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Nr. 432 43.Jahrgang

1. Beilage des Vorwärts

Fast 1000 Typhuskranke in Hannover .

Keine Gefahr für Berlin .

Dienstag, 14. September 1926

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teil an Oberflächenwasser auf etwa 20 Proz. Wir bereits oben ge­fagt, ist Berlin 15 Jahre ausschließlich mit Oberflächenwasser ver­sorgt werden. Su diesem Zweck find unter Mitwirkung der größten wissenschaftlichen Kapazitäten auf dem Gebiet der Hygiene: Robert Roch und Rudolf Virchow , die in der Welt in ihrer Ausdehnung einzig dastehenden biologischen Filteranlagen in dem Wert Müggel. see errichtet worden. Ist der Keimgehalt des Müggelseewassers in­felge der Größe und der geringen Wassertiefe des Müggelsees bereits Gutachten der von der Regierung beauftragten Aerzte abwarten ein außerordentlich geringer er beträgt im Durchschnitt wenige will, ehe man sich zu anderen Maßnahmen entschließt. Man will Hundertausenden oder Millionen Keime enthält hundert Keime, während verschmuhtes Wasser bis zu mehreren ferner eine scharfe Kontrolle der nach Hannover eingeführten Milch die Langsamjiltration in den biologischen Filtern in Verbindung mit so wird durch vornehmen, da ein gewisser Verdacht besteht, daß ähnlich wie im einer schwachen Chlorung des Wassers dessen Reimzahl auf 0 bis pergangenen Jahre in Hanau erkrankte Kühe Bazillenträger sind. etmi 8-9 Keime höchstens reduziert. Die in dem Zeitungsartikel ie wir weiter erfahren, werden voraussichtlich schon am Dienstag, hervortretende Auffassung, daß, Reime an jich etwas Ge stellten Untersuchungsergebnisse bekannt gegeben werden. Soweit jogenannten Wasserbatterien find völlig harmlose und der Ge spätestens aber am Mittwoch, die von den Regierungsärzten_ange sundheitsschädliches feten, ist völlig haltlos. Die bisher verlautet, sind die Aerzte der Ansicht, daß der Infektionsundheit nicht abträgliche Lebewesen, während lediglich die Erreger herd sich in dem Ridlinger Wasserwerf befindet. Die Brunnen dieser der bekannten ansteckenden Krankheiten die menschliche Gesundheit Bumpftation liegen in unmittelbarer Nähe der Leine und Ihme, sind gefährden können; derartige Keime fommen aber in filtriertem Baffer jedoch nach Ansicht der Fachleute zu flach angelegt, so daß das nie vor. Auch das filtrierte Grundwasser enthält keime, die eben­Grundwasser der beiden Flüsse durch Triebsand usw. unmittelbar in falls zu den harmlofen Wasserbakterien gehören. Das in das Rohr. die Brunnenbafis hineingespült wird. Die Chemiter nehmen an, net geschickte aus Oberflächen- und Grundwasser bestehende Misch. daß durch das Hochwasser auch gewiffe Sint stoffe in die masser hat einen Keimgehalt, der zwischen 0 und etwa 5 Keimen im schmuzung der Flußläufe selbst hervorgerufen haben und daß even­Flüsse getragen worden sind, die einmal eine starke Ver. Kubitzentimeter schwankt. Die bakteriologischen Untersuchungen werden täglich durchgeführt und vom städtischen Hauptgesundheits. tuell sich unterirdische Kanäle gebildet haben, durch die nicht das amt und dem Polizeipräsidium überwacht. durch den Sandboden bereits zum Teil gefilterte Flußwasser in den Brunnen gelangt, sondern auch Wassermengen, die oben sich einen direkten Zugang zu den Brunnen gebahnt haben. Die Stadt Hannover wird wahrscheinlich veranlaßt werden, diese Brunnen­anlagen sofort zu fperren, um einmal eine weitere Ber feuchung des gesamten Röhrensystems zu unterbinden. Dann aber wird man sich mit der viel schwierigeren Frage befassen müssen, wie das zweifelllos schon heute start verseuchte Röhrennetz der hannover­schen Wasserleitung so zu reinigen ist, daß eine weitere Gefahr für die Bewohner nicht mehr besteht. Nach dieser Richtung schweben bereits Untersuchungen, die jedoch im Augenblid noch zu feinem greifbaren Ergebnis geführt haben.

Hannover , 13. September. ( Eigener Drahtbericht.) Die Zahl der in den städtischen Krankenhäusern in Hannover untergebrachten Typhuskranken beläuft sich am Montag, 6 Uhr abends, auf etwa 780. Rechnet man diejenigen Erkrankten hinzu, die noch der Ueber­führung in eines der Hilfslazarette harren und zieht man in Be­tracht, daß sich in den Familien mit Gewißheit noch fast ebenso viele Kranke befinden, als in den Krankenhäusern liegen, wird man mit tausend Ertranften zu einer annähernden Schätzung des augenblicklichen Umfanges der Epidemie fommen. Ueber die wahr scheinliche Ursache der Epidemie hat sich jetzt in verschiedenen Bei tungen auch Regierungsmedizinalrat Dr. Mohrmann geäußert. Dr. Mohrmann erblickt die Ursache der Epidemie in einer Berun­reinigung der Ridlinger Brunnenwasserleitung, die sich fünf Tage lang in einem zu beanstandenden Zustand befunden hätte. Diese Verschmutzung sei verursacht durch den schlechten Untergrund des Brunnengeländes. Ferner fämen dafür die durch das Hochwasser im letzten Sommer veranlaßten Verhältnisse in Betracht, die schon seit Wochen zu epidemischen Darmerkrankungen geführt hätten. Die Ricklinger Brunnen liegen direkt an der Leine und Ihme und der Untergrund sei nicht einwandfrei; darüber sei auch schon früher von der Militärverwaltung geflagt worden. Der schlechte Untergrund habe die Filtrierfähigkeit der Wasserleitung beein­trächtigt, das Hochwasser und die schwüle Witterung hätten ein übriges dazu getan. Auch die Kläranlage des Städtischen Wasser werks hat in den kritischen Tagen nicht genügend funktioniert. Nach Ansicht Dr. Mohrmanns wird die Massenertranfung bis Mitte nächster Woche noch anhalten und erst dann ist mit einem Abflauen zu rechnen. Aber bestimmt wird es noch Wochen, vielleicht Monate dauern, in denen mit zahlreichen Einzelfällen zu rechnen ist. Zurzeit arbeitet man fieberhaft an dem Bau von Krantenbaraden. Die Berliner Städtischen Wassermerte A.- 8. Auch mußte eine weitere Schule geschlossen und provisorisch als Hilfs­frankenhaus in Benutzung genommen werden. Die Zahl der Toten teilung über die Typhusepidemie in Hannover in fettem Drud die ,, Ein Berliner Montagsblatt bringt im Anschluß an eine Mit­hat sich auf 16 erhöht. Die Stadtverwaltung hat das städtische Behauptung, auch Berliner Wasser ist gefährlich". Diese ganz Schwimmbad geschlossen und in verschiedenen Stadtteilen unerhörte, durch nichts begründete Alarmnach­vier öffentliche Impfstellen eingerichtet. Bon einer 3wangs- richt ist auf das scharffte zurüdzuweisen. Das fchuhimpfung soll zunächst noch Abstand genommen werden. Die Berliner Wasser zeichnet sich im Gegenteil seit Bestehen der Berliner Aufklärung der Deffentlichkeit durch den Magistrat über die von den Wasserversorgung stets durch größte Reinheit, Betömmlich. Behörden getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Seuche, leit und geringste praftisch erreichbare Reimzahl aus. Seit Bestehen der Berliner Wasserversorgung, die in den läßt sehr zu wünschen übrig. Oberbürgermeister Dr. Menge hat bis Jahren 1892 bis 1905 ausschließlich aus Oberflächenwasser gedeckt heute weder der berufenen städtischen Körperschaft, der städtischen wurde, ist noch nie ein Krankheitsfall, der auf Beschaffenheit des Gesundheitskommission, Mitteilungen gemacht, noch sonst wie in Wassers zurückzuführen wäre, eingetreten. Dieser Zustand größter einem größeren Kreise über die Aussichten und Maßnahmen der Betriebssicherheit besteht auch jetzt noch, und es wird durch ein Gesundheitsräte und über die Vorschläge der Aerzte irgendwie Be- Höchstmaß von Kontrollen dafür gesorgt, daß das Wasser der Ber­ liner Bevölkerung stets in bester Beschaffenheit zugeführt wird. Nach richt erstattet. dem Zeitungsartikel soll die dort behauptete Gefährlichkeit des Ber­ liner Wassers darauf zurückzuführen sein, daß ein Teil des von den Basserwerfen der Stadt Berlin geförderten Baffers Oberflächen wasser ist. Im Jahre 1925 sind von 137 Millionen Rubikmeter ge­förderten Rohwassers 12,7 millionen 9 Proz. Oberflächenwasser und 124,3 millionen Kubikmeter Grundwasser gewesen. An Spigen tagen, d. h. an Lagen besonders hohen Wasserbedarfs, steigt der An­

Bon anderer Seite wird uns aus Hannover gemeldet: Der Magistrat bezweifelt noch immer, daß die Typhus. feime durch infiziertes Trinkwasser verbreitet worden find. Die Wasserwerke werden nach wie vor aus den Tiefbrunnen in der Umgebung der Stadt, aber auch aus den Pumpstationen an der Leine gespeist. Der Magistrat erklärt, daß er zunächst das

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teilen mit:

Das Berliner Wasser einwandfrei.

Die Berliner Bevölkerung hat daher nicht im mindeffen Ber anlaffung, sich wegen der Beschaffenheit des Trinkwassers zu be unruhigen.

Der weitere Ausbau der Grundwasserwerte ist in vollem Gange. Nur unterscheidet sich Wasser von der Elektri zität dadurch, daß für die Gewinnung von Wasser das natürliche Vorkommen Boraussetzung ist, während ein Elektrizitätswerk in jeder beliebigen Größe erbaut werden kann. Das Grundwasservor fommen in der Umgebung von Berlin ist aber nicht, wie vielfach an genommen zu werden scheint, unbeschränkt. Zurzeit ist der Ausbau des Wasserwerts Stolpe an der Oberhavel als Grundwasserwer! großen Umfanges im Gange."

Gekochte Milch ungefährlich.

Im Hinblick auf einige Typhusfälle in Pommern ist von anderer Seite darauf hingewiesen worden, daß die Milch, die aus Po mmern in Berlin eingeführt wird, eine gewisse Gefahren. quelle biete. Wie uns von unterrichteter Seite mitgeteilt wird fann unter den bestehenden Verhältnissen davon zunächst keine Rede sein, da es sich bei dem Vorkommen der Krankheitsfälle nut um ein eng begrenztes Gebiet handelt, das bisher nicht überschritten worden ist. Die Ansteckungsgefahr auf diesem Wege ist aber auf jeden Fall ausgeschlossen, folange die Ber liner Milch nur in getochtem 3ustande genosser Es ist das eine Vorsichtsmaßregel, deren Anwendung sich auch unter normalen Berhältnissen empfiehlt. Zu Besorg. nissen liegt also auch hier für Berlin kein Anlaß vor.

wird.

Bei der Arbeit schwer verbrannt. Der in der Franzer- Kasern mit Reparaturarbeiten beschäftigte 16jährige Malerlehrling Walter Raschte aus der Bismarckstr. 5 zu Spandau tam beim Leim toch en der Flamme zu nahe. Seine Kleider fingen Feuer und auf die Hilferufe des Unglücklichen eilten Arbeitskollegen herbei, di die Flammen zu erstiden suchten. R. hatte aber bereits so schwere Verbrennungen am ganzen Körper erlitten, daß ei sofort durch einen Wagen des Städtischen Rettungsamtes in das Der Zustand ist ernst Urbanfrankenhaus gebracht werden mußte.

Auf zum Maffenaufmarsch der Gewerkschaften

nach Treptow am Sonntag, den 19. September 1926

Die Figurantin.

Roman eines Dienstmädchens von Léon Frapié . Autorisierte Uebersehung aus dem Franzöfifchen von Kunde- Grazia. ,, Lustig, Kinder," gebot er, seht da eine Faschings

maste!".

Gellendes Hohngelächter erhob sich wie Geschrei in der Unterrichtspause. Das war die Schmähung heller Stimmen, blauer Augen und fleiner Mündchen.

Aber Sulette flüchtete aus dem Festtrubel; die Kinder verfolgten sie nicht, bemühten sich nur, Kieselsteine aufzuheben. Ein einziger traf, übrigens schwach, ihr Kleid.

,, Das war Melie!" schrien sie, in die Hände flatschend. Melie war ein etwa zehn Jahre altes, schwächliches, ärm lich gekleidetes Blondinchen mit unregelmäßigem, intelligen­tem Schulmädchengesicht. Sie hatte des Kreuz.

Sulette, lief, bis sie erschöpft an dem Abhang eines Grabens hinfant. Sie hatte die ungleichmäßigen, frampf­haften Atemſtöße eines zu Tode gehezten Tieres; in ihrem Schoß selbst wurde das Leben erschreckt.

Glücklicherweise war der Ort einfam. Nach und nach ver­langsamte sich ihre Atmung. Der Körper hatte nicht mehr die Bewegung eines Blajebalgs. Sulette vermochte ihre Runge zurückzuziehen, den Mund zu schließen, schütternde Bewe gungen zu unterdrüden. Ganz ermattet nahm sie nur noch den wilden Schlag ihres Herzens wahr, das sich unaufhörlich Halb auf dem spärlichen Rasen hingestreckt, durchströmte jetzt ein Troftgefühl ihren ganzen Rörper; in ihre Gedanken Iam wieder Leben. Die Erde flößte ihr das Gefühl ein, als habe sie eine duldsame und hilfsbereite Verwandte wiederge­funden. Ein unbestimmtes Bedauern quälte fie: warum hatte sie niemals in ihrer Kindheit die Güte der Erde empfunden?

zu leeren schien.

Das junge Korn bedeckte eine ungeheure Fläche mit zartem, den Augen wohltuendem Grün, alte Stämme sentten längs des Grabens ihre Aeste mit den noch dunklen Knospen herunter. Von Zeit zu Zeit jagte ein Wagen im Galopp vorbei. Sulette ließ sich nicht stören. Ein gegenüber auf dem Telephondraht sitzender Bogel schaute nach ihr, piepste, be­wegte die Schwanzfedern, wendete den Kopf der Länge der Straße zu, als wenn er den Wächter machte, sah sie wieder an und versicherte sie mit einem leisen zarten Ton. Kein Fußgänger nahte.

Der Führer eines fleinen, mit Brettern und einem leeren Faß beladenen Rollwagens ließ, um seine Pfeife in Brand zu sehen, das Pferd im Schritt gehen. Das war ein beleibter

Behausung ihrer Mutter, die fast in der Mitte des Dorfes lag Die Bewohner von Millerat mußten ihre Ungeduld bis zum folgenden Morgen verschieben.

Mann mit Ueberzieher und rundem Hut, der, nach der stehen| Ehe sich ein Schwarm hatte bilden fönnen, erreichte sie die den Redensart, das wohlhabende Aussehen eines Großtauf manns in Schweinen hatte; seine kleinen Augen und die Nase verloren sich in dem auvergnatischen bärtigen und ge­funden Gesicht. Er schwang die Beitsche.

,, He! Kleine Mutter, steigen Sie doch hinten auf, wenn Sie meine Richtung gehen!" rief. er freundschaftlich.

bleibend, denn sie glaubte nicht mehr an die Gefälligkeit der Ich gehe bis Millerat," antwortete Sulette, fizen

Menschen.

,, Das ist der Mühe wert! Ich fann Sie gut 15 Kilometer mitnehmen, dazu durch den Wald!"

Sulette erhob sich, immer noch mißtrauisch. Aber das derbe Gesicht des Wagenführers drückte nur eine behagliche Gutmütigkeit aus, da beeilte sie sich.

,, Sie tun mir einen großen Gefallen!"

Mit Mühe nahm sie hinten auf dem Fuhrwerk Platz; die Beine herunterhängen lassend, hielt sie sich mit einer hand am Pfosten. Das Pferd verfiel in ziemlich lebhaften Trab, und das heftige Stoßen des Wagens verursachte Sulette stechende Schmerzen in den Seiten, Ziehen im Rücken und den Lenden. Aber trotzdem welches Glück! Sie fonnte noch am Abend in Millerat eintreffen, statt unter freiem Himmel zu schlafen.

Während zwei Stunden sprach der Fuhrmann fein Bort, wandte fich nicht nach ihr um; wenn sich Sulette zur Seite bog, sah fie seinen breiten Rüden und mußte den Rauch der Pfeife einschlucken. Wo der Weg nach Poissy abzweigte, stieg sie herunter.

Die Straße führte eben und einsam zwischen Bäumen hin, Sulette ging, von Anstrengung und Hunger geschwächt, wie eine Greisin. Bei jedem Grenzstein setzte sie sich.

23.

In der Dämmerung endlich hoben sich die Umrisse von Millerat aus nächster Nähe ab. Der Geruch der heimatlichen Erde übte auf Sulette eine herzstärkende Wirkung aus. Sie erkannte die Aepfelbäume auf den Feldern, vor den Häusern wieder. Bei der ersten menschlichen Gestalt, die sie wahr nahm, fam ihr ohne Zögern ein Name auf die Lippen.

Aber auch sie fonnte wiederum das Dorf nicht durch gehen, ohne erfannt zu werden, so hob der helle Mondschein ihre schwarze Silhouette von dem Weiß des Mauerwerks ab. Da gab es eine beträchtliche Aufregung, alle möglichen Gesten. Anrufe, Herzulaufen:

,.Da die Sulette! Der Brugnotte ihre Tochter?" Sie eilte mitten durch die Ausrufe, ohne zu antworten.

Aber zur allgemeinen Enttäuschung blieb Sulette am andern Tage und ebenso die folgenden unsichtbar. Die Brug notte hielt Tür und Fensterläden fest geschlossen und ver weigerte jede Auskunft.

Das fonnte gleichwohl nicht so einfach hingehen! Die Leute hatten Augen, sie wußten, was sie gesehen! Ah, das erledigte sich nicht so rasch! Sie ließen sich nicht hintergehen

Die Dörfler waren gegen Sulette aufgebracht, weil fa nicht mehr ihrer Welt, ihrer Klasse, ihrem Schlage angehör Sie grollten, daß sie nicht wenigstens im Dorfe ihren Fcht tritt begangen.

Noch vor kurzem, beim Weggang, hatte man sie beneidet jetzt, bei der Rückkehr, hielt man sich schadlos.

Ah! Sulette war nach Paris gegangen in Dienst! Und nur brachte sie ihr Bündel mit! Die waren sauben, die Dienst mädchen von Paris .

Auch zürnte man, daß es ihr so schnell gelungen war, fid im Haus der Brugnotte zu verbergen und dem unerläßlicher Standal zu entrinnen. Manche würden gleichgültig geblieber sein, wäre alles normal vor sich gegangen: hätte der öffentliche Standal stattgefunden, dann würden sie nicht weiter gedräng haben. Aber für den Augenblick fühlten sie sich getränkt.

Was sind das für Manieren! Man weiß doch, was eir schwangeres Mädel ist! Was fürchtet denn Sulette? Die Leute waren feine Wilden, man hätte sie nicht totgeschlagen Menschen zu behandeln... Sie trug feinen föniglichen Prinzen... Das ist eine Art, die Madame versteckt sich, will nie mand sehen... Hat fie Furcht vorm bösen Blick?

Kurz, jeder trug einen Groll mit sich herum, den er gern befriedigen wollte, indem er Sulette, ihre unförmliche Gestalt vor Augen, ins Gesicht lachte. Jeder hielt einen rohen Scher in völliger Bereitschaft.

Man wird in Paris sehr tüchtig genährt! aber man

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hat ungleichen Nugen davon, das Geficht bleibt mager

Sie begriffen, daß Sulette sich erst nach ihrer Niederkunf zeigen würde. Gut! Sie sollte durchs Warten feinen Verlust haben, wenn auch die Mißgeftalt verschwunden, lachen würder fie trotzdem: hatte man doch das Kind, diesen schmutzigen Bastard, ein hübsches Erzeugnis!

Nun wartete das ganze Dorf, mit Mißgunft das Haus der Brugnotte bewachend.

,, An einem oder dem anderen Tage wird's wohl erscheinen müssen," sagte man mit Nachdruck.

( Fortsetzung folgt.)