GswerMofisbewegung Neichsbahnpolitik und verkehrsjlcherheit. Der Einheitsverband zur Katastrophe bei Lehrte . Düsseldorf , 21. August. (Eigener Drahtbericht.) Beirat und Barstand haben gestern aus ihrer Tagung in Düsseldorf folgend« Erklärung zum Beschluß erhoben: Der Beirat und Borstand des Einheitsverbandes der Eisenbahner Deutschlands hat sich auf seiner vom 20. bis 22. August in Düsseldorf stattfindenden Tagung mit dem schweren Eisenbahnunglück bei Lehrte beschäftigt und tief er- schütte« davon Kenntnis genommen, daß dieser neuen Katastrophe 21 Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Neben der Wirtschaft- lichen Schadloshaltung der Opfer des Unglücks muß die strengste Untersuchung der wirklichen Unsallursache gesordert werden. Noch den bisherigen Meldungen der Reichsbahngesellschaft wird ein verbrecherischer Anschlag vermutet. Im öffentlichen Interesse ist volle Aufklärung der Ursache zu fordern. Die Häufung der Unfälle schwerster Art(München , Langenbach, Lehrte ) läßt erkennen, daß die Verkehrssicherheit aus der deutschen Reichsbahn mehr und mehr verloren ging. Als Haupt- Ursache dieser beunruhigenden Erscheinung ist zweifellos die v« r- fehlte Eiscnbahnpolitik der Reichsbahnqesellfchaft anzusprechen. Das Moment der Berkehrssicherheit wird allzu sehr dem Streben nach hohen lleberschüssen untergeordnet. Der übertriebene Abbau beim Betriebs- und Verkehrsdezernat, die Verminderung der Leistungsfähigkeit des Personals durch zu lang« Dien st schichten und schlechte Be- Zahlung, die stark« Beschränkung in der Streckenüber- w a ch u n g und Aufsicht und nicht zuletzt auch die Abgabe von Ober- bauarbeiten an die im Akkordsystem arbeitenden Privatunter- n e h m e r mußten sich zum Nachteil der Sicherheit des Verkehrs auswirken. Wo es sich um die Betriebssicherheit handelt, muß das Akkord- und Antreibersystem ausscheiden. Nicht un- beachtlich darf auch die Tatsache bleiben, daß viele tausende Kilometer von verbesserungsbedürftigem Oberbau vorhanden find, die aus falscher Sparpolitik nicht erneuert und den neueren schwereren Fahrzeugen angepaßt sind. Der Einheitsverband weist auf die verhängnisvolle Wirkung der jetzigen Eisend ahn Politik auf die Sicherheit des Betriebs seit fahren mit allem Nachdruck hin. Sein Betreiben auf Herstellung sicherer und zuverlässiger Bechältnisse im Eisenbahnwesen erfordert die volle Unterstützung der breiten Oefsentlichteit wie auch der Regie- rung und des Reichstages, insbesondere muß das vom Verkehrs- Ministerium erwartet werden, das als Aufsichtsbehörde für betriebe- sichere Zustände der Reichsbahn in erster Linie verantwortlich ist.
Internationale Sozialpolitik. Die zehnte internationale Arbeitskonferenz. Auf der Tagesordnung der zehnten internationalen Arbeits- konferenz im Jahre 1927 werden, wie jetzt bekannt wird, Konventions- entwürfe für eine Bereinheitlichung der Krankenver- s i ch e r u n g und für die Schaffung von Richtlinien für g e w e r k- schaftliche Freiheit stehen. Für den zweiten Punkt der Tagesordnung.Die gewerkschaftliche Freiheit" sind die Vorarbeiten anscheinend noch sehr im Rückstand. Das ist insofern besonders be- dauerlich, als unbedingt die Diskussion über dieses Thema so sachlich wie möglich gestaltet werden muß. Die bekannte Stellung der
Italienischen Gewerkschaften wird auch dann nach genügend zur Erhitzung der Atmosphäre auf der zehnten Arbeitskonserenz beitragen. Die Vorbereitung der Konvention über die Krankenversicherung ist jetzt soweit gediehen, daß das Internationale Arbeitsamt eine Umfrage mit 1k Fragen an die Regierungen aller Länder abgesandt hat. Im wesentlichen wird es sich bei der endgültigen Festlegung des Textes der Konvention nur um eine Zusammenfassung und Ver- einheitlichung der in fast allen Ländern bestehenden Systeme der Krankenversicherung handeln. Immerhin kann als besonderer Erfolg der deutschen Gewerkschaften gebucht werden, daß dem Fragebogen auf ihren Wunsch ein» Abteilung über die k o st e n- freie Schlicht ung von Rechts st reitigkeiten zwischen Versicherungen und Versicherungsnehmern vor besonderen Gerichten eingefügt worden ist. Durch die Einführung internationaler Grund- sätze in dieser Richtung würde die internationale Sozialpolitik einen weiten Schritt vorwärts kommen. Es wird stillgelegt. 2n Sotvjekrubland. Di«„Trud" vom 5. August 1926, Nr. 178, schreibt: „Nachdem es zeitweilig gelungen war, ein« Kürzung der Arbeiter- zahl in der graphischen Industrie zu vermeiden, werden jetzt Stillegungen unvermeidlich. Die Kürzungen sind die Folge der zahlreichen Streichungen im Auftragsbestand, die s a st 6 0 P r o z. erreichen sollen, da im Zusammenhang mit dem R e- gim« der Sparsamkeit(wie man in Sowjetrußland die Rationalisierung nennt) zahlreiche Behörden und Organisa- tionen die Drucklegung von Berichten aller Art e i n g e st e l l t hoben. Ans der Fabrik Nr. 1 find bereits 600 Personen, Drucker, Setzer und Hilfsarbeiter, entlassen worden. In der Druckerei des Polygraphsschen Trusts sst die Arbeiterzahl bis auf 600 herabge- setzt, auch in einer Reihe von kleineren Unternehmungen werden Kürzungen von 10 bis 12 Proz. des Arbeiterbestandes erfolgen. Der Bezirksverband der Buchdrucker will gegen die wachsende Arbeitslosigkeit ein« Reihe von Maßnahmen ergreifen. Abgesehen von den Ergänzungsurlauben oersucht der Bezirksverband zu erreichen, daß im Falle von Kürzungen der Belegschaft die ge- lernten Arbeiter möglichst nicht entlassen werden. Um die Unterstützung der Arbeitslosen zu erhöhen, ist beschlossen worden, die Beiträge zu dem Hilfsfonds für Arbeitslose von 5 auf 10 Proz. heraufzusetzen. Der Betrag der Geld-unterstützung für Arbeits- lose der ersten Gruppe ist demjenigen der zweiten Gruppe gleich- gestellt. Der Bezirksverband hat ferner angeregt, die wöchentliche Arbeitszeit in den Betrieben zu kürzen. Darüber wird gegenwäiifig noch im Zentralkomitee der Buchdrucker verhandelt." Bon den Maßnahmen der Behörden zur Arbeitslosigkeit ist kein« Rede, oder soweit davon die Rede ist, tragen sie zur Ver- s ch 2 r f u ng der Arbeitslosigkeit bei. Sehr hübsch ist auch der Be- russegoismus: die Ungelernten können ja aufs Pflaster fliegen, wenn nur wir geschützt werden! Auch davon hat die„Arbeiterdelegation" natürlich nichts sehen könne« sintemalen man stillgelegte Betriebe nicht besichtigt. die �rbeitslostgkeit üer �ugenülichen. Die große Arbeitslosigkeit unter den Jugendlichen ist heute in den verfdjiedcnften Ländern ein schwieriges Problem. In Groß- britannien, wo während der letzten Jahre nie weniger als 50 000 bis 70 000 Jugendliche als Arbeitslos« ein- getragen waren, ganz abgesehen von sicher zahlreichen nicht ein- getragenen, wurde zur Klärung des Problems eine Unter- such'ung veranstaltet, deren Ergebnisse in der„Internotio- nalen Rundschauder Arbeit" veröffentlicht werden. Jeder
britische Arbeitsnachweis hatte dabei über etwa 10 Prozent der bei ihm eingetragenen jugendlichen Arbeitslosen zu berichten. Allerdings gibt die Untersuchung kein vollständiges Bild, denn von den Jugend- lichen unter 16Jahren und von den in derLandwirtfchaft und den dienenden Berufen Beschäftigten, für die alle keine Ar- beitslofenversicherung besteht, konnten nur die freiwillig Ein- getragenen gezählt werden. Von den befragten jugendlichen Arbeitslosen waren 22 Prozent Waisen oder Halbwaisen. Bei mehr als zwei Dritteln waren ein oder beide Elternteile gewerblich tätig. Bei 20 Prozent der jugendlichen Arbeitslosen bezog bereits die Familie Arbeits- lofenunterftützung. In den meisten Fällen hatten die Jugend- lichen nach der Schulzeit schon eine Stelle inneghabt. 11 Prozent der männlichen und 5,4 Prozent der weiblichen Jugendlichen hatten- eine Lehre durchgemacht, während 70 Pr o z e n t ungelernteArbeit und 15 Prozent Gelegenheit?- oder Saison- arbeit verrichtet hatten. Die Jugendlichen gaben ihre Arbeitsstellen nur selten von selbst auf: 70,5 Prozent der Kündigungen gingen vom Arbeitgeber aus. Sehr häufig wurde den' Jugendlichen gekündigt, wenn.sie in das versicherungspflichtige Alter (16 Jahre) eintraten, weil die Unternehmer die Berfiche- rungslasten umgehen möchten. Die Behauptung, daß vor- nehmlich körperlich Schwache unter den jugendlichen Arbeitern be- fchäftigunaslos werden, wird von der Untersuchung nicht gestützt, denn 84 Prozent der in die Untersuchung Einbezogenen waren völlig gesund, 70 Prozent körperlich kräftig und widerstandsfähig. Aller- dings ist beobachtet worden, daß für die körperlich Schwächeren die Arbeitslosigkeit durchschnittlich von längerer Dauer ist.
ver gelbe Stahlhelmer. Dumm, aber unverschämt. „Der Stahlhelm" bringt in feiner Nummer 33 vom 15. August folgende Notiz: „Soziale Fürsorge ist gewiß sehr schön, und man hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn nicht unsere glorreiche Repu- blik alles ins Gegenteil verkehren würde. Da haben wir alfo jetzt ein Knoppfchaftsgefetz. Dieses Gesetz ist mal wieder zu einem Freibrief der Faulheit geworden. Ein kranlseiern- der Arbeiter erhält mit Frau und vier Kindern an Krankengeld mehr, als er an Lohn verdienen würde, wenn er volle 26 Schichten regelmäßig gearbeitet hätte. Erfolg: Seit dem 1. Juli haben sich die Krankheitsfälle um 50 Proz. vermehrt. Uns soll's nicht wun- dern, wenn die Kommunisten bald die Plakate herumführen: „Jedem Arbeiter fein verstauchter Zeh." Bequemer kann man wirklich nicht verdienen." Eine geradezu erschreckende Unwissenheit über die Bestimmun- gen des Reichsknappfchaftsgefetzes offenbart sich hier. Mit jolcheni Unsinn sich ernsthaft auseinanderzusetzen, verlohnt nicht. Die Notiz zeigt— und deshalb hoben wir sie zitiert— mit nicht mehr zu überbietender Deutlichkeit, daß der Stahlhelm nichts anderes ist als eine Hilfstruppe der reaktionären Unternehmer. Es gehört schon eine ziemliche Dosis von Frechheit dazu, den Berg- arbeitern Faulheit vorzuwerfen. Der Stahlhelm sollte sich lieber in den Reihen seiner mit hohen Pensionen versorgten, noch sehr arbeitsfähigen Ofsiziersmitglieder umschauen, wenn er Leute aus- spüren will, die mit Nichtstun ihr Geld„verdienen". (Gewerkschaftliches flehe auch 2. Beilage.)
Berantwortlich fllr Politik: Dr. a»rt«Sr»«: Wirtschaft: Slrwr Saternu,: Drwerkschaftsbewcguna: 2. Striaer: geinLeton: Dr. Ioha Tchikosaki; Lokales und Eonftiac«: Fritz tlarftädt; An, eiern: Zt. Stark«: sämtlich in Berlin . Berla«: Vorwärts. Verla« S. m. b. H., Berlin . Druck: Vorwärts-Buchdruckerei und Berlaasanstalt Paul Singer u. Co. Berlin EW 68. Lindcustraä: 3. Bier,» 3 Beilaqen.„Uaterhaltua»»ud Willen'»ad„Au, der Film. Welt".
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