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Der Hamburger Hafenarbeiterstreik.

Hamburg , 2. Oktober. ( Eigener Drahtbericht.) Im Hamburger Hafen ruhte die Arbeit am Freitag fast vollständig, nachdem die Hafenarbeiter in ihrer Bersammlung ohne Mitwirkung der Gewerk­schaften den Streit beschlossen hatten. Der Hafenbetriebs­verein veröffentlicht am Sonnabend morgen in den Zeitungen große Inferate, in denen darauf hingewiesen wird, daß nach der Berbindlichkeitserklärung des Schiedsspruchs durch den Reichsarbeits­minister die Hafenarbeit durch Arbeitsverweigerung nicht gestört werden dürfe. Die durch den Schiedsspruch verbesserten Löhne würden ausgezahlt und Arbeiter nach diesen Bedingungen in den Bermittlungsstellen zur Arbeit angenommen. Die beteiligten Organisationen, Deutscher Verkehrsbund" und Zentral­verband der Maschinisten und Heizer" werden in den Abend­blättern ihrerseits bekanntgeben, daß durch die Verbindlichkeits­erklärung die Cohnbewegung für die Organisationen und damit auch für die Mitglieder beider Organisationen beendet ist. Unter­stü hung irgendwelcher Art könne nicht gezahlt werden, auch nicht in umschriebener Form. Die Gerüchte, daß die Organisationen, wenn sie den Streit auch nicht anerkennen, in irgendeiner Form den Hafenarbeitern finanzielle Unterstützung gewähren, werden als erfunden bezeichnet.

Am Sonnabend vormittag ruht die Arbeit im Hamburger Hafen zum größten Teil. Nur in einem Teil der Betriebe, die feste Arbeiter haben, wird weiter gearbeitet. Ob der Streit an Ausdehnung gewinnen wird, steht noch nicht feft.

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Die Gesellschaft fann bei anderen Gelegenheiten auch anders. So zum Beispiel bei der Festsetzung der Gehälter für Diret. toren und leitende Angestellte, bei der Festsetzung der Tan tiemen für die Aufsichtsratsmitglieder usw.

Die letzte Lohnerhöhung belastet die Gesellschaft mit etwa 100 000 Mart im Jahr. Die Behauptung, daß die Gesellschaft diese Erhöhung nicht tragen" tönne, illustriert am besten die Tatsache, daß zu dem gleichen Zeitpunkt eine groß aufgezogene Feier für das hundertjährige Jubiläum der Gasbeleuchtung in Berlin veranstaltet wurde. Die Gäste der Gasbetriebsgesellschaft tember, fand in diesem Hotel ein großes Festessen statt, am Montag waren im Hotel Kaiserhof untergebracht. Am Sonntag, den 19. Sep­die Besichtigung des Gaswerfs Schöneberg, ein Frühstück in der Gitschiner Straße und eine Fahrt nach Potsdam . Am Dienstag war eine Flugzeugfahrt nach Dessau mit Frühstück und Autopartie nach Schloß und Park Wörlitz und Wittenberg vorgesehen. Die finanziellen Verhältnisse gestatteten offenbar, die Kosten für diese Feier aufzubringen, was für eine Lohnerhöhung angeblich un­möglich war.

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In die Betriebe dieser noblen Gesellschaft versucht man bei Neu­einstellungen in letzter Zeit ausschließlich Mitglieder der nationalen" und völkischen Verbände hineinzubringen. Während von der alten Arbeiterschaft ein überaus großes tägliches Arbeitspensum verlangt wird, haben die Leute der nationalen Verbände das Recht, mit Händen in der Hosentasche umherzu spazieren. Man nimmt wahrscheinlich an, daß diese Leute sich durch Angeberei gegen ihre Arbeitskollegen bezahlt machen. Bei der Einstellung und der Unterstützung dieser Nationalen" tut sich für genießt er auch das besondere Wohlwollen der leitenden Herren besonders ein Angestellter der Kocherabteilung hervor. Da­des Außenbetriebes. Es ist notwendig, daß die Arbeiterschaft Berlins und die gesamte Bevölkerung auf diese Wirtschaft aufmerksam ge­noch länger zu einem Konflikt mit der Direktion provoziert, dann darf die Gesellschaft sich nicht wundern, wenn er eines guten Tager zu offenem Ausbruch fommt. Die übliche Methode, den Arbeitern die Schuld zuzuschieben, wird dann von vornherein verfagen.

Die Organisationen sind bemüht, den Konflikt in einer für die macht werden. Wird die Arbeiterschaft der Gasbetriebsgesellschaft Hafenarbeiter günstigen Weise beizulegen.

Die Eisenbahnstrecke Offenburg - Basel .. Eine Berichtigung der Reichsbahndirektion. Wir erhalten von der Reichsbahndirektion Karlsruhe folgenbe Zuschrift:

Der in einigen Zeitungen über die Generalversammlung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer in Dortmund " erschienene Bericht enthält eine unrichtige Wiedergabe der vom Vorsitzenden Warstein Berlin hinsichtlich des Zustandes der Strede Offen burg Basel gemachten Ausführungen. Der Bezirksverein Baden der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer , der mehrere Vertreter zu der Tagung nach Dortmund abgeordnet hatte, bringt im Offen­burger Tagblatt" vom 24. September selbst folgende Berichtigung zu diesem Bunft:

Barstein sagte, daß der Oberbau nicht überall in Ordnung ist und er nannte in diesem Zusammenhang auch die Strede Offenburg - Basel , betonte aber, daß seine Mitteilungen aus einer früheren Zeit stammen. Das war das einzige, was er über die Strecke Offenburg - Basel sagte. Der nächste Saß, daß mit bloßem Finger Schrauben aus Holzschwelien an einer Strede herausgezogen wurden, bezieht sich nicht auf die Strecke Offenburg - Basel , sondern auf eine andere Strecke, die er aber wahrscheinlich nicht genannt hat. Das badische Schienengleis hat feine Holzschwellen, sondern Eisenschwellen."

Die Strede Offenburg- Basel ist, wie auch eine erneute Untersuchung durch einen von der Hauptverwaltung der Deutschen Reichsbahngesells.haft für die Nachprüfung des Oberbaus im ganzen Reich bestellten Ausschuß dargetan hat, vollkommen be triebssicher. Mängel in der Gleisunterhaltung, die die Be triebssicherheit beeinträchtigen, bestehen auf den im Bezirk der Reichs bahndirektion Karlsruhe gelegenen Strecken nicht. Es ist bedauer­lich, daß durch solche irreführende Versammlungsberichte das reisende Publikum unnötig beunruhigt wird."

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Nicht die Bersammlungsberichte, sendern die Eisenbahnunfälle u. a. der auf der Strecke Offenburg - Basel beunruhigen das Publikum.

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Die arme Gasbetriebsgesellschaft.

Die Gasbetriebsgesellschaft hat sich bisher stets allen Forde= rungen der Arbeiterschaft auf Durchführung der 48ftündigen wöchentlichen Arbeitszeit, auf Verbesserung der sozialen Bestimmungen des Manteltarifvertrages und endlich auf Er­höhung der minimalen Löhne für die Arbeiter mit allen Kräften widersetzt. Selbst gegen ganz geringfügige Verbesserungen, die bei den städtischen Werken in freier Vereinbarung durchgeführt werden konnten, hat die Direktion der Gasbetriebsgesellschaft hart. näckigen Widerstand geleistet. So mußte bei der letzten Lohn­erhöhung um 2 Pfennig pro Stunde, die in allen städtischen Werken zugestanden wurde, be der Gasbetriebsgesellschaft der Schlichtungs­ausschuß und obendrein der Schlichter eingreifen. Die Direktion tlagt stets, die finanziellen Verhältnisse der Gesellschaft feien derart ungünstig, daß die Ausgaben für Löhne und Gehälter jowie für soziale Leistungen aufs äußerste zu beschränken seien.

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Versammlung der erwerbslosen Angestellten. Die Ortsgruppe Groß- Berlin des Zentralverbandes der An­gestellten hatte zum 27. September ihre erwerbslosen Mitglieder zu einer Versammlung zusammenberufen, die außerordentlich gut besucht war und den Beweis für den engen Zusammenhalt zwischen den erwerbslosen Gewerkschaftsmitgliedern innerhalb ihrer Organisation erbrachte.

Genosse Dr. Bruno Broeder sprach über den Kampf der Gewerkschaften gegen das Erwerbslosenelend. Er be­handelte in seinem Referat die Entstehung der gegenwärtigen Arbeits­losigkeit, ihren Umfang und ihre Ursachen. An Hand von Zahlen wies er nach, daß trotz aller Erfolge der Gewerkschaften noch außer ordentlich viel für die Erwerbslosen zu tun übrig bleibt. Besonders ausführlich wurden alle die Fragen behandelt, die dazu angetan sind, den Erwerbslosen wieder Arbeitsgeiegenheit zu verschaffen. Kritisch behandelt wurden die durchaus unangebrachten Methoden der Unter­nehmer. Das Referat wurde beifällig aufgenommen.

In einer regen Diskussion wurde in einwandfreier sachlicher Form von den erwerbslosen Kollegen das vorgetragen, was den Kollegen in dem täglichen Kampf um die Arbeitsbeschaffung begegnet. Der Borsigende der Ortsgruppe Groß- Berlin des Zentralverbandes der Angestellten, Genosse Gottfurcht, tonnte in seinem zusammen­fassenden Schlußwort feststellen, daß aus dem Verhalten zu erkennen ist, in wie starkem Maße das Vertrauen der erwerbslosen Kollegen zu ihrer Organisation besteht. Es sei hervorzuheben, daß von den erwerbslosen Kollegen die unermüdliche Tätigkeit der gewerkschaft­

2 Oktober

in

| lichen Organisationen gegen das Erwerbslosenelend anerkannt wird. Mit der Aufforderung, den Zusammenhalt mit der Organisation auch in Zukunft nicht zu verlieren, wurde die Versammlung geschlossen. Die Veranstaltung war ein neuer Beweis dafür, daß die denken­den Angestellten es ablehnen, Erwerbslosenausschüsse und ähnliche Dinge als das Heilmittel zu betrachten. Die Kollegen wissen, daß mur der gewerkschaftliche Zusammenhalt ihnen helfen fann.

Zum englischen Bergarbeiterkampf. Teilergebnis der Abstimmung.

London , 2. Oktober. ( EP.) Der Vollzugsausschuß der Gruben­gewerkschaften von Derbyshire und Nottinghamshire hat beschlossen, den Mitgliedern die Annahme der letzten Re­gierungsvorschläge für die Beilegung des Grubenkonflikts zu empfehlen. Macdonald über den Bergarbeiterstreif.

London , 2. Oftober.( WTB.) Macdonald wandte sich gestern abend in einer Rede bei einer Kundgebung der Arbeiterpartei für die Bergarbeiter gegen die Ungerechtigkeit der letzten Regierungs­vorschläge" und fuhr fort: Wir stehen erst am Beginn des Rampfes. Der Kampf ist nicht beendet, wenn eine Bereinbarung erzielt wird." Macdonald sagte, eine Regierung, die sich benommen habe wie die Regierung Baldwin, müsse die Achtung und das Ver­trauen jedermanns verwirkt haben. Wenn Bezirksverein= barungen angenommen werden sollten, so bedeute dies cine Uebergabe der Bergarbeiter.

Gewerkschaften und Politik.

Condon, 2. Oktober. ( EP.) Macdonald hielt auf einer Ver sammlung, die zugunsten der Bergarbeiter in London abgehalten wurde, eine Rede, die insofern bedeutungsvoll für das innere Leben der Arbeiterbewegung in England ist, als Macdonald sich auf den Standpunkt stellte, daß die industrielle Frage ohne po­litische Anstrengungen nicht gelöst werden könnte. Diese könnten nur durch die parlamentarische Ar= beiterpartei erreicht werden. Auf dem letzten Kongreß haben die Gewerkschaften sich auf den entgegengesetten Standpunkt gestellt und jede Einmischung der parla­mentarischen Arbeiterpartei in die Angelegenheiten der Gewerk­schaften zurückgewiesen.

Bon 140 Hochöfen noch sechs in Betrieb.

London , 2. Oktober. ( EP.) Es verlautet, daß die Zahl der in Betrieb stehenden Hochöfen gegenwärtig nur noch 6 beträgt. gegen­über 140 vor dem Streit der Kohlenarbeiter. Die monatiiche Guß­produktion ist von 500 000 Tonnen auf 13 000 Tonnen zurück­gegangen. Die Kohlenproduktion von 5 Millionen Tonnen pro Woche ist auf 500 000 Tonnen pro Woche zurückgegangen.

Die

Der 5. Bundestag des Deutschen Beamtenbundes findet vom 7. bis 9. Oftober in den Rammersälen" in Berlin statt. Tagung dürfte wegen des zur Erörterung stehenden Einigungs­problems von besonderem Interesse sein. Am 2. Verhandlungstage werden sprechen: 1. Präsident des Oberverwaltungsgerichts Dr. Dre ws über Berufsbeamtentum und Staat"; 2. Dr. August Müller über Berufsbeamtentum und Wirtschaft".

Berantwortlich für Politik: Dr. Curt Geyer ; Wirtschaft: Artur Saternus;

Gewerkschaftsbewegung: J. Steiner; Feuilleton : Dr. John Schiłowski; totales

und Sonstiges: Frik Karstädt; Anzeigen: Th. Glode; sämtlich in Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruderei Verlag: Vorwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . und Berlagsanstalt Baul Singer u. Co., Berlin GW 68. Lindenstraße 3.

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