Italienische Attentatsfolgen.
Geh den Plünderern zart entgegen...!- Ein Verfahren gegen Genossin Lerda- Olberg.
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Von der italienischen Grenze wird uns geschrieben: Die Entlassung des Generaldirektors italienischen Polizei und des römischen Polizeipräsidenten ist als eine Konzession zu deuten, die die Regierung dem linken Flügel des Faschismus macht, der am Tage des Attentats gegen Mussonini das römische Polizeipräsidium umzingeln ließ und eine Demonstration gegen den Minister des Innern organisierte. Beide Kundgebungen mußten von Militär und Karabinerie aufgelöst werden, aber die Forderung der Demonstranten, den Polizeipräsidenten der Hauptstadt zu entlaffen, hat Gehör gefunden. Eigentlich zielte die Demonstration höher hinauf, nach dem Minister des Innern selbst, nach Federzoni, der den hizigsten Faschisten als Bekämpfer des Squadrismus, der bewaffneten Banden von Schwarzhemden außerhalb der Miliz verhaßt ist und dem man vorwirft, nach der Nachfolge Mussolinis zu streben und des= halb die Person des Ministerpräsidenten nicht genügend zu schützen. Wir haben schon einmal im faschistischen Regime die gleich zeitige Entlassung des römischen Polizeipräsidenten und des GeneralDirektors erlebt. Gleichzeitig mußte damals auch der Minister des Innern dran glauben. Das war nach der Ermordung Matte ottis. Damals waren diese Maßnahmen gleichbedeutend mit einem Sieg der legalitären Elemente innerhalb des Faschismus, dessen Linke sich auf den Standpunkt stellte, die Ermordung als einen Att der faschistischen Revolution anzuerkennen und die Helfershelfer als Diener des Regimes zu betrachten und zu schützen. Die entgegengefeßte Richtung behielt die Oberhand: Finzi wurde preisgegeben und der frühere Nationalist Federzoni wurde Minister des Innern. Auch Del Bono konnte sich nicht halten, obwohl ihm Mussolini sein Vertrauen und seine Dankbarkeit bestätigte, indem er ihm das Generaltommando der Miliz ließ. Heute ist die Situation genau umgekehrt, heute sind es die Squadristen, die die Entlassung Federzonis fordern und denen man durch die Entfernung der Generaldirektors der Polizei wenigstens teilweise genug tut.
Was den neuen Generaldirektor betrifft, so ist er der Oppofition nicht unbekannt. Es ist jener Herr Boschini, der als Präfekt von Bologna bei den letzten Wahlen ein sehr kunstvolles System durchgeführt hat, durch das es genau möglich war, zu kontrollieren, welchen Wahlzettel jeder abgegeben hatte. Der Herr hat sich seine Polizeisporen da verdient, wo der Kampf gegen den Sozialismus die Formen der schärfsten und brutalsten Gesezwidrigkeit angenommen hat, in Bologna .
Die Parole der faschistischen Hierarchie, jebe Repreffalie zu vermeiden, ist nicht besonders treu eingehalten worden. In Mailand hat man die Bureaus der Genossen Claudio Treves und Clerici zerstört; um die Arbeit bei Treves zu leisten, hatten die Herrschaften gar eine Art mitgebracht. Aus Ravenna und Bologna tommt die Kunde sehr ernster Unruhen; in Ravenna ist ein Republikaner sterbend im Krankenhaus eingeliefert worden. In Rom erregt es eine gewiffe Heiterkeit, daß die Genoffin Lerda Olberg auf die Polizei beschieden wurde, weil sie es, gegenüber den Verwüstern der„ Giustizia " an der„ pflichtschuldigen Höflichkeit" hätte fehlen lassen! Es wäre gewiß gut, wenn eine offizielle Berordnung vorschriebe, wie man Leute zu empfangen hat, die einem die Möbel aus dem Fenster werfen und verbrennen. Aus der glücklich überstandenen Zeit des Liberalismus und der Demokratie sind leine Regeln darüber überliefert worden.
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Im ,, Foglia d'Ordini", das so eine Art Militärwochenblatt" des Faschismus sein will, lesen wir die nachstehende Notiz, die noch weit besser als alle Demonstrationen vor dem Biminal die Infompatibilität zwischen Federzoni und der in der herrschenden Partei überwiegenden Richtung dartut:
,, Es wird von gewissen Leuten das Gerücht in Umlauf gesetzt, daß der Prozeß gegen Zaniboni und Capello ein Prozeß mit politischem Hintergrund und politischer Färbung sein werde, bei dem die Delinquenten hinter dem Gitter die Bose von Anflägern des Regimes annehmen würden. Diesen gewissen Leuten sei schon jetzt gesagt, daß der Faschismus keine derartige Spekulation erlauben wird. 3aniboni und Capello sind Verbrecher auftragter und Auftraggeber eines entsetzlichen Berbrechens: eines Attentats auf das Leben des Duce, der nicht nur Regierungsoberhaupt, sondern der Führer Italiens ist. Auf alle Fälle werden vor dem Schwurgerichtssaal die faschistischen Massen sein, entschlossen und wachsam."
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Der Faschismus stellt sich somit, prozzig und breitbeinig, auf den Boden der offiziellen Illegalität. Man rechne dazu die Auslandspolitif mit Stallknechtmanieren und man wird einem faschistischen Wochenblatt Roms es nachfühlen, daß zu Italiens Kulturprimat in der Welt nur die Einführung des faschistischen Imprimatur" fehlt. Hat Italien dies erst eingeführt, fenn es feinen Welterlösungsfreuzzug beginnen, um die Welt von allem zu befreien, was sich in ihr an Wissen und Werten seit dem Mittelalter angehäuft hat.
Rom , 18. September. ( WTB.) Die römische Polizei hat in der letzten Nacht etwa 335 Personen verhaftet und etwa 600 Haussuchungen vorgenommen. In Mailand wurde eine Haussuchung bei dem republikanischen Abgeordneten Chiesa vorgenommen.
Der Ministerrat ist auf den 1. Oftober einberufen worden, um
die Borlage über die Berteidigung des Staates, d. h. die Einführung ter Todesstrafe zu beschließen.
Die Infanterie schließt sich der Artillerie an. London , 18. September. ( WEB.) wie„ Daily Chronicle" erfahren haben will, hat die Lage in Spanien fich von neuem verichärft. Die Infanterie habe sich, wie verlautet, der Artillerie angeschlossen und eine formelle Aufforderung an Primo de Rivera gerichtet, 3 urückzutreten. Primo de Rivera , der augenblidlich unpäßlich sei, werde heute vormittag nach San Sebastian gehen, um mit dem König über die Lage zu
beraten.
Eine Wendung in der Tangerfrage. London , 19. September. ( WTB.)„ Times" berichtet, die spanische Regierung habe die Haltung aufgegeben, die sie vor furzem in der Tangerfrage eingenommen habe. In einer gleichzeitig London und Paris unterbreiteten Note bestehe sie nicht länger auf ihrer Forderung nach Einschluß Tangers in die spanische Marokkozone. Die spanische Regierung schlage Vorbesprechungen zwischen Großbritannien , Frankreich und Spanien zur Erörterung der Zulassung Italiens unter einem abgeänderten Statut ror. Auf diese Besprechung würde eine Boll konferenz aller Signatarmächte des Algeciras - Vertrages folgen.„ Times" meint, in amtlichen britischen Kreisen überwiege anscheinend die Ansicht, daß keine Notwendigkeit für eine Beschleunigung der Verhandlungen bestehe und daß es praftisch wäre, wenn informelle Besprechungen vor allem zwischen Frankreich und Spanien , die die am nächften interessierten Mächte seien, stattfänden,
Eröffnungsfeier der Arbeitersportschule
Rege Beteiligung aus allen Teilen des Reiches.
sozialen Lasten sich verringern. Der Sport müsse Algemeingut des Boltes werden. Das Haus zeuge auch von dem Solidaritätsgefühl der Arbeiterschaft.
Der Leipziger Stadtschulrat Stahl überbrachte die Glüc wünsche des Deutschen Städtetages und der Stadt Leipzig . Die Großstadt sei nur leistungsfähig, wenn ein gefunder Menschenschlag fenntnis deffen deshalb bereits Beiträge zu diesem Hause geleistet in ihr wohne. Eine ganze Reihe von Großstädten hätte in Er. und sie würden das Werf weiterhin tatkräftig unterstützen.
Leipzig , 18. September. ( Eigener Drahtbericht.) Der Weihe| Wert aus. Die Arbeit in der Schule werde bewirken, daß die aft begann pünktlich um 10 Uhr im dichtgefüllten llebungsfaal der Bundesschule durch den Huldigungsmarsch" von Grieg , wir der Bundesschule durch den Huldigungsmarsch" von Grieg , wir kungsvoll und wuchtig vorgetragen vom Schüßenorchester. Um die reich mit Grün geschmückte Bühne standen die Fahnenabordnungen, die der Versammlung festlich und würdiges Gepräge gaben. Hell flutete das Oberlicht auf die aufmerksamen Festgäste, die fühlten, daß der heutige Tag in der Geschichte der Arbeiter- Turn- und Sport bewegung der bisher bedeutungsvollste ist. Der Michaelsche Männerchor ließ eindrucksvoll das Lied" Krönt den Tag" folgen. Genosse Gellert, der Bundesvorsitzende, richtete nun eine Ansprache an die Festteilnehmer. Er führte aus, daß die neue Bundesschule eine neue Zeit fünde. Frei habe man sich gemacht von allen bürgerlichen Einrichtungen auf dem Gebiete der Turn- und Sportbewegung. Der erste Dank gebühre allen Turn- und Sportgenossen und darüber hinaus der gesamten Arbeiterschaft. Dank gebühre aber auch den Staatsregierungen und den Städten, den Ortskrankenfassen und anderen Korporationen, die zu den Baukosten nach besten Kräften beigetragen haben. Bedauerlich sei, daß die deutsche Reichs. regierung, die lediglich ihre Glückwünsche übermittelt habe, noch in diesem Kranze fehle. Die Nachbewilligung notwendiger Mittel zur Bundesschule, deren Baukosten etwa 1 Million betragen, müsse unbedingt noch erfolgen. Das Haus habe auch große inter nationale Bedeutung. Möge es der Arbeiterschaft wertvolle Dienste leisten. Genosse Gellert übergab dann im Auftrage des Bundesvorstandes dem Genossen Benedig, dem Leiter der Schule, das neue Gebäude. Benedig erinnerte an die Geschichte der Bundesschule, die vor sechs Jahren gegründet wurde. Die Inflation vernichtete zunächst die Pläne. Desto augenfälliger sei nun der Erfolg, denn das Werk sei restlos gelungen. Nur im eigenen Hause könnten die Lehrer ganz unseren Ideen gemäß wirken. Die Schule sei heute die Zentrale der internationalen Arbeiter Turn- und Sportbewe= gung. Mit einem begeistert aufgenommenen Frei Heil" schloß der Leiter der neuen Schule seine Ausführungen.
Der sächsische Arbeitsminister Elsner übermittelte darauf die Glückwünsche der sächsischen Staatsregierung. Die Regierung spreche ihre Anerkennung für das wohlgelungene
War das Fleisch tauglich oder nicht? Tierarzt Dr. Gaul vor dem Berufungsgericht. Tierarzt Dr. Gaul, auf dessen Verschulden die Aufsehen erregenden Fleisch vergiftungen von über 100 Personen in Herzfelde zurückgeführt werden, stand heute vor der Berufungs , straftammer des Landgerichts III. Wegen der Fleischvergiftungen in Herzfelde ist bekanntlich dem Dr. Gaul die Fleischbeschau bereits entzogen und gegen ihn ein Strafverfahren eingeleitet worden, da er mindestens insofern fahrlässig gehandelt haben soll, als er nicht fofort nach einer Rotschlachtung die Untersuchung des Fleisches durch das Beterinäruntersuchungsamt beantragt hatte.
eine ähnliche Ratastrophe wie in Herzfelde eintreten können, Im vorliegenden Falle hätte in Grünheide in der Mark beschlagnahmt worden wäre. Als dieser am 30. September bei wenn nicht das Fleisch noch rechtzeitig durch den Kreistierarzt Als dieser am 30. September bei dem Schlächtermeister Opig in Grünheide zur Nahrungsmittelfontrolle erschien, fand er Fleisch eines geschlachteten Rindes vor, das trotz genauester Untersuchung feine Stempel zeigte. Auch waren die vorgeschriebenen Schnitte unfachgemäß ausgeführt worden oder zum Teil gar nicht vorhanden. Da er infolgedessen den Verdacht schöpfte, daß gar teine tierärztliche Untersuchung des Fleisches statt suchung an das Beterinäruntersuchungsamt in Botsdam, wo para gefunden habe, entnahm er Proben und schickte diese zur Untertyphus ähnliche Bazillen festgestellt wurden. Auf Grund dieses Befundes erklärte der Kreistierarzt das Fleisch für untauglich. Als er am nächsten Tage die Beschlagnahme aussprechen wollte, fand er an dem Kopf des Rindes zu seiner Ueberraschung drei Tauglichkeitsstempel. Da Opit angab, daß Dr. Gaul diese Stempel nach Benachrichtigung von der Beschlagnahme des Fleisches angebracht hatte, wurde jezt Dr. Gaul wegen Urkundenfälschung angeklagt. Er wurde vom Schöffengericht aus recht lichen Gründen freigesprochen, wogegen die Staatsanwaltschaft Berufung einlegte. In der heutigen Verhandlung behauptete der Angetlagte, daß er das Fleisch sogleich nach der Schlachtung untersucht und mit den vorgeschriebenen 17 Stempeln versehen habe. Er habe das Fleisch für vollwertig tauglich gefunden, da er die Ursache der starken Abmagerung des Tieres in einem verschluckten gehalten habe. Die nachträgliche Stempelung sei auch von ihm nicht Draht erblickte und er das Tier im übrigen für vollkommen gefund ausgeführt worden, um das Fleisch als tauglich erscheinen zu lassen. Er habe den Stempel nur aufgedrückt, um zu kennzeichnen, daß es dasjenige Fleisch sei, was er schon vorher untersucht habe. Die Beweisaufnahme wird sich noch bis in die Nachmittagsstunden hin ziehen.
Die Unterschlagungen bei den Schlackenwerken.
Ueber die Unterschlagungen bei den städtischen Schlacken. werfen werden jezt nach der Revision durch die OberrechnungsBüchern liegen schon eine Zeit zrück. Mit der Bilanz vom 31. März fammer weitere Einzelheiten bekannt. Die Fälschungen in den 1925 scheinen die Unterschlagungen größeren Umfang anzunehmen. Die Bilanz ist, wie jetzt festgestellt worden ist, mehrfach ab. geändert worden. Zunächst wurde eine von einem beeidigten Bücherrevisor als richtig bescheinigte Bilanz eingereicht, die mit einem Gewinn von 3212,77 art schloß. Die Bilanz wurde später abgeändert und ein Verlust von 93 850,36 Mark angegeben, der durch einen Nachtrag sich auf 109 850,36 Mark er. höhte. Diese Aenderungen wurden notwendig, weil einzelne Buchungen als falsch erkannt wurden. Diese und andere Umstände laffen es dringend notwendig erscheinen, daß die ganze Angelegen heit baldigst geflärt wird.
Ein Krankenkassenschwindler erwischt.
Auf der Krankenkasse in der Klosterstraße wurde anfangs April dieses Jahres ein junger Mann festgenommen, der versuchte, sich auf einen falschen Namen Krankengeld zu verschaffen. Er erklärte, daß er die Unterlagen für die Fälschung von einem ihm nur von Ansehen, nicht aber dem Namen nach befannten anderen jungen Manne bekommen habe. Dieser war nicht zu finden. Der Ertappte mußte allein büßen. Er wurde zu einer kurzen FreiheitsStrafe verurteilt. Gestern
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Freitag mittag wurde auf derselben Stelle wieder. ein Fälscher und Schwindler ergriffen und als ein 25 Jahre alter Maler Willi Warnede aus Köln a. Rh. fest gestellt. Es ergab sich, daß dieser Warnecke der 11rheber der Schwindeleien vom April ist. Die Kaffenbeamten hatten Verdacht geschöpft, weil sich der junge Mann so viel in den Räumen aufhielt und Krankenscheine vorzeigte. Man bestellte ihn zur Er. ledigung seiner Angelegenheit auf gestern mittag wieder und benachrichtigte die Kriminalpolizei. Beamte der Dienststelle F 7 er warteten den Kranten" und nahmen ihn feft, als er pünktlich erschien. Eine Durchsuchung des Unterschlupfes, den der Berhaftete in der Mulachstraße gefunden hatte, flärte auch bald darüber auf,
Genosse Plottte sprach für die sozialdemokratische Stadtverordneten und Rathausfratton; die Schule könne sich auf die Untrstützung beider Fraktionen nach wie vor verlassen. Reichstags. abgeordneter Lipinski vertrat die Sozialdemokratische Partei und Presse. Er führte aus, daß Geist und Körper eins sein müssen. Die Grundlage, einen gefunden Körper für einen gesunden Geist zu schaffen, fei Hauptaufgabe der Bundesschule. Genosse Lipinski ging weiter auf die Turn- und Sportbewegung in Deutschunwürdigen Zustand, daß sozialdemokratische Organisationen als land überhaupt ein. Erst die Umwälzung von 1918 machte dem Aschenbrödel im deutschen Staate behandelt wurden, ein Ende. Siegreich habe sich die Arbeiter Turn- und Sport bewegung durchgefeßt. Der Freiheit eine Gaffe"-müsse der Wahlspruch aller sozialistischen Arbeiterorganisationen bleiben. Reichstagsabgeordneter Eberlein überbrachte die Grüße der KPD . und der Komintern . Genosse Schilling sprach für den Bildung beglückwünschte die neue Hochschule im Namen der ADGB . und das Leipziger Gewerkschaftsfartell. Genosse 3entralen Rommission für Sport- und Körper pflege Berlin . Die Arbeiter- Turn- und Sportbewegung sei auch eine geistige, eine sozialistische Bewegung, die den Kampf gegen alle alten Gewalten aufnehme. Weiter hielten Begrüßungsansprachen: Arbeitersportler aus Prag , Aussig , aus Wien die Führer mehrerer herzlichen Worten allen Rednern. Er gab dann bekannt, daß zahl deutscher Arbeiterorganisationen. Genosse Gellert dankte mit reiche Ministerien sowie in- und ausländische Korporationen, Nord amerika und Brasilien Glückwünsche gesandt haben. Ein Vortrag des Männerchors und der Gefang der Internationale" schlossen die glanzvolle und würdig verlaufene Feier der Einweihung der Bundesschule.
Nach der Feier wurden die Festteilnehmer durch das stolze Gebäude zur eingehenden Besichtigung geführt.
wie er vorgegangen war. Daraus ging hervor, daß sich Warnecke Namen und Geburtsdaten von Arbeitern beschafft und ärztliche Krankenscheine sehr geschickt gefälscht hatte. Zwei Listen von Kranken wurden bei ihm beschlagnahmt. Mit diesen Fälschungen wollte Warnecke heute einen größeren Schlag gegen die Rasse führen. Zum Helfershelfer hatte er einen Kellner Neudorf gewonnen. Auch dieser wurde festgenommen. Nachsommer.
Heute früh bot der Himmel den Berlinern eine freudige Ueberraschung: Wolkenloser Sonnenhimmel, soweit das Auge reichte. Wie uns die Wetterprophetin mitteilt, ist aller Wahrscheinlichkeit nach für die nächsten Tage mit warmem sonnigen Wetter zu Bortagen wesentlich umgestaltet. In Mitteleuropa entwidelt sich rechnen. Seit gestern hat sich die Luftdruckverteilung gegenüber den ein anscheinend stabiles Hochdruckgebiet. Dem weiteren Vordringen ozeanischer Depressionen ist damit ein Widerstand entgegengesetzt. Heute mittag um 12 Uhr wurden 20 Grad Celsius gemessen. Prognose für die nächste Zeit: Ruhig, meist heiter, tagsüber recht warm. 15- Stunden- Dauerkonzert.
Wer da meint, es gäbe feine neuen Refordmöglichkeiten mehr, der ist falsch beraten. In einem kleinen Lokal in Berlin D. taten digen Dauerkonzert zusammen. Um 9 Uhr morgens ging's sich jüngst Klavier, Cello und Geige zu einem 15 st ünlos. Ein Shimmy folgte dem anderen zwischendurch fam auch
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ein solides Salonstück oder ein Lied mit Gesang usw. Dieses Gewaltkonzert" ging unentwegt ohne jedwede Pause die Musikusse nahmen weder Speise noch Trank zu sich. um Effens und Ber Die bauungsunterbrechungen zu vermeiden bis 12 Uhr nachts. Bedingungen lauteten: Klappt die Sache, dann gibt's eine Prämie sondern sämtliche Spelen, wie Reklame, Lustbarkeitssteuer( man von 50 m. vom Wirt, flappt es aber nicht, dann gibt es nichts, denke: Dieser traurige Aft rangiert unter steuerpflichtige Vergnügungen") haben die Herren Musikathleten aus eigener Tasche zu berappen. Aber es flappte. Mit leerem Magen und mit geschwollenen Handgelenken und fapuiten Fingerspiẞen zwar, aber Sie haben durchgehalten und noch 8 Minuten„ lleberstunden" gemacht. Die Zahl der Neugierigen war recht gering. Im Schantzimmer faßen ein paar Gäste und hörten so mit halbem Ohr auf die musitalischen Schwerarbeiter.
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Der Sonntagsfonderzug in den Harz fährt! Wie wir soeben erfahren, wird der für morgen vorgesehene Sonntagssonderzug vierter Klasse zu ermäßigten Fahrpreisen nach Thale im Harz bestimmt verkehren. Der Zug fährt ab Berlin Potsdamer Bahnhof 6,45 Uhr vormittags und trifft in Thale um 11,7 Uhr ein. Rückfahrt ab Thale 7,30 Uhr nachmittags, an Berlin 11,45 Uhr nachts. Fahrkarten zum Preise von 10,30 M. find bis furz vor Abgang des Zuges an der Fahrkartenausgabe des Potsdamer Bahnhofs zu haben.
Taten religiösen Wahnsinns. Selbstverstümmelung eines Studenten.
Eine faum glaubliche Tat hat sich, vom Polizeibericht verschwiegen, in dieser Woche in Dejwig bei Prag abgespielt. Ein Student, der bei einer alten Familie wohnte und schon mehrmals Anzeichen übertriebener Religiosität gezeigt hatte, rafierte sich am Morgen wie immer. Plöglich bemerkten die alten Eheleute, wie ein Gegenstand in die Küche flog. Die Frau fiel sofort in Ohnmacht, als man das Entfeßliche erfannte. Der Student hatte sich in einem Anfalle von religösem Wahnsinne mit dem Rasiermesser entmannt. Der Student wurde ins Krankenhaus übergeführt, wo er die Verstümmelung als ein von Gott gewolltes Wert bezeichnete. Die Untersuchung ergab, daß er im religiösen Wahnsinn gehandelt hatte.
Fälle von religiösem Wahnsinn famen in den letzten Tagen aber auch in der Slowatei mehrmals vor. Eine Frau in Tyrnau hieb auf ihr 14jähriges Mädchen mit der Hacke ein, um das Kind Gott zu opfern. Das Kind starb bald darauf im Krankenhause. Bei Tyrnau schnitt sich ein junger Mann, der wegen religiösen Wahnsinns in die Irrenanstalt gebracht werden sollte, den Hals durch. Vorher hatte er das Haus seiner Eltern in Brand gesteckt. Der Mann lebte noch und gab an, daß er megen feiner Sünden vom Teufel besessen sei, der ihn erwürgen wollte. Um dem Tode in Teufelskrallen zu entgehen, habe er lieber durch Selbstmord enden wollen.
Die Typhus : pidemie in Hannover . Bis heute morgen ist die Zahl der Ertranften auf 1539 gestiegen. Die Zahl der Toten beträgt 47. Zur Aufnahme der Kranten sind noch bereitgestellt eine Schule in der Fröbelstraße und eine Stadt Töchterschule in der Meterstraße.