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Nr. 456+43. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Der Kampf um das Recht auf Arbeit.

Enteignung der Zeche Vereinigte Margarete" gefordert.

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Der Stumm Konzern hat, wie erinnerlich, an den Re­gierungspräsidenten in Arnsberg   den Antrag gestellt, den Abbruch der Zeche Bereinigte Margarete" zu genehmigen. Es handelt sich hier um eine durchaus moderne Kohlenförde= rungsanlage, die bis dahin rentabel gearbeitet hat, deren Förderung aber für den Stumm- Konzern weniger Profit bringt als ein Ramschgeschäft. Die Stillegung soll nämlich dem Ziele dienen, die Produktions quote der Zeche Bereinigte Margarete" auf die

übrigen Zechen des Konzerns zu übernehmen. Seit Monaten gehen die Auseinandersetzungen über diesen einzigartigen Fall. Jetzt hat der Landtagsabgeordnete Genosse Otter an den Reichswirtschafts­minister den Antrag gestellt, die Beche Bereinigte Margarete" in die Gemeinwirtschaft zu überführen unter Berufung auf das Sozialisierungsgesetz vom 23. März 1919.

Es erscheint angebracht, die beiden wichtigsten Paragraphen dieses Gesetzes in die Erinnerung zurückzurufen. Der§ 1 lautet: Jeder Deutsche hat unbeschadet seiner persönlichen Freiheit die sittliche Pflicht, seine geistigen und förperlichen Kräfte so zu betätigen, wie es das Wohl der Gesamtheit erfordert. Die Arbeitskraft als höchstes wirtschaftliches Gut steht unter dem besonderen Schuh des Reiches. Jedem Deutschen   soll die Möglichkeit gegeben werden, durch wirtschaftliche Arbeit seinen Unterhalt zu erwerben. Soweit ihm Arbeit nicht nachgewiesen werden kann, wird für seinen notwendigen Unterhalt gesorgt. Das Nähere wird durch besondere Reichsgeseze bestimmt."

Im§ 2 wird bestimmt:

Das Reich ist befugt, im Wege der Gesetzgebung gegen angemessene Entschädigung 1. für eine Bergesellschaftung geeignete wirtschaftliche Unter­nehmungen, insbesondere solche zur Gewinnung von Boden­schäßen und zur Ausnutzung von Naturfräften, in Gemein­wirtschaft zu überführen,

2. im Falle dringenden Bedürfnisses die Herstellung und Berteilung wirtschaftlicher Güter gemeinwirt schaftlich zu regeln."

Im Gesetz über die Kohlenwirtschaft, das gleich zeitig der Deffentlichkeit übergeben wurde, hat man von dem Ent­eignungsrecht bekanntlich feinen Gebrauch gemacht und auch später cignungsrecht bekanntlich feinen Gebrauch gemacht und auch später fich über die Gutachten der Sozialisierungskommission hinweggesetzt, die mehr oder minder scharfe Eingriffe in das Eigentumsrecht der Bergherren vorsahen. Wenn aber ein Borkommnis einen solchen Eingriff berechtigt, so ist es gerade der gegenwärtige Fall der Zeche Bereinigte Margarete". Genosse Otter   führt zur Begründung des Antrages folgendes aus:

Der Antrag auf Stillegung und Abbruch der Zeche Bereinigte Margarete" ist von der Verwaltung mit der Unrentabilität der Zeche und den dauernden Zuschüssen begründet worden. Die Nachprüfung durch den Staatsfommissar, Oberbergamtsdirektor Dr. Weise in Dortmund  , hat ergeben, daß bis zur Stillegung( Ende Mai 1926) der Betrieb wirtschaftlich gearbeitet und sehr erheblichen Gewinn gebracht hat. Durch Herrn Dr. Weise ist einwandfrei festgestellt worden, daß seit der Markstabilisierung 575 000 m. in Bankgut haben und 90 000 M. an Beteiligungen von der Verwaltung aus dem Bechenbetrieb verzinslich angelegt worden sind. Außerdem wurden in dieser Zeit Neuanlagen im Werte von etwa 130 000 m. cefchaffen. Insgesamt sind es 795 000 M. Gewinn, die der Bechenbetrieb abgeworfen hat.

Die Verwaltung der Zeche Vereinigte Margarete" hat somit

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mangel feiern müssen, aber trohdem den hohen Rein gewinn erzielt. Bei einer vollen Beschäftigung verspricht der Bechenbetrieb noch größeren Gewinn.

Infolge der großen Nachfrage nach Kohlen auf dem Weltmarkt und der langfristigen Verträge, die das Rheinisch- Westfälische Kohlensyndikat abgeschlossen hat, macht sich die Wiederinbetriebnahme der bereits vor längerer Zeit ftillgelegten füdlichen Randzechen

bemerkbar. Alte Windmühle" in Sprockhövel  , Zeche" General" in weitmar u. a. m. Diese Bechen sind vor längerer Zeit ſtillgelegt worden, weil ihre Rentabilität damals nach Ansicht der Besizer nicht vorhanden war. Die Bevölkerung fagt sich mit Recht, daß unter der heute erfreulichen Nachfrage nach Kohlen, die sich bis zur Kohlenknappheit gesteigert hat, eine moderne Zeche, wie Ber­einigte Margarete" es iſt, wo mit der Kohlenförderung sofort begonnen werden kann, nicht abgebrochen wer den darf. Es tommt noch hinzu, daß ein etwaiger Abbruch der Zeche Bereinigte Margarete" durch die Wasserzuflüffe nach der Zeche Caroline in Holzwickede  , die sich einer guten Entwicklung erfreut, sie schwer gefährdet, ja jogar zur Still­legung zwingen würde. Dadurch würde der Nation ein großer Ver­lust an Naturschäzen entstehen, weil die aufgeschlossenen Erbschäße im dortigen Gebiet faum jemals aufgeschlossen und abgebaut wer­den könnten.

Da sich der Stumm- Konzern weigert, die Zeche Bereinigte Margarete" zu verkaufen oder selbst in Betrieb zu halten, so bitte ich die Reichsregierung dringend, auf Grund des Sozialisierungs­gefezes vom 23. März 1919, Reichsgesehblatt Nr. 68, die Zeche Bereinigte Margarete" in Sölde( Aplerbecker Aktien- Verein für Bergbau) gegen angemessene Entschädigung in die Gemein­wirtschaft zu überführen.

Diese Begründung spricht eigentlich für sich. Hervorzuheben ist jedoch, daß in der letzten Zeit die Verhältnisse am Kohlenmarkt dazu geführt haben, daß das Kohlensyndikat seine Absah möglichkeiten nicht mehr voll wahrnimmt. Am süd­deutschen Kohlenmarkt wird die Nachfrage nicht mehr voll befrie­digt, sondern den Händlern nur diejenige Kohlenmenge zur Ver­fügung gestellt, die sie in den Sommermonaten abgenommen haben. Das Kohlensyndikat verzichtet auf den Verkauf, anstatt mit möglichkeit zu schaffen. der Erweiterung seines Absages seinen Arbeitern Beschäftigungs­

Bei dem Reichswirtschaftsministerium liegt der Antrag, wie uns auf Anfrage mitgeteilt wird, noch nicht vor. Der Reichstohlenrat ist für seine Behandlung nicht zuständig, da die Ausübung der gesetzlichen Enteignungsgewalt ihm nicht übertragen worden ist.

Es ist ein Kampf um das Recht auf Arbeit, daß die Bergarbeiter führen. Das Reichswirtschaftsministerium wird zu entscheiden haben, ob es den Bestand und die Aufrechterhaltung der Produktion dem Profitinteresse eines einzelnen opfern will. Es ist feit langem der erste Fall, wo dieser Konflikt zwischen Allgemein interesse und Profitinteresse mit solcher Deutlichkeit zutage tritt. Noch vor wenigen Monaten konnten sich die Zechenherren darauf berufen, daß die allgemeine Lage des Absages die Weiter­führung der mindergeeigneten Betriebe auf lange Zeit hinaus aus­fichtslos mache. Heute trifft dieses Argument nicht mehr zu. Man wird daher gespannt sein

Dienstag, 28. September 1926

Ein Vorläufer der Montanabschlüsse. Eschweiler   Bergwerksverein 14 Proz. Dividende. Wir haben mehrfach darauf hingewiesen, daß man den Ge­schäftsberichten der Montanindustrie zum 30. Juni und 30. Septem­ber in diesem Jahre wegen der Auswirkungen der England. tonjunttur auf die Gewinnziffern mit ganz be­sonderem Interesse entgegensehen darf. Der durch seine Mittler­stellung zwischen dem Belgisch- Luxemburgischen und dem Ruhr­montangebiet besonders interessante Eschweiler   Bergwerksverein in Kohlscheid  , der als Rotsbasis des Arbed"-Konzerns wohl als erster die organische Verbindung von westlichem Eisen und rheinischer Rohle wiederherstellte, fann nun zwar gerade für die Gewinn­entwicklung durch die Englandkonjunktur nicht als typisch an­gesehen werden. Einmal ist seine Dividende bekanntlich durch den Dudelange) mit 14 Broz. garantiert; zum anderen ist er weit­Hauptaktionär, eben die Arbed"( Aciéries Réunis de Burbach. Eich­gehend Bertslieferant für den Arbed- Konzern. Aber seine Ent­widlung im letzten Jahre, besonders in den Monaten April­Juni 1926 gibt doch unzweifelhaft 3eugnis für den start gewinn­bringenden Charakter der unerwarteten Zusatzkonjunktur.

Bis zum April nennt der Geschäftsbericht die Lage der Werke alles weniger als gut. Die Haldenbestände nahmen einen solchen Umfang an, so daß taum noch Lagermöglich­feiten vorhanden waren. Der Auslandsabfaz ging durch die Inflationskonkurrenz der Frankenländer und die Frachterleichterun­Lage wurde offenbar mit einem Schlage seit April dieses Jahres gen für die holländischen Limburggruben start zurück. Die schwierige ins Gegenteil verkehrt: obwohl die Kohlenförderung am Jahres­schluß mit 2,86 Millionen Tonnen gegen 2,44 Millionen im Vor­jahr und 1,50 Millionen 1923/24 bedeutend stieg, wurden die Halden   weitgehend geräumt. Die Jahresförderung erreichte mit 97 Proz. fast die von 1913/14. 3war weniger start, aber doch fühlbar, wurde die Produktion der Brikettfabriken, Hütten- und Walzwerke gesteigert: Rofs 662 000 gegen 653 000 Tonnen, Briketts 104 000 gegen 95 000 Tonnen, Roheisen 30 400 gegen 16 100 Tonnen. Der Gesamtumsah wurde von 53,32 auf 57,68 Millionen er höht. Die durchschnittliche Belegschaft wuchs von 13 959 auf 14 523 Arbeiter.

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geben Gewinnrechnung und die Bilanz natürlich nur in be. Infolge der finanziellen Intereffengemeinschaft mit der Arbed": schränktem Umfang 3eugnis für die Gewinnentwicklung. Man weiß nicht, ob der beträchtliche Aufwand für Neubauten als 3,71 Millionen aus Betriebsüberschüssen finanziert worden ist, dafür spricht die geringe Steigerung der laufenden Verpflichtungen von 19,2 auf 20,83 Millionen Mark, oder ob un sichtbare kredite der Arbed" vorliegen. Aber auch so find Gewinnrechnung und Bilanz günstig. Die Dividende von 14 Pro3. ist zwar festgelegt. Während im Vorjahr aber ein Zuschuß der Arbed" von 3,27 millionen für Dividende und Aufsichtsrats­tantieme ausgewiesen wurde, find es 1925/26 nur mehr 2.11 Mii­lionen. Nimmt man zu dieser Besserung der Eschweiler   Gewinn­ziffern um 1,16 Millionen die Ausgaben für Neubauten mit 3,72 Millionen hinzu, die nach der ganzen Bilanz doch wahrschein­lich über Betrieb" gemacht wurden, so ergibt sich eine Bilanz­verbesserung von rund 5 Millionen, die wesentlich der gebesserten Konjunktur zu danken sein wird. Im übrigen ist die Entwicklung seit Juni unverändert günstig. Dem im März wieder in Betrieb genommenen Hochofen ist im August das lange stilliegende Stahlwert gefolgt und in Mariendorf   bei Kohlscheid  wird eben eine neue große Brifettieranlage errichtet.

So ist der Eschweilerabschluß als erster größerer Abschluß der westlichen Montanwerke wohl geignet, die berechtigte Spannung 3u erhöhen, mit der die Oeffentlichkeit die Montanabschlüsse erwartet. Man wird bei deren Kritik übrigens zu beachten haben, daß der Eschweiler Bergwerfsverein   eine viel ungünstigere Frachten­lage hat als die Ruhrwerke; ein Nachteil, der durch die Intereffen­Von dem Hösch- Köln- Neuessen- Konzern werden Dividenden von 8 und 6 Proz. angekündigt. Will Rosterg   die Kaliherrschaft monopolisieren? Krach im Wintershall- Konzern.

tem Stiflegungsantrag an den Herrn Regierungspräsidenten   eine ichaftsministerium sich zu diesem Antrag stellen wird und ob es den Derknüpfung mit der Arbed" feineswegs als voll ausgeglichen an­

wissentlich unwahre Begründung gegeben.

Einen Reflettanten( Räufer) für die Beche Bereinigte Marga­rate" und auch den Herrn Regierungspräsidenten   hat der Stumm. Stonzern schriftlich wissen lassen, daß er

weder bereit noch gewillt fei, die Zeche zu verkaufen. Der Wille des Stumm- Konzerns geht dahin, die Zeche Vereinigte Margarete" abzubrechen, um die Beteiligungsziffer am Kohlensyndikat, die auf der Zeche Vereinigte Margarete" ruht, auf die übrigen Konzernzechen zu übertragen. Das Bor gehen des Stumm- Konzerns ob der Angabe über Unrentabilität der Zeche Vereinigte Margarete" steht

beispiellos in der ganzen Stillegungsfrage.

Im Kreise Hörde find die Bechen  : Kaiser Friedrich, Glückauf- Tief­bau, Hamburg  , Wiendahlsbank, Admiral, Freier Vogel, Glückauf­Segen, Schürbant und Charlottenburg   stillgelegt worden. Nach den Wünschen des Stumm- Konzerns soll auch noch die Zeche Bereinigte Margarete" zum Erliegen gebracht werden. Dieses Beginnen des Stumm- Konzerns hat eine große Empörung und Er bitterung in die dortige Bevölkerung gebracht.

Sie Arbeiter, Angestellten, der gewerbliche Mittelstand, die Gemeinde Sölde und das Amt Aplerbeck sehen ihre Eristenz be­droht. Die Erbitterung der Bevölkerung findet eine bestärkte Be­gründung in der großen

Nachfrage nach Kohlen auf dem Weltmarkt.

Im Jahre 1926 bis zur Stiflegung des Betriebes( Ende Mai 1926) haben die Belegschaftsmitglieder der Beche etwa 20 000 Schichten und im Jahre 1925 etwa 60.000 Schichten wegen Abfaz

im Gesetz ausgesprochenen Gedanken, daß die Arbeitskraft gegen die Auswüchse des Profitinteresses zu schützen ist, in die Tat umzusetzen gedenkt.

Gegen die Stillegungen bei der Donnersmard- Hütte.

Die schweren Schädigungen, die die Stadt Hindenburg von der geplanten Stillegung des Hochofenbetriebes und der Einschränkung des Kokereibetriebes in der Donnersmard Hütte befürchtet, hat die Stadtverwaltung zur Annahme eines kommunistischen  Antrages veranlaßt, der die Zurücknahme des Beschlusses der Verwaltung wegen der Stillegung des letzten Hochofens und die Inbetriebsetzung der bereits still gelegten Werts. anlagen der Donnersmard Hütte verlangt.

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Der preußische Staat wird bei der Behandlung dieses Antrages Schwierigkeiten haben, weil er als Darlehensgeber des oberschlesi. schen Eisentrustes daran interessiert ist, daß dieses Unternehmen rentabel arbeitet. Die Stillegungen sind ein Teil des Rationa­lisierungsprogramms, ohne dessen Durchführung die Verlustwtrt. schaft der beteiligten Betriebe sich ins ungemessene auswachsen würde. Aus diesem Grunde geht der Antrag in der vorliegenden Form sicherlich zu weit, wenn er schematisch die Ingangsetzung der Betriebe in ihrer früheren Form verlangt. Der preußische Staat wird hingegen sorgfältig zu prüfen haben, inwieweit er seinen Ein­fluß bei dem Truſt dahin geltend machen kann, um un nötige Härten bei der Rationalisierung gegenüber den be troffenen Bevölkerungsschichten zu verhindern.

Der Generalversammlungsreigen im Wintershall- Konzern endete mit einem Mißton, Generaldirektor Rost erg, der die Zusammen­fassung der zahlreichen Unternehmungen im Wintershall- Konzern zum größten deutschen   Kalitrust durchgeführt hat, überwarf sich bei seiner Machtpolitik mit dem Kommerzienrat Frizz Rechberg, dem Grubenvorstandsvorsitzenden der Gewerkschaft Wintershall, des Stammwerks des jetzigen großen Konzerns. Rosterg   hatte die Mehrheit der Gewerkschaft Wintershall an sich gebracht und jetzt bewirft, daß Friz Rechberg sein Amt niederlegen mußte. Nachdem Rosterg   schon früher eine Reihe von selbständigen Ge­neraldirektoren aus dem Konzern herausgedrängt hat, kann er jetzt als der Alleinherrscher des Wintershall- Konzerns gelten. Diese Herrschaft hat er sich überdies gesichert, indem er die Mehrheit der Wintershall- Auge in eine neue Gewerkschaft über­geführt hat, wodurch verhindert wird, daß diese Anteile am Markt erscheinen.

Der Streit zwischen Rosterg   und Rechberg erhält durch Erklä­rungen, die Rechberg über seine Ursachen veröffentlicht, allge= meine Bedeutung. Rechberg   erklärt, er habe sich davon überzeugen

müssen, daß Herrn Rostergs Streben auf die Beherrschung der ge= samten deutschen   Kaliindustrie gerichtet sei. Wiederholt seien Borschläge, die deutsche Kaliindustrie unter Verteilung des

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