einem Ausschuß debattiert, geprüft, verbessert und an« genommen wurde. Weniger als ein anderes kann das international« Parlament plötzliche Ueberraschungen und Vorstöße vertragen. Präsident, Bureau und Ausschüsse sind die wichtigsten Teile des Genfer Parlamentsorganismus, in den Deutschland jetzt hineinwächst. Wer diese Teile nicht kennt, kann das Wirken des Ganzen nicht verstehen._____
Gallimathias Treviranus. Cbtv: Tcutschnationale Völkerbnndspolitik. Der„politische Beauftragte der Deutschnationalen Volks- parte,", Reichtstagsabgeordneter Treviranus veröffentlicht im„Tag" einen Artikel, in dem er sehr lichwoll auseinander- fetzt, daß die Deutschnationalen erstens schon immer für den Völkerbund gewesen waren, und daß sie zweitens noch immer, wie bisher, gegen ihn sind. Der„politische Beauftragte" bestreitet, daß sich die Deutsch - nationalen mit dem Eintritt in den VölkerbuiÄ»„abfinden" wollen. Abfinden ist ein häßliches Wort: Da gibt es kein Sichabfinden, sondern das in der Zuversicht gesunden, wachsenden Volkstums begründete unentwegte Vor- wärtsschreiten nach dem alten Ziele. Seit wir wassen- los wurden, gab es für uns nur«in Ziel: die falsch« Feindbund- xarole des nationalen Selbstbestimmungsrechte» aller Völker auch für unsere Befreiung auszunutzen. Die Entrechtung unserer Nation zwang uns dabei zur deutlichen Kennzeichnung des Gaukelspieles der Feinde von gestern, zur herben Kritik an den innenpolitischen Förderern feindlicher Schlich«. Lindeiner» Reichs. togsredc vom 28. Januar 1926 hat dem Genfer Treiben ein auf- rechtes Bekenntnis zur erhabenen Idee eines wahren Friedensbundes der Völker entgegengesetzt. Die Deutschnationalen find also schon immer für„die«r- haben« Idee eines wahren Friedensbundes der Völker" ge- raesen. Das sind ihr«„alten Ziele". Das„Genfer Treiben" ist ihnen bloß nicht erhaben und friedensbündlich genug. Damit stellen sie sich, wie es scheinen will, gang auf den sozialdemokra- tischen, oder, wie sie sagen,„.marxistischen" Standpunkt, daß der Genfer Bund zu einem wahren Friedensbund aller Völker umgestaltet werden müsse. Warum also alles Geschrei und Gestrampel gegen die deutsche Völterbundspolitik? Auch dies erfahren wir. Die Deutsehnationalen waren nur mit dem Zeitpunkt des Eintritts nicht ganz einverstanden: Weil wir aber nicht nur verneinend abseitsstehen, sondern vor- wärtsschreitend« Opposition führen wollen, legen wir Wert darauf, in den Kölner Tagen(auf dem deutschnationalen Parieitag— Red. d„V.")«in freimütiges Bekenntnis unserer Auffassungen von der Möglichkeit, ja vielleicht Notwendigkeit künf- tiger d e u ts ch n at i ona l« r Arbeit im Völkerbund zur gefüllioen Benutzung von Freund und Feind abzulegen. W i r haben die inneren Wandlungen de» Völker- bundes in den vergangenen Jahren aufmerk- sam verfolgt. Der Streit um den richtigen Zeitpunkt des Eintritts des Deutschen Reiches in die erlaucht« Versammlung ist mühig, wenn die Aufnahm« in den nächsten Tagen ohne störende» „Naturereignis" vollzogen werden sollt«. Man wird dem„freimütigen Bekenntnis" des Kölner Parteitages— nach dem„aufrechten" des Herrn o. L i n d e i n e r— mit Interesse entgegensehen. Der„politische Bevollmächtigte" setzt dann seine Stil- Übung folgendermaßen fort: Unsere nationale Opposition hat glücklich verhindert, daß unser Deutsches Reich zu einer Zeit in den Genfer Bund gepreßt wurde, als es rettungslos Höriger des einen oder anderen Alliierten geworden wäre. Seither ist Wandel geschaffen. (Also ist der Zeitpunkt jetzt doch richtig!?— Red. d.„L.".) Der Berliner Vertrag aus der«inen, das italienisch-spanisch« Abkommen auf der anderen Seite zeigen Ansätze zur Befreiung von der Be- vormundung der großen Alliierten. Kaliabkommen und
Die Roethe-Gesellschast. Von Hans Bauer. Da gibt es eine Schiller-Gesellschast, eine Goethe-Gesellschaft, eine Kant-Gesellschast, ein Rietzsche-Archio und was nicht alles sonst. Es ist ganz in der Ordnung, daß die Werte großer Geistesheroe» den Mittelpunkt von Gemeinschaften bilden, die das Dolksinteresse für ihre toten Lieblinge wach halten wollen und sich persönlich um eine stetige Verliefung ihrer Kenntnisse über den großen Mann be- mühen. Und doch läßt sich sagen, daß vielen von diesen, gerade um einen ganz großen Namen gerankten, Gesellschaften der etwas komische Beigeschmack der Zeilenvcrsessenheit anhastet, jener ewig kommentierende Pautcrgeist, der brausendes Geistesleben auf Flaschen füllt und zum Schaden des überwältigenden Gesamteindrucks jeden einzelnen Buchstaben nach der historischen, weltanschaulichen, formal- technischen, philologischen, ethnologischen Seile hin untersucht. Und absurd wird die Sache, wenn wir als Ergebnis einer besonders tiefen Versenkung in die Gedankenwelt eines reichen Geistes einen unfreien, beengten, unlebcndigen Kopf vorfinden, der in diesem Fall dem Herrn Professor Roethe, erstem Vorstand der Goethe-Gesellschaf», gehört. Unter der Mitverantwortlichkeit des Professors Roethe hat die Goethe-Gejellschofr ihr neues Jahrbuch herausgebi�icht, und darin finden sich neben ebenso oerdienstoollen wie wenig aufregenden Aus- sätzen über Goethes Beziehungen zu allen erdenkbaren Erdendingen auch die Mitglieder der Gesellschaft ausgezeichnet. Mit„Seiner K. und K. Masestät Wilhelm II. , Deutschem Kaiser und König von Preußen" sängt die Sache an, und sie erstreckt sich über die„K. und K. Hoheit, de» Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen", über„Seine Königliche Hoheit, den Großherzog Friedrich von Baden " und die„Königliche Hoheit, die Frau Großherzogin Feodora von Sachsen" bis zu den soundsovielten Prinzen von Reuh jüngerer Linie. Der ganze 1918 abgetragene Plunder, all dieser verderbliche und geschmacklose Aufputz am Staatsbau feiert hier seine Aus. erstehung. Es majestätet und hoheitet, herzogt und sürstet sich. Man sieht den Hern Professor Roethe in Frack und Lack mit der demuts- voll in der Linken gehaltenen Esse dastehen und vor all diesem Zufallsvolk anlackierter Hochwohlgeborenheiten seine Bücklinge exekutieren. Goethe selbst, wenn der Mitglied seiner eigenen Gesell- schoft werden konnte, er würde in der Liste sich mit einer Stelle nach irgend sonem XXXVII. Heinrich.begnügen müssen, von seiner selbst. verständlichen Minderrangigkeit gegenüber dem kaiserlichen Deserteur genz zu schweigen. Er ist gut genug, den Anlaß abzugeben für ek«e stupide Titulaturenpromenade, für«inen Aufmarsch von da» vongejagten Honoratioren, die doch durch die Bant kein inneres Verhältnis zu ihm haben dürften und nur aus Gefälligkeit gegen- über Herrn Roethe seinerzeit in die Gesellschaft eingetreten sein werden, als Abschlagszahlung für die ehrerbietigen Knicks«, die er vor ihnen zu machen verstand.
S t a h l p a k t sind zu unserem Glück weder aus Locornogeist noch politischem Zwang geboren, aber unerläßlich« Schritt- macher des unbewaffneten Reiches in der Diplo- matenarena der Welt. Aür uns war das Genfer Tausch- gcschäst nur zu mager.(!!!) Der Pazifistentraum vom ewigen Frieden zu Genf ist dahin. Di« Fassade wird hingegen bis zum nächsten Welt- t o n f l i t t eifersüchtig gestützt werden, um kommenden Schuldfragen den richtigen Dreh geben zu können. Wir hoben mit Zitaten ni«ht gespart, um den Lesern ein Bild davon zu geben, wie es im Kopf« des„politischen Be- vollmächtigten" einer großen deutschen Partei aussieht. Hat dieses konfuse Gestammel überhaupt einen Sinn, so ist es der, daß die Deutschnationalen sich als Völkerbundfreunde auf- spielen möchten, um bei dem nächsten Krieg«, den sie führen wollen, der Schuldfrage„den richtigen Dreh zu geben". Hat man aber diese edle Absicht, so ist es idiotisch sie öffentlich zu verkünden. Eine? Partei, die solche„politische Bevollmächtigte" hat, fehlt zu der schwierigen Arbeit in Genf die nötige Intelligenz. Einer Partei, die so unmögliche Verrenkungen braucht, um den Schein zu erwecken, als ob ihre sogenannte„Mentalität"— von„mens", der Verstand— mit den praktischen Notwendig- keiten der deutschen Politik vereinbar sei, kann es aber auch auf die Dauer nicht gelingen, W ä h l« r m a s s e n an sich zu fesseln. Die nationalistische Phrase ist bankerott. Uebrig bleibt nur ein Lallen, wie es dieser Treviranus lallt,
Moltke auf§reifahrt. Wie man Staatsgelder im Kaiserreich verpulverte. Professor Ludwig Q u i d d e frischt in der„Vossischen Zeiwng" einige Erinnerungen auf. die ein kenn- zeichnendes Licht auf die berühmte altpreußische Moral werfen. Er schreibt u. a.: Als im Jahre 1881 Bismarck den Reichstogsabgsordneten auf dem Verwaltungswege die Freifahrkarte, die bis dahin(wie heute) für das ganze Reich gegolten hatte, auf die Fahrt zwischen ihrem Wohnsitz und Berlin beschränkt hatte, sprach er am 26. No- vember 1881 von dem Mißbrauch, der nach seiner Ausfassung mit der Freikarte getrieben sei: es sei ein„Mißbrauch, wenn ein Abgeordneter während einer Gültigkeitsdauer von acht Mo? naten mit dieser Freikarte über 17<10<1 Kilometer aus deutschen Bahnen zurückgelegt hat— ein einziger, und zwar kein Sozialdemokrat". Jeder im Hause wußte bald, daß damit niemand anderes gemeint war, als der Abgeordnete des 1. ostpreußischen Wahlkreises(Memel-Heidekrug) Feldmarschall Graf Moltke . Es wurde erzählt, Bismarck habe, während er sprach, Moltke angesehen und so die Aufmerksamkeit des Hauses auf ihn gelenkt. Man konnte Gegner Bismarcks noch nach Jahren mit großer Empörung davon sprechen hören, wie er, der doch mit der extensiven Ausnützung seiner politischen Stellung für private Zwecke nichts weniger als schüchtern war(man denke nur an das geflügelte Wort von der„Klinke zur Gesetzgebung"), so rücksichtslos„den ormen Moltke" bloß- gestellt hätte: denn es wurde weitererzählt, daß Moltke für jene großen Dienstreisen, die er auf Reichstagsabgeordneten-Frci- karte machte, ruhig seine Kilometergelder liqui- diert hatte. Abgeordnete, die damals dem Reichstag angehörten oder auch erst 1887 oder 1890 eingetreten sind, wissen zu berichten, daß diese Freifahrten Moltkes noch lange Gesprachsftoss in den Wandelgängen des Reichstags waren. Eine Beleidigung?- klage ist niemals erfolgt, ebensowenig wie— selbstverständlich— ein Verfahren gegen Moltke . Was er getan hatte, stand keineswegs vereinzelt da. Es war— ich weiß nicht, ob allgemein üblich— jedenfalls aber gar nichts lln- gewöhnliches, daß preußische Landräte(damals meistens zu den„Edelsten der Nation" gehörig), wenn sie D i e n st r e i s en in ihrem Kreise zu machen hatten, bei den befreundeten Gutsbesitzern übernachteten, auch in deren Fuhrwerk vom Bahnhof abgeholt wurden, aber munter die ihnen zu st ehe»den Ovar -
Vielleicht gibt es tatsächlich hier und da eine abgehalfterte Hoheit, die im Privatleben Goethe-Enthusiast ist. Dann hat kein Mensch etwas dagegen, wenn sie von einer literarischen Gesellschaft aufge- nommen und nicht schlechter als irgendein anderes Mitglied be. handelt wird. Aber wenn sie, im Prunk eines nicht mehr zu Recht bestehenden Nomens, an hervorgehobener Stelle erscheint, dann sind wir kleinlich und schließen aus dieser Läppischkeit, daß die Goethe. Gesellschast nur noch eine Roethe-Gesellschast ist, und das klingt zwar ähnlich, aber der Unterschied ist etwa derselbe wie der zwischen dem berühmten Chemiker Pettentofer und einem Patentkosser.
Die Täter. Als wir von der Tat hörten, stockte unser Atem. Einundzwanzig Menschenleben willkürlich zersetzt, verbrannt, zerrissen! Wir sahen die Finger eines leibhastigen Teufels im Spiel, eines geheimnisvollen, beispiellos verlorenen Antimenschen, der jür eine schwarze Stunde lang sein Heerlager der Todsünden bei Leiferde ausgeschlagen hatte. Wir ahnten hinter all dem Grauen einen zynischen Unmoralisten, einen Triumphator des Mordes, für dessen Greuel nur einundzwanzig. sacher Tod ausreichende Sühne sein könne. Wir machten die Summe des Grausens, das er in die Welt gesetzt hatte, zum Maßstab der Entsetzlichkeit seiner Gedanken, wir werteten die Verkommenheit seiner Handlungen an deren Folgen. Da stellte sich nun heraus, daß die mit einundzwaNzigsacher Blutschuld Beladen«» keine Satansungeheuer sind, ohne Menschen- herz und Menschengesühl. Heimatlose Vaganten sind es, die unsag- bar Schlimmes loten, aber mit der Tat nicht verwuchsen, die das Gesicht ihrer Tat nicht oertrugen und sich mit Eni- setzen abwanden von ihr, als es an der Zeit gewesen wäre, ihre Früchte zu ernten, landstreichendes Bettelvolk, das nicht Un- menschlichstes, sondern Brot und Zehrgroschen wollte und um des Brote» und der Zehrgroschen willen sich in das Unmenschlichste ver- irrte. Diese beiden entfesselten eine Hölle, aber sie herrschten keinen Augenblick lang in ihr, sie konnten die Feuer ihrer Hölle so wenig ertragen wie ihre Opfer und waren noch im Moment des Gelingens armseliger als diese: von ihrem Gewissen und von den Menschen ge- Hetzles Wild, ruheloses Landstraßenpack. Der dahinziehende D-Zug von Leiferde hat keinen diabolischem Gegenspieler gehabt. Die aus ihrer Bahn geworfenen Räder und die zerspringenden Herzen sind nicht das Produkt boshaft sadistischer Teuflischkeit gewesen, die kaltblütig alles Krachen und Splittern und alles Leid vorausgesehen und berechnet hätte. Hungrige Schacher, verkümmert an der Seele und am Magen, vollzogen das Namenlose und die letzte Schuld liegt bei einer Welt, die es duldete, daß ihnen Seele und Magen verkümmerte. So ist vielleicht auch der Teufel selbst nur der Gefangene seiner Sünden. Ver Schöpser der Psychoanalyse, Prof. Sigmund fsrcud, hat ein kleine» Buch unier dem Titel.Die Frage der Laienanalyse. Unterredung mit einem Unparteitschen« im Jnternalionalc» Psychoanalytischen Verlag in Wien herausgegeben. Der Berfasser entwiist hier in einer dem Laicnverständni» angepaßten Form w knappen Zügen«tu Bild seiner ganzen Lehre.
Her- und Kilometergelder verrech nelen. Das wurde so arg, daß durch besondere Vorschriften dagegen eingeschritten werden ipußte... Im neuen Reichstag ist es vorgekommen, daß ein A b g e o r d- neter der Rechten, der als Ersatzmann nachrückte und seinen Fahrtausweis noch nicht erhalten hatte, als er nach Berlin fuhr, ein Billett er st er Klasse verrechnete, während an dem betreffenden Ort ein solches Billet überhaupt noch nie- mals ausgegeben war. Dem Abgeordneten ist nichts passiert, und außerhalb eines kleinen Kreises kennt niemand den Namen. Für die patentnationalen Hüter neudeutscher Moral, die jedem sozialdemokratischen Beamten nachschnüsteln, ob er nicht iigendvo ein Privatgespräch auf einem Diensttelephon führt, werden diese Erinnerungen an die„herrliche" Kaiserzeit wahr- scheinlich sehr peinlich sein. Aber die Rechtsparteien von heute haben ja nicht nur den einen Abgeordneten, der eine Fahr- karte berechnet, die nie ausgegeben wurde, sie habew ja auch ihren S ch a e f s e r, Staatsanwaltschastsrat in Breslau , der für parlamentarische Dienstreisen nach München außer seinem Gehalt und seinen Diäten auch noch Tagegelder ver- langte, für die keinerlei rechtliche Grundlage bestand und die deshalb vom Direktor des Reichstags verweigert werden mußten._ Prenzlauer Lust. Was ein amtliches Kreisblatt schreibt. Wir haben aus Prenzlau verschiedene Meldungen �wieder- gegeben, die auf die eigentümlichen Beziehungen zwischen Stahl» Helm und Reichswehr in dem idyllischen Prenzlau hinweisen. Prenzlau hat allerdings nicht nur Reichswehr und Stahlhelm, es hat auch ein amtliches Kreisblatt. Auch dieses Kreisblatt ist eine idyllische Angelegenheit. Darin finden wir in der Nummer rom Sonntag, den 5. September, an der Spitze eine Notiz, die so aussieht: Lumpengesinöel. „Ein frecher junger Rohrspatz wetzte seinen gelben Schnabel und psifs in die Welt hinaus eine der auf der Tag«»- ordnung der Republikaner stehenden Verleumdungen der Reichs- wehr.„Vorwärts" und„V o ss i s ch e Zeitung" habe» für derartige Dinge ein williges Ohr, erst recht, wenn sie gemeldet werden aus einem Ort. der„reaktionär" ist. Prenzlau trage diese Bezeichnung in Ehren, in dessen Mauern am vergangenen Sonntag der Stahlhelm ein Sportfest veranstaltete, an dem zum Leidwesen des Rohrspatzes auch Angehörige einer Kompagnie des Inf.-Regt s. Nr. 5 teilnahmen. Sie hatten von ihrem Kompagniechef die Genehmigung dazu erst be« kommen, nachdem ein Vertreter des Stahlhelm vor dem Kon- pagniechef die Versicherung abgegeben hatte, daß das Sportfest einen durchaus unpolitischen Charakter tragen werde. Das Sport - fest nahm denn auch einen harmonischen Verlaus. Von P ol i t i k spürte m an keinen Hauch. Aber der Rohrspatz konnte das Denunzieren nicht sein lassen und tischte seinen Leib- und Magenblättern eine gruselige Mär auf. Es liegt System - in einem derartigen Vorgehen. Ob es danach angetan ist, die Reichswehr für die Republik zu interessieren, bezweifeln wir, es soll das aber nicht unsere Sorge sein. Lassen wir dem Rohrspatz sein Vergnügen. Verleumdungen müssen niedriger gehängt werden, was hiermit in aller Kürze geschehen ist." Man sieht, das Prenzlauer Kreisblatt mit seiner markigen Sprache fügt sich ganz ossensichtlich in den Rahmen seiner Un- gebung ein. Fraglich ist nur, ob solch«m„Lumpengesind«l"-Blatt gerade als amtliches Kreisblatt geeignet ist.
Der Plan des erwelkerlen Arbeilsbeschassungsprogramms der Reichsregierung soll in den nächsten Tagen vom Reichsarbeitsmini- sterium soweit fertiggestellt werden, daß er dem Kabinett und dem Reichsrat zugehen kann. Die neuen Dorschläge gehen u. a. auf die Ersahrungen ein, die mit neu errichtenden Straßendecken und Chausseeanlagen auf Versuchsstrecken gemacht wurden, und berücksichtigen besonders den Bau von Ueberlandstraßen. Aaschistenlerror. Der Präfekt von Rom hat die Zeitung„Voce Republicana"(Republikairijche Stimme) verboten.
Amphitryon im Schauspielhau». Seltsam« Zwiespältigkeit herrscht in Kleists Wunderwerk: es ist Posse und Parodie, wie sein Molieresches Vorbild, und es ist in Kleists ureigene Gefühls- weit gesteigert zum Kunst- und Lebensbekenntnis. Leopold I e ß> n e r, der diese Ausführung bereits in Lauchstädt herausgebracht hat, suchte das Einheitsmoment in der Betonung des Wortes— und beschränkte sich in der Inszenierung auf das Notwendige. Aber vielleicht wird der visionäre Stimmungsgehalt, das Traumhaft- Schöne Kleistens in einer mehr phantastischen, märchenhaften Wieder- gäbe doch noch mehr herauskommen. Aber auch so klangen wenig- stens in den Kostümen der Alkmene und der beiden Amphitryone — dort rosa, hier silberblau— stärkere Farbentöne an. Die stärkste, oder sagen wir: die osfenslchtlichste Wirkung hatte die untere Welt der Sofias mit ihren Verwechsluungen und derben Spähen. Albert F l o r a t h war aber auch ein ganz samoser, mit ollen irdischen Schwachheiten gesegneter Diener, der in all den Wirrnisien und Verstiegenheiten wie ein rechter Sancho Pansa seine Ruhe und sein gutes Essen über alles schätzt. Im Mittelpunkt der Kleistschen Welt steht Alkmene. die in holder Süße und Verwirrung das göttliche Mysterium erlebt— Kleists ureigenste Schöpfung, wie sein Kätchen und seine Penthesilea. Lina Lossen lieh ihr den ganzen Zauber lieblicher, tief cmpsindcnder Weiblichkeit. Aus ihren Augen strahlte der Glanz göttlicher Beglückung, und ihre Worte waren feinste Ge- säße Kleistscher Melodie. Die beiden Amphitryone wurden durch Ferdinand Hart in seiner mehr robusten irdischen und Carl Eberl in seiner göttlichen Forin verkörpert. Carl Ebert sprach gut, aber die höchste Entzückung gibt er noch nicht. Paul B i l d t kontra- strierte als Merkur -Sosias aufs beste mit Florath und auch Elsa Wagner wußte der Sosias-Frau Charts Relief zu geben(es hätte noch stärker sein können). Jeßner ließ das Spiel pausenlos sich abwickeln, wodurch die Gesamtwirkung erheblich gewinnt. Die Schlußszene, Kleists und Jupiters Apotheose, krönte prächtig das spät in seinem Wert er- kannte, immer noch nicht ausgeschöpfte Werk.— r. Eine Böcklin Zahrhunderlausskellung in Berlin . Die Berliner Nationalgalerie bereitet für das nächste Jahr aus Anlaß der hundert- ften Wiederkehr von Arnold Böcklins Gebunstag(geb. 16. Oktober 1827 in Basel ) eine umfassende Ausstellung seines Lebenswerkes vor. Die Veranstaltung soll ebenso wie die Menzel-, Thoma- und zuletzt die Corinth-Ausstellung das alte Haus der Nationalgalerie zum wesentlichen Teil füllen. Eine Veranstaltung, die im großen den „Fall Böcklin" wieder aufrollt und den Ton etwa aus das Jugend- werk legt, hat es bisher noch nicht gegeben. Bei diesem Anlaß wird es auch möglich sein, die Sache der aus Amerika zurückgebrach- ten kleinen italienischen Landschaften an Hand eines breiten Ver- gleichsmaterials zur Entscheidung zu bringen.
Tat Ttlottaaer hebröisch« Theater.kablma ". da» eine Euroba-Tourne« in Pari« und Wien mit großem Erfolg begonnen bat. wird auch in Berlin gastieren. Die Vorstellungen finden im Oktober im Theater am Rollen dorsplatz statt und beginnen mit SlnttiS. D h b u k". vi« vereinigten vSsteldorfer Städtischen Thealer(Intendant Heinz Hille) verzeichnen die in Teutschland wohl einzig dastehende Tatsache der Zunahm« de» Abonnement» um vierzig Prozent