Ein Aufschrei.
Was die Deutschnationalen nicht können. Die freundlichen Ratschläge der ,, Germania " an den deutschnationalen Parteitag haben einen Aufschrei der Getroffenen hervorgerufen. Dieser Aufschrei zeigt die ganze Tiefe der Enttäuschung der Abgewiesenen:
bereit wäre
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,, Die ,, Germania " verlangt dann die Rückkehr der Deutschnationalen zu dem Programm ergts vom Jahre 1919. Wir haben diefem Programm durchaus nicht zustimmen können und seine Aufstellung für einen Fehler gehalten, eine Rückkehr zu ihm fann erst recht nicht in Frage kommen. Hergt selbst hat es längst preisgegeben, da die Erwartung, unter dem es aufgestellt wurde daß nämlich die Sozialdemokratie zu fachlicher Arbeit am Staate und zum Aufbau, ohne niederzureißen grimmig genug enttäuscht worden ist. Weiter stellt die Germania " die Forderung auf, die Deutschnationale Boltspartei müßte sich in eine fonservative Staatspartei umwandeln. Wenn es nur auf das Wort anfäme, wäre hier nichts umzuwandeln, tatsächlich ist diese Forderung aber im Sinne der Republit oder vielleicht fagt man noch zutreffender: im Sinne der jeweiligen Staatsform gemeint. Dem Bestehenden also soll man konservativ gegenüberstehen, aber nur so lange, bis etwas anderes kommt, das man dann wiederum treu und brav bis zu seinem Ende verteidigt, um hernach das Allerneueste ebenso schön zu finden? Nun, die Hoffnung auf solch Verhalten der Deutsch nationalen ist eitel, soviel Rückgratiofigkeit ist zu viel
verlangt."
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Die moderne Arche Noah.
mehreren Parteien bewohnte Billa . Bon Vorübergehanden wurde starter Qualm und ein Feuerfchein wahrgenommen. Die Feuerwehr wurde herbeigerufen, die nach sehr furzer Zeit mit vier Lösch zügen unter Leitung des Branddirektors Mende mehrerer Rohre größten Kalibers gelang es, das Feuer auf erschien. Durch einen umfassenden Löschangriff unter Zuhilfenahme seinen Herd zu beschränken und ein Weitergreifen zu verhindern. Immerhin ist ein großer Teil des Dachstuhles vernichtet. Nach mehrstündiger Tätigkeit konnten die Wehren wieder abrücken. Die Entstehungsurface fonnte bisher noch nicht einwandfrei geklärt werden.
Gefährliche Entscheidung.
Eine schwere Gefahr für arbeitslose Mieter.
Die Geschichte von der Arche Noah hat man als Kind mehr oder weniger mit den Prunkgewändern seiner Phantasie ausgestattet. Die Jugend, die Arche Noah, wie viele Künstler haben sie und ihren Arche Noah, fie ging als Spielzeug durch unsere Tage der ersten Inhalt als Illustrationsmaterial benutzt. Sie ist so recht ein Stoff zum Fabulieren. Dennoch wurde die Arche Noah gegenwärtig eine Tatsache. Reist doch beispielsweise jezt der 3irtus Krone mit über 600 Tieren. Das ist natürlich für die Bewohner von Städten, denen ein Zoologischer Garten unbekannt ist, ein Erlebnis. verbrauch ein ganz enormer. Beansprucht zum Beispiel ein großes Da fast ausschließlich Großtiere in Frage kommen, ist der Futtereinen Zentner Heu und je nach der eigenen Größe einen ganzen oder Raubtier fieben Kilo Pferdefleisch pro Tag, während ein Elefant einen halben Zentner Kraftfutter verbraucht. Insgesamt verspeisen die Fleischfreffer pro Tag zwei Pferde. In Großarteitslose Mieter äußerst gefährliche Entscheidung getroffen. Ein städten stößt die Futterbeschaffung auf feinerlei Schwierigkeiten, anders ist es in Kleinstädten, wo es zuweilen nicht leicht fällt, gute Pferde zu bekommen. Selbstredend erfordert die Futterzubereitung, das Tränken der Tiere viel Zeit und Arbeit. Darum beginnt unter das Zerteilen der geschlachteten Pferde, die Futterverabreichung und dem Zeltplan schon in den frühen Morgenstunden der arbeitsreiche Tag. Bor der Fütterung müssen viele Raubtiere durch in die Käfigwagen eingeschobene eiserne Wände voneinander getrennt werden, damit die Tiere sich untereinander nicht beißen. Selbst um das Trinkwasser es wird in eisernen Pfannen in die Käfige geschoben fann es noch folgenschweren 3ant geben und die raufluftige Gesellschaft muß überwacht werden.
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machen einen kurzen Aufenthalt auch in kleineren Städten zur FeDie vielen Untoften, die auf einem solchen Unternehmen lasten, dingung. Obwohl man gerade in den fleineren Städten oft nicht Die Deutschnationalen sind ja gerne bereit, feierlich weiß, wo eigentlich die Einlaß begehrenden Menschen alle her beschworene Grundsäge über Bord zu werfen, fünfzig- tommen. Trotzdem sind heute dreitägige Gastspiele feine Seltenheit. fünfzig- hr prozentig, wenn es fein muß, sogar hundertprozentig. Sie Sie Sehr oft hat das Publikum die vorgefaßte Meinung, daß den Tieren fönnen viel, sie sind Virtuosen auf diesem Gebiete aber das Reisen nicht zuträglich ist. Das trifft heute, wo alles auf das was die ,, Germania" verlangt, das können sie nicht. Etmas Wohlbefinden der Tiere eingestellt ist, nicht mehr zu. So befundete auch der erfahrene Sachverständige auf dem Gebiete der Tierhaltung, rückgratlos sind sie ja immer, aber -soviel Rückgratlofig- Dr. Th. Knottnerus- Meyer, der zehn Jahre Direktor des Zoologischen feit ist zu viel verlangt! Gartens in Rom war und nunmehr mit Zirkus Krone reist, daß der Die Stimme der Wahrheit im Aufschrei der Getroffenen. Gesundheitszustand aller Tiere ein tabellajer ist. Die Tiere ge möhnen sich schnell an die Reisen und handeln beim Berladen oft aus eigener Ueberlegung heraus geschickt. So hat zum Beispiel ein Vollblutpferd, das gerade einen Wagen betreten wollte, als der Zug rangierte, sich durch schnelles Zurücktreten selbst das Leben gerettet. In ähnlicher kritischer Situation gewann ein Elefant, obzwar alle Näherstehenden schon eine Katastrophe herein brechen jahen, überraschend schnell sein Gleichgewicht. Uebrigens müssen die Elefanten sehr reiseluftig sein, denn sobald ihre Wagen bereit stehen, drängen die Dickhäuter einander, weil jeder der erste im Wagen sein will.
Gelbes in der„ Deutschen Zeitung".
Die zerschlagenen Töpfe der Werkvereine. Die Boffe der gelben Wertvereine fizen an den Berichten über die Tagung des Reichsverbandes der Industrie in Dresden und weinen. Herr Silverberg hat ihnen böse die Töpfe zerschlagen. Darob flagt der Wortführer der völkischen Industriellen Bereinigung", Herr Bang, in der ,, Deutschen Zeitung":
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,, Die Töpfe, die Herr Silverberg zerschlagen, wird der Reichsverband kaum wieder zusammenflicken können. Eine wahrhaft trostlose Sa che übrigens: Am 27.- 30. August 1926 in Nürn= berg auf der großartigen Tagung des Reichsbundes der vaterländischen Arbeiter und Wertvereine ein stolzes Bekenntnis deutscher Arbeiter zum sittlichen Idealismus der Arbeit und zum Wirtschaftsverstande und am 4. September 1926 auf der Tagung des Reichsverbandes der Industrie eine schallende Ohrfeige für die dummen Kerle in der deutschen Arbeiterschaft, die sich ihre geistige und fittliche Freiheit nicht erschlagen lassen wollen in der roten Zwangs. anstalt, und ein Bekenntnis zum Wirtschaftsmaterialismus reinster Brägung und jedenfalls alles weniger als ein Bekenntnis zum Wirtschaftsverstande! Die Lobgefänge von Dan und Bersaba sind zu verstehen. Ebenso der satte Hohn des„ Borwärts", dem man nichts hinzuzufügen braucht."
Das ist wirklich eine dumme Sache: erst in Nürnberg Parade der Streifbrechergarden vor Rupprecht und Compagnie, die sich ins Fäustchen lachen über die dummen Arbeiter, die sich gegen ihre Interessen und gegen ihre Klaffengenoffen mißbrauchen lassen, und nun gleich die Abkehr des Reichs perbandes von der niederträchtigen Methode der gelben
Wertvereine.
Kein Wunder, daß Herr Bang seinen gelben Schmerz in der Deutschen Zeitung" so laut flagend besingt.
Agrarische Tüchtigkeit in Hinterpommern.
In Stolp erscheint eine Beitung für Hinterpommern". Sie ver. öffentlichte einen Aufruf, in dem zur Sammlung einer hinden burg Spende" aufgefordert wird, das heißt zur Sammlung eines Fonds zum Anlauf eines Landguts, das Hindenburg zu seinem 79. Geburtstage geschenkt werden soll.
Der Reichspräsident hat diesem Unfug fofort energisch ein Ende gemacht. Wie kommt das Blättchen in Hinterpommern auf solche Idee? Da will einer sein Landgut zu gutem Preise losschlagen und ein schäft mit Hindenburg machen. Die Behauptung, daß das Paradies in Pommern gelegen habe, gewinnt an Wahrscheinlichkeit.
In der Freiheit verbringt das Tier die meiste Zeit seines Lebens mit der Futtersuche. Vielen der Arche- Noah- Bewohnern wird die Langeweile durch die Unterrichtsstunden vertrieben. Dabei muß betont werden, daß für Dressurzwede nur ein vollkommen gesundes Tier in Frage tommt. Zudem muß der Dresseur versuchen, die Fähigkeiten zu weden, die im Tiere schlummern. Ein leber anstrengen der Tiere und Rohheiten rächen sich durch ein volltommenes Mißlingen der Dressur.
Billiges Obst und Gemüse.
Aber der Kleinhandelszuschlag zu hoch.
Der Großhandel in Gemüse und Obst teilt mit, daß die Bufuhren an Obst und Gemüse derartig start sind, daß die Preise, die erzielt werden, teilweise weit unter Borfriegspreifen liegen. So wurde in den letzten Tagen bezahlt: für böhmische Pflaumen 7 Mart pro Zentner. Von Birnenforten brachten Salander 8 bis 14 M., Williams 8 bis 12 M., Rongreßbirnen 9 bis 10 m. Werdersche Pfirsiche wurden mit 5 bis 10 M. vertauft und die Preise für hiesige Pflaumen und Birnen waren ähnlich niedrig. Am Gemüsemartt wurde der Zentner Weißund Rotkohl mit 2 bis 3 M. bezahlt. Für Blumenkohl, Bohnen usw. zahlten die Kleinhändler ähnlich niedrige Preise. Damit vergleiche Breise sind zwar niedriger als die des Vorjahres, aber im Ver man das, was der Konsument im Kleinhandel zu zahlen hat. Die hältnis zu den eben genannten Preisen zahlt der Berbraucher einen 100prozentigen Zuschlag; vielleicht ist der Zuschlag fogar teilweise noch höher. Angesichts der großen Arbeitslosigkeit und bei der Tendenz des Lohnabbaues, die von den Schlichtungsausschüssen gefördert wird, wäre es notwendig, daß sich die behördlichen Instanzen auch einmal mit dieser Frage aufs eingehendste befassen. Bielleicht äußern fich auch die Organisationen der Kleinhändler einmal hierzu.
Straßenräuber aus Not und Arbeitslosigkeit. sowie den Dreher Albert G., die sich wegen Raubes vor dem Großen Dauernde Arbeitslosigkeit hat die Arbeiter Erich P. und Kurt K. Schöffengericht Berlin- Mitte verantworten mußten, zu Straßenräubern gemacht. B. ist jedoch bereits achtmal und K. viermal ausschließlich wegen Eigentumsvergehens vorbestraft worden. Als sie das letztemal aus dem Gefängnis tamen, fonnten fie trotz dauernden Suchens feine Stellung finden und gerieten da. durch in bitterste Not. In dieser Lage machte ihnen G. den Bor Geschlag, fich durch einen Raub im Postichedamt Geld zu ver Räumen, um zu beobachten, welche Leute Geld empfingen, während schaffen. Zu diesem Zwecke weilte er am 5. Juni in den dortigen die beiden anderen draußen warteten. Dann zeigte G. ihnen ein Lehrmädchen, das foeben für seine Firma 500 m. erhoben hatte. P. und R. gingen ihm nach, und als das Lehrmädchen das Haus Leipziger Straße 90 betreten hatte und die Treppen hinaufgehen wollte, pacte sie R. plöglich von hinten am Halse und drückte Dann entriß P. dem Mädchen die Tasche und flüchtete. K. lief ihm ihr die Kehle so fest zu, daß das Mädchen nicht schreien konnte. Straßenpublikum mit seinem Stomplicen an der Markgrafenstraße gefaßt, obwohl er, um die Spur von sich abzulenten, nach einem alten Trick immer schrie: Haltet ihn, haltet ihn!" Das junge Mädchen leidet heute noch an den Folgen des Nervenschocks. Mit mildernde Umstände zu und verurteilte B. zu zwei Jahren, K. zu Rücksicht auf die Notlage der Angeklagten billigte ihnen das Gericht einem Jahr und den G. wegen Beihilfe zum Raube zu neun Monaten Gefängnis.
Der deutschnationale Parteitag. Wirtschaftliche Fragen. Der Ruf nach den Zöllen.
Der zweite Tag des deutsch nationalen Parteitages in Köln ist wirtschaftlichen Fragen gewidmet. Reichstagsabg.jezt nach, wurde aber auf die Hilferufe der Ueberfallenen vom Lejeune Jung erhob bei seinem Vortrag über„ Staat, Gefell schaft und Wirtschaft" von neuem die traditionelle deutschnationale Forderung nach einer 3011politik, die die deutsche Produk tion auf dem Lande im finanziellen und industriellen Leben gegen die übermächtige Konkurrenz im Auslande schützt. tagsabg. Schlange Schöningen beklagte sich über das mangelnde Reichs Berständnis einzelner Regierungen( er hob vor allem die preußische hervor) den Erfordernissen der Wirtschaft gegenüber und forderte die Sammlung der Produzenten und Konsumenten. An die Vorträge schloß sich eine lebhafte Distussion.
Straßenkampf in Athen . Militärputsch gegen Kondylis. Paris , 10. September. ( WIB.) Wie„ Chicago Tribune" aus Athen meldet, ist es bei der Entwaffnung der republikanischen Garde zu lebhaften Straßentämpfen gelommen, bei denen etwa 100 personen entweder getötet oder ernstlich verlegt worden seien.
Umschwung in den Bereinigten Staaten? Bei der Gouverneur wahl in Wisconsin siegte die Linkspartei Lafolletes über den Kandidaten der konservativen Republikaner.
Der interalliierte Kriegsteilnehmerfongreß in Warschau hat die Absicht ausgesprochen, eine gemeinsame Konferenz mit deutschen Kriegsteilnehmern in Genf abzuhalten, um eine Verständigung anzubahnen.
Die Adelstitel abschaffen wird nächstens die itauische Regierung und gleich in einem Aufwaschen auch das Prädikat„ Er Bellenz
Verhaftung eines Sittlichkeitsverbrechers. Wegen Sittlichkeitsverbrechens an minder jährigen Kindern wurde der 27 Jahre alte Bädergeselle Albert Herold aus der Dorotheenstraße in Karlshorit, ein verheirateter Mann festgenommen. Wenn Herold von der Früharbeit nach Hause lam, so war er bort allein, weil seine Frau außerhalb arbeitete. Diese Gelegenheiten benuste er, tleine Mädchen gleichen zu holen und ihm dann in der Wohnung Handreichungen an sich zu loden. Er veranlaßte fie für ihn eine Zeitung oder der. zu leisten. Hierbei verging er sich an ihnen. Der Lerkehr der Kleinen fiel in dem Hause allmählich auf, und unter den Kindern felbft sprach sich auch das unsaubere Treiben herum. So fam es auch zur Kenntnis von Eltern, die die Polizei aufmerksam machten. Die Ermittlungen ergaben die Richtigkeit der Gerüchte. Nach den erforderlichen Feststellungen holten heute morgen der Vorsteher und Kriminalbeamte des 259. Reviers in Lichtenberg Herold aus seiner Wohnung heraus und verhafteten ihn Er gibt zu, die Kinder wohl einmal angefaßt" zu haben, bestreitet aber, schwerere Straftaten.
Ein gefährlicher Dachstuhlbrand tam heute früh gegen 16 Uhr in dem Hause Dijonitraße 1 zu Stegliz zum Ausbruch. In der Dijonstraße 1 Ede Belforter Straße befindet sich eine von
Das Landgericht III Berlin hat am 29. Juli 1926 eine für arbeitslojes Ehepaar hatte die Miete für drei Monate nicht bezahlt. Der Vermieter erhob Klage auf Aufhebung des Mietnicht den Rückstand, beriefen sich jedoch auf lange Arbeitslosigkeit. vertrags und Herausgabe der Mieträume. Die Beklagten bestritten Das Mietschöffengericht verurteilte die Beklagten zur Herausgabe der Mietwohnung, gewährte nicht Ersahraumsicherung, billigte aber eine Räumungsfrist zu. Gegen dieses Urteil legten die Beklagten Berujung ein. Das Landgericht verwarf die Berufung, obmohlinzwischen die Mietschulden restlos bezahlt waren, und führte in der Begründung folgendes aus: Worauf die unpünkliche Mietezahlung beruht, ist nicht zu berücksichti. Ehemann seit langer Zeit arbeitslos ist. Darunter kann nicht der Es ist insbesondere feine Entschuldigung, daß der beflagte gen. läger leiden. Die Beklagten mußten die Wohlfahrtsbehörden in Anspruch nehmen, die für sie einzuspringen haben. Die ständige Nichtzahlung oder unpünktliche Zahlung ist eine gröbliche Belästigung des Vermieters. An die Belästigung ist ein objektiver, nicht ein subjektiver Maßstab zu legen. Es ist also nicht zu untersuchen, ob die Beklagten den Bermieter haten belästigen wollen. Die Ersaßraumsicherung war, da Belästigung vorliegt, auszuschalten. Das Gericht hätte auch ohne Belästigung feinen Erfagraum zugebilligt. Dagegen hat es mit Rücksicht auf die schwierige Lage des Wohnungs- und Arbeitsmarktes ebenfalls Räumungsfrist gewährt.
Diese Entscheidung des Landgerichts, die natürlich die Hausbefizer mit Freude begrüßen, geht entschieden zu weit, sie ist in ihrer Allgemeinheit eine ganz unbillige Härte. Kann es schon umstritten sein, ob eine Mietschuld von drei Monaten eine ständige" Nichtzahlung ist, so darf die verzögerte Zahlung wegen einer in den allgemeinen wirtschaftlichen Mizverhältnissen liegenden Arbeitslosigkeit nicht ohne weiteres als grobe Belästigung" aufgefaßt und mit Hinauswurf bestraft werden.
Die Uhr der Gräfin Lambsdorff.
mordeten Gräfin Lambsdorff ist der Goldwarenhändler Wiese Durch Mitteilungen über den Anlauf der Armbanduhr der er. dargestellt, als ob Wiese persönlich die Uhr angetauft hätte, nachdem aus der Artilleriestraße in ein schiefes Licht geraten. Es wurde so ihre Beschreibung veröffentlicht gewesen wäre. In Wirklichkeit ging der Ankauf so vor sich: Schon am Tage nach dem Morde, zu einer Zeit, als Wiese persönlich nicht im Geschäft anwesend war, bot dort der Mörder Böttcher die Uhr zum Kauf an. Weil er sich nicht ausweisen fonnte, lehnte der Angestellte Wieses den Ankauf ab. In diefem Augenblic fam der Uhrmacher hoch, der zeitweilig auch beim Verkauf aushalf, von der Werkstatt in den Laden. Er hatte Böttcher im Krankenhause fennengelernt, mußte aber von seiner Täterschaft ebensowenig wie irgend jemand anders. Hoch nahm nun Böttcher die Uhr ab, entfernte daraus das Wert mit dem Zifferblatt, gab es ihm zurück und ließ den Ankauf auf seinen Namen als Verfäufer eintragen. Gezahlt wurde der Höchstpreis von 1,50 Mark für das Gramm Altgold. So famen im ganzen 12 Mart heraus, weil das Gold 8 Gramm wog. Der Anfauf fand am 8. Mai, die Einschmelzung am 18. Mai statt, nicht schon, wie behauptet wurde, am felben Tage. Die Beschreibung der Uhr war am Tage des Untaufs, mit dem Wiese also persönlich nichts zu tun hatte, noch nicht veröffentlicht.
Ein neuer Kanalrekord.
London , 10. September. ( BTB.) Der Franzose Georges Micher konnte gestern nach wiederholten Versuchen den Kanal durchschwimmen. Er ist gestern abend am Kap Grisnez gestartet und heute morgen um 7.25 Uhr in der Margareten Bay gelandet. Er hat mit einer Zeit von 11 Stunden 6 Minuten einen neuen Rekord aufgestellt.
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Meisterleiffung eines deutschen Schwimmers. Der deutsche Schwimmer emmerich hat gestern die Strede zwischen Fehdurchschwommen. marn und Roed auf der dänischen Insel Laaland in 11 Stunden
Entgleisung zweier Güterzüge. Gestern nachmittag entgleisten zwischen den Bahnhöfen Grafenroda und Blaue auf der Strede Ritschenhausen- Erfurt infolge Herabfallens Don Langholz pier Wagen eines Güterzuges. Ein entgegen. tommender Güterzug wurde gleichfalls in Mitleidenschaft ge. zogen, so daß von diesem Zuge auch einige Wagen entgleisten. Beide Hauptgleise sind gesperrt. Personen wurden nicht verlegt. Der Berkehr bei Personenzügen wird durch Umsteigen aufrechterhalten. Der D- Zugverkehr muß umgeleitet werden.
„ Die Stecknadel im Heuwagen." Karl Schuelers harmlos. fröhliches Spiel, nicht ohne Feinheiten, das jetzt im RoseTheater über die Bretter geht, dreht sich um eine ominöse Berlentette, die mehr ergögliche als gefährliche Verwirrungen anrichtet. Der drollige Titel besagt, daß eher eine Stecknadel in einem Heu wagen als eine anständige Frau zu finden ist. Hier aber machi ein Don Juan die Rechnung ohne die Frau. Erna Boewe, die sehr gut aussah, wußte diese mit viel Charme zu geben, und ebenso spielte Martin Knapfel den geheimnisvollen Schwerenöter voll
steller, besonders Georg Paulsen, fich in fleinen Episodenrollen Berve. Direktor Bernhard Rose bewies feine Routine sowohl
als Schauspieler wie auch als Regisseur, während die übrigen Darauszeichneten. Das Publifum amüsierte sich föstlich und ließ es an dankbarem Beifall nicht fehlen.
Bau des Elster- Saale- Kanals. Die Leipziger Stadtverordneten bewilligten mit 3 u ft immung jämtlicher Parteien den Beitrag der Stadt Leipzig zum Bau des Elster- Saale- Kanals. Der Beitrag Leipzigs beträgt 35 Prozent des Anteils des Landes Sachsen an den Gesamtkosten des Kanalbaues. Diese sind auf 363 mil. lionen veranschlagt, von denen zwei Drittel auf das Reich entfallen. Sachsen hat 23 Millionen beizusteuern. Mit dem Bau des Kanals soll im nächsten Frühjahr begonnen werden.
Eine Frau rettet drei Männer. In dem belgischen Seebad Henst war ein Herr beim Baden durch hohen Wellengang pom Strande abgetrieben worden. Ein Rettungsboot mit zwei Fischern fenterte. Eine Frau Forster aus Düren schwamm zur Hilfe in die See und es gelang ihr, die drei Männer vom Tode des Ertrinfens zu retten. Dafür wurde ihr die belgische Rettungs* medaille verliehen.
Vorträge, Vereine und Versammlungen.
Bereinigte Berbände heimattreuer Oberschlefier G. B. Ortsgruppe Berlin Sorben III. Am Sonnabend, ben 11. September, findet abends 8 Uhr, in den Pharusfälen, Müllerstr. 142, ein Sommernachtsball ftatt. Rarten zum Preise von 1 m. find an der Abendlaffe zu haben.