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Leningrader Alltag.

Arbeitslosigkeit und Sparsamkeitskampagne".

Bon einem ruffischen Sozialdemokraten wird uns aus Leningrad   geschrieben:

Wir leben im Zeichen der Sparsamkeitskampagne", die fich immer deutlicher gegen die Arbeiterschaft wendet. Das Sparsamkeits­regime wird meist von den Arbeitern die Sparsamkeitspresse" ge­nannt. Der Druck dieser Presse" wird von Monat zu Monat emp: findlicher. Am stärksten wirkt sie sich in der Arbeitslosigkeit aus. Seit Januar werden ununterbrochen Einschränkungen in den Be­trieben vorgenommen, wobei sich die Zahl der entlassenen Fabrik­arbeiter im April besonders gesteigert hat. In den letzten Mo­naten wurden die Buchdrucker von der Abbauaktion besonders start in Mitleidenschaft gezogen. Die Arbeitslosigkeit hat hier im Zusammenhang mit der Krise auf dem Büchermarkte einen bedrohlichen Charakter angenommen. Die Verlage schränken ihren Betrieb ein, die Druckereien entlassen einen Teil der Arbeiter. In Leningrad   find 4000 Buchdrucker- von insgesamt 20 000­arbeitslos; die Mehrzahl der Buchdrucker arbeitet bloß vier Tage in der Woche.( Im Zusammenhang damit verdient die Tatsache Er­wähnung, daß die Auflageziffern der Zeitungen nach dem lleber. ganz zum Einzelabonnement stark zurückgegangen sind: in diesem Jahre werden täglich nur 240 000 Exemplare- gegenüber 400 000 im Vorjahre verbreitet.) Die Entlassungen erstrecken sich vorwiegend auf die unteren Beamten und auf die Arbeiter der niedrigsten Lohnklassen. Auch unter den Jugendlichen herrscht eine starke Arbeitslosigkeit. Die Zahl der bei dem lokalen Arbeits­nachweis registrierten jugendlichen Arbeitslosen beträgt 18 300. Ar­beit findet sich jedoch nur für fünf bis zehn Personen täglich. Be­sonders hoch ist die Zahl der Opfer des Sparsystems unter dem. Bureaupersonal, das sich in einer verzweifelten Lage be­findet. In den Zuschriften der Arbeiterforrespondenten und in den Entschließungen der Arbeiterversammlungen wird ständig und mit großem Nachdruck auf das Mißverhältnis zwischen der Zahl der An­gestellten und der der Arbeiter hingewiesen.

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Das bedrohliche Gespenst der Entlassung, das mitunter auch die Arbeiter in einem Gefühl der Unzufriedenheit und des Proteftes vereinigt, führt andererseits zu Unstimmigkeiten und Feindseligkeiten in der Arbeiterschaft selbst. Nach den Berechnungen der Wirschaftler erreicht die Zahl der überschüssigen Arbeitskräfte in der Leningrader Industrie die Höhe von 18 000. Mit großem Nachdruck, der hier menig am Blaze ist, wird die Entfernung dieses" Anhängsels" gefordert. Man traut sich freilich nicht mit dieser energischen For. derung den Arbeitern offen in den Arbeiterversammlungen gegen­überzutreten, jedoch sind weitere Entlassungen under­meidlich. Die Arbeiter sind sich dieser Tatsache bewußt, und es wird deshalb in ihren Kreisen die Frage erörtert, auf wen sich die Entlassungen in erster Reihe erstrecken sollen. Müssen in erster Linie die ledigen oder jugendlichen Arbeiter oder die, die am häufig ſten von der Arbeit fernbleiben, entlassen werden? Es ist klar, daß schon die Erörterung dieser Frage zu Zwiftigkeiten in der Arbeiter schaft führen muß.

Im Lokalblatt werden täglich 15 bis 20 Selbstmordfälle registriert. Darunter sind viele Jugendliche, meist Schüler, die Lebensüberdruß und Enttäuschung in den Tod treiben; in über­wiegender Mehrzahl sind es jedoch Arbeitslose. Gift, die schlammigen Fluten der Fontanka oder der Sprung aus dem fünften Stockwert erscheint ihnen als einziger Ausweg aus der Hoffnungslosigkeit der monatelangen Hungerqualen. Die Berzweiflung hebt den Mut, und die Unzufriedenheit tritt mitunter offen zutage. So schreibt ein Ar beiter an die Leningrader Prawda"( die meisten dieser Briefe wandern sicherlich in den Papierkorb der Redaktion!):" Wir schauen in die Ferne und sehen nicht, was in unserer allernächsten Nähe vorgeht; wir erörtern die Lage in ben bürgerlichen Ländern, was bei uns aber los ist, das sehen wir nicht, wir wollen auch nicht sehen und verlieren darüber kein Wort."

Kinderfest im Dorf.

Daß die Dorfschule auch dazu übergegangen ist, den Kindern die Bitternis des Stillfizens, Nichtschwägens und Lernens dur die Süße fröhlicher Beranstaltungen schmackhaft zu machen, ist gewiß freudig zu begrüßen. Anders als im Kopf des Großstadtfindes malt sich in dem des Dorffindes die Welt. Gewiß, die technischen Wunder, Elektrizität und Telephon, haben auch in den abgelegensten Orten hörer anlegen, gibt es auch vereinzelt. Aber das, was die Kinder ihren Einzug gehalten, und Familien, die sich abends die Rundfunt­mehr zusammenführen könnte, wie z. B. Sport, fehlt meistens, da feine Plätze vorhanden sind, die sich zur Abhaltung der Uebungen eignen. In den gemeinsamen Bergnügungen während der Jahre, die sie in der Schule verbringen, haben die Kinder Ersatz für so vieles, das den Großstadtkindern öfters geboten werden kann. Auf den Lehrer kommt es natürlich an, ob solche Gemeinsamkeit anregend Lande viel umhertommt, wird wohl stets die eine oder andere Schule und erfrischend auf die jugendlichen Gemüter wirft. Wer auf dem auf froher Wanderung angetroffen haben, deren Endziel ein land­schaftlich oder historisch bemerkenswerter Punft ist. Aber jetzt, wo der Abend schon ziemlich früh hereinbricht, ist das dörfliche Kinder­fest Trumpf. Von mittags bis abends beherrschen Mädel und Buben die Dorfaue und den Festsaal der Dorfwirtschaft: ein Umzug der mit Blumen geschmückten Kinder leitet das Fest ein, ein Fackelzug beschließt es. Dazwischen allerhand Beluftigungen, Spiele, Reigen. gemüter sind ja mit so wenigem zufrieden zu stellen. Ist die Dunkel vorführungen, Sportübungen, wie Klettern und Laufen: Kinder­heit hereingebrochen, gibt es im Saal eine Kasperlevorstellung, die das volle Verständnis der Jugend findet. Aber auch die Alten lachen über die Schnurren sizzen doch hier Arbeiter und Groß bauer dicht beisammen. Politik sollte von diesen Kinderfesten fern gehalten werden, aber es ist fennzeichnend für die Mentalität der reaktionären Kreise, daß sie auch hier versuchen, schwarzweißrot zur Geltung zu bringen. Und sei es auch nur als fleine Wimpel hoch ist, wenn man die Majorität im Dorf hat. Und das Pfui derer, die oben an den Ballen der Saaldecke. Eine Provokation, die so billig Politit von Schultindern fernhalten wollen, prallt an ihrem engen Geisteshorizont ab.

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Böttchers Raubzüge.

Verbrechen, die noch aufzuklären find.

Der Raubmörder Böttcher räumte einen neuen Ueberfall ein. Auf eine eigene Art ist wieder ein Raubüberfall, der ebenfalls von dem verhafteten Böttcher verübt wurde, aufgeklärt worden. Unter den Sachen, die der Verbrecher einem Mädchen geschenkt hatte, befand sich auf ein Miniaturelefant aus Elfenbein. Eine Dame, die von den Taten Böttchers und diesem Fund in den die Mitteilung, daß sie ebenfalls beraubt worden war. Zeitungen las, machte daraufhin der Kriminalpolizei erst nachträglich

Am Sonnabend, den 21. August d. I., ging fie mit einem Herrn in der Umgebung von Strausberg   spazieren. Auf einem Waldwege in der Nähe des Stienissees stürmte plötzlich ein junger Mann, der unbemerkt von hinten herangekommen war, zwischen dem Herrn und der Dame hindurch und entriß dieser die Handtasche. Um dem feinen Revolver ziehen und schießen. In diesem Augenblid hatte der Räuber einen Schreck einzujagen, rief fie ihrem Begleiter zu, er folle Räuber in nicht allzu meiter Entfernung eine Anhöhe erreicht. Als er den Ruf der Dame hörte, wandte er sich um, zog feine Pistole und rief, das Schießen fönne sie haben. Sofort feuerte er auch einen Schuß ab, der aber zum Glück fehlging. Die geraubte Handtasche hatte nun u. a. einen Elfenbeinelefanten enthalten, den die Dame, wie viele andere, als Talisman bei sich zu tragen pflegte. In dem dem Mädchen abgenommenen Talisman erkannte sie den ihrigen die Vernehmungen des Berhafteten selbst und seine Geständnisse auch wieder. Böttcher gestand auch diesen Raub ein. Andererseits haben gezeigt, daß in vielen anderen Fällen die Ueberfallenen ebenfalls feine Anzeige gemacht haben. So raubte Böttcher Ende Juli oder Anfang August d. J. einer Dame im Grunewald   eine kleine Handtasche mit 4 bis 5 Mart, einem Bund Schlüssel und einigen Taschentüchern, Mitte August einer jungen Frau in der Nähe des Bahnhofs Eich einer Hundelette, ferner zu einer anderen Zeit am Bahnhof Eichtamp tamp eine Handtasche mit einem kleineren Geldbetrag, Schlüsseln und einer jungen Frau, die einen hellbraunen Mantel getragen haben foll, die Handtasche mit etwas über 3 Mart, mehreren Schlüffeln und zwei Fahrkarten für die Strecke Biefenthal- Grunewald. versuchte er in der Nähe des Kaiser- Wilhelm- Turmes einer Dame Endlich eine Attentasche zu entreißen. Wie er sich zu erinnern glaubt, feuerte er in diesem Falle einen Schuß in den Erdboden ab, um die Dame zu erschrecken. Die Opfer aller diefer Ueberfälle haben, wie ermittelt werden. Sie werden gebeten, sich im 3immer 105 des Polizeipräsidiums zu melden. Dort liegen auch noch mehrere Sachen aus, die Böttcher ohne Zweifel bei Ueberfällen erbeutet hat. Ob ihm auch der Mord an der Frau Ulbrich im August 1924 in dem Das Sparsamkeitsregime führt nicht nur zum Anwachsen der Walde zwischen Friedrichshagen   und Rahnsdorf   und an der Arbeitslosigkeit, es trägt auch in erheblichem Maße zur Ber. März 1925 auf dem Arnswalder Blag zur Last fallen, läßt sich noch Ber19jährigen Hausangestellten Elisabeth Stangiersti im schlechterung der Arbeitsbedingungen bei, denn zu feinen Begleiterscheinungen gehören Herabsetzung der Löhne, Ver- nicht fagen. Die Ermittlungen haben bisher dafür noch keinen legung der Tarifverträge, Verzögerungen bei der Lohnauszahlung, Anhalt ergeben, find aber noch nicht abgeschloffen, Einschränkungen auf dem Gebiete der sozialen Versicherung, Ver­schärfung des Straffystems usw. Besonders häufig sind auch die Klagen über die Handhabung des Sparregimes" als eines Systems der kleinlichsten Schikanen, die unter den Arbeitern Aerger und Un­mut erregen.

Solche Klagen hört man häufig. Für die Arbeitslosen in Eng­land wird Geld gesammelt, und die Leichen unserer Arbeitslosen schwimmen duzendweife in der Fontanta." Es ist bezeichnend, daß die Arbeiter fast nie den Ausdruck gebrauchen, wir sammeln", son dern immer nur es wird gesammelt". Auf dem Arbeits­nachweis wurden zwangsweise Kolonnen aus gelernten Arbeitern für die Straßenreinigung, für den Transport von Baumaterialien nach den Baupläßen, für Verladungsarbeiten usw. gebildet. Ihr

über Schäden in Häusern geklagt wird, nach seinen Kräften, die ja durch Einschränkung des Personals bekanntlich start beschränkt worden find, und unter strenger Anwendung der gefeßlichen Vorschriften den Klagen so schnell wie möglich nachzugehen und dafür zu sorgen, daß den gerechtfertigten Ansprüchen der Mieter hinsichtlich der Be­schaffenheit und der Instandhaltung der Wohnungen entsprochen

wird."

Schwerer Unfall im Umformerwerk Humboldt.

Bon der Hochspannung getötet.

Ein tödlicher Unfall trug sich heute morgen in dem Um. formerwert Humboldt in der Kopenhagener Straße im Norden Berlins   zu. In einem 6000 Bolt( 6- Kilowatt- Sammelschienen) Raum war der 27jährige Monteur Otto Runge aus der Herz­schäftigt. Aus bisher noch ungeklärten Ursachen kam R. der Hoch­zu Lichtenberg   mit Montagearbeiten be­pannungsleitung zu nahe und wurde auf der Stelle ge= polizeiliche Untersuchung über die Todesfrage ist eingeleitet. Das tötet. Der Lote wurde nach dem Leichenschauhaus gebracht; eine Unglück ist um so tragischer, als Runge furz vor der Hochzeit stand. Ein weiterer folgenschwerer Unfall mit tödlichem Ausgang er. eignete sich am Mittwoch abend auf dem Verschiebebahnhof in Seddin. Der Fahrdienstleiter Hermann Kroll aus Neu- Seddin wurde von einer zuschlagenden Tür so unglüdlich am Kopfe ge­läßt vier Kinder. Kurze Zeit darauf trat der Tod ein. K., der verheiratet ist, hinter­troffen, daß er schwer verlegt, bewußtlos zusammenbrach. Kurze Zeit darauf trat der Tod ein. R., der verheiratet ist, hinter­

Die hundertjährige Erbschaft.

Vor fast zwei Jahrhunderten wollten zwei Brüder Loch­mann, ein Seiler und ein Sattler, nach Helländisch- Indien aus­wandern. Sie wollten die Ueberreise getrennt unternehmen und sich in Batavia wieder treffen. Das Schiff, mit dem der Seiler fuhr, ging unterwegs unter, feiner der Passagiere fonnte gerettet werden. Der Sattler Lochmann siedelte fich in Batavia an und nahm eine Eingeborene zur Frau. Durch seinen Beruf tonnte er studieren lassen. Kurz nach der Ueberfahrt nach Holland   starb der sehr viel Geld verdienen und galt bald als ein wohlhabender Mann. Gein einziges Kind, ein Sohn, wollte Lochmann in Deutschland Eohn auf einer Insel bei Amsterdam  . Auch die Frau starb sehr jung. Lochmann, der mit großer Liebe an sein Heimatland hing, unterstützte seine in Deutschland   lebenden Verwandten. Als er im Jahre 1792 in Batavia starb, haben die holländischen Behörden sein Erbe verwaltet, den Erlös seines Befizes nach Deutschland   geschickt. In der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden diese Beträge von Erbschaftsmasse war aber noch nicht völlig aufgebraucht nach dieser einem Rechtsanwalt Bin dewald unter die Erben verteilt. Die Verteilung. Vor einiger Zeit hat die holländische Regierung als Nachtrag noch eine Summe von 20000 holländischen Gulden überwiesen mit der Anordnung, diese Summe an die Erben zu verteilen. Das Erbschaftsgeld, das von der Devisen­beschaffungsstelle des Amtsgericht Berlin- Mitte   zur Auszahlung gelangen soll, harrt immer noch auf die Erben. Nach langem Mühen find jetzt drei Familien aufgefunden, die für die Erbschaft in Frage Erbberechtigten, die aus Hettstädt, Arnstadt  , Sondersleben stammen tommen. Doch da das Geld erst ausgezahlt werden kann, bis alle müßten, sich gemeldet haben, müssen auch die schon bekannten Erben

noch warten,

Aus Lesertreisen wird uns noch mitgeteilt, daß die Bertretung mann, Berlin  , Samoaftr. 7, übernommen hat. der schon als erbberechtigten Familien Rechtsanwalt Dr. E. Dett

Schloß Grunewald   als Polizeistation.

In letzter Zeit waren wiederholt Klagen über ungenügenden polizeilichen Schuh im Grunewald laut geworden. Wie wir dazu vom Polizeipräsidium erfahren, ist inzwischen ein Kommando von 15 Beamten mit 17 Pferden im Jagdschloß Grunewald   stationiert worden. Durch diese Maßnahme hat ausreichenden polizeilichen Schutz erhalten. nunmehr der ganze füdwestliche Bezirk bis zur Potsdamer Grenze

Tagen wurde einem Fahrgast am Bahnhof Börse durch einen Stein­Immer wieder Steinwürfe auf Eisenbahnzüge. Erst vor einigen wurf der Unterkiefer zerschmettert. Der Mann liegt noch im Krankenhause. Gestern nachmittag wurde wieder der Wann­in der Nähe der Ebersbrücke beworfen. Ein faustgroßer Stein zer­feezug 4418 auf der Strecke zwischen Schöneberg   und Friedenau  trümmerte auf der rechten Seite die Fensterscheibe eines Abteils. Die Splitter flogen umher, der einzige Fahrgast in dem Abteil, eine teilungen zur Aufklärung an Kriminalkommissar Dost, Streife H, Dame, blieb aber unverlegt, weil sie auf der linken Seite saß. Mit­im Polizeipräsidium.

Mit einem Schuß in der Brust wurde heute früh gegen 1 Uhr ein junger Mann an der Ede der Westfälischen und Eisenzahnstraße

Taglohn beträgt mitunter nicht mehr als 60 bis 80 Ropeten(!), gesagt, feine Anzeige gemacht, fonnten bisher auch noch nicht besinnungslos aufgefunden. Im Krankenhaus in der Achenbach­die Arbeitsverweigerung führt in diesen Fällen zur Streichung aus den Listen der Arbeitsuchenden. Zwangsweise wurden auch Kolonnen aus Arbeitslosen für die Torfgewinnung gebildet.

Die Verlegungen der Tarifverträge durch die Ver.

,, Der Verfall der Wohnhäuser."

Zu diesen Feststellungen in Nr. 406 vom 29. August 1926 erhalten wir vom Bezirksamt Prenzlauer Berg   nachstehende Erwiderung: Am 23. Juli 1926 erhielten wir die Anzeige eines Mieters, waltung in Form von Einschränkung und Schmälerung der Ber  - Daß der Bermieter trop wiederholter Aufforderung durch die Mieter sehr dringende Reparaturen nicht ausgeführt habe. günstigungen für Arbeiter nehmen einen systematischen Charakter Besichtigung der Schäden auf dem Grundstück wurden angeordnet an. So hat z. B. die Verwaltung der Fabrit Krasnaja Niti" und fand am 11. August 1926 statt. Der technische Sachverständige die Löhne der Hilfsarbeiter um 12 Pro3. verkürzt, ohne vorher die des Wohnungsamtes hatte zur Besichtigung sowohl den Antragsteller Zustimmung der paritätischen Tariffommission einzuholen. Die Ver- als auch den Eigentümer geladen. Der Eigentümer ließ durch die waltung der Werke Krasny Majat" hat es abgelehnt, die Zeit Frau des Hausreinigers um Aufschub der Besichtigung bitten, weil für das Schmieren der Maschinen anzurechnen, obgleich jede Schicht er verreist sei. Diesem Wunsche wurde nicht entsprochen, die Be­eine halbe Stunde dafür verwenden muß. Den Lederarbeitern, die sichtigung wurde vielmehr in Gegenwart des Antragstellers durch geführt. Dabei wurden im Hause schwere Schäden fest mit dem Trocknen der Felle beschäftigt sind, wurde entgegen dem gestellt, die zum großen Teil der Darstellung, die am 29. August Tarifvertrag ein Ergänzungsurlaub verweigert usw. Noch schlimmer 1926 im Borwärts" gegeben wurde, entsprechen. Auf Grund der steht es mit der Frage der rechtzeitigen Auszahlung der Löhne. Bestimmungen des preußischen Wohnungsgesetzes und der Berliner  Polizeiverordnung betreffend Wohnungsordnung konnte das Woh nungsamt nun nicht sofort etwa mit 3wang gegen den Eigentümer vorgehen. Das Wohnungsamt hat vielmehr Abhilfe auch in diesem Fall, nachdem der umfangreiche Bericht des technischen zunächst durch Rat, Belehrung oder Mahnung zu versuchen. Das ist Sachverständigen niedergelegt war, alsbald geschehen. Erst wenn sich nach Ablauf einer Frist erweist, daß dieser gütliche Versuch, zur Abhilfe zu gelangen, fruchtlos bleibt, ist das Wohnungsamt in der Lage, dem Vermieter unter Stellung einer nochmaligen angemessenen Frist zur freiwilligen Ausführung der Arbeiten die Anwendung von 3wang anzudrohen. Bleibt diese Androhung vergeblich, so wird das Wohnungsamt die Ausführung der Arbeiten, die zur Be feitigung der Schäden notwendig find, auf Rosten des Eigen tümers durch Dritte anordnen. Ein Teil der Mängel ist inzwischen durch Eingreifen der städtischen Baupolizei behoben. Die Ungeduld der unter der Nachlässigkeit des Hauswirtes leidenden Mieterschaft ist zwar zu begreifen, es ist aber in diesem Falle der Dieterichaftlernft mit ber Borwurf au erfparen. daß fie die Schäden zu großem Umfang hat an. wachsen lassen, ohne das Wohnungsamt zu unter. richten. Das Wohnungsamt bemüht sich, in jedem Fall, in dem

Im Zusammenhang damit wächst auch die Bahl der Kon flikte zwischen der Verwaltung und den Arbeitern. Darüber gibt es keine genauen Angaben, da die Mitteilungen über Arbeitskonflikte in der Bresse nur sehr geringe Erwähnung finden. Es ist aber beispielsweise bekannt, daß der Metallarbeiterverband im vorigen Jahre 551 Konfliktfälle zu schlichten hatte; in diesem Jahre ist die Zahl der Konflikte im Laufe des ersten Halbjahres bereits auf 1482 angewachsen.

Unter diesen Verhältnissen setzt sich die Unzufriedenheit der Massen allmählich in eine politische Aktivität um, auf die die Zidzadlinie der Gewerkschaftspolitit, das Anwachsen der oppofitionellen Stimmungen und das wachsende Interesse der Ar­beiter für die Sozialdemokratie zurückzuführen sind.

Englands 160- milliarden- Staatsschuld. Die Berbindliteit.

des englischen Staates haben sich im letzten Finanzjahr um 460 Mil­lionen Mart vermindert. Die äußere Staatsschuld beträgt jetzt 22 Milliarden, die innere 136 milliarden Mart.

straße, wo der Arzt einen ungenschuß feftſtellte, wurde er als der 21 Jahre alte Arbeiter Otto Ohm aus der Hektorstraße 14 ertannt. Der Schwerverlette hat das Bewußtsein noch nicht wieder­erlangt. Bassanten und ein Wächter hatten einen Schuß fallen nicht gesehen, daß jemand davonlief. Weil der Verlegte noch nicht hören und den Mann in einer Blutlache liegend aufgefunden, aber vernommen werden kann, so ist noch ungeklärt, ob er sich selbst ge­schoffen hat oder angeschossen worden ist. Mitteilungen zur Auf­flärung an die Kriminalpolizei des 157. Reviers.

Ein aufregender Vorfall spielte sich gestern abend kurz vor frau des Schlossers Hermann Hansche geriet mit ihrem 8 Uhr in dem Hause Kaplerstraße 7 ab. Die 21jährige he manne, den sie der Untreue bezichtigte, in Streit. Sie ergriff ein Ehemann mehrere Stiche in der linken Bruſtseite bei. H. wurde in auf dem Tisch liegendes Küchenmesser und brachte ihrem 23jährigen schwerverlettem Zustande in das St. Norbert- Krankenhaus eingeliefert. Die Täterin wurde von der Polizei festgenommen. Mütterfortbildungskurs über Entwidlung, Pflege. Ernährung und Erziehung des Kleinkindes. Am Freitag, den 1. Oftober 1926, beginnt im Kaiferin- Auguste- Vittoria- Haus, Charlottenburg  , Frank­straße 3( Straßenbahnhof Westend  ), ein Kursus über Entwicklung, Pflege, Ernährung und Erziehung des Kleinfindes. Der Kursus umfaßt vier Doppelstunden, jeweils Freitags von 3-5 Uhr nach­mittags. Die Einschreibegebühr von 10 M. ist im Aufnahmebureau der Anstalt zu entrichten.( Postscheckkonto Berlin Nr. 12 360.) Zwei Bergarbeiter getötet. Ein schwerer Unfall, dem zwei Menschenleben zum Opfer fielen, hat sich am Mittwoch nachmittag auf dem Clothilde  - Schacht bei Gisleben ereignet. In­folge eines Strebenzusammenbruches gingen dort größere Gestein­massen nieder und stürzten auf mehrere an dem Ort arbeitende einer leicht verletzt. Die Schuldfrage ist noch nicht geflärt. Bergleute. 3 mei von diesen wurden getötet, einer schwer und

Doppelraubmord in Schlefien. In der schlesischen Grenz­gemeinde Wernstadt   ist ein doppelter Raubmord verübt worden. Einbrecher drangen nach Einbruch der Dunkelheit in das Haus des Schuhmachermeisters Kriefche, den sie über den Haufen schoffen, als er sich ihnen entgegenstellte. Der zur Hilfe herbeieilende Sohn murde durch einen Bauchschuß tödlich verlegt. Von den Ein brechern fehlt einstweilen jede Spur.

Groß- Berliner Parteinachrichten.

17. Kreis. Lichtenberg. 8eitunastommiffion. Heute abend 8 Uhr Sigung in der Bibliothet, Weichselfir. 28.

38. Abt. Heute abend 8 Uhr. Die Parteigenoffen beteiligen fich Aur Unterftligung unferes Redners an der Elternversammlung der 23. Bollsschule, Strausberger Straße 9. Die Bezirksführer melben umgehend an den Borsigenden die Funktionäre der Zeitungskommission,