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48 Staaten eigentlich ebenfalls das Wort ergreifen. Das würde mit den Uebersetzungen nahezu 100 Reden ausmachen, so daß die Auf­nahmefizung mindestens drei Tage und drei Nächte ununterbrochen dauern müßte.

Im übrigen ließ sich Stresemann   von den bereits seit mehr als einer Woche in Genf   anwesenden deutschen   Pressevertretern über verschiedene Einzelheiten der letzten Zeit informieren. Der Der rege Gedankenaustausch hat gezeigt, daß die deutsche Delegation die vergangenen und bevorstehenden Dinge durchaus realpolitisch beurteilt und daß sie sich nicht an belanglose Aeußerlichkeiten flammert.

Insbesondere wird mit Entschiedenheit betont, daß es jetzt feinen Sinn hat, nachträgliche Betrachtungen über gewiffe Einzel­heiten der angewandten Geschäftsordnung anzustellen, selbst wenn fie nicht hundertprozentig den Wünschen der Reichsregierung ent­sprochen haben sollten. Sehr energisch wird der Versuch der deutschnationalen Bresse verurteilt, die Tatsache der bevorstehenden Wahl Polens   in den Bölferbundsrat immer wieder in den Vordergrund zu stellen, als wäre dies und nicht die einstimmig beschlossene Aufnahme Deutschlands   das Ereignis. Auf diese Weise erreicht man lediglich, daß die große Bedeutung der Aufnahme Deutschlands   herabgesetzt wird. Damit wird vielleicht den Polen   ein Gefallen getan, aber nicht den deutschen   Interessen gedient. Ganz entschieden wird es abgelehnt, aus angeblichen Prestige­gründen gegen ein gleichzeitiges Erscheinen Deutschlands  und Bolens im Böllerbundsrat in irgendeiner Form zu reagieren. Die deutsche   Delegation denkt nicht daran, die Tatsache, daß Deutschland   von jeßt ab Mitglied des Rates, und zwar des jezigen Rates, ist, dadurch äußerlich dokumentieren zu lassen, daß sie die Einberufung einer besonderen Ratssitzung pro forma und ohne Tagesordnung beantragen würde. Eine führende Persönlichkeit der deutschen   Delegation erklärte drastisch, aber treffend, es wäre ein­fach kindisch, hier etwas in diesem Sinne zu unternehmen,

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baldige Revision des Völkerbundpaktes im Sinne völli ger Gleichberechtigung, d. h. für die Abschaffung der ständigen Ratssitze. Der Norweger Hambro forderte eine bessere Beteiligung der kleineren Länder an den Ausschuß beratungen.

Der belgische Delegierte und Präsident der sechsten Bölkers bundskommission, Genosse de Broudère,

führte wörtlich aus: Der Völkerbund   hat soeben den entscheidenden und vielleicht schwierigsten Schritt gemacht, um zu einer universalen Gegen 12% Uhr war die Beratung beendet. Die nächste Voll- Institution zu werden. Wer sich je mit den schwierigen, in Genf  versammlung am Freitag, vormittags 10% Uhr, gilt der feierlichen versammlung am Freitag, vormittags 10% Uhr, gilt der feierlichen zu beratenden Fragen beschäftigt hat, der weiß, wie sehr es not­Aufnahme Deutschlands  . Am Sonnabend werden dann die Kom wendig ist, daß der Bölferbund alle großen Nationen umfaßt, missionen in Anwesenheit deutscher Delegierter ihre eigentlichenwendig ist, daß der Völkerbund alle großen Nationen umfaßt, um sein Ziel, die Festigung des Friedens, wirklich zu erreichen. Arbeiten beginnen. Der Eintritt Deutschlands   ist in diesem Sinne eines der wichtigsten Ereignisse der letzten Jahre. Er ist von ganz besonderer Bedeutung für jene Staaten, die den Vertrag von Locarno   unterzeichnet haben: zum erstenmal werden die Beziehungen großer Staaten von einem internationalen Rechtsprinzip beherrscht werden, das den Krieg vollkommen ausschließt.

Begrüßungsworte sozialistischer Delegierter. Genf  , 9. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Der belgische Außenminister Genosse Emile Vandervelde  

gab mir folgende Erklärungen: Ich bin einer der wenigen, vielleicht der einzige der hier in Genf   anwesenden Politiker, die in allen entscheidenden Augenblicken, die Westeuropa   seit 1914 erlebte, in der Regierung faßen. Ich bin in die Regierung zum erstenmal eingetreten, als der Krieg ausbrach. Ich war in Versailles  , als der Völkerbundpakt abgeschlossen wurde. Ich bin wieder in die Regierung zurückgekehrt nach dem Abschluß des Ruhrkonflikts. Ich war Locarnist", che man an Locarno   dachte. Um so mehr habe ich, als ich den Vertrag von Locarno   unterzeichnete, die tiefe Genugtuung empfunden, jene auf die Bölferannäherung und den Frieden hinzielenden Bemühungen von Erfolg gefrönt zu sehen, zu deren Gelingen die Sozialistische Arbeiter Internationale seit den Konferenzen von Paris  , Frankfurt  und Hamburg   so fräftig beigetragen hat. Jetzt vollzieht sich der Schlußaft. Nach den Märzstürmen scheint die Sonne wieder. Die Verträge von Locarno   find in Kraft getreten.

nur damit Deutschland   den Polen   zurufen könnte: Aletsch, wir sind ihrer Macht, so doch in ihrer Würde gleichgestellt sind. Ich

vor euch drin gewesen!" Im übrigen werde die Tatsache, daß Deutschland   schon jetzt dem Rat angehört, und zwar dem alten Rat, dadurch dokumentiert, daß zu dem nach der morgigen Bollsitzung stattfindenden Bankett, das die internationale Vereinigung der beim Völkerbund akkredierten Journalisten veranstaltet, offizielle Ein­ladungen nur an die Vertreter der gegenwärtigen Ratsmächte einschließlich Deutschlands   ergangen sind. Stresemann wird auch dort eine Rede halten.

Diefer realpolitische Standpunkt, frei von Mervofität Diefer real politische Standpunkt, frei von Nervosität und von Mißtrauen, der in der deutschen   Delegation mit außerordent licher Lebhaftigkeit entwickelt wurde, kann von uns nur mit um so größerer Genugtuung begrüßt werden, als er sich fast restlos mit der in den letzten Tagen hier vertretenen Meinung deckt, während fast alle übrigen Blätter geneigt waren, aus jeder formaljurist i= schen Mücke einen politischen Elefanten zu machen. Es wäre allerdings beffer gewesen, menn bereits in den letzten Tagen die zuständigen Stellen in Berlin   selbst gegen die deutschnationale Pressehezze ebenso entschieden reagiert hätten, wie es jetzt von der deutschen   Delegation in Genf   geschieht..

Die Debatte der Vollversammlung. Genf  , 9. September.  ( Eigener Drahtbericht.) Die Völkerbund  versammlung setzte am Donnerstag in zweistündiger Sizung die Aussprache über den Tätigkeitsbericht des Rates und des Sekreta­riats fort. Der Kanadier Forster sang zunächst, wie seine Vor­redner am Tage zuvor, das hohe Lied auf Deutschland  , um dann die Erlangung der Mitgliedschaft der Bereinig. ten Staaten als wesentlichste Aufgabe des Wölferbundes für die Zukunft zu bezeichnen. Eine Betrachtung über die Gesamt­entwicklung des Bundes hatte sich Lord Cecil   zur Aufgabe gestellt. Er untersuchte, was in erster Linie zu den Aufgabengebieten des Bölkerbundes gehört, und fand, daß die betreffenden Bestimmungen viel zu unbestimmt seien. Am Schluß beantragte er unter Bezugnahme auf Artikel 3 und 4 des Volkerbundpattes, einen Aus­schuß zur Prüfung der Hauptarbeitsgebiete des Bölkerbundes einzuseßen. Der Vertreter von San Salvador  plädierte anläßlich der Austrittserklärung Brafiliens für eine

Jeppe Aakjaer  .

Geboren den 10. September 1866.

Die nordischen Länder haben von jeher ihre literarischen und tünstlerischen Größen moralisch und praktisch höher zu würdigen ge­wußt, als es etwa bei uns vor dem Kriege die gesellschaftliche Ord­nung und nach dem Kriege die öffentlichen Mittel zuließen. Auf den Etats sämtlicher skandinavischer Staaten stehen regelmäßig Posten für sogenannte Dichtergagen, die die Allgemeinheit dem ernsten Schrifttum als Dant wie als willkommenen Zuschuß be­fchert. Aber auch in bezug auf äußere Kundgebungen und Ehrun­gen stellt man die Geistesgrößen dort in eine Reihe mit den führen den Männern des öffentlichen Lebens, denen man namentlich in den Ländern ohne demokratische und parlamentarische Ueberlieferung immer noch eine Sonderstellung über der Kunst und Geistesarbeit anweiſen möchte. Es sei an die triumphale Heimfahrt des toten Björnson aus Paris   in die Heimat erinnert, die aus Staatsmitteln und auf einem Kriegsschiff erfolgte, an Strindbergs Beisehung, an der alle Berufe und Bevölkerungsklassen offiziell beteiligt waren. Und ebenso wie vor nunmehr gerade 20 Jahren Kopenhagen   dem bald danach verstorbenen Dichter Holger Drachmann   eine imposante Feier zum 60. Geburtstag unter allgemeiner öffentlicher und pri­vater Beteiligung rüstete, wird heute derselbe Tag für Jeppe Aat­jaer, gleichfalls auf dem Kopenhagener Rathaus, als eine Huldi­gungsfeier des ganzen Landes für diesen Dichter des Volkes be­gangen. Bezeichnend für die Liberalität der öffentlichen Meinung Dänemarks   ist es, daß die großen Kopenhagener Zeitungen fämt licher Parteirichtungen, auch die tonservativen, diesen Ehrentag des von jung auf überzeugten Sozialisten Aatjaer in dieser großzügigen Weise zu feiern in die Wege geleitet haben.

Aakjaer ist über die Grenzen seines Landes hinaus wenig be tannt, ehestens noch in Deutschland  . Er ist bei seiner politischen Ueberzeugung sehr national betont, genauer: landschaftlich nach seiner engeren Heimat Jütland  . Er kam dort im Herzen des dänischen Festlandes, unweit dem Städtchen Stive, auf dem väterlichen Hofe Aatjaer, dessen Namen Jeppe Jensen   später annahm, zur Welt und er fitzt jezt, seit wohl zwei Jahrzehnten, nicht weit davon auf seinem eigenen Hof, den er auf jütländisch Jenle"( Allein) getauft hat. Die Namen Aafjaer und Jenle sind heute in Dänemark   jedem Kind vertraut, denn Aafjaers Bücher werden im ganzen Lande gelesen, feine Verse, vielfach von den besten Komponisten vertont, überall ge­fungen, und Jenle ist nicht nur der private Wohnsitz des Dichters, sondern auch die Versammlungsstätte aller freiheitlich gesinnten Ele­mente des Landes, die sich allsommerlich dort auf Aafjaers Ruf einmal zusammenfinden.

Diese Doppelheit von Schriftsteller und tätigem Boltsmann ist für Aakjaer persönlich ebenso fennzeichnend wie für die Freiheit po­litisch- fultureller Entwicklung, die in Dänemart möglich ist. Aal­jaer hat sich seine Geiftesbildung nicht nur selbst erwerben müssen, er hat sie sich auch unter den günstigen Bedingungen seines Landes erwerben fönnen. In jungen Jahren hat er richtige Bauernarbeit geleistet, fam aber bald auf die Volkshochschule  , an der er später selbst Behrer werden sollte, und schuf sich zunächst ein großes Bubli tum durch populäre Bildungsvorträge, wie sie dem Kreise der Volks.

Der Völkerbund   hört auf, eine Liga von Siegern zu sein und wird eine Vertretung von Nationen, die, wenn auch nicht in war von jeher der Ansicht, daß der Völkerbund  , um zur vollen land, die Türkei   und die Bereinigten Staaten um Blüte seiner Autorität zu gelangen, auch Deutschland  , Ruß­fassen muß. Der Eintritt Deutschlands   bedeutet in dieser Hinsicht eine erste Etappe. Die anderen werden folgen. Als Ver­treter eines Boltes, das fein anderes Ziel fennt, als die Festigung des Friedens, und als Sozialist, dem es vor allen Dingen auf die Wahrung der Interessen der Arbeitertlaffe an­fommt, möchte ich heute mit besonderer Freude die für mich sym­bolische Anwesenheit des hochverehrten Genossen Breitscheid   als deutschen   Delegierten begrüßen."

Der zweite französische   Bölkerbundsdelegierte, Genoffe Paul- Boncour  ,

Ist es nicht auffallend, daß wenige Jahre nach dem Krieg es gerade den am Rhein   liegenden Staaten gelungen ist, eine Regelung durchzuführen, vor der ein Teil der Welt heute noch zögert? Für die Sozialisten ist diese Tatsache der Gegenstand großer Freude und tiefster Genugtuung; sie dürfen sich das Zeugnis ausstellen, daß sie durch ihre unermüdlichen Anstrengungen wesentlich zu dem Erfolg des Werkes beigetragen haben. Bergessen wir jedoch nicht, daß wir erst den Rahmen des Friedens endlich geschaffen haben. Nun gilt es, ihn mit Inhalt zu erfüllen, die allgemeine und allseitige Abrüstung durchzuführen, die materielle sowohl wie die moralische Entwaffnung, die vielleicht noch schwerer ist. Das ist die Aufgabe, für die wir alle uns nun mit einem durch den ersten Erfolg gestärkten Mut einsetzen müssen. Die Anwesenheit Deutschlands   im Völkerbund   erhöht die Aussichten auf den Erfolg wesentlich."

Das Reich dankt Preußen.

Auf den Glückwunsch des Preußischen Ministerpräsidenten hat

Reichskanzler Marg mit folgendem Telegramm geantwortet:" Für die Worte besonders herzlicher und hoffnungsfreudiger Anteilnahme anläßlich der Aufnahme Deutschlands   in den Völkerbund und Völker­bundsrat spreche ich zugleich namens der Reichsregierung der preußischen Staatsregierung meinen verbindlichsten Dank aus. Die Reichsregierung erwartet mit Ihnen, daß die mit diesem Ereignis verknüpften Hoffnungen zum Segen unseres deutschen  Bolkes in Erfüllung gehen werden. Es wird unser aller vor­nehmste Aufgabe sein, an ihrer Berwirklichung mit ganzer Kraft zu arbeiten."

Glückwunsch Deutschösterreichs.

Bundestanzler Dr. Ramet hat aus Genf   an den Reichskanzler das folgende Telegramm gerichtet:

Am Tage, da der einmütige Beifall aller im Völkerbunde ver­tretenen Staaten den Eintritt Deutschlands   in den Bund begrüßte, drängt es mich, Ihnen, Herr Reichskanzler, sowie dem deutschen   Volke die innere Befriedigung Desterreichs darüber auszu= sprechen, daß nunmehr die hohen geistigen Kräfte Deutschlands   be­rufen sein werden, an der Erfüllung der idealen Miffion des Völker­bundes mitzuwirken. Bundestanzler Dr. Rudolf Ramet,

äußerte: Für uns französische Sozialisten, die wir auch in einer Zeit, in der die Linke in Frankreich   die Mehrheit nicht hatte, ununterbrochen für den Ausgleich zwischen Deutschland  und Frankreich   fämpften und für den Eintritt Deutschlands  in den Bölkerbund, bringen die gegenwärtigen Tage Stunden der Erfüllung. Sie fönnen sich denken, daß der Bericht erstatter der französischen   Kammer für die Berträge von Locarno  , der ich war, tiefe Genugtuung darüber empfindet, daß diese für die künftigen Beziehungen unserer beiden Länder so hochwichtigen Berträge endlich in Kraft treten. Dadurch, daß Deutschland   nun gleichberechtigt dem Wölferbund beigetreten ist, erhalten alle Fragen, die noch zu regeln sind, einen Rahmen, in dem eine für alle Teile würdige Erledigung erleichtert wird. Ich bleibe auch im überzeugt, daß es uns gelingen wird, in der

Entwaffnungsfrage, die ich für eine der allerwichtigsten halte,

eine Lösung zu finden, welche die Sicherheit aller garantiert, unter einem internationalen, vom Völkerbund durchzuführenden Kon­troll system, dem sich alle Länder zu unterwerfen haben. Damit werden alle notwendigen Garantien geschaffen werden. Für die französische sozialistische Partei, die seit Jahren für die Verstän­digung mit Deutschland   eintrat, bildet dessen Eintritt in den Bund eine Quelle neuer Hoffnungen in bezug auf die fried­liche Entwicklung Europas   in der Zukunft."

hochschule und gleichzeitig den radikalen Anschauungen der damals gesellschaftlich gebundenen Klassen entsprachen. Aatjaer wurde zwar schon mit 19 Jahren wegen seines oppositionellen politischen Auf­tretens gesetzlich gemaßregelt, aber er war fast ein Dreißiger, als er die Universität beziehen fonnte, über dieses Alter sogar hinaus, als er sein erstes Buch veröffentlichte. Dies galt einem scharfen Angriff auf den Führer der sogenannten Inneren Mission, einer lebensfeindlichen, volksverdummenden kirchlichen Sonderrichtung, die namentlich unter der armen Heide- und Küstenbevölkerung Jütlands  auf großen Zulauf rechnen durfte. Und ebenso wirfte er als junger Student alsbald für die Ausbreitung des sozialistischen   Gedankens, indem er innerhalb der bürgerlich- radikalen Studentengesellschaft" hunderts sprach er es von den Studenten seiner Gesinnung in Bersen einen sozialistischen Klub gründete. Noch Ende des vorigen Sohr­aus: mit denen die Arbeit zu teilen, die Hanimer und Pflug führen". Bom Bolte wir kommen, zum Bolte wir gehen, fein Glück sei auch unser Gesez.

Matjaers eigentliches literarisches Werk umfaßt heute nach drei Jahrzehnten wohl an vierzig Bände. Aeußerlich den breitesten Raum nehmen darin seine Romane ein, die fast ausschließlich seinem en geren Abstammungs- und Wirkungskreis entstammen, dem jüt ländischen Bauern- und Häuslerleben. Er hat diese Klasse( wie auch Johan Skjoldborg  ) sozusagen literaturfähig gemacht, aber er hat doch vor allem seinen lebenden Vorbildern damit die soziale Gleich berechtigung und den kulturellen Aufstieg erkämpfen wollen. Wohl sein befanntester Roman Kinder des Zorns", der mit einigen an­deren ins Deutsche übersetzt sein dürfte, führt in dieser Hinsicht wohl die stärkste Sprache. Neben dieser sozialen Dominante klingt jedoch auch der landschaftliche Ton bei ihm sehr start hindurch. Im Bunde mit dem ihm menschlich wie in Entwicklung und geistigem habitus sehr nahestehenden Johan Skjoldborg   und mit Johannes B. Jensen hat er die jütische Bewegung" in der Literatur ge­schaffen, die sich in bewußten Gegensatz zu den Infeldänen und be­sonders der Kopenhagener bürgerlich fosmopolitischen Richtung fette, was nicht hindert, daß man ihn heute gerade dort am frei­gebigsten feiert.

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Die Nationalehre. Deutschnationales zu Genf  .

Reichsboten", dem Blättchen der deutschnationalen Pastoren, liest man:

Mit dem Begriffe deutscher   Nationalehre hat es nach dem Eintreffen Dr. Stresemanns in Genf   aufgehört. Die eigenmächtige Paftpolitik des deutschen   Außenministers hat sich durchgesezt, daß ihr Erfolg nicht auch Deutschlands   Erfolg sein fann, muß heute endlich jedem flar sein, der nicht durch Silber­streifen geblendet ist."

Alfo: Stresemann   hat die deutsche   Nationalehre" ge­meuchelt. Aber deutsch   nationale Ehre läßt es trotzdem zu, mit Stresemann zu regieren und Völkerbundspolitik zu treiben, nicht wahr?

lung, die mit einem ländlichen Fest verbunden ist, zu der Teilnehmer aus dem ganzen Lande in Scharen fommen und auf der er neben führenden Politikern eine weit ins Land wirkende Ansprache hält; allein durch seine Tätigkeit als Schriftsteller, als Volksbildner und Rezitator eigener Werte fonnte er sich selbst diese Stellung schaffen, wozu sonst im allgemeinen nur politische oder wirtschaftliche Macht­ein Vor­faftoren hinter einem einzelnen die Möglichkeit bieten bild, das ihm persönlich ebenso zur Ehre gereicht wie dem kultu­rellen Niveau feines Heimatlandes, das solche Persönlichkeitsent­wicklung aus dem Bolte zum Besten des Volkes wiederum gedeihen. läßt. A. F. C.

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matra, wie sie der neue Film der Urania  " bietet, hat ihre hohen Unfer Affen und Palmen". Eine Reise nach und durch Su­Reize. Bereits auf der Hinfahrt macht man die Bekanntschaft ein­heimischer Bassagiere, die an Bord ihre Sitten und Gebräuche zeigen. Die Flußfahrt führt weiter ins Land, läßt sich die Land­schaft mit ihrer herrlichen Vegetation entfalten und gewährt Ein­blicke in die reiche Tierwelt. Man ist wirklich unter Affen und Palmen". Wir schauen den munteren Spielen der zahlreichen Affen­gesellschaften zu, betrachten die Webervögel mit ihren selbstgewebten Restern ein Teddybär flettert im Baum, ein Schuppentier huscht vorbei und geht auf die Jagd, eine Riesenschlange wird gefangen. Die seltsamen fliegenden Hunde, die massenhaft in fahlen Bäumen hängen, werden aufgeschreckt und beginnen ihren gespenstischen Flug. Dann wendet sich der Film der malayischen Bevölkerung zu, die bei der Arbeit, bei ihren Festen und Vergnügungen vorgeführt wird. Eine eigenartige Kultur erschließt sich vor unseren Augen, die noch den Zauber der Geschlossenheit aufweist. Eine Hochzeits­prozession mit prächtigen Aufzügen führt mitten ins Leben hinein. Reisbau und Kokosnußernte( mit Hilfe abgerichteter Affen!), das Leben und Treiben auf einem großen Wochenmarkt, die Sportfeste ( Ringtämpfe der Wachteln und Tauben, Bushelkämpfe) runden das Bild ab. Das Soziologische tommt natürlich zu furz dabei. Aber das Auge nimmt vielfältigen Ertrag mit und lernt einen intereffan­ten und schönen Menschenstamm fennen, der sich zu einer hohen Stufe entwickelte.

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Die jütische Bodenständigkeit ist auch die Wurzel von Aakjaers stärkster dichterischer Manifestation, seiner Lyrif, wenn auch literar­historisch gesehen John Burns hierbei Bate gestanden hat. Er handhabt diese Lyrit ebenso ursprünglich im Dialekt wie im Hoch­dänischen, und ihre unmittelbare Abficht liegt gerade darin, daß er auch hier immer in den Anschaungen und in dem Lebenstreife feiner Klaffe verbleibt. Das, was ehedem von der höheren" Poefie als nüchtern und lediglich nugbringend verächtlich beiseitegelassen wurde, erhebt Aaljaer gerade in eine verklärte Sphäre, das Getreide als Nahrungsmittel, ein unbekanntes Unkraut am Wege alles letzten Endes wieder unbewußte Symbole für die Bedeutung des mühhochschule für Musik, Charlottenburg  , Fasanenstraße 1, zu seligen Aderarbeiters, des Ausgestoßenen der Gesellschaft. Dabei ist Alakjaer weit entfernt von einem grauen, engbrüftigen Arme­Leute- Stil; Schwung und Wohlflang leben in seinen Bersen, leuchten ein zuversichtliches Selbstbewußtsein.

Seinen Hof Jenle" hat er sich selbst erschrieben", seine Ber­ehrer haben ihm ein Stück Land dazu geschenkt, und hier veran­staltet er alljährlich im Hochsommer eine große politische Bersamm­

Staatliche Schauspielschule  . Die der Hochschule für Musik an­gegliederte Staatliche Schauspielschule zu Berlin   Leitung: Inten dant Prof. Leopold Jeßner  , stellv. Leitung: Karl Ebert   beginnt ihren neuen Lehrgang am 12. Oftober. Die Ausbildung dauert 2 Jahre, die Unterrichtsgebühr beträgt für das Halbjahr 100 Mr. zuzüglich 10 Mr. Beitrag für den Studentenfonds, fann aber in be­fonderen Ausnahmefällen erlassen werden. Anmeldungen zu der am 27. September ſtattfindenden Aufnahmeprüfung find schriftlich bis zum 20. September an das Bureau der Staatl. atadem. richten. Der Anmeldung find beizufügen: 1. ein selbstgeschriebener Lebenslauf, 2. eine Geburtsurkunde, 3. Abgangszeugnis der be­suchten Schule, 4. bei Minderjährigen die Genehmigung der Eltern oder Vormünder.

Friedrich Moeft liest im Saal der Reicherschen Hochschule für dramatische Kunst, Fasanenstr. 38, am 15. abends 8 Uhr, Novellen von Balzac