Der angeklagte Springer.
Der Höhepunkt noch nicht erreicht.
Nötigung und Beleidigung- aber Freisprechung! Mehrfach haben wir uns mit dem Amtsgerichtsrat Springer in Poltwig beschäftigen müssen, der nicht nur als Hüter der Gerechtigkeit auf dem kurulischen Sessel thront, sondern auch als nationalistischer Agitator Großmeister im Jungdo spielt. Bekannt ist das Urteil, das er eines Tages gegen getroffenen Feststellungen die Annahme bestätigt, daß bei der Mitte an Lymphe, sondern auf rein medizinische Gründe zurückzuführen. Ueber die Ursache der Erkrankungen haben die am Dienstag[ impfung erst jetzt begonnen worden ist, ist nicht etsa auf den Mangel einen nationalistischen Burschen fällte, der eine sozialdemokratische August beobachteten Verunreinigung des Ricklinger Wasserwerks auch Wählerversammlung absichtlich durch Klavierspiel und Beranstaltung eines Massengebrülls gestört hatte. Typhusfeime in die Leitung gelangt find. Faft alle Erkrankten Dieser Springer sprach den Hausfrieden sbrecher frei mit der Be- flammen aus den Stadtteilen, die von dem Ridlinger Wasserwerk mit gründung, daß man in Wählerversammlungen ja ohnehin feine ernsthafte Belehrung erwarte, und daß deshalb jeder nationalistische ernsthafte Belehrung erwarte, und daß deshalb jeder nationalistische Rowdy das Recht habe, in solchen Wählerversammlungen soviel Lärm zu machen, wie er Lust habe. Ein Hausrecht stehe dem Ein berufer der Versammlung feineswegs zu.
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Diese im Gerichtsurteil ausgesprochene bewußte Verhöh= nung derjenigen, die nicht auf seinem politischen Boden stehen, ist aber nur ein Teil der Gesetzesverachtung, die diesem Gesetzeshüter allgemein eigen zu sem scheint. In seiner Eigenschaft als Großmeister des Jungdeutschen Ordens leistete er sich, wie wir seinerzeit berichteten, noch ganz andere Dinge. Mit den Brüdern" in Oberzauche war er in Pijferenzen geraten, mit der Wirkung, daß eine Reihe von ihnen dem Jungdeutschen Orden den uden kehrt. Darauf lud er sie vor das sogenannte ,, Ordensgericht". Als sie nicht erschienen und vielmehr vor Gericht mit dem Erfolge flagbar wurden, daß ihnen gerichtlich bestätigt wurde, sie seien aller Verpflichtungen gegen den Orden ledig, da schrieb Großmeister und Amtsgerichtsrai Springer ihnen einen Schreibebrief, in dem er bedauernd darauf hinwies, daß er sie nicht mehr ordensrichtern dürfe. Dann aber fuhr er fort:
Ich habe jedoch, da mir triftige Gründe für Ihr Ausscheiden nicht vorliegen, das Recht, Sie, so off ich es für nötig halte, unter Namensnennung aus erzieherischen Gründen den Ordensbrüdern als warnendes Beispiel für Wort- und Treuebrüchigkeit zu bezeichnen."
Wegen seiner politischen Urteile schwebt gegen den Amtsgerichtsrat ein Disziplinarverfahren. Seit einigen Wochen ist er mit der Hälfte feines Gehalts vom Dienste suspendiert. Wegen der Bedrohung und Nötigung seiner ehemaligen Ordensbrüder war er als Großmeister jetzt vor dem Schöffengericht in Glogau angeklagt. Er behauptete dort, er habe das Recht, auch auf seine ausgeschiedenen Ordensbrüder moralisch" und erziehe risch" einzuwirken. Seine Drohungen seien ,, im Interesse des Ordens und nicht zuletzt im Interesse des Vaterlandes" geschehen. Lehrer Strempel in Bollwig, der ebenfalls aus dem Orden ausgetreten ist und ebenso wie andere den erwähnten Brief bekommen hat, sagte als Zeuge aus, Springer habe auch erklärt: Wenn Ihr aus dem Orden austretet, so werdet Ihr in den Stahlhelm nicht aufgenommen. Dann bleibt Euch nur noch das Reichsbanner mit seinen jüdischen Hintermännern übrig. Der Jude Scheyer in Glogau und andere stiften ja schnell mal dem Reichsbanner einige hundert Mart."
Der Staatsanwalt erblickte in dem Vorgehen des Großmeisters die strafbare Handlung der Nötigung in sechs Fällen und der Beleidigung in einem Fall für vorliegend. Er beantragte deshalb insgesamt 60 Mart Geldstrafe! Das Gericht aber
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Trinkwaffer versorgt werden; alle Erkrankungen datieren von Anfang September, d. h. etwa 16 Tage nach der beobachteten Verunreinigung; diese Frist stimmt genau mit der Intubationszeit überein. Die Gesamtzahl der Erkrankten hat sich auf 1097 erhöht; davon sind 477
Männer, 465 Frauen und 155 Kinder.
Bericht des Preußischen Regierungskommissars. Berlin , 15. September. Dem Amtlichen Preußischen Pressedienſt wird aus Hannover von einem dorthin entfandten Kommiffar des Preußischen Wohlfahrtsministeriums gemeldet:
Uebergreifen des Typhus in die Provinz. Hannover , 15. September. ( TU.) Die Typhus - Epidemie dehnt fich über das Weichbild der Stadt aus. Wie aus Barsing. hausen, Empelde , Egestorf, Letter und Seelze im Landkreise Linden gemeldet wird, sind auch dort Typhusfälle zu verzeichnen. Die behördlichen Stellen sind bemüht, weit. gehende Sicherungen zu schaffen.
Der Städtische Krankenhausausschuß hielt eine Sigung ab und beschäftigte sich mit den Maßnahmen zur Bekämpfung der Typhusepidemie. Es wird immer mehr Raum zur Unterbringung der Kranten erforderlich, so daß hieraus gewiffe Schwierigkeiten entstanden sind. Ebenso reichen bei dem zunehmenden Bedarf die vor. handenen Betten nicht aus. 300 Betten sind seit gestern abend und Die Zahl der Typhusfälle betrug Dienstag abend rund 1000, heute nacht von Berlin mit Lastkraftwagen unterwegs. Weitere die Zahl der Todesfälle 30. Leider muß nach menschlichem 900 Betten gehen heute und morgen als Eilfracht von Berlin und Ermessen mit einem weiteren Ansteigen der Erkrankungen Münster in Westfalen nach Hannover ab. In der Städtischen Heilgerechnet werden, da die Inkubationszeit, d. h. die Zeit vom Beginn stätte Heidehaus" wurden heute morgen 100 Betten dadurch freider Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit, noch nicht abgelaufen gemacht, daß leichterkrankte Personen, die ihre Kur ohne Gefährbung ihres augenblicklichen Zustandes auch später fortsegen können, ist. Ebenso muß leider mit weiteren Todesfällen gerechnet mit ihrer Zustimmung aus der Heilstätte vorläufig entlassen worden werden, da der Verlauf der Erkrankungen zum Teil ernst ist. Außer sind. Um die Beförderung der Kranken zu beschleunigen, hat die den genannten 1000 Kranken, die bereits in Krankenhäusern und Stadtverwaltung noch zwei neue Krantenwagen beschafft, die gleich Schulen isoliert sind, dürften mehrere 100 Erfrankte in den anderen von der Feuerwehr bedient werden. Der Kranten. den Wohnungen untergebracht sein. Für Unterbringung auch ausschuß billigte die von der Stadtverwaltung getroffenen Maßdiefer Erfrankten in Krankenhäusern und Schulen ist gesorgt, für nahmen und war der Meinung, daß ohne Rücksicht auf die Kosten alles geschehen müsse, was im Rahmen der Zuweitere Erkrankungen find ebenfalls Unterbringungsmöglichkeiten vorhanden. Sowohl mit dem Wehrkreiskommando wie mit dem Robert- ständigkeit der Stadt in dieser Frage zu geschehen habe. Oberbärgermeister Dr. Menge teilte mit, daß in den Schulen die WasserKoch- Institut find Maßnahmen vereinbart zur Stellung von nötigen- leitungen gesperrt seien, nicht weil die Verwaltung eine leberfalls Tausenden von Betten. Ebenso ist Lymphe in tragung von Krankheitserregern durch das Waffer befürchte, sondern völlig ausreichender Menge vorhanden, Aerzte und weil verhindert werden soll, daß durch übermäßigen Genuß von Pflegepersonal stehen genügend zur Verfügung: Rotes Kreuz und Waffer die Schüler oder Schülerinnen, namentlich in Verbindung Arbeiter- Samariterbund leisten wirksame Hilfe. Die mit Obst, anfällig, b. h. für die Aufnahme von Krankheitserregern Ueber die Ursachen der TyphusDurchführung der Desinfektion durch Bereitstellung von Desinfektions- besonders empfänglich werden. mitteln und Personal ist gesichert; die Vermehrung der bakteriologi- ertranfungen fonnten auch heute im Krankenhausausschuß keine beschen Untersuchungsmöglichkeiten ist im Aufbau. stimmten Mitteilungen gemacht werden.
Die verunreinigten Brunnen sind ausgeschaltet und das gesamte Wasser wird gechlort und behördlich kontrolliert. In den letzten 14 Tagen ist die keimzahl gleich null. Sämtliche benußten Wasserwerke liefern einwandfreies Waffer. Es ist nicht anzunehmen, daß vom Wassergenuß weitere Infektionen auftreten; immerhin ist es möglich und in gewiffem Grade wahrscheinlich, daß durch konfaft noch weitere Erkrankungen vorkommen.
Hannover , 15. September. ( Eigener Drahtbericht.) Wie vom Landratsamt inden amtlich mitgeteilt wird, beläuft sich die Zahl der Typhustranten im Landkreis heute auf vierzehn. In Betracht kommen die Ortschaften Barsinghausen , Egestorff, Empelde , Seelze , Letter. In den beiden letzten Orten, die am nächsten bei Hannover liegen, ist die Zahl der Erfrankten am größten. Man rechnet mit einer weiteren Ausdehnung der Seuche. Die bisher Erfrankten werden vorläufig den Krankenhäusern in Hannover zugeführt. Sollte aber eine Steigerung der Krankheitsfälle eintreten, so wird dem Vernehmen nach das Krankenhaus in Barsinghausen für die Unterbringung der Thyphuskranken vers
Die von den städtischen kollegien getroffenen Maßnahmen sind von den Regierungsvertretern eingehend geprüft und als vollkommen einwandfrei befunden worden. Die Schuhimpfungen haben am Dienstag begonnen und werden unter ftarlem Andrang der Bevölkerung durchgeführt. Daß mit der Schuh - wendet.
sprach den amtsrichterlichen Großmeister mit der Begründung frei, Großfeuer in der Genossenschaftsbrauerei. vernichtende Urteil eines vernommenen Revisors erkennen. Der
man fönne ihm nicht widerlegen, daß er sich berechtigt ge. glaubt habe, auch den ausgeschiedenen Ordensbrüdern noch Vorhaltungen machen zu können. Er fönne deshalb ,, aus fubjettiven Gründen nicht bestraft werden.
Dieser Freispruch ist, wenn er nicht noch durch die Berufungsinstanz beseitigt wird, geradezu ein Freibrief für nationalistische Richter, fich in politischen Ungezogenheiten zu bewegen. Sie werden immer auf Freispruch rechnen dürfen, weil man ihnen subjektiv" keine Gesegesverlegung zutraut. Nehmen wir an, ein Sozialdemokrat hätte solche Briefe geschrieben, wie der Springer von Boltwik, so wären die Urteilsfäße über den „ sozialistischen Terror" wahrscheinlich für ewige Zeiten ein hoher Genuß für alle gut Kaiserlichen geworde
Benesch gegen die Faschisten.
,, Legionäre, reinigt die Politik!" Prag , 15. September. ( Eigener Drahtbericht.) Nach Masaryk greift nunmehr auch Außenminister Benesch in die heftigen Rämpfe ein, die in verschiedenen bürgerlichen Parteilagern zwischen Faschisten und Demokraten im Gange find. In einem Brief an die Legionäre erklärt Benesch, daß die Faschisten seit zwei Jahren eine Politik der Intrigen betreiben, die ein einzigartiges Beispiel von moralischer und politischer Gewissenlosigkeit darstellt. Er, Benesch, habe bisher versucht, des gesamtstaatlichen Interesses halber zu schweigen, müsse sich aber nun seiner persönlichen Ehre wehren und auch im Interesse des Staates aufdecken, mit welchen Mitteln der Kampf gegen die Burg "( d. h. Masaryk und Benesch, die auf dem Hradschin amtieren. Red. d. ,, B.") betrieben werde. Ausführlich schildert Benesch seinen Kampf gegen Gajda, den er seit vielen Jahren beobachtet und den auch Marschall Foch als gefährlich bezeichnet habe.( Und trotzdem machte man ihn zum Generalstabschef? Red. d." B.") Sehr heftig wendet sich der Außenminister gegen die Presse der Nationaldemokraten und der Klerifalen, die in dem persönlichen Kampf gegen die demofratischen Politiker führt. An die Legionäre richtet Benesch die Auf forderung, für die Reinheit der Politik zu kämpfen.
Das Kriegsgericht arbeitet. Madrid , 15. September. ( Havas.) Das Kriegsgericht in Segovia hat den Leiter der Artillerieſchule zum Tode verurteilt. Auf Vorschlag der Regierung hat der König diese Strafe auf dem Gnadenwege in eine lebenslängliche 3uchthausstrafe umgewandelt. Etwa 30 Offiziere derselben Schule wurden zu längeren Freiheitsstrafen verurteilt.
Deutsch - afghanischer Freundschaftsvertrag. Gefiern find in Stabul die Ratifikationsurkunden des deutsch - afghanischen Freund schaftsvertrages ausgetauscht worden. Gesandtschaften beider Länder bestehen schon seit längerer Zeit, aber jetzt erst sind die diplomatischen Beziehungen vertragsmäßig festgelegt. Der Vertrag bestimmt, daß ewiger Frieden" zwischen beiden Ländern bestehen foll, er regelt die gegenseitige diplomatische Vertretung und nimmt für die nächste Zeit Berhandlungen über ein Wirtschaftsabkommen
in Aussicht.
Ein Indianerüberfall fand in Merito auf einen 3ug statt, in dem sich der frühere Präsident General Obregon befand. Es entspann sich ein dreistündiger Kampf zwischen den Angreifern und den Truppen, die den Zug begleiteten. General Obregon wurde gefangen genommen. Er soll inzwischen wieder freigelassen worden sein. Man nimmt an, daß der Anschlag unternommen worden ist, weil General Obregon für die fürzlich erfolgte Berhaftung mehrerer Führer der Jacui- Indianer verantwortlich gemacht wurde,
Mehrere Dachstühle eingeäschert.
Ein verheerendes Großfeuer beschäftigte geffern nacht viele Stunden lang fieben Löschzüge der Feuerwehren in der SeeStunden lang fieben Löschzüge der Feuerwehren in der Seeftraße 23 zu Friedrichshagen . In verhältnismäßig furzer Zeit standen die Dachstühle eines ganzen Brauereifompleges in Flammen. Nur unter den größten Schwierigkeiten gelang es den Wehren, eine Katastrophe, die die Einäfcherung der Gebäude zur Folge gehabt hätte, zu verhindern.
In der Geestraße 23 befindet sich seit mehr als 20 Jahren die Friedrichshagener Genossenschaftsbrauerei. Bor einiger Zeit wurden umfangreiche Neu- und Umbauten vorgenommen, die jetzt vor ihrer Vollendung standen. Kurz vor 2 Uhr nachts wurde bemerkt, wie aus dem Dachstuhl über dem Gärraum Flammen herausschlugen. Die Friedrichshagener Feuerwehr wurde sofort alarmiert, zu deren Unterstützung noch die freiwilligen Feuerwehren von Köpenick und Niederschöneweide herbeieilten. Die Wehren waren zunächst dem entfesselten Element gegenüber machtlos. Der Dachstuhl brannte lichterloh, und die Flammen griffen auf den benachbarten Da ch ft u hl der Böttcherei über. Kurz nach 24 Uhr wurde dann der Alarm„ Großfeuer"
eilten in Begleitung von Oberbranddirektor Gempp, Branddirektor weitergegeben. Die Berliner Löschzüge 7, 20 und Lichtenberg II Bofdziech und Baurat Bösselmann nach Friedrichshagen . Inzwischen war auch ein Feuerlösch boot, das noch auf den Albatros werfen lag und furz vor der Ablieferung und Indienstnahme stand, zur Hilfeleistung herbeigeeilt. Mit vereinten Kräften gelang es jegt, das Feuer, das immer größere Ausdehnung anzunehmen drohte, zu umfassen und ein Weitergreifen zu verhindern. Insgesamt wurde aus neun Rohren und von dem Lösch boot aus mit drei Rohren größten Kalibers Wasser gegeben. Das Feuerlöschboot hat übrigens seine Feuerprobe sehr gut bestanden. Auf dem Hof der Brauerei wurden mehrere mechanische Leitern in die Höhe gewunden und der Dachstuhl der anschließenden Mälzerei unter Wasser gehalten. Durch diese Maßnahme wurde das Feuer aufgehalten.
Die beiden Dachstühle gingen vollständig nieder. Gehr viel Gerüftmaterial, das sich auf den Böden befand, wurde vernichtet. Einige im Dachgeschoß befindliche Werkstätten wurden gleichfalls ein Raub der Flammen. Auch ein hohes Baugerüst, das die neueren Umbauten umgab, wurde von den Flammen ergriffen und zum großen Teil vernichtet. Hier mußten die Löschmannschaften besonders vorsichtig zu Werke gehen, da fortwährend glühende Balkenstücke durch die Luft fauften. Gegen 25 Uhr morgens war die Hauptgefahr beseitigt, und die Aufräumungsarbeiten fonnten in Angriff genommen werden, die bis morgens 7 Uhr dauerten. Der Schaden ist sehr beträchtlich. Bis jetzt fonnte die Entstehungsursache noch nicht einwandfrei festgestellt werden, doch wird Brandstiftung vermutet. Trotz der späten Nachtstunden hatte sich in dem stillen Friedrichshagen auch aus der Umgegend eine ungeheure Zuschauermenge eingefunden, die von dem gewaltigen Feuerschein, der weit in die Nacht hinaus leuchtete, angelockt worden war.
Die Unterschlagungen im Zellengefängnis.
Mit den umfangreichen Unterschlagungen im Bellengefängnis in der Lehrter Straße hatte sich das Schöffengericht Berlin- Mitte zu beschäftigen. Während der Angeklagte, der Kanzleiangestellte Glaß in der Boruntersuchung zugegeben hatte, die gesamten ihm zur Last gelegten Beträge in Höhe von 39 000 m. unterschlagen zu haben, tam er jetzt mit der Behauptung, daß den Hauptanteil sein früherer Vorgesetzter, der im vorigen Jahre verstorbene Justizoberinspettor Wegener, erhalten hätte. Er selbst wollte nur ungefähr 10 000 bis 15 000 M. für sich veruntreut haben, die er in der Hauptsache vertrunken hätte. Aus den Büchern geht aber hervor, daß sogar 50 000 m. veruntreut worden sind. Wie dies möglich war und welche Zustände in den Büchern der Arbeitsinspektion des Bellengefängnisses geherrscht haben müssen, ließ das
Staatsanwalt hielt daher die Angaben des Angeklagten für glaubhaft, daß ein größerer Teil der Unterschlagungen mit Zustimmung des Borgefeßten Wegener erfolgt wären; benn sonst hätte ein volles Chaos im Bellengefängnis herrschen müssen. Das Gericht war auch der Ansicht, es sei dem Angeklagten nicht zu widerlegen, daß mindestens Wegener einen Teil der unterschlagenen Summen erhalten hätte. Mit Rücksicht darauf, daß die mangelnde Kontrolle es dem Angeklagten sehr leicht gemacht hatte, erkannte das Gericht nur zu 1 Jahr 4 Monaten Gefängnis unter Anrechnung von 7 Monaten und 2 Wochen auf die Untersuchungshaft. Schülerselbstmord im Auto.
In der letzten Nacht gegen 1 Uhr verübte der 18jährige Schüler Heinz Bühring aus der Pariser Straße 18a in einer Autodroschte vor dem Hause Budapester Str. 9 Selbstmord durch Erschießen. Der junge Mann bestieg eine Autodroschte und gab dem Chauffeur Anweisung, ihn nach der Rettungsstelle 7, die in dem Hause Budapester Straße 9 untergebracht ist, zu fahren. Sier angelangt, bat er den Chauffeur, die Nachtglocke zu ziehen. Diesen Augenblick benutzte B., um sich eine Kugel in das Herz zu schießen. Er war sofort tot.
Anklageerhebung gegen Baron v. Oppen.
In der Potsdamer Gesellschaft sieht man mit sehr gemischten demnächst das Potsdamer Schöffengericht beschäftigen wird. Dem Gefühlen einem neuen Sensationsprozeß entgegen, der Baron Oberleutnant Hermann v. Oppen aus Potsdam , der sich seit Jahresfrist im Botsdamer Untersuchungsgefängnis befindet, ist die Anklage wegen Heirats- und Scheckschwindeleien zugestellt worden. Der Baron war sechs Wochen zur Untersuchung der Landesirrenanstalt Görden bei Brandenburg überwiesen worden. Jetzt befindet er sich wieder im Potsdamer Untersuchungsgefängnis. v. Oppen spielte seinerzeit auf dem Potsdamer Parkett eine große Rolle. Zu dem Brozeß werden etwa 20 Beugen geladen, darunter auch viele mit hochtlingenden Namen.
Die Potsdamer Teftamentsfälschung. Die Verhandlung gegen die 41jährige Professorsgattin Hesso! de Schnabel findet nicht vor dem Potsdamer Schwurgericht, sondern vor dem Potsdamer Justizrat R. Josephfohn übernommen. Schöffengericht statt. Die Berteidigung der Profefforsgattin hat
den
in Warschau hat derartig um sich gegriffen, daß jeht bereits 751 Warschauer Krankenhäusern liegen. Scharlachkranke in Mindestens ebensoviel Kranke sind in privater Pflege. Boraussichtlich werden aus fanitären Gründen die Schulen vorübergehend gefchloffen. getötet und 50 schwer verlegt. Das Unglück ist dadurch verursacht worden, daß sich von einem Büterzug vier beladene Wagen loslösten und mit einer Geschwindigkeit von 100 Kilo= metern bergab liefen. Der Schnellzug, mit dem sie zusammenstießen, hatte eine Geschwindigkeit von 65 Kilometern. Die Maschine und der erste Wagen des Schnellzuges blieben unbeschädigt, dagegen wurde der zweite Wagen, der außerordentlich dicht besezt war, vollkommen zertrümmert.
Bei einem Eisenbahnunglüd in Australien wurden 26 Personen
Kampf in New York wurde der deutsche Bormeister Franz Diener Franz Diener in Amerika geschlagen. In einem Zehn- RundenKampf in New York wurde der deutsche Bormeister Franz Diener von dem amerikanischen Borer Bob Gorman geschlagen.
Groß- Berliner Parteinachrichten.
Heute, Mittwoch, 15. September, abend:
76. Abt. Dahlem . 8 Uhr bei Schelling, Rönigin- Luife- Str. 42, Mitglieder. versammlung und Zahlabend. 118. Abt. Lichtenberg . Gruppe Hornung: Wegen anderweitiger Befezung des Saales Extrazahlabend am Sonnabend, 18. September, 8 Uhr, bei Tempel, Gudrunstr. 7.