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gang war vorauszusehen. Die Spannung aber galt nicht dem Schicksal des Mörders. Sie geht zurück auf die Sensation, die unfähige Kriminalbeamte und unfähige Richter im Bunde mit der Rechtspresse mit diesem Mordfall gemacht haben. Bei der Aufklärung des Mordes an dem Buchhalter Helling haben Krüninalpolizeibehörden und richterliche Untersuchungsbehör- den in einer Weise versagt, wie es in der modernen Krimina- listik selten ist. Die Untersuchung gegen den Mörder Schröder hat den Weg zur Aufklärung des einfachen Falles selbst ver- baut. Und mehr noch, sie hat sich jeder Aufklärung bewußt und böswillig in den Weg gestellt. Die Akten des Disziplinar» Verfahrens gegen den Magdeburger Kriminalkommissar ten Holt und den Untersuchungsrichter Kalling sind nicht ab- geschlossen aber die Oeffentlichkeit ficht im Berlauf des Prozesses gegen Schröder und in dem Schuldig gegen den Mörder zugleich die Verurteilung des Vorgehens beider Beamten. Der Fall eines gemeinen Raubmordes ist von einer Partei benutzt worden, die dunkle, reaktionäre Geschäfte besorgen wollte. Haß gegen die Republik , Antisemitismus, Haß rechtsstehender Beamter gegen republikanische Zentral- behörden waren die Triebkräfte ihres Vorgehens. Soviel Unfähigkeit wie jetzt ten Holt und Köllina zugeschrieben wer- den müßte, wenn man ihr Treiben aus Unfähigkeit erklären wollte, gibt es nicht. Es bleibt nur die Erklärung, daß Trieb- kräfte, die außerhalb des Bereichs ihrer Pflichten lagen, die beiden Beamten in ihrer halsstarrigen Stellung gegen die Wahrheit bestärkt haben. Es gab in der Voruntersuchung über den Mord an dem Buchhalter Helling eine Partei von reaktionären Beamten, deren Hintermänner heute nur zum Teil bekannt sind. Das Ziel dieser Partei deckte sich nicht mit dem Ziel des ordentlichen Untersuchungs- Verfahrens. Es war nicht gerichtet auf die Ueberführung des Mörders, sondern auf die Vernichtung eines anderen, der von dieser Partei gewaltsam in die Mordaffäre hinein- gezerrt worden war. Bei diesem Treiben hat diese dunkle Partei Unterstützung gefunden bei der r e ak t i o n ä r e n P r e s s e. Die Berliner Hugenberg-Presse hat dieser Partei das Rückgrat gestärkt. Sie hat sie getrieben und in dem Kampf gegen die Wahrheit weitergehest. Die reaktionäre Presse hat alles getan, um die Justiz in Magdeburg in einen Justizmord an dem Kaufmann Haas hineinzutreiben. Der stärkste Eindruck aus der Gerichtsverhandlung gegen den Mörder Schröder ist der, daß dieser junge Bursche kalt- blütig mit Menschenleben gerechnet und kaltblütig Menschen- leben vernichtet hat, ohne moralische Hemmungen, ohne auch nur eine Spur von Reue zu empfinden. Den Beobachter mag angesichts dieser Tatsache Entsetzen überkommen. Noch größeres Entsetzen aber müßte es von Rechts wegen in der gesamten Oeffentlichkeit hervorrufen, daß eine dunkle Partei aus reaktionären Beamten kaltblütig mit dem Leben und mit der Ehre eines Unschuldigen gespielt h a t, der wochenlang in einer Untersuchungshaft saß, die härter war, als die, die der eigentliche Mörder hat über sich ergehen lasten müssen. Diese dunkle Partei hat bestanden. Sie hat gekämpft gegen den Unschuldigen, gegen den Kaufmann Haas. Sie hat den Mörder Schröder als Werkzeug dieses Kampfes benutzt. Sie hat ihr verwerfliches Spiel fortgesetzt, nachdem eine unbeeinflußte Untersuchung bereits die Tatbestände klar- gelegt hat. Sie hat den Feldzug der Verleumdung gegen den Unschuldigen mit Hilfe Schröders bis in die Gerichts- Verhandlung, bis in die Stunde vor der Fällung des Urteils hinein fortgesetzt. Nachdem der überführte Mörder vor Gericht seine Schuld eingestanden hat, nachdem er erklärt hatte, daß nur er allein den Mord geplant und durchgeführt hatte, hat er trotzdem noch versucht, dunkle Fäden anzudeuten, die sich zwischen ihm und dem Unschuldigen, dem Kaufmann Haas spinnen sollten. Er mag aus seinen Erfahrungen in der Bor» Untersuchung der ten Holt und der Kölling vielleicht den

Schluß gezogen haben, daß er mit solchen Andeutungen und Verdächtigungen eine Resonanz finden würde, die seine Richter milder stimmen würde. Ein letzter Rettungsversuch eines gemeinen Verbrechers, der kaltblütig ein Menschenleben vernichtete und dem es im Kampf um seinen Kopf auf die Beschmutzuno der Ehre eines anderen nicht mehr ankam. Aber bei diesem Versuch hat er Resonanz gefunden, zwar nicht bei seinen Richtern, aber bei seiner Verteidigung und bei dem großen Rückhalt, der die reaktionäre dunkle Partei gedeckt hat, bei der reaktionären Presse. Begierig hat noch gestern abend dieNachtausgabe" desTagJ des Herrn Hugenberg die letzten krampfhaften Versuche Schröders auf- gegriffen. Man fühlt in ihrem Bericht eine letzte leise Hofs- nung, daß zum Schluß doch noch einige Flecken auf der Ehre des Kaufmanns Haas haften bleiben möchten. Dieser letzte Versuch ist zerstört worden durch die Ver- nehmung des Kaufmanns Haas am Schluß des Prozesses. Als er vor die Schranken des Gerichts trat und unter seinem Eid alle dunklen Andeutungen energisch zurückwies, da end- lich hat die Partei gegen die Wahrheit ihr Spiel verloren gegeben. Daß Schröders Kopf verfallen war, das wußte sie sehr wohl, Ihr Kampf ging am Schluß nicht um den Kopf Schröders, er ging gegen die Ehre eines Unchuldigen. Der Fall des gemeinen Raubmörders Schröder ist zu Ende. Die Akten über den Justizskandal von Magdeburg aber sind damit noch nicht geschlossen. Die überaus ernste Frage bleibt bestehen: Was wird geschehen, um in das Treiben jener Magdeburger Partei Segen die Wahrheit und gegen die Ehre eines Unschuldigen ineinzuleuchten? Was wird geschehen, um volle Aufklärung zu schaffen über das Verhalten des Kriminalkommissars ten Holt und des Untersuchungsrichters Kölling? Das ist eine Frage, die sich an die zuständigen Behörden richtet. Die andere Aufgabe besteht darin, jener Presse, die sich zur Bundesgenossin eines Mörders gegen die Ehre eines Unschuldigen gemacht hat, das Handwerk zu lege�, Diese Aufgabe kann durch keine Behörde erfüllt werden. Hier hat die Oeffentlichkeit selbst die Pflicht, für Reinigung zu sorgen! * In der Urteilsbegründung führte der Lorsstzmde u. a. aus: Hinsichtlich des schwersten Vorwurfes der Anklage, des M o r- des, verbunden niit schwerem Raube verwies der Vorsitzende zunächst darauf, daß der Angeklagte in der fraglichen Zeit in großer Not gewesen sei, und daß ihm aus diesem Grunde der Gedanke gekommen sei, sich auf strafbare Weise Geld zu o e r s ch a f f e n. Landgerichtsdirektor Löwenthal würdigte dann in längeren Ausführungen noch einmal das ganze Ergebnis der Beweisaufnahme. Nach der Würdigung der Beweisaufnahme kam Landgerichts- direktor Löwenthal zu dem Schluß, daß der Angeklagte voll- kommen überlegt vorgegangen fei. Durch die Aufgabe des Inserates suchte er ein Opfer, dos Geld befaß. Wenn er auch vielleicht im Anfang noch die Absicht hatte, nur einen Raub zu vollführen, so faßte er, als Helling fein Haus betrat, dort den festen Entschluß, sein Opfer zu ermorden. Die Zeugin Hilde- gard Götz« habe nach dieser Richtung hin Bekundungen gemacht, die unzweifelhaft erschienen. Planmäßig habe der Angeklagte Helling an sich gelockt, planmäßig habe er ihn niedergeschossen, und planmäßig die Leiche bei» seitegeschafft. Der AngeNagte sei nicht nur des Mordes schuldig, sondern er habe auch die Leiche beraubt und infolge- dessen war Schröder des Mordes in Tateinheit mit schwerem Raube schuldig zu erkennen. Der Angeklagte habe im letzten Wort an die Milde des Gerichts appelliert. Da« Gericht sei jedoch keine Gnadeninstanz, sondern ein Institut der Gerechtigkeit. Aus diesem Grunde war der Angeklagte der Todeefirafe schuldig zu sprechen. Schröder nahm das Urteil mit vollkommener Ruhe auf, ebenso seine Braut.

Retlame'Rupprecht . Er will nur die Krone Bayerns auf die Krone Englands verzichtet er gnädig. Rupprecht o. Wittelsbach hat sich zu se nem eigenen Reklamechef ernannt. In der Wiener Neuen Freien Presse" läßt er durch George Silvester Viereck einen Reklameartikel über seine Meinungen und Taten veröffentlichen. Folgendes wird den Wienern erzählt: Ich saß dem früheren Kronprinzen Rupprecht von Bayern in seinem Münchner Schlosse gegenüber. Ueber seinem kurz- geschorenen Kopf schweben zwei Kronen. Die eine ist die Krone von England, die die jakobitischen Diehards in London noch immer für ihn beanspruchen. Die andere ist die Krone Bayerns , die ihm nach der Ansicht vieler politischer Kenner der bayerischen Hauptstadt gehören würde, falls er den Wunsch danach äußerte. Das Volt Bayerns nennt Rupprecht seinenKönig ". Seine Anhänger sprechen vonSr. Majestät". Die augenblickliche bayerische Regierung erkennt ihn natürlich ossiziell nicht an. Bei ö f f e n t- lichen Anlässen jedoch, bei denen Rupprecht zugegen ist, lassen ihm die Vertreter der Regierung den Vortritt." Rupprecht wird wohl niemals König sein, doch seine Meinung wiegt schwer. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, i h n an den anderen Thron zu erinnern, der seiner jenseits des Kanals wartet... Kronprinz Rupprecht war von meiner Erzählung belustigt.Sie halten also immer noch daran fest", sagt« er.Es stimmt, daß ich von selten meiner Mutter auf zweierlei Weise mit den Stuarts verwandt bin. Aber in dieser Richtung habe ich keinen Ehrgeiz." Rupprechts Ehrgeiz zielt auf die bayerische Krone, die er nach der Meinung des Herrn Viereck haben könnte, wenn er wollte. Er hat sie oft genug haben wollen nur waren die Trauben immer zu sauer. Die Krone Bayerns ist ihm nicht erreichbarer als die Krone Englands trotz der gegen­wärtigen auchrepublikanischcn Regierung in Bayern . Warum aber Rupprecht -Reklame ausgerechnet in! Wien ? Spukt wieder einmal der Plan der katholischen Wittelsbacher bayerisch-österreichisch-ungarifchen Monarchie?

der Eifentruft noch immer nicht fertig. Reue Unterbrechung der Verhandlungen. pari«, 17. September. (UJIB.) Die Verhandlungen zur Bll- dung der intern atlonalen Bohfiahlgemeinfchaft konnten heute nicht zu Ende geführt werden, da die den belgischen Vertretern an­gebotene Beteiligungsmenge de« Forderungen dieser Gruppen nicht entsprach. Die belgischen Vertreter müssen deshalb inlern die An- gelegenheit neu besprechen. Die deutschen Vertreter reisen heule abend wieder ab. Ein Zeitpunkt für den VZiederzusammentcitt der Konsereoz ist nicht sesigesetzl worden.

Ueber die Vernehmung des deulschnaNonalen Abg. Zahnke im preußischen Femeaueschuß erfahren wir noch, daß Jahnke erklärte, daß er zu seinen früheren eidlichen Auslagen steh« und denselben nichts hinzuzufügen habe. Von Attentatsplänen gegenüber Seoering und Strefemann habe er keine Kenntnis gehabt. Volemkin-IIlm und Staatsrat. Anläßlich der abermaligen Ueberprüfung des Potemkin-Films am 27. September soll, wie wir hören, die auf das Verbot des Films beuigliche Anfrage im Preußi- fchen Staatsrat unverzüglich nach Ausnahme der Sitzungen des Staatsrates behandelt werden. windischgräh gepfändet. Im Palais des Frankenfälschers Windischgrätz wurden Kunstschätze und Antiquitäten wegen einer Spielwechselschuld von 900 Millionen Kronen gepfändet. Die Wechsel hatte er lange vor der Beschaffung ausländischer Zahlungs- mittel gegeben. Es handelt sich hierbei um Wechselschulden des Prinzen, die er zur Begleichung von Verlusten im Kartenspiel lange vor der Frankenfälscheraffäre eingegangen ist.

Zirkus. Von Arnold Wasserbauer. Immer wieder zieht die Manege des Zirkus mit ihrem un- definierbaren Gemisch von Pferde-, Raubtier-, Menschenschweß-, Lohe- und Parsümgeruch die Menschen aller Stände an. Das Licht der Vogenlampen leuchtet festlich herab, auf die Zuschauer und auf die armen dressierten Menschen und Tiere. Alle Artisten haben Nomen : Dolly sisters , Myriam und Hafis , auch wenn sie in Wirk- lichkeit Piefke oder Nawratil heißen, hier ist ihr Reich und selbst der ansonsten nüchterne Zuschauer glaubt oft und oft in den Slugen der Akrobaten, Equilibristen und Todesschleifenfahrer einen schier unnahbaren Stolz zu lesen, wenn sie ihre Attraktion abgespielt, sich für den Applaus bedankend, nochmals mit Charme und scheinbar ganz gewichtlos in die Manege tänzeln. Ein eigenes Kapitel im Verband der Zirkusleute aber sind die Clowns. Dieselben Pausen, die in Theatern das Publikum»--rch Fallen des Vorhangs veranlassen, sich von den Plätzen zu erheben. am Büfett einen kleinen Imbiß zu nehmen, Bekannte zu begrüßen usw. eben dieselben Pausen muß im Zirkus der Clown ausfüllen. Darum ist er auch meist namenlos, er hat nur selten noch den veralteten Beinamender dumme August" oder einen ähnlichen, nichtssagenden Namen. Er muß die Leute zum Lachen bringen und nicht» ist quälender in unseren Tagen, al» mitanzusehen, wie un- endlich viel Mühe sich diese Armen geben, diese« Ziel zu erreichen. Keine Erniedrigung erscheint ihnen diffamierend genug zu sein wenn nur die erwünschte Lachsaloe folgt. In Budapest hat sich vor einigen Tagen folgendes ereignet: Im dortigen Volksgartenzirkus erreichte ein Clown einen ungewöhnlich starken Heiterkeitserfolg. Er trat mit zwei seiner Kollegen in die Manege, torkelte mit den beiden ein wenig hin und her, dann rief er plötzlich:Halt, niemand rührt sich!" Er bleibt mit gespreizten Beinen stehen, die beiden anderen stellen sich ganz verblüfft ihm gegenüber auf, er zieht aus der Tasche ein weißes Papiersäckchen, entnimmt ihm ein Puloer und schüttet es voll Andacht in den weit geöffneten, zu einer Fratze verschminkten Mund, schon wenige Sekunden später stürzt er zu Boden und windet sich unter kon- vulsivischen Zuckungen am Boden, während die beiden anderen. zuerst sprachlos und noch weißer als ihre weiße Gesichtsschminke dastehend, um ihn herumtänzeln. Aber es scheint etwas nicht zu stimmen obwohl das Publikum begeistert grölt, applaudiert und da capo ruft. Einer der beiden Clowns nähert sich mit verzerrtem, mitleiderregendem Gesicht zwei an der Barriere stehenden Dienern, die ihm helfen, gemeinsam mit seinem Kollegen den schon etwas weniger um sich stoßenden Clown, der aber noch immer schreit, aus der Manege zu tragen. Die Applausszene will sich nicht beruhigen, so sehr hat dies« emjach«. ulkige Szene gewirkt.

In der nächsten Minute kehren die beiden anderen Clown» in die Manege zurück, um zu verkünden, ihr Kolleg« habe so viel geschrien, daß er nicht mehr herauskommen könne. Di« Vorstellung geht weiter: al» nächste Rummer kommt die Drahtseiltänzerin Santorelli.... Draußen aber, im Dienstzimmer des Inspektionsarzt«« haucht eine arme, gequälte Komödiantenfigur, ein Bajazzo, das Leben au». Der Clown Mervai es ist der Bericht des Totenbefundes, der diesen Namen zum ersten Male nennt, nicht etwa da» Programm des Zirkus hatte Gift genommen, in der Arena, vor allen, die er mit seinen Scherzen ergötzen wollte. Er hat Familie und der Direktor hatte seinen Kontrakt nicht erneuern wollen. Arbeitslosig. keit wie hart ist da» Leben. Draußen aber, in der Manege geht's flott weiter. Es fand sich nicht einmal ein Tonio, der etwa gerufen hätte: Geht ruhig heim, das Spiel ist aus!"

kein Angebot auf Wilhelm. Wilhelm der Letzte in Doorn wird nun auch die letzte Hoffnung fahren lassen müssen. Die Hosschranzen werden mit chm auf das undankbare Volk schimpfen, dos wirklich verdient hat, daß er ihm seine Rückenseite zugekehrt hat. Es hat sich Furchtbaves ereignet: Bei der großen Auktionberühmter Namen aus der Literatur, Gescbichte und Kunst", die in Berlin bei Henrici u. Stargardt unter Andrang von Sachverständigen und Liebhabern stattsond, wurden Briefe und andere Schrissstück« mehr oder minder berühmter Männer zu teilweise großen Preisen ver- kaust. Daß Briefe von Schiller und Goethe 330, 450 und 500 M. wert erschienen, mag verständlich sein: daß«in Vierzeiler des ver- femten Heinrich Heine jetzt 1440 M. wert ist, mag den Heine-Ver- ehrer erfreuen und zugleich nachdenklich stimmen: daß Briese und Unterschriften Bismarcks zwischen 6 bis(500 M. gewertet wurden. ist aus der historischen Bedeutung der Briefe erklärlich. Was sich allerdings von einem Briefe Ludendorffs, der für 10 M. einen Liebhaber" fand, nicht behaupten läßt. Vielleicht soll er al» Haupt. schmuckstück neben alten Stahlhelmen, Seitengewehren und anderen Schaustücken die Hinterstube einer deutschvöl tischen Kneipe zieren. Nun aber das Schreckliche: für den Namenszug Wilhelms des Letzten wollt« kein Mensch auch nur einen Pfennig geben! Der Auktionator versuchte vergeblich. Wilhelm für ganze 8 M. an den Liebhaber zu bringen, legte sogar umsonst die Unterschrift von Viktoria zu. Es half nicht». Kein Liebhaber meldete sich. Für die versammelten Kenner schien Wilhelm überhaupt nicht in dieAbtei- lung berühmter Namen aus der Literatur, Geschichte und Kunst" zu gehören. Da blieb dem Auktionator nichts übrig, als Wilhelm» Schnörkel wieder in die Schublade zu schieben. Ita lagert er nun mit der Maria von Medici alsnicht gefragt"! Deutlicher kann nicht demonstriert werden, wie der Mann, der seine Deutschen mit Ausnahme der Vaterlandslosenherrlichen Zeiten" entgegenführen wollte, im Kurse gesunken sst. Und schmerz. lieber noch wird die Angelegenheit für alle Monarchisten dadurch, daß ein Brief von Lassolle(nur an Fanny Lewald geschrieben) mit 80 M. bezahlt und«in Schreiben von Karl Marx in ganz flüch- tiger Schrift" mit IIS M. begehrt wurde.

Die eebensfähigkeil der Typhusbakterie». Angesichts der zahl» reichen Typhuserkrankungen in Hannover drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob und inwieweit Typhusbakterien durch Nahrungs- mittel übertragen werden können. Nach den jüngsten Untersuchun- gen steht es fest, daß Typhusbatterien durch Nahrungsmittel über- tragen werden können, da sich die Bakterien in manchen Nahrungs» Mitteln nicht nur aufhalten, sondern auch sogar vermehren, wenn- gleich solche Fälle glücklicherweise nicht häufig sind. Am gefährlich- sten ist hier die rohe Milch, in der sich die Bakterien verhälmismäßig lange halten, wogegen sie, wenn aus der infizierten Milch z. B. Poghurt bereitet wird, nach 24 Stunden zugrunde gehen. Ferner müssen als sehr gefährliche Ueberträger der Typhusbatterien Rohobst und Robgemüfe betrachtet werden, namentlich Obst, an dem sie sich so lang« lebend halten, als das Obst überhaupt genießbar ist. Auch rohes Fleisch kann als Ueberträger in Betrocht kommen, indem die Bakterien an solchem Fleisch bis zu 12 Tagen lebensfähig bleiben können. Dazu kommt, daß auch durch Fette, sowohl tierische wie pflanzlich«, die Infektion mit Typhusbatterien ermittelt werden kann: selbst in Käse sog. ausgereistem kann ihre Lebens­fähigkeit 10 bis 14 Tage anHallen. Gelangen Typhusbakterien in Bier, so bleiben sie auch hier 2 bis 4 Tage lebensfrisch. Aus diesen Darlegungen erhellt also, daß man sich in gefährdeter Zeit vor allem vor dem Genuß roher oder nicht ganz frischer Lebensmittel zu hüten hat: ebensowenig soll man Lebensmittel, wenn sie z. B. eine Zell - lang im Straßenstaub gelegen haben, ungereinigt verzehren. vi« Beiller-G. m. b. h. tu Rußland . Die russische Press« berichtet von einein ungeheuren Anwachsen der Bettelei in den Hauptstraßen Moskaus und Leningrads. Die Bettler in Moskau haben sich bereits straff organisiert. Sie besitzen sogar ein eigenes Haus, in dem es abends nach beendeter Arbeit recht lustig zugeht. Ein Korresoondent derPrawda" hat nämlich beobachtet, wie die blinden Volkssänger, die auf den Marktplätzen und auf den Straßen Moskaus tagsüber fromme geistliche Lieder singen, abends in ihrem HauseValencia " und ähnlich« Schlager zum besten geben und dabei feurige Tänze aufführen. Abends können sie allerdings sehr gut sehen. Eine andere Betllergesellschoftarbeitet" als Krüppel in den Straßenbahnwagen und bringt reiche Einnahme» nach Hause. Die Bettler in den Straßen verfahren dabei sehr diplomatisch. Wenn sie einer kommunistisch aussehenden Person be- geanen, bitten sie um einekommunistische Gabe für einen In« validen des Bürgerkrieges, der an der roten Front als Held ge- kämpft hat und zum Krüppel zerschossen ist". Bei einer bürgerlich aussehenden Dame oerwandelt sich der Held in einOpfer des roten Terrors und ein Anhänger de« grausam ermordeten Zaren". Das Bettlerhandwert, so schließt diePrawda", bringt viel mehr ein al» die Arbeit in einer Fabrik oder in einer Sowjetbehörde.

Esperoal« lu der Schule. In der KtederlSndilchen Zweiten Kamwer wird bei der Beratung des Gemeindeichulgelede» von der Eenoifin Delter- man und einigen anderen Abgeordneten der Antrag eingebracht werden, da« Esperanto al» Wahlsach im Schulunterricht emzusühren. Ao,kunft»st-lle sslr Aeitvagskund«. An demDeutschen Institut sür ZeitungSkunde- an der Unioerfrlät Berlin ist eine bibliographstche Au«- tunstSstelle errichtet worden. Die Stelle bearbeitet regelmäßig Zeitungen, Zeitschritten, Bücher, insbesondere die vordandenen Bibliographien und die vom Börseuverem betamrtgegebenen Reuerjcheinuugeu.