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Tanger   und ö Das spanische Paris  . 24. August.(Eigener Drahtbericht.) Das spänische Kabinett hat unter dem Vorsih des Königs beschlossen, in der Frage de  , Ratssihes die bisherigen Pläne weiter zu versolgen. Die spani. schen Vertreter in Paris  , Rom   und London   wurden angewiesen, die spanischen   Ansprüche auf Tanger   nochmal» bei den zu- ständigen Regierungen entschieden zu vertreten. * Spanien   will also ein politis ches Geschäft ersten Ranges machen. Das offizielle Frankreich   scheint sich, nach der Haltung seiner Presse zu schließen, nunmehr zu den spani- schen Tangerwünschen g ü n st i g zu stellen. England hat sich bisher kaum geäußert: es dürfte den gegenwärtigen Zustand in Tanger   im Interesse seiner Stellung in Gibraltar   bei» behalten wollen. Eine Neuregelung der Tangerfrage würde eine vollkommene Revision des Algeciras  -Ab- k o m m e n s von 19l)8 bedeuten. Dagegen hat man nicht nur in London  , sondern auch in Paris   die st ä r t st e n Beden» k e n, weil dann Italien   mit seinen Mittelmeeransprüchen auf den Plan treten würde. Die Tatsache, daß Italien   und Spanien   gerade in diesen Tagen einen Neutralitäts- und Freundschaftsvertrag abgeschlossen haben, istnicht von un- gefähr" und hat in London   und Paris   lebhafte Beunruh i- g u n g verursacht. In den nächsten Tagen dürste dieser Vertrag Primo» Mussolini   zweifellos als ein diplomatisches Druck- mittel angewandt werden. Aber wofür? Was erstrebt Spanien   in erster Linie: Tanger   oder den ständigen Rats- fitz? Es will offenkundig gestützt auf Italien   eines von beiden durch Kuhhandel erreichen. Wahrscheinlich ist der spanischen   Regierung Tanger   wichtiger, aber viel- leicht werden Frankreich   und England den Versuch machen, es von dieser Marokkoforderung durch Erfüllung eines ande- ren Wunsches abzulenken. Dann tragen aber diese Mächte die Verantwortung für alles das, was sich in Genf   ent- wickelt. Die deutsche Reichsregierung wird ihre Der- treter erst in Genf   erscheinen lassen, sobald feststeht, daß die Zahl der ständigen Mitglieder des Völkerbundsrates jetzt nur um Deutschland   vermehrt wird und eine entsprechende ofsi- zielle Mitteilung des Völkerbundsrats in Berlin   vorliegt.
er Völkerbund. Tauschgeschäft. Der deutschen   Delegation zum Völkerbund werden auch Parlamentarier angehören. Als Vertreter der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion wird Abg. Dr. Breitscheid Mitglied der deutschen   Delegation sein. Von der Zentrumsfraktion ist der rheinische Abg. K a a s und von der Volkspartei v. Rheinbaben in Aussicht ge- nommen. Polen   fordert Garantie für dauernde RatS- Mitgliedschaft. Vorschau, 24. August.  (WTB.) Außenminister Z a l e s t i reist morgen zur Völkerbundsoersommlung nach Gens ab. In Paris  wird Zaleski mit B r i a n d konferieren. Es ist möglich, daß er von Genf   nach Brüssel   reisen wird. 'Das Pilsudski-BlattGlos Prawda" schreibt, um den Bestand des Völkerbundes zu retten, wolle Polen  , v o r l ä u f i g sich mit einem zwar nicht ständigen, aber dauernden Sig im Völkerbundsrat begnügen, d. h. mit einem Sitz mit garantierter Wiederwahl. An diesem Standpunkt werde Minister Zaleski in Genf   unerschüttert festhalten. » Polen   will an dem Vorrecht teilhaben, das den Hauptmächten der Entente grundlegend eingeräumt ist, nun auch Deutschland   zu- erkannt wird und gegebenenfalls Rußland   nicht wird versagt werden können von Nordamerika   gar nicht zu reden: aber wie soll die stete Wiederwahl eines nichtständigen Mitgliedes garantiert werden? Dazu wäre die Verpflichtung der Mehrheit der Stimm- berechtigten erforderlich, immer Polen   zu wählen also auf ihr Wahlrecht teilweise zu verzichten. Unö6n wieSer Vertreter Schwedens  . Stockholm  , 24. August.(Eigener Drahtbericht.) Als Vertreter der schwedischen Regierung wird an der Sitzung des Völkerbundrals der frühere Außenminister, unser Genosse Professor Undtn mit dem Unterstaatssekrelär Sjöberg teilnehmen. Die Vertretung in der Volloersammlung übernimmt dagegen der Staalsminister(Minister. Präsident) E k m a n n, der Führer der schwedischen Freisinnigen. Die schwedische Delegation hat den Austrag, wie im März auch auf der kommenden Tagung die Ausfassung zu vertreten, daß außer Deutschland   keinem anderen Staat auf der Septembertagung ein ständiger Ratssih zugebilligt werden soll.
Abschluß ües Katholikentages. Farblose Referate. Lreslau. 24. August.(Eigener Drahtbericht.) Der Katholiken- tag ging am Dienstag nach programmäßiger Abwicklung aller vor- gesehenen Referate zu Ende, brachte aber am letzten Tag den poli- tisch interessierten Teilnehmern mehrere kleine E n t t ä u s ch u n- gen. Zunächst gab es überhaupt keine Debatten. Auch in der Generalversammlung des.Volksvereins für das katho- tische Deutschland  ", die am Dienstag stattfand und die auf früheren Katholikentagen von führenden Politikern zu sachlichen Auseinandersetzungen benutzt wurde, sprachen in der Debatte nur zwei bischöfliche Redner kurze Werbcworte. Die angekündigte politische Rede des Reichskanzlers auf dieser General  - Versammlung beschränkte stch ebenfalls nur auf kurze einleitende Worte, in denen grundsätzlich einiges Lehrhafte über Demokratie gesagt wurde. Der Oberpräsident von Oberschlesien  , Dr. P r o s k e, hielt dann einen programmatischen Vortag, der gleichfalls das Bekennt- nis zur Verfassung stark unterstrich und insbesondere die Pflicht der akademisch gebildeten und besitzenden Kreise zur Ver- bindung mit den breiteren Volksschichten betonte. Der Generol- direktor des Volksoereins, Dr. Hohn, war der einzige, der in seinem ausführlichen Geschäftsbericht auf politische Einzelheiten einging. Der Bericht selbst meldet eine Zunahme der Mitglieder bei gleichbleibender Stärke der Ortsgruppen, klagt ober über sinan- zielle Nöte der Organisation. Unter den nächsten politischen Auf- gaben wird u. a. als Selbstverständlichkeit die Beseitigung der Abhängigkeit vom Ausland in der Lebensmittelversorgung genannt, dann aber auch der Abbau der Arbeitslosigkeit. Die beiden bischöf- llchen Redner aus Osnabrück   und aus Meißen   gaben Mahnungen zur Einigkeit und beklagten, daß in der Volksvereinsorganisat'ion sich überwiegend nur Arbeiter und andere kleine Leute eifrig be- tätigen, während Akademiker, Industrielle und katholische Adlige in dieser gemeinsamen Organisation an Mitarbeit vieles zu wünschen übrig ließen. In einer geschlostenen Versammlung sprach u. a. der Ver- lagsdirektor derSchlesischen Volkszeitung" über die Werbung für die katholische Presse. Er verglich die glaubensseindliche Presse mit dem furchtbaren Tier der Offenbarung Johannes, unterließ aber nicht, die farblosen Generalanzeiger. b l ä t t e r als noch weit gefährlicher für Moral und charakterliche Erziehung ihrer Leser zu bezeichnen, besonders, soweit sie äußerlich dabei scheinbar auch gelegentlich etwas religiös sich gebürdeten. Alle katholischen Organisationen wurden nachdrücklicki zur Unterstützung ihrer Presse ausgefordert und die Kleinarbeit dafür unter die einzel- nen verteilt. In der letzten öffentlichen Versammlung sprach der neu er- nannte Wiener Gesandte Graf Lerchenfeld überChristi Herr- schaft im Leben der Staaten und Völker". Auch er blieb im Rahmen ollgemeiner Grundsätze, ohne aus politische Einzelheiten einzu- gehen, die offenbar planmäßig auf der diesjährigen Tagung aus- geschaltet wurden. Er warf immerhin den Katholiken vor, daß sie hinter der bloßen Liebestätigkeit den Ernst der Gefahren der kapitalistischen   Entwicklung für die handarbei- tenden Voltsschichten lange Zeit verkannt hätten. Das Eigentum müsse Grundlage des Gesellschastslebens bleiben. Seine Abgrenzung und sein Schutz sei aber höheren gesellschaftlichen Ge- sichtspunkten unterworfen. Nur von dieser Auffassung aus fei der Kommunismus abzuwehren. Nationalismus und Internationalis- mus feien im Christentum miteinander vereinigt. Nach einer Anzahl weiterer Reden, die zum Teil der Jahr- bundertseier des Franziskus von Astisi galten, hielt schließlich der Präsident, Landeshauptmann Dr. Horion, noch eine ausführliche zu- sammenfassende Schlußansprache. Er betonte dabei, die Katholiken müßten als Minderheit im öffentlichenLeben auch mit anders gesinnten Menschen zusammenarbeiten, und zwar so-' rpohl politisch wie auch religiös. Voraussetzung dafür sei das Zu- geständnis ihrer staatspoliiijchen Gleichberechtigung und die Wah- pung des konfessionellen Friedens auch auf evangelischer Seite, wo neuerdings gelegentlich leider in einzelnen Kreisen der Wunsch beut- lich geworden fei, die Vorkriegszustände wieder zurück- zuführen. Die Katholiken wollten in Deutschland   vorangehen, nicht in Rechten und Machtansprüchen, sondern nur in der Pflicht- erfüllung, in der sie auch international gegenüber der Kirche Deutsch  - lands an erster Stelle stehend wünschten. Mit der Segenserteilung durch den Breslauer Kardinalfürstbischof wurde dann die äußerlich sehr glänzend verlaufene Tagung geschlosien.
Tschechisch  -sozialöemokratische Kundgebung Verbleiben in der Opposition. Prag  , 24. August.(Eigener Drahtbericht.) Der Vollzugsausschuß der tschechoslowakischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei wendet sich in einer Kundgebung mit außerordentlicher Schärfe gegen die U n- tötigkeit der Regierung gegenüber der Wirtschaftskrise, und stellt hierzu konkrete Forderungen auf. Die Parteivertretung verlangt weiter die parlamentarische Erledigung der Affäre Gajda und erklärt, daß die Partei die Bestrebungen der Zollmehrheit nach Bildung einer parlamentarischen Regierung nicht vereiteln wird, daß sie jedoch bereit ist,aus allen Kräften da- zu beizutragen, daß gegen die Regierung der Reaktion ein einheit- liches Vorgehen aller Parteien und Kräfte geschaffen werde, die Staat und Parlamentarismus anerkennen und die Ideen der wirtschaftlichen Demokratie und des k u l- turellen und sozialen Fortschritts vertreten. Die Partei wird sich mit Rücksicht auf die geänderten Macht- Verhältnisse und nach den Erfahrungen der Frühjahrsscssion an keiner Regierungsmehrheit beteiligen. Die parlamentarische Fraktion wird beauftragt, mit der Fraktion t«r tschechischen Sozia- listen(ehemalige Nationalsoziale) aus Grund eines zu vereinbaren- den Arbeitsprogramms freundschaftliche Beziehungen zu pflegen und von neuem die Zusammenarbeit mit der Fraktion der deutschen   Sozialdemokratie zu suchen". Neue Spannung mit Italien  . Prag  , 24. August.(Eigener Drahtbericht.) Die Beziehungen » der Tschechoslowakei   zu Italien   sind seit langer Zeit nicht die besten. Italien   hatte zu wiederholten Malen in sehr scharfem Tone verlangt, daß die Angriffe gegen Mussolini   in der Tschechoslowakei   eingestellt werden, ein Verlangen, dem die Beamtenregierung sogar nachzu- kommen versuchte, indem sie Matteotti-Feiern verbot. Außerdem verlieh sie Mussolini   den Weißen Löwenorden. Trotzdem lieh Musso- lini anläßlich der Hu s-F eiern in der Tschechoslowakei   den hier lebenden Italienem die Beteiligung an diesen Feiern v« r b i e t« n(!) und erntete dafür den Dank der kleritasen Presse. Nunmehr wird bekannt, daß Italien   die B e t e i l i g u n g an der Prager   Muster- messe telegraphisch abgelehnt hat. Es kann sich wieder nur um«in Zugeständnis Mussolinis an den mit Prag   verfeindeten D a- t l t a n handeln. Die Absage wird in Prag   als ein f e i n d s e l i g e r Akt aufgefaßt und wird sicher nicht zur Verbesierung des gespannten Verhältnisses zwischen den beiden Staaten beitragen.
pilsuöfkis Personal. Große Veränderungen in Heer und Verwaltung. Warschau  . 24. August.(OE.) In den höheren Armee- und Verwaltungsposten erfolgen umfangreiche Personalveränderungen. Die Garnison von Warschau   hat nunmehr ausschließlich pilsudskitreue Kommandeure. Das ehemalige Gebäude der Fähnrichschule ist von dieser endgültig geräumt worden und wird pon jetzt ab voy der Sey<ralt«sj»4tttpo« der Wehrmacht be-|
legt werden. Auch die Wohnungen und Bureaus der Armee- inipekteure werden in dieses Gebäude oerlegt. Gestern erfolgte!�r erste Appell der neuernannten Armeeinspekteure i es find dies General  Zeligowsti, Rydz-Smigly. Stierski, Osinski, Romer, Neugebauer, Rybak, Fara, Burhardt, Dreszer und Rummel. Vier davon gehen in die Grenzgebiete, nämlich nach Wilna  , Lemberg  , Krakau   und Posen: die übrigen Armeeinspekteure bleiben in Warschau   zur unmittelbaren Verfügung des Generalinspekteurs. Die sonstigen früheren territorialen Inspektionen sowie drei Fachinjpektionen sür Infanterie, Kavallerie und Artillerie sind ausgehoben worden. Im Innenmini st erium steht die Abberufung der Woje- woden von Nowogrodek  , Polesie und Wolhynien   bevor, sowie die Neuernennung des Chefs des Politischen   Departements und zahlreiche andere Neubesetzungen. 7
Deutsche   Touristen in Dänemark  . Ihre angebliche Mißhandlung. Ein Bericht des Mirbachschen Nachrichtenbureaus, den mehrere Berliner   Blätter abgedruckt haben, führt Beschwerde über schlechte Behandlung deutscher   Touristen in Dänemark   durch die dänische Staatspolizei. Da Reichsdeutsche zur Einreise nach Dänemark   einen Sichtvermerk nicht mehr brauchen, also der Touristenverkehr nach Dänemark   stark erleichtert und dementsprechend im Zunehmen ist, haben wir infolge dieses Berichts Erkundigungen bei unseren Partei- freunden in Kopenhagen   telephonisch eingezogen und erhalten fol- genden Bescheid, der auf der Beantwortung der Anfrage unserer dänischen Genossen beim Chef der Staatspolizei und beim Justiz- minister in Kopenhagen   beruht: Nach einem deutsch  -dänischen Abkommen über den Grenzverkehr muß jeder Reichsdeutsche, der sich in Dänemark   länger als nur ein paar Stunden aufhalten will, im Besitz von mindestens fünfzig dänischen Kronen sein: das gilt natürlich auch umgekehrt für Dänen, die nach Deutschland   kommen und soll beide Länder vor der Zu- Wanderung von Leuten bewahren, die alsbald der Armenpflege an- heimfallen könnten. Die beiden Deutschen  , um die es sich handelt, hotten nur 75 Oere, bzw. etwas über 2 Kronen bei sich. Da sie von Korsör   noch nach Kopenhagen   weiter wollten, mußten sie bei diesem geringen Geldvorrat nach den Bestimmungen ausgewiesen werden. Der Iustizminister hat sofort eine Nachprüfung des Ver- Haltens der Staatspolizei in diesem Falle angeordnet und wenn sich dabei ergeben sollte, daß die Staatspolzei irgendwie die gelten- den Bestimmungen überschritten hat, so wird den Betrossenen G e- n u g t u u n g geboten werden. Diese Prüfung wird sich auch auf die Behauptung des Berichts erstrecken, daß die beiden Deutschen  vor ihrer Ausweisung zwei Tage im Arrest hätten verbringen müssen und daß ihnen oerwehrt worden sei, nach Deutschland   um Geld zu telegraphieren. Ob allerdings ein Barbestand von noch nicht drei Kronen ein solches Telegramm überhaupt gedeckt haben würde, kann zweiselhast erscheinen.
pangalos abtransportiert. Um sein Leben zu sichern. Athen  , 24. August.(Eigener Drahtbericht.) Der gewesene Diktator Pangalos wurde am Dienstag zur Sicherung seines Lebens von Athen   nach Aegina   transportiert. Die vor dem Militärhospital lagernde Menge hatte stürmisch seinen Kopf ge- fordert. Die Regierung sah sich deshalb zu dem Abtransport ge- zwungen. Der von Pangalos abgefetzte früher« Staatspräsident Kon- d u r i 0 t i s erklärte sich bereit, die Präsidentschaft bis zur end- gültigen Regelung durch Neuwahlen zu übernehmen. Die Bildung eines Koalitionskabinetts steht bevor. Außenpolitische Ankündigungen. Athen  . 24. August.(EP.) General K 0 n d y l i s erklärte Presievertretem, daß der von General Pangalos abgeschlossene griechisch-südslawische Vertrag zunächst auf seinen In- halt und seine Tragweite geprüft werde. Inzwischen werde der vollständige Text des Abkommens veröffentlicht werden. Ferner gedenke er, die Frage des Dodekanes   wieder aufzurollen, und nehme an, daß dies Mussolini   nicht verstimmen und der 1 griechisch- italienischen Freundschaft leinen Abbruch tun werde.
Der Streit in Mexiko  . Die Kirche will Verfassungsänderung erzwingen! Mexiko  , 24. August.(WTB. nach' Associated Preß  .) Man hegt trotz des S t i l l st a n d e s der Verhandlungen zwischen der Kirche und der Regierung die Hoffnung, daß eine Lösung der Streit- fragen möglich sei. Diese Hoffnung ist zum Teil auf die er- gänzende Meldung des Episkopats über den freundschaft- Ii ch e n Geist, der bei den Verhandlungen mit Präsident Calles am Sonnabend zutage trat, begründet. Der Erzbifchof Mora y del Rio erklärte, daß die gestrige Veröffentlichung des Episko- pats, worin dieser seine Forderung nach Aushebung der Kirchen- gesetze wiederholte und nochmals betonte, daß der Dienst in den Kirchen derzeit nicht aufgenommen werden würde, hauptsäch- lich beeinflußt sei durch eine Unterredung, die Präsident Calles Journalisten gewährte. Diese Unterredung sei darauf hinaus- gelaufen, daß, wenn die Priester in die Kirchen zurückkehren wollten, sie sich den Gesetzen unterwerfen müßten. Der Episkopat bezeichnet diese Tatsache als der Versicherung des Präsidenten Calles, daß die Registrierung der Priester lediglich eine Verwal- tungsmaßnahme sei, widersprechend(?!) Der Erzbischof erklärte weiter, daß die vom Episkopat Sonnabend nacht veröffentlichte Mitteilung, in der es hieß, daß die Unterredung zwischen Präsident Calles und den Priestern durchaus zufriedenstellend gewesen sei, zweifellos dem Präsidenten Calles vorgelegen habe und seine Zu- stimmung erfahren habe und daß Präsident Calles einige Worte eingefügt habe, um klarzustellen, daß die Forderung der Regierung nach Registrierung der Priester nur eine Verwaltungsmaßnahme sei. Di« Vereinigung zur Verteidigung der Religionsfreiheit be- schloß, den Wirtschaftsboykott nicht eher aufzu- heben, als bis durch den Kongreß eine Abänderung der Verfassung durchgeführt sei oder bis die die Kirche betreffen- den Bestimmungen abgeändert oder ganz aufgehoben sein würden. Am 20. August wurde ein Teil der unter dem Verdacht, ein Attentat gegen den Präsidenten Calles geplant zu haben, ver- hasteten Katholiken bis auf drei Frauen und acht Männer i n Freiheit gesetzt. Wie Associated Preß   aus Mexiko   meldet, sind auch diese 11 Personen heute aus der Haft entlassen worden.
X Kriegsbrot in Italien  . Das napolconischc Jahr dcs Faschismus. Ehiasfo, 24. August.(Eigener Drahtbericht.) Dom 1. Scp- tember ab wird Italien   wieder Kriegsbrot haben, d. h. Brot aus einer Mischung verschiedener Mehlarten. Dem Mehl wird nicht mehr als 20 Proz. Kleie entzogen werden. Die Zubereitung von Backwaren und Kuchen aus feinem Getrcidemehl und die von Luxusbrot ist 0 e r b 0 t e n, auch im Privat Haushalt. Zuwiderhandelnde werden mit einer Geldstrafe bis zu 10 000 Lire bestraft. Mit dieser Maßnohme hofft die Regierung zwei Millio- nen Doppelzentner Getreide jährlich einzusparen. Diese Zeit kriegsmäßiger Verschlechterung der Volkscrnährung nennen die Faschisten, großmäulig wie immer, ihrnapoleonisches Jahr", womit sie es als ein Jahr höchsten Ruhmes hinstellen wollen. Aber auf Jena   folgte die Beresina....
Schlechtes Waffer in Hannover  . Erkrankungen infolge Grundwasscrvcrunreinigung. Hannover  , 24. August.(MTB.) Im Laufe der letzten 14 Tage sind in einzelnen Stadtteilen Hannovers   zahlreiche Erwachsene und Kinder nach dem Genuß von Leitungswasser an Uebelkeit, Er- brechen oder Durchfall erkrankt. Die bisherigen Untersuchungen haben nicht erkennen lassen, worauf die Erkrankungen zurückzuführen sind, doch ist anzunehmen, daß eine Verunreinigung der Grundwasferanlag« durch F ä u l n> s st 0 f f«, di« das letzte Hochwasser mit sich führte, bzw. ablagerte, erfolgt ist. Der Bevölkerung ist ang« roten worden, bi» auf weiteres Wasser nur in abgekochtem Zustand« zu genießen. Obwohl nach Angab« der Städtischen Wasserwerk« das Leitungswasser seit Sonnabend wieder vollständig keimfrei ist, sind heute weitere Erkrankun- gen aufgetreten, die jshoch wie all« bisherigen Fälle ungefähr- ltcher Natur sind,