Nr.»4H» 43. Jahrgang � 0l � C5£� SonnabenS, 7S. September?H2H
WirtMastskrife unö Unternehmertum. Eine neue Situation.— Kein neues Programm.
Daß das wirtschaftliche Interesse der deutschen Unternehmer ihre Politik bestimmt, nicht umgekehrt die Politik ihr wirtschaftliches Interesse, entspricht dem einfachen Grundgesetzen des kapitalistischen Systems. So mag es zwar sein, daß die politischen Er- klärungen Dr. Siloerbergs sehr bedeutungsvoll und auch das interessanteste an der Dresdener Tagung des Reichsverbandes der deutschen Industrie waren. Die Erklärungen des Geheimrats Kastl , der das Wirtschaftsprogramm des Reichsoerbands vortrug, ziehen jedoch den Erklärungen Silverbergs die Grenzen. Das alte Programm.— Duisburg bestätigt das Fiasko. Vor aller Politik ist doch die Frage entscheidend, was wird aus der W i r t s ch a f t s k r i s i s, mtb was gedenken die Unter- nehmer für ihre Heilung zu tun. Hört man Dulsberg , so ist„eine entscheidende Wendung zum Besseren leider nicht festzustellen�. Dulsberg erblickt mit Recht das entscheidende Symptom der Wirt- schaftslage in der fortdauernden Stagnation der Verarbei- tungs- und Fertigindustrien. Nimmt man die nur vor- übergehend wirkenden Aufträge aus den Notstandsarbeiten hinzu, so ergibt sich auch für den Arbeitsmarkt der Schluß, daß die Besserung der letzten Wochen nur Zufallsmomenten zu danken sein kann. Die Wirlschoslskrisis dauert also fort: aus der Depression wird kein Auf- schwung zur Konjunktur. Das ist eine außerordentlich ernste Tat- fache, um so ernster, als bereits über% Jahre angestrengter und kostspieligster Krisenheilungsoersuche hinter uns liegen. Fragt man nun nach den Vorschlägen des Reichsverbandes, so ergibt sich etwas Ucberraschendes: der Reichsverband antwortet mit seinen Vorschlägen vom Dezember vorigen Jahres. Obwohl in Deutschland ?i Jahre nach der Dezember-Denkschrift des Reichsoerbandes Krisen- Politik gemacht worden ist, obwohl Dulsberg dem Reichsverband das Fiasko selbst bestätigt, das Programm ist dasselbe. Ja noch mehr, daß die Depression fortdauert, das schiebt der Reichs- verband äußeren Faktoren zu. Er läßt es so scheinen, als ob in den% Jahren nur noch nichts oder bei weitem nicht genug geschehen sei, um sein Programm zum Erfolg zu führen. Die private Kapitalblldung sei„allzu lange behindert oder unmöglich gemacht worden', Ungeheurer Aufwand ohne Erfolg. Wäre der Umschwung zur Konjunktur durch Erleichterung der privatenKapitalbildung möglich, er müßte längst da sein. Bon den Schutzzöllen für Industrie und Landwirtschast, die Aus- landskonkurrenz und Preisdruck im Inland fernhalten und die Privatwirtschaft rentabilisieren sollten, wollen wir noch schweigen. Co offensichtlich ihr Mißerfolg ist, die Unternehmer haben in der Schutzzollpolitik des Auslands Entschuldigungsgründe. Aber es gibt tatsächlich keinen Posten in der Bilanz der Privatwirtschaft, der seit dem Ausbruch der Krise nicht ein« starke Entlastung oder ausdrückliche Förderung durch staatliche Maßnahmen gefunden hätte. Die Exportkreditoersicherung ist eine Ristkoentlastung für das Auf- suchen neuer Märkte: die Rusiengarantie schuf die Boraus- fetzungen für zusätzlichen Export. Die Getreidehandelsgesell- schaft, die Ausfallsgarantien bei der Düngerlieferung, die Lombar- dierung der Ernte sollten den produktiven Verbrauch i m I n- l a n d steigern, die Preise schützen und den Absatz fördern. Durch Steuermilderungen wurden der Jndustri« 700 Millionen jährliche Generalspesen abgenommen. Der D i s k o n t satz der Reichsbank erfuhr in knapp 7 Monaten viermal Herabsetzungen, der Lombardsatz sogar fünfmal bis annähernd auf den Vorkriegs- stand. Auch die Zinsspanne wurde mindestens um 1%' Proz. verkürzt. Nach Kastl wurden in diesem Jahre 12S0 Will, private und 900 Millionen öffentliche Anleihen im Inland untergebracht. Auf der ganzen Linie, ob für kurze oder lange Sicht, für In- dustrie oder Landwirtschaft, für Inlands- oder Auslandskredite, find die Finanzierungskosten gesunken. Seit Jahresfrist sind 16000 Firmen verschwunden, die als Konkurrenzfaktor wegfallen. Notstandsarbeiten sind in erster Linie eine sozial- politische Notwendigkeit, dem Staat und die Gemeinden tosten sie nur. D«m Privattapital aber bringen sie Gewinne, und weil Auslandskonkurenz ausgeschaltet ist, höhere Gewinne als sonst. '— Das sind Förderungen der Privatwirtschaft, wie sie in der Ge- schichte des kapitalistischen Systems und in der Krisengeschichte un- erhört sind. Ohne Ausnahme mußten sie in der Richtung der Produktionskostensenkung wirksam werden, und wenn das Rezept de» Reichsverbandes richtig wäre, durch Kostensenkung und Maßnahmen zur Absatzstärtung die private Kapitalbil- d u n g fördern,— Deutschland mühte in Dividenden schwimmen,
die Arbeitslosen müßten in die Betriebe zurückgesaugt, die Krise müßte geheill sein. Die W i r t l i ch k e i t zeigt aber das Gegen- teil. Ralionalisierung, die ihren Zweck verschtt. Es ist aber nicht nur ein ungeheurer Aufwand zur Senkung der Produktionskosten von außen erfolgt, sondern auch von innen. Die deutschen Unternehmer haben unter dem Druck der Krise anerkennenswert viel zur Rationalisierung der Produktion getan. Der Staat hat diese Rationalisierung gefördert. Die Ge- wertschaften haben nach dem Urteil von Kastl die Rationalisierung „ohne Doppelzüngigkeit' gutgeheißen: die Arbeiterschaft hat nach dem Urteil von Silverberg große Opfer zu ihrer Durchführung auf sich genommen. Die Rationalisierung der Betriebe hätte, weil die Ersparnis aller Art die Produktionskosten senkt und nach Unter- nehmeransicht die Kapitalbildung fördert, als mächtiger Auftrieb zur Konjunktur wirken müssen. Die kostensparenden Möglichkeiten der Konzentration kommen hinzu. Durch Trustbildung, Fusionen, Jntevessen-, Verkaufs- und Spezialisterungsgemeinschaften, durch Sttllegungen, technischen Ausbau, Automatisierung, Serien- bau und Fließarbeit, durch Verkürzung der Absatzwege im Inland und durch international« Kartelle ist jeder Posten der Betriebs- kaltulation auf die Vermeidung von Falschkosten und die Steige- rung der Gewinne abgestellt worden. Aber diesen An- strengungen, die sehr viel altes Kapital zerstört und neues gekostet haben, fehlt der Erfolg. Der Absatz fehlt, der den Auf- wand rechtfertigt, und die A u s t r ä g e fehlen, die die gesteigerte Leistungsfähigkeit durch Aufsaugung der Arbeitslosen auszunutzen erlauben. So fehlt der Rationalisierung der Produktion bis heute ihr vernünftiger Sinn. Richtige Mittel, aber falsche Zielsetzung. In einer Volkswirtschaft, die zu ihrem normalen Gleichgewicht sich erst zurück finden mußte, in der der Widerspruch zwischen Produktions- und Absatzmöglichkeiten, Gewinnanspruch und tatsäch- licher Rente so weit klaffte, wie in Deutschland , da dursten eben nicht private Kapitolbildung und Gewinnsteigerung, da mußten bewußt Preissenkung und Konsum st ärtung zum Ziele gesetzt werden. Da mußte von vornherein der Gewinn- anspruch den GewinnmSgNchkeiten aus dem vorhandenen, nicht dem gewünschten Absatz angepaßt bleiben. Da mußte das Kapttal nach dem tatsächlichen und zunächst möglichen, nicht nach dem für die Zukunft erhofften Ertrag bestimmt werden. Da durften vor allem die Vorteil«, die die Rationalisierung der Pro- duktion bringen konnte, nicht durch künstlich hochgehaltene Preise und durch Ueberkapitalisterung der Betriebe ihrer Wirkung be- raubt werden. Es waren ja nicht uur der„Vorwärts' und die Marxisten, die das den Unternehmern fortwährend predigten. Es war ein so gut kapitalistisch gesinnter Mann, wie Professor Bonn , der immer wieder die alte kapitalisttsche Unternehmerweisheit unterstrich, daß in einer V e r l u st Wirtschaft Kapital abgeschrieben wer- den, und daß auch aller N e u a u f w a n d verloren gehen muß. be- vor das geschehen ist. Und es ist der gutnationale, von den Kon- seroativen einst so hochgeschätzte Professor Sering, der für die Land- Wirtschaft dasselbe fordert. Zur Forderung der Kapitalabschreibung aber fügten sie die nach niedrigen Preisen im Inland und nach- drücklicher Konsumstärkung. Auch der Allgemeine Deutsche Gewerk- schastsbund, der schon im Januar dieses Jahres die Unzulänglichkeit des Reichsverbandsprogramms vom Dezember nachwies, befindet sich also in bester Gesellschaft von Kennern der kapitalistischen Wirtschaft. Von allen diesen Dingen aber steht in der Rede des Gchcimrats Kastl nichts. Der Reichsverband der deutschen Industrie bleibt bei der gefährlichsten Illusion, daß die Krise nur durch die Förderung der privaten Kapitalbildung gelöst werden kann. Damit aber wird die Feststellung Duisbergs, daß man in Deutschland d a b e sei, „den Arbeitsprozeß, den Verkaufsapparat sowie die Generalspesen zu verbilligen, um so die Waren dem Verbraucher preis- werter liefern zu können', ein frommer persönlicher Wunsch. Nichts ändert sich an der alten Haltung der Unternehmer, die für alle Wirtschaftspolitik und alle Krisenmaßnahmen den Vorrang des Dividenden st andpunktes fordern. Um so mehr mutz die Arbeiterschaft darauf dringen, daß Rattonalisierung der Industrie einer Steigerung des Massenwohlstandes nutzbar gemacht wird. ic— r.
vom �rbeitsmarkt See Jabritarbeiter. Nach der Arbeitslosenstatistik des F a b r i ta r b e i te r verban- des und des Keramischen Bundes ist entgegen der allgemeinen Senkung der Erwerbslosenzahl eine teilweise Verschlechte- rung des Beschäftigungsgrades eingetreten. Die Kurz- arbeit hat allerdings eine stärkere Abnahme erfahren. Alles in allem zeigt aber die Arbeitslosenstatistit dieser Organisation, daß von einer allgemeinen Besserung der Arbeitsmarktlage kaum gesprochen werden kann.. r Insgesamt wurden von der Statistik 363 016 Mitglieder erfaßt. Hiervon waren arbeitslos 43 025 männliche und 13 042 weibliche, insgesamt 56067 Mitglieder. Verkürzt arbeiteten 29 680 männliche, 14 299 weibliche Mitglieder, insgesamt 43 979 Mitglieder. Auf je 100 männliche Mitglieder entfielen 15,3 Arbeitslose und 10,5 Kurzarbeiter, auf je 100 weibliche Mitglieder 15,8 Arbeitslose und 17,5 Kurzarbeiter, auf je 100 Mitglieder insgesamt 15,4 Arbeitslose und 12.1 Kurzarbeiter. Der Arbeitsmarkt liegt für die weib- lichen Mitglieder noch schlechter als für ihre männlichen Kollegen. Ein Vergleich mit den Ergebnissen der Arbeitslosenstatistik der Vormonate ergibt ein wenig erfreuliches Bild über die Entwicklung des Arbeitsmarktes. Von je 100 Mitgliedern
Fabrikarbeiterverband lBisheriger Unnang).. Gruppe Glasindustrie: früber GlaSarb.-Verband Gruppe Porzellanindustrie: früber Porzellanarbeiter- Verband...... I Die Arbeitslosigkeit im Fabrilarbeiterverband(bisheriger Um- fang einschließlich in Gruppe G r o b k e r a m i k) stieg von 14,7 Ende Juli auf 15,1 Ende August. Die Kurzarbeit hat immerhin«inen Rückgang erfahren von 11.4 auf 9.7 Proz. Die Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit in der Glasindustrie zeigt gegenüber Juni eher eine Ver- fchlechterung. Zwar fiel der Anteil der Vollerwerbslosen von 19,2 auf 19.1. dagegen stieg der Anteil der Kurzarbeiter von 7,0 aus 19,1 Proz. In der Porzellanindustrie zeigen die statistischen Erg4nisse ein« erfreulich« Besserung an. Der Anteil der Voll-
erwerbslosen fiel von 17,5 Ende Juni auf 14,6 Ende August, der Anteil der Kurzarbeiter von 25,0 auf 22,6 Proz. Inimer sind noch 25, 30, ja fast 40 Proz. der Mitglieder voll- ständig arbeitslos oder durch Kurzarbeit in ihrem Verdienst be- schränkt. Besonders groß ist die Arbeitslosigkeit immer noch in der Gummiindustrie, in der bayerischen Glasindustrie, in der sächsischen Papiererzeugungsindustrie und in der Spielwarenindustrie des Sonneberger Bezirks. weitere öesserung in der Montanindustrie. Günstige Rückwirkungen auf die Reichsbahn. Während die Lage der deutschen verarbeitenden Industrie fort- gesetzt ungünstig bleibt, hat für die Steinkohlen, und Eisen- i n d u st r i e der Fortsall der englischen Konkurrenz und die Be- lieferung der früher von England beherrschten Märkte weiterhin günstige Wirkungen. Die monatliche Ruhrkohlenförderung ist in den fünf Monaten von April bis August von 7,76 aus 9,80 Millionen Tonnen oder um 26 Proz. gestiegen, die Oberschlesiens von 1.2 auf 1,56 Millionen Tonnen oder um 30 Proz. Die werktägliche Förderung im Monat August beträgt für das Ruhrgebiet 396 000 Tonnen und hat damit die werktägliche Höchstleistung von 1913 mit 389 500 Tonnen um 1,7 Proz. überholt. Die außerordentlich günstigen Förderziffern werden noch Übertrossen von den Absatz- zissern, da gleichzeitig auch die Zechenlager geräumt werden. Die Haldenbestände des Ruhrbsrgbaues allein sind von Mai bis Ende August von 2,1 auf 0,7 Millionen Tonnen, das ist auf ein Drittel zurückgegangen. Die Kokshestände gingen im August ebenfalls, und zwar zum erstenmal, fühlbar von 3,4 auf 3,0 Millionen Tonnen zurück. Ueberraschend groß sind die Veränderun- gen In der Kohlenhandelsbilanz. Von April bis Ende Juli, also in vier Monaten, ist die monatliche Kohlenausfuhr Deutsch- lands von 1,28 auf 3,64 Millionen Tonnen, also das dreifache gestiegen. Die Kohleneinsuhr ging in der gleichen Zeit von 0,33 auf 0,12 Millionen Tonnen, das ist fast ein Drittel, zurück. Der Ausfuhrüberschuß, der 1913 im Monatsdurchschnitt 2,19 Millionen Tonnen betrug, stieg April bis Ende Juli von 0,95 auf 3,52 Millionen Tonnen, also fast das Vierfache und übertraf denjenigen.von 1913 um über 60 Proz. Es ist verständlich, daß angesichts dieser glänzenden Absatzentwicklung, die ein« ebensogroße Gewinnst« ig erung bedeutet, die Ruhrzechenbesttzer bestrebt sind,
st i l l g e l e g t e Zechenanlagen schnellstens wieder in Betrieb zu setzen. So wird aus den letzten Tagen vom Lothringen konzery, als auch von der Gelsenkirchencr Berawerksgesellschaft die Wiederinbe- triebnahme mehrerer Zechen gemeldet. In der E i s e n i n d u st r i e liegen die Dinge ähnlich, wenn die Produktionssteigerung auch noch nicht so groß ist, daß schon für Oktober«ine neuerliche Herabsetzung der Einschränkungsquote zu erwarten wäre. Jedensalls hat nach„Stahl und Eisen' im August die Roheisengewinnung mit 850 208 Tonnen die des Monats Juli(767 862 Tonnen) wieder um mehr als 10 Proz. und damit auch die günstigen Ziffern vom Juli vorigen Jahres übcrtroffen. Wie stark auch diese Entwicklung von den englischen Verhältnissen beeinflußt ist, zeigt die Tatsache, daß die Zahl der in England noch unter Feuer gehaltenen Hochösen auf sechs und die englische Roheisenerzeugung im August dieses Jahres aus 13 600 Tonnen zurückgegangen ist gegenüber 444 500 Tonnen im gleichen Monat des Vorjahres. Für die Wagenge st ellung und damit die Einnahmen der Reichsbahn ergaben sich naturgemäß sehr günstige Folgen. Der Bericht der Reichsbahn führt selbst die arbeitstägliche Mehr- anforderung von Wagen für August(4800 Wagen) in der Haupt- fache auf die Konjunktur der Ruhrindustrie zurück. In der Ein- nahmen- und Ausgabenrechnung der Reichsbahn blieb im Juli zum erstenmal seit Jahresbeginn eine Mehreinnahme: die Juli- einnahmen stiegen gegenüber von 372,66 auf 410,59 Millionen. während die Ausgaben nur von 379,75 auf 400,95 Millionen an- wuchsen. Der Staatskredit in der Sowjetunion . Sest 1922 werden in der Sowjetunion wieder st a a t l i ch« Kreditoperatiouen vorgenommen. Die Bedingungen für die Unterbringung der Anleihen in der Sowjetunion waren in der ganzen Zett höchst ungünstig. Die ununterbrochenen Wirtschafts- kiscn, die schwankende Währung, der Kapitalmangel im Lande usw. hindern die Herstellung einer normalen Kreditwirtschaft. In den ersten Iahren konnten die Anleihen nur auf dem Zwangs- w e g e hereingebracht werden. Die Ergebnisse waren dementsprechend sehr kläglich, so daß das Finanzkommissariat sich gezwungen sah, zum System der sogenannten freiwilligen Anleihen überzugehen, wobei die staatlichen Institute nach wie vor einen Teil ihrer Mittel in staatlichen Kreditpapieren anzulegen haben. »Ekonomitscheskaja Shisn', die sowjetamtliche Wirts chasts- zeituna', gibt in ihren Nummern vom 24. August und 5. Sepiember eine llebersicht der Kreditwirtschaft in der Sowjetunion . Die Staatsverschuldung erreichte am 1. Juli 1926 die Höhe von 689,Mill. Rubel. Abgesehen von der Wirtschaftsaufbauanlcihe, die dazu bestimmt ist, den Wirtschaftsorganen die notwendigen Mittel zur Wiederherstellung des Grundkapitals zu beschaffen, beträgt die Verschuldung 406,6 Mill. Rubel. Der mittlere Zinssatz beträgt 12 Proz., ein kleiner Teil der Anleihen wird mtt weniger als 10 Proz. verzinst, ein wesentlich größerer mit über 15 Proz. Das Budgetjahr 1925/26, d. h. das erste Jahr, auf das wesentliche Zahlungen zur Tilgung der Anleihen entfallen, weist ein negatives Ergebnis der Kreditwirtschaft auf: Die Ausgaben(zur Tilgung der Anleihen) in Höhe von 137,8 Mill. übersteigen wesentlich die vorgesehenen Ein- nahmen in Höhe von 120 Mill. Rubel. Für das Jahr 1926/27 sind zur Tilgung der Anleihen 92 Mill., für das Jahr 1927/28 187 Mill. und für das Jahr 1928,29 119 Mill. Rubel vorgesehen. „Ekonomitscheskaja Shisn' klärt gleichfalls darüber auf, wie sich die Anleihen zwischen den staatlichen Organen und den Privat- Personen verteilen. Danach entfielen am 1. Mai 1926(ohne die Wirtschaftsaufbauanleihe) auf die Staatsorgane 68,8 Proz. und auf Privatpersonen 31,2 Proz. der Staatsanleihen. Als tatsächliche Anleihen sind jedoch nur diejenigen Summen zu be- trachten, die von Privatpersonen ausgebracht werden und die in Wirklichkeit neu herangezogenes Kapital darstellen, im Gegensatz zu den von den staatlichen Organen erhaltenen Summen, die keinen neuen Zuwachs der Staatsmittel bilden.
Reuartige Absahfinanzierung. Nach dem erfolgreichen Vorbild der amerikanischen Konsumfinanzierungsgesellschasten ist. wie„Die Textilwoche' mitteilt, erstmalig in einer für deutsch « VerhälMiss« ge- eigneten Form mit Unterstützung der Banken unter der Firma Kundenkredit G. m. b. H., Königsberg i. P., von 23 namhaften Königsberg «? Einzelhandelsgeschäften«in Unternehmen begründet worden, das direkt an Verbraucher Kredite auf die Dauer von 3 bis 12 Monaten gewähren soll, um Angehörigen aller Schichten der Bevölkerung notwendige Anschaffungen von bleibendem Gebrauchswert auf dem Kreditweg« zu ermöglichen. Die Kreditgewährung erfolgt in folgender Form: Der Kreditnehmer er- hält nach Vorlegung von Ausweisen, Beibringung von Sicherheiten usw. in der Geschäftsstelle der Gesellschaft einen Warenkredit- b ri« f in der gewünschten Höhe für die Zeit von 3 bis 12 Monaten. Dieser Kreditbrief enthüll ein« Reih« von Zahlungsanweisungen, die an den Kassen der angeschlossenen Geschäfte wie bares Geld in Zahlung genommen werden. Der Käufer hat also die Gewähr, genau wie jeder ander«, gegen Barzahlung kaufende Kunde ohne Preis- a u s s ch l a g bedient zu werden, da er die Schecks erst nach er- folgtem Einkauf an der Kasse des Geschäfts in Zahlung gibt. Die Waren werden zwecks Verhütung von Mihbräuchen niemals per- sönlich mitgegeben, sondern nur ins Haus geliefert. Di« Gesellschaft berechnet für die Hergabe der Kredite eine Verwaltungs- gebühr von monatlich 1 Proz. des jeweiligen Schuldbetrages, was einer Verzinsung des Gesamtbetrages von etwa 6Mi Proz. jährlich entspricht. Di« Abzahlung erfolgt in gleichen Monatsraten, deren pünktliche Jnnehaltung Voraussetzung des ganzen Systems ist. Der Kreis der angeschlossenen Geschäfte erstreckt sich mif fast alle für die Ratenzahlung geeigneten Waren. Die Finanzierung des Unter- nehmens ist durch ausreichende Bankkredite gesichert. Elettrizllälslleserungsgesellschasl. In der gestrigen außerordent- lichen Generalversammlung der Elektrizitätslieserungsgesellschaft wur- den die Anträge der Verwaltung über Erhöhung des Grundkapitals um 5 Millionen Mark Stammaktien auf 25 Millionen Mark einstimmig genehmigt. Dabei wurde mitgeteilt, daß während der ersten sechs Monate des laufenden Jahres die Ueberschüsse der Betriebe denen des Borjahres entsprechen, wobei eine erheblich« Steige- rung der Anschlüsse zu verzeichnen ist. Die der Gesellschaft nahestehenden Unternehmungen haben bisher der Wirtschaftslage cnt- sprechend die Ergebnisse des Vorjahres nicht erreicht, doch müssen die für das Stromlieferungsgeschäft wichtigen Resultate des 2. Semesters abgewartet werden. Wenn nicht unvorhergefelien« Verhältnisse«in- treten, wird mit der gleichcn Dividende wie im Vorjahre gerechnet werden können. Amerikanische lendenzmeldungen über Aufträge nach Deutsch land . Aus amerikanischer Quelle wurde kürzlich gemeldet, daß von amerikanischen Einkäufern aus der jüngst stattgehabten Nürnberger Spielwarcnschau Aufträge im Gesamtbetrage von 1,5 Mill. Dollar gegeben worden seien. Der„Konj.-Korr.' wird hierzu von zu- ständiger Seite mitgeteilt, daß an dieser Nachricht kein wahres Wort ist. Es wurde lediglich ein einziges Schaustück im Werte von 300 M. verkauft. Rückgang der Bestände des Branntweinmonopol». Im August wurden vom Reichsbranntweinmonopol 23 596 Hektoliter Weingeist hergestellt. Der Absatz war wesentlich größer, so daß die Bestände, die Anfang August noch 1 433 833 Hektoliter betragen hatten, sich auf 1 217 832 Hektoliter ermäßigten.