Unschuldsengel England.
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Chamberlains Antwort auf Abessiniens Proteft erklärt alles für Mißverständnis". Genf , 7. August. ( TU.) Das Bölkerbundssekretariat veröffent licht die vom 3. August datierte Antwort des englischen Außenministeriums auf die Zuschrift des Sekretariats vom 22. Juli, worin die abeffinische Beschwerde über den englisch - italienischen Vertrag über den Tsanasee und übrigen Abmachungen der eng lischen Regierung behandelt werden. In dem Schreiben wird zu nächst die ganze Angelegenheit für ein Mißverständnis erklärt. England und Italien beabsichtigen feinen Zwang. Die praktischen Arbeiten seien für alle drei Teile nüßlich; Abessinien bleibe auf alle Fälle volle Entscheidungsfreiheit. Der britische Geschäftsträger habe am 14. Juli den telegraphischen Auftrag erhalten, diese Erklärung dem Kronprinzen Tafari mitzuteilen. Ferner widerlegt das Schreiben den abessinischen Vorwurf, wonach England und Italien eine zu rasche Antwort verlangten. Die Verhandlungen hätten zwischen Großbritannien und Abessinien bereits am 18. März 1902 angefangen, und schon damals habe Kaiser Menelit die
Konzeffion des Thanafees an England und den Sudan zugefagt. Die Verhandlungen, die 24 Jahre dauerten, fönnten also nicht als über stürzt bezeichnet werden. Es handle fich um keine wirtschaftliche Uebertragung eines Teiles von Abeffinien an eine bestimmte Macht. Mit der englischen Anerkennung eines aus schließlichen italienischen Wirtschaftseinfluffes in Bestabessinien und im Gebiete der italienischen Eisenbahnen fei niemand anders als doch England allein gebunden, das als Gegenleistung für die italienischen Zusicherungen über den Tjana see sich verpflichtet, mit den italienischen Unternehmungen nicht zu tonfurrieren und Konkurrenten nicht zu unterstützen. Das Schreiben schließt mit der Erklärung, Chamberlain wäre glüdlich, in der nächsten Ratstagung diefe Versicherung Abessinien gegenüber wiederholen zu fönnen.
Gut gebrüllt Löwe! Der italienischen Diplomatie fizt der Bölkerbundsschreckschuß aus Addis Abeba noch immer in den Knochen; die englische aber ist schon wieder auf die Füße gefallen. Es ist alles nicht wahr und nur ein Mißverständnis gewesen. Was als die zwangsweise Aufteilung Abessiniens in Einflußsphären gemeint war, daß erklärt sich jetzt als eine Geste der Ehrerbietung vor der unantastbaren Staatspersönlichkeit des ehrwürdigen afrikanischen Reiches. Mit der Miene des Biedermannes lügt das Londoner Auswärtige Amt die Tatsache aus der Welt, daß das Abkommen mit Rom geschlossen und dann in Addis Abeba notifi ziert( amtlich mitgeteilt) wurde, um Abeffinien unter schwerstes diplomatisches Geschützfeuer zu nehmen. Da sich der Prinzregent Ras Tafari, natürlich angeſtachelt von dem französischen Gesandten, nicht einschüchtern ließ, wurde der englische Löwe taßenfreundlich. Chamberlain ist geradezu provozierend liebenswürdig. Abessiniens Protest war nämlich nur ganz allgemeiner, platonischer Natur gewefen; es hatte nur beim Bölferbund protestiert", ohne den Antrag zu stellen, seinen Protest im Rat zu behandeln. Daraufhin hatte der Generalfekretär des Bundes Abessinien darauf aufmerksam gemacht, daß es ausdrücklich beantragen müffe, feinen Protest auf die Tagesordnung zu sehen, wenn es eine Ratsberatung wolle. Soweit bekannt ist, hat sogar auf diese Aufforderung hin Abessinien bis jetzt diesen Antrag nicht gestellt. In diefer Situation bekommt Chamberlain es fertig, anzudeuten, daß ihm sogar mill. ammen wäre, wenn die Sache im Bölkerbund zur Beratung So gibt es nun also drei lachende und ein weinendes Auge. Paris , London und Addis Abeba lachen sich ins Fäustchen, Rom aber heult vor But blutige Tränen. Der Faschismus fühlt sich ertappt und blamiert. Nun wird es wohl wieder nichts mit der schönen Eisenbahnlinie, die quer durch Abessinien, Somaliland und Eritrea verbinden sollte. Das fleine Wundpflästerchen auf den grimm. schmerzenden imperialistischen Ehrgeiz ist wieder heruntergerissen. Das oberste Schwarzhemd ballt die Fauft in der Tasche, flucht auf Paris , London und Genf und feine Breffe entdeckt für Deutschland !
tame!
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Sympathien
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Dzerszinskis Entsetzen und Qual. Sein Aufschrei über die entsetzliche Bureaukratie. Für Heeresvermehrung, für Abbau der Verwaltung. Die„ Rote Fahne" veröffentlicht nach der" Prawda" Dzerszinftis Tetzte Rede. Wir behalten uns vor, auf die durch diefe Rede geschehene Aufhellung der verzweifelten Rämpfe um die Aufrechterhaltung der fewjetistischen Wirtschaftspolitik kritisch einzugehen, und bringen zu nächst das, was Dzerszinski über Verwaltung und Heer zu sagen hatte. ,, Wenn Sie sich unseren ganzen Apparat ansehen, wenn Sie unser ganzes Verwaltungssystem ansehen, wenn Sie unseren unerhörten Bureaukratismus, unfere unerhörten Scherereien mit allen möglichen Uebereinkommen ansehen, da gerate ich geradezu in Entfehen. Nicht bloß einmal bin ich zum Borfizenden des Rates für Arbeit und Berteidigung und des Rates der Volkskommissare gegangen und habe gesagt: Nehmt meine De mission, oder über. gebt mir das Volkskommissariat für Handel, oder übergebt mir irgendeine Funktion in der Staatsbant, oder übergebt mir das eine und das andere, denn es gibt so viele Abmachungen( die " Rote Fahne" fagt„ Uebereinkommen"), daß man feine rage
entscheiden, daß man so nicht arbeiten fann."
Ich frage, muß die Armee abgebaut werden? Die Armee fann nicht abgebaut werden, sondern die Armee und die Ausgaben für die Armee müssen augenblidlich vermehrt werden. Burufe: Richtig!" Ramenjew:„ Aber die Kriegsindustrie, was baben Sie mit der Kriegsindustrie gemacht?" Dzerszinski:„ Genosse Ramenjem, sehen Sie denn nicht, welcher Unterschied zwischen mir und Ihnen ist? Daß Sie das ganze Unglück auf eine Person abwälzen, die an der Spize steht, ich dies aber nicht tue? Was noch einschränken im Budget? Die Ausgaben für das Bildungs wesen? Genoffe Bjatatow fann Ihnen vielleicht sagen, wie unsere Industrie unter dem Mangel an Ausbildung( die Rote Fahne" sagt:„ Kultur"), unter dem Mangel an Qualifikation erflict. Wir können diese Ausgaben nicht einschränken. Wir können und müssen die rein administrativen Ausgaben unseres Apparates einschränken, und der Rat für Arbeit und Berteidigung hat einen Beschluß gefaßt über die Einschränkung diefer Ausgaben für den Apparat. Genosse Pjatatom jagi weiter, warum plagt ihr uns also? Legten Endes gebt ihr uns die Mittel, warum plagt ihr uns? Ich schließe mich ganz der Stimme des Genoffen Pjatkows an. Wirklich, wenn wenig Mittel vorhanden, wenn unsere Birtschaftler übertriebene Forderungen stellen, wenn wenig Mittel vorhanden sind, dann ist es die reinste Qual"
Bolschewiffische Beamte als fommunistische Redakteure. Bei einer Haussuchung in der kommunistischen Zeitung ,, Weeniba" wurden in der Redaktion vier Angestellte der Rigaer Somjetvertretung angetroffen und festgenommen. Es handelt sich um vier Letten, die in
Neue Glocken.
Der Berliner hat jezt reichlich Gelegenheit, verwundert aufzuhorchen und sich zu fragen, weshalb denn so oft und jedesmal fo lang die Gloden in schwingende Bewegung verfeßt werden. Unwillkürlich denkt er in diesen Tagen eines Auguftanfangs an die Zeit, da das beredte Erz überhaupt nicht mehr zur Ruhe kommen mollte vor lauter Frohloden über einen der zahllosen Siege", d. h. über die Hinschlachtung von unglückseligen Tausenden oder das 3ufammentreiben einer stattlichen armen Menschenherde.
Es hat schon etwas mit dem Krieg zu tun, dies neue Schwingen und Klingen. Die Glocken kehren in neuer Gestalt auf die stiller gewordenen Türme zurüd, nicht mehr oder nur zum Teil aus dem fostbaren Erz, um deffentwillen sie einst ihr harmloses Handwert mit dem des tausendfältigen Mordes vertauschen mußten. Glocken und Kanonen wie rasch ging damals die Wandlung, und wie sehr begreifen wir heute, da ihre Hüter noch immer nicht vom Segnen der Mordwerkzeuge freigeworden sind, die innere Ber. wandtschaft!
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Wir haben sie in der langen Zwischenzeit nicht vermißt, der Sinn für Glodenromantit ift uns längst abhanden gekommen. Wir sehen auch nicht mehr ein wenn wir das überhaupt jemals getan haben, wozu man bei Beerdigungen oder Trauungen gleich die Ohren und Gemüter eines ganzen Stadtviertels in Bewegung setzen muß. Und für den, der gläubig ist, hätte sicher auch weiter der Sonntagsruf einer einzigen Glode genügt. Die große Masse wird, feit sich die Glocken einmal in Kanonen und die Paftoren in Prediger des Haffes wandelten, auch dann nicht mehr herangelodt, wenn die des Haffes wandelten, auch dann nicht mehr herangelodt, wenn die sämtlichen Türme der Stadt vor lauter Schall und Sturm bis in ihre Grundfesten wankten. Auch denkt man daran, wievielen Armen und Kriegstrüppeln man hätte helfen können, wenn die Glockenfanonen nicht ihre kostspielige Rüdwandlung vollzogen hätten. Aber das ist schließlich Sache der Herden und Hirten selbst, und wenn wir vor den festlich geschmückten Gloden haltmachen, die jetzt so zahlreich vor Türmen des Aufstiegs warten, dann geschieht es deshalb, weil wir ein hartes Stück menschlicher Arbeitsmühe vor uns sehen. Es ist für den Arbeiter schwer und nicht gefahrlos, fie in ihre luftigen Stuben zu bringen, und wenn sie endlich mit fie in ihre luftigen Stuben zu bringen, und wenn sie endlich mit dem Probeläuten beginnen, um faum noch aufhören zu wollen, dann flingt uns das Lied von der Arbeit in die Ohren, durchbrochen von der Hungerweise böser Tage.
als riefen die stählernen Himmelszungen manche Gebanten in uns Das ist unsere Glodenromantit, und es will uns dünken, wach, die ihnen selbst ganz und gar nicht eigen sind. Glockenlied unserer Tage ein harter, herber Sang, und auch eine Mahnung für den, der start genug ist, ehrlich hinzuhorchen.
Großfeuer in Neukölln.
Ein Großfeuer beschäftigte gestern nacht mehrere Löschzüge der Feuerwehr in der Delbrückstr. 27 zu Neutslin. Auf dem Hof des Grundstücks find größere Schuppen und Stallungen des Fuhr geld, äfts von Alfred Albrecht. Einer dieser Schuppen, in dem % 2 Uhr nachts zu brennen. Von Borübergehenden und Haus Kutsch- und Beerdigungswagen untergebracht waren, begann gegen bewohnern wurde die Feuerwehr herbeigerujen, bei deren Eintreffen der große Schuppen in hellen Flammen stand. Das Feuer hatte bereits auf den Pferdestall eines zweistöckigen Quergebäudes über. gegriffen. Unter Leitung des Branddirektors Pozdziech wurde aus mehreren Rohren großen Kalibers Waffer gegeben. Noch vor Eintreffen der Feuerwehr hatten Vorübergehende zwei Pferde aus dem brennenden Stall gerettet, ein drittes tam in den Flammen um. Das Feuer griff mit großer Schnelligkeit auf die über dem Stall liegenden Wohnungen und die Dachkonstruktion über. Die Mieter tonnten sich retten. Die Wohnungen brannten aus. Aud der Dachstuhl brannte nieder. Die Löschmannschaften hatten unter ſtarter Qualmentwicklung fehr zu leiden. Der Schaden ist beträgt lich. Die Entstehungsurfache fonnte bisher noch nicht festgestell: merben. Unter Zurücklaffung einer Brandwache rückten die Wachen morgens gegen 5 Uhr ab.
Zigeuner als Bahnhofsgäste.
Au
Seltsame Gäste beherbergte gestern der Stettiner Bahnhof. Im Bartejaal 3. und 4. Rlasse bot sich ein eigenartiger und malerischer Anblick. In einer Art Berschlag fauerte ein fremder Bolfsstamm, schwarzbraune Männer und Frauen mit pechschwarzem Kraushaar, zerlumpt und phantastisch bunt gekleidet. Auffallend waren ihre wundervollen Zähne, die bestimmt teine Pflege fennen, und der reiche Goldschmud, der gar nicht zu ihrer scheinbaren Ar mut und dem fürchterlichen Schmuz paßte. Faul hockten sie auf grauen Säden, die wohl ihre habe bargen. Wie andere Frauen einen Schoßhund, so trugen fie junge Hühner bei sich. Eine Frau bereitete eine Art Salat von Zwiebeln und Gurten, indes die anderen Zigaretten rauchten. Die hübschen Frauen verrieten besonders viel Temperament, denn im Laufe des Nachmittags schlugen fie fich einmal ihrer Kinder wegen, und zwar derartig, daß die Bahnhofsmache eingreifen mußte. Die Anwesenheit der Fremdlinge hatte sich schnell herumgesprochen; neugierig wurden sie von allen Seiten bewundert. Ein alter Mann mußte ein paar französische Broden. Soviel aus ihn herauszufriegen war, handelte es sich um Araber, die ous Marseille famen und nach Schweden weiter wollten. Sie warteten auf ihren Führer, der angeblich mit Geld aus Hamburg tommen sollte. Er fam auch bald und die fremden Vögel zogen
Fackelzug des Reichsbanners am Verfassungstag. Die preußische Staatsregierung veranstaltet be. tanntlich ihre Verfassungsfeier wie im Vorjahre am Mittwoch abend in der Hochschule für Mufit. Um 9 Uhr treten die westlichen Ber liner Kreise des Reichsbanners auf dem Steinplag an, um in einem Fadelzuge nach Beendigung der Feier in der Hochschule für Musik vor der preußischen Regierung vorbeizumarschieren. Der Fackelzug löst sich am Knie auf.
Verhaftung eines Massenmörders.
Der Massenmörder Mario ch wurde in Spandau ver. haftet. Der Melter Narloch wurde von der Staatsanwaltschaft in Schwerin seit dem Vorjahr wegen Ermordung feiner Familie gesucht. Marloch hatte im Mai 1925 feine Frau und fein 5jähriges Kind erschlagen und die Leichen in einen tiefen Leich bei Beckendorf in der Nähe von Boizendorf geworfen, wo sie später gefunden wurden. Die Leiche des zweiten nur wenige Monate alten Kindes wurde in einem Gad aufgefunden. Der Unhold hatte das Rind noch lebend in den Sad gestedt und ins Wasser geworfen.
Verhaftung eines Raubmörders.
nalbeamten bei ihren Nachforschungen und großen Razzien in Auf der Suche nach dem Juwelendieb Frank stießen die KrimiBansin auf mehrere Männer, die dabei waren, harmlose Leute mit dem Kümmelblättchen zu rupfen. Sie wurden festgenommen und nach dem Amtsgerichtsgefängnis in Swinemünde gebracht. Der eine von den vier Verhafteten, einer Kolonne, die mit falschspiel auf Rügen ihr Unwesen trieb, nannte sich Simon Dubet. Als er versuchte, aus dem Gefängnis zu entspringen, fah man sich veranlaßt, fich mit seiner Person näher zu beschäftigen, meil man vermutefe, daß er mehr als Glücks- und Falschspiel auf dem Kerbholz habe. Sein Bild und die Aften wurden dem Berliner Polizeipräsidium angeblichen Dudet einen gewiffen Alois Klein gefaßt hatte, der wegen doppelten Raub mordes gesucht wurde. Klein hat als Angehöriger des oberschlesischen Grenzschußes mit einem
anderen zusammen zwei Handelsfeute, die in Oberschlesten Don Ort zu Ort zogen, in einen Wald gelockt und dort ermordet und beraubt. Er war vor einiger Zeit schon einmal feftgenommen, aber aus dem Gefängnis in Oppeln entwichen. Der Dudel heiße, ist aber zweifelsfrei als der gesuchte Raubmörder festWiederverhaftete bestreitet, Klein zu sein, bleibt babei, daß er Simon gestellt. Bei seiner ersten Festnahme, die in Berlin erfolgte, wollte er fein Gedächtnis verloren haben. Er behauptete damals, sich nicht darauf besinnen zu fönnen, wie er heiße.
Ferienschluß am Wannsee.
lungen, für die erholungsbedürftigen Schulkinder des Bezirks den Dem städtischen Jugendamt des Bezirks Tiergarten war es gegroßen Kinderspielplay in Wannsee als Ferienaufenthalt zu erhalten. Etwa 200 Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren verlebten ihre Sommerferien tagsüber in Wannsee . Unmittelbar an das städtische Freibad schließt sich ein großes Gelände an, das, ebenso wie das Bad selbst, einen schönen Strand und im Hintergrund Waldungen aufweist. Ein kleiner Holzraum ist als Auskleideraum eingerichtet, davor stehen Tische und Bänke für die Mahlzeiten. nebenan find Turngeräte angebracht, alles andere ist schöner, freier Blaz für Spiel, Sport und Erholung. Jeden Morgen gegen 8½ Uhr fam eine fröhliche Karawane von Knaben und Mädchen in Beglei tung ihrer Lehrerschaft in Wannsee an. Zuerst wurden die mugebrachten Frühstücksstullen ausgepackt, dazu gab es einen ordent lichen Topf Milch. Dann ging es zum Baden, Spielen oder Turnen. Mittags fuhr eine richtige Gulaschkanone auf, und alle die kleinen, hungrigen Herrschaften wurden mit reichlicher, fräftiger Kost bewirtet. und abends gegen 6% Uhr fegte sich die Prozession der fleinen Der Nachmittag gehörte wieder der freien, fröhlichen Bewegung, Sommerfrischler in der heimatlichen Richtung wieder in Trab. Braungebrannt, mit blinkenden Augen und fröhlichem Lachen gleichen die Kinder in ihren roten Badetrikots kleinen Regerlein. Alle find mordsfidel, haben tüchtig an Gewicht zugenommen, und die Mütter rühmen mit einem lachenden und einem feuchten Auge den guten Appetit, den ihre Sprößlinge allabendlich mit nach Hause brachten. Müde von Spiel, Sonne, Bad und der guten Luft, langten fie Quantitäten und versanten aber auch à tempo mit dem Ausruf: dahei man, verschlangen mit einem Heißhunger die unglaublichsten Ach, Mutti, schön war's!" in einen tiefen, gefunden Schlaf. Gestern hieß es nun Abschied nehmen von all der fröhlichen Freiheit, dem schönen Wassergeplansche und all den anderen Spielen. Der Spiel play war in einen richtigen Festplatz verwandelt. Jeder schleppte herbei, was er an Dekorationsmaterial auftreiben fonnte. Bapierketten, bunten Lappen, fleinen Papierstreifen war alles nac) Solonisten plünderten zugunsten der Tischarrangements ihre Blumen bester Phantasie und gutem Willen beflaggt, bekränzt, geschmückt. An langen Tischen war eine Kaffeetafel gedeckt, und die nachbarlichen beete. Zuerst gab es ein Schauturnen, Gymnastik am Red und Stafettenlaufen, dann führten die Mädchen Boltstänze vor, und zum Schluß produzierten sich die Allerkleinsten im Sackhüpfen. Die Koften diefes fünfwöchentlichen Ferienaufenthaltes waren pro Kind influsive Betöftigung und Fahrspesen auf 35 M. festgesetzt. Doch murden die weitgehendsten Vergünstigungen gewährt. So erhielten die Kinder von Arbeitslosen alles tostenlos, bei anderen wieder wird der Betrag in fleinen Raten im Nachhinein erhoben. Jedenfalls war der Gedanke, den Kindern in unmittelbarer Nähe der Stadt eine Erholungsmöglichkeit zu bieten, ein guter und begrüßenswerter.
des
202it
Zur Tagung der Deutschen Mieteinigungsämter.
Am Montag beginnt in Düsseldorf die diesjährige Tagung Reichsverbandes Deutscher Mieteigungsämter. Die Tagung hat mit Rücksicht auf den Kampf um die Erhaltung des Laienrichtertums im Wohnungsrecht eine große Bedeutung für die gesamte Arbeiterbewegung. Her vorragende Juristen werden über die einzelnen Probleme des Wohnungsrechts Referate halten. Es ist bereits eine sehr große Zahl von Teilnehmern von den Vermieterbeifizern, Mieterbei- glan fizern und Borsigenden aus ganz Deutschland angemeldet. Am Dienstag abend veranstaltet unsere Düsseldorfer Partei ans Anlaß dieser Tagung eine öffentliche Rundgebung, in der der Genosse Landgerichtsrat Ernst Ruben, Berlin , über" Cin soziales Mietrecht" sprechen wird und außerdem ist für alle parteigenössischen Delegierten und Gäste, sowohl für die Vermieter beisiger, wie die Mieterbeifizer und die Leitung der Wohnungsämter und Mieteinigungsämter für Sonntag abend 7 Uhr in der Turnhalle in Düsseldorf eine zwanglose Aussprache einbe rufen.
12 Uhr fam es in Schöneberg erneut zu Zusammenstößen zwischen Remmuniffen und Polizei. In der vergangenen Nacht gegen Bolizeibeamten und Mitgliedern des Roten renttämpferbundes. Als die Beamten zur Teitnahm eines Kommunisten schreiten wollten, der ihrer Aufforderung, wei erzugehen, feine Folge geleistet hatte, wurden fie von einer fefort umringt und tätlich angegriffen. In der Folge wurden neun Personen festgenommen und der Abteilung la zugeführt.
Die erste Kanalschwimmerin. Ein neuer Rekord.
enge
London , 7. Auguft.( TU.) Die achtzehnjährige Amerikanerin Gertrud Ederle ( New- Yorf), über deren Leistung im heutigen Morgenblatt berichtet wurde, ist nun die erste Frau, der die Kanaldurchquerung gelungen ist, fie fchlug mit 14 Stunden und nahezu 2 Stunden. Ueber den Berlauf der Kanaldurchquerung 39 Minuten auch die bisherige Retordzeit um berichten die Blätter noch folgende Einzelheiten: Fräulein Ederle ging gestern früh um 7 Uhr ins Wasser. Ein stärkerer Südwestwind, der schon eine Stunde nach ihrem Start von Kap Friznez auftrat, machte die See ziemlich rauh. Unter diesen Verhältnissen leistete Fräulein Eberle bemerkenswert gute Arbeit, und die sechs Stunden später in Dover eingegangenen Nachrichten zeigten, daß fie bereits zehn Meilen von der französischen Küste entfernt war. Um 9,39 Uhr landete sie an der Küste bei Kingstown zwischen St. Margaret Bai und Daal, wo ihr von der Menge große Ova tionen bereitet wurden. tionen bereitet wurden. Fräulein Ederle, die die Strede größtenteils Hand über Hand geschwommen ist, hatte schon im August des vorigen Jahres einen Versuch unternommen, gab indessen nach neun Stunden und mur sieben Meilen von der Küste entfernt auf. Die Liste der bisher erfolgten Ranaldurchquerungen meist bisher fünf Namen auf: 1. Captain Webb, 1875, in 21 Stunden 45 Mimuten, 2. Burgeß, 1911, in 22 Stunden 35 Minuten, 3. Sulli Dan, 1923, in 26 Stunden 50 Minuten, 4. Tirabochi, 1923, in 16 Stunden 33 Minuten, 5. Toth, 1923, in 16 Stunden 54 Minuten.
Die Untersuchung des Münchener Eisenbahnunglücks Die gerichtliche Untersuchung des Eisenbahnunglüds am Münchener Ostbahnhof ist noch immer nicht abgeschloffen, weil nahezu 200 3eugen vernommen werden müssen. Im Krankenhaus befinden sich zurzeit noch etwa 20 Personen, die leichter oder schwerer verlegt worden waren. Der angefchuldigte Lokomotivführer wurde auf seine eigene Bitte zur Prüfung seines Geisteszustandes der Münchener psychiatrischen Klinik überwiesen.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
51. Abt. Charlottenburg . Morgen. Sonntag, nachmittags 12 Uhr. treffen fich alle Genoffen und Genoffinnen am Wilhelmsplay Ede Spreeftraße zur Demonftration für die Berfassung.
ber ruffifchen Handelsvertretung beschäftigt find. Sie erhielten für zugesandt, und die Kriminalpolizei ftellte hier feft, daß man in dem Vorträge, Vereine und Versammlungen.
ihre redaktionelle Tätigkeit ein Monatsgehalt von je 18 000 Rubel. Auch der angebliche Hauptschriftleiter des Blattes, Withol, wurde in Hatt genommen,
Detsgruppe Charlottenburg: Rabfahrer Solidarität trifft fich morgen, Sonntag, nachmittags 2 Uhr am Wilhelmplag Ede Spreestraße zur Demonftration für die Berfaffung