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d'Hbernons �bfthieö. Bedeutsame Reden bei Hindenburg . Reichspräsident von Hindenburg hat gestern den britischen Botschafter Viscount d'Abernon zur Entgegennahme seines Abberufungsschreibens empfangen. Der Bo'fchafter führte dabei u. a. aus: Wenigen Botschaftern ist es vergönnt gewesen, in dem Lande, bei dem sie beglaubigt waren, Zeuge derartiger Umwäl- zungen zu sein, wie sie während der sechs Jahre meines hiesigen Aufenthalts sich hier zugetragen haben. In dieser kurzen Zeit habe ich. in bezug auf die Wirtschaft- l i ch e Lage, gesehen, wie die deutsche Währung gefestigt worden ist, nachdem sie eine in der Geschichte einzig dastehende Krist» überwunden hatte. Ich habe beobachtet, wie das Deutsche Reich durch f i n a n- zielles Chaos zu finanziellem Gleichgewicht schritt. und ist tonnte feststellen, wie der Wiederaufbau der deut- schen Industrie und des deutschen Handels auf einer Grundlage sich vollzog, die eine gute Vorbedeutung für das zukünftige wirtschaftliche Gedeihen dieses großen Landes ist. Im Bereich der Politik sind die Umwandlungen nicht weniger bemerkenswert gewesen, und ich verlafle ein Deutschland , da» im Frieden mit seinen Nachbarn lebt, besten Sicherheit durch den Vertrag von Locarno verbürgt und dessen Platz unter den Völkern durch einmütige Zustimmung in Genf begründet ist. Dieses Werk ist ebensosehr denunbezwingbarenEigen- s ch a f t e n des deutschen Volkes wie der weisen st a a t m ä n n i- schen Führung derer zu verdanken, denen es diese Leitung an- vertraut hat. Es ist Ihnen vergönnt gewesen. Herr Reichspräsident, beim Ab- schluß dieser historischen Entwicklung an der Splhe de» Deutschen Reiches zu stehen und zu den Auszeichnungen Ihrer langen Lauf- bahn den unvergänglichen Ruhm hinzuzufügen, die Sache des Friedens gefördert zu haben. Was mich betrifft, so schätze ich es als Vorzug, naher Augen- zeuge dieser Entwicklung gewesen zu sein und im Einklang mit den Weisungen meiner Regierung mit sympatischem Interesse und uneingeschränkter Genugtuung die verschiedenen Abschnitte dieser Aufwärtsentwicklung haben verfolgen zu können." Der Reichspräsident sagte in seiner Erwid»rung u. a.: Seien Sie versichert, daß Ihre anerkennendenAeuße- rungen über Deutschland und seine Staatsmänner bei uns ein lebhaftes Echo finden werden. Als Sie vor über sechs Iahren meinem Herrn Amts- Vorgänger Ihr Beglaubigungsschreiben überreichten, stand die ganze Welt noch unter dem unmittelbaren Eindruck des soben be- endeten Krieges. Leidenschaslen und persönliche Empfindlichkeiten beherrschten die europäische Politik. In Ihrer damals gehaltenen Ansprache haben Sie betont, daß die Weltkrisis nur durch allge- meine Zusammenarbeit überwunden werden könne, und durch freimütige Erkenntnis der Wahrheit, daß das Wohl jedes ein- zclnen das Wohl aller sei. Wirtschaftlicher Ausbau sei das gebiete- irische Erfordernis der Welt, und dieses könne nur erfüllt werden in -einer Atmosphäre des Vertrauens. Diesem Programm, Herr Bot- schafter, sind Sie während der Jahre Ihres Hierseins treu geblieben. Sie haben sich aber nicht nur damit begnügt, die offiziellen Be- Ziehungen zwischen Ihrer hohen Regierung und der Reichsregierung wieder auf den Stand des gegenseitigen Vertrauens zurückzuführen, sondern Sie haben sich auch bemüht, sich in die Lage des deutschen Volke» hineinzudenken. die unerhört schwierigen Verhältnisse Deutschland zu verstehen und insbesondere auch in wirtschaftlichen Fragen Ihre reichen Kenntnisse und Erfahrungen zur Verfügung gestellt. Ihre Mission endet mit einem bedeutungsvollen Ab- schnitt in der europäischen Rachkriegsgeschichte: mit dem In- krafttreten derLocarno-Verträge und mit dem E i n- tritt Deutschlands in den Völkerbund hat die aus einen dauerhaften europäischen Friede hinzielende Politik einen wichtigen Schritt vorwärts getan. An dieser Gestaltung haben Sie maß- geblichen Anteil genommen, der Ihnen nichr vergessen werden wird." * Es ist schon so, wie der Reichspräsident in seiner Antwortrede zum Ausdruck gebracht hat: der Abschied des nunmehr fast 70jährigen britischen Botschafters be- deutet zugleich den Abschluß eines Abschnittes der europäischen Geschichte. Und es ist nicht un- wahrscheinlich, daß Lord d'Abernon, dessen Abberufung in den letzten drei Iahren wiederholt als bevorstehend ange- kündigt wurde, den Zeitpunkt seines Scheidens selbst be- stimmt hat, um ihm jene symbolischeBedeutungzu verleihen, die ihm zukommt. Dieser Zeitabschnitt erstreckt sich zwar nur auf sechs Jahre, aber in diesen sechs Jahren haben sich in Europa und vor allem in Deutschland selbst tiefergehende Umwälzungen vollzogen als sonst in vielen Jahrzehnten. In seiner Ansprache hat d'Abernon diese Um- wälzungen wirtschaftlicker und politischer Art in prägnanten Sätzen formuliert. D Abernons sechsjährige Botschafterzeit zerfällt in zwei Teile: 1921 bis 1923 Geist von B e r

samer Sieg der demokratischen und wirtschaftlichen Vernunft in Europa , Geist von Locarno , Einzug Deutschlands in G e n f. An dieser Entwicklung vom Chaos zur Ordnung, von der Psychose des Krieges zur Idee des Friedens hat der scheidende Botschafter seinen unbestreitbaren persönlichen Ver- dienstanteil. Als guter Engländer hat er rechtzeitig lange vor vielen seiner Landsleute die große Gefahr er- kannt, die in der Errichtung der militärischen Vorherrschaft des nationalistischen Frankreichs gerade für die traditionelle kontinentale Politik Großbritanniens lag. Aber es war für ihn nicht immer leicht, seine Erkenntnisse bei den maßgeben- den Stellen in London durchzusetzen. Manches Unheil hat er trotz hartnäckiger Bekämpfung nicht verhindern können, so die Mitwirkung Englands an der Teilung Oberschlesiens und später die britische Tolerierung der Ruhrbesetzung. Aber selbst in den schlimmsten Zeiten des chaotischen Niederganges Deutschlands hielt er an seinen fielen fest, und seit dem Kurs- Wechsel in Frankreich im Frühjahr 1924 konnte er die fort- schreitende Verwirklichung seiner politischen Ideen erleben und tätigen Anteil daran nehmen. Ein französisches Blatt, das sein Wirken mit ge- bässigem Mißtrauen oerfolgt«, hat ihn«inst den»Lord -

Der Kampf gegen Sie Erwerbslosigkeit.

Beratung im Landtag.

Im Preußischen Landtag gab am Freitag zunächst der Abgeord- nete Bazewski(Pole) eine Erklärung ab, die sich gegen«ine Re- gierungeerklärung im Bezirk Allen st« in über angebliche Aeuße- rungen, die er als Abgeordneter im Landtag über Erteilung polnischen Unterrichts durch eine Lehrerin gemacht hat, richtet. Straf- anträg«, die von seiner Seite aus gegen den Regierungspräsidenten und ander« höhere Regierungsbcamt« gestellt wurden, hätten bisher noch keinen Erfolg gehabt. Abg. Schwenk(Komm.) erhebt sodann Protest gegen den in der Sitzung vom 7. Oktober erfolgten Ausschluß seines Fraktionskollegen S o b o t t k a, der bekanntlich den deutschnationalen Abgeordneten Wiedemann der Feigheit und Lüge bezichtigt hatte, als dieser die Arbeitslosen beschimpfte. Der Präsident handhabe nach der Aus- fassung der Kommunisten die Geschäftsordnung«inseitig. Dann trat das Haus in die Tagesordnung«in, in die Weiterberatung der �rwerbslosenfrage. Zunächst begründet Abg. Otter(Soz.) als Berichterstatter einen Antrag des Ausschusses für Handel und Gewerbe, der ein« nochmalige Prüfung von der Staatsregierung darüber verlangt, ob die Wieder- Inbetriebnahme der SteinkohlenzecheVereinigte Margarete" in Sölde(Kreis Hörde ) nicht möglich ist. In der allgemeinen Be- sprechung nahm flbgeorüneter Wende sSoz.) das Wort zu einer großangelegten Rede über das Erwerbslosen- Problem. Wende erteilte zunächst dem gelben deutschnationalen Ar- beiterführer Wiedemann eine kurze, aber kräftige Abfuhr. Die Ausführungen, die Wiedemann über das Arbeitsdienstpflichtgesetz und die Herabsetzung der Erwerbslosenunterstützung gemacht hat, sind ent- weder zurückzuführen auf völlige Unkenntnis über die Lag« der Ar- beitslvsen oder auf Bosheitspolitik. Aus jeden Fall zeigen sie, daß dieser Führer einer gelben Gewerkschast keine Fühlung mehr mit Arbeiterkreisen hat. Auf jeden Fall wird die Arbeitsdienst- Pflicht von der Sozialdemokratie und den freien Gewertschasten mit aller Schärfe bekämpft werden.(Sehr wahr!) Trotz aller Reden, die bisher im Reichstag und im Landtag über das Erwerbslosenproblem gehalten wurden, hat sich die wirtschaftliche Lage von Tag zu Tag verschlechtert: das Heer der Arbeitslosen ist immer größer geworden. Zurzeit haben wir nach den letzten Fest. stellungen 2 Vi Millionen Arbeitslose und 1,7 Millionen Kurzarbeiter, so daß auf 1000 Einwohner 63 Arbeitslose kommen. In Berlin kommen einschließlich der Familienmitglieder aus 1060 Einwohner sogar 240 Arbeltslose.(Stürmisches ijört! hört!) Diese Zahlen sprechen«ine erschütternde Sprache, hätte sich Herr Wiedemann in den Arbeitervierteln einmal die Rot und die Armut angesehen, die in diesen Kreisen herrscht, dann könnte er nicht so provo- zierend reden, wie er es getan hat. Katastrophal entwickeln sich die sozialen Verhältnisse besonders durch die große Wohnungsnot. Schon die große Masse der arbeitenden Bevölkerung ist gar nicht in der Lage, für«in« aus- reichende Wohnung zu sorgen. In einem Zimmer Hausen 9 bis 12 Personen. In neuerbautenhäuscrn zur Verfügung gestellte Wohnungen zu mieten, sind diese Leute überhaupt nicht in der Lag«, denn selbst bei Beschäftigung sind sie nicht imstande, ein« Miete von 60. 60 oder gar 70 M. auszubringen.(Sehr wahr! links.) Herr Wiedemann Hot den Arbeitslosen vorgeworfen, daß sie kein« Lust zur Arbeit hätten. Von den Arbeitslosen, die zahlenmäßig erfaßt sind, kommen als haupwnterstützungsempfänger 1 603 700 in Frage. Dazu kommen 1 638 626 ZuschlagsempsänRr. Daraus geht hervor, daß unter den Arbeitslosen«ine große Zahl überhaupt keine Unterstützung bezieht. Nach oberflächlicher Feststellung der Gewerkschaften haben wir gegen- wärtig 160 000 Ausgesteuerte, denen sogar bei Notstandsarbeiten keine Arbeit nachgewiesen werden darf. Wie denkt man sich das Leben dieser 160 000 Ausgesteuerten? Sollen dies« alle zu Verbrechern werden? Wenn Staat und Reich sich der Not dieser Erwerbslosen nicht annehmen, fördern sie das Verbrechen.(Sehr richtig! links.) Es kommt hinzu, daß sich die Zahl der Ausgesteuerten im Januar, Februar des nächsten Jahres auf mindestens 6 0 0 0 0 0 erhöhen wird. Wir stehen dann mitten im Winter und ich frage: Was wollen Sie. mit dieser verelendeten, verbitterten Masse machen, wenn sie, durch die Not getrieben, zum Aeußersten greift. Wir haben also alle Ursache, diesem Winter mit großem Ernst ent- gegenzufehen und von Staat und Reich zu verlangen, daß die Aus- gesteuerten dieselbe Unter st ützung erhalten, wie die in der Fürsorge befindlichen Erwerbslosen.(Sehr richtig! Wir wenden uns gegen die aktenmäßig« Behandlung dieser wich. tigsten Frag«, wie sie leider in einzelnen Ministerien erfolgt. Man foll uns nicht immer damit kommen, daß dies« Angelegenheit Reichs- fache ist. Aber Preußen hat mit etwa 1 Million hauptunterstützungs-

empfängern all« Ursache, dem Reich gegenüber mehr Initiativ« zu«nt- wickeln, als das bisher geschehen ist. Jetzt muß gehandelt werden,«he es zu spät ist. Die Gefahr, daß die Erbitterung im Winter zur Explosion sührt, ist groß.(Lebh. Zustimmung b. d. Soz.) Es ist«in Hohn, für die Auszahlungen der Unterstützungen die Frage der Bedürftigkeit und der Kriegsfolg« in den Vordergrund zu stellen. Di« Staatsregisrung muß beim Reich darauf dringen, daß endlich das Arbeitslofenversicherungsgesetz heraus- gebracht wird. Die Beitragspflicht der Arbeiter schließt das Recht der Arbeitslosen auf Unterstützung in sich.(Sehr richtig! b. d. Soz.) Ganz abgejehen davon, daß wir endlich die Pslicht haben, nun das Arbeitsbeschaffungsprogramm durchzufüh- ren, ist es auch notwendig, das Arbeitszeitgesetz abzu- ändern. Angesichts der Arbeitslosigkeit sind Ueber stunden un- möglich. Wenn es möglich ist, müfsen wir sogar zu einer Verkürzung der Arbeitszeit unter acht Stunden kommen. Es wird auch die höchste Zeit, daß die Staatsrcgierung dafür sorgt, daß bei Notstands- arbeiten auch die üblichen Tariflöhne gezahlt werden. Wir fordern weiter eine Erhöhung der Unterstützungssätze und die Verlängerung der Untefttützungsdauer. Die Staatsregierung muh sich dafür mit aller Kraft beim Reiche einsetzen. Es ist die höchste Zeit, daß die Staatsregierung anfängt, groß- zügig zu arbeiten und alle kleinen Schikanen beiseite setzt. Die Erbitterung unter den Arbeitslosen steigt. Sie drängen zur Arbeit. Es ist Pslicht der Reichs- und Staatsregierung, durch ein groß- zügiges Programm für Arbeit zu sorgen. Wir wollen nicht nur Worte hören, sondern verlangen Taten zu sehen, um die Erwerbs- losen vor dem Untergang zu retten.(Lebh. Bravo! links.) Abg. klost(Z.) sieht die beste Bekämpfung der Arbeitslosigkeit in der B e s ch a f f u n g von Arbeit. Die preußische Initiative bei dem Reiche muß nach dieser Richtung hin viel stärker werden. Die Frage der Arbeitsbcschafsung ist für diesen Winter eine Frage der Ruhe und Ordnung im Staat. Er fordert Ausbau der produktiven Erwerbslosenfürsorge und Beschaffung der Mittel dazu durch An- leihen. Abg. Pinkerneil(DBIZ.) gibt der falschen Steuer- Politik die Schuld an der großen Arbeitslosigkeit. Der leidenden Wirtschaft könne nur durch Darlehn geholfen werden. Abg. Gehrmann(Komm.) macht dem Hauptausschuß den Vorwurf der Verschleppung. Das Arbeitsbeschaffungsprogramm des Reiches sei Schwindel. Dem Deutschnationalen Wiedemann kündigt er an, daß die Kommunisten sich Beschimpfungen der Arbeitslosen nicht mehr gefallen lassen. Abg. harfmann(Dem.): Die Arbeitslosen wollen Arbeit. Abhilfe kann nur ein Arbeitslosenvcrsicherungsgesctz bringen: die Bezugsberechtigung muß verlängert werden. Der Wohnungsbau ist unbedingt zu fördern. Statt Ucberstunden inachen zu lassen, möge man Arbeitslose einstellen. 7!bgeorönete 5*0» Hanna sSoz.): Wir können nicht zulassen, daß die ausgesteuerten Erwerbslosen der Wohlfahrtspflege überantwortet werden. Sie verfallen dann ollen Schikanen des Begriffs der Bedürftigkeit und der Rückzahlungspflicht. Wir treten für die Durchführung der Arbeitslosenversicherung ein. Rur durch die Versicherung er- halten die Arbeitslosen ein klagbares Anrecht auf die Unterstützung. Notwendig erscheint uns der sofortige Erlaß eines Gesetzes, wie es in der letzten Vundesausschußsitzung des ADGB. gefordert worden ist, das die Verlängerung der Arbeitszeit über acht Stunden hinaus ver- bietet. Für die Verhöhnung des Elends der Arbeits- losen durch die gestrige Rede des Abg. Wiedemann trägt die D.eutschnationalc Volkspartei die Verantwortung, solange sie ihn nicht abschüttelt.(Sehr wahr! b. d. Soz.) Angesichts von 1� Mil- lionen Arbeitslosen und IH Millionen Kurzarbeitern die Arbeits- dienstpslicht zu fordern, ist gänzlich sinnlos. Vielleicht brächte sie ihnen willige und billige Arbeitskräfte: aber die Erwerbslosigkeit wird dadurch nur vergrößert. Der W o h n u n g s n e u b a u ist sicherlich eines der wichtigsten Mittel zur Bekämpfung der Krise. Aber die Anregung des Wohlsahrtsministers gegen die sogenannten Doppelverdiener bringt die Gefahr mit sich, daß die verheirateten rtrauen aus den Betrieben verdrängt werde». Dabei gibt es jetzt zahllose Fälle, in denen der Verdienst zweier Personen für die Existenz einer Familie notwendig ist. Die R o t d c r A r b e i t s- losen ist riesengroß, und alle Parteien sollten die Verpflichtung in sich fühlen, ihr im Sinne unserer wirksame» Anträge entgegen- zuarbeiten.(Lebh. Bravo! b. d. Soz.) Abg. Dr. v. Waldhausen(Dtn.) verteidigt die Stillegung der ZecheVereinigte Margarete". Unproduktive Betnebe könne man eben nicht künstlich erhalten. Ueberschüsse aus der Rational!- sierung habe die. Kohlenindustrie bisher nicht erzielt.(Widerspruch.) Nachdem ein Redner des Zentrums und ein Redner der Kommunisten diesen Behauptungen entgegengetreten sind, wird die Weitcrbcratung auf Sonnabend vormittag 11 Uhr vertaat. Außerdem Magdeburger Justizskandal.

Protektor Deutschlands " genannt. Sicher ist, daß er in der schlimmsten Zeit unseres Niederganges ein zuverlässiger und einflußreicher Fürsprecher des deutschen Voltes gewesen ist. Dafür gebührt ihm der Da n k des Landes, das er jetzt verläßt.__ Meineiüsprozeß Zrieöers. Aus der Thüringer Ordnungsära. Weimar , 8. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Bor dem Schwur- gericht in Weimar beginnt am Montag ein Meineidsprozeß gegen den ehemaligen Oberstaatsanwalt Frieders, der der Deutschen V o l k s p a r t e i nahesteht. Das Strafverfahren geht auf eine ein- zige Aussage von Frieders in einem Beleidigungsprozeß gegen unsere Jenaer Parteizeitung zurück. Fieders hatte damals unter seinem E i d ausgesagt, von einer bestimmien Verfügung der Staats- anwaltschaft Weimar nichts zu wissen, sie nicht gesehen zu haben. Zwei seiner Kollegen bezeugten aber das Gegenteil. Außerdem stellte sich heraus, daß die Verfügung die Unterschrift von Frieders trug. Frieders hat als Oberstaatsanwalt in Weimar keine rühm- l i ch e Rolle gespielt. Vor allem hat er in den Prozessen gegen den Genossen Hermann, den früheren thüringischen Staats- minister, als Vertreter der Anklage eine merkwürdige Haltung ein- genommen. Da beantragte er sogar einmal eine Strafe, die noch dem Strafgesetzbuch gar nicht zulässig war. Ein andermal legte er Berufung ein, obwohl er von ihrer Aussichtslosigkeit überzeugt war. Dennoch hat später die bürgerliche Presse versucht, Frieders der Sozialdemokratie an die Rockschöße zu hängen. Demgegen- über sei daran erinnert, daß Genosse Dr. K i e ß bereits am 6. No- vembcr 1926 im Thüringer Landtag erklärt hat, die sozialdemo- kratische Partei und ihre Landtagsfraktion habe kein Interesse an dem ehemaligen Korpsstudenten Frieders, der der Volkspartei nahegestanden hat, bis er aus ihren Reihen hinauskomplimentiert wurde. Die Sozialdemokratie habe feststellen müssen, wie kalt, u n- sozial und arbeiterfeindlich Frieders vielfach Recht ge- sprachen hat, sie habe daher für den Staatsanwalt Frieders als Menschen nichts übrig. Der ehemalige Oberstaatsanwalt Frieders falle einzig unld allein den bürgerlichen Parteien zur Last.

<km Erharöt-Schü'le?. Zuchthaus wegen Spionage. Leipzig . 8. Oktober. (Eigener Drahtbericht.) Vor dem 6. Straf- senat des Reichsgerichts hotte sich am Freitag der 29jährige Diplom- ingenieur Wilhelm Schröder aus Hordel (Bez. Bochum) wegen versuchter Spionage zu verantworten. Die Derl)andlung ent- rollte ein dunkles Bild über das verwerfliche Treiben eines ehe- maligen Mitgliedes der Ehrhardt-Brigade und eines berüchtigten Hochstaplers. Schröder ist wiederholt vorbestraft und wird jetzt nach von zehn Staatsanwaltschaften im Reich gesucht. Obwohl er nur einfacher Soldat war, gab er sich als Leutnant, Oberarzt usw. aus und behing seine Brust mit Orden und Ehrenzeichen, die er niemals erhalten hatte. Trotz seiner hoch- stapcleien wurde er im Jahre 1922 in die Marinebrigade Ehrhardt aufgenommen und beteiligte sich an der Niederwerfung des Aus- standes in Oberschlesien . Von dort aus wurde er zum Einkauf von Decken nach Bayern geschickt und unterschlug die Gelder. Während des Separatistenaufstandcs im Rheinland spielte er auch dort eine große Rolle und wurde von den Sspara-tiften als Polizei- dezernent in Speyer ernannt. Im Jahre 1924 ging er nach Frank- reich, betätigte sich dort als Bauführer und legte sich den Titel eines Diplomingenieurs zu. Ansang März 1926 wurde er von einem französischen Rachrichtenburcau nach Deutschland geschickt, und da er als angeblicher Offizier Kenntnisse in der Reichswehr hatte, wurde er aufgefordert, wichtige Nachrichten, die im Interesse der Landesverteidigung geheim zu halien waren, dem französischen Nachrichtendienst zu übermitteln. Am 10. März wurde er auf der Rückreise nach Frankreich in Elberfeld verhaftet. Es wurden bei ihm mehrere Aufzeichnungen und Notizen über die Stärke der Reichswehr beschlagnahmt. Das Gericht verurteilte Schröder wegen versuchter Spionage zu 4Iahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehr- vertust und Stellung unter Polizeiaufsicht.

Ein Kompromiß König Alfons-Diktatur Prima soll dahin ver- einbart worden sein, daß Alfons die Einberufung der Rationalosr- sammlung unterzeichnet und Primo sich mit der Begnadigung der verurteilten Llrtillerieoffiziere eimxrstanden erklärt.