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Nr. 384+43. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Von der notleidenden" Industrie.

Die Leitungskosten der Wirtschaft.

Vor dem erweiterten Schöffengericht der fleinen bayerischen Universitätsstadt Erlangen   spielte sich in den letzten Wochen ein Prozeß ab, der weit über das Weichbild dieser frommen prote­stantischen Theologenstadt hinaus Aufsehen erregte, weil er den Beweis erbrachte, daß zwischen den heiligen Mauern doch auch recht viel Unheiliges blüht. Darüber hinaus sind die Einzelheiten, die dieser Prozeß zutage förderte, außerordentlich fennzeichnend für die Verschwendungswirtschaft, die in der Leitung cines großen Konzerns geübt wurde und die noch heute in zahl­

reichen anderen Unternehmungen trotz aller Klagen über die Kriſe fortgeführt wird, wenn man den Aussagen der Beschuldigten, der Berteidiger und der Zeugen Glauben schenken darf. Dadurch gewann die Gerichtsverhandlung eine große Bedeutung für die Beur teilung der Leitungskosten in der deutschen   Wirt schaft, so daß es sich schon verlohnt, die wichtigsten Ergebnisse der Berhandlung einem breiteren Publikum von Interessenten, ins­besondere aber der Arbeiterschaft bekannt zu geben.

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Unter der Führung des früheren Generaldirektors der Elektro­medizinischen Firma Reiniger, Gebbert u. Schall, des Ehrenbürgers der Stadt, Geh. Komm.- Rat und Dr. med. h. c. Karl Bigmann, fam ein großer Konzern( Inag Industrie Unter­nehmungen A.-G.) zustande, der zu 75 Proz. die ärztliche Ge= räte herstellenden Firmen, insgesamt 49, umfaßte. Diese allseits gefeierte Persönlichkeit mußte sich, wie bekannt, megen attien rechtlicher Untreue vor dem Kadi verantworten.

Mitangeklagt waren der Baron v. Michel Raulino, be fannter Tabafindustrieller, Mitbesizer des Bamberger Tagblatts", ferner der Frankfurter Rechtsanwalt Dr. Berligheimer, gegen den das Verfahren wegen schwerer Erkrankung abgetrennt wurde.

Bligartig beleuchtete der 14 Tage dauernde Prozeß unser heuti­ges Wirtschaftssystem. Dr. Zigmann, dessen Stammfabrik rund 800 Arbeiter beschäftigte, verstand es hervorragend, seinen Aufsichts­rat nach seiner Pfeife tanzen zu lassen. Es gelang ihm durch sein brüsfes Auftreten, von den Gesellschaften Reiniger, Gebbert u. Schall ind Inag nach und nach solche Beträge herauszupressen, so daß der Konzernanden Rand des Abgrundes gebracht wurde. Als Retter sprang die Firma Siemens halske ein, der der croße Konkurrent Reiniger, Gebbert u. Schall längst ein Dorn im Huge war. Zigmann gelang es, sein jährliches Einkommen auf 400 000 Goldmark zu steigern. Außerdem bezog er täglich von beiden Gesellschaften 375 Goldmark Reisefpesen. Neben diesem Einkommen an Gehalt und sonstigen Vergütungen hat sich Zigmann in den Jahren 1921 bis 1924 außerdem noch außerordent­lich hohe Vermögenswerte zu verschaffen gewußt. Der Auf­fichtsrat genehmigte Zigmann die Mittel zu einem einfachen Landhaus" in Niederpöcking  . Aus diesem Landhaus wurde je­doch ein Schloß mit 23 3immern, darunter zwei großen Sälen, und ein eigenes Gärtnerhaus. Die Schreinerarbeiten im Werte von 145 000 Goldmark lieferte die Firma gratis. Außerdem bezahlte fie 20 000 Goldmark als Architektenhonorar. Heute repräsentiert dieses Schloß einen Wert von 700000 Goldmart. Einer Freundin" ließ 3. aus einem Aktiengeschäft 116 221 M. zukommen. in nicht weniger als 17 Fällen wußte er den Aufsichtsrat zu be­stimmen, ihm rund 722 000 m. gleichfalls im Zeitraum von nier Jahren zu schenken. Für eine Dienstwohnung in Erlangen  bekam er 52 000 m. Aus einem Dispositionsfonds in Höhe von 250 000 Schweizer Franken  , der ihm zur Finanzierung der Firma Schaerer Bern überlassen wurde, verstand es Zigmann, sich 200 000 m. anzueignen. Bei diesen in Goldmart umgerechneten Beträgen ist zu berücksichtigen, daß sie in den Jahren 1921 bis 1923, gemessen an den Kosten der Lebenshaltung, rund das Zweieinhalb­his Dreifache der errechneten Goldmarkbeträge an Rauftraft Farstellten. Nach Beendigung der Inflation ließ Zigmann sich sein Gehalt, das ihm schon zweimal aufgewertet wurde, 1924 zum drittenmal, und zwar in Goldmar rückwirkend ab 1. Juni 1923, aufwerten. Zur Illustration sei angeführt, daß ein Arbeiter in jener Zeit der Inflation bei genannter Firma jage und schreibe eine Goldmark Wochenlohn verdiente. Zigmann ging noch weiter und half- zu seinem Vorteil im Jahre 1923 die deutsche Währung zu zerstören. So hatte er in der größten Inflations: eit als Vorstand von Reiniger, Gebbert u. Schall eine Reihe von echseln im Gesamtbetrage von rund 366 000 Goldmark aus stellen und auf die Inag ziehen lassen. Der reine 3insgewinn von rund 15 000 Goldmart und bei weiteren ähnlichen Geld­geschäften im Betrage von rund 46 000 Goldmark floß in seine cigene Tasche. Seine Handlungen wirkten noch besonders schädlich, reil sie sich mit der Finanzlage der Gesellschaften in jener Zeit nicht vertruge n. Die vordringlichsten Er weiterungsbauten bei der Stammfabrik in Erlangen  , die seine mel­fende Ruh war, an der er die Entziehungsfuren vornahm, unter­Flieben. Als einmal für eine Barade 23 000 m. benötigt wurden, nerfagte 3igmann die Genehmigung. Einige Tage später jedoch faufte er für 19 000 m. ein Lurusauto.

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Der Mitangeklagte Freiherr   v. Michel Raulino spielte in der Zeit von 1917 bis 1925 bei beiden Gesellschaften den Aufsichts­ratsvorsitzenden und bezog für seine aufreibende" Tätigkeit in Dieser Zeit jährlich 3230 M. Ihm liegt zur qft, teils gemein fchaftlich mit Dr. Zigmann und Dr. Berlißheimer sich auf Kosten und zum Nachteil der Gesellschaften unberechtigte Vermögensvorteile verschafft zu haben.

So ließ er sich Attien im Werte von 53 000 m. schenken und schloß mit der Firma einen Beiratsvertrag ab, der ihm einen monatlichen Bureauspesenzuschuß von 600 M., ein den Gesellschaften gehörendes Automobil mit Chauffeur und außerdem auf die Dauer von zehn Jahren noch ertra 57 000 m. jährliche Entschädigung fichern sollte. Ueber die Tätigkeit Raulinos befragt, äußerte 3ih­mann, daß man Raulino wegen seiner guten Beziehungen, feiner schönen Figur und seines flingenden Namens manches verdante.

Die Lifte all dessen, was der Prozeß aufwühlte, ist viel zu lang, um hier ausführlich gebracht werden zu fönnen. Hervor zuheben sind nur noch die Bezüge derjenigen Herren Diret

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Ein interessanter Prozeß.

toren, die Zigmann beseitigten. Diese Reiniger" des Konzerns haben während des Jahres 1923/24, also nach dem Ausscheiden Dr. Zigmanns, folgende Goldmarkgehälter einschließlich Tantiemen, Nachvergütungen, Umjagprämien usw. erhalten:

Dr. Müller. Dr. Sehmer

Kommerzienrat Niendorf

Direktor Anderlohr annähernd

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94 000 m. 86 500 m. 100 000 m. 70 000 m.

Dr. Sehmer, der frühere Syndifus des bayerischen Indu ſtriellenverbandes, be richtigte zwar im Verlaufe des Prozesses, richtigungen erfolgten nicht. Besonders erfuhr man nicht, was die er habe 1924 nur 53 823 Goldmart bezogen; weitere Be Konzern gehört, verdienen, denn sie sind sogar ehrenwörtlich ver­Herren jekt, wo Reiniger, Gebbert u. Schall zum Siemens. Konzern gehört, verdienen, denn sie sind sogar ehrenwörtlich ver­pflichtet, davon nicht zu sprechen. Dem Oberregierungsrat Glaser, der zweieinhalb Jahre bei Reiniger, Gebbert u. Schalt beschäftigt war, wurde, da er bei der Verschmelzung der Reiniger, Gebbert u. Schall mit Siemens ausschied, durch Vertrag die Summe von 450 000 m. zugebilligt, die im Zeitraum von zehn Jahren raten. weise ausbezahlt wird. Das verkündete Urteil lautete: Dr. Zigmann erhält eine Gefängnisstrafe von neun Monaten und 200 000 Mart Geldstrafe, sowie Tragung der Kosten des Verfahrens; Raulino wurde freigesprochen, teils wegen nicht schuld, teils wegen nicht genügenden Nachweises einer Schuld.

,, Ohne jeden Verdacht", fügte die Urteilsbegründung hin­zu ,,, geht Raulino aus diesem Prozeß nicht hervor." Der Staats= anwalt hat jedoch gegen beide Urteile Berufung eingelegt, meil ihm das Urteil gegen Zizmann zu niedrig und der Freispruch Raulinos ungerechtfertigt erscheint. In der Urteilsbegründung gegen 3izmann wird unter anderem hervorgehoben:

,, Nicht minder schwer ist der moralische Schaden, den er durch sein Handeln der deutschen   Wirtschaft zufügte, denn als den schwersten Schaden wird man auch die Zerstörung des Glaubens an die Ehrlichkeit im deutschen  Wirtschaftsleben betrachten müssen. An dieser Zerstörung hat der Angeklagte Dr. 3. fräftig mit ge mirtt und er hat den Ruf der deutschen   Wirtschaft... schwer geschädigt, denn schon regen sich Stimmen, die in dem trüben Bild, das dieser Prozeß enthüllt hat, eine typische Erscheinung aus der deutschen   Groß­industrie sehen wollen.

Die meisten großen bürgerlichen Blätter, die recht zaghaft an die Erörterung dieses typischen Prozesses herangehen, bemühen sich lediglich auf Grund des Prozeßmaterials die Notwendigkeit der Reform des Aktienrechtes zu fordern und beteuern des langen und breiten, daß es sich hier um einen Einzelfall in der deutschen  Wirtschaft handele. Aus den vielen interessanten Aeußerungen während des Prozesses seien nur die folgenden hervorgehoben, die schlagend beweisen, daß der Fall 3. kein Einzelfall ist. So äußerte Raulino, der im Aufsichtsrat von 20 deut­fchen Gesellschaften fitzt und also um die deutsche Industrie ficher Bescheid weiß, in bezug auf die hohen Gehälter Zigmanns: Daß dieselben für den Leiter eines großen Konzerns nicht zu hoch waren, denn er fenne Herren in ähnlicher Stellung, die im Frieden fchon 800 000 Mart Einkommen hatten. Nach seiner Ansicht hat Dr. Zigmann nie zuviel bekommen." Der Berteidiger Raulinos, Dr. Müller- Hein meinte, daß die Bezüge Raulinos von jährlich 57 000 Mart für dessen Leistungen ( siehe schöne Figur d. R.) im Bergleiche zu Gehältern, wie sie in der Industrie bezahlt werden, nicht zu viel sind. Mit diesem Geld fann man fein großes Leben führen.

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Und der Zeuge Deutsch   Rezze, Direttor eines der größten deutschen   Bankhäuser, der ebenfalls in vielen Aufsichtsräten fißt, äußerte gelegentlich: Bei allen anständigen Gefell  schaften wird den Aufsichtsräten nach einer Sizung ein Rupert mit 1000 Mart Inhalt in die Hand gedrückt.

Der Verteidiger Zigmanns, Dr. Gademann, der bekanntlich in die Justizaffäre des bayerischen Justizministers Gürtner ver­wickelt ist und der im Hitler- Prozeß als Verteidiger des völkischen Oberstleutnants Kriebel und des damals mitangeklagten Stiefsohnes Ludendorffs, Bernet, auftrat, betonte in feiner sehr schwachen Ver­teidigungsrede, daß die 400 000 Mart Jahresgehalt Zihmanns nichts Außergewöhnliches waren, sondern sich im Rahmen des Ueblichen hielten".

Genügen diese Aussagen nicht, um zu beweisen, daß der Fall 3izmann nicht Einzelfall, sondern typisch ist.

Wenn der Prozeß Zigmann diese Erkenntnis förderte und somit meitesten Kreiſen zeigte, mie notwendig es ist, eine Wirtschaftsweise zu schaffen, die der Ausbeutung solcher Barafiten am Volks­förper ein 3iel setzt, dann hat er nicht umsonst getagt.

Export und Arbeitsmöglichkeit.

Eine der deutschen   Industrien, deren Ausfuhr noch immer weit unter dem Friedensstand zurückbleibt, ist die Lederindustrie. Im Vergleich zum Jahre 1914( fünf Monate) stellte sich für die ersten fünf Monate des laufenden Jahres die Ausfuhr an Täschner­waren nach den wichtigsten Abnahmeländern wie folgt:

England

Niederlande  

B

Desterreich und Ungarn  

Schweiz  Belgien  Frankreich  

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Rußland, Türkei  , Finnland  , Australischer Bund Italien

6

1926 1914 ( in Doppelzentner) 2885 5325 697 1018

621

247

583

576

313 563 333

101 Eine kleine Besserung ist für die Ausfuhr nach Schweden   und den Bereinigten Staaten eingetreten, und zwar besserte sich die Ausfuhr nach Schweden   von 252 Doppel­

11 interessante Fragen

Dienstag, 17. August 1926

zentner vor dem Kriege auf 290 Doppelzentner in den ersten fünf Monaten des Jahres 1926 und die Ausfuhr nach Nordamerika   von 169 auf 250 Doppelzentner. Für die Ausfuhr von Reisetaschen und Handkoffern aus Leder ergibt sich ein ähnliches Bild. Da die Leder­waren- und Reiseartikelindustrie hochwertige Qualitäten und besonders Handarbeiten herstellen, bedeutet der Ausfall gerade im Export von Lederwaren für Deutschland   eine empfindliche Ein­buze an hochwertiger Arbeit. Das ist noch mehr der Fall, da ja in den Lederwaren auch noch eine hochwertige Metall­verarbeitung steckt, so daß zugleich mit der Lederindustrie die Metall­industrie in Deutschland   getroffen wird. Ohne Zweifel ist gerade diese Entwicklung, die eine Abdrängung von weiterverarbeiten­den deutschen   Waren vom Weltmarkt bedeutet, nicht ohne Folgen für die Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland   geblieben. Bekanntlich wachsen ja die Arbeitsmöglichkeiten mit dem Grad der Veredelung.

Allgemein führt man die Wendung immer noch auf den Krieg zurück, und zwar zum Teil mit Recht. Während des Krieges haben viele Länder eine eigene Lederwaren- und Reise­nismus auch eine Rolle, der das Absatzgebiet der neuen Industrie artikelindustrie künstlich großgezogen. Dabei spielt der Protektio: im Auslande gegen die Waren der deutschen   Lederindustrie schützt. Andererseits macht sich gerade im Absatz von Luruswaren die Tatsache geltend, daß eine allgemeine Berarmung in Europa  eingetreten ist, wodurch der Markt an seiner früheren Aufnahme­fähigkeit verloren hat.

Sicherlich ist das Problem des Exportrüdganges für deutsche veredelte Waren eins der wichtigsten, und es ist klar, daß alle möglichen Versuche gemacht werden, den Export wieder zu steigern. Borbedingung dürfte aber wohl sein, daß der weiterverarbeitenden Industrie das Roh material( Häute, Felle, Leder usw.) zu ange­messenen Preisen zur Verfügung gestellt wird. Der Glaube, auf Grund von Bindungen Höchstpreise behaupten zu können, zerstört jede Borbedingung, der deutschen   Industrie die alte Stellung auf dem Weltmarkt wieder zurückzugeben. M.

Eine neue Warenhausgründung, die nach amerikanischem Muster die besondere Pflege des Einheitspreis- Kaufhauses betreiben soll, ist unter Beteiligung des Rudolf Karstadt  - Konzerns unter dem Namen Epa", Einheitspreis- 2.- G., mit 250 000 m. Aftienkapital gegründet worden. Das neue Unternehmen soll in besonders zu diesem Zweck bestimmten Räumlichkeiten, also nicht im Rahmen der bereits bestehenden Warenhäuser, den Verkauf von Waren zu Einheitspreisen vornehmen.

" Fließarbeit" betitelt sich eine Sonderausstellung, die im Rahmen der technischen Messe in Köln  ( 12. bis 17. September) veranstaltet wird. Die Ausstellung, die unter der technischen Leitung des Aus­schusses für wirtschaftliche Fertigung beim Reichskuratorium für Wirtschaftlichkeit( Berlin  ) steht, soll durch praktische Dar­stellung von Fließzeilen aus mehreren Industriezweigen einen Ueberblick über den Stand und die Möglichkeiten dieser Arbeitsweise geben. Eine Reihe großer Firmen, deren Betriebe nach den neuen Grundsätzen der Rationalisierung eingerichtet sind, werden fließende Fertigung vorführen, bei der jedes einmal ange­faßte Stück bis zur endgültigen Form zeitlich und örtlich fort laufend fertiggestellt wird. Gezeigt wird z. B. das Zusammensetzen von Motoren, Kistenverpackung, Hemdenfabrikation, die Anferti gung von Arbeiterkleidung, die Herstellung von Pralinen, das Abfüllen von Weinbrand bis zur versandfertigen Backung und anderes mehr. Mit der Sonderausstellung wird eine missen­haftliche Tagung verbunden, auf der die technische und die betriebs- und volkswirtschaftliche Bedeutung der Fließarbeit behandelt werden soll.

Zur Lage des Hotelgeschäfts. Immer wieder wurde in den Generalversammlungen der Hotelbetriebs- A.- G., Conrad Uhls Hotel Bristol- Centralhotel gegen die Verwaltung der Vorwurf erhoben, daß sie gegen die Interessen der Aktionäre eine Thesau­rierungspolitik treibe, indem sie ihre Gewinne einbehalte, anstatt große Dividenden zu verteilen. Im letzten Jahre hat diese Politik ihre Früchte getragen. Das Jahr, das infolge der ungünstigen Wirt­fchaftslage auch für das Hotelgewerbe, nach Auskunft der Ber­maltung, trotz der Hebung des Fremdenverkehrs fchlecht mar, erbrachte einen Reingewinn von 1164 838 m. Hiervon erhalten die Aktionäre 7 Proz. und aus dem Reservefonds einen Bonus von 4,6 Proz. Wenn die Verwaltung die Polizeistunde für die ungünstige Lage des Beherbungsgewerbes verantwortlich macht, ist doch daran zu erinnern, daß die Art, wie in der Inflations­zeit die Fremden in Berlin   behandelt wurden, sicherlich nicht dazu beigetragen hat, Berlins   Ruf zu erhöhen und daß heute Berlin   als Fremdenstadt immer noch darunter zu leiden hat. Hinzu kommt die Konkurrenz der Länder mit unterwertiger Baluta. Sie ziehen die Fremden an. Nach Deutschland   kommen heute vorwiegend Fremde, die geschäftlich oder beruflich hier zu tun haben. Das wirft natürlich auf die Ergebnisse des Hotelgeschäfts zurüd.

Elend und Reichtum in Indien  . In Indien   soll jetzt die Gold­mährung eingeführt werden, ein sehr wichtiges Ereignis angesichts der Tatsache, daß in diesem Lande seit Jahrhunderten die Silber­währung besteht. Zur Einführung der Goldwährung soll eine Noten­bant errichtet und der Umtausch der Banknoten in Gold innerhalb fünf Jahren bewerkstelligt werden. Der Uebergang zur Gold­mährung gibt zur Feststellung des Goldbedarfs Indiens   Anlaß. Es wird darauf hingewiesen, daß das Jahreseinkommen für die indische Familie von etwa fünf Könfen sich um etwa 120 bis 140 Goldmark im Jahre zu bewegen pflegt. In einem Lande, das mit derartig fleinem Verbrauch zu rechnen hat, wird die Goldmünze und die Goldnote im täglichen Verkehr nicht gebraucht werden, sondern nur im Verkehr des Großhandels. Auf der anderen Seite ist bekannt, daß Indien   von Jahr zu Jahr ungeheure Goldmengen in das Land zieht. Die indische Zahlungsbilanz ist infolge der durch die Armut der Bevölkerung übermäßig großen Ausfuhr dauernd aftin und erlaubt deshalb die Goldzufuhr. Im Jahre 1924 murde Gold im Wert von 600 Millionen Mart, 1925 im Wert von 800 Millionen Mart nach Indien   eingeführt. Diese Goldmengen dienen faſt aus­schließlich zur Aufspeicherung von Schäßen in Form von Schmuck und Goldgegenständen für die Reichen. Auch für die zu­reichende Deckung der Banknoten befindet sich bereits mehr Gold als nötig im Lande. Für die Vereinigten Staaten und für das Britische   Reich ist dieser Zustand sehr erwünscht. Letzteres als Goldproduzent, erstere als Befizer ungeheurer Goldmengen sind beide start daran interessiert, daß Indien   weiter ein großer Ab­nehmer von Gold bleibt.

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