Die tschechische Innenpolitik. Erklärungen des Präsidenten Masaryk . Das„Prager Tageblatt" berichtete dieser Tage über eine Unterredung Präsident Masaryts mit einem Redakteur auf Schloß Topoltschany. Der Präsident hat sich darin ohne jede Zurückhaltung und in sehr bestimmter Art über verschiedene Fragen der Innenpolitik ausgesprochen, was großes Aus- lehen in Prag hervorruft. An der Bildung der Beamten- regierung, erklärte der Präsident, sei er nicht beteiligt gewesen. Sie arbeite ganz gut, und die Beamten hätten setzt die Regierung, die sie oerdienten. Die Erfahrungen seit dem Umsturz hätten die tschechischen Parteien darüber belehrt, daß sie Im Interesse der Republik mit den Deutschen ein gutes Verhältnis einrichten mühten. Die Deutschen hätten nicht nur das Recht. sondern auch die Pflicht, an'der Regierung teilzunehmen. Die Affäre des Generals Gajda sei noch lange nicht abgeschlossen. Heute handele es sich nicht mehr allein um den General, sondern um seine Beschützer und Anhänger. Für diese werde die b e- vorstehende endgültige Austragung der Sache eine allerdings etwas de r b e L e k t i o n fein. Der Präsident warf dem General Gajda vor, er sei ursprünglich mit einer administrativen Untersuchung einverstanden gewesen, habe aber sein Wort nicht gehalten, sondern unwahre und ganz illoyale Interviews ver- öffentlicht. Das sei die Ursache zu persönlichen Angriffen gegen Dr. Benesch gewesen, obzwar Dr. Benesch von der ganzen Sache nichts gewußt habe. Der Präsident selbst habe zum erstenmal Dr. Benesch unterrichtet, als der französische Gesandte Eouget in Prag «ine Demarche deshalb unternahm. Erst durch diesen Schritt habe die Affäre Gajda inkeniatlonale Bedeutung erlangt. Aber es habe In der französischen Armee die D r e y f u a- Affäre und auch in der serbischen Armee ähnliche Vorgänge gegeben, und dennoch hätten dies« Angelegenheiten den Armeen nichts ge- schadet. Der Präsident habe Gajdas Gebaren seit seinem Auftreten in den tschechischen Legionen genau verfolgt und könne daher nur sein« Befriedigung über die Entwicklung der Angelegenheit aus- sprechen. Es sei wohl richtig, daß der bevollmächtigte Bertreter der Sowjetregierung in Prag dem Minister Benesch kein« Aufklärungen über die Verbindung Gajdas mit Soevjetfpionen gsgeben habe, aber, so sagt« der Präsident, die Regierung habe genügend und sehr schwerwiegende russische Dokumente über die Affäre im Besitz. Die F a s ch i st e n, sagt« der Präsident, seien ein« anonym« Gesellschaft der Unzufriedenen und Zurückgewiesenen mit beschränkter Haftung zur Berbreiwng politischer Märchen und Räuberge- schichten. Der Präsident bedm«rt«, daß ein Mensch von den poli- tischen Erfahrungen Dr. Kramarsch' gegen Dr. Benesch einen so per- sönlichen Kampf führ«. Daraus fei der Faschismus entsprungen, der nur«in pathologischer Niederschlag der Krise in der nationaldemokratischcn Partei wäre. Ueber die beoorstehenden Präsidentenwahlen sagte Masaryk . das sei nicht sein« Sache, sondern Sache der Nation und der Republik . Er wäre glücklich, wenn er der Republik und der Demokratie als freier Schrift st«ller dienen könnte. Es Handel« sich darum, aus ehemaligen Sklaven freie Männer zu machen. Er wisse wohl, daß dieser Ausdruck etwas stark fei, aber er charakterisier« die Situation. Die Völker des alten vesterreich, Deutschland und Rußland , seien durch Jahrhundert« zum mon- archistischen Absolutismus erzogen worden. In diesem Sinn« wüßten sich die Tschechen entösterr«ich«rn. Das gelte auch für die Deutschen und alle Minderheiten, denn die ehemaligen österreichischen Staaten hätten all« unter Wien gelitten. Sie seien zwar dort manch- mal Regierungspartei gewesen, hätten aber für Wien viel mehr leiden müssen als für ihr« Nation. Der Kampf am Mafarpt. Prag , 8. September. (Eigener Drahtberlcht.) Die Ausführungen Präsident Masaryks, die ein deutliches Symptom der schweren innerpolitischen Krise des tschechoslowakischen Staates sind, haben eine lebhafte Debatte in der gesamten Presie hervorgerufen. Die Blätter der Linken begrüßen die Stellungnahme des Präfi- denten, die Rechtspresse wendet sich sehr scharf gegen seine Aus- lasiungen. Die Aeußerungen des Organs der Nationaldemokraten (Kramarsch-Partei) scheinen sehr grobschlächtig gewesen zu sein, denn sie sind fast ganz der Zensur verfallen. Der Kampf um den politischen Kurs in der Tschechoslowakei wird immer mehr ein Kampf um Masaryk , der sich bisher noch nie so weit mit seiner eigenen Meinung vorgewagt hat als diesmal. Alle Parteien des Lande» sind darin einig, daß die Tschechoslowakei am Anfang der zweiten Epoche Ihrer Geschichte steht. Allerdings wollen die einen in dieser zweiten Epoche die de» nationalen Ausgleich», die anderen die des Faschismus sehen.
DieenglischeRegierungunööieöergarbeiter Verhandlungen mit den Bergarbeiterführern. London . S. September.(lvTL.) Der zur Behandlung der Sohlenfrage geschaffene Sabinettsausschutz hatte gestern spät in der Bachl eine Besprechung mit den Führern der B e r g a r b e i l e r, die eigens vom Gewerkschaflskongreß in Lornemculh nach London gebeten worden waren. Dieser Zusommenkunsl war ein« Besprechung der Minister mit Ramsay Macdonald vorausgegangen. der, wie erinnerlich, in letzter Zeit vielfach als Vormittier zwischen Bergarbeitern und Regierung lälig war. Da über die hallung der Bergwerksbesiher zur Frage eines Abkommens für ganz England vor der Ende der Woche erwarlelen Son- fcren; sämtlicher englischen Bergwerksbesiher keine Enlscheldung fallen kann, wird angenommen, daß die gestrige Unterredung mit den Bergarbeitervertrekern den Zweck Halle , Mißverständnissen über die Tragweite etwa einzuleitender Verhandlungen vorzubeugen. Churchills Verrnittlungovorschlag an die Unternehmer. London , 8. September. (MTB.) Churchill richtete an den Vorsitzenden der Vereinigung der Grubenbesitzer ein Schreiben. das Vorschläge für den Abschluß eines für das ganz« Land gültigen Abkommens hinsichtlich der R e g« l u n g d e r L ö h N e und der Arbeitsbedingungen enthält, jedoch den örtlichen Ver- cinigungen der Grubenbesitzer vollkommene Freiheit läßt, über Einzelheiten der Arbeitsbedingungen in den Bergwerken zu verhandeln. Die Bergarbeiter ZU Opfer« i« ber Lohnfrage bereit. London . 8. September.(MTB.) Wie Reuter erfährt, sollen bei der Besprechung mit dem Kabtnettsausschuh für den Kohlenbergbau di, Arbeiterführer Churchill erklärt haben, daß sie gering« Hoffnung hätten, einmütige Zustimmung zur V e r l ä n g e- rung der Arbeitszeit»u erhalten. Sie seien darauf gefaßt, große Opfer in der Lohnfrage zu bringen, vorausgesetzt, daß zum mindesten ein« sär da» ganz« Land güllige Regelung»U- stund» km»m»,
Vereinfachung öer Verwaltung. Umbildung des Reichsfiinanzminifteriums.
Amtlich wird mitgeteilt: Der Herr Reichspräsident hatzurllmbtldungde»Reich». sinanzministeriums aus Anlrag des Reichsmlnlsters der Finanzen im Einverständnis mit dem Reichskanzler und dem Reichs- mintslerium folgende Verordnung erlassen: 8 t. Im Vollzüge der Reichsverwaltungsreform wird da, Reichs- finanzministerium unter den Gesichtspuuklea der vereinhell. lichung der Geschäslsleitung sowie besieren Verteilung und sparsamen Ruhung der Arbellskräsie umgebildet.§ 24 des Reichsbeamtengefehes findet Anwendung. S 2. Mit der Durchführung der llmbtldung wird der Reichs- m i n i st e r der Finanzen beaustragt. 8 2. Der Abschluß der llmbtldung ist mir anzuzeigen. Dietramszell , den 7. September lSZS. Der Reichspräsident. Der Reichsmlnlster der Finanzen. (gez.) von hlndenburg(gez.) Dr. Reinhold. * Der Plan der Umbildung geht nach der amtlichen Begründung davon aus, daß die gesamte Fachleitung de» Ministeriums, die bis- her auf zwei Staatssekretäre oerteilt war, unter einem Staats- sekretär zusammengefaßt werden soll. Diese umfassende Aufgabe wird dem Staatssekretär Professor Dr. Popitz, der bisher das Staatssetretariat für Zölle und Steuern innehatte, über- tragen. Damit scheidet Staatssekretär Fischer au» seinem Amt als Staatssekretär aus. Es ist jedoch gelungen, sein« vielseltt. gen Erfahrungen und seine bewährte Sachkunde in der Weise dem Reich zu erhalten, daß Staatssekretär Fischer sowohl den Vorsitz in der Deutschen Kriegslastenkommission wie auch den Aufsichtsrat»- vorfitz in der Bereinigten Jndustrie.Unternehmungen.A..S. beide- hält; ebenso tritt in der Stellung des Staatssekretärs Fischer als Mit- glied des Verwaltungsrats der Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft eine Aenderung nicht ein. Im übrigen setzt sich der Umbildungsplan zum Ziel, daß eine Reihe von bisherigen Abteilungen und Unterabteilun- gen des ReichsfinanMinisterium» aufgelöst und ihre Geschäfte unter größtmöglichster Vereinfachung der Organisation bei sparsamster Nutzung der Arbeitskräfte zujammengeschlosien werden. An Stelle der bisher vorhandenen 1l) Abteilungen werden dem Staatssekretär nur noch fünf se von einem Ministerialdirektor geleitete Abteilungen unterstehen. Davon entsprechen die Abteilungen für den Haushalt, die Zölle und die Steuern den herkömmlichen Aufgabenkreife eines Finanzministeriums. Für das Reichsfinanzmintsterium besteht eine
Besonderheit insofern, als dieser Zentralstelle noch eine Fülle von Spezialgebieten übertragen>st,' es sei nur an die Reparationen, die Reichsentschädigung, die Aufwertungsfragen und die Liegenschafls- Verwaltung erinnert. Diese Ausgaben werden in einer Abteilung fürdieAngelegenheitendesBersaillerBertrages sowie in einer Abteilung für gemeinsam« und Rechtsangelegenholten bearbeitet werden. Die straffere Zusammenfassung wird eine wesentliche Erleich- terung der Geschästsgebarung mit sich bringen. Die Zahl der R e f e r a t e wird eine sehr wesentliche Verminderung, und zwar um etwa ein Drittel erfahren, wodurch Doppelzuständig- ketten vermieden werden und eine erhebliche Arbeitserleichterung und-beschleunigung erzielt wird. Die ganze Neugliederung, die einen organischen Aufbau des Ministeriums bezweckt, soll nicht Personen, sondern Aufgaben abbauen; soweit dadurch Beamten- k r ä f t e frei werden, wird versucht werden, sie in a n d e r« T ä t i g- keits gebiete zu überführen, so daß vom§ 24 des RBA. im Interesse der Beamtenschaft nur im engeren Rahmen Gebrauch ge- macht werden wird. * Die Umbildung, die das Reichsfinanzministerium vornimmt, ist eine notwendige Folge der Konsolidierung unserer Ver- h S l t n i s s«. Sie wurde vom Reichsfinanzminister Dr. Rein- h o ld bereits auf der Dresdener industriellen Tagung angekündigt, und diese Ankündigung fand starken Beifall bei den dort versammel- ten Industriellen. Man hat jedoch da offenbar sowohl die Ursachen wie die Wirkungen dieser Vereinfachung inr Reichssinanzministerium überschätzt. Einmal ist sie tatsächlich die Folge einer zwangsläufigen Entwicklung und nicht das Verdienst einer einzelnen Person. Die Umbildung ist sachlich durchaus gerechtsertigt und, wie man hoffen möchte, der Anfang zu weiteren Vereinfachungen in der Reichsfinanzoerwaltung. Wie wenig man die Wirkung der Der- ordnung überschätzen darf, zeigt allein schon die Tatsache, daß die Auhenverwaltung, die Steuerexekutioe, von ihr überhaupt nicht erfaßt wird, sondern daß lediglich das Finanzministerium als solches ein« nicht einmal allzu große Einschränkung erfährt. Es werden etwa ein Dutzend Referenten abgebaut und die Organisatton des Ministeriums selbst wird übersichtlicher. Ein Teil der abgebauten Beamten soll in anderen Zweigen der Darwaltung untergebracht werden. Hoffentlich führt diese erfreuliche soziale Rücksichtnahme nicht dazu, daß gerade die zahlreichen deutschnationalen Beamten des Reichsfinanz- ministerirnns beim Abbau eine bevorzugte Stellung erhalten. Es ist seit langem ein ossenes Geheimnis, daß dieses Ministerum dank senem Personalreferenten Kühnemann besonders stark mit reak- tionären Beamten besetzt ist. Wie wir hören, verfällt nunmehr auch dieser Beamte dem Abbau.
primo will»ein Cxempel statuieren�. Eine Proklamation des Diktators. Paris , 8. September. (Eigener Drahtbericht.) Das spanische Direktorium veröffentlicht ein offizielles Konnnuntguä, in dem es heißt:„Heute um 4 Uhr nachmittags gibt es auf der ganzen spa- nifchen Halbinsel und auf den Inseln kein Arttlleriekvrps. keine Fabrik und kein Arsenal mehr, die sich nicht dem Kommando der Chefs and er er. Waffen unterworfen hätten. Dt« Regierung teilt das dem Volke mit. ohne sich des Erfolges zu rühmen, ohne auf ihren Sieg oder auf ihre Kraft zu pochen, denn sie bedauert ebenso, wie es sicherlich zahlreiche Artillerieoffiziere bedauern werden, daß der Konflikt ein s o l ch e s E n d e nehmen mußte, trotzdem die Regierung alles Entgegenkommen an den Tag gelegt hat, aber zurückgewiesen worden ist. Das Gesetz wird, um ein E x e m p e l zu st a t u i« r e n, streng angewandt werden, aber ohne unnöttge Herausforderung." Da» Manifest schließt mit der Ankündigung der bevorstehenden Auf- Hebung des Belagerungszustandes. Demgegenüber behaupten Pariser Abendblätter, daß dieser ofsizielle Optimismus nicht ganz zutresse, denn verschiedene Artillerieregimenter der Provinz hätten sich bisher den Anordnungen der Regierung noch nicht unterworfen. Es soll besonders In S« g o v i a neuerdings zu Zusammenstößen ge- kommen sein, bei denen es Tote und verwundet« gab. Der Belagerungszustand aufgehoben. Madrid , 8. September.(Agentur Fabra.) Beim Verlassen des königlichen Palais erklärte Primo de Rivers Journalisten, daß überall vollkommen« Ruhe herrscht. Der König habe soeben einen Erlaß unterzeichnet, durch den der Belagerungszustand ausgehoben werde. Er fügt« hinzu, es sei beschlossen worden, 12 000 Mann der marokkanischen Armee In die Heimat zu befördern. Zwist in Wichen. Rücktritt und Abreise des Staatspräsidenten. Paris , 8. September. (Eigener Drahtbericht.) Ueber London hier eingetroffene Athener Meldungen behaupten, daß der Präsident der Republik , Admiral Konduriott», demissioniert habe, da zwischen ihm und der Regierung de, General» Kondylis schwerer Zwist ausgebrochen sei. Der Präsident habe Athen verlassen und sich nach der Insel Hydra begehen. DI« repu- blikonische Garde der Hauptstadt soll gemeutert haben. Jedensall» verließ sie ihre Kasernen in Athen und zog sich in die Borstädte zurück. General Kondylis ließ durch«in Kommunique bekannt geben, daß er streng gegen die Meuterer vorzugehen beabsichtige.
In der Aussprache trat der sozialdemokratische Landrat Freier (Kalau ) den Forderungen des Industrtevertreters wirksam entgegen. Er sprach den Wunsch aus, daß bei zukünftigen Behandlungen dieses Themas als Vertreter der Wirtschaft nicht nur ein einseitiger Anwalt der Unternehmerinteressen, sondern auch ein Sprecher der Ar- b« i t« r s ch a f t zugezogen würde. Dann wahrte er den sozialdemo- kratischen Standpunkt zur Wohnungsfrage und zur Wohlfahrts- pflege und wies daraus hin, daß die Steigerung der Ausgaben der Landkreise wesentlich durch die großen Lasten für Wegebau und Wegeunterhaltung entstanden seien, die heute vielfach die Halste der Gesamtauegaben bedeuteten und vor allen: dem Autolastverkehr der Industrie zugute kämen. Auch der Leiter des preußischen Sparkassenver- b a n d e s wandte sich gegen einen Teil der einseitigen Ausführungen des Industriellenvertreters, der über diese Ausnahme seiner Aus- führunge», die wesentlich kritischer war als die auf der Dresdener Jndustriellentagung, im Schlußwort recht unfreundlich quittierte, dabei ober wenigstens seinen Angriff auf die Wahnungszwangswirt- schaft etwas milderte. Rur für die Bewirtschaftung gewerblicher Räume verlangte er sofortige Freigab«. Der öffentlichen Tagung folgte noch eine geschlossene Bersamm- lung. die sich mit der Neuordnung der Satzungen des Verbandes beschäftigte, sowie eine Reihe von Besichtigungen, unter denen eine längere Fahrt am Donnerstag die Landkreisvertreter nach der ober- schlesischen Grenzmark führen wird.
Die Tagung öer Landkreise. Ablehnung der industriellen„Richtlinien". Breslau , 8. September. (Eigener Drahtbertcht.) Das Referat de» Induftriellenvertreters K a st l, über das wir im Abend- blatt berichteten, erregte auf dem preußischen Landtreis- t a g bereits während des Vortrags mehrfach lebhaften Wider- spruch bei einem Teil der Versammlung und wurde im gonzon recht kühl ausgenommen. Auch die beiden landräslicken Mit- berichterstatter, zwei ziemlich rechtsstehend« Beamte akter Schule, di« Landräte Friedrich(Hattingen ) und W i s k o t s (Beeskow ) sprachen in ihren Ausführungen wesentlich andere Grundsätze für dt« Gestaltung der Beziehungen von Wirtschaft und Selbstverwaltung au«. S>« verlangten vor allem baldige Benval- tungsreform mit Einschränkung der Mittelin stanzen und bei der Neugestaltung der Lastenverteilung ein entsprechende» Verhältnis zwischen den Ausgaben und den Einnahmen der komm», »alen Selbstverwaltung. Die wirtschaftlichen Unternehmungen der Koinmunalkärper müßten sich auf di« notwendigste« Dinge he- schränken, dürften aber ihre Steuerbefreiungen nicht perlleren. Der «reis der freiwillig übernommenen Ausgaben tonn« ohne ernsten Schaden nicht eingeschränkt«erden.
welfenführer Tafel-tzampe. Die monarchistischen„Riederfachfen". Braunschweig , 8. September. (Eigener Drahtberlcht.) Bor einigen Monaten erregte es in ganz Deutschland Aufsehen, daß der braun- schweigische Senatspräsident und welfische Reichstageobgeordnete H a m p e sich sehr merkwürdiger Methoden im Dien st e des Ex» Herzogs bediente. Hampe hatte, ehe der von der schwarzweißroten Landtagsmehrheit in Braunschweig angenommen«„Herzogsvergleich" zur Beratung stand, an den„herzoglichen Hof" kn Gmunden ein Telegramm gerichtet. Er kündete darin den Besuch des n a t i o n o l- sozialistischen Landtagsabg. Riese an und empfahl, ihn möglichst zur Tasel zu laden, damit Riese in der Abstimmungssrage umgestimmt werde und zu dem Raub am braunschweigischen Volke seinen Segen gebe. Hampe hat diesen Beeinflussungsversuch solange bestritten, bis«e der„Wiener Arbeiter-Zeitung" möglich war, das Telegramm Im Wortlaut zu veröffentlichen. Darauf redete sich Herr Hampe heraus durch die Behauptung, er habe im Austrage des schwarzweißroten Landtagsblocks gehandelt. Sowohl die bürgerliche Arbeitsgemeinschaft im Landtag als auch der Rational- sozialist Riese übersührten Hampe der unwahren Angaben. Schließlich trat der so blamierte hohe richterliche Beamte Hampe von seinem Posten als Vorsitzender der Niedersächsisch enPartei (Welsen) zurück, natürlich„aus Gesundheitsrücksichten". Wer aber geglaubt hat. daß damit Hampe» politisch« Laufbahn ein Ende haben würde, der hat von den welftschen Monarchisten eine zu hohe Meinung gehabt. Dieses Parteigrüppchen hielt setzt in Holzminden seinen Parteitag ab und wählt« Herrn Hampe einstimmig wiederzumPartetvorsitzenden. Herr Hampe nahm auch wieder an, er scheint also wieder gesund zu sein. Ja, er soll die An- nähme des Amte» sogar von der einstimmigen Wahl abhängig gemacht haben. Nach diesem Vorgang steht e» also fest, daß es im monarchisttschen Lager nicht als Unmoral betrachtet wird, wenn Politiker versuchen, durch Toseleinladungen oolkzseindliche Beschlüsse zu erzielen und wenn st« bi» zur völligen Uebersührung dies« Beeinslussungsoersuche auch noch dreist leugnen. Franzosenhaß in Italien . In Mailand sollte im wiederber- gestellten Edentheater eine sranzösische Gesellschaft austreten. Das Publikum widersetzte sich der Aufführung durch Johlen und Schreien. so daß schließlich, nachdem mehrere patriotische Musikstücke oufae- führt worden waren, da» Theawr durch di« Polizei geräumt werden mußt«.