Autorität möglichst gegen ein Einschreiten spricht. Dadurch
des
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Rölling ist in feinem Verhalten bestärkt worden durch Magde -| Bonner Studentenfchaft, Mager, rechtfertigte fein Vorgehen, wobei mag der oben erwähnte unrichtige Glauben er mangelnden burger Rechtskreise und die Rechtspresse, durch das besonders klar zum Ausdruck kam, daß die Bonner Studentenschaft Richterfollegium und durch die in der Flaggenfrage von der völkischen Mehrheit mehrDisziplinierungsmöglichkeit genährt sein, es ist aber selbst- Magdeburger Ortsgruppe Preußischen mals hintergangen worden ist. Bon allen Seiten des Reiches verständlich, daß dies die Regierung nicht hndern darf, Magdeburger Die Berin Fällen, in denen ein Einschreiten nötig ist, mit der Richtervereins. Wäre es nach Kölling und seinen hinter sind Herrn Mager Glückwunschschreiben zugegangen. benkbar größten Schärfe vorzugehen. Sobald gar monarchi- männern gegangen, so hätte ein Unschuldiger den Mord büßen treter der Rechten erklärten, zu den Vorgängen feine Stellung nehmen zu können, bis man nicht die deutsche Studentenschaft noch stische, also hochverräterische Zeitungen solche Sachen aus- müssen und der wahre Täter wäre frei ausgegangen. Schlachten wollen, um an die Grundlage des Staates zu Was gedenkt das Staatsministerium angesichts dieser standa- einmal gehört hätte. Die Mehrheit der Kammer sprach sodann ihrem bisherigen Vorsitzenden Vertrauen und Dank für sein rühren, wird die Regierung im Interesse der Erhaltung lösen Bergänge zu tun? des Staates vor feinem Hindernis zurückschrecken dürjen, charakterfestes Verhalten aus und wählte ihn mit elf gegen um unter allen Umständen das Vertrauen zur Rechtspflege eine Stimme abermals zu ihrem Vorsitzenden, wodurch die Bonner Studentenschaft von neuem ihre republikanische zu stärken. Sie wird dabei an ihrer Seite alle die finden, welche so flug sind, zu erkennen, daß die Anwendung des Gesinnung befundet hat der reaktionären Studentenschaft des Reiches Rechts auch gegebenenfalls gegen die Richter in cinem zum Trotz. Rechtsstreit notwendig ist. Sie darf nicht haltmachen Dor einer Richterfafte, die von manchen Fachzeitschriften hochzuzüchten gewünscht wird. Die anständigen Richtercharaktere in Deutschland werden der Regierung nur Dank wissen fönnen, wenn sie, falls es nottun sollte, vor Auguren das
beutsche Bolt bewahrt.
Der Fall Kölling vor dem Landtag.
Die fozialdemokratische Frattion hat im Breu jischen Landtag folgende Große Anfrage" einge
racht:
Der Mord an dem Magdeburger Buchhalter Helling ist durch ie Geständnisse des Täters Schröders und seiner Geliebten Göz m wesentlichen aufgeflärt. Die Aufklärung ist erfolgt gegen den eftigen, fogar erbitterten Widerstand des Untersuchungsrichters tölling.
Kölling und der ihm unterstellte Kriminalfommissar Ten. hold haben, obwohl Schröder durch den Besitz von Effekten ies Ermordeten vor vornherein schwer belastet war, monatelang artnäckig die Verfolgung aller Spuren unter laffen und abgelehnt, die zur Ueberführung des 5 chröder führen konnten.
Sie haben dagegen mit aller Kraft versucht, den völlig un= schuldigen Fabrikanten Ha a s der Anstiftung zum Morde zu über ühren. Zu diesem 3wed ist Tenhold nicht davor zurückjeschreckt, dem Schröder die Kenntnis der Schröder unbekannten Bersonen und Dertlichkeiten zu vermitteln, von deren vorheriger Renntnis die Glaubwürdigkeit der Aussagen Schröders wesentlich bhing. Es besteht sogar der dringende Verdacht, daß Ten old dem Schröder erst die Bezichtigung der Mordanstiftung gegen haas suggeriert hat.
Rölling hat Tenhold bet seinem Treiben in jeder Weise jedeckt. Dagegen hat er dem Kriminalfommissar Busdorf , der ereits im Begriff war, den wahren Sachverhalt zu klären, die Beiterverfolgung der Spuren unmöglich gemacht, ebenso haben die Rriminalfommiffare Dr. Riemann und Braschwig nur
jegen den aktiven und passiven Widerstand Röllings die Ueberführung des Schröders herbeiführen können.
Rölling feinerseits ist nicht davor zurückgeschredt, ie pflichttreuen Beamten, die den Mord aufflärten, in inem ihm von dritter Seite diktierten und von ihm vorzeitig verIffentlichten Brief an den Magdeburger Polizeipräsidenten der 3egünstigung des Mordes zu bezichtigen, während atsächlich er selber durch seine eigentümliche Untersuchungsührung mindestens objektiv den Mörder Schröder begünstigt hat. hat doch Kölling es auch dann noch nicht einmal über sich vermocht, jegen Schröder die Untersuchung auf Mord zu eröffnen, als feftjestellt wurde, daß in Schröders Keller die Leiche des Ermordeten ergraben lag. Rölling hat weiter, mozu er monatelang Zeit atte, es unterlassen, bei Schröder Haussuchung zu talten, die von Schröder beiseite geschaffenen blutbefleckten Einichtungsstücke des Mordzimmers herbeizuschaffen, die im Körper Jellings gefundenen Geschoffe durch einen Sachverständigen prüfen u lassen und die zur Zeit des Mordes bei Schröder wohnende Geiebte Schröders zu vernehmen, durch deren Inhaftnahme die Priminalfomiffare Dr. Riemann und Braschwitz den Mord binnen 4 Stunden aufgeklärt haben. Im Gegenteil hat sich Kölling noch ieser Inhaftierung widersetzt.
Der Vagabund.
Bon Walter Appeli.
Der Bagabund zahlte in der Schenke fein Bier wie die Einheimischen, nur mit dem Unterschied, daß die Magd so, wie sie ihm Krug und Krug reichte, das Geld dafür einstreichen mußte. Der Wirt hatte seine Erfahrungen mit solchem ortsfremden Gelichter. Aber so lange alles in Ordnung war, hatte er natürlich auch feinen Brund, irgendwem den Aufenthalt in seiner Gaststätte zu verwehren. Und wenn er noch viel zerlumpter gewesen wäre als der, den ein Zufall heute von sonstwoher gebracht hatte, der morgen sonst wohin verschwinden würde.
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Er hatte, anfangs mißtrauisch und argwöhnisch betrachtet, bann aber doch zuweilen nebenher ins Gespräch gezogen, feffelnd zu erzählen gewußt. Von seinen Fahrten durch die Lande, bis jenseits des großen Gebirges, bis hinauf an die Küsten. Und als einer die Karten zum Spiel aus der Tasche brachte, hatte man auch ihn auf gefordert, mitzutun.
Und der Bagabund gewann. Vielleicht, weil er nicht mehr verlieren konnte als seine lumpigen paar zusammengebettelten Groschen und deshalb viel ruhiger spielte als die Bauern, die schon nach den ersten Runden die Leidenschaft pacte. Vielleicht aus einem andern, vielleicht aus gar feinem Grunde. Jedenfalls mehrte und mehrte sich das Häuflein blanken Geldes, das er offen neben seinem Bierfrug auf dem Tische liegen ließ.
Die haßerfüllten Blicke, die die Einheimischen mit einander bauschten, dann auf ihn und seinen Gewinn richteten, sah der Bagabund nicht. Besonnen blidte er in seine Karten, wägte und bedachte faltblütig jeden Zug- und gewann weiter.
„ Er spielt falsch!" rief plötzlich einer der Hauptverlierer. Der Ruf wirfte wie ein schmetterndes Alarmsignal, das die Erhitzten mit hochroten Köpfen auffpringen ließ. Aber der Vagabund besänftigte den Sturm, der sich zu ihm hinbrängen wollte, noch ehe er recht aus= brechen konnte.
Mit einer herablaffenden Größe, wie sie nur die höchste Ueberlegenheit, das völlige Sichfinden in den Mangel realen Befizes geben fann, fchob er alles Gewonnene, und seine Einsatzgrofchen dazu, nach der Mitte des Tisches. Und sagte mit einer Festigkeit, die selbst den halb Berauschten imponieren mußte:
,, Hier! Nehmt euch jeder, was ihr an mich verloren, zurück!" ,, Das ist anständig," sagte der Wirt, der sich für die schließliche Abrechnung einen halbwegs flaren Kopf bewahren mußte..
,, Ein Schuldbekenntnis ist es!" schrie einer der Spieler. Und ein anderer glaubte sich wichtig machen zu können, indem er großartig die Weisheit von sich gab:
Falschspieler sind, wenn sie erwischt werden, immer feige
Hunde."
Wird das Staatsministerium gegen Kölling und Tenhold nicht nur die disziplinare, sondern auch die strafrechtliche Untersuchung wegen Amtsverbrechens einleiten? Gedenkt das Staatsministerium noch weiter den Preußischen Richterverein als Standesorganisation anzuerkennen, der zwar einen aufrichtigen und untadeligen Republikaner, wie den Senatspräsidenten Großmann, ausgeschlossen, aber den Unterfuchungsrichter Rölling mit aller Kraft gedeckt hat? der Oberstaatsanwalt beantragt die Haftentlassung
von Haas.
Magdeburg , 6. Auguft.( WTB.) Nachdem der Untersuchungsrichter die Geliebte Schröders, Hildegard Göhe, nicht als Angeschuldigte, sondern nur als Zeugin vernommen hat, wurde sie von der Kriminalpolizei wieder auf freien Fuß gefeß. Hildegard Göße hatte bekanntlich am Mittwoch ein um fassendes Geständnis abgelegt, aus dem hervorging, daß sie mindestens der Mitwisserschaft verdächtig war. Der Oberstaatsanwalt hat beim Untersuchungsrichter die Haftentlaffung von Haas, Reuter und Fischer beantragt. Sollte der Untersuchungsrichter diesem Antrage nicht stattgeben, sollen die Aften zur beschleunigten Erledigung der Straftammer überwiesen werden.
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Die Haftentlassung der Hildegard Göhe zeigt, daß der untersuchungsrichter Kölling nach wie vor sich weigert, die Untersuchung gegen Schröder ernsthaft zu führen. Dieser neueste Fall Kölling ist so fraß, daß man immer wieder! laut fragen muß: warum schreitet das Justizminifterium nicht ein?
Hugenbergpresse.
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Die Hugenberg- Presse hat genug von Magdeburg . Sie will davon nichts mehr hören. In der Nachtausgabe" des Tag" liest man:
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,, An fich machen die Magdeburger Wirrnisse einen recht unerfreulichen Eindruck in der Deffentlichteit. Es wäre zu wünschen, daß endlich einmal mit diesem Hin und Her Schluß gemacht werben tönnte, damit das Ansehen der deutschen Justiz nicht noch mehr zu Schaden kommt."
Es soll Schluß gemacht werden, weil die von der Hugenberg- Bresse aufgezogene Heze kläglich zusammengebrochen ist. Es soll endlich einmal Schluß gemacht werden nachdem die Hugenberg- Bresse Herrn Job 3immermann und Herrn Dr. Kriegt nach Magdeburg gesandt hatte, um eine neue Presseheze wie während des Ebert- Prozesses aufzuziehen. Es soll endlich einmal Schluß gemacht werden, damit die Romplizität der Hugenberg- Presse mit den reaktionären Elementen der Magdeburger Justiz nicht ans Tageslicht kommt. Die ertappten Hetzer, deren Plan so schmählich zusammengekracht ist, fürchten die öffentliche Stäupung, wenn der Fall Kölling und der Fall Hugenberg- Presse öffentlich behandelt werden. Sie haben jetzt schon genug.
Der Flaggenskandal von Bonn . Die republikanischen Studenten stehen zu ihrem Vorsitzenden.
Bonn , 6. August. ( Eigener Drahtbericht.) Die Bonner Studenten hatten zu Freitag eine außerordentliche Kammerfißung einberufen, um zu dem Flaggenzwischenfall ihrerseits Stellung zu nehmen. Der wegen seiner republikanischen Gesinnung und in dieser Angelegenheit start angegriffene Borsitzende der
,, Und Bagabunden", sagte ein anderer ebenso, sind immer Falschspieler. Wir hätten es vorher wissen tönnen."
Aber das allgemeine Augenmerk und Interesse wurde im gleichen Augenblid jäh von dem Vagabunden und seinem angeblichen Falsch spiel abgelenkt, indem einer sich anschickte, seinen Anteil von dessen Gewinn zurückzunehmen. Sofort langten zehn Hände nach dem Gelde, es gab erst aufgeregte Worte, Streit und Widerstreit, dann Beleidigungen und schließlich um das Geld, das ihnen der Bagabund in ehrlichem Spiel abgenommen hatte die erbittertite Brügelei. Rechnete man zusammen, was die Bauern insgesamt an den Bagabunden verloren haben wollten, so tam wohl eine größere Gumme heraus, als sie alle miteinander beim Beginn des Spiels in der Tasche gehabt hatten.
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Den Bagabunden widerte es im tiefsten Innern an, was er sehen mußte. Er wandte sich zum Gehen, ohne das einer der noch immer Handgreiflichen darauf geachtet oder ein Wort dazu gefagt hätte. Der Wirt bot ihm in einer Anwandlung, die viel mehr der Bewunderung als etwa dem Mitleid entsprang, ein Lager für die Nacht. Der Vagabund schlug es aus. Die Nacht ist taufrisch und mondhell, sagte er, da wandert sich's gut. Und denkt sich's gut nach über den Unterschied zwischen einem dreckigen, zerlumpten Bagabunden und manchem andern, der sich hoch über ihn erhaben glaubt
,, Uebrigens..." sagte der Vagabund noch und suchte in seinen Taschen die letzten Nickel zusammen, während des Spiels hat mir einer ein Bier. bezahlt. Gebt ihm morgen sein Geld wieder!" Der Wirt wagte nicht zu widersprechen.
Der Bagabund aber ging hinaus. Und faum hatte er die Landstraße in ihrer herrlichen Freiheit und mit ihren tausenden zielen und Möglichkeiten vor sich, als er auch schon alles von sich abfallen fühlte, was ihn anfangs hemmen wollte, frei und hingebend auszuschreiten.
Noch weithin hörte er das Stimmengewirr aus der Schenke an fein Ohr flingen. Und wußte nicht, ob er laut auflachen follte- oder schweigen. Ernst und nachdenklich schweigen.
Die Norweger als Entdecker Ameritas. Vor kurzem wurde gemeldet, daß man in Amerifa einen Runenstein gefunden habe, dessen Inschrift den endgültigen Beweis liefern follte, daß schon lange vor Kolumbus die Norweger Amerifa entdeckt und dort Kämpfe mit Kolumbus die Norweger Amerika entdeckt und dort Kämpfe mit Indianern bestanden haben. Wie sich jetzt herausstellt, ist das eine alte, wieder aufgewärmte Ente. Dieser Runenstein ist schon vor mehreren Jahren in Amerita gefunden worden. Man unterwarf ihn und seine Inschrift einer genauen sprachlichen und historischen| Untersuchung und stellte fest, daß das Ganze nichts weiter als Humbug war. Die Infchrift war um 1800 fabriziert und enthielt eine Der Inhalt der Inschrift bot eine ganze Menge Bemerkenswertes, Anzahl recht komischer englischer Sprachformen statt der nordischen. allerdings nur für Humoristen. So hieß es u. a., daß die erwähnten Bitinge, 25 Norweger und zwei Dänen, sich auf Entdeckungsfahrt" begeben hätten,
Urteil im Volksopferprozeß.
Strafmilderung!
Dresden , 6. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Im Bolts. opferprozeß wurde am Freitag nachmittag folgendes Urteil verfündet: Das Urteil des Schöffengerichts vom 7. April 1926 wird aufgehoben. Es werden verurteilt: Der Angeklagte Meißner wegen fortgesetzter Untreue und Unterschlagung zu vier Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust. Der Angeflagte Löffler wegen Beihilfe zur Untreue und Unterschlagung zu ein Jahr drei Monaten Gefängnis und ein Jahr Ehrverlust, Gründel wegen Beihilfe und Anstiftung zu drei Monaten Gefängnis. Auf die erkannten Strafen werden im Fall Meißner und Löffler je 10 Monate der Untersuchungshaft angerechnet.
Das Urteil der ersten Instanz lautete für Meißner auf vier Jahre Gefängnis und fünf Jahre Ehrverlust, für Löffler auf zwei Jahre Gefängnis und drei Jahre Ehrverlust und für Gründel auf acht Monate Gefängnis.
Die
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Berufsverhandlung ergab ein noch schlimmeres Bild von dem verwerflichen Treiben der Beklagten , die unter dem Deckmantel der„ Vaterlandsliebe" die für die Armen des Volks gesammelten Gelder vergeudeten. Troßdem Strafmilderung? Zwei Gründe scheinen die Urteilsfindung maßgebend beeinflußt
haben. Von Meißner heißt es in der Begründung, an sich betrachtet, fönnte man aus seiner Vaterlandsliebe" heraus die Straftat milder auffassen, aber man müsse die Begleitumstände berücksichtigten. Und dann folgt das Register seiner Schmußereien. Von Löffler wird gesagt, er habe als Offidier" die Verwerflichkeit seiner Tat gelannt. Die Berbrechen, die beide begangen haben, sind rein frimineller Natur. In der Begründung des ersten Urteils wurde ausdrücklich hervorgehoben, daß sie um so schwerer zu beurteilen feien, als eine niedrige Ge sinnung, die selbst vor den Geldern der Aermsten nicht halt= mache, nur ganz selten vorkomme. Sodann die zweite Inſtanz, bei dem einen die Gesinnung, bei dem andern den Offiziersstand mit in die Erwägung einbezieht, führt sie das nur zu bekannte Moment der Standes- und Klassenrüdsichten in die Rechtsfindung ein.
Trotzdem wäre die Strafmilderung wahrscheinlich nicht erfolgt. wenn nicht die Verhandlung im Gegensatz zur ersten flar erwiesen
hätte, daß auch General Müller erhebliche Summen des Boltsopfers zu dunklen Zweden der Reichswehr mißbraucht hat. Das Urteil, das Meißner und Löffler in das Gefängnis general Müller. Sollte das schlechte Beispiel dieses hohen schickt, trift auch den verstorbenen Reichswehr . Offiziers die Richter veranlaßt haben, die Strafen für die Meißner und Löffler herabzusehen, so wäre das für die Reichswehr um so peinlicher.
Löffler aus der Haft entlassen!
Dresden , 6. Auguft.( Eigener Drahtbericht.) Der im Bolfsopferprozeß von der Berufungsinstanz zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängnis verurteilte Rittmeister Löffler wurde auf Gerichtsbeschluß am Freitag aus der Haft entlassen. Dieser unverständliche Beschluß erfolgte mit der Begründung, daß Löffler bereits 10 Monate, also zwei Drittel der gegen ihn verhängten Strafe verbüßt hat.
Schwarzrotgold an der Ostsee .
Ein Leser unseres Blattes schreibt uns von einer Rügenreise folgende Eindrücke:
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Im Juli wohlgemerkt im Jahre 1926 verließ ich mit meiner Gattin auf etiiche Wochen Berlin , um an dem schönen Ostseestrand meine Ferien zu verleben. Mein Ziel war Baabe auf Rügen . Ich war mit dem Gedanken auf Sommerfrische gefahren, um das Großstadtleben auf einige Zeit zu vergessen und die frische Seeluft zu genießen, nicht aber, um am Strand Politik zu treiben oder meine politische Gesinnung zu zeigen. Aber weit gefehlt! Die Deutschnationalen oder die Herren von der Rechten selbst der Strandzeigen eben überall ihre politische Gesinnung forb muß herhalten. So fiel mir auf, daß die überwiegende Anzahl der Fahnen, die an den Strandkörben wehten, Schwarzweißrot" und die„ Kriegsflagge" zeigten, und zwar Flaggen größten Formats, so daß der ganze Strand den Eindruck machte, als lebten wir noch im herrlichen Kaiserreich". In Baabe zählte ich zwei schwarzrotgoldene Fahnen während der ganzen Zeit meines Ferienaufenthalts am Strand troz mehrfachen Wechsels des Publikums in den Strandförben! Ein großer Teil der Strandförbe war gar nicht beflaggt oder aber mit einer Stadtflagge geschmückt. Nach meinen Studien, die ich darauf hin gründlich machte, waren die Strandkorbbefizer, die gar nicht geflaggt hatten oder die Stadtflagge zeigten, durchschnittlich Republikaner oder sozialistisch gesinnt. Man sieht also an diesem Beispiel, daß der Republikaner wieder einmal zurückhaltender leider als die Herren von rechts. Darum Republiauftritt faner und Sozialisten: Heraus mit der Flagge Schwarzrotgold am Ostseestrand, zeigt diesen Herren, daß ihnen nicht allein der Strand gehört. Bahnhof Baabe auf Rügen studierte, sah ich mir auch zufällig die Aber hiermit noch nicht genug. Als ich den Fahrplan auf dem Druckfirma an. Mir blieb in dem Augenblick der Verstand stehen, als ich las:„ Greifswalder Kleinbahnen( Fahrplan vom 15. Mai 1926) Drud: Königliche Regierungs- Buchdruckerei in Stralsund ." Der andere Fahrplan:" Reichsbahndirektion Schwerin ( Fahrplan vom 15. Mai 1926) Drud:" Sandmeŋersche Hofbuchdruckerei." Man müßte hiernach glauben, daß Rügen die Revo lution nicht miterlebt hat. Ist es wirklich möglich, daß solche Bezeichnungen heute noch geduldet werden?
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Bei meinen Fußwanderungen, welche ich u. a. nach Göhren , Sellin und Binz unternahm, waren die Eindrücke nahezu die gleichen. Ueberall dasselbe Bild und überall dasselbe Treiben. P. G. Wann wird der Republikaner endlich erwachen?
Eröffnung der Staatsoper. Die Staatsober eröffnet die neue Spielzeit verkauf im Opernhaus am plak der Republit beginnt Donnerstag, den am Sonntag, den 15. August, mit einer Aufführung der" Aida". Vor12. Auguft.
Eine Beethovenfeier in Mailand . Der 100jährige Todestag Beethovens foll in der Mailänder Scala wahrscheinlich die Oper Fidelio" zur Auf soll in Mailand seierlich begangen werden. Wie dte Tribuna dazu mitteilt, führung gelangen. Ferner follen vier Konzerte stattfinden, bei denen zum ersten Male in Italien sämtliche neun Sinfonien unter der Leitung Toscaninis gespielt werden.