Einzelbild herunterladen
 

heiten:

Der Juwelenräuber in Breslau verhaftet.

Der zweite Täter war

-

seine Braut.

zu Hausbewohnern schon am Freitag geäußert, daß sein Sohn auf einige Tage verreisen müsse". Ob Spruch sen. von dem Vorhaben des Räubers gewußt hat, bedarf noch der näheren Aufklärung.

Schneller, als nach allen äußeren Umständen erwartet werden fonnte, ist es gelungen, den Täter zu faffen, der am Tage der Eröff­nung der Berliner Polizei- Ausstellung den Raub in dem Juwelier­geschäft in der Tauenhienstraße verübt hatte. Um 2 Uhr nachmittags verhaftete gestern die Breslauer kriminal­Die Kriminalpolizei fannte den Räuber. polizei in einem Restaurant in der Graupenstraße den 29jährigen Handelsmann Johannes Spruch, Berlin , Kopernitus- fannt. Am Tages des Raubes meldete sich ein Zeuge, dem auf dem Spruch war der Berliner Kriminalpolizei nicht mehr unbe­straße 28, wohnhaft. Wir erfahren darüber folgende Einzel- Bahnhof 300 zwei Leute aufgefallen waren, die Fahrkarten 4. Klasse nach Hindenburg i. Schl. Lösten. Sie gebärdeten sich ziem Die Breslauer Polizei hatte gleich allen anderen Polizeibehör- lich aufgeregt und da sie bis zur Abfahrt des Buges um 4.25 noch den Deutschlands vom Polizeipräsidium Berlin die Meldung von geraume Zeit zu warten hatten, so verließen sie den Bahnsteig wieder. Der Zeuge hatte feine Gelegenheit, festzustellen, ob die dem Juwelenraub in der Tauenzienstraße erhalten und ließ durch beiden Verdächtigen den Zug 4.25 wirklich benutten. Die Mittei­ihre Beamten besonders den Bahnhof und seine Umgebung über lung eines anderen Zeugen bestätigte diese ersten Wahrnehmungen. wachen. Daneben aber wurden besonders die kleineren Hotels über- Danach konnte ermittelt werden, daß Johannes Spruch bei seinen wacht. Am Dienstag abend kam Spruch, den seine Geliebte, die Eltern in der Kopernikusstraße 28 wohnte. Im Hause war Prostituierte Sonja Jgniatem, begleitet hatte, in Breslau an, und nicht bekannt, womit er sich seinen Lebensunterhalt verdiente. Sein begab sich allein in ein Hotel, wo er sich als Kaufmann aus Frant- bevorzugter Verkehr waren zwei junge Männer, ein früherer furt in das Fremdenbuch eintrug. Spruch schlief bis zum Mittwoch Matrose, von dem nur der Vorname Hermann befannt ist und morgen und ging dann in die Stadt, wo er sich mehrere Stunden eigenen Beruf keine Arbeit finden können und eine Aushilfsstelle ein Schmied mit Vornamen Paul. Der Schmied hatte in seinem aufhielt. In dem Augenblick, als er das Hotel verließ, wurde er bei einem Schuhmacher in der Besener Straße angenommen. Gett von einem Vertrauensmann der Breslauer Polizei erkannt und zwei Tagen wurde die Wohnung des Spruch überwacht und eine verfolgt. Ats Spruch, in eine Gastwirtschaft ging, um dort ein Glas entsprechende Nachricht mit der Beschreibung des Mannes an die Bier zu trinken, telephonierte der Vertrauensmann die Kriminal- Stationen der Breslauer Strede gegeben. polizei an und sofort begaben sich mehrere Beamte im Auto nach dem bezeichneten Lofal. Sie kamen jedoch erst an, als Spruch die Gastwirtschaft bereits wieder verlassen hatte. Es gelang den Kri minalbeamten, den Vertrauensmann wieder zu finden und man be­obachtete nun, daß Spruch ein Lokal in der Graupenstraße betrat, um dort Mittag zu essen. Die Kriminalbeamten umstellten das ganze Lokal und der Polizeisekretär Zimmermann setzte sich unauffällig an den Tisch des Juwelenräubers. Spruch ahnte offenbar nicht, daß er umstellt sei, denn er erschrat furchtbar, als der Beamte ihn plötzlich mit den Worten anredete: Jun, Sie find nicht weit ge­tommen, folgen Sie mir ohne Aufsehen." Spruch, der leichenblaß geworden war, erhob sich und sagte nur: Wie haben Sie mich so schnell herausbekommen?" Er folgte jedoch durchaus gutwillig und legte bei seinem Verhör im Breslauer Polizeipräsidium ein offenes und volles Geständnis ab.

99

sich die Breslauer Kriminalpolizei mit der Berliner in Verbindung Aus Breslau wird weiter telegraphisch gemeldet: Nachdem gefegt hatte, wurde Johannes Spruch, der in das Breslauer Polizei­gefängnis eingeliefert worden war, durch Kriminalrat Bolte und seine Beamten noch einmal einem eingehenden Verhör unterzogen. trosen- Hermann und dem Schmiede- Paul zu. Sie hat Der Verhaftete gibt seine Betanntschaft mit dem Ma­ten gemeinsame Raubüberfälle auf Juwelengeschäfte geplant und wiederholt besprochen. Es war auch der Ankauf von Feuerwerks förpern erfolgt. 3uerst beabsichtigten sie ein Juwe liergeschäft in der Friedrichstraße in der Nähe der Leipziger Straße zu berauben, entschieden sich dann aber für die Tauenzienstraße, weil es ihnen im Zentrum der Stadt zu ge­fährlich erschien. Als am 25. September, dem Tage des leber­falls, die drei Männer zusammentamen, hatten Matrosen- Hermann und Schmiede- Paul plöglich den Mut verloren. Sie trennten sich bald ven Spruch und ließen ihn allein zurück. In der Mittags stunde traf der Enttäuschte sich mit seiner Freundin Unter den Lin­ den an der Ecke der Friedrichstraße. Ihr erzählte er von dem Fehl­schlage seines Planes und zeigte ihr auch die Feuerwerkskörper, die er bei sich hatte. Das Mädchen machte ihm sofort den Vorschlag, an die Stelle der beiden abtrünnig Gewordenen zu treten. Spruch nahm das Anerbieten gern an. Sonja Igniatem besorgte sich auf den Weg nach dem Westen. Nachdem der Raub gelungen war, blieben beide noch einige Tage in Berlin , doch mied Spruch die Wohnung feiner Eltern. Wie er behauptet, soll es seiner Helfershelferin gelungen fein, einige fleinere Beuteftüde in Berlin abzusetzen. Dann traten sie gemeinsam die Reise nach Breslau an. Von hier reiste die Igniatem weiter über Kattowig nach Warschau , wo sie herstammt. Nach Aussage des Spruch hat sie den Löwenanteil der Beute mit sich genommen.

Mehr Luft!

Als Rauch stinker" läßt der von der Reaktion gemordete Schriftsteller Hans Paasche in einem launigen Kolonialbuch die Hälfte der Europäer von einem Neger, der seinem König Bericht erstattet, bezeichnen. Und beim dunkelsten Afrika , er hat recht! Trotz der schönsten Marken, die in unerschöpflicher Phantasie von den Zigarettenfirmen geschaffen werden, es stinkt ganz herrlich in den Raucherwagen der Straßen-, Hoch- und der Stadtbahn. Im edlen Wettstreit stinken sie Rauch, die Männer der Schöpfung, mit Ziga. retten, Zigarren und Pfeifen voll mehr oder weniger köstlichen Tabats. Der höchste Gestank ist erreicht, wenn der Rauchschwaden sich abgekühlt und der kalte Tabaksduft schier den Atem versetzt. Jedenfalls ein erstaunliches Zeichen für die Widerstandsfähigkeit der Berliner Lungen, die aus den überfüllten und rauchgeschwängerten Abteilen doch noch den nötigen Sauerstoff herausziehen. Ja, es gibt sogar einzelne Nichtraucher als prinzipielle Besucher der Rauchstink. hielten es nur ganz gesunde Menschen aus. Ja, es gibt sogar wagen, die unter der Voraussetzung hineingehen, in solchem Qualm hielten es nur ganz gesunde Menschen aus. Ja, es gibt sogar Leute, denen es in der Untergrund noch zu luftig ist. So richtet unter der Spigmarke Die zu offene Hochbahn" eine ängstliche Seele mit Luftscheuflappen einen bewegten Appell an die Hochbahn, vor dem 1. Oktober die Luftklappen und Fenster zu schließen, da eine wünschen, daß die Hochbahn ihre Beamten darauf hinweise, daß es höchst unangenehme Kälte in den Wagen herrsche. Es wäre zu

nicht nur einen Kalender, sondern auch ein Thermometer gäbe. Dem Schreiber enthält anscheinend die Luft in der Hoch- und Unter­grundbahn immer noch zu viel Ozon. Glücklicherweise gibt es feine mit wie wenig Luft sie auskommen müssen, nach Luft schnappen wie Sauerstoffmesser in den Wagen, sowohl in denen für, Rauchstinker" wie in denen für Nichtstinker", sonst würden die meisten vor Angst, aufs trockene geworfene Fische. Vielleicht aber ist der Schreiber auch ein paffionierter Raucher, der sich nur in ganz dicker Luft wohl. raucher gedacht ist, der Hochbahn, die nicht die Fenster, wo aber fühlt. Auf jeden Fall aber, ob der Appell für Raucher oder Nicht­wenigstens für etwas Luftzufuhr Sorge trägt. Noch besser freilich die Klappen noch offenhält, fann man nur Dank wissen, daß sie wäre es, wenn außerdem noch durch eine größere Zahl von Wagen für jede Nase mehr Luft gegeben würde.

Ein Angriff auf den Staatsanwalt.

Eine empfindliche Strafe erhielt der frühere Fürsorgezögling, der 20jährige W. wegen einer groben Ausschreitung, die er als An­geklagter vor dem Schöffengericht Mitte verübt hatte. Er war im Frühjahr wegen schweren Straßenraubes angeflagt und hatte das mildeste Strafmaß beantragt, als W. auch schon über die erhielt auch dafür Jahre Zuchthaus. Der Staatsanwalt Schranke der Anklagebant hinübergriff, einen Stuhl erfaßte und

Schuhen mit grauem Wildledereinsatz befleidet. Er wurde sofort Männerkleidung, zog sich um und machte sich mit ihrem Freunde diesen nach dem Staatsanwalt schleuderte. Im Publis

Johannes Spruch, der am 22. August 1897 in Ratibor geboren, also 29 Jahre alt ist, ist ein mittelgroßer, schlanker Mann von nicht unsympathischem Aeußeren. Er hat volles, braunes Haupthaar und ein scharfgeschnittenes, energisches Gesicht. Bei der Verhaftung war er mit einem grauen, eleganten Anzug, Herbstulster und braunen auf das genaueste untersucht, und in einem Lederbeutel fand man bei ihm einen Teil der Beute, goldene und Platinuhren. Leider hatte Spruch nur den geringeren Teil des Raubgutes bei sich, während feine Braut mit den wertvollsten Stücken fich noch auf freiem Fuß befindet. Bei seiner Bernehmung erklärte Spruch, daß er die Tat mit seiner Geliebten Sonja allein ausgeführt habe. Spruch, der in Berlin fich früher als Handelsmann betätigt hat, war schon seit längerer Zeit arbeitslos und lernte, wie er behauptet, vor etwa 3 Monaten in der Friedrichstraße die im Jahre 1905 zu Warschau geborene Sonja Igniatem fennen. Das Mädchen, das unter Sitten­tontrolle steht, wurde feine Geliebte, und mit ihr zusammen will er die Tat bis in die letzten Einzelheiten geplant und ausgeführt haben. Spruch schilderte, daß er das Juwelengeschäft in der Tauenzien­Straße längere Zeit beobachtet habe. Dabei sei ihm der Gedanke ge­kommen, nach dem Muster der Räuber vorzugehen, die im Norden Berlins ein Juweliergeschäft bekanntlich auf ähnliche Weise aus­geplündert haben. Er verabredete mit der Sonja, daß man, sobald der Plan gelungen sei, sich auf der Straße bei der Flucht trennen folle, um so etwaige Berfolger einzuschüchtern. Sowohl seine Braut, als er hätten Revolver gehabt, und er habe das Mädchen auch im Gebrauch der Schußwaffe unterwiesen. Ueber die Art und Weise, wie es ihm und der Igniatem gelungen ist, aus dem Kaufhaus des Westens herauszutommen, hat sich Spruch noch nicht näher geäußert. Er behauptete, daß seine Braut bei der Tat einen seiner eigenen Anzüge angehabt habe. Da das Mäd­chen einen furzgeschorenen Bubentopf trug und die Sportmüze tief ins Gesicht gerückt habe, sei auf der Fahrt nach der Tauengien­straße niemand auf den Gedanken gekommen, in der Polin eine Frau zu sehen. Auf die Frage, wo das Mädchen sich aufhalte, er­flärte Spruch, daß die Igniatem in Kattowitz Verwandte, und zwar einen Onkel wohnen habe. Sie habe ihm den Vorschlag gemacht, mit der Beute dorthin zu fahren, wo sie die Wertsachen dann ver­bergen wollte. Ob freilich diese Aussage Spruchs wahr ist, steht noch dahin. Die Breslauer Kriminalpolizei hat die Grenzstationen ange­wiesen, alle verdächtig erscheinenden Frauen festzuhalten, da man der Ansicht ist, daß die Braut des Räubers nach Warschau zu fliehen versuchen werde. Aber auch in Kattowiz hat man alle Vorsichtsmaß regeln getroffen, um der Diebin habhaft zu werden. Auf die Frage, aus welchem Grunde Spruch seine Flucht in Breslau unterbrochen habe, erklärte er, daß er versuchen wollte, zu Fuß über die polnische Grenze zu gelangen. Er habe vermutet, daß alle Grenzstationen Scharf Obacht geben würden und wollte sich deshalb auf anderem Bege in Sicherheit bringen. Die Breslauer Polizei vermutet aus dieser Aeußerung, baß Sonja Igniatem nicht nach Rattowiß, sondern auf dem Wege nach Warschau ist. Die Berliner Kriminal­polizei hat sofort Beamte nach Breslau gefandt, um weitere Nach­forschungen anzustellen. Spruch wird wahrscheinlich noch im Laufe des Donnerstags nach Berlin übergeführt werden.

Ein vielseitiger Räuber.

Wie wir zu der Verhaftung des Juwelenräubers Spruch weiter erfahren, sind die Eltern des Räubers vor einem halben Jahre aus Breslau , wo sie in der Reuschestraße wohnten, nach Berlin gekommen und hatten hier mit einer Berliner Familie die Wohnung getauscht. Der Bater, Josef Spruch, bezeichnet sich als Handelsagent. Hans Spruch, der Täter, der in der ganzen Gegend wegen seines liebenswürdigen, meist ernſten Wesens sehr beliebt ist, wird als ein oft verschlossener ruhiger Mensch geschildert. Er nannte fich Handelsmann und zog jeden Morgen mit einem Handtöfferchen und einem Klappstuhl nach dem Bahnhof Börse, wo er Zigaretten und kleine Spielzeugartikel anbot. Seine Bekannten erzählen, daß Spruch ein leidenschaftlicher Kinobesucher war und fast jeden Abend mit seiner Schwester oder seiner Braut in irgendeinem Rino zu sehen war. Hans Spruch ist ein offenbar sehr vielseitiger Mensch. Er erklärt, daß er in Breslau sich eine Zeitlang als Boger betätigt, den Sport aber aufgegeben habe, weil er mehrere Ber­legungen, darunter Rippenbrüche erlitten habe. Außerdem soll er ein Maler von Begabung sein. So hat er dem Hauswirt ein Bild der Braut geschenkt, das fünstlerische Züge zeigt. Nach diesem Bastellgemälde zu urteilen ist Sonja Igniałem eine unge­wöhnlich schöne schlanke Frau mit schwarzen Locken. Hausbewohner, die sie öfter gesehen haben, behaupten, daß es sich um eine geschiedene Frau handle, die in der Kopernifusstraße wohnt.

Die Berliner Polizei mißtraut der Angabe, daß Spruch mit feiner Braut allein die Tot ausgeführt habe. Es steht nämlich fest, daß Hans Spruch einen Freund befizt, der in der Kopernifus straße unter dem Namen Harry bekannt ist. Dieser Harry ist cin fleiner untersetter Mensch mit dunklen Haaren und brünetter Hautfarbe, auf den die Beschreibung der Zeugen des Raubes genau zutrifft. Harry wird ebenso wie Hans Spruch seit Sonnabend ver­mißt und von der Polizei eifrig gesucht. Der Vater des Täters hatte

Internationaler Polizeikongreß.

fum hatte sich der Anhang des Angeklagten eingefunden unt nahm eine drohende Haltung ein. Die allgemeine Verwirrung suchte W. zur Flucht zu benutzen. Mit einem Saß war er über die Schranke hinweg und wollte zur Tür des Gerichtsfaales hinaus, indem er die Justizwachtmeister mit Fauftschlägen und Fußtritten zur Seite stieß. Mit Hilfe ihrer Gummifnüppel gelang es aber den Justizwachtmeistern, den Verbrecher unschädlich zu machen. Jetzt war er vor dem Amts­gericht Mitte aus Anlaß dieser Ausschreitung angeflagt des Wider. standes gegen die Staatsgemalt. Auf die Frage von Amtsgerichtsrat Nicolai, ob er wieder so etwas machen wolle, er flärte der Angeklagte, der sich diesmal ganz ruhig verhielt, daß er von dem einen Male genug habe. Er hätte die Schläge noch tagelang gespürt. Das Urteil gegen ihn lautete auf 1 Jahr Ge fängnis.

Der Fall des Tierarztes Dr. Gaul.

Die Bekämpfung des internationalen Verbrechertums dem zweiten Bunkt der Tagesordnung, der Frage der energischen Der gestrige Tag des Belizeifongresses war in der Hauptsache Bekämpfung des internationalen Verbrecher tums gewidmet. Präsident Dr. Balisch vom Landeskriminal­amt Dresden sprach über: Die Gründung der deutschen kriminal- stätigung des Urteils des Schöffengerichts Lichtenberg Dr. Gaul von polizeilichen Kommiffion und über die Ergebnisse ihrer bisherigen Tätigkeit im Rahmen der Bekämpfung des internationalen und interlokalen Verbrechertums." Auf den Inhalt seiner interessanten Ausführungen wird noch näher zurückzukommen sein.

Die Bedeutung der einzelstaatlichen Rechtspflege für die inter Dr. Ramsauer vom Wiener Landesgericht referierte über: nationale Bekämpfung des Verbrechertums." Man wird ihm wohl darin zustimmen müssen, daß Gerichtsverfassung, Strafprozeßord nung, die materiellen Strafgefeße und der Strafvollzug in ihren Auswirkungen nicht die Tätigkeit der Belizei abschwächen oder gar zunichte machen dürfen. Auch darin wird man ihm recht geben müssen, daß eine Vereinheitlichung der Strafrechts. pflege im internationalen Maßstab nur wünschenswert ist. Auf entschiedene Ablehnung muß aber die ganze Grundtendenz des Vortrags stoßen, die einen durchaus reattionären Geist atmete, in einer Verstärkung der Strafen das Allheilmittel sah und der Abschaffung der Schwurgerichte und der Todesstrafe das Wort redete. Anders der Vortrag des Wiener Polizeidirektors Dr. Schult. Er versuchte mit viel Geschick den Begriff des internationalen Verbrechers festzulegen. Er will im internationalen Moment des Verbrechens ein Kriterium für die Gefährlichkeit des Täters sehen und verlangt, daß die Strafgesetz bücher den Begriff der Internationalität des Verbrechens in einem besonderen Artikel aufnehmen. Der internationale Ber brecher soll vom Gesez schärfer angefaßt werden. Er sprach sich auch für das Weltstrafrechtsprinzip und für einen Weltauslieferungsvertrag aus und befür­wortete die Anwendung der Maßregel der Besserung und Sicherung auf die internationalen Verbrecher. Aeußerst interessant war der Vortrag des Hofrats Wahl von der Polizeidirektion Wien. An einer ganzen Reihe äußerst lehrreicher Beispiele illustrierte er die großen Erfolge, die durch die Schaffung eines Nachrichten dienstes über die internationalen Berbrechen ( internationale Evidenz) und durch die internationale Fahndungs­evidenz gezeitigt worden sind. Es handelte sich dabei um Fälle, in denen die Wiener Polizei dant den Nachrichten, die sie von ver­schiedenen Polizeibehörden über internationale Verbrecher von außerstaatlichen Polizeibehörden erhalten hatte, mit großer Schnelligkeit Feststellungen treffen und Klarheit schaffen konnte.

Dr. Schlanbusch, des Leiters der Kriminalpolizei in Hamburg , Schließlich wäre noch das Referat des Regierungsdirektors unerlaubten Handels mit Rauschgiften. zu erwähnen zum aktuellen Thema der Betämpfung des Nachdem

er die ungeheure Ausbreitung des Schmuggels mit den Rauschgiften und die Entwicklung der Bekämpfung der Rauschgifte geschildert hatte, unterbreitete er einige Vorschläge, die den Zweck haben sollen, Bekämpfung des illegalen Rauschgisthandels sei in die Hand der den internationalen Kampf gegen die Rauschgifte zu stärken. Die Kriminalpolizei zu legen. In jedem am internationalen Opium­abfommen beteiligten Staate sei eine Polizeibehörde als die Straf­stelle für Rauschgiftsachen zu bestellen. Hier müßte das ganze Nachrichtenmaterial über den internationalen Rauschgisthandel zu­fammenfließen. Ferner sei die Einberufung einer internationalen Konferenz der in Frage kommenden Kriminalpolizeibehörden zu empfehlen. In dem Vortrage wurde leider ein Gedanke vermißt, nämlich der, daß alle Polizeimaßnahmen so lange unfruchtbar bleiben müssen, als durch ein internationales Abkommen nicht die Pro­duftion der Rauschgifte selbst auf das notwendigste Mindestmaß beschränkt würde. Heute gehen die Beratungen des Kongresses zu Ende,

Der Fall des Tierarztes Dr. Gaul aus Ralfberge wird auch noch das Reichsgericht beschäftigen. Die Staatsanwaltschaft hat gegen das Urteil der Straffammer des Landgerichts III , die in Be der Anschuldigung der Urkundenfälschung und des Verstoßes gegen das Reichsfleischbeschaugesetz freigesprochen hatte. Revision an­gemeldet. Wegen des anderen Falles, in dem Dr. Gaul zur Ver­antwortung gezogen werden soll, weil er Schuld an den Massen­erfranfungen infolge von Fleischvergiftung in Herzfelde haben foll, steht das Ermittlungsverfahren unmittelbar vor dem Abschluß. Es wird gegenwärtig noch nachgeprüft, ob auch der Tod mehrerer erfrankter Personen auf die fahrläffige Handhabung der Fleisch­beschau durch Dr. Gaul zurückzuführen ist, und ob dann auch gegen ihn nicht nur wegen fahrlässiger Körperverlegung, sondern auch wegen fahrlässiger Tötung Anflage zu erheben ist. Ein nationaler" Schulrat.

"

soll für eine weltliche Schule Berlins , für die 240. Gemeinde­Ein Borfommnis von der diesjährigen Berfaffungsfeier schule in der Waldemarstraße, jetzt ein sonderbares Nachspiel haben. Schülern die beiden ersten Strophen des Arbeiterliedes Dort hatten am Schluß der Verfassungsfeier die Lehrer mit den Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" gesungen. Als hier­von der Schulrat Neis Kenntnis erhielt, erschien er in der Schule, machte den Lehrern Vorhaltungen und erklärte, er als nationaler Mann fann nicht dulden, daß in der Schule Klaffentampflieder gesungen werden. Merkwürdigerweise über den Frevel berichtet worden ist, feinen Zorn auf den Lehrer will das Bezirksamt Tiergarten, dem von irgendwem Dörnbrad entladen. Weil das Arbeiterlied gesungen wurde, soll er unwürdig sein, Konrettor der Schule zu werden. Will man ihm zum Vorwurf machen, daß er den Vortrag des Liedes nicht verhindert hat? Hätte er vielleicht gar zu Herrn Schulrat Neis laufen und selber ihm dieses furchtbare Verbrechen melden sollen? Die Elternschaft und das Lehrerfollegium stehen Schuldeputation der Bezirke I- VI und das Provinzialschulkollegium zu Herrn Dörnbrad, dem angeblich ,, Unwürdigen". Die für Berlin und Brandenburg sollten einmal den Schulrat Neis darüber aufklären, daß eine freie weltliche Schule mit anderem Maß gemessen werden muß als die Kirchenschule der Vor­friegszeit.

Faffadenfletterer. Am Dienstag nachmittag fletterten der 24 jährige Schauspieler Eduard Wast und der 24 jährige Jockei Herbert Michaelis an der Front des Hauses Unter den Linden 50/51 bis zum dritten Stod empor. Sie wurden von Polizeibeamten heruntergeholt und zum Polizeirevier geführt, wo sie angaben, im Auftrage einer Filmgesellschaft gehandelt zu haben. Es hatten sich etwa 1000 Personen vor dem Hause angesammelt.

Losune. Warfs +86

WICHSMADEL

Das beste und sparkame

Beim Kauf von Bohnermasse darf nicht der Preis den Ausschlag geben; denn von billigen Sorten braucht man doppelt und dreimal soviel als von Wichsmädel Wichsmädel ist aus besten Edel- Hartwachsen hergestellt, daher nur hauch dünn aufzutragen. Preis 4 Dose 85 Pfg. 2 Dose RM 1.50 h Dose RM 280 Erhältlich in allen einschlägigen Geschäften.