NoröprozH Schröder. Der Angeklagte gesteht alles.— Wo bleiben Kölling nnd Tenhold?
L. 8. Magdeburg. IS. September. Mit allen äußeren Einzelheiten eines Senfationspro- z s s s e s begann heute vormittag im Schwurgerichtssaal des Magde- burger Justizpalastes die Verhandlung gegen den Mörder des Buchhalters Helling, den Schmied Richard Schröder aus Groß-Rottmersleben . Lange vor Beginn der Sitzung harrten in großen Mengen die Besitzer von Einlaßkarten vor dem Gebäude. Viele Hunderte versuchten noch im letzten Augenblick, Einlaß zu bekommen, was ihnen aber nicht gelang. Im Saal« selbst hatten an langen Tischen etwa SlZ Vertreter der Presse aus allen Teilen des Reiches Platz genommen. Vor der Anklagebank war ein« Staffelei mit einer Tafel ang«. bracht, auf der der Plan das Mordhauses in Groß-Rottmersleben mit der Einrichtung der einzelnen Zimmer aufgezeichnet war. Auf dem Gerichtstisch lagen die schauerlichen Beweisstücke dieses Mordprozesses: der Chauffeuranzug Schröders, den seine Schwester vom Blut ge- reinigt hatte,«in Paket mit dem durchschossenen Schädel, sowie mit Knochenteilen, deren verkohlte Stellen Zeugnis dafür oblegen, daß Schröder zuerst versucht hat, die Leiche seines Opfers zu verbrennen. Daneben liegen Bücher aus dem Besitz des Angeklagten, charakteristi- scherweise darunter das Buch„Auf Deutschlands Hochschulen' und der„Deutsche Hochschulkalender', ferner Notizbücher mit interesianten Aufzeichnungen. Bezeichnend für Schröder, den P s e u d o- st u d e n t e n mit den selbst beigebrachten Schmissen ist es, daß er sich die Farben fast aller farbentragenden deutschen Verbindungen auf 20 Notizbuchseiten aufgezeichnet hat. Ferner befanden sich darin zahlreiche Adressen von Freunden, Widmungen von jungen Mädchen, aber auch ein« sehr zärtliche Widmung von einem„Freund' namens Cäsar. Unter dem Gerichtstisch stand«in Reisekorb mit weiteren Asiervaten, unter anderem einem alten Militärgewehr und ein Paar hohen Stiefeln, die Helling gehört hatten. Um Uhr erschienen die Geschworenen, ein Bürgermeister, Fabrikbesitzer, Gutsbesitzer, Landwirt, Bankbeamter und Bureau- assistent im Saal. Unmittelbar darauf wurde Schröder vorgeführt. Er wurde, an den Händen gefesselt, von zwei Gefängnisbeamten zum Gericht transportiert, wo ihn sein Verteidiger erwartete. Als er auf dem Gang zwei Schupobeamten übergeben wurde, sagte er zynisch lächelnd:„R a, nun wollen wir das Schützen- fest mal steigen lassen." Lächelnd, wenn auch zunächst an- gesichts der auf ihn starrenden Augen etwas verlegen, betrat er auch die Anklagebank, wo er zwischen zwei Schupobeamten Platz nahm. Auf Anordnung des Vorsitzenden blieb Schröder während der ganzen Verhandlung gefesselt. Auch auf der An- klagcbank verließ ihn sein Lächeln nicht, und interessiert musterte er den Saal und das Publikum, ab und zu einige Worte mit seinem Verteidiger wechselnd. Nach dem üblichen Zeugenaufruf begann dann das Verhör des Angeklagte«. Vors.: Sind Sie vorbestraft?— Angetl.: Jawohl, wegen fahr- lässiger Tötung mit drei Monaten Gefängnis und wegen unbefugten Waffenbesitzes. Beide Strafen find jedoch vorläufig ausgesetzt.— Vors.: Ihnen wird zur Last gelegt, einen Menschen, den Buch- Halter Helling, getötet und dann beraubt zu haben. Ferner sind Sie des Betruges und der Verleitung zum Meineid an der Hildegard Götze beschuldigt. Sie haben dem Gericht Ihren Lebenslauf"schriftlich eingereicht, und ich nehme an, daß Sie sich geordnet äußern können. Wie ist Ihr Leben bisher verlaufen?— Angekl.: Ich bin in Groß-Rottmersleben geboren und habe die Dorfschule bis zum Jahre 1917 besucht. Dann bin ich zu einem Schmiedemeister in die Lehre gekommen.— Vors.: Sie hoben aber an dem Beruf offenbar keine Freude gehabt, denn Sie haben Ihr Examen mit Ach und Krach bestanden und haben dann versucht, sich geistig weiter zu bilden.— Angekl.: So ist es. 1920 bin ich dann zum Militär gegangen. Dieser Beruf erschien mir sehr interessant, und ich meldete mich bei den Magdeburger Pionieren, wo ich auch angenommen wurde.— Vors.: Weshalb haben Sie dann den Soldatenrock wieder ausqezogen?— Angekl.: Weil ich im Oktober 1923 meine Braut Hildegard Götze kennen lernte und weil ich als Soldat doch nicht gut heiraten konnte.— Vors.: Soweit mir bekannt ist, haben Sie das Mädchen bei der Post kennen gelernt, sind ihr als Student vorgestellt und Sie haben ihr einen Couleurausweis gezeigt. Dann haben Sie Fräulein Götze wenige Tage später zu einem Couleursest der ..Allania' geladen. Welche Tendenz hatte die„Allania'?— Angekl.: Sie ahmte studentische Gebräuche nach.— Vors.: Wie sind Sie in diese Verbindung hineingekommen?— Angekl.: Durch einen Bekannten.— Vors.: Sie sind dann mit Fräulein Götze in ein näheres Verhältnis gekommen und hoben das junge Mädchen, das als Stütze in Magdeburg tätig war, dann im Juni 1924 nach Groß-Rottmersleben in Ihr Haus eingeladen. Wie kam denn das? — A n q e kl.: Ueber die näheren Umstände möchte ich in ösfent- licker Sitzung nichts sagen.— V e r t.: Ich würde auch dafür sein, diese Dinge unter Ausschluß der Oessentlichkeit zu verhandeln.— Vors.: Dann lallen Sie es beiseite, denn für die Straftat inter - elsiert es nicht. Sagen Sie einmal. Angeklagter, weshalb ist Ihnen beim Militär ein solch schlechtes Zeugnis ausgestellt worden?— Angekl.: Ich bin mit Arrest bestraft worden, weil in unserer Kompagnie soviel getrunken wurde. Deshalb kam ich einigemal zu spät.— Vorl.: Sie sollen vor allen Dingen durch Ihre Groß- m a n n s s u ch t sich unbeliebt gemacht haben: denn Sie wollten mehr erscheinen als Sie waren.— Angekl.: Das möchte ich bestreiten. Schröder schilderte dann weiter, wie er aus Fahrlässigkeit seine Mutler erschossen habe:„Ich las die Zeitung und spielte dabei mit dem Revolver, dabei muß sich eine Patrone aus dem Magazin in- den Lauf ge- schoben haben, denn plötzlich ging ein Schuß los und traf meine Mutter in den Unterleib.'— Vors.: Sie hoben also Ihre Mutter fahrlässig erschosien. Hatten Sie nicht am selben Tag eine Eifer- suchtsszene mit Ihrer Braut, die Sie sehr liebten, der Sie aber nie treu waren?— Angekl.: Ja, das war am Vor- mittag desselben Tages, und da habe ich beim Leben meiner Mutter geschworen, daß ich ihr treu bleiben wollte. Nach- mittags war ich aber doch mit einem anderen Mdchen zusammen (nach einer kleinen Pause) und abends habe ich dann meine Mutter erschossen.(Bewegung im Saal.)— Vors.: Machte das nicht einen großen Eindruck auf Sie?— Angekl.(pathetisch): Ja. einen ganz kolossalen Eindruck. Ich glaubt« dann an Okkultismus, kaufte mir Bücher darüber und machte Erperi- mente. Natürlich wurde ich immer nervöser und sah überall Ge- spenster. Auf Vorhalt des Vorsitzenden, daß er doch mit seiner Rente mit kB Mark monatlich nicht auskommen konnte zumal er doch mit seiner Braut zusammen lebte, daß er sich doch Arbeit suchen mußte, erklärte Schröder, er habe das auch Immer versucht, so habe er auch in ein Detettiobureau eintreten wollen, schließlich sei er zur Handels- schule gegangen.— Vors.: Sie haben dabei oft in Magdeburg übernachtet. Hatten Sie denn damals viel verkehr mit Mädchen
oder waren Ihre Beziehungen normal?— Angekl.: Jawohl, ich hatte aber nicht viel Liebschaften damals.— Bor}.: Haben Sie sich die Namen aller Mädchen, die Ihnen Ihre Gunst geschenkt halten, in ein Buch eingetragen?— Angekl.: Ich halte eine Liste auf- gestellt.— Vors.: Und was hatten Sie darin notiert?— Angekl. (nach einigem Zögern): Die Haare und wo und wann ich das Mädchen kennen gelernt hatte, sowie den Wohnort. Ich habe auch Locken und Haare gesammelt.— Vors.: Sie hatten ja auch in Ihrem Zimmer einen Stock mit Frauenhaaren als Siegcslrophäe. Auf Veranlassung des Vorsi�enden wurde der Stock gezeigt. Unter der Krücke sind um den«lock zahlreiche Frauenhaare ge- wickelt, die Schröder als seine„Sammlung" bezeichnet. Er be- kündet« dann weiter, daß er die Hildegard Götze unter allen Um- ständen heiraten wollte, vor allem habe er diesen Wunsch gehabt, als seine Mutter starb und er infolgedessen jeden Halt ver- loren hatte.— Vors.: Wie meinen Sie das?— Angekl.: Ich muß mich an jemanden anlehnen. Ich bin nicht selbständig.— Vor f.: Das kann ich mir von Ihnen gar nicht vorstellen. Die Hildegard Götze hat doch ganz unter Ihrem Einfluß gestanden.— Angekl.: Aber ich brauche einen Charakter, an den ich inich an- lehne. Ich bin sehr gesellig. Ich kann auch kein Geheimnis für mich behalten.— Vors.: Sie sollen nicht nur große Intelligenz, sondern auch Initiative und Ueberlegung besitzen.— Angekl.: Ich suche Führernaluren nachzuahmen. trau« mir aber eine solche Rolle selbst nicht zu.— Vor s.: So, dann möchte ich doch darauf hinweisen, daß ich jetzt einen Brief von Ihrem Zellengenossen Schulz bekommen habe. Klopfgeister i« der ZeNe. Vors.: Schlckz sagt in dieser Eingab«, daß er gar nicht fliehen wollte, wegen seiner geringen Strafe auch gar nicht zu fliehen brauchte. Sie hätten aber immer auf ihn eingeredet, Sie wären überhaupt von überlegener Intelligenz gewesen, da Sie sich viel mit Philosophie beschäftigten. Er, Schulz, Hab« sich immer geweigert, er habe daraus hingewiesen, daß Sie auch nach der Flucht nicht weiter- kommen könnten. Daraufhin haben Sie ihm beruhigt mit dem Hin- weis, Sie würden für ihn und sich schon weitersorgen. Auf diesen Punkt komm« ich später noch zurück. Schließlich haben Sie Ihre Hilfe zum Spiritismus genommen. Sie haben Klopfgeisier beschworen. mit denen Sie ein Alphabet verabredet hatten. Schulz will anfangs daran nicht geglaubt, vielmehr angenommen haben, daß Sie dies« Klopfgeräusch« in der dunklen Zelle durch«inen Faden, der zur Hei- zung führte, hervorgerufen haben. Aber die Geräusch« wären aus einer ganz anderen Ecke ertönt und schließlich habe er auch an Klopf- geister geglaubt. So hätte dreimaliges Klopses„Ja" bedeutet, zwei- maliges Klopfen„Nein", schließlich seien auch ganz« Silben zustande gekommen und die Geister, hätten erklärt, die Flucht werde gelingen. Selbst in Sprichwörtern sei geantwortet worden, so u. a.:„Der Tapfere wird siegen." Dadurch allein habe sich Schulz bereit erklärt, auf den Plan einzugehen, der von Ihnen in allen Einzelheiten ent- wickelt und besprochen worden sei. Schulz sollte dem Gefängnis- Wachtmeister an die Kehl « springen und Sie wollten ihm den Karabiner entreißen.— Angekl.: Taatsächlich ist viel geklopft worden in der Zelle. Ich habe das auch dem Gefängnisdirektor ge- meldet, der auch zugab, daß in dem Gefängnis nachts viel geklopft werde. Zum Teil reagiert« das Klopfen auf unser« Fragen. Es ist ganz ausgeschlossen, daß ich dieses Klopfen verursacht habe. Ob dieses übersinnlich war,- kann ich nicht sogen. Unter großer Spannung ging nun der Vorsitzende auf die Vorbereitungen zur Mordtat selbst ein. Landgerichtsdirektor Dr. L ö w e n t h a l suchte dabei den Angeklagten, der absichtlich leise sprach, um vom Gericht und von den Geschworenen nicht verstanden zu werden, immer wieder zu bewegen, laut und deutlich zu sprechen und den Plan chrono- logisch aufzurollen.— Vors.: Anfang Juni ging es Ihnen sehr schlecht. Sie hatten wohl nur noch 30 Mark in Ihrem Besitz und da gaben Sie ein I n s e r a t in der deutschnationalen„Magde- burger Tageszeitung" auf. Dieses Inserat hatte folgenden Wort- laut: „Buchhalter für landwirtschaftliche Spar- und Darlehenskassen mit 500 M. Kaution gesucht. Schulze.' Aus welchem Grunde, Angeklagter, suchten Sie denn einen Luchhalter, der über eine Kaution von 500 M. oerfügte? Der Angeklagte sprach so leise, daß man nur Bruchstücke aus seiner Erzählung verstand: Ich wollte einen Mann mit 500 M. Vermögen in Schackensleben bei Groß-Rottmersleben betrunken machen und dann ausrauben.— Vors.: Sie hatten also die Ab- sicht mehrere Leute auf Grund des Inserats kennenzulernen und dann auszurauben.— Angekl.: Nein, denn die Sache konnte ja boß einmal klappen. Ich wollte das mit noch einem anderen zu- sammen machen.— Vors.: Das Inserat ist am 5. Juli in der Zei- tung erschienen und am 8. Juli haben Sie etwa 10 Antwortschreiben erhalten. Was haben Sie nun getan?— Angekl.: Ich habe nur die Briefe mit den Bewerbungsschreiben von der Bahnpost abgeholt und wollte dann sofort nach Groß-Rottmersleben fahren, um mit meinem Helfershelfer den Plan der Beraubung durchzusprechen. Die Namen der Reflektanten hatte ich mir aus einem Zettel nottert. Aber ich wußte noch nicht, wie ich die Sache eigentlich drehen sollte. Deshalb blieb ich bis zum 13. Juli bei meiner Schwester in Magdeburg . Ich hatte mich bereits mit meinem Freunde Ewald über die Angelegenheit ausgesprochen und er war der Ansicht, daß ich mich zunächst an Helling wenden sollte, dessen Bewerbungs - schvciben ich in der Tasche trug. Ich fuhr in die Wohnung de» Helling. und«ine Dame öffnet« lind fragt«:„Was wollen Sie?" Ich ant- wartete:„Herr Helling hat sich um«in« Stelle beworben und ich möchte ihn sprechen."— Vors.: An diesem Tage trugen Sie den Chauffeuranzug, um als Kraftfahrer zu erscheinen?— Angekl.: Jawohl. Während ich mit der Dam« sprach, kam Helling und bat uns beide in sein Zimmer, wo wir uns dann unterhielien. Ich fragte Helling, ob er die Kaution stellen könnt«, was er bejaht«. Daraus fragte er mich, ob sich noch mehrer« fzerren um dies« Stellung beworben hätten und welcher Art die Stelle sei. Ich sagte, es sei ein« leichte Stellung. Nun wollt« Helling sofort mitkommen, aber das war gegen meinen Plan. Deshalb sagt« ich Helling, wir wollten uns in einer Stunde im Part treffen. Ich ging nun in die Anlagen, setzte mich dort auf ein« Bant, und nach einiger Zeit kam Helling nach. Wir fuhren also zusammen nach Schackensleben , dort kehrten wir bei meinem Freunde Schulze ein, der eine Wirtschaft hatte. Dort habe ich mir den Plan überlegt. Ich sagte dann zu Helling, ich würde nach Groß-Rottmersleben vorfahren, er solle mir langsam folgen, weil ich mich eigentlich noch mit meinem Freund« Ziese besprechen wollte. Hellina kam bald darauf bei mir zu Hause an. Er nahm in der Wohnstube Platz und blätterte in einem Buch, das ich ihm gegeben haue. Wir unterhielten uns, und ich wußte zunächst nicht, was ich tun sollte. Schließlich dacht« ich mir:
„Am besten ist es. du schießt ihn über den Haufen." Und nun folgte ein ausführliches Geständnis des Angekelagten. das sich völlig mit seinen letzten Angaben vor den Berliner kriminal- kommissaren deckt und. um e» gleich vorweg zu sagen, keine neuen lleberraschungen brachte..',.
bisher 1 259 Tpphusfälle in Hannover . 37 Todesopfer.— 7 an einem Tage. Nach den amtlich vorliegenden Meldungen betrug die Gesamt- zahl der Typhuserkrankungen in Hannover am heutigen Donnerstag vormittag 1259 gegenüber 1212 des Vortages. In den städtischen Krankenhäusern haben bisher 547 Männer, 535 Frauen und 177 Kinder Aufnahme gefunden. Die Zahl der Todesopfer ist von gestern zu heute von 30 auf 37 gestiegen. Glücklicherweise macht sich verhältnismäßig eine gewisse Abnahme der Zahl der Neuerkrankungen bemerkbar, so daß sich die Annahme der Gcsundheitsbehörden, daß die Epidemie ihren eigentlichen H ö h e p u n k t bereits überschritten habe, nunmehr zu be- stätigen scheint. Nicht einbegriffen sind in den obigen Zahlen die- jenigen Erkrankungsfälle, die in privater Behandlung liegen. Man dürste in der Annahme kaum fehlgehen, daß es sich bei diesen Fällen ebenfalls noch um einige Hundert handelt. Bezüglich der Unter- bringung und Beförderung der Kranken ist die städtische Verwaltung der größten Sorge enthoben, da nunmehr genügend Petten und Fahrzeuge zur Verfügung gestellt worden sind. Der Be- such der von der Gesundheitsbehörde eingerichteten öffentlichen Impf- stellen ist nach wie vor sehr stark, und am gestrigen Tage wurden in einigen dieser Stationen nicht weniger als 20 0 0 P e r s o ne n ge- impft. Infolge des starken Andranges hat man sich entschlossen, die Besuchszeiten zu verlängern und die Impfstellen sowohl am Vormittag wie am Nachmittag offenzuhalten. Nach den Beschlüssen der städtischen Körperschaften sollen zur restlosen Bekämpfung der furchtbaren Seuche keine Mittel unversucht gelassen werden und ohne Rücksicht auf die Kosten alle notwendigen Maßnahmen getroffen werden. Nehr Rücksicht auf Arbeitslose. Der Betrag von 2 M., den die Berliner Rundfunk- Hörer monatlich an die Post abliefern müssen, ist tatsächlich nicht hoch, besonders wenn man die Qualität und die Menge des Gebotenen berücksichtigt. Aber man soll nie vergessen, daß sich der Kreis der Hörer zum größten Teil aus der arbeitenden Bevölkerung Berlins zusammensetzt. Für einen Arbeiter, der Arbeit hat, werden die 2 M. wohl immer erschwinglich sein, anders ober liegt der Fall bei den Arbeitslosen, die jeden Pfennig der Unter- stützung für den bloßen Lebensunterhalt gebrauchen, für sie bedeuten die 2 M. Rundfunkgebühren schon eine unerschwingliche Ausgabe. Nun wird jedem Hörer, der nicht zahlen kann, die Erlaubnis zum Hören entzogen. Aber noch nicht genug damit, die Post verlangt obendrein, daß auch die Antenne entfernt wird, damit kein Verdacht des Schwarzhörens entstehe. Der Arbeitslose muß sich also nach Unkost«n machen. Sicherlich entspricht dieses Vorgehen der Post ihrem Reglement, das nur mit den Tatsachen rechnet und sich nicht von Gefühlen leiten läßt. Wer nicht bezahlen kann, soll auch nicht Rundfunk hören. Schön und einfach, das ist kaufmännisch richtig, aber kaum human gedacht. Vielleicht könnte die Postoer- waltung sich einmal wirklich großzügig zeigen, und den Arbeits- losen, die sich durch Kontrollkarte ausweisen, und di« tatsächlich nicht in der Lage sind, die Gebühr zu zahlen, die 2 M. eben erlassen, der Rundfunk würde kaum dadurch in die Gefahr des Konkurses oder der Geschäftsaussicht geraten. Das wäre wirklich rücksichtsvoll und menschlich gehandelt. Warum will man den Arbeitslosen, die besonders schwer mit dem Leben kämpfen, noch die Freude des Rundsunkhörens rauben? Der Rundfunk selbst würde durch diese Tat sicherlich an Beliebtheit gewinnen. � Sieq bei Konsumwahlen. Für vier Verkaufs st ellenbezirke der Berliner Konsumgenossenschaft fanden am vorigen Sonntag di« Wahlen der Vertreter zur Generalversammlung statt, mit dem Er- gebnis, daß der Liste Genossenschaft saufbau neun Mandate zufielen, die Kommunisten drei Mandate erhielten. In den Bezirken der 180. Abgabestelle(Dreibundstraße) und der 187. Ast- gabestclle(Britz , Hannemannstrahe) gingen die Kommunisten völlig leer äus, brachten sie es doch in einem der Wahlbezirke (Dreibundstrahe) nur auf ganze drei(!) Stimmen. Wenn es ihnen gleichwohl gelungen war, in letzterem Bezirk eine gültige Borschlagsliste und mehr als zehn Unterschriften zustandezubringen, so erreichten sie dies nur dadurch, daß sie ihre Unterschriftleistendcn Uber den kommunistischen Charakter der vorgelegten Liste in g r ö b- lichster Weise täuschten. Die Wahlagitation wurde von kommunistischer Seite wieder in der sattsam bekannten Form von unüberbietbaren Beschimpfungen der Genossenschast s- Verwaltung geführt. Wann wird man auf jener Seite zu der Einsicht. kommen, daß die Entlehnungen aus dem bolschewistischen Schimpflexikon auch ihre Wirkung verlieren, daß sich die deutschen Arbeiter mit Abscheu von dem genossenschastsschädigenden Treiben abwenden? Ein jugendlicher Durchbrenner. Mit 13 000 Mark ist seit gestern nachmittag der 16 Jahre alte Kassenbote Wolfgang K n a u e r, der bei einer hiesigen Firma angestellt war, spurlos verschwunden. Der junge Bursche war vor- her schon wiederholt zum Einziehen von Geldern geschickt worden. Jedesmal hatte er seinen Austrag pünktlich erledigt und das Geld ordentlich abgeliefert. So trug man keine Bedenken, ihm gestern vormittag einen Scheck über 13 000 M. zur Einlösung zu übergeben. Man wartete bis in die späte» Nachmittagstunden vergeblich aus die Wiederkehr Knauers und erstattete endlich An- zeige bei der Kriminalpolizei. Es wurde festgestellt, daß der junge Pursche den Betrag aus der Bank erhoben hat. Da er ein großer Freund der Rummelplätze und Kinos ist, so vermutet man, daß der jugendliche Durchbrenner seinen plötzlichen Reichtum dort an den Mann bringen wird.___ Schwerer Slraßenunsall eines Bürgermeister». Von einem schweren Unfall wurde heute morgen der Bürgermeister von A n- klam, Dr. Hannemann, betroffen. H., der auf dem Bahnhof Friedrichstraße eintraf, benutzte eine Autodroschke und ließ in der Nähe der Kochstraße halten. Er stieg nach der Straßenseite aus und wurde von einem vorüb«rkommenden Auto erfaßt und über- fahren. Passanten und Schutzpolizeibeamte bemühten sich sofort um den Schwerverletzten und brachten ihn»ach der Rettungs- stelle in der Kronenstraße. Hier stellte der Arzt einen schweren Schädelbruch fest und ordnete die sofortige Uebersührung in das Urbankrankenhaus an. Wie wir erfahren, ist der Zustand des in den vierziger Jahren befindlichen Bürgermeisters sehr ernst. Sittlichkeitsverbrechen und Mord in Leipzig . In der Wohnung des Kraftwagenfllhrers Ernst Poetzsch in Leip- fand man im Schlafzimmer zwischen zerwühlten Betten die eiche eines jungen Mädchens. Es wurde festgestellt, daß ein Sittlichkeitsverbrechen und Mord begangen worden ist. Dem Mädchen waren sämtliche Kleidungsstücke mit Gewalt vom Leib ge- rissen worden, die Handgelenke waren gefesselt, um den Hals war ein Stück des zerrissenen Kopfkissens festgeknotet, im Hals selbst be- fand sich ein Knebel. Mit einem Peil hatte der Mörder seinem Opfer die rechte Schädclseite zertrümmert. Poetzsch galt im all- gemeinen als nicht normal. Seine Frau und fein Kind befanden sich auf einer Hochzeit in Stettin . Der Täter ist flüchtig. Paratyphus in Fulda . Wie amtlich mitgeteilt wird, sind in Fulda und Umgebung einige Fäll« von Paratyphus festgestellt worden. Die Erkrankten sind sämtlich in dem Fuldaer Kranken- haus untergebracht worden. Vorträge, vereine und Versammlungen. «rteitsgemelnschast der itwderfreunde— ttrel» Ritt«. Sexte«denk, püntllch S Uhr. IpieU Geitoge Kamlh- Wien mit den Kindern de» Srelse« MiN». in der Turnhalle, Ruppintr Etraße t8- Alle Kinder de» Bezirt« find herzlich willkommen.