ladungen von Personen zum Erscheinen an Sonn- und Festtagen ist nur in besonders dringlichen Fällen zulässig, doch kann im Falle der Behinderung durch werktägliche Beschäftigung das Erscheinen an Sonn und Festtagen unter genauer Bezeichnung der Dienststunden freigestellt werden. Es muß abgewartet werden, wie sich dieser Erlaß in der Praxis auswirkt. Berkannt darf nicht werden, daß es sicherlich vielen Menschen unangenehm ist, wenn sie einen uniformierten Beamten in ihre Wohnung laffen müffen.
Der Storch in Beelih.
Eine Patientin entbindet und niemand merkt es. Am 6. Mai wurde in einer Riesgrube in der Nähe der Beelizer Lungenheilstätte eine Rindesleiche ge= funden. Die Leiche war in Backpapier gehüllt, das die Adresse einer 25jährigen Patientin der Lungenheilstätte trug. Die polizeilichen Recherchen ergaben Zustände, die zum Himmel schreien. Die Batientin 1. hatte, nachdem fie fich vier Monate als Rrante in den Heilstätten aufgehalten, am 8. April d. I. auf dem Abort
Der städtische Nachtragsetat.
Keine Tariferhöhung für Elektrizität und Gas.
In der gestrigen Magistratssigung ist man zu einer endgültigen Entschließung über die Einbringung des Nachtragsetats gekommen. Einer der Kernpunkte der Vorschläge des Stadtkämmerers Dr. Karding war die Einsparung von zirka 15 Millionen Mark fachlicher Ausgaben aus den Etats der einzelnen Bezirke. Gewissermaßen zur Entschädigung sollte den Bezirken für den Reft ihres Etats eine größere Bewegungsfreiheit dadurch gewährt werden, daß sie das Recht auf Uebertragbarkeit der für einzelne Pofitionen bewilligten Mittel erhalten sollten. Der Magistrat ist aber zu der Auffassung gekommen, daß ein solcher Vorschlag an die Stadtverordnetenverfammlung nicht ohne vorherige Anhörung der Bezirksbürgermeister erfolgen fönne. Der Nachtragsetat ist deswegen um eine Woche zurückgestellt, er wird also auch heute in der Stadt verordnetenversammlung noch nicht zur Bera tung fommen. Ursprünglich war vorgesehen, daß Stadtfämmerer Dr. Karding ihn heute begründen sollte, worauf man ihn ohne der Anstalt ein lebendes Kind geboren, das sie nach der Geburt durch die mit reichlicher Phantafie in bürgerlichen Sensations: Debatte dem Haushaltsausschuß überweisen wollte. Alle Angaben, blättern über den Nachtragsetat gemacht werden, sind fast Einnahmen steht noch feineswegs feft. Ebenso wenig ist die Frage ausnahmslos falsch. Die Höhe der neu zu beschaffenden geklärt, ob die vom Kämmerer gewünschte Einsparung möglich ist. die Wege der Deckung verhandelt werden. Erst wenn der wirklich zu beschaffende Betrag feststeht, kann über Eine Tariferhö hung für Elektrizität und Gas, wie zum Beispiel die Nachtausgabe des„ Tag" gestern abend meldet, kommt unter gar feinen Umständen in Betracht. Ernsthaft wird man überhaupt zu all den aufgeworfenen Fragen erst Stellung nehmen fönnen, wenn zuverlässige Biffern bekannt sind. Wannseebahn Stadtbahn.
Aufziehen der Wafferleitung to tet e. Die Leiche des Kindes verftedte die 1. drei oen lang im Schrant des gemeinhaftlichen Schlaffaales. Den Aerzten und Pflegerinnen war der penetrante Geruch aufgefallen, aber man ging der Sache nicht weiter nach. Einen Tag vor ihrer Entlaffung vergrub die junge Arbeiterin ihr Kind in der Riesgrube. Weder Aerzte noch Pflegepersonal der Heilstätten haben bemerkt, daß die Batientin schwanger war und ein Kind geboren hatte. Daß die Batientin 14 Pfund von einem Tage zum anderen an Gewicht verloren hatte, wurde einfach hingenommen, als wenn nichts vorgefallen wäre. Eine förperliche Untersuchung unterblieb. Auch als sich schweres Fieber einstellte, merkte niemand etwas von dem Borgefallenen. Die Aermste hat sich tagelang quälen müffen. Sie ist jetzt wegen Rindesmordes angeklagt und in das Potsdamer Untersuchungsgefängnis übergeführt worden. In nächster Woche wird sie sich vor dem Potsdamer Schwurgericht zu verantworten haben. Ais Sachverständige find Dr. HagemeisterTreuenbrießen, Oberarzt Dr. Riemann von der Brandenburgischen Pflegeanstalt zu Treuenbrieken und der Potsdamer Gerichtsarzt Kreismedizinalrat Dr. Geisler geladen.
Daß aber auch die Aerzte der Lungenheilanstalt und das Pflegepersonal vor Gericht erscheinen müßten, darüber hat man nichts gehört.
Beim Impfarzt.
Nicht über die Impfung selbst soll hier gesprochen werden. Die Mehrzahl der Aerzte hält fie für notwendig. Der Staat verlangt feit langen Jahren, daß sich jeder rechtzeitig darum bemüht, seinen Sindern das notwendige Smpfattest zu beschaffen. Er ist sogar so entgegentommend, seinen minderbemittelten Staatsbürgern gratis dazu Gelegenheit zu geben und fie schriftlich auf diese vorteilhafte Möglichkeit der Erwerbung der vorschriftsmäßigen Impfpoden aufmertfam zu machen. Eines Tages befommt man also eine Rarte, in der man in einer Tonart, bie an Gestellungsbefehle erinnert, aufgefordert wird, fich mit dem Impffing" in irgend einer benachbarten Schule an dem und dem Tage einzufinden. In den Schulen ist gewöhnlich das Lehrerzimmer als Impfraum be reitgestellt. Bratischer Weise wird der Impftermin meist in bie Mittagsstunden von 2 bis 3 Uhr gelegt, in eine Zeit also, in der die Kleinkinder ihren Mittagsschlaf halten. Jmpflinge mit an steckenden Krankheiten dürfen wicht in den Impfraum gebracht werden!" Aber vor dem Impfraum drängen sich die Mütter auf dem Schulforridor. Bestenfalls ist eine Klasse mit Banten für 7- bis 10jährige Kinder als Warteraum für die Mütter bestimmt. Gesunde und oft genug frante Kinder sind hier in drangvoller Enge beieinander. Keine Säuglingsschwester führt die Aufficht darüber, daß sich die Mütter mit tranfen Kindern sofort entfernen. Rein Schuldiener forgt dafür, daß für die Mütter mit den Säuglingen auf dem Arm wenigstens bequeme Siggelegenheiten her. beigeschafft werden. Halbe und ganze Stunden warten so die Mütter, die von ihrer Wirtschafts- und Berufsarbeit fommen, die über müdeten, weinenden oder im Impffieber jammernden Kinder im Arm, ungewiß, ob das Kind der Nachbarin, mit der sie Schulter an Schulter stehen, auch gesund ist, oder ob ihr Kind von dieser bollshygienischen Maßnahme" nicht Masern oder Keuchhusten nach Hause bringt.
Wir sind gewohnt, daß man uns die Erringung behördlich vore geschriebener Zeugnisse nicht allzu leicht macht. Aber wir haben ein Recht, zu verlangen, daß derartige Maßnahmen wenigstens unter Umständen stattfinden, die eine Gesundheitsgefährdung der Säug. linge ausschließen. Die Entschädigung für Säuglingsschwestern, die die Kinder schon vor Betreten des Warteraums prüfen, würde den städtischen Etat nicht allzuschwer belaften, und sicher find in jedem Schulhaus auch bequeme Siggelegenheiten genug für die wartenden Mütter aufzutreiben...
Der Chauffeur schuldlos!
Eine wesentliche Herabfekung feiner gegen ihn erkannten Strafe erzielte der Privatchauffeur Hugo Heinrich in der Be rufungsinstanz. Er war wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden. In einer regnerischen Sommernacht fuhr er nach Mitter. nacht mit einem schweren Auto durch die Potsdamer Straße und geriet in eine Baugrube, in der sich in gebücter Stellung ein Arbeiter befand. Das Unglüd wollte es, daß unmittelbar vorher die neben der Baugrube stehende Barriere nebst roter Laterne umgefahren worden war. Statt nun die Arbeiten einstellen zu lassen, bis das Warnungssignal wieder hergestellt war, hatte der Bor arbeiter die Leute ruhig weiter arbeiten laffen. Die Folge dieser Nachlässigkeit war, daß ein 69jähriger Steinfeger durch des Auto des Angeklagten so unglücklich umgefahren wurde, daß er noch in derselben Nacht im Krankenhaus verschieb. Das Schöffengericht Schöneberg hatte den Chauffeur wegen fahrläffiger Tötung zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Gegen dieses Urteil hatte Der Berurteilte Berufung eingelegt. Zu der neuen Ortsverhandlung war Bolizeihauptmann Engert als Automobilfachverständiger geladen worden. Der Sachverständige fam nach der eingehenden Beweisaufnahme zu dem Ergebnis, daß von einer Schuld
des Chauffeurs teine Rede sein fönnte, daß vielmehr Die alleinige Schuld dex Borarbeiter träfe, der die Arbeiten ohne Laberne hatte fortfehen lassen. Die Berufungsstraf. Tammer unter Borsiz von Landgerichtsdirektor Beltason fam ach längerer Beratung abermals zu einer Berurteilung des Chauffeurs, fah aber den Grab der bewiesenen Fahrlässigkeit so milde an, daß die Strafe wegen fahrläffiger Tötung auf 600 m. herabgesetzt wurde.
Bom eigenen Hund zerfleischt.
Die 25 Jahre alte Baronin von Carnap.Bornheim in ber Bendlerstraße in Berlin besaß feit längerer Zeit einen dreijährigen russischen Windhund, der ihr geschenkt worden war. Das Tier war sehr biffig und hatte erst vor einiger Zeit eine Angestellte der Baronin und außerdem auf der Straße ein Kind und einen Bolizeibeamten gebissen. Am Mitt woch morgen ftürzte fich das Tier plöglich und ohne besonderen Grund auf die Baronin, die noch im Bett lag, und zerfleischte ihr Geficht, Arme und Beine. Auf ihre Hilferufe tam das Mädchen herbei, ohne ihr jedoch helfen zu können. Sie stürzte hilfeschreiend auf die Straße und traf glücklicherweise einen Bolizeibeamten. Als beide in das Schlafzimmer zurückkehrten mußten sie feststellen, daß der Hund noch immer seine Angriffe wiederholte. Dem Bolizei beamten blieb nichts anderes übrig, als mit seiner Baffe den Hund niederzuschießen. Die Berlegungen der Baronin find so schwer, daß fie in ein Krankenhaus übergeführt werden mußte, wo jogar an ihrem Aufkommen gezweifelt wird.
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Man schreibt uns:
Die bevorstehende Elektrisierung der Vorortbahnen ist Ber anlassung, darauf aufmerksam zu machen, welche geradezu vorsintflut. lichen Berhältnisse hier herrschen.
Die Bahnhöfe Großgörschenstraße und Schöneberg 3. B. find doch sicherlich dazu bestimmt, den llebergang von einer Linie auf die andere möglichst zu erleichtern, und es wäre Pflicht der Eisenbahnbehörde, den allgemeinen Verhältnissen Rechnung zu tragen. Die Lage der Bahnhöfe, die das Publikum zwingt, ohne jeden Schuß gegen Witterungseinflüsse den Weg von einer Station zur anderen zu machen, und der speziell im Winter mit großen Schwierigkeiten für Kriegsbeschädigte und Beinfranfe verknüpft ist, gibt Beranlassung zu diesen Zeilen. Eine Zusammenlegung ber beiden Bahnhöfe ist in sich gegeben, denn die Halle des Bahnhofs Großgörschenstraße braucht nur an die Uebergangstreppe, welche nach Friedenau zu einen weiteren Zugang erhalten müßte, herangeschoben zu werden. Beschaffung von Gelände, große Bauten sind nicht erforderlich, denn das Gelände gegenüber der Ueberführungsbrüde zwischen den beiden Bahnhöfen ist Eigentum der Bahnverwaltung, so daß wesentliche Roften nicht entstehen. Ferner fönnte mit Leichtigkeit ein weiterer Aufgang zur Monumentenbrücke geschaffen werden.
Ift Herr Landsberger zu sprechen?
er wieder weg
Mit einem eigenartigen Trid arbeitete ein gewerbsmäßiger Dieb, der es nur auf große Anstalten abgesehen hatte. In der landwirtschaftlichen Hochschule, im Getreideprüfungsamt, in der Beuthschule, im Berbandshaus der Deutschen Zuderindustrie, im Bestend- und im Hedwigstrankenhaus und in anderen Anstalten erschien ein junger Mann, der sich„ Dr. Schendel" nannte und sich, je nach dem, für einen Assistenzarzt oder für einen Natio= nalofonomen ausgab. Er fragte höflich, ob er nicht auf einen Augenblick Herrn Landsberger" sprechen könne. In diesen großen Betrieben fennt min der Pförtner nicht immer jeden Angestellten auch beim Namen. So mußte denn immer erst nach Herrn Lands. berger" herumgefragt werden, bis sich ergab, daß diemand dieses Namens da war. Die Zwischenzeit über ließ man den„ Assistenzarzt" oder den Nationalöfonomen", auf den niemand auch nur den geringsten Verdacht hatte, allein. Erst, wenn gegangen war, entdeckte man, daß er die Gelegenheit fleißig benuzt hatte, um in seine Taschen zu stecken oder unter seinen Mantel zu verbergen, was er für mitnehmenswert hielt. Dr. Schendel" nahm aber auch alles, was ihm erreichbar war, Okulare, Mitrostope, Regenschirme, ärztliche In ftrumente aller Art, Elettrifierapparate, jogar Bilder von der Wand. Aus dem Getreideprüfungsamt in der Amrumer Straße verschwand er sogar mit einem großen Getreidemesser. Hier war er schon ein paarmal gewesen. Dem Pförtner dieses Amtes gelang es jetzt doch, des dreisten Diebes habhaft zu werden; er übergab ihn der Polizei, die den Ertappten als einen bereits vorbestraften Walter Schendel feststellte, der vor zwei Jahren bereits ähnliche Streiche verübte und dafür ein Jahr Gefängnis verbüßte. In seiner Behausung in der Müllerstraße fand man allerlei Diebes: beute, die er noch nicht hatte zu Geld machen fönnen. Den großen Getreidemesser loszuwerben, hatte er sich vergeblich bemüht. Der vierte Brand in einem Haus.
Ein größeres Feuer fam gestern abend furz vor 6 Uhr im Dachstuhl des Vorderhauses Landhausstraße 41 im Wil mersdorf zum Ausbruch. Auf den Alarm eilten die Löschzüge Wil mersdorf , Schöneberg und Charlottenburg ( Rankewache) unter Lei tung des Baurats Spohn an die Brandstelle. Das Feuer hatte inzwischen eine ziemliche Ausdehnung angenommen. Durch startes Wassergeben gelang es, den Dachstuhl des Seitenflügels, der zeit. weise bedroht war, zu retten. Ein großer Teil des Borderhausdachstuhls brannte nieder. Die Entstehungsurfache fonnte bisher noch nicht einwandfrei geklärt werden, doch wird Brandstiftung vermutet. Erst im Herbst vorigen Jahres, in der Zeit der Berliner Dachstuhlbrandepidemie, wurde das Haus innerhalb einer oche von drei Dachstuhlbränden heimgesucht. einem Tage wurde die Feuerwehr allein im Berlaufe wentger Stunden zweimal alarmiert. In allen Fällen wurde damals Brandstiftung festgestellt.
Amerikanischer Seemannsbesuch.
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An
Im Flughafen Tempelhofer Feld tam gestern nachmittag 4,15 Uhr mit einem um 2,15 Uhr in Riel gestarteten Sonderflugzeug der Deutschen Lufthansa der Kommandeur des in Kiel anternden amerikanischen Kreuzers Memphis ", Captain Delanau, mit zwei seiner Offiziere an. Er wurde von einem Direktor der Deutschen Lufthansa empfangen. Der amerikanische Admiral Wells ist gestern erst nach Hamburg gefahren und wird von dort aus am heutigen Donnerstag nach Berlin fommen. Sodann werden am Sonntag, den 26. September, abends 8,45 Uhr, auf Einladung der Stadt Berlin 10 Offiziere und 70 amerikanische Matrofen des Kreuzers Memphis" auf dem Lehrter Bahn hof eintreffen. Montag vormittag findet eine Führung durch die Mittags ift hauptsächlichsten Sehenswürdigkeiten statt. ein Empfang im Rathaus vorgesehen. Die Reichsbahn betriebssicher?
Borfriegszeit und daß ein Bergleid mit Ben austinbhen Bahnen in feiner Weise zu scheuen ist. Zur Befämpfung von Anschlägen soll der Streif und leberwachungsdienst der Reichsbahn( der unvermutet auftritt), noch weiter ausgebaut werden. wie dann weiter mitgeteilt wurde, soll die Elettrifizierung der Berliner Stadt- und Vorortbahnen beschleunigt durchgeführt werden.
Unter dem Einfluß der zahlreichen Mitteilungen über die Typhuserkrankungen in Hannover und an anderen Orten ist eine starke Beunruhigung der Bevölkerung entstanden, die z. T. darin zum Ausdruck kommt, daß in hohem Maße auf Milch. genuß verzichtet wird. Hierzu liegt jedoch nicht der geringste Die nach Berlin gelangende Milch wird von den GeAnlaß vor. fundheitsbehörden scharf überwacht und durchweg vor der Abgabe erhigt. Wenn zur Vermeidung etwaiger nachträglicher Infettion die Milch im Haus nochmals abgefocht wird, ist jede Infettionsgefahr ausgeschlossen und ein Verzicht auf dieses überaus einen etwas höheren Fettgehalt als zurzeit aufweiſen würde! wertvolle Nahrungsmittel unnötig. Wenn nur die Milch in Berlin Erfolgreiche Elternbeiratswahl.
Einen bösen Reinfall erlebten die Chriftlich- unpolitischen" in Blankenburg . Gegen die Wahl vom 6. Juni, bei der sie gänzlich ausgefallen waren, hatten sie Einspruch erhoben, dem das Provinzialschulfollegium stattgab. Bei der Nachwahl erhielt nun die Lifte Schulaufbau" dank der rührigen Arbeit unferer Parteigenoffen 4 Siße, die von einem Lehrer der Schule geführte
fchen" Liste gar tein Gig zufiel. Ganze 15 Stimmen waren für fie abgegeben. Also auch in fleinen Orten geht's mit ihnen bergab.
1100 Seiten Urteilsgründe.
Die schriftliche Begründung des Urteils im Spritweber. prozeß, das am 30. Juni vom Schöffengericht Mitte gefällt wurde, ist nunmehr fertiggestellt worden. Die Urteilsgründe um faffen einen Riesenband von nicht weniger als 1100 Schreib. maschinenseiten. Dieses Urteil ist das umfangreichste, das je von einem Gericht abgefaßt worden ist. Wie bekannt, ist gegen das Schöffengerichtsurteil nicht nur von der Staatsanwaltschaft, sondern von sämtlichen Angeklagten Berufung eingelegt worden, so daß der Prozeß noch ein zweites mal die Berufungsstraffammer des Landgerichts I beschäftigen wird.
Dr. Paul Frank, Leiter des Städtischen Rettungs. amtes, ist gestern nach fünfwöchiger Abwesenheit von seiner ameri tanischen Studienreise nach Berlin zurückgekehrt. Dr. Frank hat u. a. in New York und Chitago Vorträge über das Berliner Rettungswesen gehalten.
Land
Ein neuer Präsident der Reichsdisziplinarkammer. gerichtsdirettor Dr. We stertamp vom Landgericht Potsbam ist zum Präsidenten der Reichsdisziplinartammer in Potsdam
ernannt worden.
Selbstmord eines Obergefreiten der Reichswehr . Bor einem Hause an der Spree in Berlin wurde am Mittwoch morgen die Müge eines Reichswehrsoldaten mit Leibriemen und Seitengemehr gefunden. Auf dem dabei liegenden Zettel stand:„ Ich bitte den ehrlichen Finder, diese Sachen zur nächsten Polizeiwache zu bringen. Alles andere nehme ich mit. Ich fonnte nicht anders. Otto Runge, 6. Wachtkompagnie, 2./3.-R. 17." Die Leiche fonnte noch nicht gefunden werden.
Der verstorbene Universitätsprofeffor Gustav Roethe wurde gestern auf dem Alten Friedhof der Luisengemeinde am Bahnhof Westend zu Grabe getragen. Angehörige der Deutschnationalen Bollspartei, des Stahlhelms und der Bismardjugend waren außerordentlich zahlreich vertreten. Auch Brinz August Wilhelm von Preußen und Prinz Wilhelm von Preußen waren anwesend. Der derzeitige Refior der Berliner Universität, Professor Dr. Pompedy, betonte in seiner Gedächtnisrede, daß der Verstorbene der beredtste und glühendste Verkünder des deutschen Wesens gewesen sei. Gegen über seinem Vaterlande sei er von tiefster Pflichterfüllung durchdrungen gewesen.
Zu dem Selbstmordverfuch des beinlofen Arfiffen Werner Lorscheidt teilt uns die Fürsorgestelle für Schwerkriegsbeschädigte der Stadt Berlin mit, daß L. von ihr versorgt worden ist. Nach dem der Artist durch einen früheren Selbstmordverſuch auch sein zweites Bein verloren hatte, wurde er in die Fürsorge der Stadt Berlin übernommen, die ihm Prothesen anfertigen ließ und es auch erreichte, daß er bei einer Firma in der Ritterstraße Beschäftigung in seinem früheren Beruf fand. Hier hatte er bis zum Sonnabend voriger Woche zur vollen Zufriedenheit gearbeitet. An dem gleichen Tage hatte er allerdings ohne Angabe von Gründen seine Arbeitsſtelle aufgegeben. Seinen diesmaligen Selbstmordversuch hat er ficher in einem Anfall von Schwermut begangen; von einer direkten Notlage fonnte nach dem oben Gesagten teine Rede sein. Er befand sich, wie die Fürsorgestelle betont, auch gegenwärtig noch im Besig von durchaus gebrauchsfähigen Prothesen, die ihm fogar zeitweise das Stehen bei der Arbeit ermöglichten.
Elternbeiratswahlen. Am Sonntag, den 26. September, von 8 bis 4 Uhr, findet in der 2. und 30. Gemeindeschule, Bod dinstraße in Neukölln, die Wahl des Elternbeirats statt. Die Wahl ist von größter Wichtigkeit.
Es werden deshalb alle
Eltern aufgefordert, an der Elternverfammlung teilzunehmen, die am Freitag, den 24. September, abends 8 Uhr, im 3eichensaal der Mädchenschule, Bobbinstr. 52/53, stattfindet. Thema: Warum Schulaufbau? Referenten: Ober studienbirektor Dr. Frizz Karsen und Elternbeiratsmitglied R. Günther.
Die Typographia' wird am Sonnabend, den 25. September, nach mittags 3 ubr, im Krematorium Baumschulenweg bem berstorbenen Genossen Richard Fischer den Scheidegruß fingen. Es wird erwartet, daß die Sänger zahlreich und pünktlich zur Stelle sind.
Bezirksbildungsausschuß Groß- Berlin. Nächste Theatervorstellung am Sonntag, den 24. Dftober, nachmittags 8 Uhr, in der Boltsbühne am Bülowplak. Aufgeführt wirdysistrata, Komödie von Leo Greiner . Breis der Starte einschlteglich Theaterzettel und Kleiderablage 1,20. Karten find in allen bekannten Verkaufsstellen und im Bureau des Besirksbildungsausschusses, Lindenftr. 8, 2. of II, Bimmer 8, zu haben. Wirbelfturm in Südamerika .
Ein furchtbarer Wirbelsturm, ähnlich dem, der Florida ver wüftete, hat in der Nacht vom Montag zum Dienstag die Stadt Encarnacion in Paraguay an der argentinischen Grenze heimgesucht. Neun Zehntel aller Häuser wurden zerstört, so daß die Stadt einem Trümmerhaufer gleicht. Im Zentrum der Stadt wurden 20 Häuserblocs dem Erdboden gleichgemacht. Unter den eingestürzten Gebäuden befinden sich zwei Hotels, zwei Banten, das Elektrizitätswert und das Zollamt. Die Stadt ist ohne Licht. Nach den einstweilen vorliegenden Nachrichten follen 500 Menschen ums Leben gefommen sein; Hunderte von Personen sind verlegt. In der Hauptstadt wurden zum Zeichen der Trauer die Bergnügungsstätten geschlossen.
Einführung der 24- Stunden- Zählung.
Der Berwaltungsrat ber Deutschen Reichsbahn- Gesellschaft hielt in diesen Tagen in Berlin eine laufende Tagung ab, in der er u. a. auch den Bericht über das Eisenbahnunglüd bei Leiferde entgegen nahm. Er bezeichnet die Unruhe, bie über die Betriebs sicherheit der Reichsbahn im In- und Auslande entstand und Mit dem Infraftreten des nächstjährigen Sommer. fich ungünstig auf den Reiseverkehr in und nach Deutschland ausfahrplans werden im inneren und äußeren Dienstverkehr bei wirfte, als unberechtigt und führt sie darauf zurüd, daß ein der Deutschen Reichspost und der Deutschen Reichs Teil der Bevölkerung fein Verbrechen, sondern mangelnde Betriebs bahn die Stunden um Mitternacht beginnend durchgehend ficherheit angenommen hat. Aus den Berichten ging hervor, daß die Don 1 bis 24 bezeichnet werden, wie es bereits in fast allen Ländern Betriebssicherheit mindestens ebenso günstig ist als in der des europäischen Festlandes geschieht. Diese Maßnahme gilt also
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