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Sonntag 22. August 1926

Aus der Film- Welt

Die Filme der Woche.

Wien  - Berlin  ."

( Gloriapalaft.)

Die große Mode des Films heißt momentan: Deutschösterreich. Der Film will aktuell sein, den Interessen des Tages dienen und sich von der Wirklichkeit befruchten lassen. Ausgezeichnet! Aber wie fängt man es an, den Anschlußgedanken, das Aufeinanderangewiesen fein von Deutschland   und Desterreich populär zu machen? Der Manuskriptverfasser Mag Glaß folgte den alten Lustspielmethoden, schilderte ein Wien  , in dem man lebt, aber nicht arbeitet, und ein Berlin  , in dem man arbeitet, aber nicht lebt, und stellte die Harmonie her durch ein paar Heiraten zwischen Wien   und Berlin  . Dabei be­schränkt sich das Ganze auf das Milieu zweier Kaufmannsfamilien. Die Wiener   Gemütlichkeit und der Patriarchalismus sind überbetont, die Berliner   Schneidigkeit wird gesteigert ins Kommißhafte und die preußische Unliebenswürdigkeit wirft gar grotest. Das schließt freilich nicht aus, daß der Regiffeur Hans Steinhoff   ausgezeich nete Bilder ins Treffen führt und über eine Fülle von guten Ein­fällen verfügt. Sehr nett ist es z. B., wenn die gediegenere Wiener  Kultur durch ein Mozart- Quartett gekennzeichnet wird, während auf dem analogen Feste in Berlin   der Jazz triumphiert. Aber muß deshalb gleich auch ein Korps von Bauchtänzerinnen auf einem Brivatfest losgelassen werden und der Hausherr sich aufführen wie ein Schadchen? Das Liebesspiel zwischen Spree   und Donau  ", mie sich der Film im Untertitel nennt, fand in Alfred Hansen   den Photographen, der den richtigen Schmiß mitbrachte. Unter den Darstellern hatte die Wiener   Seite den Vorzug, Friß Spira repräs fentierte das alte Desterreichertum( natürlich im Franz- Joseph- Bart) fehr fein. Reizvoll war auch der junge Wiener   Lebemann von heute in der Gestaltung Egon v. Jordans. Die gefühlvolle Dester­reicherin mit dem taufrischen" Herzen und einem netten Wiener  Gesichterl war Anita Dorris  . Berlin   wurde verkörpert durch Frizz Alberti und Bruno Kastner  , der den Liebhaber mit Ge­schmack darstellte, und vor allem durch Charlotte Ander  , die ein Berliner   Girl der ersten Klasse sehr teß hinstellte.

Solange der Film sich wie dieser darauf beschränkt, in den gewohnten Bahnen überlebter Lustspieltechnik, wenn auch mit allem Raffinement modernster Formgebung Themen von heute zu be­handeln, so wird seine Wirkung nicht über die bloße Unterhaltung hinausgehen. Hätten die Veranstalter das Thema Wien  - Berlin   mit dem verdienten Ernst und Nachdruck aufgreifen wollen, so hätten fie ganz andere Vorlagen finden müssen. Von der großartigen Ver­brüderung, die deutsche und österreichische Arbeiter vor einigen Wochen in Wien   feierten in einer unvergeßlichen Massenfundgebung, scheint ihnen nichts bekanntgeworden zu sein.

Das Höllenschiff." ( Tauenhienpalast.)

0.

Eine überragende Leistung der Regie und vor allem der Photo­graphie, ein Film mit gedrängter Handlung, mit gepeitschtem Tempo, einer der besten amerikanischen Filme überhaupt, die in lezter Zeit gezeigt wurden. Der Stoff ist dem Roman Der Seewolf" von Jad London entnommen, der Bearbeiter hält sich bis auf den Schluß eng an die Vorlage. Ein Fährboot mit einer Künstlergesellschaft wird vor San Franzisko von einem Dampfer gerammt, den Schriftsteller van Weyden rettet ein Boot des Höllenschiffs", dessen Kapitän Wolf Larsen die Mannschaft aus den Hafenkneipen holt. Dieser Kapitän ist ein Mensch außerhalb der Geseze, ein Despot von ungezügelter Kraft, ein Nachfahre der Seeräuber des Karaibischen Meeres. Wenden muß Matrose werden, er entflieht und erreicht schwimmend ein sinkendes Boot, auf das sich beim Untergang der Fähre seine Freundin Maud gerettet hat. Beide werden an Bord des Höllen­Schiffes zurückgebracht. Maud steckt noch von dem Maskenball in einem Matrosenanzug. Der Kapitän durchschaut die Maskerade und will Maud in seine Kabine zwingen. Da bricht der Aufstand auf feinem Schiff aus. Der Kapitän muß der Uebermacht weichen. Durch eine umgestürzte Petroleumlampe gerät das Schiff in Brand. Die Mannschaft tann fich retten, Larsen aber verbrennt. Die Ereignisse überſtürzen sich, find, mit dem Roman verglichen, zusammengedrängter, die Zeit ist kürzer. Das Tempo, in dem der Film besonders am Schluß abrollt, ist mitreißend. Man vermeidet unnötige Tegt­stört, fein liebevolles Verweilen beim Detail. Jede Szene gibt angaben und zeigt nur prägnante Bilder. Nichts Ueberflüssiges gewissermaßen die Effenz in gedrängter Kürze. Der ganze Film ist auf rein bildhafte Wirkung gestellt, die Photographie ist überragend. Gleich der Auftakt feffelt: Das Fährboot im Nebel. Eine schwarze Silhouette schiebt sich in das Bild, zerschneidet das Boot. Oder das Höllenschiff", weit auf der See in blaffem, ungewissem Licht, mit gespenstischen Konturen. Die Umrisse verwischen im Nebel, eine Impression, die an den englischen Maler Turner erinnert. Und doch sind diese Bilder nie um ihrer selbst gegeben, fie fügen fich lückenlos dem Ablauf des Geschehens ein, erhellen irgendeine Situation. Die Darstellung hält Niveau. Auch hier anständige, durchgearbeitete Leistungen. Ralph Ince   als Kapitän Larsen kokettiert manchmal zu betont mit seiner Dämonie, erreicht aber am Schluß stärksten Ausdrud. Daneben verblassen die anderen. Man vermeidet übrigens sogar die übliche amerikanische Sentimentalität. Selbst das Liebes­paar benimmt sich erträglich.

F. S.

Wie einst im Mai."

( Ufa- Palast am 300.)

Das größte Berliner   Kinotheater hat wieder einmal, nachdem der Ueber- Amerikanismus abgebaut ist, eine neue Zielsetzung be­tommen: es soll jezt populär und volkstümlich( bei verminderten Breifen) werden. Eine neue Riesenorgel ist auch eingebaut, die genau so gut Bach wie den neuesten Schlager spielt. Aber mit dem volkstümlichen Programm wird es nicht so leicht sein; denn die Filmleute verstehen unter volkstümlich leider immer noch das Air­gewohnte und Traditionelle, und so haben Robert Liebmann  und Willy Wolff   sich auch nur an altbewährte Muster" angelehnt und die Alt- Berliner Posse" Wie einst im Mai" von Schöneberg  an die Ecke Leipziger   und Jerusalemer Straße   und zugleich aus dem Mai in die Weihnachtszeit verlegt. Sie führen drei oder vier Gene­rationen Berlin   vor: 1849, 1889 und 1926. Die Handlung spielt immer in denselben Familien. Zweimal kriegen sich die Paare nicht, weil die Männerseite immer im richtigen Augenblick nicht das Wort findet und erst das drittemal kommt die durch drei Generationen geplante Heirat zustande, weil diesmal sie" die Initiative ergreift. Um diese Handlung herum, die manchmal mit etwas hanebüchenen Mitteln arbeitet( so wird ein junger Mann am Weihnachtsabend von der auf seinen Reichtum spekulierenden Jungfrau mit Grog für die Verlobung reif gemacht), ist eine Fülle gut beobachteten Milieus gruppiert. Vor allem ist das Biedermeiertum der ersten Generation sehr hübsch gekennzeichnet und die sentimentale Liebe zwischen dem Ladeninhaber Kiez und der Tochter aus gutem Hause zu sehr gefühl­vollen Szenen ausgewalzt. In der zweiten Generation herrscht schon ein anderer Ton: ein junger Deutschamerikaner bringt einen neuen Rhythmus mit. 1926 ist durch das Warenhaus gekennzeichnet. Durch alle Generationen hindurch spielt Ziejemads Boltstheater mit, wenn auch immer in neuer Aufmachung: als Theater, als Ball­lokal und zulegt als Kino. Ellen Richter   fehrt in allen Generatio­nen wieder als die ewige Braut, die erst in der letzten Generation den Richtigen friegt. Sie charakterisiert die verschiedenen Zeitalter sehr nett, aber ganz ist sie selbst erst als das smarte amerikanische Mädchen des Schlußaktes. Paul Heidemann   und Hugo Fischer Köppe   führen den Ladeninhaber und seinen jungen Mann durch die Jahrzehnte mit Laune und Geschick. Frieda Richard   muß bis ins hundertste Jahr hinein lebendig bleiben und Charakter bewahren. Das auf den Mann dressierte bürgerliche Mädchen gibt Camilla Spira   prägnant und wirksam.

-

Der Film fönnte mehr Tempo und weniger Wiederholungen haben rein bildlich ist Lenis Architektur und Graattjärs Photographie von guter Qualität.

An der schönen, blauen Donau  ." ( Capitol.)

I.

Alles, was der Wiener   Operettenstil und das geschmalzte Lust spiel an weanerischer Gemütlichkeit, Heurigenbetrieb, goldenem Wiener   Herzen und ähnlichen Wiener   Herrlichkeiten ins Leben ge­rufen hat, ist in diesem Film vereinigt. Alles ist schon ein paarmal dagewesen, aber gerade das scheinen die Leute zu lieben, die die Filmpremieren besuchen( diese war von nachts 11 bis 1 Uhr). Da ist denn die Kritik machtlos. Wer alle diese schönen Sachen wieder fehen und dazu noch leise die schönsten Schlager der Wiener   Operette mitingen will, dem blühen hier herrliche Genüſſe. Friedrich 3 el ni ist für das Menü verantwortlich. Aber wie er es durch allerlei Einfälle und Wize, darunter auch uralte aus den Fliegenden Mara als Wiener Mädel aus dem braven Kleinbürgertum, das als Blättern", belebt, ist nicht ohne Reiz. Sein Haupttrumpf ist Lya Boltsfängerin Triumphe feiert. Natürlich verliebt sich ein junger Leutnant in sie, der noch dazu Graf ist, selbstverständlich in allen der Welt zu schaffen, und natürlich verliebt er sich noch viel ernst­Ehren. Natürlich wird ein Better ausgesandt, um die Sache aus hafter in sie und bekommt sie auch nach allerlei Zwischenfällen, meil ein wirklicher Erzherzog sich für das ebenso liebe wie resolute Kind einsetzt. Die künftige Gräfin feiert einen herzbewegenden Abschied von ihrem Brettl, und alles ist in Butter, vom legten Zuschauer bis zur föniglichen Hoheit. Lya Mara   ist das herzbewegende Mädel, Mutterwig und gelegentlich auch seiner Forsche nicht bloß die Grafen das mit seinem Scharm, seiner Luftigkeit, Schalthaftigkeit, seinem entzückt. Als Mitspieler hat sie zur Seite Ernst Verebes  , der einen ganz famosen Jungen darstellt, und Harry Liedtke   als den stein steuern ein paar prächtige Chargen bei. Die Photographie reiferen überlegenen Liebhaber, der immer über ein siegesbewußtes Lächeln verfügt. Hans Juntermann und Julius Falken. Fuglsangs schmiegte sich dem Wiener   Milieu fongenial an. In den Bildern waren Wiener   Melodien gestellt worden.

.Großfeuer."

( UT. Friedrichstraße.)

I.

Dieses Großfeuer ist typisch amerikanisch, das ist das einzige, was niemand bestreiten wird, obwohl es sonst sehr viel strittige Bunfte gibt. Das Manuskript ist ungeschickt. Der Charakter der hier gezeichneten Menschen entwifelt fich nicht aus ihren Anlagen heraus, und sie handeln nicht ihrem Charakter entsprechend, sondern sie handeln eines Filmeinfalls wegen. Folglich soll Tom Kelly Feuerwehrmann werden, sein Vater, ein Feuerwehrmann, will das.

Es ist eine Kunste

schon für 3 Pfennige eine wirklich gute Zigarette zu liefern. Wir verstehen es, die einzelnen Tabak­sorten mit raffiniertem Geschmack zu mischen:

Kibari

dick und rund ohne Mundstück.

3PF

Scherif

Flaches Format Gold Silber Kork.

BAD- NAUHEIM

Ganzjährige Kurzeit

D- Zug- Station der Linie Hamburg  -( Berlin  )-Cassel- Frankfurt   a. M.- Basel  ( 45 Minuten von Frankfurt am Main  )

Beilage des Vorwärts

Tom aber, ein Held auf ebener Erde, der mit übermenschlichen Kräften ausgestattet ist( was man in vielen Borereien gebührend bewundern kann), versagt auf der Feuerleiter. Darum möchte er gern Rechtsanwalt studieren. Und weil amerikanische Filmmütter so unerfahren und mit ganz eigenartiger Kindesliebe belastet sind, stiehlt die Mutter Geld, das ihrem Manne zur Aufbewahrung anver­traut war und gibt es einem Schwindler. Auf diese Art und Weise hofft sie Mittel für das Studium zu bekommen. Der Sohn nimmt den Verdacht des Diebstahls auf sich, schafft aber durch Fürsprache seiner Braut bei ihrem Vater das Geld rechtzeitig herbei. Bei dem Riesenbrand in New York- City erwacht dann bei dem Sohn der Geld. Bum Schluß sieht man ein glückliches Baar. Es ist eine Tat Mut zum Feuerwehrmann, er rettet Vater, Schwindler und sein sache, daß für den amerikanischen Film, abgesehen von Spizen­leistungen, fein günstiger Boden mehr in Deutschland   ist. Die naive Gewalt die Sensation an den Mann zu bringen. Doch wir leben Ware schaltet man deshalb schon aus, dafür sucht man jetzt mit heute eigentlich in einer Zeit der Katastrophen. Das Schlachtfeld der Arbeit, Naturgewalten und Verbrechen erfordern täglich Opfer, man braucht uns nicht mit der Katastrophe als Entspannung zu fommen.

Zudem brachte man uns eine schlechte Sensation. Nach diesem Film erscheint nämlich die New- Yorker Feuerwehr in einem der­artigen Licht, daß der blutigste Laie sich veranlaßt fühlt, ihr gute Ratschläge zu geben. Der Regisseur leistet einzig in der Heraus­arbeitung von Tpen bemerkenswerte Arbeit. Sein Name bleibt ungenannt. Es ist überhaupt sonderbar, fauft man ein Programm, wird einem ein ganzes Magazin in die Hand gedrückt, das eigentliche Programm aber gibt nur die Namen der drei zur Vorführung fommenden Filme an und vermerkt außerdem, im Hauptfilm spielt Ralph Lewis die Hauptrolle.

, Der Kampf ums blaue Band." ( Ein Sportfilm.)

e. b.

Die Traber gehören in den Wurstkessel," so behaupten tüdischerweise ihre Feinde. Sie stehen nämlich auf dem Stand­punkt, Sport ist Höchstleistung, der Trab ist eine anerzogene Gang­art des Pferdes, und beim Trabrennen wird das Pferd an der Entfaltung seiner vollen Schnelligkeit gehindert, weil es nicht in den Galopp fallen darf. Die Freunde der Traber aber sagen, unsere Pferde sind keine verweichlichten Lurustierchen, unferen Pferden darf man harte Arbeit zumuten, unsere Zucht und unser Sport sind in volkswirtschaftlicher Hinsicht von großer Bedeutung. Diese nimmt man freilich in dem Film Der Kampf ums blaue Band" nicht wahr. Er ist einzig und allein auf den Sport einge­stellt. Aber der gilt ja gerade in heutiger Zeit für ein schier un­ausschöpfbares Thema. Wir erblicken die Traber bei der Morgen­arbeit und auf der Rennbahn, wir lernen die Pflege und die An­schirrung kennen. Wir sehen Start und Finish eines großen Ren nens, das aber nur in Episoden und nicht durchweg von Anfang bis zu Ende aufgenommen ist. Ganz Hervorragendes wird in Zeit lupenaufnahmen geleistet. Aufs genaueste fann man den Ideal. trab, den Baßgang, den man in deutschen   Fachkreisen als falschen Trab bezeichnet, und den unreinen Dreischlag, bei dem ein dauern­des Wechseln der Hinterbeine stattfindet, nachprüfen. Allein diese Aufnahmen bieten für den Pferdekenner und Pferdefreund sehr viel bes Sehenswerten. Die gleich in Massen photographierten Menschen, Automobile und Menschenbeine muß man als übliches Opfer eines Bugeständnisses an den Spielfilm mit in den Kauf nehmen.

SCHUTZ- MARKE

DSTOMPSON'S

SEIFENPULVER

SCHUTZ- MARKE

e. b.

Dop blendend weiß gedeckte Fisch

ist der Stolz der Hausfrau. Schon seit Jahren nimmt sie zur Wäsche nur

Dr. Thompson's Seifenpulver

weil sie weiß, wie sehr ein schönes weißes Tischtuch zum Wohlbehagen ihrer Gäste beiträgt.

WENESTI

W

F.SCH

Weltberühmte kohlensäurereiche Hocfisalztfiermen

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Prospekt durch Bad- und Kurverwaltung