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Sonnabend

4. September 1926

Unterhaltung und Wissen

Schwäne im See.

Bon Friz Müller- Partenkirchen.

( Schluß.)

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,, Schon gehört, nun hat er sich gar selbständig gemacht, der Streber?" Ber will es ihm verdenken? So fleißig, wie der ist! Ich danke schön, wenn ich so schusten müßte." ,, Mich wundert nur, woher er das Geld hat, um sich zu etablieren." ,, Woher? Gespart natürlich. Keine Erholung, fein Vergnügen, durch all die Jahre nur Tarife, Tarife..."

Das Bankkonto schwoll. Noch ein Jährlein oder zwei, und es mußte so hoch sein wie die Summe, die der Gärtner damals nannte, als der Junge mit dem Lorbeerfrachtbrief ehrerbietig fragte: ,, Und was muß das alles gekostet haben!" Und wenn dann der Inhaber des rührigsten Speditionsgeschäftes am Platz fich diese Billa fichern würde, so wäre das nicht mehr als recht und billig.

Aber zwischen recht und billig schob sich knapp vor die ge­nannte Summe die Hand eines ungetreuen Kassierers: Bis auf die Grundfesten erschütterte es das Bankkonto. Die Schwäne darin flohen erschreckt über die Fläche mit wasserschlagenden Flügeln. Um das Ufer lief ein zerarbeiteter Mann und lockte und lockte wieder jahrelang mit eiserner Arbeit. Da tamen sie wieder, die Schwäne. Ganz nahe waren sie am Ufer. Gleich würden sie.

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Da machte die Bant bankrott. Auf Mathias Konto schwammen nur noch Trümmer. Kein Schwan mehr weit und breit. Manche in der Stadt dachten: Kein Wunder, wenn morgen eine aufgetriebene müde Leiche darauf schwämme. Aber die so dachten, wußten nichts von den Zähigkeiten eines ersten Jugendtraums. Mathias arbeitete sich zum zweiten Male hoch. Das Konto überstieg die angesetzte Ufermarke. Und eben jetzt starb in der Villenvorstadt der Konsul, stand sein Befigtum zum Bertauf. Mathias glaubte zu verstehen: Darum hatte ihn das Schicksal nicht schon früher landen lassen?

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Der Häufermafler lächelte: Sie scherzen wohl? Diese Summe mag das Besitztum wohl vor fünfzig Jahren wert gewesen sein. Seitdem aber die Grundpreise so gestiegen sind..."

Die Leute im Speditionskontor schüttelten die Köpfe. Nun hatte es doch geheißen, daß der Alte sich in den Ruhestand begeben würde. Und da werkelte er nun noch ärger als zuvor. Was er wohl im Sinne habe? Sicher würde er einmal in den Sielen sterben.

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Er starb. nicht in den Sielen. Fünf Jahre später gehörte ihm die weiße Villa, die Schwäne und der See. Während einer großen Geschäftsreise hatte er alles richten lassen. Jetzt saß er in dem. Zug nach Hause. Er lehnte in einer Ede und träumte: Heute noch würde er einziehen heute noch heute noch... Weiter nichts als ,, heute noch" fonnte er denken. Die zermerfelten Gefichtsfasern wollten im Traume nicht die Villa auferstehen, nicht die Schwäne über seine Seele ziehen lassen. Der Schlaf wurde traumlos leer. Der erschöpfte alte Mann in der Ede merkte es gar nicht, daß der Zug unterwegs immer wieder aufgehalten wurde. Es wurde Abend, als er in der Heimatstadt eintraf. Die Haushälterin war am Bahn­hof: Ob der Herr doch heute noch in das neue Heim gehen wolle, oder ob er nicht vorzöge, die Nacht noch im Hotel zu schlafen, und erst am Tage, wenn er alles sehen könne.

,, Nein, heute noch!" unterbrach er sie barsch und stieg langsam in den Wagen. Der rollte eine lange Strecke. Wie ein Nebel, ein undeutlicher, zog ihm sein Leben während der Fahrt durch die Seele. Es war ihm, als sei es das Leben eines Fremden, zu dem er keinen Zugang habe. Brr, der Wagen hielt. Er stieg aus. Alles dunkel. Selbst die neuvergoldeten Gitterstäbe. Selbst der frische gelbe Ries. Selbst die neugestrichene Villa, die doch über fünfzig Jahre durch alle Nacht und durch die Tagfron herübergeschimmert hatte.

,, Ich will noch allein ein wenig an den See hinab zu den

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zu den Schwänen. Gehen Sie ins Haus. Sie können mich ja rufen,

wenn das Abendessen fertig ist."

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Da saß der alte müde Mann am Seestrand, seinem Seestrand. Die Knie hatte er angezogen, wie in seiner Jugend, als er das Geschichtenbuch im zweiten Hinterhofe las. Er blinzelte über den See. Aber er konnte nichts unterscheiden. Lag es an den Augen? Wenn jetzt nur die die. die ei, was war es doch, was er hier erwarten wollte? Wie doch das Gedächtnis nachließ, wenn man von der Reise abgeradert ist. Aber zum Donnerwetter, er mußte doch wissen, warum sie ihn, den alten fröstelnden Mann, in dieser falten Nacht an dieses feuchte Ufer herausgelockt hatten, anstatt daß sie ihn nach der langen Reiſe in seinem Bette schlafen ließen?

Zu dumm!" ächzte er zwischen den gelben Zähnen. Und dann bemühte er sich immer wieder, verlorene Zusammenhänge anzu­knüpfen. Es gelang ihm nicht. Aus der Ferne kam ein dünnes Rollen. Das ist vom Güterbahnhof," dachte er, sich an dieses auf­tauchende Bild anklammernd. Es stand ihm mit der alten tausend­mal erlebten Arbeitsklarheit vor der Seele. Er war wieder Speditionsgehilfe. Mit einem Manne vom Frachtenkontor des Güterbahnhofs stritt er sich herum: Dummes Zeug, Zement fällt unter Ausnahmetarif 3 b, ich kenne die Tarife beffer, als Ihre Herren Beamten

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Bon der erleuchteten Terrasse der Villa kam die Stimme des Mädchens: Herr Kommiffionsrat!" Mathias hörte wohl ein Rufen in seine Sinniererei. Es störte ihn. Er machte es wieder wie damals im Hinterhof: Die beiden Zeigefinger in die Ohren. So, jetzt war wieder Ruhe. und wenn Sie etwa glauben sollten, daß ich nicht wüßte, warum in diesem Falle nur der Spezialtarif Geltung hat, so täuschen Sie sich. Ich habe hier das Interesse meiner Firma, und nichts als dies wahrzunehmen, und ich muß Sie bitten

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Herr Kommiffionsrat!" rief das resolute Mädchen jetzt mit erhobener Stimme in den dunklen Garten hinab. Die Zeigefinger rutschten aus den Ohren. Das alte Gedächtnis sprang mit einem Satz zurück. Es war ihm wieder, wie im Hinterhof, über den vom dritten Stock Mutters mahnende Stimme scholl:

,, Herr Kommiffionsrat!" ,, Ja, Mutter!"

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,, Ich dachte, Herr Kommiffionsrat," stotterte es ,,, ich- ich haben Sie die Schwäne noch sehen können

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dachte haben Sie Herr Kommissionsrat?"

,, Die die Schw- Schwäne?"

In dem milden Fensterlicht aus der Billa sieht das Mädchen zmei Augen erstaunt auf fich gerichtet. 3wei leere Greisenaugen, in denen das mühsam Ergatterte eines langen Lebens in einem Augenblid ertrunken istrettungslos. Und nur obenauf schwamm ein Stück von einem Ausnahmetarif und einer Mutter Stimme.

Das Neueste aus Doorn :

Barttracht Geknickte Friedenspalme"!

Das Rätsel des Geschlechts.

Von Dr. K. Banner, Leipzig .

Auf einem französischen Gutshofe lebte vor wenigen Jahren ein Huhn, das durch ein eigenartiges Schicksal nicht nur seine nächste Umgebung in Erstaunen fetzte, sondern weit über die Landesgrenze hinaus in der wissenschaftlichen Welt bekannt wurde. Dieses Huhn verwandelte sich nämlich von selbst innerhalb einer furzen Zeit in einen Hahn! Im Juni 1920 schlüpfte es aus dem Ei, wuchs wie jedes andere Huhn heran und begann auch im Februar des nächsten Jahres Eier zu legen. Zur normalen Zeit erwachte im Sommer der Brutinstinkt, und das Huhn brütete zwölf Küchlein aus, die es als tebellofe Mutter betreute. Im folgenden Jahre legte es wieder Eier, aber nur ganz kurze Zeit; dann wurde es plötzlich steril. Im April ereignete fich nun etwas ganz Eigenartiges: das Huhn begann genau Rämpfe aus und benahm sich auch sonst ganz wie ein männliches wie ein Hahn zu frähen, focht mit anderen Hähnen erbitterte merkbar, die sich besonders auf den roten Kamm und die Kopflappen Tier! Aeußerlich machten sich allmählich gewisse Umwandlungen be­gewaltig heran, und schließlich zeigte der Kamm eine für Hähne bezogen. Diese für den Hahn charakteristischen Schmuckorgane wuchsen inpische Größe, wie P. Murifier in seiner Untersuchung über dieses Tier berichtet. Das Gefieder dagegen veränderte fich faum. So blieb es bis zum Tode des Huhnes", der unter Krankheitserscheinungen im Winter desselben Jahres erfolgte. Die Untersuchung ergab nun, daß sich am Eileiter eine große Krebsgeschwulst befand, die dem Rörper viele Stoffe entzog und vor allem verhinderte, daß die Eier Krebsgeschwulst sind zweifellos die eigentüntlichen Veränderungen im Eierstock weiter heranwuchsen. Auf das Vorhandensein dieser des Tieres zurückzuführen, die in diesem Falle nicht auf der An­mesenheit von männlichem Keimdrüsengewebe beruhen, wie es etwa Fall ist. bei den bekannten Steinachschen Experimenten an Säugetieren der

Experimentelle Untersuchungen an Hühnern haben in letzter Zeit ebenfalls zu recht bemerkenswerten Ergebnissen geführt, die das Problem des Geschlechtes nur noch schmieriger gestaltet haben. Die Arbeiten von Zawadowsky, Benoit und Domm haben ergeben, daß den Bögeln ist nämlich der rechte Eierstod nur schmach entwickelt im Vogelweibchen männliche Anlagen versteckt vorhanden sind. Bei und mit ganz wenigen Ausnahmen funktionslos. Wird nun aber der normalerweise tätige linte Eierstock frühzeitig entfernt, so wächst der rechte Eierstock heran aber nicht, um nun Eier hervorzu­bringen, sondern um sich in ein hodenähnliches Organ zu verwandeln. In einigen Fällen hat man in dem ehemaligen Eierstod" jogar Samenfäden gefunden, so daß man an der Bermännlichung" des Bogelweibchens nicht zweifeln fann!

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Noch eigenartiger find die Geschlechtsverhältnisse bei den Fröschen. frösche, die sich erst wenige Wochen zuvor aus Kaulquappen ent­Untersucht man beispielsweise in der Münchener Gegend junge Gras­widelt haben, so wird man stets nur Weibchen feststellen. Jedes Jahr macht man die Beobachtung, daß sämtliche jungen Frösche in den tiefgelegenen Teilen Süddeutschlands und der Mittelmeerländer weiblichen Geschlechts find! Ganz anders ist es in den Alpen oder in Norddeutschland. Unter den Jungfröschen von Davos oder Königs­ berg findet man stets zur Hälfte Männchen, zur Hälfte Weibchen. Die erwachsenen Frösche, die im vierten Sommer geschlechtsreif wurden, sind aber überall, auch in den Mittelmeerländern, zur Hälfte weiblichen Geschlechts. Die süddeutschen Grasfrösche, die anfangs alle weiblichen Geschlechts waren, müssen sich also zur Hälfte in bitte, hören Sie das Abendessen Männchen umgewandelt haben! Das ist in der Tat der Fall, wie ift aufgetragen die Zeitung habe ich auf Ihr Zimmer getragen- die Untersuchungen von Pflüger, Witschi u. a. erwiefen haben. Nach im Ramin brennt das Holz­der Ausbildung des Geschlechts fann man nämlich zwei Gruppen Der Wind am Abend eines zerwerkelten Lebens zerriß die Töne pon Grasfroschraffen unterscheiden: die undifferenzierten und die und flickte sie anders zusammen: Junge, heute hörst du mieder differenzierten Raffen. Bei den undifferenzierten Raffen wird die gar nicht die Abendmilch ist noch nicht geholt Keimdrüse der Kaulquappe stets erst als Eierstod angelegt; alle Tiere nicht ausgetragen die Zeitung noch sind also Weibchen, wenn sie sich zum Frosch verwandelt haben. nicht einmal das Holz ist klein gemacht-!" Ja, Mutter, ich will's fchon flein machen," fagte da eine rühgewebe und wird bis zur Geschlechtsreife durch Hodengewebe erfetzt Allmählich verschwindet aber bei 50 Broz. der Tiere das Eierstod fame Stimme eines stolpernden Greifes vom Terrassenrande her zu-so entstehen die Männchen! Die Weibchen dieser undifferenzierten dem bestürzten Mädchen. Raffen haben ebenfalls eine ftante Neigung, fich nach der vollendeten

,, Herr Kommissionsrat

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Beilage

des Vorwärts

Geschlechtsreife in Männchen zu verwandeln. Dabei fommt es nicht felten zur Entstehung echter 3mitter, die zugleich Eier und Samen­fäden erzeugen und durch Selbstbefruchtung Nachkommenschaft er­geben können! Bei den differenzierten Raffen dagegen sind die Ge­schlechter von Anfang schon bei den Kaulquappen getrennt. Bei uns tommen diese verschiedenen Rassen voneinander isoliert vor; in Amerika hat man indessen beim Ochsenfrosch, der hinsichtlich des Ge­schlechts ähnliche Verhältnisse wie unser Grasfrosch zeigt, undifferen zierte und differenzierte Rassen nebeneinander in demselben Tümpel gefunden, so daß keinesfalls äußere Faktoren die rätselhaften Ge­schlechtsverhältnisse bestimmen.

Schließlich müssen in diesem Zusammenhang noch die Kröten erwähnt werden, bei welchen es Harms und Ponse gelungen ist, echte Männchen in echte, eierlegende Weibchen zu verwandeln. Die Krötenmännchen befizen nämlich neben dem Hoden noch ein eigen­artiges Organ, das für gewöhnlich funktionslos ist. Dieses sogenannte Biddersche Organ läßt sich aber experimentell in Tätigkeit feßen, menn den Tieren die Hoden entfernt werden. In diesem Falle funktioniert dann das gewaltig herangewachsene Organ als typischer Eierstod, der sogar entwicklungfähige Eier hervorbringt. Wie ein­gehende Studien ergaben, entwickelte sich bei den männlichen Kröten­larven zuerst der vordere Abschnitt der Keimdrüsen zu einem Eier­stod; erst später geht aus dem hinteren Abschnitt ein Hoden hervor, mährend zugleich der Vorderteil als funktionsloses Biddersches Organ" bleibt. Die erwähnte experimentelle Umwandlung der Kröten­männchen in Weibchen ist übrigens bisher der einzige Fall, in dem eine wirkliche Geschlechtsumftimmung erfolgte! Denn durch die be= fannten Versuche von Steinach murden Säugetiermännchen nur äußerlich in Weibchen verwandelt; sie waren aber niemals imitande, selbst Nachkommen zu erzeugen, wie es bei den ehemaligen experimentell erzeugten Krötenmännchen der Fall ist!

Ein ehrbarer Rat und sein Schlächter.

Ein Stückchen Klaffenkampf im Jahre 1599.

Kämpfe gab es, als das Handwerk Befreiung suchte von den zu eng gewordenen Fesseln des Zunftzwanges, unter dem das Handwerk im Mittelalter stand. Welch groteste Form diese Aus­einandersehung manchmal annahm, dafür mag ein wahres Geschicht­chen aus Potsdam geschehen im Jahre 1599 als heiteres Beispiel dem Dunkel der Vergessenheit entrissen werden.

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Der Hauptheld ist ein Schlächter, der einzige, den es damals in Potsdam gab. Prügel und große Aufregung und Beschwerden an die Landesherrin hat es gegeben, als der Streit losgebrochen war. Es muß ein fecker, verwegener Bursche gewesen sein. Irgendwie hatte er das Mißfallen des Stadtrates erregt, und dieser hatte ihm schließlich das Schlachten verboten und einen anderen Schlächter ein gesezt. Doch unser Fleischer nahm den Kampf auf und setzte sich auf seine Art zur Wehr. Zu welchen Auftritten es dabei fam, mögen einige Säße aus der langen Beschwerde zeigen, die der Stadtrat schließlich an die Kurfürstin Katharina, die damalige Herrin der Stadt, fandte. Wir übertragen die Säße zum leichteren Verständnis in das Deutsch unserer Tage: Ein Teil unserer Bürgerschaft ist widerspenstig gemacht worden, sonderlich unser alter Schlächter Hans Schmidt, der in Potsdam niemals gutes ausgerichtet hat und dem Rat allen Widerwillen tut. Er schilt uns auf den Gassen Schelme und Diebe, so daß wir zur Zeit seines Schlachtens unsere Kinder und Mägde wegen seines garstigen Maules nicht haben zum Markte Schlachteverbot und verkaufte weiter Fleisch auf offenem Markte. schicken dürfen." Am Ende pfiff Hans Schmidt überhaupt auf das Stolz rief er über den Play: Laßt sehen, was die Schelme machen wollen." Anscheinend ist die Kundschaft dem Hans treugeblieben, und mit der Behauptung des Stadtrates, das Verbot sei erfolgt ,, wegen seines Unvermögens, die Stadt mit Fleisch zu versorgen", holung des Verbots nicht fruchtete, ließ der Rat dem Ungehorsamen scheint es nicht weit her gewesen zu sein. Als auch eine Wieder das Fleisch wegnehmen. Der Erfolg dieses Eingriffs war fläglich, mieder auf dem Plazze. Er hatte es während der Nacht aus dem denn Schmidt stand am nächsten Morgen mit demselben Fleisch Rathause wieder heimlich herausgeholt, und des Rates eigener An‍ts­schreiber hatte ihm offenbar dabei geholfen.

Meister Schmidt zwar weiter einige Kälber und Hammel schlachten

Nun ging die Sache an das Kammergericht. Es entschied, daß

Schmidt, durch den Erfolg seines bisherigen Widerstandes ermutigt, fönnte, daß er sie aber nicht mehr auf dem Markte feilhalten dürfte. schloß sich, noch schwereres Geschütz aufzufahren. Der Schlächter sollte fehrte sich auch nicht an den Spruch dieses Gerichts. Der Rat ent­verhaftet werden. Schmidt erhielt rechtzeitig Wind von der drohen­den Gefahr anscheinend hatte wieder sein heimlicher Helfer, der Amtsschreiber, seine Hand im Spiele er floh über die Stadt­grenze und setzte seiner Recheit die Krone auf, indem er dort draußen zwei Stadträte überfiel und verprügelte. Nach einiger Zeit fehrte er wieder in die Stadt zurüd, stand wieder mit seinem Fleisch Bürger in Haft zu nehmen. auf dem Markte und erklärte, der Stadtrat habe kein Recht, einen

Kurfürstin ab, und wir erkennen jezt auch, woher Schmidt die Kühn­Nun ging die oben erwähnte Beschwerde des Rates an tie heit nahm, und warum der Rat so machtlos mar. Gleichzeitig riit dem Schreiben des Rates ging nämlich nicht nur ein Berteidigungs­schreiben für Schmidt vom Amtsschreiber ab, sondern auch noch eine Eingabe der Zünfte der Stadt, die das Recht des Schlächters vertrat und die heftige Angriffe gegen den Rat enthielt. Nach dem letzteren Schreiben muß der Schlächter sich bei verschiedenen Gelegenheiten, Bürger aufgeopfert haben. besonders während einer Bestepidemie, geradezu für das Wohl der

Die Sache ist schließlich im Sande verlaufen. Schmidt hat am Ende das Schimpfen und Wegelagern unterlassen, dafür hat ihn der Rat nicht mehr beim Verkauf seines Fleisches gestört.

So lustig das Geschichtchen heute hlingt, so unwahrscheinlich mutet es an. Und doch ist es nur getreulich nach den aus jenen Tagen erhaltenen Akten, besonders nach den darin genannten Briefen und Beschwerden wiedererzählt.

bewegung, die in manchem der deutschen ( Helgoländer Bogelmord!!) Keine Vogelfedern nach England! Die englische Tierschutz­überlegen ist, hat einen neuen Erfolg errungen. Schon seit längerer Zeit besteht in Großbritannien und in seinen Kolonien ein mehr oder minder streng durchgeführtes Bogelschuhgesez, das noch vor kurzem durch einen Busaz ergänzt wurde, nach dem fünftighin jegliche Ein­fuhr von Vogelfedern allgemein verboten wird. Es soll jeder bestraft werden, der Federn verkauft gleichgültig, von welchem Bogel sie stammen. Nur zur Einfuhr von Federn für die Zwecke der Museen und wissenschaftlichen Untersuchungen sollen Erlaubnis­scheine ausgegeben werden. In der Liste der geschützten Vögel sind nur Häher, Elstern und Stare nicht genannt. 3u bedauern ist es, daß dieses Gesetz nicht einige Jahrzehnte früher erlassen worden ist, wo sich die Damen noch allgemein mit den Federn der Bögel schmüdten und nicht daran dachten, daß sie durch ihr mit einer höheren Kultur nicht zu vereinbarendes Modebedürfnis zu Mördern wurden und eine ganze Vogelwelt nahezu zum Aussterben brachten. Hoffentlich wird auch das deutsche Bolt bald aus seiner Gleichgültig. feit gegen Fragen des Tierschutzes aufgerüttelt und erläßt ähnliche so wie englische Zeitungen vor furzem verlangten, daß man Deutsch Schußgefeßze! Oder sollen uns auch erst wieder andere Böller drohen, land die Insel Helgoland wegnehmen müsse, weil dort die Vogel. schutzgeseze nicht durchgeführt würden?