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"luf alle Fälle steht man setzt vor her Tatsache, daß diS Deutschnationalen durch Annahme des kommunistischen   An- trags ihrer Gegnerschaft gegen die Außenpolitik des Reiches den kräftigsten Ausdruck verliehen haben. Und wie immer man über die Motive ihres Verhaltens denken mag, so ist doch die Illusion, daß man mit deutschnationaler Hilfe eine erfolgreiche Außenpolitik auf der bisherigen Linie treiben könnte, zerstört. Deutschland   würde sich vor aller Welt dem berechtigten Vorwurf der Unaufrichtigteit aussetzen, wenn es morgen in den Völkerbund eintreten, übermorgen aber sich eine Regierung geben wollte, deren Mitglieder sich zum Teil eben erst als unbelehrbare, unversöhnliche Völkerbundfeinde gezeigt haben. Die Deutschnationalen sind gestern wieder einmal Opfer ihrer eigenen nationali st ischen Demagogie gcwor- den. Wenn etwas an ihnen ehrlich ist, dann ist es ihr Wunsch, möglichst bald zu den Fleischtöpfen der Regierung zurückzu- kehren. Ihre taktische Absicht war, beim Eintritt Deutschlands  in den Völkerbund die Rolle der unbeteiligten Zuschauer zu spielen� und dann mutig ,�iuf den Boden der vollendeten Tat- fachen" zu treten. Und darum mochte ihnen der kommu- nistische Slntrag, der sie zu einem Ja oder Nein zwang, während sie doch weder das eine noch das andere sagen wollten, schon sehr, sehr ungelegen gekommen sein. Das Ergebnis war eine sonst gewiß sehr verschieden zusammengesetzte Mehrheit, die sich zur außenpolitischen Vernunft bekannte, und auf der anderen Seite ein Häuf- lein Grafen, Exzellenzen, Geheimräte und verkrachter kom- munistischerArbeiterführer", das die Fahne der nationalisti- scheu Demagogie schwang. Die kläglichste Rolle in dieser bunten Gesellschaft haben die Deutschnationalen gespielt. Denn sie ließen sich von den Ereignissen überrumpeln, begaben sich unter die Führung des von ihnen sonst zum Kinderschreck aufgeplustertenBolschewismus" und kamen zu einem Er- gebnis, das sie gar nicht gewollt hatten. Denn ihre Regierungsfähigkeit in Frage stellen, das haben sie ganz gewiß nicht gewollt! Sefprechuag Srianü�hoejch. Paris  , 26. August.<Eig. Drahtber.) Botschafter v. H 0 e s ch bat am Donnerstag mit Außenminister Briand   und Generalsekretär Berihclot eine Reihe schwebender Fragen über die bevorstehende Völkerbundstagung und die am Montag beginnende Tagung der Stndientmnmisfion für die Reform des Välkerbundsrates besprochen. Am Freitag abend wird 0. Hoesch in Berlin   vom Reichsaußen- minister die Instruktionen für Genf   empfangen und am Sonnabend abend zur Teilnahme an den Beratungen der.Studienkommission 'nach Genf   abreisen.
Sozialiftische flbrüftunyspolitik. Die Verschlcppungsgefahr der Genfer   Methode. Zürich  , 26. August.(Eigener Drahtbericht.) Am Donnerstag trat im Sekretariat der Sozialistischen Arbeiter-Internationale unter dem Vorsitz von A l b a r d a- Holland der von der Exekutive der SAJ. eingesetzte Ausschuß für die Fragen der Abrüstung zusammen. An ihr nahmen teil: de Brouckäre- Belgien  , Wels-Deutsch- land, C r a m p- England, Bracke- Frankreich  , Modigliani  - Italien   und der Sekretär Adler. Der Ausschuß faßte folgenden Beschluß: .Der Ausschuß für Abrüstungsfrogen hat nach eingehender Beratung beschlossen, vorerst jene Probleme zur Grundlage seiner weiteren Arbeit zu machen, deren Lösung geeignet ist, unter den gegebenen Verhältnissen die praktische Verwirklichung der A b r ü st u n g zu beschleunigen. Der Ausschuß stellt fest, daß die Methode der Vorkommissisn für die Alrüstungstonserenz des Völkerbundes, vor der Prüfung konkreter Abrüstungsmaßnahmen die Gesamtheit der Bedingungen zu untersuchen, denen eine wirklich
allgemeine Abrüstung entsprechen müßte, die Gefahr mit sich bringt, daß, ganz abgesehen von allen Vorwänden, hinter denen sich böse Absicht verbirgt, die Kompliziertheit des Problems eine unabsehbare Verzögerung bewirten könnte. Di« Kom- Mission lenkt daher die Aufmerksamkeit der Arbeiterschaft auf sol- gende Fragen: 1. Sollen sobald als möglich die auf der Abrüstungskonferenz vertretenen Länder eingeladen werden, sich darüber zu äußern, welchen Abrüstungsmaßnahmen sie für ihren Teil zuzu- stimmen bereit sind? Der Zweck der Konferenz wäre dann, diese Abrüstungsangebote de»- einzelnen Länder zu diskutieren, um sie miteinander in Uebereinstimmung zu bringen und ihren Umfang so weit als möglich auszudehnen. 2. Falls es nicht gelänge, zu einer allgemeinen Abrüstungs- konvention zu gelangen, sollen Anstrengungen gemacht werden, gebietsweise Abrüstungsvereinbarungen herbeizuführen? 3. Auf welche Weise sollen die von einzelnen Ländern frei- willig durchgeführten Abrüstungsmaßnahmen gefördert werden? 4. Soll, um eine Vereinbarung über die Abrüstung wirtsam zu gestalten, eine internationale Kontrolle der Rüstungen und der Kriegsmittelproduttion eingerichtet werden? 5. Inwieweit haben die angeschlossenen Arbeiterpar- t e i e n die Möglichkeit, in ihrem eigenen Lande das Ausmaß der Kriegsvorbereitungcn f e st z u st e l l e n und wirksam zu kontrollieren? Der Ausschuß wird diese Fragen im Einvernehmen mit den angeschlossenen Parteien beantworten und der nächsten Sitzung der Exekutive der SAJ. einen Bericht vorlegen: er bereitet außerdem die prinzipielle Stellungnahme der Internationale zu den Fragen der Heereeorgonisatlon vor. Als Berichterstatter wurde A l b a r d a- Holland gewählt._ Kein Enchullungsfelüzug üesSparerbunöes Eine Zuschrift des Sparerbunds. DerReichsdicnst deutscher Presse" hatte mitgeteilt, daß der Sparerbund eine Enchüllungskampagne beabsichtige. Die Reichs- regierung sei informiert. Dazu schreibt uns der Sparerbund: .Dem Sparerbund sind die ihm anscheinend vom.Reichs- dienst" unterstellten Enthüllungsabsichten mit einseitiger Bericht- erstattung durchaus unbekannt. Ebensowenig beabsichtigt der Sparerbund, wie ihm der.Reichsdienst" zu unterstellen scheint, .Ruhestörungen oder Verhetzungen". Die dem Sparerbund völlig unbekannten und fernliegenden Enthüllungsabsichten können also auch der Reichsregierung unmöglichbekannt" sein. Die Reichsre- gierung könnte höchstens einer Mystifikation zum Opfer gefallen sein. Der Kampf des Sparerbunde» ist bis- her und wird auch künftig mir mit den Waffen des Rechte und der alten Grundsätze von Treu und Glauben geführt. Er kann die zweifelhaften Kampfmittel seiner Gegner durchaus entbehren. Der Kampf des Sparerbundes wird auf rein sachlicher, rechtlicher Grund- läge weitergeführt werden trotz de« Beschlusses des Reichsmini- steriums des Innern vom 18. August 1926.*
tzugenbergs Exzellenz. Der Rechtsgelehrte aus Caprl. Wir berichteten gestern von der doppelten Buchführung im Hause Hugenbergs. von dem in der Provinzausgabe des.Tag" verbreiteten, den Berliner   Lesern aber vorenthaltenen Interview mit einem bekannten amerikanischen   Juristen. In Ergänzung unserer Mitteilungen ist jetzt der.Soz. Presse- dienst" in der Lage, einige» über die Qualitäten jenes Mitarbeiters zu sagen, der dem Hause Hugenberg das prachtvolle Interview ver- mtttelte. Es handelt sich, wie erinnerlich, um einen gewissen .Dr. jur. can. et civ. Hölscher". Dieser Hölscher wird in den Kreisen seiner Bekannten und Verwandten offen für verrückt erklärt. Sein Artikel bestätigt zweifellos diesen Eindruck. Er war während des
Krieges als Generalbevollmächtigter des Fürsten von Henckels  - Donnersmarck tätig. Aus dieser Stellung mußte er eines schönen Tages wegen seiner Leistungen verschwinden. Er spielte dann eine Rolle bei einem Halberstädter Jndustriewcrk. brachte diese- Unternehmen bald zum Ruin und wurde kurze Zeit darauf die neueste Errungenschaft Hugenbergs, Herr Kußmann wird staunen in einen Ehescheidungsprozeß verwickelt, den seine Frau gegen ihn angestrengt hatte. Der Ausgang dieses Prozesses führte zur Verhaftung Hölschers wegen Meineid. Er wurde dann lange auf seinen Gesundheitszustand untersucht. Mit Rücksicht auf seine mangelnde Zurechnungsfähig- k e i t stellte man dieses Verfahren damals nach monatelanger Unter- suchung ein und entmündigte den Kronzeugen Hugen- b e r g s. Hölscher verschwand schließlich aus Deutschland   und rich- tete dann aus dem Ausland alsS e i n e E x z e l l e n z, Kaiserlich Russischer   Geheimrat usw." an die verschiedensten Persönlichkeiten allerlei oerrückt« Briefe. Der an dem Briefkopf vorgedruckte und erfundene Titel besagt schon genug. Wie mag Hugenberg stolz gewesen sein, als er von dieser Sorte Exzellenz ausgerechnet aus Capri   einen Leitartikel über .Amerika   und die deutsche   Justiz" erhielt!
Der volksentscheiü ift vorüber- Der Herzog von Braunschweig   räumt aus. Aus Braunschweig   wird dem Sozialdemokratischen Presse» dienst geschrieben: Der ehemalige Herzog von Braunschweig  macht wieder einmal von sich reden. In seinem Austrage rollen seit einigen Tagen über den großen Schloßplatz der Stadt Braunschweig  Möbelwagen, in denen sich zum Teil sehr wertvolle Möbel- st ü ck e und andereKo st barkeiten befinden. Der Welse hatte schon im Frühjahr dieses Jahres einmal gewaltig ausgeräumt, hatte 11 Kisten und einen Waschkorb Silbergeschirr und 347 wertvolle Möbel- und Einrichtungsstücke nach dem ihm zugesprochenen Schloß Blankenburg a. Harz schaffen lassen. Außerdem hatte er 70 Gc- mälde und 7 wertvolle Gobelins aus dem Draunschweigcr Schloß geholt. Es störte weder den Exherzog noch die schwarzweißrote Rc- gierung, daß darunter auch Möbelstücke waren, die seit Jahr- zehnten im Landesmuseum ihren Platz hatten. Der Aus- einandersetzungsvcrtrag zwischen dem braunschweigischen Staat und dem Welfenhause, im Oktober 1923 von der schwarzweißroten Ein- stimmenmehrheit beschlossen, sieht im 8 5 vor, daß nur die von der ehemaligen Hofstatt benutzten Sachen mitgenommen werden dürften und der frühere Herzog nur bis zum 1. Juli 1 9 2 6 seinen Raubzug ausführen darf. Der 1. Juli ist längst vorbei, aber das Aufräumen wird fortgesetzt. Kurze Zeit vor dem Volksentscheid stellte der Welse dieEnteignung" im Braunschweiger Schlosse ein. Offenbar befürchtete man damals, der Volksentscheid werde siegreich sein. Der Volksentscheid ist vorüber, es wird eifrig weiter ausgeräumt..._
Kreuz-Aeitungs-Nöte. Ein letzter Rettungsversuch. Der Aufsichtsrat der.Kreuz-Zeitung-A.-G. beruft auf den 20. September d. I. eine außerordenUiche Generalversammlung  und legt eine Zwischenbilanz per 31. Juli 1926 nebst einem Bericht über die Lage der Gesellschaft vor. Die Verwaltung wird sodann Mitteilung über Verlust von mehr als der Hälfte des Aktienkapitals gemäߧ 240 HGB. machen, worauf eine Herabsetzung de» Grundkapital» durch Zusammen- legung tm Verhältnis von 10: 1 zum Zweck der Beseitigung der Unterbilanz vorgenommen werden wird.
Der neue japanische Lokschafker Ragaoka Ist heute vormittag in Berlin   eingetroffen. Roch immer Marokkokrieg. Französische   Flugzeuge haben nördlich von Wessan die Stellungen der Gesaua dicht vor den sranzö- fischen Linien mit Bombenbelegt".
H. H» Aus Graz   schreibt man: Armin' Fischer, ein deutscher Mann und Oberlehrer dazu, von einem unbeschnittenen weißen Vollbart umrahmt, tritt vor den Bezirksrichter. Er ist ein Opfer deutschorischen Familienlebens und Sippenverrats, ein steirischer Wodan, gegen den die Walküren Thusnelda und Brunhilde   die Ehrenbeleidigungsklage eingebracht haben, weil er sie des Diebstahls bezichtigte..Ha, Freche du! Frevelst du mir? Was bist du. als meines Willens blind waltende .Kür?" sang Wodan, als Brunhilde sich nicht alles gefallen ließ: Brunhilde jedoch, die beim Friseur war und sich das Wahrzeichen deutschen   Weibtums, minniger Magdlichkeit, den Zopf, abschneiden ließ, wollte nicht nur die.blind waltende Kür" sein, und auch Thusnelda  , die sich noch nicht bubikopfüber der kurzhaarigen Zeit anpaßte, lehnte sich gegen den Vater auf. Da Armin Fischer die Behauptung, seine Töchter seien Diebinnen, nicht zurücknahm, machten sie kurzen Prozeß und brachten beim Bezirksgericht einen langen ins Rollen. Armin, Brunhilde und Thusnelda   müssen sie zu Protokoll geben, daß ihr Glaubensbekenntnis EGG.   ist. Als der Richter fragte, ob Armin römisch-katholisch oder evangelisch sei. erwiderte er fest und treu:Gel Gel Gel" Da man immerhin annehmen konnte, daß er stotterte oder zu gackern versuchte oder dem Richter ironisch singen wollte:.Geh! Gehl", fragte der Schriftführer miß- mutig:.Wie bitte?" Gc! Gel Gel" antwortet« Armin Fischer weihevoll. Unsichere Stille, verlegenes Schweigen. Soll man den Psychiater verständigen oder soll man noch einmal fragen? Ihre Religion bitte...?" Gel Gel Gel" Was heißt denn das...?" Da oerklärt sich das Antlitz des germanischen Oberlehrers, und als ob er einen Nibelungenbraten mit Saft im Munde wälzte, formt« er sieghast die Worte:Germanische Gloubens-Gemein- schaft. EGG.   ist die Abkürzung." Das also war es ein Aufatmen der Erleichterung ging durch den Saal:«ine abgekürzte Weltanschauung, die Firmenbezeichnung einer obskuren Religion, ein HKS.(Hakenkreuzlerschwachsinn). GGG. das ist die Lösung für alle, die da sind rein AA.(Arischer Abstammung) und mit einem kräftigenHilf, Wodanl" ausstehen und mit einem biederenDonar sei Donk!" oder einem gefühlvoll gemurmeltenBaldur, vernichte die Juden!" wieder schlafen gehen. Man muß nur achtgeben, daß aus GGG.(Germanische Glaubens- Gemeinschaft) kein« GGG.(Germanische Gauner-Gesellschast) oder gar ein GGG.(Germanisches Gehirnschwund-Geblödel) wird! Die Verhandlung, ohne die die GGG. eine Germanische Geheim. gründung geblieben wäre, wurde vertagt, da Armin Fischer gegen seine Töchter Brunhilde die Zopflos« und Thusnelda   die Bubikopf. lose fünfzehn Zeugen in die Walstatt führen will._
Maler, vichter und Kunstgelehrter. (Zu Fromentins 50. Todeslage.) Eugene Frontentin darf in der Kunstgeschichte den seltenen Ruhm für sich in Anspruch nehmen, gleich Großes als Maler, als Dichter und als Erforscher der Kunst geleistet zu haben. Bei uns ist dieser geniale Raturbevbachter am bekanntesten geworden durch sein klassisches, meisterhast ins Deutsche übertragene WerkDie alten Meister", in dem er unübertressliche Schilderungen und Ana- lysen der Hauptwerke der flämischen und holländischen Malerei ge- liefert hat. Er ist der erste gewesen, der die Lichtkunst Rembrandts  in ihrer ganzen Bedeutung erkannte und in ihrer Schönheit er- klärte; aber auch die Werte der alten Niederländer, eines Franz Hals   und Paul Potter, eines Ruysdael   und Rubens, haben seinem Malerauge ihre Geheimnisse offenbart. So ist Fromentin mit diesem berühmten Buch Unzähligen ein Führer gewesen, der ihnen den Weg ins Land der Kunst und zum Verständnis der schönsten Werke wies. Die Wortgewalt, die seine Kunstkritiken zeigen, entfaltete Fromentin auch in seinen Landschaftsschilderunaen aus Algier   und der Wüste Sahara  . Er gehört zu den ersten, die die Wunder der exotischen Natur entdeckten, und zwar hat man seine Kunstwerke des Worts ebenso gewürdigt, wie die des Pinsels. Fromentin war ja in erster Linie Maler und ein Hauptoertreter jener.Orientmode", die Viktor Hugo in der Dichtung und Delacroix   in der Malerei her- aufführten. Er besuchte das Shabelgebiet und die Sahara und brachte davon außer seinen genialen Wortschilderungen der Land- schaft auch die Eindrücke für zahlreiche Bilder mit, die die Feinheit seines Auges und seiner Enipfindung verraten. In seinen Gemäl- den hat er dieselbe Zartheit der Farben und Nuancen wie in seinen schriftstellerischen Arbeiten. Diese Bilder Fromentins, die eine Zeit lang weniger beachtet wurden, werden heute hoch geschätzt und sichern ihm einen Ehrenplatz in der Geschichte der französische» Male- rei. Sein RomanDominique" verschafft ihm ober auch einen wichtigen Platz unter d«n Dichterpsychologen. Im Rahmen einer wundervoll gesehenen Landschaft schildert er den Kampf seines Hel- den, der eine Art Werther ist und sich au» willenloser Empfindsam- keit zu einem nützlichen und rätigen Menschen emporrasft. Wie aus dem Unterbewußtsein plötzlich Triebe hervorbrechen und zu un- gewöhnlichen Entschlüssen fortreißen, wie bewußtes und unbewußtes Seelenleben durcheinander wogt, das ist hier so scharf beobachtet. daß die großen Psychologen der neueren Literatur, von Dourget bis Proust  , in Fromentin ein Vorbild fanden. Dr. F. S.
Der Schädel des Eiszeikmenschen von Le Mouslier. Der In der vorgeschichtlichen Abteilung der Berliner   Museen bewahrte Schädel des eiszeitlichen Menschen von Le Mousticr in der Dordogn« ist jetzt von Dr. Hans Weinert   neu zusammengesetzt und in dieser Form ver- öffentlicht worden. Der Le-Moustier-Fund hat, seit ihn 1908 Otto Hauser   an» Licht brachte, schon allerlei wissenschaftliche Schicksale gehabt. Zuerst hatte ihn Pros. Hermann Klaatsch   zusammengesetzt: aber der danach im Handel befindliche Abguß ist, wie jetzt Prof. Eugen Fischer  , der nach Berlin-Dahlem   berufen« Freiburger An­thropologe, in der Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie schreibt, gänzlich unbrauchbar. Verläßliche Meßzahlen des Schädels liegen in der Literatur nicht vor. Auch die spätere Zusammensetzung nach per Rekonstruktion von Eduard Krause genügt nach Fischers
Urteil nicht. Weinert gibt nun in seiner mit peinlichster Sorgfalt geschaftenen Arbeit Abbildungen und Diagramm« des neu zusammen- gesetzten Schädels und in einer Tabelle alle erdenklichen Maße und Indizes jetzt erst ist das wichtige und hochinteressante Objekt der Wissenschaft erschlossen. Di« Augenhöhlen sind nicht mehr so un- wahrscheinlich hoch, das Ganze ist etwas menschlicher, nicht mehr so primitiv, was zu erwarten war, da es sich um«ine Irqendform handelt. Nach Weinert gehört das Fossil anatomisch völlig zur Neandertalrasse der älteren Steinzeit. Aeltere Merkmal« weist es nicht auf. Weinert betont besonders, daß man an den paar Resten, die wir vom Menschen jener Zeit besitzen,.auch noch individuell« Unterschiede berücksichtigen müsse. Endlich spricht nichts an dem Schädel dafür, daß er gorilloider Abstammung ist im Gegensatz zu einem orangoiüen Aurignacmenschen. Ein kunstgeschichtlich werlvoller Fund. Die Münchener   Glnpto- thek erwarb einen Jünglingskopf in grünem Basa't, der die Nach- bildung eines Bronzcoriginols aus der Zeit des Polyklet, des öftesten griechischen Plastiters, darstellt. Die ganze Figur, die den gleichen Kopf trägt, ist in einer Bronze aus Ianina in der Eremitage von Leningrad   erhalten, die«inen leierschlagenden Orpheus auf einem Felsen wiedergibt. Nach der Stilbestimmung gehört das Werk zu einer größeren bildhauerischen Komposition aus der Mitte des 3. Jahrhunderts vor Ehristi. Auf den zugehörigen Inschriften, die sich zum Teil bei den deutschen   Ausgrabungen in Olympia gefunden haben, wird als Schöpfer des Kunstwerks der Bildhauer Dionysius von Argos genannt. Der Kopf in der Münchener Glyptothek ver- mitte» demnach die Kenntnis eines bisher unbekannten Meisters der Bildhauerschule von Argos. 3m Steinzeitalter der Gegenwart. Ein Volk, das noch heute auf einer. Kulturstufe steht, die der des Urmenschen der Steinzeit gleicht, sind die W a p i auf Neuguinea  , deren bisher unerforschte Wohnsitze am Toricelli-Gebirge der australische Naturforscher E. A. Briggs durchwandert hat. Der Gelehrte, der jetzt von seiner Reise zurückgekehrt ist. berichtet, daß die Eingeborenen noch nichts von der Bearbeitung der Metalle wissen. Sie benutzen Steinäxte und oerwenden sowohl für den Krieg wie für die Jagd nur Pfeil und Bogen. Sie tragen große Holzschilde, die mit merkwürdigen Spiralen oerziert sind. Sehr ausgebildet ist bei den Wapis der Signaldienst, für den sie sich der Trommelsprache bedienen. Die Trommeln, die aus ausgehöhlten Baustämmen verfertigt werden, sind prächtig verziert und haben einen geheimnisvollen Wohllauten- den Klang. Der Signalgeber schlägt seine Trommel mit einem Holzstück und weiß ihr Töne zu entlocken, die einfache, aber sehr verschiedenartige und deutlich unterscheidbare Melodien darstellen. Ihre Tänze führen sie nachts bei dem Flackerschein von Fackeln aus, die aus getrocknetem Bambus bestehen. Die ungewisse Beleuchtung und der Rhythmus der Trommeln versetzt sie in eine Art von Ver- ückung. bei der sie aber nichts von der genauen Ausführung be. timmter Bewegungen einbüßen
peter-Raabe-kionzerte>976, 77. Dl« großen SInsonie-Abend« des Ber. lfnet Sinfonie-OrcheiierS unter Leitung von Dr. Peter Naabe finden an solzenden Taaen statt: 0. November. 7. Dezember, 8. Februar und t März. sftir Auffübrung gelangen u.a. folgende Werte: R. Strauß: Don Oulrolte. Kl«»«: Borspiel zu einer Tragödie(Erltaustührung), Reger: Variationen. <8. Schumann: Variationen, Brahm»: Swsome Nr. 2. Beethoven: 2. und 4. Sinjonie.