Einzelbild herunterladen
 

Nr. 444+43. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Konjunkturbesserung in der Textilindustrie.

Aber noch immer Lohndruck und Ueberstunden.

Die Befferung der Geschäftslage in der Textilindustrie| mit 419 000 gegen 89 000 yards auf über das Bierfache. Auch hat auch im Monat August angehalten. Mit Ausnahme der Leinen- in Kanada   und in den Vereinigten Staaten   sind die deutschen   Kunst­industrie sind von der Entspannung alle Branchen mehr oder weniger seideprodukte erfolgreich, da sie den amerikanischen   Preisherab­ergriffen worden. Von Tag zu Tag wird die Geschäftslage belebter. fetzungen folgen fonnten. Wie es bei der stark kartellierten Indu­Im ganzen jedoch gesehen ist man noch weit davon entfernt, von strie natürlich ist, wird der deutsche   Markt zur Stügung des Aus­..gutem Geschäftsgang" zu reden. Die Arbeitslosenzählung landskampfes herangezogen; die Auslandskonkurrenz wird durch des Deutschen Tegtilarbeiterverbandes ergibt noch Erhöhung der Rabatte ferngehalten. Immerhin wird für die grö­immer 16,5 Proz. Arbeitslose gegenüber 18,4 im Juli und beren Garne berichtet, daß start italienische Kunstseide gekauft wird, 36,9 Pro 3. Kurzarbeiter im Auguft gegenüber 41,4 im Juli. was schließlich, wenn es nicht Folge der deutschen   Preiskonvention In dieser Zählung spiegelt sich die Gesamtlage der Textilindustrie ist und wenn gleichzeitig der deutsche Auslandsabsatz für Fein­garne und Feingewebe steigt, fein Schaden zu sein braucht.

mider.

Die seit zehn Monaten andauernde Wirtschaftskrisis war hart und schwer, und es ist begreiflich, wenn einige Berichterstatter des Deutschen Tertilarbeiterverbandes übereinstimmend schreiben: Ein fühlbares Aufatmen hat die Textilarbeiterschaft ergriffen."

Die Hoffnung, bald wieder Arbeit zu erlangen, hat die arbeits. lofen Tertilarbeiter erregt wie Schiffbrüchige, die auf einem Schiffs. mrad treiben und Land sehen. Hoffentlich werden sie nicht wieder enttäuscht. Die lange Krisis hat die Position der Arbeiterschaft ohne Zweifel start geschwächt. Bon überall her kommen Klagen, daß die Unternehmer bei Wiedereinstellung von Arbeitern bei Wieder­eröffnung der Betriebe

die Löhne zu drüden versuchen

-

-

oder im anderen Falle die Anzahl der zu bedienenden Maschinen in den Spinnereien die Spindel- oder Seitenzahl zu erhöhen. Die längere Zeit arbeitslos Gemesenen sind leider vielfach geneigt, nur um Arbeit zu erlangen, unter verschlechterten Arbeitsbedin­gungen die Arbeit aufzunehmen. Die bestehenden Tarifper träge bilden für die Textilunternehmer durchaus tein Hinder nis, die Löhne herabzusetzen. Treu und Glauben  " sind für sie nette Begriffe der Geschäftsmoral, aber nur dann, wenn der andere Kontrahent sich durch sie gebunden fühlt. Die Textilunternehmer selbst pfeifen darauf.

Bon den einzelnen Produktionszweigen hat sich der Geschäfts. gang in den

3um

Baumwollspinnereien und-webereien besonders belebt. Die leichten Ansätze zur Besserung, die im Monat Juli eingetreten waren, haben zu einer allgemeinen Aufmärtsentwicklung geführt. Dieser Entwicklung in der Baumwollindustrie fommt vor allen Dingen auch zugute, daß die Ernteaussichten für Baumwolle wieder recht günstig sind. Nach den Berichten über die amerikanische   Baum­mollernte fann man annehmen, daß das vorjährige Ernteergebnis von 16 Millionen Ballen wieder erreicht, wenn nicht gar übertroffen wird. Diese günstigen Ernten haben wesentlich auf den Baum­mollpreis gedrückt, so daß dieser jezt 10 Broz. unter den Preisen des Vorjahres liegt. Im allgemeinen sind jedoch die Baum­wollpreise noch 33% Proz. höher als die Vorfriegspreise. anderen darf nicht außer acht gelassen werden, daß die Webereien dazu gekommen sind, ihren alten sicheren Geschäftskunden wieder 90 Tage Biel   einzuräumen. Selbstverständlich sind auch noch eine Anzahl Betriebe vorhanden, die noch schlechten Geschäftsgang verzeichnen. Diese Erscheinung beobachtet man jedoch auch in Beiten der Hochkonjunktur. Mangelnder Geschäftsgeist oder sonstige Rück ſtändigkeit sind meist die Ursache. Auch in der Baumwoll abfallspinnerei hat sich der Geschäftsgang weiter gebeffert. Die Kammgarnspinnereien hatten mit verschwindenden Ausnahmen volle Beschäftigung, ebenso die Damentuch­webereien Greiz  , Gera  , Glauchau   und Meerane  . Infolge furz­friſtiger Aufträge hat dort das Ueberstundenwesen start eingeriffen. Die Wollstreich garnspinnereien zeigen allgemeine Ver­befferung. Die gute Beschäftigung in der Tuchindustrie hat weiter angehalten. In der Gardinen, Tüll, Spigen und Stidereibranche ist endlich auch der Bann gebrochen. Eine leichte Befferung ist eingetreten.

3

Der Stickereiindustrie, die geradezu hoffnungslos daniederlag, ist es zu wünschen, daß die jungen Triebe einer Besserung sich weiter entwickeln, damit diese Industrie und deren Arbeiterschaft wieder geregelte Verhältnisse bekommt. Beachtlich sind die Berichte, wonach die Auslandsaufträge wieder zunehmen.

In der Kunstfeldeindustrie,

die natürlich ganz andere Bedingungen hat als die organische Textilindustrie, hat die relativ reichliche Beschäftigung bekanntlich auch während der schwersten Krisenmonate nicht sonderlich gelitten. Sie ist auch heute gut beschäftigt und scheint insbesondere auch im Ausland start konkurrenzfähig zu sein. Anders als bei der organi­schen Textilindustrie hat die Kunstseide- Industrie die Gestaltung der Rohstoffpreise weitgehend in der Hand, und die große Kapitalstärke auch der deutschen   Unternehmungen gestattet bei der immer noch sehr großen Gewinnmarge Ausfälle im In­landsmarkt im Auslandsabsatz gegen die Weltmarktkonkurrenten leichter auszugleichen. Ueberraschend ist dabei die starke Aufnahme­fähigkeit der asiatischen Märkte, besonders Indiens  . Die Einfuhr an Kunstseidegarnen nach Indien   hat sich von April bis Juni 1926 gegen die gleiche Zeit des Vorjahrs mit 1,06 gegen 0,48 Millionen englische Pfund mehr als verdoppelt. Die Einfuhr deutscher   Gewebe wuchs dabei, unter schärferer Herausbildung des Diretthandels gegen das zollverteuernde Durchfuhrland England,

Ueber Bilanzen und Abschlüsse

der Textilindustrie haben wir fortlaufend berichtet. Da die meisten Textilfabriken zum 31. Dezember abschließen und die Abschlüsse des Vorjahrs noch auf der guten Dreivierteljahrstonjunktur von 1925 basieren, wird man für die Krisenwirkungen auf die Gewinne und Dividenden noch etwas warten müssen. Eines aber lassen die Ab­schlüsse, die zum 31. März und 30. Juni 1926 herausgekommen sind, schon erkennen: so hart der Einbruch im vorigen Herbst und im Winter für das ganze Geschäft war, die gute Konjunktur von 1924 und 1925 hat so große Reserven gehäuft, daß die Belebung, die jetzt wieder vorliegt, die Einbringung der Krisenver­lufte bald ermöglichen wird. Außerdem hat die deutsche Textilindu­ftrie, wenn sie sich nicht wieder wie 1924 und 1925 das Geschäft durch unsinnige Kartell- und Zollverteuerung ver dirbt, auf Jahre hinaus einen aufnahmefähigen Inlandsmarkt. Löcher, die Krieg und Inflation im Wäsche und Kleidungsvorrat Die der arbeitenden Massen gerissen haben, sind noch lange nicht auf­gefüllt; dasselbe gilt für die Ausstattung mit Vorhängen, Tisch­und Bodenbelag und Möbelstoffen. Die Textilunternehmer haben es also weitgehend in der Hand, ihre eigene Konjunktur zu machen". Nur dürfen sie nicht das Dumm ste tun, was sie tun tönnen: Kurzsichtig, wie die anderen Unternehmer, auf die massen herabdrücken. Sie kommen damit auf die Dauer doch nicht Löhne und Gehälter drücken und damit den Lebensstandard der durch und schneiden sich nur ins eigene Fleisch!

Die Höhe der industriellen Selbstkosten in Sowjetrußland.

Nach dem amtlichen Bericht der Handelspolitischen Abteilung und des Preisbureaus beim Obersten Boitswirtschafts. rat der UdSSR  . haben zwar im Wirtschaftsjahr 1924/1925 die technischen Verbesserungen in den Betrieben und eine Reihe von anderen Maßnahmen eine Senfung der Selbst to sten in der industrieeün Produktion um 13,3 Broz. herbeigeführt, trotzdem übersteigt jedoch der Selbstkostenpreis der Produktion im Jahre 1924/1925 noch immer den Selbsti ostenpreis der Bor­friegszeit um 70 bis 100 Pro3. Als Ursachen führt der amtliche Bericht an: Abnutzung und Beraltung der technischen Aus rüstung, Steigerung des nominellen Arbeitslohnes im Vergleich zur Vorkriegszeit um fast das Doppelte, geringere Produttivität der Arbeit im Vergleich zur Vorfriegszeit, die Höhe der sozialen Ab­gaben der Industrie, welche die der Borfriegszeit um das Acht bis Elffache übersteigen, die hohen Steuern und die großen Aus­gaben für Remontearbeiten usw. Dazu käme noch die unratio­nelle Wirtschaftsführung" bei der Ausnutzung der Roh­stoffe, des Heizmaterials, der Arbeitskraft usw.

Dienstag, 21. September 1926

Rejerven, die die Industrie zur Senkung der Selbstkostenpreise im Jahre 1926/1927 hat, scharf betont wird; den Wirtschaftsorganen wird die Senkung der Selbstkosten in der energischsten Weise zur ersten Pflicht gemacht.

Kohlenstreik und Außenhandel in England.

Die fürzlich veröffentlichten amtlichen Ziffern über den Außen­handel Englands im Monat August reben eine eindringliche Sprache über die schweren Verluste, die England durch den anhaltenden Streif im Kohlenbergbau erleidet. Während England im August 1925 nur 1021 Tonnen Kohle ein­führte, importierte es im 1926 Juli 2 320 000 Tonnen 3 970 000

Auguft

.

W

Während die Juli- Importe zu 35,9 Schilling*) je Tonne ein­gebedt wurden, also etwa 83 Millionen Mart   beanspruchten, mußten für die August- Importe bereits 38 Schilling per Tonne bezahlt werden, was etwa 151 Millionen Mart ausmachte. Der Gesamt- Außenhandel Englands gestaltete sich fol gendermaßen:

Import Export Wiedererport in Millionen Pfd. Sterling

1925 August 1926 Juli August

91,7

100,2 101,06

61,03

13,49

57,25

9,44

49,78

8,57

=

20,3 Mart.

*) 1 Schilling= 1 Mart, 1 Pfd. Sterl.

Berglichen mit dem August 1925 hatte Großbritannien   im letzten Streifmonat einen Exportausfall von etwa 11,25 Millionen Pfund oder in Reichsmart von etwa 228,3 Millionen Mart. Von diesen Verlusten entfallen auf

Roble... Eisen und Stahl Tegtilien..

.

64,08 Min. Mart 39,5 77,84

"

"

Ziehen wir die ersten 8 Monate des vergangenen Jahres heran fich folgendes Bild: und vergleichen sie mit der Ausfuhr Januar- August 1926, so ergibt

Jan/ August 1925 Export 9916,75 Min. Mark Wiederausfuhr 2076,90

W

#

"

Jan./August 1926 8429,77 Mill. Mart 1717,38

"

"

Das ergibt einen Ausfuhr Verlust von 14,1 Proz., während die Wieder- Ausfuhr um 17,3 Broz. gesunken ist. Demzufolge ist auch die Passivität der Handelsbilanz außerordentlich angewachsen. Sie betrug 1925 August 1926 Juli August

. 349,1 Min. Mark 681,4" 866,8"

"

In diesen enormen Berlusten ist wohl auch die Ursache zu suchen, daß die konservative Regierung Englands endlich aus ihrer einseitigen Parteinahme für die Bergwerksbefizer herausgeht und versucht, einen Druck auf sie zwecks Einschränkung ihrer ulti­R. B. mativen Forderungen auszuüben.

Kraftlinien für Güterbeförderung.

Neben den Personenkraftlinien haben Gütertraftlinien eine große und stetig wachsende Bedeutung. Es ist bekannt, daß von privatfapitalistischer Seite ernsthaft der Plan eines großzügigen Konkurrenzfampfes durch solche Güterkraftlinien gegen die Reichs­bahn gehegt wurde. Allerdings war das Privatfapital hier wieder zu spät aufgestanden, denn in zahlreichen Gebieten Deutschlands  ( Sachsen  , Brandenburg  , Provinz Sachsen  , Schlesien  , Pommern  , Schleswig- Holstein  , Württemberg   usw.) bestanden unter staatlichem Einfluß bereits Gesellschaften, die diesen Kraftgüterverkehr zu sammen mit dem Personenverkehr pflegten. Seit Anfang 1923 mur­den diese Gesellschaften in öffentliche Aktiengesellschaften umgewan­delt und stark ausgebaut. Seit der Gründung der Reichsbahn­gesellschaft erhielt auch diese durch Beteiligung am Aktienkapital einen entsprechenden Einfluß auf das Kraftliniensystem, so daß die Einheitlichkeit und Wirtschaftlichkeit im deutschen   Gesamt­güterverkehr gewahrt blieb.

Von der Kraftverkehr Freistaat Sachsen A. G. Dresden  , die in der Organisation des Kraftgüterverkehrs eine hervorragende Rolle spielt, liegt jezt der Geschäftsbericht für das am 31. März 1926 geschlossene Geschäftsjahr vor. Nach diesem Be kilometern gegen das Vorjahr von 913 000 auf 988 000 Kilometer richt ist die Fahrleistung in Lastkraftwagen- und Anhänger­gestiegen, die beförderte Güterlast von 160 200 Tonnen auf 314 900 Tonnen. Beschäftigt waren im August dieses Jahres 996 An­gestellte und Arbeiter. Der Fahrzeugpark wurde um 80 Lastkraft­wagen und eine große Zahl neuer Anhänger und Personenwagen vergrößert. Die 3ahl von 288 Lastkraftwagen und Anhängern gegenüber nur 33 Personenkraftwagen läßt deutlich das Ueber­wiegen des Güterverkehrs erkennen. Die Vermehrung des Fahr­zeugparks war die Folge neu eingerichteter Linien im Eisenbahn­fraftwagenverkehr, die gemeinschaftlich mit der Reichs. bahn und dem Speditionsgewerbe betrieben werden. Wie der Bruttogewinn( nach Abzug von Betriebsausgaben und Steuern) von 583 000 m.( Aktienkapital 3 Millionen) erkennen läßt, war das Geschäft sehr erfolgreich. Nach 308 000 m. Abschreibungen blieb ein Reingewinn von 275 000 m., aus dem eine Dividende von 10 Broz. möglich ist.

Im Wirtschaftsjahr 1925/1926 wurde die Lage noch dadurch ver­schlimmert, daß bisher stilliegende, in technischer Beziehung man= gelhaft ausgerüstete Unternehmen wieder in Be fieb genommen und schlecht qualifizierte Arbeitskräfte zu diesem 3mede eingestellt wurden. Dazu fam die Kürzung der Einfuhr von des Heizmaterials und der Rohstoffe, Erhöhung der Akzise und der Maschinen und technischen Ausrüstungsgegenständen, Verteuerung Eisenbahntarife usw. Infolgedessen wurden die programmatischen Boranschläge, die eine Senftung der Selbstkosten in Höhe von 5 bis 8 Proz. vorsahen, in der Praxis nicht durchgeführt, und in den meisten Industriezweigen trat nicht nur nicht eine Senfung, sondern eine Steigerung der Selbstfostenpreise ein. Die größte Steige­rung des Selbsttostenpreises ist in der Holz- und holzbear beitenden Industrie( um 33,6 Proz. in der RSFSR  .) ein­getreten. Eine starte Steigerung der Selbstkostenpreise ist zu ver­zeichnen: in der Gummiindustrie( 16 Proz.), in der Kots Benzol Industrie  ( um 5,4 Proz.) in der Metallur gischen Industrie( um 8,5 Proz.), in der Erzindustrie ( 7,8 Proz.), in der 3ementindustrie( 5,6 Proz.), in der Glasindustrie( um 7,8 Proz.) usw. Geringfügige Gent un gen des Selbstkostenpreises sind im Jahre 1925/1926 in der Stein­fohlenindustrie( um 3 Proz.), in der Salzindustrie ( um 5,61 Proz.), in der Tertilindustrie( je nach Branchen um Man vermißt in dem Geschäftsbericht eine Mitteilung über 0,8, 2, 4,5 Proz.), in der 3uderindustrie( um 19,5 Broz.), die Entwicklung und die Anrechnung des Selbst kostensazes. in der chemischen Industrie( um 0,44 Proz.) eingetreten. Für 1924 wurde der Selbstkostensatz gelegentlich der Zurückweisung Präsidium des Obersten Volkswirtschaftsrates eine Entschließung an, Nach einer eingehenden Aussprache über diesen Bericht nahm das einer übertreibenden Polemit auf 1,07 m. pro Kilometer angegeben; in der die Gefahr, die der gesamten Volkswirt­dieser Sazz hätte sich später trotz der Erhöhung der Betriebsstoff­und Gummipreise noch auf 1,04 m. fenfen lassen. Die Gestal­schaft der USSR  . aus der Steigerung der Selbsttung des Gelbstkostenpreises während der Krisenmonate wäre von tostenpreise entsteht", unter Hinweis auf die beschränkten besonderem Interesse.

Nein, danke

Keine andere als die gute

Mallary Perle

Die Maflary Perle in echt

NUR

4