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Ür. 404 45. Jahrgang

1. Seilage öes vorwärts

Sonaabenö, 28. Kugust?42b

Sonntägliche wanöerziele.

Sonntqgswanderung durch das Gebiet der südlichen Uckermark ! Wen einmal sein Wanderstab dorthin geführt hat, der kehrt immer miedcr zurück in diese schöne Landschaft, wo Berge und Täler mit- einander abwechseln, wo prächtige Laubwälder weit« Flächen be- decken, wo echte märkische Seen blinken. Wir lösen eine Sonntags- karte bis Chorin (vom Stettiner Bahnhof Z. Klasse 3,2» M., 4. Klasse 2,40 M), verlassen den Zug jedoch bereits in Chorinchen. Zum Kloster Chorin . Durch dos friedlich-stille Dorf Chorinchen oder Koriniken, wie es Äi aller Schreibweise heißt, wandern wir zu den Ruinen des Klosters Chorln. chochauf streben die alten Giebel und Pfeiler, mit Türm- chen und Maßwerk künstlerisch verziert, von Efeu dicht berankt. Fein abgetönt paßt sich das Dunkelgrün des Laubaeranks dem Graubraun des alten Mauerwerks gut an. Der alte Friedhof zur Seite des Klosters, mit einigen merkwürdigen Grabdenkmälern, zwingt zu nachdenklichem Verweilen. In waldiger Schlucht rauscht der Nettelgraben über Steingeröll: aus hohem Ufer, im Kloster. garten, erhebt sich die neue Jugendherberge. Neues Leben blüht aus an der Stätte, wo reiche 5?eimatgeschichte in vergangenen Jahrhun- derten ihren Anfang nahm, wo Sagen ihre verworrenen Fäden um altes Gemäuer spannen. Auch Chorin schrieb sich ursprünglich Corin, Korin oder Koryn. Dieser Name ist vermutlich auf dos sla- wische WortKorc* zurückzuführen, das Eichenrinde bedeutet. Diese mochte von den slawischen Bewohnern in den an Eichen reichen Wäldern der Umgegend als Gerbstoff in großen Mengen gesammelt worden sein. Der Besuch einer geschichtlich merkwürdigen Stätte bietet ebenso wie der Besuch einer landschaftlich schönen Gegend immer wieder etwas Anziehendes. Wir entdecken stets neue Eigen- orten oder Schönheiten, vielleicht nur hervorgerufen durch eine andere Beleuchtung, und werden dadurch immer wieder von dem Verlangen getrieben, diesen Ort aufzusuchen. Nach örodowin. Auf der Chaussee, die am Amtssee entlangführt, wandern wir zum alten Chausseehaus und weiter auf dem Brodowiner Weg in aiordöstlichcr Richtung in den Hochwald, einem schönen Mischwald. Jüngere Bäume und Strauchwerk bilden ein oft undurchdringliches Unterholz. Die Landschaft ist hügelig: außerhalb des Waldes könn- teil wir dies noch bester bemerken. Wir find im Gebiet der großen uckermörkischen Endmoräne. In den Senken finden sich häufig Seen oder Moore. Ein sehr schönes Moor liegt unmittelbar südlich vom Wege. An einzelnen Stellen zeigt sich noch offenes Master. Sonst hat sich eine reiche Sumpfoegetation angesiedelt. Alis trockenen Stellen haben Sträucher und sogar schon Bäume, Schwarzerlen und Birken, von dem neugcwordenen Land Besitz ergriffen. Rings- m steht schweigend der Wald in seiner stets schönen Pracht, und goldig flutet die Herbstsonne über Wald und Moor. Wir solgeir der Brodowiner Straße weiter. Am Jagenstein 99/100 haben wir die Nordspitze des Ralurschuhgebiets Plagesenn erreicht. Bald sind wir am Waldrand: über freies Feld sühn nun unsere Wanderung. Rechts reicht der Große Plagssee bis nahe an den Weg, links erhebt sich der Herrscherberg. im Volksmund Herfeberg(hostdeutsch: Hirse- berg) geheißen. Vermutlich waren die Kartographen, die diese

Gegend bearbeiteten, des Plattdeutschen nicht mächtig und mochten aus dem Hirseberg des Volkes einen Herrscherberg in den Karten. Lohnend ist die Aussicht von hier oben. Die Uckermark bis Anger- münde im Norden und bis Oderberg im Süden liegt dem Blick offen. Zu unseren Füßen sehen wir vrodowin, dem wir jetzt zu- wandern. Di« tuppige Grundmoränenlandschast der Uckermark ist just bei Brodowin stark ausgeprägt. pehHtzweröer. Don der Kirche in Brodowin wandern wir öststch nach Pehlih. Zahlreiche wilde Birnenbäume stehen am Wege, ihre Früchte sind ungenießbar Auch hier wandern wir durch sehr ruppiges Gebiet. Südlich vom Wege liegt der Wesensee und die sich etwa 40 Meter über den Seespiegel erhebenden Rummelsberge. In der Nähe von Behlitz erstreckt sich der pehlihwerder in den Parsteiner See hinein. Auf diesem Werder wurde das im Jahre 1258 gestiftete Kloster Wariensee angelegt und mit Mönchen aus Lehnin , dem Mutter. kloster, besetzt. Die Lage des Klosters auf dem Werder war jedoch zu beschwerlich und unbequem, so daß sich Abt und Konvent zu einer Verlegung des Klosters entschlossen. Aus einer Urkunde von 1273 erhellt, daß der Markgraf die Genehmigung erteilt habe, daß das Kloster.von der Insel, die der See Parstein umgibt, oder vom Mariensee nach derjenigen Stelle verlegt werde, welche der See Koryn umgibt, sowie, daß der alte Name Mariensee in Koryn oer- wandelt werden solle". Geringe Mauerreste zeigen heute noch die Stelle des ehemaligen Klosters. Mariensee an. Der Pehlitzwerder befindet sich in Privatbesitz. Linösee unö Großer Stein. Don Behlitz bleiben wir auf dem Wege in der Nähe des Par- steiner Sees. Dunkelblau liegt die Wasserfläche dieses zu den größten in unserer Mark gehörenden Sees da. von der Herbstsonn« bestrahlt: der scharfe Wind wühlt die Wasser auf, so daß weiße Schaumköpfe die Wogen krönen und der Wasserspiegel ein unruhiges Aus und Ab bildet. Bald, nachdem wir den Wald wieder erreicht haben, wandern wir rechts ob, an der Ostecke der Bucht, dann den Weg nach Südwest. An der alten Försterei vorbei, kommen wir zum Aorsthaus Lreitesenn. Von hier sührt die Straße in südlicher Richtung weiter. Vom Jagenstein 203/204 wandern wir aus dem abzweigenden Wege«ine kurze Strecke noch Norden bis zum Stein 203, dann rechts ab und kommen, zuletzt ohne Weg, durch eine ziem- sich steil abfallende Schlucht, an das User des Großen Lindsec». Träumerisch, in ungestörter Einsamkeit liegt dieses Gewässer, ein sprechendes Bild unserer märkischen Waldseen, rings umrahmt von Birken, Buchen und Kiesern, die der grünlich schimmernden Flut geheimnisvolle Reize verleihen. Durch die Schlucht von dem Fischer- schuppen geht es weiter gen Süd zum Weg zurück. Diesem folgen wir in bisheriger Richtung zur Straße vom Forsthaus Breitesenn, an der eine Fernsprechleitung entlang sührt. Von der Wegkreuzung wandern wir auf dem Neuendorfer Wege zum Waldende. Der Wald ist schön, meist Hochwald, mitunter junges Holz. Ost stehen am Wege zarte Bitken oder knorrige Eichen. Am Waldrande, aus dem Felde rechter Hand, liegt der Große Stein, fast gänzlich in einem Schlehen- und Brombeergebüsch versteckt. Leider ist der Stein nicht

mehr vollständig, man hat einen großen Teil, etwa die Hälfte, ob- gesprengt und zerschlagen. Vordem mag er ungefähr die Größe des Kleinen Markgrafensteins bei Rauen gehabt haben. Die Spreng- löcher sind in großer Anzahl durch den ganzen, etwa drei Meter hohen Block hindurch gebohrt worden. Es ist erstaunlich, wieviel Arbeit man sich hier gemacht hat, um ein Naturdenkmal zu zer- stören. Sehr schön ist die Aussicht, die wir von dem Großen Stein genießen. Das leicht gewellte Feld zieht sich vor uns hin. Im Vordergrund liegt Reuendorj, weiter entfernt sehen wir nach Nord- osten Lunow, nach Osten die Kirche von hohensaathen. Etwas links davon, ganz in der Ferne, ragt der Kirchturm von Zehden auf, das schon jenseits der Oder liegt. Durch Reuendors wandern wir zum Bahnhof Saaten-Reuen- dors. Der Zug bringt uns über Oderberg nach Freienwalde . Hier steigen wir um und fahren über Eberswalde nach Berlin zurück. In Saaten-Neuendorf Fahrkarte bis Falkenberg lösen, von dort aus gilt die Sonntagskarte nach Chorin. Länge der Wanderung etwa 20 Kilometer. ** �luch ein Gpfer öes Verkehrs. Die alte sächsische Postsäule bei Belzig besteht nicht mehr, sie ist zerstört werden. Vor gut 200 Jahren wurde sie errichtet, zur Zeit als Belzig und der Fläming noch zu Sachsen gehörten. Sie stand mitten aus der Fahrbahn, an der Kreuzung mehrerer abschüssiger Straßen, allerdings ein� etwas unglücklicher und den neuzeitlichen Verkehr behindernder Standort. Auch den Kindern Belzigs stand die Säule im Wege, wenn im Winter ge- rodelt wurde: sie stand dann mitten aus der Rodelbahn, wie ein Belziger in sroher Erinnerung an seine Kindertage erzählte. Vor einigen Tagen ereilte die Säule das Verhängnis. Ein Roll- wagen, dessen Kutscher auf der abschüsiigen Straße die Herrschaft über Fuhrwerk und Pferde verloren hatte, fuhr die Säule um. Nur der niedrige Sockel ist noch erhalten geblieben, die Säule selbst ist verschwunden. Vielleicht ist sie in ihre Atome zerschellt, vielleicht sind größere Teile erhalten geblieben, die in einem Heimatmuseum ihre Auferstehung feiern werden. Jedenfalls, die Belziger Post- säule wurde ein Opfer des Verkehrs.

Erziehung zum Walüfchuh. Jeder im Entstehen begriffen« Waldbrand kann nur durch einen Zufall, also selten sofort entdeckt werden. Er hat dann meist schon eme Ausdehnung angenommen, daß zu seiner wirksamen Bekämpfung viel« Löschmannschaften erforderlich sind, di« oft mehrer« Stunden, ja sogar tagelang tätig sein müssen. Di« Waldbrandlöschhilf« setzt sich zunächst aus den Einwohnern der umliegenden Ortschaften zu- sammen, die oftmals, um an den Bvandherd zu gelangen, kilometer- lange beschwerliche Weg« zurückzulegen haben. Bei besonders großen Waldbränden müssen dann noch die Reserven, bestehend aus Reichs- wehr, Schutzpolizeikommandos aus entfernteren Standorten heran- geholt werden, wodurch, abgesehen von den Ausgaben für Ver- pflegung usw., allein schon erhebliche Transportkosten entstehen. Di« Tätigkeit auf der Waldbrandstelle ist nicht so gefahrlos, wie allgemein angenommen wird. Wer sich schon�einmal bei einer Waldbrand- bekinnpfung in vorderer Linie mit Spaten, Hack«, Axt oder Lösch- wedel praktisch betätigt hat, der wird wissen, daß ein eiserner Wille und die Hergabe aller Kräfte dazu gehören, um gegen Hitzewelle und Raucheinwirkung Stand zu halten. Ganz abgesehen von den Ge- sundheitsschädigungen, die leider oft genug beim niederschlagen der Stämme und durch die Erkrankung der Atmungeorgan« vorkommen, entstehen ollen Löschpslichtigen erheblich« Arbeitsverdienstaussälle, di« sich in der heutigen wirtschaftlich schweren Zeit doppelt fühlbar machen. In rechter Würdigung dieser Tatsachen muß der Grundsatz: Schäden verhüten ist leichter als entstandene Schäden wieder gut machen!" bei allen Waldbesuchern mehr und mehr Beachtung finden. Weit höher als Strasbestimmun- gen, die auf Gesetzesübertreter Anwendung finden, steht ein Gesetz, daß alle Mensäien verpflichtet, nicht aus Furcht vor dem Strafrichter. sondern aus moralischen Gründen oll« Handlungen, wodurch den Mitmenschen fahrlässig, wissentlich oder absichtlich Schäden zuge- fügt werden können, zu unterlassen. Hierzu gehört auch die Be- achtung des vorbenannten 8 40, dessen Bestimmungen von jedermann ohne besondere Opfer befolgt werden können. Die Erhaltung des Waldes ist für Millionen von Menschen eine Lebensnotwendigkeit. Jedem ist der Aufenthalt im Walde(ausschließlich der Schonungen , die als solche durch Tafeln kenntlich gemacht sind) gestattet. Sorge

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Die �igurantin. Roman eines Dienstmädchens von Leon Frapiö. Autorisierte Uebersetzung aus dem Französischen von Kunde-Grazia. Auf Rosalie machte dieser Bericht Eindruck, und sie sah sich veranlaßt, die Hälfte des für ihre Soßen bestimmten Weißweins zu trinken. Dann erst konnte sie reagieren: Trotzdem gibt es angenehme Stellen. Du kennst doch Madeleine aus Burgund , die hier in der Nähe bei einem Hüttendirektor dient. Zuerst, wenn sie Lust hatte, einen Nachmittag zu ruhen, oder zum Beispiel ihr Kutscher ein kleines Diner haben sollte, dann rannte sie früh gegen elf Uhr, sobald sie mit dem Einkauf nach Hause kam, zu ihrer Frau, die Haare flogen, ihre Backen glühten, sie schrie: Ach gnädige Frau, wenn Sie müßten, ich habe in den Geschäften von einem Ausverkauf zu unglaublich billigen Preisen gelsiirt! Gelegenheiten! Kupons! Soldos! So was scheint noch gar nicht dagewesen zu sein!" Im Handumdrehen erfand sie eine Menge Details, die Dame beeilte sich sogleich, nach Beendigung des Frühstücks dem billigen Ausverkauf zuzueilen. Nichts von dfm ihr Angekündigten fand sich da vor, aber sie entdeckte gleichwohl außergewöhnliche Sachen und kehrte entzückt heim. Acht Tage später war es im Louvre oder bei Pygmalion, wohin Madelaine ihre Herrin schickte, mit dem Erfolg, daß die gute Dame an diesen Anpreisungen Geschmack gefunden hat: jetzt verbringt sie ihre ganzen Nachinittage in den Modemagazinen. Sie trifft dort die Freundinnen, erledigt die Korresvondenz. lernt die Angestellten und Geschäftsführer kennen, gibt das ganze verfügbare Geld aus. Man darf ihr von keiner anderen Beschäftigung sprechen. Wen die Leidenschaft für die großen Magazine befällt, der kommt»'cht mehr davon los. Der Herr ist den ganzen Tag in seinem Hüttenwerk, die Amme hat das Kind, nun ist Madeleine Herrin, sie führt die Haushaltung nach ihrem Geschmack, zahlt, bringt auf den Tisch, was sie will. Dann hat sie eine arme, alte Frau, die läßt sie zur Hausarbeit für ein paar Sous kommen, Madeleine lebt als Rentiere. Man könnte sagen, der Herr und die Frau wohnen bei ihr im Hotel. Noch mehr, sie stapelt all die unnützen Fetzen aus, die Madame kauft, und von Zeit zu Zeit schickt sie einen Ballen zu ihrer Mutter in die Provinze sie kann jchoa damit eme» Handel gojongeo-,

Sulette lachte boshaft. ,Lch kenne das alles... ich hörte auch erzählen, daß schließlich das Geld knapp geworden ist, dann hat Madeleine unter dem Vorwand eines Kaufes auf Kredit Madame Coqueho vorgestellt, und unsere Vorsehung versorgte die Gnädige mit einem generösen Bewunderer. Und schließlich beutete Madeleine ihren Gebietern an, daß Leute von Welt nur ein Kind hätten und der Hausstand nicht ertragen könnte. wenn noch ein zweites käme. Nun verabreicht sie gebieterisch beim geringsten Verdacht ihrer Herrin einen Teezur Vorsicht", der auch von Frau Coqueho stammt." Rosalie, die mit vorgebeugtem Köpfte, mit ergriffener Miene zuhörte, flüsterte plötzlich: Komm doch, wir sehen uns der Frau ihre Kammer an. stöbern überall herum... wir werden uns wälzen... Die feuchte Küchenluft lag auf ihren wie vom Küssen heißen Wangen: Geruch von Fischen, Kaffee, Braten, Vanille und Schweiß verschmolz ineinander. Die Augen Rosaliens flimmerten seltsam. Komm doch, das Schlafzimmer der Frau sehen." Sulette wollte nicht... dann aber plötzlich in ihren Augen das gleiche Flimmern, wie in denen Rosaliens. Sie gingen dahin. 14. Sulette wurde von ihrer Herrschaft auf der Rue Turbige nicht weggeschickt: sie oerließen Paris , um nach Algier überzusiedeln. Da Sulette sich weigerte, ihnen zu folgen, übernahmen sie ihre Unterbringung, und sie erhielt am Tage der Abreise sogar fünfzig Franken Extraoergütung über ihren Lohn. Ihre neue Herrschaft wohnte Rue de Bac, nahe dem Boulevard Saint Germain . Das ist das neue Mädchen," sagte Frau Leroy, in das Studierzimmer ihres Mannes tretend. Der Doktor richtete Fragen an Sulette und. nahetretend, prüfte er ihre Zähne, während sie redete. Von dem offenbar guten Gesundheitszustand befriedigt, nickte er seiner Frau zu und sagte mit heiterem Tone: Sehr gut, sehr gut!" Während sich die Tür wieder schloß, schnalzte er mit der Zunge gegen seinen Gaumen: Während sich die Tür wieder schloß, schnalzte er mit der Zunge gegen seinen Gaumen: Welche gute Arznei für einen gesunden Mann, ei» Mädchen mk WbT:.'S...r v.

Albert las in seinem Zimmer. Das ist das neue Mädchen, mein Kind." sagte Frau Leroy. Ah!" sagte er übertrieben gleichgültig und sah statt nach Sulette auf seine Mutter. Dann steckte er seine Nase schnell wieder ins Buch. Aber sowie Frau Leroy den Rücken gekehrt hatte, lief Albert sehr erregt nach dem Spiegel, um sich darin zu betrachten. Er war neunzehn Jahre, blond, mager, ziemlich ruf- geschossen, hatte rosigen Teint, an persönlichen Vorzügen bot er ein distinguiertes Aeußere, sehr zarte Haut, schöngebildete Hände, einen Schnurrbart, dessen Spitzen sich schon aufzwirbeln ließen. Die Mode, der er hinsichtlich des Kragens, der Krawatte, des Jacketts und des Hutes folgte, gab ihm ein engländermäßiges, sympathisches Aussehen. Und seine tief- blauen Augen versprachen, eine zärtliche Anziehungskraft auf das weibliche Geschlecht auszuüben. Im Alter von siebzehn Iahren hatte er, wie recht und billig, mit seinen Kameraden die Erlangung des Bakkalau- reats durch eine bezahlte Einführung in das Mysterium der Erzeugung gefeiert. Seitdem quälte ihn seine sinnliche Natur viel: für ihn wie für die Kollegen seines Alters war das große Problem, der Zweck, der Traum, der Ehrenstandpunkt nichts zu zahlen", gleichgültig woher, die nicht gewerbs- mäßige Liebe zu erlangen. Albert und seine Kameraden besaßen keine Beziehungen zur arbeitenden Klasse, sie waren zu jung und unerfahren, um mit der Kategorie der Verkäuferinnen anzubinden: nach hochfliegenden Illusionen und zwecklosen Aufregungen hatten sie sich hinter den einzigen praktischen Wunsch, die einzig erreichbare Hoffnung oerschanzt: ein Dienstmädchen, ein kleines, nettes Dienstmädchen.... Sulette stand in voller jungfräulicher Reife: unter der mattschimmernden, feingeäderten Haut oermutete man das dralle, schwellende Fleisch. Ungezähmte Kraft belebte das Brünettengesicht, ihr reiches, hochgekämmtes Haar ließ der ebenmäßigen, gerundeten Stirn volle Freiheit, Eigensinn verratende Augenbrauen, gleich schwarzen Mündchen, mit jäh zuckender Bewegung, beherrschten dieselbe. Die Wangen wurden gegen das zarte Kinn zu schmal, ein Kinn, das im Zorn wie dev Körper einer Biene, die zu stechen suchte, (For�nna-jolet)