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Das Berliner Fortbildungsschulwesen.")

II.

STADT

BEILAGE

RK

DES

VORWARTS

Rein Einsichtiger wird die von mir in diesem Aufsatze auf­gestellten Forderungen für überspannt halten. Sie sind im Gegenteil sehr mäßig. Ich habe 3. B. mit Rücksicht auf

die schlechte Finanzlage der Stadt weder die Errichtung von Lehr­werkstätten noch die von Wirtschaftsschulen vorgeschlagen. Diese letzteren sind auf der Reichsschulkonferenz von dem Ausschuß für Fach- und Fortbildungsschulen gefordert worden; in ihnen sollen tätigen Bevölkerung im Alter von 20 bis 35 Jahren eine wiffen fchaftliche Ausbildung erhalten und besonders in Volkswirtschafts­lehre, Rechtslehre, Verwaltungslehre, Buchführung, Lebenskunde und einer fremden Sprache unterrichtet werden. Dr. Erich Witte ...

Unfallgefahren im Haushalt.

Erweiterung der Fortbildungsschulpflicht. Leider sind noch drei Gruppen von jugendlichen Bersonen nach dem Ortsgesetz vorläufig" von dem Besuch der Fortbildungs chulen befreit, nämlich die, welche als Hausangestellte, als Haustöchter oder in landwirtschaftlichen Beaufstrebende, bildungsfähige und bildungswillige Leute aus der wert trieben tätig sind". Erfreulicherweise ist aber hinzugefügt worden, daß der Zeitpunkt durch Gemeindebeschluß festgelegt wer­den wird". Es ist auch nicht einzusehen, warum diese geringere Rechte haben sollen. Die hauswirtschaftliche Ausbildung der Haus angestellten und der Haustöchter läßt in vielen Haushalten zu wünschen übrig. Warum sollen sie nicht dieselbe theoretische und praktische Ausbildung in Erziehungskunde und in Säuglingspflege erhalten wie die kaufmännischen und gewerblichen Angestellten, Ar­beiterinnen und die weiblichen Angestellten? Sind die Hausan­gestellten in reichen Familien tätig, in denen manche nahrhaften Lebensmittel oft verschmäht werden, weil sie billig sind( z. B. He ringe), und manche nur deswegen genossen werden, weil sie teuer find( z. B. Kaviar), so müssen sie in den Fortbildungsschulen die Kunst lernen, billige und doch nahrhafte Kost herzustellen. Wie viele Hausfrauen wiffen z. B. nicht, daß die in dem Verhältnis zum Nährwert billigsten Nahrungsmittel die Hülsenfrüchte sind? Ist es für das gnädige Fräulein" nicht auch von hohem erzieherischen Bert, wenn es mit dem Dienstmädchen" ein bis zweimal in der Boche auf der Schulbank fizt? Ist das eine Ergänzung der ge­meinsamen Erziehung in der Grundsäule? Der von der Genoffin Hoppe in der Deputation gestellte Antrag, die Hausangestellten iegt einzuschulen, ist leider von den Bürgerlichen abgelehnt worden. Sie fonnten aber die Notwendigkeit der Einschulung nicht bestreiten und erklärten, später auch für diese eintreten zu wollen.

Auch auf die Einschulung der in den landwirt schaftlichen Betrieben tätigen jugendlichen Per sonen wird die Stadt Berlin , die in ihren Außenbezirken eine nicht geringe Zahl von ihnen hat, nicht dauernd verzichten können. Nach dem Ortsgesetz soll sich der Unterricht zwar auf 160 Stunden und 20 Wochen beschränken; dieser sollte aber auch bald eingeführt

merden.

Die berechtigten Wünsche der Fortbildungsschullehrer. Wer das Fortbildungsschulmesen fördern will, muß auch die berechtigten Forderungen der an den Fortbildungsschulen tätigen Lehrer unterstützen und dafür eintreten, daß diese hinter den Lehrern anderer Schulgattungen nicht zurückſtehen. Die Zahl der Hilfslehrer ist an ihnen sehr groß. Biele sind über 40, manche über 45 Jahre alt. An der mit einer Handelsschule und einer höheren Handelsschule verbundenen taufmännischen Fortbildungs­Schule in Neukölln sind von 28 hauptamtlich tätigen Lehrkräften nur -6 angestellt. Daher ist es zu begrüßen, daß der Magiftrat fürz lich beschlossen hat, 78 Lehrer und Lehrerinnen anzu. stellen.

Der Ausbau des Fachschulwesens.

Bei dem Ausbau des Fortbildungsschulwesens darf der des Fachschulwesens nicht vernachlässigt werden. Die Deputation für das Berufs- und Fachschulmesen hat fürzlich beschlossen, den Kursus der Handelsschulen, der jetzt Jahr umfaßt, auf 2 Jahre auszudehnen. In 17 preußischen Städten ist dies längst Geschehen. Berlin ist in dieser Beziehung leider auch rückständig. Es ist ferner die Einrichtung einer elektrotechnischen Ab teilung in der Beuth- Schule auf Antrag der Verwaltung fürzlich von der Deputation beschlossen worden. Kürzlich hat sich diese mit der Errichtung einer städtischen Kraftfahrschule beschäf: tigt, ohne sie indes bisher beschlossen zu haben. Die Notwendigkeit ciner solchen fann bei der großen Zahl der Unfälle nicht bestritten werden. Die privaten Schulen dieser Art reichen nicht aus. Die laufenden Kosten sollen durch das Schulgeld gedeckt werden; die einmaligen werden sich auf etwa 32 000 Mart belaufen. Eine Ber­zinsung und Amortisation dieser Summe ist bei einer guten Ent­wicklung der Schule möglich. Damit aber alle bildungsfähigen und bildungswilligen jungen Männer die Handelsschulen und gewerb: lichen Fachschulen besuchen können, ist es vor allen Dingen nütig, die Zahl der Freistellen nicht auf eine bestimmte 3ahl zu beschränken. Bei den höheren Schulen haben wir Sozialisten nach langen Kämpfen die Beseitigung dieser Einschrän fung erreicht. Eltern haben wiederholt den Leitern von Fachschulen. gegenüber ihre Verwunderung darüber zum Ausdruck gebracht, daß ihre Kinder auf dem Lyzeum oder der Realschule kein Schulgeld zu bezahlen hatten und auf der Handelsschule ein solches zu entrichten haben, obwohl die finanziellen Verhältnisse der Familie sich nicht gebeffert haben.

*) Bergleiche Stadtbeilage vom 29. Juli 1926.

tätigen Personen drohen, de Hausfrauen sowohl wie den An­Die Gefahren für Gesundheit und Leben, die den im Haushalt gestellten, find zahlreicher und größer, als im allgemeinen an genommen wird. Zwar wissen wir alle von Verlegungen, die durch Fett prizer, Wasserdämpfe, durch. Ausrutschen von Messern, durch das eben zu schwerer Gefäße, z. B. bei der Wäsche, durch Sturz von der Leiter beim Fensterputzen usw. entstanden sind, von denen zahl: haben. Trotzdem gilt der Haushalt als ungefährlicher" Berufs: reiche Fälle zu dauerndem Siechtum oder gar zum Tode geführt zweig, und feine Angestellten unterstehen nicht dem Unfallgejes. In folgedessen werden die vorkommenden Unfälle auch nicht registriert. Deffentlichkeit nichts oder doch nur wenig von den Gefahren, die Abgesehen von besonders schweren Einzelfällen erfährt deshalb die der Haushalt in sich birgt.

Berlins Fremdenverkehr im Juli.

Ueber tausend Fremde mehr als im Juni. Polizeipräsidiums Berlin wurden im Juli 134 446 Fremde Nach einer Zusammenstellung im Einwohnermeldeamt des ( gegen 133 081 im Juni) gezählt. Davon entfielen die meisten auf das Polizeiamt mitte, wo sich die großen Hotels und Pensionen befinden, nämlich 76 360( 76 467), dann folgten die Polizeiämter Kreuzberg mit 28 922( 27 910), Charlottenburg mit 8862( 8691), Tier­garten mit 8716( 8203) und Friedrichshain mit 7417( 7930) Fremden. Die wenigsten Gäste wiesen die Polizeiämter Bantom ( 22), Treptow ( 17), Weißensee( 17) und Tempelhof ( 1) auf. Von den 134 446 Fremden maren 21 712( 20 882) Ausländer. Davon stammten aus Albanien 2( 2), Andorra 2( 0), Belgien 80( 118), Bulgarien 77( 50), Dänemark 1354( 1019), Danzig 1127( 1088), Eft­land 163( 214), Finnland 275( 583), Frankreich 256( 363), Georgien Montenegro) 75( 100), Lettland 445( 414), Liechtenstein 1( 2), Litauen 20( 12), Griechenland 126( 96), Großbritannien 1295( 1109), Island 13( 6), Italien 293( 371), Jugoslawien ( Serbien , Kroatien , Slowenien , 242( 236), Luxemburg 4( 21), Memelgebiet 55( 51), Niederlande 867 ( 988), Norwegen 284( 428), Desterreich 1568( 1799), Polen 1317 ( 1579), Portugal 24( 20), Rumänien 314( 377), Rußland 755 ( 818), Schweden 1506( 1675), Schweiz 686( 602), Spanien 151( 173), Tschechoslowakei 1117( 1099), Türkei 112( 102), 11traine 40( 53), 5356( 3591), aus sonstigen amerikanischen Staaten 275( 206), aus Ungarn 588( 669), Afrika 48( 49), Argentinien 128( 142), Chile 38 ( 42), Merifo 44( 39), aus den Vereinigten Staaten von Nordamerika China 57( 55), Japan 206( 206), aus fonſtigen asiatischen Staaten 120( 103), aus Australien 38( 17), staatenlos. 175.

Freibaden in der Stadt verboten.

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Eine Beschwerde des Reichsverbandes der Deutschen Privatschiff. Neuerdings ist eine neue Gefahrenquelle in Erfahrt hat dem Kommandeur der Berliner Schutzpolizei Veranlassung scheinung getreten: nämlich der elettrische Strom. 3mar gegeben, die ihm unterstellten Aufsichtsbeamten auf die Polizeiver­wird für Haushaltszwecke, Beleuchtung, Heizung des Bügeleisens ordnungen hinzuweisen, die sich mit dem Baden im Freien und der Koch- und Heizapparate fast ausnahmslos eine perhältnis und dem Schuß der Schiffahrt befassen. Die Beschwerde mäßig geringe Boltspannung verwendet. Aber selbst diese kann zu hebt hervor, daß sich besonders an der Oberbaumbrüde, an schweren Gesundheitsstörungen, ja selbst zum Tode führen, wie aus der Jannowizbrücke und an der Brommybrüde während den jetzt vorliegenden Berichten der Gewerbeaufsichts der verkehrsreichen Stunden zahlreiche Schwimmer auf der Spree beamten für Preußen über das Jahr 1925 hervorgeht. Da bewegen und an den Brückendurchfahrten eine ernstliche Behinde die Fälle, über die hier berichtet wird, sich in jedem Haus= rung der Schiffahrt verursachen. Verschiedentlich werden auch die an halt ereignen fönnen, sei auf sie ausdrücklich aufmerksam gemacht, den Ufern verankerten Kähne als Absprungstelle benutzt. Auch ist mit der Absicht, Hausfrauen und Hausangestellten zur Warnung zu wieder die Beobachtung gemacht worden, daß von den Brücken aus dienen. die durchfahrenden Schiffe von Kindern mit Steinen beworfen werden. Die Polizei wird gegen diese Freibäder in der Stadt mit aller Schärfe vorgehen.

Aus dem Aufsichtsbezirt Berlin wird berichtet: ,, Unter den durch elektrischen Strom verursachten Unfällen waren wiederum mehrere, auch tödliche, die beim Ein- und Aus. Schrauben von Lampen von 220 Bolt- Spannung, also der üblichen Berliner Netspannung, vorgekommen sind. Aller: dings standen die Berunglückten dabei auf Eisenmasten." Daß aber allein schon das Anfassen des nicht gut isolierten Um­fajfungsringes mit feuchten Händen, Stehen auf feuchtem Boden usw. zu tödlichen Verbrennungen und schweren Lähmun­gen führen fann und geführt hat, wird wiederholt aus Auffichts bezirten festgestellt. Aufklärend und lehrreich dürfte folgende Schilderung als her Grenzmart Bojen- Westpreußen fein: Ein Elettroinstallationslehrling, der auf dem feuchten Boden einer Waschküche stehend, die Glühlampe, des Raumes gegen eine elektrischen Strom getötet. Nach Entfernung der lleber. von höherer Kerzenstärke auswechseln wollte, wurde durch den glocke hatte sich auf der Glühlampe Wasserdampf niedergeschlagen, da der ganze Raum mit solchen Dämpfen ausgefüllt war. Die Oberfläche diefer Glühlampe war auf diese Weise leitend geworden, fie stand also unter der gleichen Spannung wie das Gewinde der Glühlampe. Als der Lehrling die Glühlampe berührte, bot daher der Körper des Verunglückten unter Berücksichtigung des feuchten Fußbodens einen guten Leiter für den elektrischen Strom. Die Lampe wurde mit Wechselstrom gespeist. Die Spannung betrug 220 Volt mit Nulleiter."

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Aus dem Aufsichtsbezirk Düsseldorf wird sogar von tödlichen Unfall durch Berühren einer 110 Volt Spannung bei Regenwetter berichtet. In der feuchten Waschküche, im Baderaum, ja in jedem anderen Raume der Wohnung, und besonders in der Küche, können sich ähnliche Un­fälle ereignen, wenn über die Gefahren, die der elektrische Strom verursachen fann, nicht genügend Aufklärung verbreitet wird. Ganz besonders wichtig dürfte zu wissen sein, daß Nässe und Feuchtigkeit gefährlich werden können, weil sie aute Leiter sind. Keinesfalls dürfen elektrische Leitungen mit nassen Händen berührt werden.

Rettungshilfsstellen im Bezirk Treptow . Im Bezirk Treptom befinden fich folgende Rettungshilfsstellen: It Glienide, Köpenider Straße 19; Adlershof , Hadenbergstraße 14; Johannisthal , Friedrichstraße 58; Niederschöne weide, Grünauer Straße 9( Feuerwache); Oberschöne meide, Luisen­straße 33; reptom Nord, Wildenbruchstraße 38/39; Trep tom Süd, Ernststraße 14-16.

W

NUR NOCH 6 PREISE!

Die Tuberkulofefürsorgestelle Neukölln im Jahre 1925. Im Jahre 1925 hat die Tuberkulosefürsorgestelle Neukölln fast. 80 Proz der an Tuberkulose im Bezirk Neukölln Verstorbenen vor ihrem Lode in der Fürsorge erfaßt; im Jahre 1924 waren es fast 70 Broz., 1923 50 Pro3., 1922 dagegen nur 23 Proz. Die Gesamtsterblichkeit an Tuberkuloje ist im Jahre 1925 diefelbe geblieben( 367 Fälle) wie im Jahre 1924( 368 Fälle), während die Sterblichkeit im Jahre 1923 höher war( 468 Fälle). Es ist also im Vorjahre erfreulicherweise jun Bezirk Neukölln die Sterblichteitan Zuber fulpje wicht gestiegen. Dagegen hat die Zahl der Tuberkulose kranten, die sich in Fürsorge befanden, wiederum gegenüber 1924 Tuberkulöse in Fürsorge gegenüber 1902 Kranten im Jahre 1924 und 1923 zugenommen: 1925 standen 2222 ansteckungsfähige und 1550 im Jahre 1923. Eine wesentliche Verbreitung der Tubers fulofe innerhalb der Neuköllner Bevölkerung fann jedoch hieraus nicht abgeleitet werden, vielmehr geht aus diesen Zahlen nur die beffere Erfassung der tuberkulös Erfranften seitens der Tuberkulose­fürsorgestelle hervor.

Eröffnung einer zweijährigen höheren Handelsschule. Die Depu 1926 eine zweijährige höhere Handelsschule( Förderklasse) mit 16 tation für das Berufs- und Fachschulwefen beabsichtigt zu Michaelis Wochenstunden für begabte ehemalige Berufs- und Handels­schüler( innen) zu eröffnen. Die Schüler( innen) tönnen nebenher be­ruflich tätig sein. Die Aufnahme in der Förderklasse wird abhängig gemacht von dem Bestchen einer Aufnahmeprüfung. Zu derselben werden zugelassen: 1. Ehemalige Schüler( innen) der faufmännischen Berufsschule, die a) die Schule laut Abgangszeugnis mit gutem Erfolg durch. laufen,

b) sich im Deutschen und in einer fremden Sprache weitergebildet c) und sich in vierjähriger faufmännischer Tätigkeit bewährt haben.

2. Ehemalige Schüler( innen) einer anerkannten Handelsschule, die a) die Handelsschule laut Abgangszeugnis mit gutem Erfolg durchlaufen,

b) sich im Deutschen und in einer fremden Sprache meitergebildet c) und sich in zweieinhalbjähriger faufmännischer Tätigkeit be­währt haben.

Die Meldungen sind bis 20. September 1926 Direttor Schmidt, Brandenburgstraße 37, einzu­

1250 1850

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