloß, mindestens hundert Dollar in den Klingelbeutel zu tun... Leider hielt der Pastor nicht sein Versprechen, dafür seine Predigt desto länger. Nach breizig Minuten reduzierte Mark Twain   fein Geschent auf fünfzig Dollar. Nach vierzig Minuten war er willig, nur noch zehn zu geben. Und als endlich der Klingelbeutet zu ihm tam, der Bastor egal­weg weiter predigte, stahl der Dichter kurz entschloffen zwanzig Cents.

Als Mark eines Tages eine kleine Dampferreise machen sollte, so die Küfte runter, von New York   südlich, da betam er als Rajüt genossen einen Major H. Reynolds.

Das freute ihn. Denn dieser Major war von der Heilsarmee und hieß mit Bornamen Mary.

Weil Mart Twain einen ganz großen Mandarin beleidigt hatte, bekam er acht Tage Gefängnis. Das war noch in seiner goldenen Jugendzeit.

Später fragte ihn ein Reporter über seine Einbrücke.

Uch Gott  , lieber Freund, wenn man im Gefängnis näher zu fieht, dann entdeckt man, daß es auch da Schurken gibt, wie überall."

Bas tut man, wenn der intimste Feind plötzlich vom Blizz er­schlagen und beerdigt wird? Man hält möglichst eine kleine Leichen, rebe. Aus Gründen der Objektivität.

Das tat auch Mark. Er sprach so: Unser wertvoller Freund hatte tein langes Krantenlager zu überstehen, tein Siechtum. Gr starb schnell und schmerzlos. Der liebe Goti drückte auf den elektrischen Knopf im Himmel. Und so wurde der teure Verblichene hingerichtet."

Das Mart Twain gute Bücher schrieb, weiß heute die ganze| cnzuerkennen, als er unter nicht gering zu schäzenden Schwierigkeiten Belt. Daß er aber auch mitinhaber seines eigenen Berlages war, publiziere ich hier. Na, schön.

Mart benötigte expreß ein Eremplar seines Tom Sawyer  . Er tritt in den nächsten Buchladen, entlarvt fich als Verleger und be­tommt 50 Prozent Rabatt. Nun aber, sagt er, bin ich auch der Autor des Buches. Als solcher bekomme ich immer vom Verleger 50 Prozent Rabatt. Er bekommt.

Und was triege ich als alter Kunde? Haben Sie mir bislang nicht immer 25 Prozent gegeben? Er bekommt. Er bekommt einen Dollar und das Buch.

petuniärer Art und im ständigen Rampf gegen unglüdliche bauliche Gegebenheiten erreicht wurde. Das Kölner Kunstgewerbemuseum in feinem Renaissancestil ist der Museumsbau wie er nicht sein soll. Schaefer hatte es sich zur Aufgabe gestellt, den historischen Ablauf insbesondere niederrheinischen Kunstschaffens deutlich zu machen. So wird eine durch ein ganz bestimmtes landschaftliches Temperament geprägte Kunst durch den Wandel der Jahrhunderte verfolgt. Der Plan geht dahin, rheinische Kunst von der farolingischen Epoche bis zur Gegenwart zu zeigen, wobei Vorbilder und Barallelen aus den anderen Teilen Deutschlands   und Europas   nicht fehlen. Aus Raum­mangel ist dieser Entwicklungsprozeß vorläufig mur bis zum 18. Jahr­

So macht man in Amerika   Geschäfte, Anekdoten und wird hundert zur Darstellung gebracht; eine Louis XVI.  , cine Empire­weltberühmt.

Momentaufnahme.

In einer Arbeitergegend, einem Teile der Stadt alfo, der sich kaum durch Schönheit und Wohlstand auszeichnet, klebt an den Lit faßfäulen ein schönes, stilflares, buntes Blafat: unter dem hohen Allpenviadukt, der sich weiß vom tiefblauen Himmel abhebt, leuchten rot die Dächer eines anscheinend entzückenden Drtes. Darunter steht: Der Weg zu Kraft und Gesundheit führt nur über Davos  ." Es läßt sich gegen dieses Platat, das tünstlerisch auf sehr hoher Stufe steht, gewiß nichts einmenden, und gegen die Behauptung, die es trägt, allenfalls die reklamepfychologisch gut erklärbare Spezialisie rungssucht, als ob nur in Davos   und nirgends wo anders schwache Menschen start und tranke Menschen gesund werden fönnten. Grotest wirfte nur die Plazierung dieser Propaganda, die doch eigentlich nur für reiche Leute berechnet sein kann, und ferner, daß just an dieses Blafat ein Kriegstrüppel gelehnt war, der Streichhölzchen verkaufte, ein Krüppel stumpliger Beine, dürren Körpers, zittriger Hände, welten Gesichts, stumpfen Blicks, fein Mensch mehr, nur noch Elendsfigur, ein Reftchen" Große Zeit". Es war wohl nicht Abficht, daß das Brad gerade vor dem Davoser   Gesundheitsplakat saß, es war wohl nur reiner Zufall, derselbe Zufall, der diesen Bruder Mensch vor breißig Jahren in einer Proletarierwohnung und nicht in einer Billa  geboren werden ließ, derselbe Zufall, der ihn in Frankreich   viermal hintereinander ins Trommelfeuer jagte, derfelbe Zufall, der ihm mirnichts dirnichts zwei Beine abriß, derselbe Zufall.

Immerhin fönnten Menschen, welche gleichfalls eher auf Bflafter steine als auf Rosen gebettet sind, bei Betrachtung diefer Moment­aufnahme auf den Gedanken fommen, daß es nicht gerade nötig ist, alles biefem blinden und oft so gemeinen Zufall zu überlassen.

Erich Gottgetreu  .

Das Kölner Kunstgewerbe- Museum in neuer Gestalt. Prof. Karl Schaefer, der Kölner   Museumsdirektor, hat jetzt bei der Neu­ordnung des dortigen Kunstgewerbemuseums den Ruf, den er der Neugestaltung des Museums für Kunst und Kulturgeschichte in Lübec verdankt, aufs neue bewährt und eine Sammlung aufgebaut, die dem Besucher etwas von der wohnlichen Freundlichkeit fultivierter Privat fammlungen vermitteln und den unvermeiblichen Museumsleichen­geruch vergessen laffert fann. Wie Ernst Scheyer in der Wiener  Kunstzeitschrift Belvedere  " berichtet, ist dieser Erfolg um so mehr

und eine moderne Abteilung sind im Aufbau begriffen. Die Be­[ chränkung auf ein bestimmtes Ausbreitungsgebiet, die durch den Aufbau der Sammlungen von vornherein gegeben war und nur herausgearbeitet zu werden brauchte, fördert den Eindruck der Ge­schlossenheit. Bom Ideal des Warenhaus- Museums, in dem man ehrgeizig alles auf Lager hielt, auch ein bißchen Orient, ein bißchen Japan  , ist man erfreulicherweise wohl allgemein abgekommen. Romanische, gotische und Renaissancefunft füllen das untere Stod werk aus, oben bilden die Räume des Barock und des Rokoko eine in fich geschlossene Raumflucht. Der Höhepunkt der Neuschöpfung ist wohl das Meißener Borzellankabinett, das durch bauliche Berände

rung ganz neu gewonnen wurde.

Reich hat große Mengen Wafferfräfte und ungeheure Schäße an Finnland   exportiert Kraft nach Rußland  . Das riesige Russische  Rohle brach liegen. Zur Hebung der Wasserkräfte fehlt es an Kapital, die Koble liegt vielfach zu weit abseits. Daher kommt Ruß­ lands   Energiewirtschaft nur langsam vorwärts und man begreift, daß sich die Russen um die Beschaffung billiger ausländischer Kraft bemühen. Nun ist ein Vertrag zustande gekommen, demzufolge Finnland   40 000 Kilowatt in die Gegend von Petersburg   liefern soll. Die Beschaffung des Geldes für die Anlagen ist Sache der Finnen. Es handelt sich also um eine Jahresleistung, die dem wirt­schaftlichen Wert von 200 000 Tonnen Rohlen gleich ist. Das wäre die größte internationale Energieleistung, die bisher ausgeführt wurde.( 3. Vergl.: Deutschlands   Jahreserzeugung an Kohle beträgt 180 Millionen Tonnen.)

Beinahe bis zum Mond. In London   wurde einer der ältesten Briefträger der City zum 1. Juli in den Ruhestand versetzt. Der Mann hat 43 Jahre lang an jedem Werktag denselben Weg zurück­gelegt und dadurch eine Gesamtwegstrede von 229 000 englischen Meilen( 55 800 deutsche Meilen) hinter sich. Wenn der Mann noch ein Jahr im Dienste geblieben roäre, so hätte er einen Weg zurück­gelegt, der dem Abstand von der Erde zum Monde gleichkommt.

Seinz Unger- Konzerte. Im Rahmen der nächst winterlichen Philharmo nischen Konzerte der Gesellschaft der Musikfreunde unter Leitung von Heinz Unger   gelangen Werte folgender Stomponisten zur Auffüh: ung: Beethoven  , Bloch, Brahms  , Braunfeis, Haydn  , Mahler, Mendelssohn, Mozart Neipigbi, Schönberg, Strauß, Stravinsfy, Weber. Darunter Erstaufführungen von Bloch, Braunfels   und Respighi  .

Altertumsfund. Bei Ausschachtungsarbeiten für den Universitätsneubau in Bonn   wurde ein römischer Biegelofen freigelegt, der aus dem 1. bis 4. christlichen Jahrhundert stammt.