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diefes große Cand und das spanische Bolt überzeugen wird, wie sehr es den von Spanien selbst vertretenen großen Gedanken abträglich sein würde, wenn es hier in Genf auf längere Zeit fehlen würde. Erst durch die Univerfalität wird der Bund vor jeder Gefahr geschützt, feine politische Kraft zu anderen Diensten als zu reinen Friedensdiensten einzusetzen. Nur auf der Grundlage einer Gemeinschaft, die alle Staaten ohne Unterschied in voller Gleichberechtigung umspannt, fönnen Hilfsbereitschaft und Gerechtigkeit die wahren Celtsterne des Menschenschicksals werden. Nur auf dieser Grundlage läßt sich der Grundfah der Freiheit aufbauen, um den jedes Bolt ringt wie jedes Menschenwesen. Deutschland ist entschlossen, fich in seiner Politif auf den Boden dieser erhabenen Ziele zu stellen. Für alle hier versammelten Völker gilt das Wort eines großen Denkers, daß wir Menschen uns zu dem Geschlecht bekennen, das aus dem Dunkel ins Helle strebt.
Und dann wendet sich Briand wieder an die deutsche Delegation, und an das deutsche Volt, indem er im Namen Frankreichs spricht. Er appelliert an beide Völker, mit dem festen Willen zur Versöhnung miteinander zu arbeiten. Ich möchte, daß von heute ab Sie hier als Deutsche mitarbeiten, aber nicht nur als Deutsche , wie ich als Franzose hier bin, sondern als Bürger, der zugeneigt ist der Univerfalität des Bölferbundes."( Stürmischer Beifall.) Briand rühmt dann die staatsmännische Begabung Stresemanns, die für die 3u sammenarbeit innerhalb des Völkerbundes besonders kostbar sei. Er selbst sei oft in großer Sorge nach Genf gefahren, wenn es sich um die Lösung von schwierigen Problemen gehandelt habe. Diese Lö. sung sei immer gefunden worden, weil die Größe unferer Pflichten uns über unsere nationalen Auffassungen hinausgehoben hat. Wir haben hier nicht nur die Verantwortung zu tragen für unser Bolt, sondern für die gesamte Welt. Es gebe eine schlimme Möglich teit. Wenn der Völkerbund als Turnierplag erscheine, wo jeder nur darauf bedacht sei, für sein eigenes Land in die Schranken zu reiten, dann werde nichts erreicht werden. Dann entscheide die Eigenliebe der Nationen, dann werden schlecht verstandene Inter views falsch interpretiert, dann sind die Delegierten selbst nicht mehr Herr ihrer gesunden Vernunft. Was mich selbst betrifft, so schwöre Als der Präsident Nintchitsch um 11 Uhr 25 Briand das Wort ich Ihnen, daß ich alles fun werde, um einen solchen Geist zu bannen gab, erhob sich ein neuer minutenlanger Beifallssturm. und ich bin der edlen Unterstützung Deutschlands dabei gewiß. Unser Weg ist der des Friedens. Und dieses Ziel ist dazu angetan, die Nationen zu erhöhen. Die Völker legen sich immer mehr Rechenschaft davon ab, wie notwendig ihre Sicherheit iſt.
Möge die Arbeit des Bölferbundes fich auf der Grundlage der großen Begriffe: Friede, Freiheit und Einigkeit vollziehen, dann werden wir dem von uns allen erstrebten Ziele näherkommen. Daran freudig mitzuarbeiten, ist Deutschlands fefter Wille.
sprach zunächst dem Präsidium und den Delegierten seinen Dant aus, weil sie gestattet haben, daß nach dem Vertreter Deutschlands der Vertreter Frankreichs das Wort ergreifen fann, um den Cin tritt Deutschlands in die Völkerbundsversammlung zu begrüßen.
Ich kann der deutschen Delegation versichern, daß die Vertreter Frankreichs im Geiste des Friedens mit ihnen zusammenarbeiten werden. Briand weist auf die große Tragweite des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund hin, der alle Hoffnungen der Völker erfülle. Die Spötter, die Pessimisten haben un
Diese Sicherheit ist gegeben, wenn endlich ein europäischer Geist herrscht.
frug, wirfte schon erheblich beffer. Seine Uebersehung wurde ebenheberlest falls mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
Nun erhielt Briand das Wort. Schon der Aufruf seines Namens entfesselte Stürme der Begeisterung. Aber welche Kundgebungen löfte erst seine Rede aus. Ein Meisterwerf, das vielleicht alles übertrifft, was dieser seit Jaurés Tode befter Redner Frank reichs und vielleicht der Welt in den 30 Jahren seines politischen Wirtens vollbracht hat. Er gibt sich völlig frei. Bon der ersten bis zur letzten Silbe im provisiert, höchstens innerlich vorbereitet. Er geht mit seinem etwas schwerfälligen Schritt und gebeugtem Rücken auf und ab, meist zur deutschen Delegation gewendet. Die Stimme, diese berühmte flangvolle Baßftimme, hat von ihrem Klang von ehedem kaum etwas eingebüßt.
Was er sagt, wozu auch nur den Versuch zu machen, es zu schildern. Es wäre zu wünschen, daß diese Rede in allen Dörfern in ganz Frankreich und Deutschland wörtlich angeschlagen würde. Denn sie ist das schönste Bekenntnis zum Frieden, das seit Ende des Krieges jemals verkündet wurde.
Sie bildet den Schlußstrich unter der furchtbaren Epoche, die Briand in einigen Säßen vor der atemlosen Menge wieder aufleben läßt, um sich und die anderen endgültig davon abzu wenden. Die ganze jahrhundertalte Tragit der deutschfranzösischen Nachbarschaft gleitet über die aufs tiefste aufgewühlten Menschen hin. Die Worte, um wenigstens einen Satz zu zitieren, daß von diesem Tage an Millionen Menschen auf ihre fleinen Kinder mit weniger Gorge als vordem werden blicken können", wirft so start, daß die Hände, die sonst auf alle Fälle Beifall flatschen würden, durch die seelische Ergriffenheit einen Augenblic lang wie gelähmt sind.
Immer wollen wir die Gefühle der anderen im Sinne der Verföhnung auslegen. Immer wollen wir den Frieden verteidigen. Der heutige Tag ist ein Ruhmestag für den Völkerbund. Er hat heute einen großen Schritt getan und er wird morgen einen zweiten Schritt tun. Ich bin überzeugt, daß wir bald wieder Brafilien und Spanien in unserer Mitte sehen werden. Mit einem recht bekommen. Es habe Leute gegeben, die schon das Verwarmen Appell, für den Frieden zu arbeiten, schloß Briand mit schwinden des Völkerbunds angekündigt haben. Nun, die Tatsache, einer vor Bewegung fa um hörbaren Stimme. Ein sich mehrdie wir heute verzeichnen, sie wäre unmöglich, wenn der Völkermals wiederholender Beifallssturm dankte ihm. bund nicht existierte. Noch vor wenigen Jahren, nach den fürchterlichen Jahren eines in der Geschichte beispiellosen Gemetzels, schien hafter allgemeiner Zustimmung vor, auf die Uebersehung Nachdem Briand geendet hatte, schlug Chamberlain unter leb. es undenkbar, daß die Völker einander in diefer Versammlung feiner Rebe zu verzichten. Damit wurde die historische Vorüberigens nicht außerordentlich schwierig ist. Die Epoche der großen begegnen werden, um die Versicherungen des Willens auszutauschen, mittagssigung geschlossen. am Frieden zu arbeiten.( Stürmischer Beifall.)
Nach diesen einleitenden Worten kam der dramatische Höhepunkt der Rede Briands. Mit mächtiger Stimme ruft er aus:
„ Für Deutschland und für Frankreich ist es zu Ende mit der Reihe blutiger Begegnungen! Zwischen uns, zwischen Deutschland und Frankreich ist es zu Ende mit dem Krieg! keine Kriege mehr! Kein blutiges. Gemehel mehr! Wie die Individuen ihre Streitigkeiten vor den Gerichten auszutragen haben, fo werden auch wir unsere Schwierigkeiten einem internationalen Gericht unterbreiten. Zurück mit den kanonen, plab
dem Frieden!"
Diese Säge, die Briand mit gewaltiger, von innerer Bewegung erschütterter Stimme hinausruft, werden von stürmischen Beifalls fundgebungen begleitet.
Wir haben, fährt Briand fort, die einen wie die anderen in der Vergangenheit auf den Schlachtfeldern eine reiche Ernte des Ruhms gehalten. Morgen wird unser Ehrgeiz andere 3iele haben. Ich habe die Gewißheit, daß die schauerlichen Ereigniffe der Vergangenheit fich nicht wiederholen werden. Die Bemühungen, den Eintritt Deutschlands schon während der letzten Völkerbundsver sammlung zu ermöglichen, schlugen leider fehl, doch schon damals ist die deutsche Delegation mit der Gewißheit von Genf abgereist, taß bei der nächsten Böllerbundsversammlung alle Hindernisse gegen seine Aufnahme beseitigt sein werden. Nun ist dieses Werk vollendet. Heute schon kann ich ankündigen, daß der Völker bund morgen mit allen Nationen, großen oder fleinen ohne Unterschied loyal zusammenarbeiten wird. Wenn gewisse Nationen glauben konnten, daß man sie in die Ecke stellen wolle, so befinden fie sich in einem Irrtum. Er trete den Worten bei, die Stresemann an die Adresse von Spanien und Brasilien gerichtet habe.
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Stresemanns und Briands Wirkung.
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Paris, 10. September. ( Eigener Drahtbericht.) Der polnische Außenminister 3 alewski hat dem Vertreter des„ Petit Parifien" längere Erklärungen abgegeben, in denen er ausführte, daß der Eintigsten Etappen in der Geschichte der Nachkriegszeit darstelle. Polen , so erklärte er, ist unter den ersten, die sich über dieses überigens nicht außerordentlich schwierig ist. Die Epoche der großen Ereignis freuen, es will offen mit Deutschland zusammenarbeiten, um alle Mißverständnisse verschwinden zu lassen, deren Liquidation politischen Auseinandersehungen ist, so hoffen wir, mit dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund endgültig abgeschlossen. Der Minister fuhr fort, daß Polen einen ständigen Ratssig verlangte und daß es diese Forderung feineswegs aufgegeben habe, daß es aber, um die Schwierigkeiten nicht zu erhöhen, vorläufig diese Forderung zurück stelle. Bolen sei ein zu ergebener Freunb des Völkerbundes, um durch diese Forderung den Anschein zu erweden, jetzt die Stellung des Bölferbundes zu tompromittieren.
V. Sch. Genf , 10. September. ( Eigener Drahtbericht.) Strefes mann, durch den Scheinwerfer zunächst etwas geblendet und gestört, spricht mit sicherer und fester Stimme. An der Aufmerksamkeit der Delegierten merkt man, daß tatsächlich etwa die älfte der versammelten Staatsmänner und Diplomaten die deutsche Sprache beherrscht. Das zeigt sich insbesondere, daß gewisse martige Stellen lebhaften Beifall auslösen, zu New York , 10. September. ( WTB.)" World" führt in cinem bem an zwei Stellen Chamberlain und Bandervelde demonstrativ Artikel aus, der Bölkerbund, der bisher eine Schaustellung für Ideo. das Signal geben. Von den französischen Delegierten scheinen nur logen gewesen sei, fei nunmehr in eine Art europäischer wenige das Deutsche zu verstehen; Briand , Boncourt und Jouvenet Allianz verwandelt. Behaupten zu wollen, daß die in Genf vollwarten auf die Uebersetzung und müssen sich unterdessen damit be. zogene Einigung Europas durch die Furcht vor den Bereinigten gnügen, den Redner zu beobachten. Stresemanns Rede war eine Staaten zustandegekommen sei, wäre eine lebertreibung, feine für deutsche Begriffe gute und geschickte rhetorische Arbeit. Biel - Uebertreibung jedoch wäre es, zu behaupten, daß die nächste Folge leicht wäre sie noch besser gewesen und hätte noch stärker gewirkt, dieser Einigung die Durchführung einer einheitlichen Bolitit wenn Stresemann sich seiner Improvisationsgabe hätte Europas gegenüber den Vereinigten Staaten sein hingeben tönnen. Doch durfte er das schon wegen der Notwendig werde. Alle europäischen Mächte hätten ein gemeinsames Interesse feit der Uebersehung durch einen eigenen Dolmetscher nicht tun. daran, die Kriegsfulden an die Vereinigten Staaten herabzu Aber dafür waren auch innerpolitische Rückfetzen. sichten entscheidend. Bei den unerhörten Hindernissen, die die deutsche Völkerbundspolitik bis in die allerletzten Tage überwinden mußte, hatte Stresemann genau jedes Wort abzuwägen. Unter diesem Gesichtswinkel betrachtet, ist das von Stresemann abgelegic Bekenntnis zum Bölkerbund als besonders mutig und erfreulich zu betrachten. Stresemanns Ausführungen waren vielleicht etwas lang, sie hatten auch unter der gar zu nüchtern vorgetragenen Uebersetzung des offiziellen deutschen Ueber setzers Prof. Schmidt zu leiden. Die Uebersetzung des offiziellen Dolmetschers des Bölkerbundes, der sie in die englische Sprache über
Neuer Gemeindewahlfieg in England. Bei den legten Gemeindefervativen eine Mehrheit von 1300 Stimmen. Bei der Nachwahl gewahlen erhielten in einem Wahlbezirk von Birmingham die Kon wann jetzt die Labourpartei den Sig mit 1000 Stimmen Mehrheit. Der fonservative Gesundheitsminister Neville Chamberlein hat daraufhin erklärt, er werde dort für das Parlament nicht mehr kandidieren.
Der Bifumzwang zwischen Deutschland und Schweden wird am 1. Oftober aufgehoben. Arbeitsuchende bedürfen jedoch noch weite:- hin einer besonderen Einreiseerlaubnis.
Das Grabmal des unbekannten Soldaten.fannten Soldaten, als die Tragödie im Kleinen Theater" aufgehätten. Da aber die Menschendarstellungen im allgemeinen schlech
( Theater am Schiffbauerdamm.)
O nein, der unbekannte Soldat, der unter dem Pariser Triumph bogen beigesetzt wurde, erfreut sich nicht eines ungestörten Heldens schlafes! Aus dem Erdboden flackert die blaue Zauberflanime des Gedächtnisses empor. Kränze, gewunden aus Immergrün und lebenden Blumen, bedecken den Erdboden. Dienst der Andacht könnte gehalten werden, wenn die Yankees und die Engländer und alle neugierigen Globetrotter ein wenig sich porstellen könnten, daß hier die Tragödie eines Volkes und nicht minder die Tragödie der ganzen Welt symbolisiert werden soll. Aber die Globetrotter treten meist sehr leichten Herzens zu dieser Flamme des Todes. Sie scheuen sich nicht, den glühenden Zigarettenstummel auf den geweihten Boden zu werfen oder laut durcheinander zu schwatzen. Für diese Leuze ist das Grabmal des unbekannten Soldaten eine Sehenswürdigkeit, die nur im gleichen Range steht wie irgendein Tingeltangel auf dem Montmartre, oder ein Nachtcafé.
Nun hat aber schon Paul Raynal für die Gemüter, die nicht vergessen wollen, diesem Grabmal vom unbekannten Soldaten einen vertieften und zugleich einen höheren Menschenfin gegeben. Der arme Jüngling, der dort begraben ist zwischen den geheimnisvollen clektrischen Kabeln der Riesenstadt, wurde dem Dichter zum Sinnbild des Menschenleides überhaupt. Der unbekannte Soldat wurde dem Dichter zum Chriftus der Heiligen Schrift, der mit Tränen aus dem Leben schied, weil er das große Unglück der Welt betrauern mußte. Nun sehen wir wiederum dieses Kriegstrauerspiel, eines von den. wenigen, die durch die Lauterkeit des Dichtergewiffens geadelt und dadurch der Bergänglichkeit entrissen sind, im Theater am Schiff bauerdamm. Die Mitglieder der Boltsbühne hören die Gespräche des Eoldalen und des jungen Weibes mit Ergriffenheit. Sie wagen nicht, da die Wirklichkeit eines vergangenen Daseins ihnen so nahe rückt, die im Theater üblichen Bräuche des Beifallflatschens zu üben. Sie bleiben stumm, da sie von der Heiligkeit unvergänglicher Wahrheit gestreift werden. Es herrscht Tempelstimmung im Theater. Kaynals Trauerspiel ist mehr als eine Dichtung, entsprungen cinem flugen Kopfe oder einem geschickten Kulissenmeister. Sie ist das Manifest eines Herzens, das tief hincingetaucht wurde in die Trauer über die Zeit, die wir endgültig begraben müssen. Und es spricht für die unmittelbare Kraft dieses die Theatralit vermeidenden Theaterstückes, daß es erschüttert und wie ein Abglanz der deut lichen Wirklichkeit erscheint, obwohl es jetzt bei der Wiederholung Schauspielerisch nicht bewältigt wird. Erika Meing a st versucht die reine Sprache des Gefühls zu reden, aber, o web, selbst der Regiffeur. Herr Viertel, vermochte nicht ihr start entwickeltes Bergnügen an der falten Rulijfenwirtung zu bändigen. Unbändig trug Frl. Meingaft auf, ob sie leise zu jammern, oder in Leidenschaft aufzuschreien hat, fie vergaß immer, daß es sich um einen Tegt der Innerlichkeit handelt. Günther Hadant spielte schon den unbe
führt wurde. Auch ihm muß gesagt werden, daß die hübschen Talente eines jugendlichen Liebhabers für solche ungeschminkte Inner lichkeit nicht genügen. Es gab Momente der Kraft und des Ausbruchs in Hadants Spiel, und er bewegte. Aber dann galt es wieder, fich auf die zwischentöne zu besinnen, die Rampe zu vergessen und den Weg in die Seele zurückzufinden. Technik und Gemüt hätten eins werden müssen. Berschmelzung gelang noch nicht. Dann Albert Steinrück , der befehrt werden soll vom Heimkriegerheldentum z klareren Menschen. Die Rolle ist außerordentlich Schwierig, weil ein harter Bolterer in einen bescelten Mann zu ver wandeln ist. Uebergänge, Stimmungen und halbe Töne find zu treffen. Der Künstler versagte nicht, doch man spürte auch bei ihm, daß er nicht vollkommen fret wurde. Auch er spielte Theater, er lebte nicht ganz, um sich aufzuopfern für den Geist dieser Richtung, Mag Hochdorf. die nur solche Aufopferung erträgt.
Vorgeschichtliche Karikaturen.
sind, so müssen dafür besondere Gründe maßgebend gewesen sein. Begouen glaubt, daß es sich dabei um abergläubische Borstellungen handelt, die eine naturgetreue Darstellung des Menschen verboten, und dies entspricht überhaupt feiner Anschauung, die den Ursprung der Kunst im Zauberglauben fucht. Andere vorgeschichtliche Forscher meinen aber, daß die Kunst dem Nachahmungstrieb und einem dem Menschen angeborenen ästhetischen Sinn entsproffen fei. Diese Theorie möchte in den Menschendarstellungen richtige Raritaturen erblicken.
Die Entdeckung einer vorgeschichtlichen Werkstätte. Bei Gra bungen zu Whitlingham in der Nähe von Norwich in England ist man auf ein reiches Lager vorgeschichtlicher Werkzeuge gestoße, unter denen sich über 200 Feuersteinärte befanden. Danach muß fich hier in der vorgeschichtlichen Periode des späten Achouléen, also vor etwa 100 000 Jahren, eine Werkstätte befunden haben, in der große Mengen von Werkzeugen und Waffen hergestellt wurden. Die Berfertiger dieser Gegenstände, die eine sonst noch nicht festgestellte Schönheit und Güfe der Arbeit aufweisen, gehörten zu einer Rasse, die in der dritten Zwischeneiszeit das füdliche England bewohnten; sie müssen ein sehr viel höher entwickelter und ganz andersartiger Typus gewesen sein als die Neandertalrasse, die ihnen folgte.
Mit
Englische Radio- Reichsausstellung. Die britische Radio- Reichsausstellung in der Londoner Olympia- Halle wird eine größere Anzahl neuer Geräte zeigen. Sie wird von der National Association of Radio Manufacturers veranstaltet und dürfte mehr eine Mustermeise als eine systematisch angeordnete Ausstellung werden. besonderem Interesse wird die Vorführung einer Schaltung des bekannten Physikers Sir Oliver Lodge erwartet, welche alle Nebengeräusche, insbesondere das jogenannte„ Heulen", vollkommen ausschalten und bei großer Einfachheit weitgehende Selektivität befizen soll. Der Preis dieser Schaltung bei zwei Lampen einschließlich Lautsprecher und Batterien wird auf 15 Pfund Sterling angegeben.
Die Darstellung des Menschen in der vorgeschichtlichen Kunst ist höchft merkwürdig und hat den Prähistorifern schon zu vielen Bermutungen Anlaß gegeben. Während die Tierdarstellungen, besonders in den wundervollen Höhlenbildern und den Zeichnungen auf Knochen, eine außerordentlich scharfe Beobachtung der Wirklichkeit verraten und von höchster Naturtreue find, ist der menschliche Körper stets in phantastischen Uebertreibungen und grotesken Verunstaltungen dargestellt. Die Formen sind so eigenartig und manchmal so übertrieben, daß man fogar an bewußte Karikaturen der vorgeschichtlichen Künstler gedacht hat. Diese Annahme gewinnt eine Bestätigung durch die Veröffentlichung der vorgeschichtlichen Menschendarstellungen aus den Grotten von Ariège , die joeben der Graf Begouen in der„ Revue anthropologique" bietet. Diese Figuren haben einen durchaus karika turistischen Charakter und geben in ihrem bizarren Aussehen denen nichts nach, die man bereits in den spanischen Höhlen entdeckt hat. An eine Karikatur gemahnt auch der berühmte Bauberer" der Höhle von Trois- Frères, der sich wie der Held einer tomischen Maskerade ausnimmt. In den unförmigen Figuren von Portel sind gewiffe Mißgestaltungen des menschlichen Körpers übertrieben. Am mertwürdigsten in diesem Zusammenhang sind aber zwei menschliche Profile, die Cartailhac fürzlich an den Felsenwänden von Mas d'Azil entdeckt hat. Es handelt sich dabei um Umrißzeichnungen, von denen die eine einen Menschen darstellt, der den Mund weit aufgesperrt hat; an dem anderen Profil erkennt man ein sehr fomisch wirkendes, übertrieben großes und rundes Auge, eine eckige Stirn und ein faum angedeutetes Rinn. Begouen weist darauf hin, daß diese MenschenJoseph Blaut veranstaltet am 11. und 12. September, 8 Uhr, im Schillers bilder in einem auffallenden Gegensatz zu den so realistisch gegebenen faal seine ersten Abende. Maria Schneider- Plaut fingt heitere Lieber. stehen. Außer dem Bauberer" von Trois- Frères, deffen Körper alltofen, auf dem Gebiete des einstigen Aqnineum, wurde die bisher älteste Tierdarstellungen in den Höhlengemälden und einzelnen Skulpturen Römische Funde. Im Verlaufe der Ausgrabungen in der Gegend von richtige Verhältnisse aufweist, befigen wir feine gute Darstellung des tömische Begräbnisstätte aus den ersten Jahrzehnten des ersten Jahrhunderts Menschen in den vorgeschichtlichen Höhlen. Die Künstler des Magda nach Chriftus ausgegraben. Auf Grund der dabei vorgefundenen Gegen lenien," sagt der Verfasser ,,, hätten den Menschen mit derselben Bollstände wird feftgeffent, daß der Anfang der Römerherrschaft in eine viel tommenheit wiedergeben tönnen wie die Tiere, wenn sie gewollt frühere Periode fällt, als bisher angenommen wurde.
Mitgliederanmeldungen zur Bolfsbühne fönnen auch jetzt noch erfolgen. Die fich in diesen Wochen anmeldenden Mitglieder versäumen nichts, da fie in Abteilungen eingereiht werden fönnen, beren Borstellungen erft in der zweiten Septemberhälfte beginnen. Die Borstellungen finden abs Republif, im Theater am Schiffbauerdamm, in den ftaatlichen Schauspielwechselnd in der Boltsbühne am Bülowplay, in der Oper am Blak der bäusern und im Thallatheater statt. Der Beitrag ist einheitlich für alle Mitglieder bei Abendvorstellungen 1,50 M., Nachmittagsvorstellungen 1,10 W., Opernaufführungen 1,80 M.
Rabindranath Tagore hält am 13. Ceptember, 8 Uhr, im großen Saale der Philharmonie einen einmaligen Vortrag.