gur Abstellung eines solchen Berfahrens führen würde. Die Folge des Beschlusses der Wirtschaftspartei ist nun, daß überall Protestkundgebungen abgehalten, und die Steuer pflichtigen zum Widerstand gegen die Finanzämter angereizt werden, Berncastel macht also Schule.
Daß für viele fleine Steuerpflichtige bei den jetzigen Wirtschaftsverhältnissen jede Steuerleistungen, auch die fleinste, eine schmere Last ist, ist durchaus verständlich. Aber jeder verständige Mensch wird begreifen, daß jeder. dessen Eintommen über das geringe steuerfreie Existenzminimum hinausreicht, mit seinen bescheidenen Kräften zu den allgemeinen Loften beitragen muß. Er fann nur verlangen, daß ihn das someit als möglich erleichtert werde. Dem ist bereits durch einen Erlaß des Reichsfinanzministeriums voin Juni 1920 Rechnung getragen. Angesichts der Tatsache, daß durch die Susteliung des Steuerbescheides vielfach neben der aufenden Barauszahlung auch noch eine Nachzahlung zu erfolgen het, find die Finanzämter angewiesen worden, die Abtragung der Nachzahlungen in Raten unter Anpassung an die wirtschaft liche Leistungsfähigkeit der Steuerntlichinen acetatten. Damit ist allen billigen Wünschen entsprochen, zumal danet' n die allgemeinen Bestimmungen über Erlaß und Stundung von Steuern weiterbestehen.
die Sanierung der polnischen Währung, sondern auch| heerenb wirken. Solche Methoden müffen die politischen Diffe. die Herbeiführung prosperierender wirtschaftlicher renzen in schärffter Weise auch organisatorisch zufpihen. Sie machen Verhältnisse in Polen , ganz besonders auch im Interesse des eine Gefundung der Partei unmöglich. benachbarten Deutschlands , he bei wünsche und mich einer darauf abzielenden internationalen Aktion nicht nur nicht entgegenstellen, sondern sie dankbar begrüßen würde.
Der Leitgedanke des Interviews war, die Notwendig feit der europäischen Zusammenarbeit zu betonen, wofür ich allerdings in den sehr oft nicht durch wirtschaftliche, sondern durch nationalistische Momente getragenen hohen 3ollgrenzen eine Gefahr sehe, die nicht etwa nur Deutschland Abbruch tut, sondern den eigenen Intereffen derjenigen Länder zuwiderläuft, die mit hohen Kosten neue Industrien aufzubauen suchen, obwohl die eigenen beschräntten Märkte für eine Rentabilität nicht cusreichen und an einen Export zu Konkurrenzpreisen angesichts der bestehenden älteren Industrien in den übrigen europäischen Ländern nicht zu denken ist. Ich vermag nicht zu erkennen, wie das Ermerbslosenproblem gelöst werden soll, wenn nicht eine über ganz Europa fich erftredende gewiffe wirtschaftliche Arbeitsteilung herbeigeführt werden kann.
Diese Anschauungen entstammen nicht irgendeiner bei mir vorhandenen Gegensätzlichkeit zu diesem oder jenem unserer Nachbar. länder, sondern der Sorge um das Schicksal der europäischen zu funft. Gelegentliche unvermeidliche Schiefheiten in der Wiedergabe von Interviews sollten den Ernst solcher Ueberlegungen nicht ab
Kommunistische Einheitsfront.
Gegenüber den vielen Uebertreibungen aber muß doch mit allem Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß ned). immer die großen Massen der Lohn- und Geschwächen dürfen. haltsempfänger die größten Lasten tragen. Die Verbrauchssteuern und Zölle, die reine Kopfiteuern sind, ruhen zum allergrößten Teil auf ihren fargen Löhnen und Gehältern. Sie tragen ferner bis hinunter zu den kleinsten Einkommen Woche für Woche und Monat für Monat die Lohnsteuer. Ihr Ertrag ist fast doppelt so hoch wie der der Einkommensteuer aller übrigen Steuerpflichtigen. Sie ist aber oftmals auch für den einzelnen Lohnsteuerpflichtigen viel härter als für den Selbständigen, auch wenn seine Lage noch so drückend ist. Wenn 2. B. ein Lohnsteuerpflichtiger nach monatelanger Erwerbslosigkeit endlich den ersten Wochenlohn erhält, so wird ihm sofos die entsprechende Lohnsteuer einbehalten. Das ist zweifellos eine viel größere Härte, als sie jetzt bei der Beranlagung eintreten fann.
Die von dem cinzelnen zu entrichtende Steuerlast ist zweifellos hoch. Aber nicht nur weil die Gesamtsteuerlast Deutschlands schwer ich, sondern vor allem, weil sie sehr ungerecht verteilt ist. Die besikenden Schichten halten es für ihr gutes Recht, sich der Steverlasten nach Möglichkeit zu entziehen. Je mehr das geschieht, um so höher wird die Last der übrigen. Die Erfahrung lehrt, daß die Finanzhehörden allein der geringen Etenermoral nicht Herr merden. Es ist deshalb nicht nur ein Interesse der Lohnsteuerpflichtigen, sondern aller ehrlichen Steuerzahler, daß die Steuerleistung der öffentlichen Kontrolle unterworfen wird.
Der Industrie- Nationalismus". Eine Erklärung des Reichsbankpräsidenten. Wir haben gestern ein Interview fritisch besprochen, das der Reichsbanfpräsident Dr. Schacht dem deutschamerika nischen Journalisten Viereck gewährt hatte und wegen einiger Bendungen in Polen unangenehmes Aufsehen erregt hat.
Herr Dr. Schacht schreibt uns heute dazu: erreg
Zu Ihren Ausführungen im Abendblatt des 13. d. M. bitte ich bemerken zu dürfen, daß Interviews die in lebendiger Unterhaltung vorgebrachten Ansichten naturgemäß nicht immer so forreft wieder geben können, als dies in einer schriftlich wohlformulierten Ausführung der Fall ist. Schon die Form des Interviews bedingt in der Wiedergabe eine lebhaftere und feinere Darstellung. So fommt es, daß manche Ansichten nicht so präzis und nicht immer in der gewünschten Abstufung ihres Wertes zutage treten.
Ich bitte deshalb auf diesem Wege, da Sie speziell auf Polen Bezug genommen haben, dessen Name übrigens im Interview gar nicht vorkommt, ausdrücklich feststellen zu dürfen, daß ich nicht nur
Hier ist das Tor der Fabrik. Da gehen die Arbeiter des Morgens hinein. Sie müssen an der Wohnung des Direktors vorbei, zur Rechten, und am Carten des Direktors, zur Linken. Sie gehen durch einen glasverschalten Gang. Guten Morgen" sagt der Portier der Fabrik. Da sind sie noch Menschen. ,, Guten Morgen " sagen die Kontrolluhren. Da werden sie zu Maschinen. Sie verlieren ihren bürgerlichen Namen und bekommen eine Nummer dafür. Tid, tad," sagt die Uhr, Nr. 212, du fomst heute um zehn Minuten zu spät, das werde ich melden, das fostet dich Lohn".- ,, Mein Kind fiel auf der Treppe sich blutig," sagt die Nummer ,,, das foftete einen Weg zum Arzt".. ,, Tid, tad," sagt die Uhr ,,, das verstehe ich nicht, tid, tad," sagte sie ,,, das höre ich nicht".
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Die Rentrolluhr ist der Grenzstein zwischen Bürgertum und Proletariat. Sie sieht harmlos aus, ungefähr wie ein Kanditen
automat. Aber ihr Schlund speit diesem Leben keine Süßigkeiten aus, sondern schludt es. Er schluckt das Privatleben. Er schluckt auch die Privatseele. Jeden Tag schluckt er sie, und sie wird gemahlen. Drüben fällt sie dann in den Mehlsack der Organisation. Der ist ihre Rettung. Was wäre so ein Stäubchen Seele ohne die Masse der Brüder!
Aus dem Glasgang treten die Nummern in den Hof der Fabrik. Der Garten läuft ihnen ein Stüd Weges nach. Er ist nur von einem niedrigen Lattenzaun begrenzt, so daß man hineinsehen kann. Ist es furz, ist es lang her, da blühte der Flieder darin. Goldregen ließ schwerbepackte Blütentrauben zu Boden hängen. Nun stehen Rosen an den Stöcken und Tulpen, stehen in einem Beet und halten die bunten Röpfe hoch, es find Duc van Toll und stehen wie die Herzöge und tragen ein gesättigtes Air zu Schau. Und der Rasen schwillt wie ein Teppich.
Es stehen bloß wenige Bäume in dem Garten und junge. Es ist ein junger Garten. Mit offenem Antlig sieht er zum Himmel und trinkt mit offenem Mund das Licht und die Luft. Es ist ein junger Garten. Aber es ist ein rechter Rausch darin und eine rechte Freude. Der Garten läuft den Arbeitern ein Stüd Weges nach. Durch den Hof der Fabrik.
Die Erde unter den Füßen der Arbeiter ist schwarz. Sie ist angefreffen mit Kohlenstaub. Hier spröffe fein Grashalm. Hier steht kein Rosenstrauch. Hier sind Haufen von Kohle und Berge von Kohle geschichtet. Eine alte Blechröhre liegt über dem Wege und wird vom Rost gefressen. Eine Dellache zerrinnt traurig und spiegelt einen fettigen Regenbogen, der an feinem Himmel steht. Hier verschwendet die Sonne fich ins Grau eines ewigen Werktags.
Hier gehen die Arbeiter in die Fabrik. Und das Glück des Gartens läuft ihnen nach. Aber es darf nicht zu ihnen. Ein Lattenzaun steht zwischen ihnen und ihm.
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Wie es in der eigenen Partei aussieht. Alle Tage versichert die ,, Rote Fahne ", daß die revolutionäre Einheitsfront marschiert. Selbstverständlich unter Selbstverständlich unter Führung der Kommunistischen Partei! Wie diese Einheitsfront aussieht, das zeigt das folgende Rundschreiben der Ber liner Parteileitung, das sie am 9. August an die Mitglieder des Neuköllner Verwaltungsbezirks richtete. Wörtlich heißt
Im Einverständnis mit dem Zentralfomitee hat die Berliner Bezirksleitung die Wiederholung der Wahlen zur Stadtdelegiertenversammlung und eine neue Stadtdelegiertenversammlung beschlossen, welche sich noch einmal mit den politischen Fragen und der Neuwahl der Neuköllner Berwaltungsbezirksleitung beschäftigen soll.
Auf der Neuköllner Stadtdelegiertentonfe= renz wurde unter in der Parteieinzig dastehendem Bruch der primitivsten Grundfäße der Parteidemokratie die Neuwahl der Neuköllner Bezirks Leitung vorgenommen. In der Versammlung wurde mit 57 gegen 53 Stimmen ein Antrag auf paritätische 3usammenfeßung der Bezirksleitung angenommen. Troz dieses Beschlusses der Mehrheit der Verfammlung wurde eine Bezirksleitung gewählt, in welcher die Unhänger des 3., die ungefähr die Hälfte von Neukölln bilden, völlig ausgeschaltet find. Diese Ausschaltung fam zustande, obwohl in der Bersammlung die Anhänger der Parteilinie die Mehrheit hatten. Aber am Vorftandstisch lagen neun schriftliche Erflärungen von oppofitionellen Genossen, mit deren Hilfe die Minderheit in der Versammlung natürlich jeden Beschluß niederstimmen tonnte.
Mit Hilfe dieser neun schriftlichen Erklärungen wurde auch der Wille der Mehrheit der Stadtdelegiertenversammlung auf paritätische Zusammensetzung der BL. vergewaltigt und durch Hinzuzählung der neun schriftlichen Erklärungen mit drei Stimmen Mehrheit eine rein oppositionelle Bezirksleitung gewählt. Der eindeutige Be schluß der Versammlung auf paritätische 3usam mensehung wurde in brutalfter Weise mit Hilfe der neun schriftlichen Erklärungen ignoriert.
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Ein solches Verhalten muß zu einer Zerreißung der Partei führen. Wenn trotz des Beschlusses der Versammlung, die Bezirksleitung paritätisch zusammenzusetzen, bei ungefähr gleicher Stärke der zwei Richtungen im Bezirf, die Anhänger der Parteimehrheit völlig ausgeschaltet wurden, so muß ein solch unerhörtes Beis spiel der Verlegung der Parteidemokratie in der Partei ver
waren.
Wir appellieren daher an alle Genossen in Neukölln , in den jetzt stattfindenden 3 ellenversammlungen gegen solche Methoden zu protestieren und mit allen Kräften dahin zu wirken, daß trotz der parteipolitischen Differenzen eine gemeinsame Arbeit zum Wohle der Partei stattfindet. Wir appellieren an alle Genossen von Neu kölln , die Diskussion sachlich zu führen, so daß die Partei politisch und organisatorisch einen Gewinn aus dieser Diskussion ziehen kann, und erfuchen alle Mitglieder, vollzählig zur Zellenversammlung zu erscheinen. Mit tomm. Gruß Zentralfomitee der KPD .
Bezirksleitung Berlin- Brandenburg der KPD .
Die Zellenversammlungen der KPD in Neukölln werden also ausnahmsweise sich mal nicht mit dem„ Berrat" der Sozialdemokratie, sondern mit den Verrätern in der KPD. beschäftigen. Vielleicht geben auch die wertvollen dem Polizeipräsidium gegebenen Anregungen, wie die Ordnung in den Straßen aufrechterhalten werden und wie die zunehmende Erregung der Massen beruhigt werden fönne", ausreichenden Stoff zur Diskussion. An die Entmicklung in Sowjetrußland braucht dabei noch gar nicht gerührt werden. Die Stimme der Opposition.
Der Kampf in der russischen Partei spiegelt sich in den inneren Auseinandersetzungen der KPD. aufs lebhafteste wider. Im allgemeinen ist die kommunistische Opposition auch in Deutschland auf illegales" Material angewiesen, nur gelegentli chgibt die Rote Fahne " Dafumente der Opposition in vollem Wortlaut wieder. So teilt sie heute eine Erklärung der Weddinger Opposition" mit, die ungefähr der oppofitionellen Stimmung in der Berliner Mitgliedschaft entsprechen würde. Dies Dokument ist interessant genug, um es zum Abdruck zu bringen. Es heißt in ihm:
,, Das Wiederaufleben des russischen Parteikonfliktes bestätigt unsere Auffassung, daß
die damals aufgeworfenen Streiffragen nicht durch mechanische Unterdrückung der Opposition seitens des Stalinfchen 3k. aus der Welt zu schaffen
find, sondern daß dieselben einer grundsäglichen und allumfassenden Diskussion innerhalb der KPDSU. und der Komintern bedürfen. Troß des Verfuches des 3K. und des EKKI., den Fortbestand der Opposition nach dem 14. Parteitag abzuleugnen, tobte der Kampf gegen ein System, daß durch
die Bucharinsche Parole„ Bereichert euch signalisiert wurde und im Stalinismus seinen zeitgemäßen Ausdruck findet, mit unvermindeter Schärfe unterirdisch weiter.
In diesem Kampfe wendet sich die Leningrader Opposition u..a gegen die Bejahung der Möglichkeit des Sozialismus in einem Lande für die unverminderte Vorwärtstreibung der revolutionären Bewegung in den übrigen Ländern, in engster Verbindung mit dem sozialistischen Aufbau in Rußland bis zum Triumph des Sozialismus durch den Sieg der Weltrevolution. Gegen die Idealisierung des gegenwärtigen Zustandes der russischen Staatsindustrie als fonfequente sozialistische.
Für eine illusionsfreie Charatterisierung der ruffischen Staatsindustrie, als zwartonsequent fozialistischen Typus ( Art), aber noch nicht rein fozialistisch. didnot
Gegen die Uebertreibung der Nep, wie sie besonders fraf durch das geflügelte Wort„ Bereichert euch" signalisiert wurde, und in der Praxis z. B. durch die neue Landesgefeßgebung, im Warenaustausch, Freihandel usw. ihren Ausdruck findet.
Für die Beschränkung der Nep auf die ihr von Lenin gestellten Aufgaben.
Gegen jegliche Lockerung der Diktatur des Proletariats gegen über der Stadt- und Dorfbourgeoisie durch Ausdehnung der Sowjetdemokratie usw.
Gegen den falschen innerparteilichen Kurs, durch Anwendung von Unterdrückungsmaßnahmen( Beschränkung der Diskussionsfreiheit, Maßregelungen usw.).
Kavalier sein kann. Es wird bewiesen durch einen Schwant von Mathern und Schwarz, die ihr Stück„ Das goldene Kalt taufen. Und der Hauptfomiter, der ihnen hilft, ist Martin Kettne offcnbar ein deftiger Berliner , der Maul und Herz auf dem rechten Fleck hat. Da also das Stüc um das goldene Kalb tanzt, fant man sich denken, welche hübschen, die Nationalökonomie unte grabenden Gegensätze zwischen Stromer und Millionär heraus. geschält werden, wortwörtlich herausgeschalt, wie die Sommers fartoffel aus der weichen Belle, wenn sie zusammen mit dem guts gemässerten Matjeshering auf den Tisch kommt. Im Residen theater spielen die Schauspieler diesen Schwant, bei dem viel gelad wird, mit großem Fleiße und derbster Bemühung. Alles das if notwendig, damit eine Augustpremiere nicht ins Wasser jälit. M. H.
Trianon- Theater. Der Himmel streift." Jawohl, der Himmet ftreift. Denn diese Revue dürfte in Berlin einzig daftchen. Sie enthält an geistlosen Bildern, fitschiger Sprache, ungeschickter Muſi dilettantischem Spiel und primitiver Aufmachung so ungefahr alles. was sich eine schlechte Provinzbühne ausdenken fann. Die sogs nannte Musikkapelle( vier Mann mit einem guten Sologeiger spielt unabhängig von den Eingenden, die ihr eigenes Tempo nehmen. Diese Sänger sind von beschämendem Mangel an Rönne . Ich nenne außer den Hauptdarsteller Formes, der doch wenig. ftens Routine hat, feinen Mitwirkenden. Dilettantismus auf der ganzen Linie. Nur die Berliner Girls bringen ein bißchen Leben in die Bude. Auch das einfache Publikum streifte mit seinem Beifall. K. S.
Ein vorgeschichtliches Alphabet. Sollte es wirklich bereits in vorgeschichtlicher Zeit Schriftzeichen gegeben haben? Der Beweis dafür würde auf die Erfindungskraft des Urmenschen ein überraschendes Licht werfen und für die Anfänge der Geisteskultur von großer Bedeutung sein. Die aufsehenerregende Behauptung, ein vorgeschichtliches Alphabet gefunden zu haben, stellt der französische Archäologe A. Morlet in einem Auffazz der Nature" auf. In dem französischen Dorfe Glozel in der Nähe von Bichy hat ein Landwirt E. Fradin auf einem ihm gehörigen Felde eine Siedlung der jüngeren Steinzeit entdeckt, und der glückliche Finder hat zusammen mit Dr. Morlet eine eingehende Beschreibung der Funde in drei Bänden erscheinen lassen. In cinem ovalen Grabe, das mit großen gelblichen Ziegeln gepflastert mar, traten verschiedene Ziegel mit zahlreichen merkwürdigen Beichen ans Licht. Die Vorgeschichtsforscher haben schon oft gegen Ende der Steinzeit Zeichen gefunden, die auf Knochen eingerigt Aber die in Glozel gefundenen Zeichen sind so zahlreich und so eigenartig, daß fie nach der Anschauung Morlets ein richtiges Alphabet darstellen dürften, und zwar behauptet er, daß dieses Alphabet bereits auf einer Stufe stehe, in der die Bilderschrift in eine Silbenschrift übergeht. Die Menschen von Glozel waren bereits dahin gekommen, die Aufzeichnung der Klänge mit der Darstellung gewisser Begriffe zu verbinden und durch gewisse Beichengruppen das Lautbild einzelner Worte wiederzugeben." Die Zahl der Zeichen, die bisher festgestellt ist, beläuft sich auf 90, und das ist mehr als für ein reines Alphabet notwendig ist, viel weniger aber, als man für eine Bilderschrift bedarf. Der Gelehrte zieht Büßer des Schicksals. Wegen der vom ihm in Gemeinschaft daraus den Schluß, daß es sich um eine Verbindung von Bildermit dem Stahlhelmführer Postmeister Bartelt verübten Sched schrift und Lautschrift handelt; viele der Zeichen haben noch einen schwirdeleien wurde fürzlich der„ Dichter" Knauft zu einer mehr. Bildcharakter, andere aber schon nicht mehr. Die Inschriften von jährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Lange bevor ihn das Verhäng Glozel zu entziffern, ist Morlet bisher nicht gelungen. Er glaubt nis ereilte, widmete er der Volksbücherei seines Heimatsortes aber durch den Vergleich dieses vorgeschichtlichen Alphabets mit den Berlin- Hermsdorf ein Exemplar des von ihm verfaßten Romans ältesten bekannten Alphabeten zahlreiche Aehnlichkeiten mit der ,, Büßer des Schicksals". Mit dem prophetischen Blid des Dichters phönizischen Schrift festzustellen. Das Datum dieses Alphabets iſt ichte er handschriftlich auf die erste Seite den Ausspruch Schopen durch den Fund selbst gegeben, der in eine Zeit zurückführt, in der hauers:" Was aber die Leute gemeiniglich das Schiddas Renntier noch vorhanden war denn der Mensch von Glozel al nennen, sind meist nur ihre eigenen dummen hat es sehr gut gezeichnet aber schon allmählich verschwand. Dies Streiche." Die darunter geschriebene Mahnung:„ Start sein!" war wohl nur für die Mitmenschen bestimmt. Nun, da er selbst Alphabet der jüngeren Steinzeit würde die Grundlage darstellen, aus der die Schriften der Mittelmeerländer entstanden sind, und die Erfindung der Schrift durch den vorgeschichtlichen Menschen begeschiedenheit Muße zu weiteren Betrachtungen über die„ Welt als ,, Büßer des Schicksals" geworden, bietet ihm seine zeitweilige Ab. weisen. Wille und Vorstellung".
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Sommerschwant. Im Residenz Theater" wird Moral abgehandelt. Auf sommerliche Art. Mit Schwung, Schmalz und dem Bestreben, die Zwerchfelle zu erschüttern. Auch die Portemonnaies follen aufgeknöpft werden. Der Theaterbesucher wird wie ein Halbgott umschmeichelt. Noch nientals wurde einem Men fchen so liebenswürdig zugelächelt, wie heute einem Herrn oder ciner Dame, die ganz oder auch nur zu einem Biertel ihr Billett bezahlen. Wer heute mit einigem Bargeld an die Kasse tritt, erlebt geradezu die Freuden eines Milliardärs.
Wenn es auch drinnen im Theater, im dunklen Parkett oder oben hinter der hellen Rampe, so fröhlich wäre! Im Residenztheater haben die Leute, wie der Augenschein lehrt, sich vorläufig nicht zu beklagen. Dort wird bewiesen, daß der Stromer auch ein
Amerita".
Erflaufführungen der Woche. Freitag: Berliner - Theater: Mij Urania- Beranstaltungen. Täglich( 8, Sonntag 9 Uhr):„ Dänemart". Sonntag( 5 u. 7): 3m brasilianischen Urwald". Ab Montag täglich( 7): Sonnenfreudigkeit und Körpertultur". Ab Dienstag täglich( 5 u. 9): Auf Zierfang in beffinien.
Rethel- Ausstellung in der Nationalgalerie. Die Berliner Nationalgalerie eröffnet am Dienstag, mittags 12 Uhr eine Ausstellung der Zeichnungen und Gemälde von Alfred Rethel , dem großen Historienmaler. Eine Viertelfon- Orgel. Profeffor Pfachos, ein Spezialist für orientalische Musit, hat ein orgelartiges Inftrument fonftruiert, das 42 Intervalle auf die Dhiave aufweist. Das Instrument ist besonders dazu bestimmt, die Mufit orientalischer Böller, einschließlich der alten byzantinischen Musit, wiederzugeben.