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Eine genaue Untersuchung des entsetzlichen Vorfalles ist ein­geleitet worden, aber noch nicht endgültig zum Abschluß gelangt. Von fachmännischer Seite wird vermutet, daß die Absaugvorrichtung nicht rechtzeitig in Tätigkeit gesetzt worden ist oder mangelhaft funktio­niert hat.

wurde, erscheint allerdings als der geeignete Mann, Gewerkschafts-| hingegen tonnte erft nach längerer Zeit ins Leben gerufen vertreter wegen ihres Eintretens für die Erwerbslosen zu schmähen. werden, während Schwarze, der heldenmütig seinen Kollegen Der Tumult wird schließlich so stark, daß sich der Vorsteherstellver- hatte helfen wollen, nicht mehr zu retten war. Müller wurde in treter mit der Gloce nicht mehr durchsetzen kann. Er verläßt seinen| das Urban- Krankenhaus gebracht. Platz und unterbricht damit die Sizung. Wenn je die Kommunisten den Beweis zu erbringen hatten, daß ihnen die Erwerbslosen fragen nichts als Anlaß zur Agitation sind, so haben sie es gestern im Stadtparlament getan. Erst die herausfordernde Rede des Herrn Roth, dann sein provozierendes Verhalten in der gestrigen Sigung, seine fortgesetzten unmotivierten Ausfälle gegen Urich und unsere anderen Genossen, die schließlich zu dem aktiven Angriff des Holzfäller führten, das alles ist außerhalb des Saales festgelegte fommunistische Gemeinschaftsarbeit, ausschließlich zu dem Zwede, die Sozialdemokraten unter allen Umständen anzurempeln und sich an ihnen zu reiben. Was scheren diese Erwerbslosenfreunde" Not und Elend der Bedauernswertesten der bestehenden Wirtschaftsord­mung. Für die Kommunisten ist Agitation und die Beschimpfung der Sozialdemokratie alles. So arbeiten sie in den Parlamenten,| Meldungen sind sofort zu richten an das Frauensekretariat, Berlin   SW 68, Linden­darauf ist auch ihr Verhalten im Stadtparlament eingestellt.

Schließlich beruhigten sich die Gemüter wieder und die Ver­handlungen konnten fortgesetzt werden. Der kommunistische Redner brachte schließlich sein Manuskript zu Ende.

Stadtverordneter Genosse ürich erklärte, daß er nicht die Ab­sicht habe, über die Erwerbslejenfragen so zu diskutieren, wie es in der Stadtverordnetenversammlung von gewisser Seite beliebt wurde. Er möchte aber, um den Verleumdungen und Ver­drehungen ein für allemal die Spitze abzubrechen, feststellen, daß die Sozialdemokratie bereits im Jahre 1892 unter der Leitung von Paul Singer zur Frage der Arbeitslosigkeit Stellung genommen hat und Anträge eingereicht habe, die sich in ihrer Grundsäglichkeit mit unseren heutigen durchaus noch decken. Unsere Erwerbslosenanträge, die in der Ferienfigung in diesem Sommer gestellt wurden, waren die Richtlinien für eine weitgehende Erwerbslosenfürsorge durch Die Stadt. Wir müssen aber immer wieder feststellen, daß mit Unterstützungen und Notstandsarbeiten den Berliner   Erwerbslojen allein nicht geholfen ist, sendern daß sie Arbeit, und zwar Dauerarbeit erhalten müssen. Deshalb auch unsere fortgesetzte Forderung auf Arbeitsbeschaffung. Wir wissen, daß die Arbeitskraft eines Erwerbslosen durch eine zu lange währende Ar­beitslosigkeit zermürbt wird, so daß er später im Produktionsprozeß das nicht mehr leisten fann, was von ihm als vollwertiger Arbeiter verlangt wird. Die Leute, die uns noch bis vor kurzem als Lumpen, Strolche und Verräter beschimpft haben, sind von ihren eigenen Leuten jetzt so bezeichnet und in die Wüste geschickt worden. Ulrich ging dann noch einmal auf unsere Forderungen zur Be­hebung der Erwerbslosigkeit ein. Nachdem der Volksparteiler Falz und der Zentrumsmann Schmidt gesprochen hatten, nahm der Vorsteher die Abstimmung vor

Beschlossen wurde in der Hauptsache folgendes: Die Ver­fammlung ersucht den Magistrat, bei den zuständigen Körperschaften dahin vorstellig zu werden, daß bei Berechnung ves Existenzminimus der Verdienst Angehöriger nicht mehr angerechnet wird; als Stichtag zum Unterstützungsbezug nicht mehr den 1. Dezember 1925, sondern cinen vom Magistrat noch zu bezeichnenden Tag zu nehmen; Hergabe von Räumen für die erwerbslose Jugend in allen Verwaltungsbe­zirken anzuordnen; alle geplanten Arbeiten sofort zu beginnen, weitere Notstandsprojekte vorzulegen, besondere Arbeitsmöglichkeiten für meibliche Arbeitslose und für erwerbslose Angestellte zu erschließen; Mietebeihilfe für Unterstützungsbedürftige zu geben; die Notaktion des vorigen Winters verstärkt weiterzuführen; bei der Reichsregie­rung dahin vorstellig zu werden, daß sie eine 50prozentige Erhöhung der Erwerbslosenunterstützung und die Unterſtügung für die ganze Erwerbslosigkeitsdauer ohne jede Rarenzzeit gefeßlich festlegt, die Be­dürftigkeitsklausel und die Pflichtarbeit beseitigt, durch Reichsgesetz den Achtstundentag als tägliche Höchstleistung fefiset, jede Ueberarbeit verbietet, in Betrieben mit einer durch Rationalisierung gesteigerten Arbeitsintensität weitere Berkürzung der Arbeitszeit unter 8 Stunden bei gleichem Lohn zwingend vorsicht, den Gewerbeaufsichtsbehörden das Recht gibt, die Verkürzung der Arbeitszeit auf Antrag der Be­triebsräte und Gewerkschaften anzuordnen, durch Verordnung Still­legungen und Entlassungen an die Zustimmung der Betriebsräte und Gewerkschaften bindet, weitere bei Rationalisierung geplante Still­legungen und Entlassungen verhindert.

Schwerer Betriebsunfall bei Schultheiß  .

Im Gärbottich erstickt.- Unfall der Rettungs­Feuerwehr.

Eine folgenschwere Kohlensäurevergiftung, bei der ein Arbeiter durch die Einwirkung des nach kurzer Zeit tödlich wirkenden Gajes erstickte und vier weitere Arbeiter bei der Hilfeleistung schwer betäubt wurden, trug sich gestern nachmittag im Gärraum der Schultheiß- Pahenhofer Brauerei A.-G. im Südwesten Berlins   in der Lichterfelder Straße 11-17 zu. Die Feuer­wehr, die auf den Alarm Menschenleben in Gefahr" mit einem Fahrzeug der Zugwache 11( Wilmsstraße) herbeieilte, kollidierte an der Straßenkreuzung Schleiermacher- und Blücherstraße mit einem Straßenbahnzug, wobei beide Fahrzeuge schwer beschädigt, drei Feuerwehrleute und ein Straßenbahnfahrgast zum Teil erheblich verletzt wurden.

In dem Gärraum der Brauerei befinden sich größere Behälter, sogenannte Anst ellbottiche, in denen die zu Bier verarbeitende flüffige Mischung den ersten Gärprozeß durchmacht. Die Behälter haben eine Länge von 20 bis 25 Meter und sind 6 Meter hoch und etwa ebenso breit. Im Laufe des Tages wurde der Behälter entleert und die Flüssigkeit zur weiteren Bearbeitung einem anderen Behälter zugeführt. Nach der Entleerung werden die Anstellbottiche jedesmal einer gründlichen Reinigung unterzogen. Das sich während des Gärprozesses ansammelnde gefährliche Rohlensäuregas mird, bevor die Brauer zur Reinigungsaktion schreiten, von eigens hierzu aufmontierten Exhaustoren abgesaugt. So auch gestern nach­mittag. Gegen 3 Uhr betrat als erster der Brauer Otto Müller  aus der Arndtstr. 37 den Behälter, um mit der Säuberung zu bes ginnen. Raum hatte er aber das Innere erreicht, als er bewußt= los zusammensant; er war von noch vorhandenen Kohlen säuregasen betäubt worden. Der 56jährige Brauer Bruno Schwarze aus der Albertstr. 61, der den Borfall beobachtete, versuchte in den Bottich einzubringen, um dem Bewußtlosen zu Hilfe zu eilen. Kaum hatte er den Behälter betreten, als ihn dasselbe Schicksal ereilte. Ohnmächtig brach auch er sofort zusammen. Drei weiteren Brauereiarbeitern, die die gefährdeten Kollegen zu retten versuchten, erging es ebenso. Inzwischen war die Feuer­wehr alarmiert worden.

Zug Wache 11 aus der Wilmsstraße rückte mit einer Gassprize und mehreren Sauerstoffapparaten zur Hilfeleistung herbei. Unter startem Signalgeben mit der Feuerglocke fauste das Fahrzeug die Schleiermacherstraße hinunter und wollte in die Blücherstraße ein­biegen. In diesem Augenblick nahte ein Straßenbahnzug der Linie 115 in schneller Fahrt. Anstatt auf das Läutezeichen der Wehr achtzugeben und sofort zu halten, fuhr die Bahn weiter und stieß mit aller Wucht auf das Feuerwehrfahrzeug. Durch den Zu­sammenstoß wurden drei Wehrleute, und zwar die Oberfeuer wehrmänner Schmiedekind, Diener und Zucker von ihren Sigen auf das Straßenpflaster geschleudert; sie zogen sich zum Teil recht erhebliche Verletzungen zu. Der Vorderperron des Straßen­bahntriebwagens wurde total eingedrückt und ein Fahrgast leicht verlegt. Sämtliche Fensterscheiben zersplitterten. Der Fahrgäste be­mächtigte sich eine Panit. Das schwer beschädigte Feuerwehrfahr­zeug fonnte natürlich die Fahrt nicht fortseßen und mußte abgeschleppt werden. Sofort wurde die 3ugwache 9 alarmiert, die nach furzer Zeit an der Unglücksstelle in der Lichterfelder Straße eintraf. Mit Schußgeräten versehen befreiten die Feuerwehrleute die Be wußtlosen und schafften sie ins Freie. Bei den drei Brauerei arbeitern, die den Bottich zuletzt betreten hatten, waren Wieder­belebungsversuche nach turzer Zeit von Erfolg getrönt. Müller

Bezirksausschuß

für Arbeiterwohlfahrt

Führung durch die Polizeiausstellung

zum ermäßigten Preise von 1.- M. ist möglich bei 50 Teilnehmern.

straße 3, Zimmer 1.

Rundfunk und Arbeiterschaft.

Das Volk fordert Mitbestimmungsrecht.

Der Arbeiter Radioklub, Ortsgruppe Berlin  , hatte gestern abend eine Protestversammlung in dem großen Gaal des Gewerkschaftshauses einberufen, die außerordent­lich stark besucht war. Das Thema des Abends lautete: Rund­funfhörer, fordert euer Mitbestimmungsrecht! Der erste Redner war Reichstagsabgeordneter Genosse Crispien, der nach einer ein­gehenden Würdigung der kulturellen Werte des Rundfunks, den er als eine tiefgreifende Revolution im Kulturleben der Völker über­haupt bezeichnete, auf die aktuellen Probleme des deutschen Funt wesens zu sprechen kam. Von einer Unparteilichkeit" der Rundfunkprogramme, wie man so pathetisch ver­fünde, sei auch nicht das mindeste zu merken. Ein solcher Zustand ist auf die Dauer für die Arbeiterhörer, d. h. die über­wältigende Mehrheit der Finanziers des Rundfunkbetriebes, un= erträglich. Die Propagierung der politischen Neutralität" des Rundfunks ist eine Farce, denn es gibt in politischen Dingen feine Neutralität". In Wahrheit ist der Rundfunk in sehr vielen Dingen noch immer Sprachrohr der ideellen Intereffen der Bourgeosie. Von der halven million der Berliner  Hörer find nach der authentischen Feststellung des Herrn Bredow 90 Proz. Arbeiterhörer. Gewiß bringt das neue Programm der Berliner   Funkstunde eine Fülle wirklich guter Dinge, jedoch gibt es sehr vieles, was zu schärfster Kritik herausfordert. Nicht nur auf dem politischen Gebiet, auch in fulturellen und wissenschaftlichen Dingen kommt die versteckte reaktionäre Tendenz zur Geltung. Die Jugenderziehung definierten uns ausgerechnet der Staatssekretär Lewald und ein Major. Zum

FUNK

WINKEL

Ueber Stefan George   sprach Dr. Heinz Lippmann  . Vor etwa einem Vierteljahrhundert bedeutete der Name Stefan Georges   ein Programm. Seine Abkehr vom Naturalismus, sein Be­kenntnis zur Kunst um ihrer Selbst willen scharte eine große Zahl von Jüngern und literarisch Intereffierten um diesen Dichter. Aber ift George im wirklichen Sinne ein Lyriker unserer Zeit? Seine Kunst wird manche noch entzücken, aber werden heute viele die Zeit und die sichere Einstellung für sein Werk finden? Lippmann hat mit seinem Sat, daß Georges Dichtung ein Lurus sei, den sich nur wenige leisten können, vielleicht das Treffendste gesagt, was man zu dem Thema Stefan George   überhaupt äußern fann. Und George hat es wohl selbst empfunden, daß seine verzärtelten Wortgebilde, die oft fast von Gefühlstränkelei leben, der Menge heute nichts mehr sagen fönnen. Der 49jährige hatte die Verbreitung seiner Gedichte durch den Rundfunk untersagt. Dem Vortrag Dr. Lippmanns ging voran Mozarts Streichquartett G- Dur und das Klarinetten Quartett in A., ausgeführt vom Prisca. Klarinetten- Quartett in A., ausgeführt vom Prisca Mozart- Spiel an innerer Leichtigkeit. Was fie brachten, war sauber Streichquartett. Leider fehlte es diesen Musikern zum im Ton und in der technischen Wiedergabe wenig anfechtbar, aber recht merklich von des Gedankens Blässe angetränkelt. Einer Dilettantenvereinigung könnte man dieses Spiel zugute halten, das dem inneren Wesen dieses göttlich heiteren Meisters trog allem guten Willen fern blieb. Den Rundfunkdarbietungen gegenüber aber tann und soll man anspruchsvoller sein. Prof. Leonhard Kohl, der den Klarinettenpart des Quintetts übernommen hatte, bewährte sich als Könner seines Instruments und, soweit es im Rahmen dieses Konzerts möglich war, als Mozart- Interpret.

Das Rundfunkprogramm.

Freitag, den 8. Oktober.

Außer dem üblichen Tagesprogramm:

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4 Uhr nachm.: Frauenfragen und Frauensorgen( Anna Drewitz: Die verschiedenen Fußböden und ihre Behandlung"). 4.30 bis 6 Uhr abends: Nachmittagskonzert der Berliner   Funkkapelle. Ratschläge fürs Haus, Theater- und Filmdienst. 6.30 Uhr abends: Leitung: Konzertmeister Franz v. Szpanowski. Anschließend: Hans- Bredow- Schule( Bildungskurse). Abteilung Gartenbau. Dr. Kochs: Pflege und Behandlung selbstgekelterter Obst- und Beerenweine". 7 Uhr abends: Maler und Graphiker Georg Haus­dorf: Erwecken des Kunstsinnes auf der Reise und durch die Natur". 7.25-9.15 Uhr abends: Hans- Bredow- Schule( Bildungs­kurse). 7.25 Uhr abends: Abteilung Philosophie. Dr. Arno Schiro­ kauer  : Sprache und Dichtung( Was ist Sprache?)". 7.55 Uhr schaft. Dr. Adolf Marcuse: Wissenschaftliche Grundlagen der abends:( Hochschulkurse). Abteilung Technische Naturwissen­Luftschiffahrt in allgemeiner Darstellung( Kurzer Rückblick über die Entwicklung der Luftfahrt)". 8.30 Uhr abends: Reichsminister des Innern Dr. Külz  : Auslandsdeutschtum und Heimat". abends: Hinter der Fassade der Wirklichkeit", Essays von Leo Lania  . Gelesen vom Verfasser. 9.30 Uhr abends: Das Lied. III. Deutsches Rokoko. 1. a) Augsburger Tafelkonfekt( 1750): Von der edlen Music, b) J. Fr. Reichardt( 1752-1814): Die Liebe, c) J. Fr. Reichardt( 1752-1814): Das Lösegeld, d) Luise Reichardt  ( um 1800): Hoffnung, e) K. F. Zelter( 1758-1832): Ständchen. 2. a) J. Haydn: Pastorella, b) F. H. Himmel( 1765-1814): An Alexis, c) W. A. Mozart  : Abendempfindung, d) W. A. Mozart  : Das Veilchen, e) W. A. Mozart  : Warnung( Else d'Heureuse, Sopran. Am Flügel: Bruno Seidler- Winkler  ). Anschließend: Dritte Be­kanntgabe der neuesten Tagesnachrichten. Zeitansage, Wetter­dienst, Sportnachrichten, Theater- und Filmdienst. 12.30 Uhr abends: Tanzmusik( Kapelle Kermbach). Leitung: Kapellmeister Otto Kermbach  ).

Königswusterhausen, Freitag, den 8. Oktober.

9 Uhr

10.30 bis

4.30-5 Uhr

12-12.30 Uhr nachm.: Karl Graef: Sprechtechnik für Schüler. bis 4 Uhr nachm.: Karl Graef: Das Atmungsorgan. Die normale 3-3.30 Uhr nachm.: C. M. Alfieri und v. Eyseren: Spanisch. 3.30 Tiefatmung und ihre drei Teile. 4-4.30 Uhr nachm.: Dr. Käte Goebel: Wie vollzieht sich die Berufsberatung. nachm.: Dr. Engelbrecht: Ueber die neue Reifeprüfungsordnung. 5-6 Uhr abends: Prof. Dr. Gunkel: Die literarische Bedeutung des Alten Testaments  .. 6.30-7 Uhr abends: Ministerialdirektor Dr. Posse: Der deutsch  - französische Handelsvertrag. 7-7.30 Uhr abends: Dr. Margot Rieß: Die Auffassung der Arbeitergestalt in Wissenschaftliche Vorträge für Aerzte( Themen und Namen der der deutschen   vorimpressionistischen Zeit. 7.30-8.30 Uhr abends: Dozenten werden in den ärztlichen Fachzeitschriften bekannt­gegeben). 8.30 Uhr abends: Uebertragung aus Berlin  .

Thema Gestite umb Rutturgefätie mus man Bor träge über den siebenjährigen Krieg, die Marottokämpfe, die Stagerraffchlacht und einen wirklich standalösen Ungarnvortrag hören. Wo blieb die Behandlung der Geschichte der Arbeit, die die Geschichte der Menschheit ist? Die Philosophie bringt u. a. Analysen von Buddhismus   und Okkultismus. Warum bontottiert man die Philosophie des Marrismus, die die ideo­logische Grundlage der heutigen Millionenbewegung der Arbeiter­schaft ist? Die äußerst zahlreichen politischen Entgleisungen des Rundfunks sind oft Gegenstand öffentlicher Polemit gewesen. Wenn ausgerechnet Dr. Jarres über das Ruhrgebiet   spricht, err West arp, der schwarzweißrote Hezpolitiker, sich als Weg­bahner deutscher Zukunft" offeriert, Rolonalimperialismus protegiert und von der Kriegsschuldfrage" dem in Versailles   uns aufgedrückten schändlichen Stempel der Lüge gesprochen wird, so sind das unerhörte Prcootationen der gesamten modernen Arbeiterschaft. Zum Ueberdruß füttert man den Hörer mit Militärmärschen und bei tabarettistischen Ver­anstaltungen werden oft Couplets gebracht, die den Arbeiter vor Empörung den Hörer niederlegen lassen. Daß aber der Druck der Arbeiterorganisationen nicht ganz erfolglos ist, zeigt eine gewisse erfreuliche Umstellung der Sender in Leipzig   und Barmen zugunsten der breiten Volksmassen. Die Kulturbeiräte dürften nicht von den Regierungen ernannt werden, sondern müßten delegierte Repräsentanten der Arbeiterschaft, Männer ihres Vertrauens sein. Beachtlich sind die jetzt projektierten, z. T. schon eingesetzten politischen leberwachungsausschüsse. Preußen hat hierin eine glückliche Hand gehabt. Sie müßten auch für kulturelle Dinge fungieren. Voraussetzung für den Erfolg ist die Einigkeit der Organisationen. Der Funk ist von äußerster Wichtig­feit.( Stürmischer Beifall.)

Der Prozeß gegen Frau Professor Schnabel.

Vor dem Potsdamer Schöffengericht war am gestrigen Donners. tag mittag der Termin gegen Frau Hessolde Schnabel, ge­borene Gräfin Leiningen, anberaumt. Die Angeklagte, die Gattin des bekannten Professors Dr. Schnabel, der am Robert- Koch- Institut  für Infektionskrankheiten wissenschaftlich tätig war, hat sich wegen schwerer Urkundenfälschung zu verantworten, die darin erblickt wird, daß das angeblich von Professor Schnabel hinterlassene und erst längere Zeit nach dem Tode zwischen Büchern des Gelehrten gefundene Testament von Frau Schnabel selbst unter Nachahmung der Schrift ihres Gatten angefertigt worden sei. Der Fall der Frau Prof. Schnabel hatte bekanntlich nicht nur in Potsdam  , sondern auch darüber hinaus, ebenso wie der Gesellschaftsskandal der Gräfin Both­mer, das größte Aufsehen erregt. Der Standal wurde dadurch auf­gedeckt, daß die Verwandten des verstorbenen Professors Schnabel schon am ersten Tage das Testament anzweifelten, durch das sich die Angeklagte als Universalerbin eingesetzt hatte. Es wurde von ihnen Strafantrag gestellt, und die Erhebungen der Pots­damer Kriminalpolizei ergaben, daß das Testament in der Tat ge­fälscht war, eine Ansicht, die auch die Schreibsachverständigen be stätigten. Dazu kam, daß Frau Prof.( Schnabel von einer alten Wirtschafterin, die schon lange im Hause tätig war, belastet wurde. Sie bekundete, daß die Angeklagte kurz nach dem Tode ihres Mannes seinen Schreibtisch geöffnet und die darin befindlichen Papiere an sich genommen habe. Im Papierforb fand man außerdem Papier­fetzen, auf denen Schreibübungen in der Handschrift des Gelehrten von Frau Prof. Schnabel gemacht worden waren. Angesichts der Wucht der Beweise legte Frau Prof. Schnabel ein umfassendes Ge= ständnis ab.

Der Prozeß begann jedoch erft furz vor 10 Uhr abends, nachdem das Potsdamer Schöffengericht, das sich merkwürdig verdis­poniert zu haben scheint, den ganzen Tag über drei andere Prozesse erledigt hatte, für die ursprünglich insgesamt drei Stunden vorge­sehen waren. Mehrfache Vertagungsanträge des Ersten Staatsan­malts Gerlach blieben erfolglos. Der Vorsitzende, Landgerichts­direktor Dr. Westerkamp, stellte sodann die Personalien der Ange­flagten als der verwitweten Frau Hoffolde Schnabel geb. Gräfin von Leiningen- Westerburg fest. Die Angeklagte schildert dann mit faum vernehmbarer Stimme, daß sie das Testament ihres Mannes gefälscht habe, um der Mutter den Pflichtteil zu sichern. Sie schloß ihre faum verständlichen Darlegungen mit dem Hinweis darauf, daß sie bei der Fälschung im Sinne ihres Mannes zu handeln geglaubt habe. Der Vorsitzende schloß sodann nach etwa einviertel­stündiger Aussage die Beweisaufnahme der Verhandlung, zu der feine 3eugen geladen waren. Staatsanwalt Gerlach ergriff sodann das Wort zur Anklagerede und betonte, daß die Angeklagte durch ihr volles Geständnis sich schuldig bekannt habe und beantragte eine Gefängnisstrafe von 6 Monaten.

Das Urteil lautete auf 3 Monate Gefängnis unter 3u billi­gung miidernder Umstände.

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