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Erhöhen Kartelle die Leitungsunkosten?

Ein Beitrag zur Tagung des Reichsverbandes der deutschen Industrie.

Im Zusammenhang mit mit dem Verbandstag des Reichsverbandes der deutschen Industrie" ist die deutsche Handelspresse mit Artikeln von Industrieführern geradezu überschwemmt worden. Dabei wird nicht nur erkennbar, in welcher Linie die Wirtschaftspolitik der deutschen Unternehmer sich jetzt zu bewegen gedenkt, es zeigen sich auch bei genauerer Untersuchung recht interessante Widersprüche mit den Tatsachen. Die Unternehmer Plagen darüber, daß die Reichsregierung ihren Rartellen das Leben allzu sauer machte, weil sie annehme, daß die Kartelle die Preise hoch hielten. Im übrigen behandelte auf der anderen Seite die Regierung die Lohnfartelle", lies: die Gemert schaften, überfreundlich.

Zu diefen beiden Argumenten seien hier einige grundsägliche Richtigstellungen vorgenommen.

Die Gewerkschaft ift fein Lohnkartell. In den Vereinigten Staaten haben die Gewerkschaften Jahr. zehnte dagegen gekämpft, daß die Antitrustgesetzgebung immer wieder auf sie angewandt werden sollte. Es hat dabei tiefgehende Ausein­andersetzungen gegeben, deren Erkenntnisresultate mir den deutschen Unternehmern, die gar zu gern von Lohnfartellen" sprechen, ins Stammbuch schreiben möchten. Im Clanton Act von 1914 herßt es:

Die Arbeit eines menschlichen Wesens ist nicht eine Ware oder ein Handelsartikel."

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Auch die deutschen Unternehmer wollen den Stahlarbeiter und die Stahlschiene, die er erzeugt, den Technifer und die Röhre, die er zieht, den Zimmermann und die Säge, die er benutzt, den Buch­drucker und die Typen, die er setzt, auf eine Stufe stellen.. Das sind die Worte, mit denen die amerikanischen Gewerkschaften den Standpunkt verteidigten, daß die Arbeit die große, schaffende, schöpferische Kraft des Universums, daß sie das ist, was dem menschlichen Leben Würde, Adel und 3wed ver. Leiht".

Die deutschen Unternehmer sehen feinen Unterschied zwischen Menschen und Sachen, wenn sie von Lohnfartellen" sprechen und damit die Gewerkschaften meinen. Außerdem vergessen sie und Man muß ihnen dabei das llnmissen abstreiten - daß es teine Macht in Deutschland gibt, die einen Arbeiter daran zu hindern rermag, aus der Gewerkschaft auszutreten. Dagegen find die Mehr zahl der Kartelle ausgeflügelte Knebelsysteme, die das ausscheidende Mitglied häufig genug nicht nur jahrelang binden, sondern es auch praktisch aus der Wirtschaft ausstoßen! Wir haben Fälle erlebt, bei denen austretende Kartellmitglieder auf drei und vier Jahre paragraphengemäß aus allen reellen Verdienstmöglichkeiten verjagt, gewissermaßen ökonomisch ausgelöscht wurden! Man fomme uns nicht mit der Ausrede, daß es sich hier um einzelne Mißbräuche handele, des wirtschaftlichen Boykotts nicht um Mißbräuche, sondern um ein Sartellprinzip.

Die Tatbestände liegen so, daß niemand, der eine blasse Ahnung von voltswirtschaftlichen Zusammenhängen hat, die Kartelle be­feitigen will. Die Entschließung, die die Sozialdemokratische Partei am 13. März 1926 bei der Beratung des Etats des Reichswirt­schaftsministeriums dem Reichstag vorgelegt hat, zeigt das sehr ein­deutig. Sie verlangt die Entschleierung der Kartelle. Sie sollen ebenso auf offenem Markte ihre Interessen wahrnehmen, wie die Gewerkschaften. Es gilt, die Kartellmethoden zu bekämpfen, die mehr dem Statut wirtschaftlicher Femegesell. schaften ähneln, als den Vereinbarungen von Industriellen oder Raufleuten, die sich ihrer Pflicht gegenüber der Allgemeinheit be­wußt find.

Das Entscheidende bleibt, daß die Kartelle nicht etwa ausge­löscht werden, sondern daß sie bisher den Beweis dafür schuldig geblieben sind, daß sie die von ihnen behauptete Ver. billigung der Produktion fördern. Faktisch ist es so, daß die Kartelle heute allzuhäufig die Produktion nicht vereinfachen, sondern nur deren Berwaltung bureaukratifieren und komplizieren und daß sie darüber hinaus häufig die Leitungsuntosten, die sich doch auch im Preise ausdrücken, vergrößern.

Wir möchten hier nur auf zwei Beispiele hinweisen. Vor nicht allzulanger Zeit sahen sich rechts stehende Industrieblätter ge= zwungen, über die Bureautratie im Verbands- und Kartellwesen in der deutschen Eisenindustrie öffentlich Beschwerde zu führen. Es sei unterstrichen, daß es sich dabei nicht um fleine Kartelle, sondern im besonderen um die Mißstände han delte, die sich seit der Bildung des Grobblechverbandes bei der Erledigung von Anfragen und Bestellungen herausgestellt hatten. Im übrigen iſt merkwürdigerweise bisher völlig unbeachtet geblieben, was während der Leipziger Messe über die Verkaufsver einigung deutscher Pappenfabriken" veröffentlicht wurde. Diese Kartellorganisation foll angeblich nicht anderes als ein notwendiges Bindeglied zwischen Herstellern und Verbrauchern sein. Diese Verkaufsvereinigung gehört zu jenen, beinahe gemein­müßigen", Organisationen, die auf die Preisbildung keinerlei Ein­fluß ausüben". Man nimmt nur die Aufträge entgegen und fassiert die Fakturenbeträge. Dabei wird aber nicht nur der notwendige Buschlag zur Deckung der Unkosten dieser Zentralstelle erhoben, der Generaldirektor erhält außerdem eine Umfagprovision, die sich sogar auf Exportgeschäfte und direkte Geschäfte mit angeschlossenen Fa­briken erstreckte. Aus dieser kleinen Provision von einem halben Brozent auf den Gesamtumfaz, verdiente der Generaldirektor dieser Berkaufsvereinigung deutscher Pappenfabriken" im Jahre 1924 zirka 82 000 m. und im Jahre 1925 jogar 120 000 m. neben

24 000 m. festem Gehalt.

Weniger wichtig erscheint uns, daß jener tüchtige General­direktor es verstand, diese Provisionen seiner von ihm geleiteten

die a u d) verurteilt" würden. Es handelt sich bei diesen Methoden Verkaufsvereinigung zu einem sehr anständigen 3ins

Wir sind der Auffassung, daß das Reichswirtschaftsministerium bei seiner Bekämpfung der Kartelle gänzlich ungenügende Arbeit geleistet hhat, mag es auch, wie die Unternehmer behaupten, seit November 1923 über 900 Kartelle zu Sagungsände. rungen gezwungen haben. Wo bleibt überdies die amt.

liche Zusammenstellung dieser gefeßlich erzwungenen Abänderung non Kartellbestimmungen?

Wirken die kartelle preisverteuernd? Nach unserer Auffassung heißt es die Diskuffion auf ein falsches Gleis schieben, wenn die Kartelle auf die Art verteidigt werden, daß man sagt, von den 1500, die wir in der Industrie be­fizen, feien etwa 500 bis 600 reine Preisfartelle. Ebenso ist es eine Berschiebung der Untersuchungsgrundlagen, wenn immer wieder behauptet wird, daß die Reichsregierung in übergroßer Gefällig. feit gegenüber den Arbeitnehmern die Kartelle, die als voltswirt schaftliche Ordnungsglieder nicht entbehrt werden könnten, zu zer­stören bemüht sei. In der gleichen Richtung liegt jene Behauptung, daß die in der Deffentlichkeit während der jüngst vergangenen Jahre besonders scharf kritisierten Preisbeschlüsse mancher Industries fartelle fast durchweg nicht eine Erhöhung der Gewinnrate, sondern die Ausschaltung der Berlust täufe bezmedt hätten.

Ernte

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Anhaltende Getreidehausse.

Die Preispolitik der Getreidehandelsgesellschaft. Die für den augenblicklichen Zeitpunkt unmittelbar nach der außergewöhnlich hohen Getreidepreise konnten sich auch in dieser Woche, wenn auch unter gewiffen Schwankungen, auf ihrem Stande behaupten. Insbesondere ist es den Hauffiers gelungen, einen zeitweiligen Einbruch in die Roggenpreise wieder fast vollkommen auszugleichen. Dies war um so leichter möglich. als das Angebot der Landwirtschaft nach wie vor sehr knapp bleibt, so daß die Nachfrage der Mühlen industrie faum befriedigt werden kann.

Es hat sich aber doch gezeigt, daß, sobald die Roggenpreise auch nur vorübergehend einmal nach unten tendieren, die Abgabeneigung der Landwirte sofort zusehends sich steigert. Dann scheinen die Feldarbeiten plöglich weniger dringend zu sein, und man hat mer!- würdigerweise doch noch Zeit, um sich um den Verkauf der geernteten Getreidemengen zu fümmern. Bäre der Geschäftsbetrieb an den Märkten ein natürlicher, das heißt nicht durch das fünstliche Ge. bilde der Betreibehandelsgesellschaft unnatürlich be. einflußt, so müßte sich der bei unerwartet verstärktem Angebot ein, tretende Rückgang der Preise fortsetzen, bis diese ein Niveau er­reicht haben, das der Situation entspricht. Denn sowohl die Mühlen als auch der Handel sind flug genug, um zu wissen, daß der Preis unter eine bestimmte Höhe nicht sinten fann, wenn nicht eine auch ihren eigenen Interessen widersprechende irreguläre Martilage nach

der anderen Seite eintreten soll.

wenn

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Wie die Dinge aber heute liegen, fann ein Nachgeben der Roggenpreise nie länger als höchstens einen Tag dauern. Denn die Getreidehandelsgesellschaft verfügt nicht nur über das nötige Rapital, sondern, wie schon früher ausgeführt wurde, auch über die sonst erforderlichen Machtmittel, um sofort erfolgreich eingreifen zu können, wie sie die Dinge auffaßt Not am Mann" ist. Auf diese Weise, ist im Moment noch nicht abzusehen, bis zu welcher Höhe und bis zu welchem Zeitpunkt sich die Hausse fortseßen wird. Selbstverständlich kann man das gegenwärtige, sehr gefährliche Spie! nicht bis in alle Ewigkeit betreiben. Denn in der Wirtschaft läßt sich die Logik für die Dauer nicht vergewaltigen, und schließlich hat auch der Preis für eine so unentbehrliche Ware, wie das wichtigste Brot getreide, einmal eine Grenze an der Kauffraft der Massen.

Sehr erfahrene Kaufleute und gewiegte Sachverständige der

jaz zu leihen. Gewiffenlosigkeiten gibt es überall. Es fommt nur darauf an, ob es eine Ausnahme oder ob es System ist. Uns ist das Wichtigste, daß in den erwähnten beiden Beispielen zweifels frei wird, daß Kartellen die Tendenz innewohnt, die Leitungsun­fosten zu vergrößern.

Auch jetzt wieder flagt der Reichsverband der deutschen In­duftrie" darüber, daß man seine Mitglieder in ihrer Kartellarbeit nicht ungestört lasse. Der Reichsverband " sollte endlich einmal den öffentlichen Nachweis erbringen, was er bisher zur Bekämpfung der eben erwähnten Mißbräuche im Kartellwesen getan hat. Im übrigen braucht er ja sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Warum schlägt er nicht seine Aften auf? Warum hat er nicht den Mut, das, was einzelne seiner Mitglieder im Klub und im Brivat­gespräch mit den schärfsten Worten geißeln, wenn auch offiziell abge­schwächt, in der Deffentlichkeit zu wiederholen?

Die deutschen Unternehmer verlangen von aller Welt offenen Bankauszug, fie verlangen hundertprozentigen. Glauben, während sie selbst für sich und ihren Beirieb verlangen, als unsterbliches und aus besonderem Stoff entstandenes Gewächs betrachtet zu werden. Sie möchten am liebsten die ganze deutsche Reichsregierung mit Besen ausrüsten, die vor anderen Türen fehren. Außer dem wundern sie sich, wenn andere bei ihnen einen Abbau der Leitungsuntoften für notwendig halten. Kurt Heinig .

Getreidewirtschaft halten daher, wie schon angedeutet, die gegen wärtig an der Berliner Börse betriebenen Geschäftspraftiten für sehr gefährlich, und es fehlt feineswegs an Stimmen, welche früher oder später einen vollkommenen 3usammen. bruch der jetzigen Politit voraussagen. Jedenfalls kann man ohne Uebertreibung behaupten, daß sich niemals eine private Firma bereit finden würde, um nach den Methoden der Getreidehandels­gesellschaft Börsengeschäfte zu forcieren... Das Risiko wäre denn doch zu groß. Die Gesellschaft tann ihre Wege auch nur aus dem Grunde so bedentenlos beschreiten, weil es nicht private Kapitalien sind, die hier aufs Spiel gesetzt werden. Hat sie doch, darauf muß immer wieder und wieder hingewiesen werden, vom Reiche einen Kredit von 30 Millionen erhalten, den sie lediglich zur Stügung der Roggenpreise" zu verwenden hat!

Ueber den Ausgang dieser schneidigen Husarenattade auf dem glatten Burgstraßenparfett fann man daher gespannt sein. Einst weilen wird von den interessierten Stellen natürlich alles unter­nommen, um die Position der Getreidehandelsgesellschaft zu feſtigen und ihr, wenn möglich, auch einen günstigen geschäftlichen Abschluß zu beschaffen. Das nächste Ziel, das von agrarischer Seite mit aller Energie verfolgt wird, betrifft die schon früher erwähnte An paffung der Einfuhrscheine an die neuen Zölle". Sierüber wird sich, wie verlautet, der zuständige Reichstagsausschuß in seiner nächsten Sizung am 10. September schlüssig werden. Ge­lingt es den Agrariern und ihren deutschnationalen Sachwaltern im Barlament, dem Ausschuß ihren Willen aufzuzwingen und ihr Ziel zu erreichen, dann steht einer Ausfuhr deutschen Getreides im größten Umfange fein Hindernis mehr entgegen, und, da einstweilen noch feine Möglichkeit zur Einfuhr preiswerten Roggens erkennbar ist, besteht die Möglichkeit, durch Abgaben an das Ausland eine Bertnappung der Inlandsware und somit ein weiteres Moment für Breissteigerungen herbeizuführen.

Der einzige Lichtblick in dieser verfahrenen Lage ist der Um stand, daß der Mehlhandel doch große Bedenken zu haben scheint, die wilden Spekulationen in Getreide mitzumachen. Im ganzen Mehlgeschäft, ganz besonders aber auf dem Roggenmehl­markte, zeigt sich schon seit Beginn der Roggenhauffe größte Zurüd haltung. Man ist durchaus bestrebt, lediglich für den dringendsten. augenblicklichen Bedarf sich einzudecken, und hat offenbar die aller­größten Bedenken, sogenannte Meinungsfäufe" in größerem Um. fange abzuschließen. Der Mehlhandel scheint also teine Meinung"

zu haben, daß sich die augenblickliche Hausse längere Zeit wird be haupten können. Jedenfalls lehnt er es ab, mit am Tische zu ſizen, wenn die Suppe, die man jetzt einbrodt, ausgelöffelt werden wird. Gewiß besteht die Möglichkeit, daß diese lleberlegung falsch ist und daß im weiteren Verlauf der Dinge der Mehlhändler noch höhere Preise bezahlen muß, als sie jetzt gefordert werden. Diese Even­tualität ist indessen in ihren Wirkungen bei weitem nicht so schlimm, als wenn man die jetzigen hohen Preise spekulativ anlegt, und dann ein immerhin möglicher Rückschlag eintritt. Dieses Verhalten des

Mehlhandels sollte auch andere Kreise zum Nachdenken veranlassen.

Der Kampf um den Berliner Koksmarkt. Am Berliner Markt spielen sich zurzeit heftige Rämpfe um die Koksversorgung ab, die bereits die Deffentlichkeit beschäftigt haben. Dazu hören wir aus Kreisen, die den städtischen Gaswerken naheftehen, folgendes:

Den größten Teil des Koksbedarfs haben bisher die Berliner Gasmerte gedeckt. Sie konnten in bezug auf die Preiskaltulation mit anderen Kokserzeugern deswegen fonfurrieren, weil sie ja nur zum Teil aus der Kofserzeugung und aus dem Koksverkauf eine Wirtschaftlichkeit ihrer Werke erzielen wollten. Den Hauptanteil ihrer Erträgnisse muß selbstverständlich die Gaserzeugung bringen. Vor dem Kriege bildete die Existenzbasis der Berliner Gaswerke heute noch vorhanden wäre, dann würden wir in Berlin Gaspreise ausschließlich der Gasverkauf. Wenn diese Einstellung auch zahlen, die das Doppelte, ja vielleicht das Dreifache dessen ausmachten, was jetzt das Gas foftet. Unter diesen Umständen mußten zur Niedrighaltung der Gaspreise, ohne daß die Wirtschaftlichkeit der Werke darunter leidet, andere Methoden bei dem Betrieb der Gaswerke zur Anwendung gebracht werden, als vor dem Kriege. Damals wurde auf die Qualität des erzeugten Koffes sehr wenig Wert gelegt. Heute hat man Umbauten bei den einzelnen Gas­der an Qualität dem westfälischen Schmelztofs nicht bloß werken vorgenommen, die es ermöglichen, einen Gastofs herzustellen, richt nachsteht, sondern ihn sogar teilweise übertrifft. Die Gaserzeugung durch Generatoren ist beseitigt worden und man hat ofereien eingebaut, die ganz genau wie in den Zechen des Ruhrgebietes eine qualitativ hochwertige Kofserzeugung ermöglichen. Da die Gaswerke Berlins von den verschiedensten Produktions­gebieten in Deutschland mit Kohle beliefert werden, hat man auch die Möglichkeit, die verschiedenen Kohlenforten derartig zu mischen, daß der qualitativ höchstwertige Koks erzeugt wird. Die Gaswerfe haben vor den anderen Konkurrenten, die für den Berliner Markt in Frage kommen, in bezug auf die Preisstellung nach einer anderen Richtung einen Vorsprung. Der Koks fällt 3 mangsläufig durch die Vergasung der Kohle und die Be­arbeitung in den Kofereien aus der Kohle ab. Es wäre unwirtschaft­lich. wenn dieser erzeugte Kofs nicht am Orte zur Verwendung ge= langte, solange hier danach Bedarf besteht. Unwirtschaftlich wäre es auch, würde man ihn, wie dies bis vor kurzem der Fall war ins Ausland schaffen und dort zu einem Schundpreis infolge des Wettbewerbes anderer fofserzeugender Länder abgeben müßte. Die Leibtragenden derartiger Berluftgeschäfte wären die Berliner Gas­verbraucher, die durch Preiserhöhung für Gas die Verluste aufbringen müßten.

Nun ist als Hauptwettbewerber gegenüber den Berliner Gas­werken die Preußag getreten. Sie hat einen Kohlenhandels­bevollmächtigten ernannt, und dieser soll nun besonders die Behörden nach der Richtung hin bearbeiten, daß ihr die Rotslieferungen über­tragen werden. Bisher war dieser Kampf erfolglos. Der Bedarf des gesamten Berliner Marktes wird auf 900 000 bis 1 000 000 Tonnen geschätzt. Die Berliner Gaswerte decken hiervon 600 000 Tonnen. Sie müssen diese Menge absehen, da auf diesem Absah die Berechnung ihres Gaspreises basiert. Da aber eine Steigerung der Absatzquote der Berliner Gaswerke festzu­stellen ist, und auf der anderen Seite ein ständiger Rückgang des Absages an westfälischem Kots, so ist der Zeitpunkt nicht mehr fern, wo die Berliner Gaswerfe mit ihrem Rotsabsah den Berliner Markt ohne jede Ronkurrenz beherrschen. An westfälischem Rots wurden vor dem Kriege zirka 400 000 Tonnen abgesetzt, das letzte Jahr weist einen Rückgang auf 200 000 Tonnen auf. Schlesien liefert Der Kohlenhandels­100 000 Tonnen nach dem Berliner Markt. bevollmächtigte hat mit Breisunterbietungen gearbeitet. Er konnte das, weil der Koks, der für die Belieferung Berlins in Frage tam, nicht den Synditatsbestimmungen unterlag, fondern zu dem für den Eigenbedarf der Zechen freigegebenen Koks gehörte.

Die Berliner Gaswerte stehen auf dem Standpunkt, daß sie um jeden Preis den Berliner Markt halten müssen. Sie sind Großabnehmer der Preußag für Kohle. Es sollte doch der Preußag viel mehr daran gelegen sein, einen Großabnehmer für ihre Kohlen zu haben, als ein paar hunderttausend Tonnen Kofs auf den Markt zu werfen. Es wäre äußerst unerwünscht, wenn dieser Kampf zweier öffentlicher Kofserzeuger um den Koksabsatz in Berlin zu noch schärferen wirtschaftlichen Auseinandersetzungen führen würde, bei denen nur Außenstehende, besonders der private Kohlen­handel, Nutzen ziehen würde.

Die Deutsche Reichspoft im Juli 1926.

Nach dem nunmehr vorliegenden Monatsbericht für Juli 1926 hat sich der Briefverkehr wenig geändert, dagegen ist der Patetverte hr zurückgegangen. Der Kraftwagenverfehr hat bei weiterer günstiger Entwicklung höhere Einnahmen als im Vormonat gebracht. Im Post schedverkehr hat sich gegenüber dem Juni die Zahl der Postscheckkunden um 2727 und der Umsatz um rund 500 Millionen M. erhöht. Die Anzahl der Buchungen betrug 50,6 Millionen Stück und die Guthaben 532 Millionen M. Der Telegrammperfehr hat sich ebenfalls gehoben und die Zahl der Rundfuntteilnehmer ist um 13 000 auf 1 237 063 ge= stiegen. Der Kassenabschluß für Juli zeigt in den Einnahmen 24 Millionen M. mehr als im Juni. Die Einnahmen haben das Monatsdurchschnittsjoll um 1,3 Millionen M. überschritten. Dies ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß im Juli größere Viertel­jahresbeträge( Fernspre h- und Zeitungsgebühren usw.) vereinnahmt des Wirtschaftsjahres beläuft sich gegenüber dem Soll auf 71 Mil­worden sind Der Einnahmerückstand für die ersten vier Monate lionen. Die Ausgaben haben sich im allgemeinen planmäßig ent­wickelt. Die Finanzlage der Deutschen Reichspoft läßt noch feine Besserung erkennen.

Die Husnuhung des deutschen 300- Mill.- kredits an Sowjet­rußland. Bisher sind auf Grundlage des deutschen 300- Mill.- Kredits an Sowjetrußland feste Abschlüsse über et 73 bis 74 Mill. Mart getätigt worden. Die Vergebung der Aufträge im Rahmen des Kredits verläuft normal. Die Berhandlungen mit den deutschen Firmen werden im Einvernehmen mit dem inter­ministeriellen Ausschuß weitergeführt.

Steigende Umsätze der amerikanischen Automobilindustrie. Nach Automobilgesellschaften ergibt sich eine Steigerung der Ver. den nunmehr vorliegenden Zahlen über die Verkäufe der zehn ersien fäufe gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres um 30 Proz. und eine Steigerung des Reinverdienstes um 40 Broz., und zwar stiegen die Verkäufe von 972 908 auf 1356 360 Wagen. Der Rein­gewinn betrug im ersten Halbjahr 1925 rund 110,5 Millionen Dollar gegen 153,9 Millionen Dollar in den ersten sechs Monaten 1926. mit rund 89 Millionen Dollar Reingewinn an der Spike, es folgt Von den 10 Automobilgesellschaften steht die General Motors Dodge mit rund 12 Millionen, Nash mit 10 Millionen, Studebaker mit 8,7 Millionen, Packard mit 8,6 Millionen, Chrysler mit 9 Mil­lionen, Willys Overland mit 7,4 Millionen, Humdfon mit 6 Millionen, Hupp mit 2 Millionen und Paige- Detroit mit 1,2 Millionen Dollar