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überhaupt der internationale Rapitalmarkt in der Lage ist, einen so großen Betrag an Wertpapieren mit einem Male aufzunehmen, muß mindestens bezweifelt werden. Die Aus­gabe wird vorsichtig und schrittweise erfolgen müssen, wenn der Kursverlust bei der Ausgabe der Papiere nicht noch größer werden soll. Eine Mitwirkung der internationalen Banken ist dabei unerläßlich.

Wie man sieht, fnüpfen sich an das Problem der Eisen bahnobligationen schwierige Fragen in großer Bahl. Sicher ist, daß diese Fragen bei gutem Willen aller Beteiligten ge­löst werden können. Ebenso sicher ist aber, daß die Re­gelung im einzelnen eine Unmenge von Borbera­tungen erfordert, bei der auch die Rivalität der einzelnen Reparationsgläubiger erft überbrückt werden muß. Aber es ist nur zu wünschen, daß auch die übrigen be teiligten Staaten begreifen, was in Genf und in den folgenden Berhandlungen als Gemeingut der deutschen und der französischen Staatspolitit zum erstenmal in Erscheinung getreten ist: nämlich daß eine Rettung aus der Zerrissenheit Europas , aus seiner Isolierung in Weltwirtschaft und Welthandel nur dann möglich ist, wenn zunächst in diesen Fragen eine Berständigung erzielt wird. Es ist ein Stück Wiederaufbau der Wirtschaftssolidarität der Bölfer, was hier getrieben wird eine Aufgabe, der sich kein Land ent­ziehen kann, ohne auf die Dauer seine eigenen Interessen zu gefährden.

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In den Bereinigten Staaten steht man dem Projekt einer Auflegung der Reichsbahnobligationen mit einiger Zurüd. haltung gegenüber. Eine WTB.- Meldung aus New York berichtet dazu:

Wie Journal of Commerce" aus Washington meldet, hat zwischen Coolidge und Mellon eine Besprechung stattgefun­den. Mellon soll erklärt haben, er halte die wirtschaftliche Basis in Europa für gesünder als bei seinem vorhergehenden Besuch. Mellon hält die amerikanische Stellungnahme gegenüber den europäischen Schuldnerstaaten für gerechtfertigt. Die Meldun

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nisse beweisen, den man bei früheren Anlässen ihnen nachge­rühmt hat. Die Auflegung der Eisenbahnobligationen würde fraglos der New Yorker Hochfinanz fein schlechteres Geschäft bringen, als ihr die Reparationsanleihen gebracht hat. Boli­tisch aber würden die Vereinigten Staaten viel stören und manches Bertrauen zer stören, wenn es mit allzu fleinlichen Bedenken ein Mittel der wirtschaftlichen Annäherung Deutsch­ lands und Frankreichs zerschlüge, ohne ein besseres an seiner Stelle zu bieten.

Das Gebäude kracht. Revolutionsdrohung von Kommunisten gegenkommunisten Die fommunistische Zentrale fann das Chaos in der KPD . und in der Moskauer Internationale nicht mehr ver­borgen halten. Sie sieht sich gezwungen, in der Roten Fahne" gegen eine oppofitionelle Resolution zu polemisieren, die ihr wie eine Fanfare in den Ohren geflungen hat. Diese Resolution lautet:

" Die Mitgliedschaft der Betriebszelle Konsum" erkennt: 1. in der Maßregelung des Genossen Sino wje w und anderer Führer der linken Opposition in Rußland , 2. in Massenausschlüssen innerhalb der KPD . den Anfang der Liquidlerung der Romintern, die in Wirklichkeit schon früher begonnen, jetzt aber in eine entscheidende Phafe eingetreten ist, so flar ersichtlich ist, daß. die Weltpartei Lenins auf das ernsthafteste bedroht ist.

Weiter erkennt die Zelle Konsum",

daß die gesamte Staats- und Gesellschaftsordnung in Rußland schon heute unter dem nicht mehr verschleierten Zeichen der Reaktion steht

und die profetarische Dittatur ganz offen abgebaut wird. Klar und deutlich tritt in Erscheinung, daß die in Rußland durchgeführte Ra­tionalisierung fast vollständig auf Kosten des Proletariats durchgeführt wird, und daß alle Abwehrmaßnahmen des Proleta.

Diese Auffassung steht in vollständigem Widerspruch zur leninistischen Theorie und zu den Grundsäzen des internationalen Kommunismus, der die Union Sozialistischer Sowjet­republiken als den ersten siegreichen proletarischen Staat in der Weltgeschichte, als das erste Land des sozialistischen Aufbaus be­trachtet. Die Auffassung der Opposition steht auch in trasfem Widerspruch zu den prattischen Schlußfolgerun­gen des linten sowjetfreundlichen Teiles der so. zialdemokratischen Arbeiterschaft, die in folgender Erklärung der foeben zurückgekehrten zweiten deutschen Arbeiter­delegation niedergelegt sind:

,, Die von allen Seiten angefeindete Diftatur des Proletariats hat sich fegensreich für die Arbeiter- und Bauernklasse der Sowjet­ union ausgewirft. Hier in Rußland herrscht der Arbeiter; er baut feine sozialistische Wirtschaft auf."

Dagegen steht die Gesamteinschätzung der proletarischen Diktatur burch unsere linke Opposition völlig im Einklang mit den Ansichten des internationalen Menschewismus."

Die Opposition bezichtigt die Stalin - Diftatur und die Zentrale der KPD. des Arbeiterverrats, die Zentrale be­zichtigt die Opposition des Menschewismus. Der Weg der Opposition, so ruft die Zentrale, geht zu Dan und Kautsfy, geht zur 2. Internationale! Der Weg der Zentrale, so ruft die Opposition, geht zum Kulaten. tum und zur Nep- Bourgeoisie, zur Unter­drückung der Arbeiterschaft.

Der Kampf in der KPD. ist so erbittert, daß aus der Opposition der Ruf nach dem bewaffneten Aufstand kommt nach dem bewaffneten Aufstand gegen die derzeitigen. Moskauer Diktatoren.

Dieser Krach fann durch keinerlei Ablenkungstheater mehr verborgen werden.

Ablenkungstheater.

Gegen Einlaßtarten hatte die KPD. gestern abend im Lehrervereinshaus den fälligen Rummel mit der sogenannten Arbeiterbelegation" aufgezogen. Wir stellen gerne feft,

gen betreffend den Vorschlag, die deutschen Eisenbahnobligationen riats mit allen Mitteln der Staatsmacht unterdrüdt werden. daß es der KPD. gelingt, wenn sie den nötigen Drud ausübt, zwei

auf den Markt zu bringen, ließ Mellon unkommentiert.

Es hat indessen den Anschein, als ob amtliche Kreise die Zeit noch nicht für gelommen erachten, um solche Schritte zu unternehmen. Es wird darauf hingewiesen, daß beträchtliche Zweifel darüber herrschen, ob der Weltmarkt in der Lage ist, alle Obligationen aufzunehmen, ohne zugleich ihren Kurs zu drücken. Sollte andererseits nur ein Teil der Obligationen auf ten Markt geworfen werden, so würde die Verteilung des Erlöses nicht genügen, um unter den gegenwärtigen Umständen als irgendeine Hilfe bezeichnet werden zu können.

Wie verlautet, wird in amtlichen Kreisen die Meinung ver­treten werden, daß sich in kurzer Zeit die Verhältnisse der artig ändern werden, daß die in Vorschlag gebrachte Veräußerung der Obligationen durchführbar ist. In anderen Kreisen erfläri man wiederum, daß eine Besserung der wirtschaftlichen Lage den Verkauf der Bonds unnötig machen würde.

Gegenüber diesen sich widersprechenden Meinungen ist loch darauf hinzuweisen, daß die Frage der Auseinander­feßung der europäischen Reparationsgläubiger mit ihren Schuldnern je de andere Behandlung ver trägt als die eines Aufschubs ins ungewisse. Wenn sich zwei Staaten wie Deutschland und Frankreich mit Zustim mung Englands und anderer Länder auf ein Programm der politischen Befriedung und wirtschaftlichen Konsolidierung einigen, so haben auch die Geldgeber Deutschlands , die Ber­einigten Staaten, ein Interesse daran, daß diese Entspannung nicht durch nationalistische Quertreibereien gestört wird. Ein Blick in die Hugenberg- Bresse würde den Amerikanern ge­nügen, um zu zeigen, wie bereits jede noch so leise Andeutung einer Ablehnung des Konsolidierungsplanes durch die Ame­rifaner von unseren Reaktionären ausgenutzt wird.

Es wäre daher nur zu wünschen, daß die Amerikaner bei der Behandlung des Reparationsproblems denselben Sinn für die politischen Zusammenhänge und wirtschaftlichen Erforder­

Der Mehrwert des Mikado.

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Bon Frik Ohrfmann.

In unserem Prozentzeitalter haben auch die Monarchen den Mammon nicht meiden mögen, die Kronen bedienten sich des bes liebten ehrlichen Matlers ebensosehr auf den Börsen wie in der Diplomatie. Der Marxismus hat dem jeweiligen ausmünzbaren Effekt solchen gewinnbringenden Strebens die etwas unverhüllte Bezeichnung Mehrwert aufgeprägt. Die Kapitalisten aller Länder haben zwar diesem nackten Begriff eine prächtige Garderobe ge­schenkt, aber selbst mit Zins, Dividende, Bonus, Tantieme und all der anderen Mehrwertmaskerade wollen die ihnen assoziierten Monarchen aller Länder nichts zu tun haben. Bei ihnen handelt es sich nicht um Mehrwert, sondern um Mehrgeltung. Sie spekulierten munter drauf los, in Kongowerten, Chiesen, Diamanten shares und Spielbankanteilen, aber dies geschah selbst verständlich beileibe nicht um der privaten Schatullenschwellung, sondern um der nationalen Vermögensvermehrung willen.

Natürlich war auch der Mikado mit von der Partie. Die rapide Industrialisierung des feudalen Japans hat in der kaiserlichen Schazkammer eine gründliche Revolution angerichtet. Wo einst metallener Reichtum funfelte, liegen heute dicke Aktienpakete, deren unsichtbare Kräfte die arbeitenden Untertanen des Inselreiches in ciner viel wirksameren Billfähigkeit halten als vormals der sicht­Fare Glanz der Dynastie. Aber in den Tiefen des Staates grollt ein Erdbeben, das der herrschenden Bureaukratie viel gefährlicher ist als alle Einbrüche an der pazifischen Küste. Bei den nächsten Wahlen wird die neugegründete Arbeiterpartei Japans ihren ersten Masseneinzug ins Parlament halten, und den proletarischen und bäuerlichen Massen wird es immer deutlicher, daß die grausam geübte Macht des Mikado nicht auf dem Willen der Götter, sondern auf Tresore und Tants gegründet ist. Der Mikado hat sich deshalb zu einer radikalen jozial- ethischen Geste entschlossen, die in den Hausministerien feiner europäischen Kollegen teine geringe Ber­wirrung auslösen wird. Der Herrscher Japans will das Odium des Mehrwerts furzerhand von sich abstreifen, fein japanischer Lohn­sflave soll in Zukunft seinem Kaiser Dividenden erschusten, denn der ge­famte Besitz der Krone an Industriepapieren wird mit allerhöchstem Auf­trage abgestoßen. Es wird der Kaiser mit dem Volke gehen, die verführten japanischen Proletariermassen werden aufs neue ihrem angestammten Herrscher zujubeln und ihre gewissenlosen Führer werden schleunigst Haratiri machen.

Bu schade nur, daß die bösen Margisten es nicht unterlassen werden, inmitten der allgemeinen Begeisterung ihre finsteren Ge­dankengänge weiterzufpinnen. Was 3. B. geschieht mit den Mehr­wertanteilen, auf die der Mikado so großmütig verzichten will? Die speziellen Mehrwertpartikel, die bisher dem kaiserlichen Kapitaliſten zuflossen, werden fünftighin von den Gruppen ange­

Die Belle Konsum" erklärt sich

politisch und wirtschaftlich entrechtetsten Proletariermassen und fordert diese auf, den verschärften Klaffenkampf in Stadt und Land zu beginnen und damit vorzubereiten die zweite Re­vulotion zum Sturze der Macht des Kulafenfums und der Nep­Bourgeoisie

und aufzurichten die wirkliche Diktatur des Proletariats. An alle wirklichen Revolutionäre der Weltpartei Lenins ergeht der Ruf, dem schwergeprüften russischen Proleta riat in seinem schweren Kampfe beizustehen und alles zu tun, um Weltbourgeoisie und den Weltimperialismus." dem Weltproletariat zum endgültigen Siege zu verhelfen über die

Also ein unverhüllter Aufruf zum Sturz der Diftatur Stalins ! Er geht aus von dem früheren Pol- Leiter des Wedding , Giwan, der, wie die Rote Fahne " fagt, bis heute noch ein Mitgliedsbuch der KPD. befigt". Die Bentrale der KPD. polemisiert gegen diesen Aufruf, dem sie große Bedeutung zuschreibt. Sie nennt ihn, ben volltomme nen Ausdruck einer bis zu Ende ausgereiften menschewistischen Ideologie". Sie gibt zugleich zu, daß es nicht nur oppofitionelle Gruppen in der PD. gibt, nicht nur die Entschließung der 700, fon­dern einen geschlossenen Oppofitionsblod". Ueber die Gesamtauffassung des Oppositionsblocks schreibt sie:

"

,, lleber alle besonderen Gruppierungen und Schattierungen hin weg besteht eine Gesamtauffassung der Opposition von der proletarischen Diktatur. Die Gesamtauffaffung läuft auf die These hinaus, daß die Ergebnisse der bisherigen neun Jahre des Bestehens der Sowjetmacht nicht zur Herrschaft der Arbeitertiaffe, sondern zu ihrer Unter drückung durch die Reaktion, nicht zum Beginn des fozia liftischen Aufbaus, sondern zur Wiederherstellung des Kapitalismus auf Kosten des Proletariats" geführt haben bzw. führen werden.

häuft, die seine Aftienpakete erwerben. Der Mikado aber wird den Gelderlös auf seine Bank tragen. Im Augenblick aber, wo er sich mit angeefelter Miene von dem Mammon fortwendet, beginnen ihm die Zinsen nachzulaufen. In ihnen erscheint wieder der ver­maledeite Mehrwert. Wenn der mehrwertflüchtige Mifado dahinter kommt, wird er vielleicht sich den ganzen Bazen wieder auszahlen lassen. Damit wird er der Wirtschaft seines Landes zunächst eine gelinde Kreditkrise zufügen, mit Absaßstockung, Arbeitslosigkeit und Vermögensumschichtung innerhalb der befizenden Klasse. Am Ende wird eine etwas fleinere Gruppe von Kapitalisten ohne ihn den vorhandenen Produktionsapparat unter sich neu aufgeteilt haben und denselben jährlichen Mehrwert herausscheffeln wie ehedem. Wenn der Mifado es aber vorgezogen haben sollte, den ganzen schnöden Mammon in Banknotenform gelegentlich eines brillanten Balaftfeuerwerks einen fröhlichen Raub der Flammen werden zu laffen, so wird die japanische Notenbank in gleichem Umfange auf Grund der unveränderten Gclbdeckung neue Noten in Form von Krediten in die Wirtschaft leiten: der ominöse Mehrwert zerfällt dann in Notenbankzinsen und Unternehmergewinn. Wenn aber der Erleuchtete auf den letzten Ausweg verfallen sollte, in Zukunft nicht mehr aus der Arbeit seiner gelben Untertanen, sondern aus den Knochen irgendwelcher weißen Teufel Profite zu schinden, so wird dies darauf hinauskommen, daß der japanische Herrscher Dividenden aus ausländischen Unternehmungen bezieht, während irgendwelche englischen oder amerikanischen Gruppen dafür japanische Betriebe fontrollieren.

Auf die Gefahr hin, das Gemüt des Mikado unheilbar zu ver­düstern, wage ich ihm zu eröffnen, daß der Mehrwert in der gegen wärtigen Wirtschaftsstruktur jeder noch so mittelbaren Vermögens­form anhaftet, aber vielleicht vermacht er sein Riefenvermögen einer Rethe autonomer Stiftungsbetriebe, in denen der jährlich anfallende Mehrwert statutarisch zur Hebung des Lebensstandards der Be schäftigten verwandt wird. Doch ich hege den leisen Verdacht, daß man am Hofe von Tokio nur einen Kostümwechsel der kaiserlichen Profitmethoden im Auge hat. Für diesen Fall empfehle ich dem Erleuchteten, sich auf amerikanische Kanonenwerte zu legen. Mit diesen wird sich vielleicht in nicht allzuferner Zukunft dann nicht nur die Arbeit, sondern auch das Leben seiner Untertanen ihm bezahlt machen.

Richard Fischer und die Spitzelenthüllungen.

Sehr wesentlichen Anteil hat Richard Fischer an der Entlaroung des verbrecherischen Buttkamerschen Lockspizzelsystems, das namentlich in den Jahren 1884 bis 1887 in Hochblüte stand. Richard Fischer hat persönlich in Genf dem Spigel Haupt die Maske vom Gesicht gerissen, der eine sehr lebhafte aufreizende Propaganda in sozial­Demokratischen Kreifen der Schweiz trieb.

Die Spitzel wurden meist im Sozialdemokrat" von der Eisernen Maste" gebrandmarkt. Ueber diese Eiserne Maste" find vielfach sehr irrige und widerspruchsvolle Berichte verbreitet

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mittelgroße Säle in Berlin zu füllen. Da man unter sich war und störende" Richtigstellungen nicht zu fürchten brauchte, fonnte man die russische und die deutsche Sozialdemokratie und dazu noch die deutschen Gewerkschaften in Grund und Boden reden.

Der Hauptredner, Friß Körber, unterstrich noch seine Aus führungen, die wir bereits gestern abend festgestellt hatten. Er erzählte, daß unsere Genossen in den Gefängnissen von Tiflis na ch der legten Pariser Mode getleidet feien, gebügelte Hofen tragen, fich frei bewegen fönnen( in einem Gefängnis!) und daß fie der armen ausgehungerten Delegation Pfirsiche zur Er­frischung anbieten konnten.

Der zweite Berichterstatter, ein gewisser Feig, war erheblich weniger lyrisch. Er gab zu, daß in Rußland in bezug auf die Arbeitsmethoden und die technischen Einrichtungen vieles sehr rüd ständig fei. Er bemängelte auch, daß die Löhne zu start gestaffelt feien. Das läge daran, daß zu wenig qualifizierte Arbeiter da feien und diese also einen viel höheren Lohn als die anderen Arbeiter erhalten müßten. Auch im Wohnungs. wesen läge es noch sehr im argen. Das tomme aber daher, weil der russische Arbeiter eine Ansprüche an die Woh nungen stelle!

Körber schloß seine Ausführungen mit dem Bekenntnis, daß er fich verpflichtet habe, für die gewerkschaftliche Einheitsfront aller Arbeiter, nicht nur der freigewertschaftlichen, tätig zu sein. Diese Erklärung ist in der Roten Fahne" folgendermaßen umgebogen: Kämpft in den Gewerkschaften gegen das kapitalistische System! Kämpft für die internationale Gewerkschaftseinheit!" Körber hat freilich nicht hinzugefügt, in welchen Gewerf­schaften er für die Einheitsfront" tämpfen will. Sicherlich nicht in den freien Gewerffchaften. Sonst hätte er nicht, bevor er nach Rußland reiste, den Bersuch gemacht, seine Berufs. follegen aus dem Deutschen Bertehrsbund heraus­zuziehen. Das ist der Klaffentampf" und der Kampf für die Einheitsfront" des Vorsitzenden dieser Arbeiterdelegation".

worden. Ich veranlaßte daher Richard Fischer im Juni 1926, fic über die Eiserne Maste" einmal schriftlich zu verbreiten. Unter dem 18. Juni 1926 schrieb Richard Fischer an mich: Lieber Genosse Rampffmener!

Soweit ich unterrichtet bin, war die Eiserne Maste" der Dec name für einen auf dem Berliner Polizeipräsidium beschäftigten Sekretär namens Hirsch, der in dem Zimmer gearbeitet haben soll, in welchem der Schrank stand für die Aften der sogenannten " Agenten", so daß er die Möglichkeit hatte, gelegentlich Einblick in diese Aften zu nehmen. Hirsch hatte sich an den Genoffen Baul Singer gewandt, der seinerseits Genossen Jakob Bamberger mit den weiteren Verhandlungen betraute. Bamberger traf sich zuweilen mit Hirsch und nahm von diesem die Berichte persönlich entgegen.

Längere Zeit nach den Veröffentlichungen im" Sozialdemokrat" schien ein gewiffer Verdacht auf Hirsch gefallen zu sein. Ohne daß irgendein Berfahren eingeleitet worden wäre, ward Hirsch falt­gestellt. Ob die Polizei ihm eine Falle gestellt oder ob er sich etwas im Dienst zuschulden kommen ließ jedenfalls wurde er entlassen, später in einen Betrugsprozek verwickelt und zu Zuchthausstrafe verurteilt. Er soll auch im Zuchthaus gestorben sein, wenigstens hörte ich von Singer, daß die Witwe sich wiederholt an ihn gewandt habe.

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Ich möchte nicht verfehlen, bei der Gelegenheit zu betonen, daß alle von der Eisernen Maste", also von Hirsch, gemeldeten Angaben fich als richtig herausgestellt haben. Begreiflich! Die später von Schneidt und anderen wiederholt gemachten Versuche, die Angaben der Eisernen Maste" zu diskreditieren, blieben erfolglos. Der Fall Schüssel- Rohmann liegt ganz einfach. Schüffel war eines Tages auf dem Polizeipräsidium gewesen und von Hirsch gesehen worden. Hirsch hat ihn für Rohmann gehalten, so daß die Annahme nicht ausgeschlossen erscheint, daß Schüssel, ohne Kenntnis feines P. K. Affociés Rohmann, der Polizei Dienste geleistet hat.

Das Bölferbundstheater in Genf . Bei den Böllerbundstagungen stellt sich immer von neuem heraus, daß die Stadt Genf bei diesem Anlaß regelmäßig eine starte Anziehungskraft für hervorragende Theatertruppen besitzt. So hat die jetzige Tagung Anlaß gegeben für Gastspiele einer deutschen Truppe unter Leitung von Moissi , für Vorstellungen des Theaters der italienischen Schauspielerin Grammatica und für Aufführungen der English Players ". In Völkerbundskreisen soll man daher in Erwägung ziehen, ein eigenes Theater des Völkerbunds in Genf zu errichten, das fünftig der­artige Gastspiele organisieren würde.

Olto Klemperer vom Etaatstheater in Wiesbaden ist zum Dperndirektor der Berliner Staatsoper am Platz der Republik ernannt worden.

Meyerhold fucht ein Berliner Theater. Der russische Regisseur Meher. bold plant für Anfang nächsten Jabres ein längeres Gaftspiel in Berlin , wofür er auch eigene Inszenierungen deutscher Stüde vorbereiten will. Das Gastspiel soll sich auf eine längere Zeit erftreden.

Beronita", das Repertoirstid des Deutschen Künstler- Theaters siedelt von Sonnabend an ins Lessing- Theater über.

Ein kongreß der Taubflummen. Dieser Lage begann in Mo& tau ein Stongres det in einem Verbande organisierten Taubitummen. Er findet im Selubhause der Taubstummen des Arbeiterstandes statt.