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Nr. 426+43. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Die Konsumgenossenschaften im 2. Quartal 1926

Wachsende Inanspruchnahme.

Die Vierteljahrserhebungen des Zentralver| bandes Deutscher Konsumvereine sind zur Beurteilung der Entwicklung der Verbrauchergenossenschaften von besonderer Be­deutung, weil sie einen weiteren Kreis von Genossenschaften um= fassen als die Wochenstatistit, nämlich alle Bereine mit mehr als 400 Mitgliedern. Ueber das zweite Vierteljahr berichteten 678 Konsumgenossenschaften mit 3 166 000 Mitgliedern. lleberblickt man die Gesamtstatistik, die die Umsäße, Geschäftsguthaben und Spar­einlagen der Konsumvereine des Zentralverbandes Deutscher Kon­Jumvereine umfaßt, so läßt sich folgendes feststellen.

Steigerung der Umfäße und Guthaben.

Die Umsätze sind in erfreulichem Maße gestiegen, und zwar von 172,2 Millionen Mart auf 184,7 Millionen Mart. Auf jedes Mitglied entfielen im zweiten Vierteljahr 58,35 m. gegen 52,37 m. im vorhergehenden Vierteljahr. Der Bierteljahrsdurch schnittsumfaß je Mitglied würde ohne die Bereinigung der Mit­gliederlisten 56,18 m. betragen haben. Gegenüber dem zweiten Bierteljahr des Borjahres ergibt sich eine Zunahme des Umsatzes um 27,6 Millionen Mark und eine Zunahme des Bierteljahrsdurch schnittsumfages je Mitglied um 10,09 M. Dieses Ergebnis zeigt nicht, daß die Konsumkraft des Boltes gestiegen ist, denn offen­bar ist infolge der großen Arbeitslosigkeit das Gegenteil der Fall, sondern vielmehr, daß die Wertschätzung der wirtschaft lichen Leistungen der Konsumgenossenschaften bei den Mitgliedern immer größer wird. Die konsumgenossenschaft. liche Leistungsfähigkeit ist es in erster Linie, welche die Zunahme des Durchschnittsumfazes bedingt. Ihre Wirkung ist so start, daß die hemmenden Momente des Rückganges des gesamten Volks. tonfums dadurch überwunden werden.

Die Summe der Geschäftsguthaben erhöhte sich von 26,7 Millionen Mark auf 28,4 Millionen Mark. Durch Aufwertung find 12 Millionen Mark entstanden. An neuem Gelde sind im legten Vierteljahr 1,7 Millionen Marf dem Geschäftsguthaben der Mitglieder zugeflossen. Im Durchschnitt auf jedes Mitglied erhöhte sich der Betrag der Geschäftsguthaben von 8,12 m. auf 8,97 m. Im Vergleich mit dem gleichen Vierteljahr des Vorjahres ist eine Zunahme des Geschäftsguthabens um 9,6 Millionen Mark, des Durchschnittssatzes je Mitglied um 3,19 M. und des Berhältnisses zum Vierteljahresumsag um 3,39 Proz. zu verzeichnen.

Spareinlagen und Genossenschaftsfinanzen.

Ein außerordentliches Wachstum zeigen auch im zweiten Bierteljahr die Spareinlagen. Deren Betrag erhöhte sich von 96,1 Millionen Mart auf 110 Millionen Mark oder um 13,9 Dillio: nen Mart. Der Betrag der durch Aufwertung entstandenen Spar­einlagen in der Höhe von 42,8 Millionen Mart ist unverändert. Je Mitglied ist eine Zunahme der Spareinlagen von 29,23 m. auf

Konsums, Ersparnisse zu machen, um zunächst wieder einen so starken Rückhalt zu gewinnen, als er vor dem Kriege vorhanden war. Diese Ersparnisse gehen zwar einerseits dem direkten Volks­fonsum verloren, andererseits aber wirken sie auf dem Kapital­marft in der Richtung des Abbaues der viel zu hohen Zinssäge und dienen somit indirekt zu einer Berbilligung der Produktion und somit auch wiederum zur Hebung des Konsums.

Für die Konsumgenossenschaften ist es ganz zweifellos, daß deren Finanzpolitik durch die Ersparnisse der Mitglieder eine Erleichterung erfahren hat, und daß auch deren wachsende Leistungs: fähigkeit zum Teil hierauf zurückzuführen ist. Betont muß aber werden, daß das eigentliche Betriebskapital der Konsumgenossen schaften nicht die Spareinlagen, sondern Geschäftsguthaben und Reserven bilden müssen, und daß daher deren Stärkung auch durch ein noch so starkes Wachstum der Spareinlagen nicht hintangehalten werden darf. Die Verwendung der Spareinlagen darf nur ein Notbehelf sein.

Der Umfaß der Konsumgenossenschaften bei der Großeinfaufsgesellschaft zeigt trotz des erheb lichen Wachstums der Umsätze der Konsumgenossenschaften einen fleinen Rückgang, nämlich von 62,1 Millionen Mart auf 61,2 Millio­nen Mark oder von 36,05 Proz. auf 33,11 Proz. In den Produktiv. betrieben der Großeinkaufsgesellschaft ging der Umjag von 10,6 Millionen auf 9,7 Millionen Mart oder von 6,15 Broz. auf 5,24 Proz. zurüd. Begründet ist der Umsagrückgang in diesem Quartal mit der Tatsache, daß der 30. Juni für eine große Bahl von Genossenschaften Bilanzstichtag ist und die Genossenschaften an der Ausweisung hoher Warenvorräte tein Interesse haben. Ber. gleichen wir jedoch das zweite Vierteljahr dieses Jahres mit dem zweiten Bierteljahr des Vorjahres, so ergibt sich eine Zunahme des Bierteljahresumsages der Großeinkaufsgesellschaft um 15,4 Millionen Mark oder um 3,97 Proz. und eine Zunahme des Viertel­jahrsumsatzes der Eigenproduktivbetriebe von 2,5 Millionen Mark oder 0,66 Proz.

Die Kaliindustrie im Wintershallbericht.

Ein Meisterwerk der Bilanzverschleierung. Die deutsche Kaliindustrie hat in den letzten Wochen durch ihren ( inzwischen abgelehnten) Antrag auf Erhöhung der Kalipreise wieder stark im Vordergrund des öffentlichen Interesses gestanden. Dabei wurden die Verhältnisse in der Kaliindustrie auch vom Bor­wärts" einer allseitigen Kritik unterzogen. Da die Preiserhöhungs­forderung von sämtlichen Werfen des Kalisyndikats, auch vom Bintershall- Konzern, dem angeblichen Vorfämpfer für niedrige Kali­preise, gleichmäßig vertreten wurde, war aus den Geschäftsberichten der einzelnen Gruppen der Kaliindustrie kaum Neues über die Lage zu erwarten. Das gilt im allgemeinen auch für den Bericht, der jetzt wieder mit 256 Seiten für den ganzen Wintershall- Konzern

herausgekommen ist.

Freitag, 10. September 1926

über die Verwendung des ersten großen Abschnitts und über die Zinslasten daraus etwas zu erfahren. Eine große Rolle in der Kalipreisdiskussion spielten die Stillegungsfosten; noch wichtiger war die Frage der Rentabilität. Ausführliche und gut spezialisierte Gewinn- und Verlustrechnungen hätten darüber wert­volle Auskunft geben können. Besonders beim Wintershall- Konzern wäre das wichtig und lehrreich gewesen, der die größten und kost­spieligsten Umstellungen vorgenommen hat. Für alle diese Er­wartungen aber ist der Konzernbericht von Wintershall eine schwere Enttäuschung.

Würde nicht aus der gegenüber 1924 vollständig veränderten systematischen Anordnung der Bilanzen hervorgehen, daß diese Aenderungen zum Teil aus Ordnungsgründen erfolgt sind, man müßte auf die Absicht bewußter Verschleierung und zur Täuschung der Deffentlichkeit schließen. Für die großen Werke( Deutsche   Kali, Bismarckshall, Großherzog von Sachsen  ) sind die Gewinn- und Ver­lustrechnungen der beiden Jahre absolut unvergleichbar, weil offenbar die Gewinne unter den Geschäftstosten zum Verschwinden gebracht sind. Sie scheinen an die Kaliindustrie A.-G. abgeführt zu werden( Steigerung von 0,96 auf 7,15 Millionen!); diese wiederum gibt überhaupt feine Einnahmen und Ausgabengliede rung, sondern führt nur die Gesamtsumme der Nettoeinnahmen ( ertsgewinne) auf, denen sie die Dividende aus Ausgabe gegen­überstellt. Bei den konzerninternen Gesellschaften, mie ali bant. G. und Norddeutsche Kaliwerte 3. B., find die Gewinn- und Verlustrechnungen ein Sohn auf die Publi.. zitätspflicht: der ungegliederten Einnahmensumme wird im gleichen Betrag die Ausgabensumme gegenübergestellt. Stillegungs entschädigungen treten als Ausgaben nur zweimal auf; auf ihre Ge­famthöhe ist jeder Schluß unmöglich, was bei der vielfach gewählten Ertragsbeteiligung als Entschädigungsverfahren besonders. mißlich ist. Endlich sind gegenüber dem Vorjahr bei den meisten großen Gewerkschaften die Gewinn- und Verlustrechnun gen vollständig weggefallen.( Alexandershall, Kaiseroda  mit der Fabrik Merkers  , Sachsen- Weimar  , Heiligenroda, den drei Glückauf- Gewerkschaften usw.)

Was sich der Wintershall- Konzern diesmal an Unvergleichbar­machung seiner Konzernrechnung geleistet hat, ist wirklich in der Geschichte der Abschlußveröffentlichungen noch nicht dagewesen. Er mag gewiß manche objektiven Gründe dafür haben, die man auch verstanden hätte, wenn sie genannt worden wären. So aber weiß man überhaupt nicht, weshalb das fostspielige Zahlenwerk befanntgegeben wurde.

Die Amerikaanleihe Preußens perfekt.

Die Amerikaanleihe des preußischen Staates über 20 Millio. nen Dollar wird endgültig begeben. Die Anleihe ist 6% prozentig und läuft 25 Jahre. Der Zeichnungspreis ist 95 Proz. Führer des amerikanischen   Konsortiums ist das Banthaus Harris Forbis u. Co., New York  . Außer drei amerikanischen   Banken gehört auch Mendelsohn u. Co., Amsterdam  , dem Konsortium an. Die Auflegung erfolgt in den nächsten Tagen, und zwar auch in Holland  . Der Erlös der Anleihe wird für die Ausgestal­tung des staatlichen Besizes an Häfen und Elektrizitäts­werken Verwendung finden.

Banken und Industrie in England.

Für deutsche   Verhältnisse gilt es schon seit Jahren als Selbst. verständlichkeit, daß in den Aufsichtsräten aller größeren Industrie­gesellschaften die Vertreter von Banken ſizen; ja, daß die entscheiden­den Finanzgeschäfte des Grosteils der Industrie direkt in den Ber­waltungen der Industriegesellschaften von Bankvertretern angeregt Einige Daten sind allerdings festzuhalten wert. So die Tatsache, und überwacht werden. Der Ausbau des deutschen Konzern- und daß am gesamten Weltabjak 1925 von 15,88 Millionen Doppel- Trustwesens hat wesentlich durch starke Einflußnahme von Banken gentnern Kali Deutschland   mit 12,25 Millionen, das Elsaß   mit stattgefunden, wie ja überhaupt die enge finanzkapitalistische Verbin­3,10 Millionen Doppelzentnern beteiligt ist, während auf Polen   dung zwischen Banken und Industrie das Kennzeichen des ( 225 000) und Amerika  ( 300 000 Deppelzentner) insgesamt nur deutschen   Bantwesens war und ist. Als typischer Gegen= etwa 3 Proz. des deutschen   und elsässischen Anteils fommen. Bon faz dazu galt bisher das englische Bankwesen, und zwar des= einer ernstlichen Bedrohung des deutsch  - französischen halb, weil es als strenge Regel galt, daß die Banken sich niemals Monopols fann also tatsächlich keine Rede sein. Im Wintershall­an Industriegesellschaften beteiligen dürfen, um auch jeden Schein Konzern wurde die Produktion von 1925 in 9 Fabrikwerken und Spekulativer Beteiligung bei ihren Einlegern zu vermeiden. Dieses erflärung abgegeben. Ueber das große, seit 1920 in Durchführung Industriewirtschaft scheint auch in England zufammenzubrechen. Es 4 Rohsalzschächten bewältigt; für 54 Schächte wurde die Stillegungs- System strengster Trennung des Bankgeschäfts von der begriffene Umstellungsprogramm bemerkt der Bericht, scheint sich die Ueberzeugung von der Notwendigkeit engerer Zu­daß es im wesentlichen zu Ende geführt worden ist. fammenarbeit zwischen Banken und Industrie durchzusetzen. Ein Mertmal von- fast programmatischer Bedeutung dafür ist die Meldung, daß der Verwaltungsratsvorsitzende der größten englischen Groß­bant, Mac Kenna von der Midland- Bant, einen Berwaltungsrats­posten in der Canadian Pacific Railway angenommen hat. Obwohl die fonservative Richtung in der englischen Bankwelt diesen Schritt Vorgehen der Midland- Bant als beachtliches Symptom für die Herausbildung des Bankkapitalismus auch in England betrachten dürfen, was für die zukünftige Entwicklung der englischen Wirtschafts­struktur von größter Bedeutung sein wird.

34,75 m. und im Verhältnis zum Vierteljahrsumjaz von 55,82 Pro3. auf 59,56 Proz. zu verzeichnen. Gegenüber dem gleichen Viertel­jahr des Vorjahres sind den Konsumgenossenschaften als Spar­einlagen 47 millionen Mart neues Geld zugeflossen, und der Durchschnittssak je Mitglied hat sich um 15,37 m. erhöht. So erfreulich die Zunahme der Spareinlagen bei den Konsum­genossenschaften ist, so ist andererseits doch deren Betrag im Ver­hältnis zu den Spareinlagen des Volksganzen nicht gerade impo­nierend; denn nach einer jetzt durch die Presse gegangenen Mit­teilung betrugen allein in Preußen Ende Juli die Spareinlagen 1621 Millionen Mart, so daß im ganzen Reiche mit einem Spar: einlagenbestand von bis 3 Milliarden Mart gerechnet werden muß. Dieses Wachstum der Spareinlagen sowohl bei den Konsum genossenschaften als auch überhaupt ist überraschend. Auch die schlechte wirtschaftliche Konjunktur scheint hierauf feinen nennens Auch die finanzielle Umstellung ist bekanntlich in wert hemmenden Einfluß auszuüben. Durch die Inflation haben diesem Jahre zu Ende geführt worden: die zahlreichen dem Konzern die breiten Massen des Volfes ihre Spareinlagen verloren. Die angeschlossenen Gewerkschaften haben ihren Befigtitel. in Aktien der Ronfumgenossenschaften haben durchweg eine Aufwertung Kaliindustrie A.-G.( Haltegesellschaft) umgetauscht. Die Kali: 25 Proz. vorgenommen. Die öffentlichen Sparkassen werden wohl industrie A.-G. ihrerseits hat ihr bei der Goldumstellung auf 320 Millionen bemessenes Aktienkapital nach Durchführung des mit 12% Proz. aufwerten. Während die Konsumgenossenschaften Umtauschs durch Vermittlung von 200 Millionen Vorzugsaktien auf mit sehr scharfen ablehnenden Kommentaren begleitet, wird man das im Falle der Bedürftigkeit die Aufwertungsbeträge ihren Mit­120 millionen herabgefeßt. Die einzelnen Aktiengesell gliedern zur Verfügung stellen, ist das in den öffentlichen Spar- schaften des Gesamtkonzerns haben übrigens ihre Abschlüsse, wie das faffen in der Regel nicht der Fall. Die Aufwertung bei diesen Gesetz verlangt, vor dem 1. Juli schon bekanntgegeben. Dabei fam wirkt sich also nicht zur Bildung eines wirtschaftlichen Rüd auf das für Ende 1925 bet der Kaliindustrie A.-G. dividenden­halts aus. Die Notwendigkeit eines solchen wirtschaftlichen Rück- berechtigte Kapital von 59 Millionen eine Dividende von 12 Pro3. halts wird aber immer mehr anerkannt. Auch die deutsche   Ge­wertschaftsbewegung bemüht sich nach besten Kräften wie die Tätigkeit der Bank der Arbeiter, Angestellten und Beamten zeigt, den Sparfinn ihrer Mitglieder zu pflegen. Es darf an­genommen werden, daß die sorgenden Hausfrauen in allen Kreisen unferes Boltes bemüht sind, selbst unter Einschränkung des

Warum

-

Bon größtem öffentlichen Interesse hätten aller dings die Bilanzen und die Gewinnrechnungen sein können. Die Raliindustrie hat bekanntlich große Auslandsanleihen aufgenommen; 240 Millionen Mark find begeben, 60 Millionen stehen noch aus, 160 Millionen fielen noch in das Berichtsjahr 1925.( Der Winters­hall- Konzern erhält jeweils 45 Proz.) Es wäre wichtig gewesen,

Defizit der österreichischen Bundesbahnen. Der Direktor der österreichischen Bundesbahnen hat darüber Mitteilung gemacht, daß für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres der öster­reichischen Bundesbahnen aller. Voraussicht nach mit einem Defizit von 26 Millionen Schilling gerechnet werden müsse. Verursacht sei die Unterbilanz durch den unbefriedigenden Personenverkehr und durch die starke Konkurrenz des Lastkraftwagen- und Flugwesens.

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