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rung der Gewerkschaften aller Richtungen etwa durch Totschweigen abgetan werden könnte.

Frage: Stimmt die Haltung der Unternehmer überein mit ihrer Stellung zu den sozial- und lohnpolitischen Forderungen der

Arbeiter?

Antwort: Ueber die sozial- und lohnpolitischen Forderungen der Gewerkschaften hat Herr Silverberg sich in Dresden überhaupt nicht geäußert. Dagegen hat Herr Ka st I in seiner Rede die Frage der gleichen Art, wie wir es von der Bereinigung und ihrem Vorsitzenden, Herrn v. Borsig, auch gewöhnt sind. Nicht durch Lohnerhöhungen, sondern nur durch erhöhte Leistungen und hierdurch ermöglichte Verbilligung der Arbeitsprodukte tönne eine Stärkung der Kauftraft erzielt werden. Wir wollen durch eine Erhöhung der Leistungen auf der Grundlage der Werfsgemeinschaft zu höheren Reallöhnen gelangen, und wir lehnen die schematische Anwendung des Tarifsystems ab, weil usw."

des Lohnes und der Arbeitszeit behandelt, und zwar in

Schon auf der vorjährigen Tagung des Reichsperbandes hatte Herr Raftl fich gegen die angebliche schematische Anwendung des Tarifsystems gewendet, womit er die Gleichförmigkeit und Nivellierung der Löhne" treffen wollte. Er verlangte die Ab­stufung der Löhne nach der Leistung des einzelnen, gestand aber im vorigen Jahre zu, daß es innerhalb dieser Begrenzung nüßlich sei, wenn hohe Reallöhne gezahlt würden und damit die Kauftraft aller Bolksschichten gehoben" werde.

Ich finde also, daß Herr Kastl sich voriges Jahr in Köln entgegenkommender geäußert hat als jetzt in Dresden . Seine jetzige Empfehlung der Werksgemeinschaft fönnen wir doch auch nicht etwa als ein Entgegenkommen an die Gewerkschaften auf­faffen, da jedermann weiß, daß der Gedanke der Werksgemeinschaft direkt im Gegensatz zu den Gewerkschaften steht.

Einen Fortschritt erblicke ich dagegen in der diesjährigen Stellungnahme des Reichsverbandes zum Achtstundentag. Noch in seiner bekannten Denkschrift vom Dezember 1925 hatte der Reichsverband die Forderung aufgestellt, daß die Gesetzgebung sich jedes schematischen Eingriffs zu enthalten" habe, daß die betrieb. liche Regelung im Einvernehmen mit der Belegschaft nicht durch Tarifzwang gehemmt werden dürfe, und daß eine internationale Schematisierung" der Arbeitszeit, wie sie durch das Washingtoner Abkommen erstrebt werde, für die deutsche Wirtschaft selbstverständ­lich nicht in Betracht kommen kann". Diesen Standpunkt hat auch die Vereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände bisher stets ver­

treten.

Demgegenüber beschränkt sich die neue Entschließung, die der Reichsverband jetzt auf seiner Dresdener Tagung ge­faßt hat, auf eine Warnung vor perfrühten Bindungen auf dem Gebiete der Arbeitszeit". Es wird also nicht mehr die Ratifizierung des Washingtoner Abkommens überhaupt abgelehnt, sondern nur vor einer vorzeitigen Verabschiedung" des geplanten Arbeitsschutzgesetzes gewarnt.

Dementsprechend gebrauchte Geheimrat Kastl in seiner Dresdener Rede auch die Wendung: Die Anwendung des Achtstundentages darf nicht schematisch sein und muß sich dem Grundsatz der Be messung des Lohnes nach der Leistung anpassen." Herr Rafti rechnet also schon mit dem Achtstundentag und ge­braucht nur noch einmal das alte und oft genug widerlegte Schlag-. wort von der schematischen Anwendung. Aber er fügte dann un­mittelbar noch hinzu:" Die betriebliche Regelung der Arbeitzeit im Einvernehmen mit der Belegschaft darf durch öffentlichen Zwang weber unterbunden noch gehemmt werden. Dieser Saz fcheint mir entscheidend zu sein. Er hebt die in der Ent­fchließung ausgesprochene Zustimmung zu der in einer späteren Zeit erfolgenden Ratifizierung des Washingtoner Abkommens wieder völlig auf. Denn wenn mit der Verabschiedung des Arbeitsschuß gefeßes der gefeßliche Achtstundentag wieder eingeführt ist, bleibt für eine betriebliche Regelung der Arbeitszeit im Sinne des Herrn Rasti selbstverständlich kein Raum mehr.

Frage: Liegen Anzeichen dafür vor, daß die Unternehmer bei Arbeitsstreitigkeiten aus der kundgegebenen Sinnes­änderung praktische Konsequenzen ziehen?

Der poetische Spaziergänger.

Antwort: Aus der neueren Zeit vermag ich solche Anzeichen nicht anzuführen. In der Lohnfrage wird der an sich natürliche Gegensatz zwischen Unternehmerverbänden und Gewerkschaften auch wohl immer bestehen bleiben. Ebenso scheinen die Unternehmer ihre Stellung zur allgemeinen Sozialpolitit por läufig nicht ändern zu wollen, wie die Dresdener Tagung wieder gezeigt hat. Herr Silverberg hat große Klagen darüber geführt, daß Deutsch land zu einem Fürsorgestaat" zu werden drohe. Auch Herr Raftl meinte, der Staat dürfe nicht immer mehr zu einer reinen Versorgungsanstalt werden. Selbst Herr Duisburg erhob den Borwurf, daß durch die Häufung der sozialpolitischen Gesetze die schon weit geschwächte Selbständigkeit und Selbstverantwortlichkeit des einzelnen immer mehr untergraben" werde.

Die Unternehmer vertreten also die Ansicht, daß die soziale Fürsorge einen moralisch wie volkswirtschaftlich gleich be dent­lichen Einfluß auf Arbeitseifer, Sparsinn und rationelle Lebensweise der breiten Massen ausübe. Natürlich ist diese Ansicht falsch. Es ist bezeichnend, daß irgendwelche Beweisgründe für die aufgestellte Behauptung von feinem Redner in Dresden vorgebracht worden sind. In den sozialpolitischen Auffaffungen bestehen also die Gegenfähe ungeschwächt fort. Ebenso natürlich auch in den grundsäglichen Wirtschaftsfragen, auf die ich bereits hingewiesen habe.

Frage: Wird an die Wiederaufrichtung der Sentral. arbeitsgemeinschaft gedacht?

Antwort: Für die Gewerkschaften muß ich diese Frage ver neinen. Ich glaube aber auch nicht, daß dieser Gedanke bei den Unternehmern vorhanden ist.

Frage: Glauben die Gewerkschaften an die Möglichkeit, daß bei 3usammenarbeit in einer Regierung die sozialen, steuer­lichen und wirtschaftlichen Ansprüche der Arbeiterschaft mit größerer Aussicht auf Erfolg sichergestellt werden, oder nicht?

Antwort: Ich verrate fein Geheimnis mehr, wenn ich auf diefe Frage offen erkläre, daß die verantwortlichen Führer der Ge­werkschaften in ihrer übergroßen Mehrheit

für die praktische Mitarbeit in der Regierung find. Wir haben die Ueberzeugung, daß es möglich ist, die be­rechtigten Ansprüche der Arbeiterschaft durch Beteiligung an der Regierung und direkte Einflußnahme auf die Regierungs­maßnahmen erfolgreicher wahrzunehmen, als durch Be­harrung in der Opposition. Die Entscheidung über diese Frage hat jedoch die Sozialdemokratische Partei zu treffen.

Frage: Kann es für die Arbeiterschaft eine Unter perfung unter die Führung des Unternehmer tums geben, wie sie Silverberg gefordert hat?

Antwort: Davon fann natürlich keine Rede sein. Ich halte diese Wendung in der Rede Silverbergs auch für durchaus unlogisch. Denn wenn er, wie er es mit so großer Entschieden heit ausgedrückt hat, die politische Mitarbeit und Mitver heit ausgedrückt hat, die politische Mitarbeit und mitver antwortung der Sozialdemokratischen Partei anstrebt, tann er unmöglich im Ernst gemeint haben, daß wir uns der Führung des Unternehmertums unterstellen sollen. Denn von einer mif­verantwortung fönnte ja in diesem Falle nicht gesprochen werden. forderten Verzicht auf den Klassenkampf, auf gemein Frage: Wie stellen sich die Gewerkschaften zu dem ge wirtschaftliche Bestrebungen und auf sozialpolitischen Fortschritt?

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Antwort: Wir lehnen natürlich jeden solchen Verzicht ab. Der gegenseitige Kampf der Klassen ist eine ganz natürliche Er. scheinung in der tapitalistischen Gesellschaftsorganisation und wird von den Unternehmern ebenso wie von den Arbeitern geführt. Er hat für uns natürlich mit Klassen h a ß nichts zu tun. Was die gemeinwirtschaftlichen Bestrebungen anbelangt, so finde ich, daß the Fortschritt auf zahlreichen Gebieten unverkennbar ist, und ich glaube auch nicht, daß dieser Fortschritt aufge halten werden kann. Die Gewerkschaften werden nicht nachlaffen, die Entwicklung zur Gemeinwirtschaft mit allen Kräften zu fördern.­Ueber die Notwendigkeit weiteren sozialpolitischen Fortschritts be­Ueber die Notwendigkeit weiteren sozialpolitischen Fortschritts be­steht in den Gewerkschaften feinerlei Meinungsverschiedenheit. Sie werden auch nicht davon ablassen, mit der weiteren Er startung werden auch nicht davon ablassen, mit der weiteren Er startung ihrer Kräfte die Sozialpolitit wetter vorwärts zu

treiben.

Wer war nun eigentlich der Dichter der Spaziergänge?" Die Enthüllung dieses Namens bedeutete für weite Rreise eine Senfation. Es mar der Graf Anton Alexander Sum 50. Todestage von Anaftafius Grün am 12. September. Auersperg , am 11. April 1806 in Laibach geboren, der zur Zeit Bon Paul W. Eisold.

Im Jahre 1831 erschien im Berlag Hoffmann u. Campe in Hamburg ein schmales Büchlein Dichtungen, das den harmlosen Titel ,, Spaziergänge eines Wiener Poeten" trug, aber feinen Berfaffernamen aufwies. Es enthielt eine Anzahl im erneuerten Nibelungen" Bersmaß verfaßter Gedichte, die, obwohl von echt österreichisch - patriotischer Gefinnmg, dennoch in ihrer Tendenz revolutionär waren und heftig gegen das zu dieser Zeit in Desterreich­Deutschland herrschende System geistiger Unterdrückung rebellierten. Dieses System, der Ausdruck finsterster Reaktion nach den foge­nannten Freiheitsfriegen, das mit dem Namen Metternich" charakterisiert erscheint, gefiel fich bekanntlich in der gewaltsamen Unterdrückung jeder auch nur entfernt freiheitlich aussehenden Regung, betrieb eine geistmordende Zenfur auf allen Gebieten der Kunst und suchte durch geheimes Deffnen der Briefe seine Existenz zu rechtfertigen und aufrechtzuerhalten. Wie lächerlich sich diese Knebelung des Geistes gebärdete, möge daraus hervorgehen, daß Lessings ,, Emilia Galotti" und Goethes ,, Faust " überhaupt verboten waren und die Räuber und ,, Tell" sich sehr wesentliche Aenderungen und Streichungen gefallen lassen mußten! Zudem wurde jedes Manuskript vor dem Druck geprüft und die Einführung etwa im ,, Auslande" hergestellter Bücher war verboten. Daß den Diktatoren der Borniertheit ein weitverzweigtes Spitzelheer zur Verfügung stand und somit die ganze Pandorabüchse menschlicher Gemeinheit ihre ver­derblichen Dünste entließ, versteht sich am Rande.

der Veröffentlichung der Spaziergänge" auf seinem Schlosse Thurn am Hart( unweit Agram) faß und vergnügt das Durcheinander, das er angerichtet hatte, betrachtete. Schon vorher war der Dichter amter dem Decknamen Anaftafias Grün an die Deffentlichkeit getreten mit den Blättern der Liebe" und dem Zyklus Der letzte Ritter". Der revolutionäre Graf als Berfaffer blieb freilich lange Zeit der großen Welt unbekannt, ja, felbft feinen Freunden offenbarte er sich erst spät.

In furzer Folge ließ Grün neue Dichtungen erscheinen: Schutt", ,, Nibelungen im Frad" Pfaff von Kahlenberg", die, wißig und immer leicht politisierend, wohl außerordentliche dichterische Schön­heiten aufweisen, an den Erfolg der Spaziergänge" aber nicht mehr heranreichen. Der Staatsmann und Politifer in Grün- Auersperg trat immer mehr in seine Rechte, der, als Dichter am 70. Geburts­tage noch einmal hochgefeiert, am 12. September 1876 in Graz starb, ein edler, liebenswürdiger Mensch, ein großer Baumeister am schönen Gebäude der Menschlichkeit und Freiheit.

Ein Plagiator.

In dem soeben erschienenen Septemberheft der Bücher warte" lesen wir:

Im kommunistischen Neuen Deutschen Verlag", Berlin , er­schien vor kurzem in einer Bücherfolge Redner der Revo lution" als zehnter Band eine Abhandlung über August Bebel . Abhandlung ist eigentlich schon zu viel gesagt. Denn das Heftchen enthält außer fünf Seiten Vorrede nur 84 Tertfeiten, auf denen insgesamt 28 3itate aus verschiedenen Reden Bebels auf Vorwortes zeichnet Herr Kurt Kersten . geführt sind. Als Herausgeber dieser Sammlung und Verfasser des

Als alte Bebel - Verehrer nahmen wir das Heft mit Interesse zur Hand, denn Bebels Reden sind immer padend, oft hinreißend, auch wenn sie Jahrzehnte zurückliegen. Das findlich- naive Vorwort

Nationalistisches Ballspiel.

Die Hekpresse arbeitet gegen die Verständigung.

Nach den Reden Stresemanns und Briands in Genf las man in der deutschen nationalistischen Presse, Herr Briand , glänzender Redner, erfüllt von ungeheurer innerer Lebendig­feit, habe einen oratorischen Triumph über Stresemann gefeiert.

In der Pariser nationalistischen Preffe las man es anders: Gegenüber der überlegten und disziplinierten poli­tischen Beredsamkeit Stresemanns habe Briands Rede übertrieben und sentimental demagogisch gewirkt.

Die deutschen Nationalisten loben den französischen Außenminister, um etwas auf Stresemann sagen zu tönnen, die französischen Nationalisten loben den deutschen Außenminister, um Briand herabsehen zu können.

Da dies nun so geschehen ist, beginnt die nächste Serie des Ballspiels. Die französischen Nationalisten loben Strefe­mann, also heißt es in der deutschen nationalistischen Preſſe: Frankreich mit Stresemann zufrieden!" Da seht ihr, der Feind" ist mit ihm zufrieden, also muß er uns verraten haben!

In der Pariser Rechtspresse werden wir lesen: Deutsch­ land mit Briand zufrieden! Der Freund der Boches!

So wirft man sich die Bälle über die deutsch- französische Grenze zu, damit der Stoff für die nationalistische Verhehung der Völker nicht ausgehe.

Sie laufen nicht nach.

Sie machen nur lange Hälse.

Es tommt häufig vor, daß abgewiesene Liebhaber dem Gegenstand ihrer Neigung mit dem Revolver drohen. Die Deutschnationalen haben um die Gunst des Zentrums ge­worben, um in die Regierung zu fommen. Sie fanden fühle Absage und freundschaftliche Ratschläge". Nun droht die Kreuz- Zeitung " mit dem Revolver, aber mit was für einem Revolver! Sie schreibt:

Die Eventualanfündigung einer grundsäglichen Oppo fition war wohl deshalb nicht am Plaze, weil eine solche erst

im Spätherbst aktuell werden könnte, wenn das Verhalten der an­deren Parteien klarer zutage liegt. Sie wird aber unseres Erachtens in dem Augenblick eintreten müssen, wo sich etwa die jetzige schwache Minderheitsregierung nach der margistischen Seite hin erweitert. Sollten die Mittelparteien die politische Lage so starf verkennen, so wird ihnen Gelegenheit gegeben werden müssen, im verzehrenden Feuer des Margismus folange zu schmoren, bis die Ver­nunft die Oberhand gewinnt. Das mag eine Eisenbart­fur sein, zu der man sich nur schwer entschließt. Aber gegen po­litische Blindheit gibt es schließlich kein anderes Mittel.

Das verzehrende Feuer des Marrismus als inacenden Revolver! Schreckliche Drohung das, die im Grunde ge­nommen auf die Ankündigung hinausläuft: wenn ihr uns werden wir draußen bleiben. nicht in die Regierung nehmt dann, ja dann

Die Sehnsucht ist groß. Aber:

-

Die Deutschnationale Volkspartei drängt sich nicht auf. Sie ist nicht gewillt, dem Zentrum, das ja die Entscheidung in dieser Frage mehr oder weniger in der Hand hat, irgendwie nach. zulaufen.

Aid

Jede Nummer der Kreuz- Zeitung", jede Rede des Grafen We starp wandelt das Leitmotiv ab, wie das Bentrum. für die Regierungsteilnahme der Deutschnationalen zu gewinnen sei. Das ist kein Nachlaufen und fein Auf­drängen, gewiß nicht. Sie wollen sich nicht aufdrängen, sie wollen nur in die Regierung und machen lange Hälse der Fuchs vor den Trauben.

-

wie

Das Ausführungsgesetz zum Artifel 48 wird, wie das Reichs­innenministerium mitteilt, wenn nicht unvorhergesehene Zwischen­fälle eintreten, noch im Laufe des September oder Oktober vom Kabinett verabschiedet werden.

schriften und Titelzeilen, alle aber mit den gleichen Sperrungen, gleichen Auslassungen, die durch Punkte ersetzt sind, furz in der gleichen Auswahl und Auszeichnung wieder. Nach Feststellung dieses Duzends völlig gleicher Zitate hatten wir die Lust zu weiteren Forschungen und Bergleichen verloren.

Das Buch von Klühs über Bebel ist 1923 erschienen. Es ist deshalb nicht anzunehmen, daß ihm die Revolutionsrednerferie bes kommunistischen Verlages zur Grundlage gedient hätte. Das Ulm­gefehrte liegt näher. So blieb uns denn der erhebende Ein­brud, daß wir hier durch Zufall einem literarischen Kom­munismus" auf die Spur gekommen waren, der in seiner Primitivität ficher sogar den Urchriftenfommunismus übertrifft. Es war zwar nichts Neues mehr, daß die Kommunisten ,, ver­räterische Ideen anderer nach Belieben ausschroten. Aber daß sie ganze Buchseiten mit allen Unterstreichungen, Rürzungen und leber­Alle Rechte vorbehalten. Copyright usw." versehen, das erschien schriften einfach abschreiben, das Ganze dann mit dem Vermerk: uns doch so neuartig, baß wir hier die Frage an unsere Leser richten müffen, ob jemand uns zuverlässig fagen kann, in welcher Resolution des Etti" solch literarischer Kommunismus amtlich vorgeschrieben ist.

glaubt, daß sich aus einem Klaffiter ein guter Rintopp heraus­Staatstheater: Die Räuber ". Der Regisseur Piscator quetschen läßt. Die Frage, ob er recht hatte und ob die Operation gelang, muß noch fehr forgfältig untersucht werden. Die zähen Be­wunderer des tapferen und phantasievollen Regisseurs stimmten un bedingt zu und stellten sich vor Begeisterung auf den Kopf. Es ist nicht sicher, ob der Regiffeur nicht auch seinen Dichter Schiller auf den Kopf gestellt hat. Doch von alledem am Montagabend. M. H.

Es geht schon beffer", die Saltenburg- Revue von Schanzer und" Wehlisch im Theater am Kurfürstendamm , schwirrte gestern vor einem aufnahmefreudigen und sehlustigen Publikum in schmissigem Tempo vorüber, ein Feuerwerk von Licht, Farbe und Melodien mit nur wenigen Bersagern. Eine Leitidee verbindet sogar loje die einzelnen der 42 meift prächtigen Bilder. Ueber die leeren Stellen half stets der Schwung der Nelsonschen Musit hinweg. Die stampfenden Klänge des Paraguay - Liedes werden morgen der Saisonschlager sein. Dgr.

In diese muffige Atmosphäre schlug nun, von allen Freiheitlich­gesinnten mit Begeisterung begrüßt, das Büchlein wie eine Bombe ein. In prächtigem Impetus wandten sich die feurigen Strophen gegen alle geiftfesselnden Einrichtungen des Staates und der Gesell­schaft in Desterreich. Die Zensur, das Spikelwesen, die ,, Madderer", wurden ebenso angeprangert wie der ,, Mauthfordon", der die Grenzen abschließen sollte gegen das Eindringen jedes Gedankens, der entstörte uns wenig, obschon es groteskerweise dem Nachweis gewidmet des ehemaligen Kunstgewerbe- Muſeums stattfindenden Ausstellung sprossen fremdem. Boden, fremdem Licht". Mit Distelköpfen wollte der Dichter die Pfaffen aus dem Land hinausbombardieren". Ja, er zitierte fogar den allgewaltigen Fürsten Metternich, der das ,, Prachtschiff Austria am Steuer lentt", wie ihn das Bolt anfleht: ,, Dürft ich wohl so frei sein, frei zu sein?", und selbst an den Kaiser wandte er sich in unerhört kühnen Versen( Fürsten sind nicht immer weise..)

Natürlich wurde das Buch in Desterreich sofort verboten. Trotz­dem aber erlangte es eine ungeheure Verbreitung. Die Polizei fahndete eifrig nach dem Verfasser sogar Grillparzer wurde der Autorschaft verdächtigt-, aber sie vermochte die Anonymität nicht zu lüften, wie es auch der Berlag nicht tat.

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ist, daß Bebel einer der größten Vorbereiter des Klaffen­tampfes"(!) gewesen sei, und daß- Lenin größer sei

als Bebel es war!

Wir beschäftigen uns hauptsächlich mit der getroffenen Auswahl aus Bebels Reden. Die meisten dieser Stellen sind ausgezeichnet, wenn sie sich auch durchaus nicht alle mit der Revolution befassen, worauf der Buchtitel schließen läßt. Aber eine Reihe der Zitate fam uns merkwürdig bekannt vor. Wir mußten sie erst vor furzer Zeit in ähnlicher Zusammenstellung gelesen haben. Neugierig ge­erschienene Bebelbuch von Franz Klühs auf, das zum worden schlugen wir deshalb das im Berlag I. H. W. Die Nachf. zehnten Todestage des großen Sozialisten erschienen war. Dort fanden wir unsere Bermutung bestätigt. Nicht weniger als 12 der insgesamt 28 Zitate fanden wir, zum Teil mit den gleichen Ueber­

Das

Staatlichs Kunstbibliothet. Im Zusammenhang mit der im Lichthof Frauenkleid in Mode und Malerei" werden in der Staatlichen Kunstbiblio thet noch folgende zwei Vorträge im Hörsaal, Prinz- Albrecht- Straße 7a. veranstaltet: 13. September, abends 8 Uhr, Dr. Karl Koch: De Mode in der Malerei des 19. Jahr h.; 20. September, abends 8 Uhr, Prof. Rudolf Rosselt: Gegenwart und Mode". Einen Tanzabend von Esther Naparstot( Finnland ) veranstaltet das Volksbildungsamt Jugendamt Prenzlauer Berg am 14., abends 8 Uhr, in der Aula der Königstädtischen Dber. realschule, Pasteurstr. 44/46.

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Ausstellung von Werfen dänischer Architekten. Durch das Entgegen­kommen der Königlichen Akademie der schönen Stünfte in Stopenhagen in es der Schriftleitung von 23 as muths Monatsheiten für Bautunft gelungen, in ihren Ausstellungsräumen Marigrafen­straße 31 eine Schau neuer Arbeiten dänischer Architekten zu vereinigen. Die Ausstellung ist vom 18. September bis zum 9. Dttober werttäglich von 10 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist von 12-6% Uhr frei( morgens 1 M.).