Einzelbild herunterladen
 

besonderer Freude habe ich die von hohem Berantwortungsbewußt sein zeugenden Worte vernommen, die Dr. Silverberg auf der Dresdener   Tagung des Reichsverbandes der Deutschen Industrie und später auch in Düsseldorf   an die Arbeitgeber und Arbeitnehmer so­wie an die politischen Parteien richtete. Und wenn Dr. Silverberg cuch nicht jene allgemeine Zustimmung fand, wie ich sie im Interesse von Staat, Volk und Wirtschaft gewünscht hätte es hat sich doch gezeigt, daß in immer weiteren Kreisen der Arbeitgeber Gedanken, wie Silverberg sie äußerte, Anklang, bisweilen sogar freudigen An­flang gefunden haben.

-

-

-

Der Regierung das möchte ich auch gerade in diesem Kreise hier betonen ist die Mitarbeit jeder Partei willkommen, die die mühsam aufgebaute staat­liche Ordnung anerkennt und sich schüßend vor sie

stellt. Ich habe es tief bebauert, daß fürzlich wiederum das Wort gefallen ist, es könne in Deutschland   nur ohne, nur gegen die Sezialdemokratie regiert werden. Das wäre eine Politik, zu der ich mich niemals befannt habe und

lich war damals im Reichstagsausschuß hervorgehoben worden, daß auf Grund des Entwurfes beispielsweise das Palais Wil­helms I. selbstverständlich an den Staat zu fallen habe. Der Auffassung, daß die Ueberlassung dieses im Mittelpunkt der Reichs­hauptstadt gelegenen Palais und des Schlosses in Homburg  ohne politische Bedeutung" sei, vermögen wir uns nicht anzuschließen, und nicht ganz verständlich ist uns, wie die Rückkehr Wilhelm II.   für unmöglich erklärt werden kann, wenn man ihm im gleichen Augenblick durch eine besondere Ver­tragsbestimmung ein Schloß in Deutschland   als Wohnsiz für ihn und seine Gemahlin auf Lebenszeit weiter zur Verfügung" stellt."

Deutschland   ergibt sich aus dem Republikschutzgesez. Die Rechtslage für eine Rückkehr Wilhelms II. nach Paragraph 23 besagt:

Richtertag in Cassel.

Der Vorstand desavoniert- Erfolg republikanischer Kritik Caffel, 10. Oftober.( Eigener Drahtbericht. Am Sonntag morgen trat in Cassel die Hauptversammlung des 5. Preußischen Richtertages zusammen.

Ueber die Verhandlungen am Sonnabend erfahren wir, daß mit einer großen Mehrheit eine Entschließung an­genommen wurde, in der der Ausschluß des Senatspräsidenten Großmann aus dem Preußischen Richterverein als eine vor eilige Maßnahme des Vorstandes bezeichnet und verlangt wurde, eine Basis zu schaffen, auf der mit dem Ausgeschlosse nen verhandelt werden sollte.

niemals betennen werde. Eine Politif, die unterscheider Aufenthalt im Auslande haben, von der Reichsregie. faffungsfreue. Die Richter sind Diener des im Gesetz nieder­

zwischen Parteien, die regierungsfähig und solchen, die von vorn­herein als regierungsunfähig bezeichnet werden, obschon sie zur Mitarbeit bereit sind, halte ich für ein Unglück für unser deutsches Vaterland. Wir brauchen alle Kräfte, die gewillt sind zur positiven Mitarbeit. Nur so werden wir die schwierigen Aufgaben lösen fönnen, vor die wir im kommenden Winter gestellt sind. Wir Bir fönnen uns nicht den Luxus gestatten, große Parteien von vorn­herein mit dem Stigma der Regierungsunfähigkeit zu brandmarken."

Auf wirtschaftlichem Gebiete warnte der Reichskanz­ler vor allzu großem Optimismus. Abschlüsse, wie der des Stahl pattes, feien gewiß geeignet, auch auf politischem Gebiete eine weitere Berstärkung ber in Gang befindlichen internationalen Ent­spannung eintreten zu lassen, selbst über die am Batt beteiligten Länder hinaus. Die von Dr. Wirth im Jahre 1921 begonnene Er­

füllungs- und Verständigungspolitie hätte Deutschland   die Aera der Diktate und der Ultimate ein für allemal überwinden laffen. Die Besprechungen von Thoiry bezeichnete Dr. Marg als eine Selbstverständlichkeit zwischen Angehörigen des Bölferbundes. Es feien noch große Schwierigkeiten zu überwinden, aber eine Lösung würde gefunden werden, weil hüben und drüben der ernste Wille dazu vorhanden sei.

Der Hohenzollernvergleich.

Mitgliedern solcher Familien, von denen ein Angehöriger bis November 1918 in einem ehemaligen deutschen Bundesstaate regiert hat, kann, wenn sie ihren Wohnsiz ed eder dauernden rung das Betreten des Reichsgebietes untersagt oder der Aufent halt auf bestimmte Teile oder Orte des Reichs be schränkt werden, falls die Besorgnis gerechtfertigt ist, daß andernfalls das Wohl der Republik   gefährdet wird. Im Falle der Zuwiderhandlung fönnen sie durch Beschluß der Reichsregierung aus dem Reichsgebiet ausgewiesen werden.

Jebe der vorbezeichneten Anordnungen ist mit schriftlichen Gründen zu versehen und den Betroffenen zuzustellen.

Binnen

zwei Wochen nach Zustellung kann der Betroffene die Entscheidung des Staatsgerichtshofes zum Schuße der Republit anrufen. Das Berfahren regelt der Reich s minister des Innern mit zu Stimmung des Reichsrates."

Nach Lage der Gesetzgebung hat die Entscheidung über die Zulassung einer Rückkehr Wilhelms II. die Reichs­regierung. Die Rückkehr Wilhelms in die Republik   ist selbst­verständlich eine politische Unmöglichkeit.

Kommunistische Fälschungen.

Der Brief eines Ausgetretenen".

"

Die Kommunistische Partei   hat die größte Mühe, ihre Mit­gliedsverzeichnisse in Ordnung zu halten. Die duzendweise er­folgenden Ausschlüsse und die fluchtartigen Austritte bringen auch die sauberste Bureauarbeit durcheinander.

-

Der Eventualfall einer Rückkehr Wilhelms II. Der Hohenzollern  - Vergleich, der dem Landtag zur Be­In solcher Stimmung ist es begreiflich, wenn diese innerlich schlußfassung vorgelegt ist, enthält die Bestimmung, daß Wil  - zerrüttete Organisation nach Schicksalsgefährten sucht. Deshalb ver­helm II. das Recht eingeräumt ist, für den Fall einer Rücöffentlichen die beiden kommunistischen   Blätter den angeblichen fehr nach Deutschland   im Schlosse Homburg v. d. H., Brief eines angeblichen Sozialdemokraten, der sich das dem Staate gehört, zu wohnen. Konrad Kraz nennt und in der Anflamer Str. 35 wohnt. Der Brief soll an den Borwärts" gerichtet sein ist an uns aber gar nicht abgeschickt worden, infolgedessen auch nicht eingetroffen. In ihm teilt Herr Kratz mit, daß er und seine ganzen Verwandten und Bekannten" ihren Austritt aus der Sozialdemokratie anzeigen wegen der Haltung der Partei zum neuesten Hohenzollern Rompromiß. Die ,, Rote Fahne  " versieht die Geschichte gleich mit der doppelspaltigen Ueberschrift: Die Antwort der sozialdemokratischen Arbeiter. Bruch mit den Fürstenlakaien!"

Der preußische Finanzminister schreibt über diese Bestimmung in einem Artikel im Berliner   Tage

blatt":

-

-

=

In einigen Zeitungen nimmt man Anstoß daran, daß dem letzten Könige und seiner Gemahlin übrigens schon durch den Vergleich vom 12. Oftober 1925 das Recht eingeräumt ist, in dem dem Staate zufallenden Schlosse Homburg v. d. H. Woy­nung zu nehmen. Dieses Wohnungsrecht bedeutet für den Staat teine finanzielle Belastung, es ist auch ohne politische Bedeutung, da politische Gründe, deren Entscheidung bei dem Reiche liegt, eine Rückkehr des legten Königs unmög lich machen, das Wohnungsrecht also höchstens einmal seiner Gemahlin zugute tommen fann."

Man merkt, woher des Wegs und wohin! Aber die beiden mostaubegnadeten Blätter find hereingefallen: besagter krag ist 1. nicht Arbeiter" im fommunistischen Sinne, sondern Inhaber eines Vervielfältigungsbureaus; 2. ist er überhaupt nicht Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, kann

Das Berliner Tageblatt" stellt seine eigene a balfo feinen Austritt" nicht erklären! weichende Meinung in folgender Vorbemerkung fest: Indem wir den nachstehenden Artikel des preußischen Finanzministers veröffentlichen, müssen wir betonen, daß wir den mit dem früheren Königshause jezt vereinbarten Vergleich anders als der von uns hochgeschätzte Minister beurteilen. Unseres Erachtens mußte vor Eintritt in die Verhandlungen festgestellt merden, daß die in dem letzten Entwurfe der Reichsregierung vor­gesehene Regelung das Mindestmaß der staatlichen Zugeständnisse bedeutete, natürlich aber der Verbesserung bedürftig sei. Ausdrück­

Die Kommunisten müssen sich danach schon mit ihren eigenen Austrittsschmerzen befaffen. Wir wollen ihnen gern dabei behilf lich sein, wenn sie es wünschen.

Pawlowski soll die wirklichen Namen und Adressen der Spitzelpolizei. Der Warschauer Polizeiaspirant( Offizier) Spigel gegen Bezahlung den Kommunisten übergeben haben.

Er wurde zu einem Jahre Gefängnis verurteilt; diese Milde ver­dankt er wahrscheinlich seiner sonstigen Tätigkeit, die den Kommu nisten schon viel Ungemach eingebracht hat.

zum Hypochender oder zum Heuchler. Auch er wird allerdings| fühlen, daß hier ein Meister der kleinen Form mosaifartig einen Teppich schöner Bilder wirkte, daß er einfach wurde, wo seine Meister noch kompliziert sind, daß er den letzten Rest von Sentimentalität in dem föstlichen Marsch der falschen Töne fortjagte.

Die Liebe zu den drei Orangen  " fühlen, daß hier ein meiſter der kleinen Form mofaifartig einen

Ein Neues im Stil, vielleicht in einer farbfrohen Mischung von Stilen, und ein Stoß gegen den Stillstand. Ein Anfang in der Entwicklung eines fultivierten Musikers, der uns noch viel wird zu sagen haben, und der dann erst sein Lehtes geben wird, wenn er wieder ganz russisch geworden, die Fesseln seiner persönlichen Sprache gelockert hat.

Die Versammlung faßte folgende Entschließung: Die im Preußischen Richterverein vereinigten Richter und Staatsanwälte erblicken in der Weimarer Verfassung   die Grundlage des Rechtes und die Gewähr für den Bestand des Vaterlandes und bekunden ihre unerschütterliche Ver­gelegten Willens des deutschen Boltes, nicht Diener irgend einer Partei. Sie erbliden es daher als ihre Pflicht, die Verfassung der Republik   als das oberste Gesetz des deutschen Boltsstaates zu stärken." In einer anderen Entschließung wurde dringend der Ausbau der Fortbildungsmöglichkeiten der Richter gefordert. Eine dritte Resolution befaßt sich mit den Steuerhinterziehungen hoher richter­licher Beamter.

Die Londoner Konferenz der Industriellen. Gründung eines ständigen Ausschusses. Condon, 11. Oktober.  ( WTB.) Die Blätter veröffentlichen eine ,, offizielle Darstellung" über die gestern abend abge= schlossene Konferenz der Bertreter der deutschen   und englischen Finanz- und Wirtschaftswelt. In dieser Darstellung heißt es: Die Teilnehmer an den Erörterungen waren lediglich in privater Eigenschaft erschienen; sie hatten teine Vollmacht, Berhand­lungen anzuknüpfen oder Beschlüsse zu fassen. Die Erörterungen über die gegenwärtigen wirtschaftlichen Zustände in beiden Ländern haben einen beträcht ihen Teil der Zeit der Konferenz in Anspruch genommen. Die praitischen Schwierigkeiten, mit denen die produzierenden Unternehmungen zu fämpfen haben, wurden von den Vertretern der einzelnen Industrien vollständig und freimütig dargelegt. Die bisher bestehenden Vereinbarungen über eine internationale 3usammenarbeit in den verschiedenen Industrien wurden fyftematisch durchberaten. Da es das Hauptziel der Konferenz war, die Aussicht auf eine gegenseitige Unterstügung bei der Herstellung gedeihlicher industrieller Zustände in Europa  und bei der Bernabrarg gewinnbringender Beschäftigungsmöglich­feien 6 prüfen, noir dieser Teil der Erörterungen die Aufmer:- funfeit der Beifung besonders in Anspruch. Nachdruck wurde auf des Mißverhältnis zu schen der produktiven Fähigkeit industrieller Nationen im Anschluß an den Krieg und die ver= minderte Rauftraft fast in der ganzen Welt gelegt. Die gesamten Besprechungen rutben in einer Atmosphäre gegenseitigen

Vertrauens und guten Wilens geführt und alle, die daran te: f=

nahmen, haben einhellig den Eindruck gewonnen, daß tatsächlich ein Schritt in der Richtung auf eine bessere und gesundere Ver= tändigung in Handel und Industrie zwischen den europäischen  Nationen getan worden ist. Die Konferenz beschloß, einen

ständigen, gemeinsamen, von Vertretern der beiden Länder paritätisch gebildeten Ausschuß

ins Leben zu rufen, der die Untersuchung der verschiedensten zur Erörterung gelangten Fragen fortsetzen foll. Weitere Zusammen fünfte der Konferenz sind in Aussicht genommen. Zum Borsitzenden des britischen Komitees wurde Sir Robert Horne, zum Borfizen­den des deutschen Komitees Herr Duisberg bestimmt. Als Generalsekretäre werden Kastl  , Mr. Nugent und Mr. Hannon fungieren.

Dumini verurteilt. Der aus dem Matteotti- Prozeß befannte Dumini, der angeklagt war, Mussolini   beleidigt und widerrechtlich einen Revolver gehabt zu haben, wurde zu 14 Mo- naten Gefängnis verurteilt. Dumini bestritt jede Beleidigung.

in seiner Umgebung. Diefer Höllriegel ist ein ständig auf den Fuß getretener Wichtigtuer, ein bramarbasierender Maulheld, ein förper­gewordener Schwulft, eine töftliche Lichtspielfigur. Daß die Haar­nadel seine eigene Frau bei einem fonntäglich gewohnten Seiten­sprung verloren hat, erhöht den Spaß und gibt der Komödie einen pitanten Reiz. Das belanglose Familienvorkommnis ist mit seltenem Schwung zu einem grandiosen Ult aufgebauscht. Wenn der Autor sein Stück auf zwei Drittel zusammengestrichen hätte, und wenn wir Sternheims Spießerfomödien nicht längst fennten, hätten wir zwei Stunden herzlich gelacht und würden Kamniger als hoffnungsvolle Lustspielbegabung buchen. Seine amüsante Satire ist fünfzehn Jahre alt." Jezt sucht der Dichter seine dramatischen Lorbeeren auf anderen Gebieten.

Diesem heiteren Spiel der Ungezogenheiten gab Aravan­tinos einen ungewöhnlichen, unwirklichen Rahmen, Kolz eine Beschwingtheit auf der Bühne, die er bisher selten so sicher be- Unter der Regie von Alfred Wolf wurde erstaunlich gut herrschte. Iech deutete eine nur scheinbar bequeme Partitur mit gespielt. Besonders Franz Scharmenfa als Höllriegel war eine vollendeter Spiellaune aus. Das Orchester freute sich seiner Arbeit sprudelnde Quelle ungetrübten Genusses; man sollte ihm Gelegenheit und klang blühend. Auch die auf und seitlich der Szene spielten zu dauernderen Aufgaben bieten. Dieser pathetische Wortemacher lachend. Ich nenne Helgers, Hutt( besser als in den letzten Höllriegel legte seine geschwollenen Tiraden mit einer posierenden drei Jahren, doch noch nicht mühelos genug), Hente, Schüßen- Würde und einem grämlichen Ernst hin, die an Komit ihresgleichen dorf, als die luftigen Braun, Lift, die Koettrick, Binder- fuchen. Die Zimmerwirtin, die ihre Borniertheit mit Grandezza nagel, Knepel, Afra als die ernsten Gestalten. Und andere zur Schau trägt und ihren Dummstolz schon durch die gurgelnde mehr, denen Terpis, Kreuzberg  , Grube Wesen und Stimme präsentiert, spielte 2otte Stein überaus luftig. Sinn, Glätte und Gespreizheit des ganzen Stückes in genialer Tanzkunst vor dem magischen Vorhang demonstrierten. Dr. Kurt Singer  .

Sternheimsche Spießerkomödie.

( Erstaufführung in der Staats- Oper.) Serge Protofieff, der Dichterkomponist dieser nach Gozzi  gearbeiteten Oper, ist uns durch Klavierstücke, Virtuosenkonzerte und Kammermusit befannt geworden. Russe von Geburt und Erziehung, nahm er in seine musikalische Begabung Keime aus Deutschland   und Frankreich   auf. Kein Ur- Russe, tein nationales Talent, dennoch im Kosmopolitischen feine bunte oder gar durch Einflüsse blaß ge­wordene Figur. Formal ein Meister der kleinen Form, der er nun auch im leidenschaftlichsten Ausdruck des Theaters huldigt. Ohne Pathos, ohne die große Gebärde des Opern- Mannes, mit einem ge­funden Haß gegen Liebliches, Inniges, Romantisches schreibt er den Text und die Musik zugleich als eine bedenkenlose Unterhaltung, der weber große Tiefe noch strahlender Geist voranleuchtet. Ein Märchen, zauberisch, gespenstisch, unwirklich, mit Handlung als Notbehelf, ja, geradezu logische Handlung ironisierend. Die aktuellen Späße Bozzi's werden in groteste Bewegung umdelliniert. Das Lachen wird wich­tiger als die Schwere des Einfalls, das Tempo entscheidender als die Wahl des Ausdrucks, die Stimmung des luftigen Augenblicks dehnt sich zu einer Generalstimmung des fünstlerisch nivellierten Ults. Es wird Menschen geben, die solche Oper ob ihrer Leichtheit schelten, oder weil ihr des Gedankens Blässe nicht angetränkelt ist. Andere vermissen vielleicht eine Steigerung innerhalb der Szenen oder finden die burleske Manier, mit Liebe und Königsallüren, Heldenmut und Meibestragik, Tod und Teufel umzuspringen, nicht ausreichend für Sein, Gestalt und Gehalt einer Oper. Diese Menschen von Bildung Die Theaterkulturgemeinschaft hatte gestern zu einer kommen nicht mehr vom Ideal deutscher Heldenopfer fort, sie sind Matinee im Neuen Theater am 300 eingeladen. Ernst lahmgelegt durch das Bleigewicht dessen, was man Leitmotio, endlose Samnizers schon 1914 erschienenes Spiel Die Nadel" er­Melodie, dramatischen Bau, Idee, Ethos auf der Bühne nennt. Gegen lebte jetzt seine Uraufführung. Zunächst besprach Arnold Zweig  all das rennt Protofieff wie ein unwissender oder schon wissend Die dramatische Situation der Stunde", nicht sehr gewordener Parsifal   an. Es ist ein einziges Richern in feiner Musit, originell, aber flug und fesselnd. Er betennt sich zum Theater, das und die tonmalerische Freude spricht aus jedem Schrei der Trompeten, ewig leben wird, weil es die Lebensprobleme greifbar anschaulich jedem Brummer der Baßposaune. Es trippelt und tanzt und anpadt, und bricht eine Lanze für das wesentliche Drama. Im marschiert eine Musik, die nie langweilt und die selbst dann, wenn Programmheft las man aus der Feder Karl Sternheims die ihre Thematik dürftig wird, durch ihr Brio und die Keckheit ihrer flammende Anklage: 14 Jahre lang hörte ich nicht auf, Die Nadei" Bewegung interessiert, fesselt. Welch ein Staub wirbelt da auf! Das als ein seltenes, rundes, zeitgenössisches Lustspiel aller Welt zu emp­Publikum, in die Parteien der Komischen, Tragischen, der Sonder- fehlen. Aber besonders die Direktoren der Theater unserer famosen Tinge, den Lyrischen geteilt, spielt mit, greift in die Handlung ein; Reichshauptstadt sind mit der Aufführung englischer und französischer Schicksalhaftes wird aufgelöst in Geisterei aus Kinderstuben; eine in Bettschwänte geistig so überanstrengt, daß für wesentliche, besonders Liebe girrende Köchin öffnet ihren Mund zu Basses Grundgewalt; deutsche Kunst kein Geld und Plaz da ist." Da steht wieder das ein König schlottert bei der Drohung seines eisernen Willens; ein verheißende Wort ,, wesentlich". Wir waren also sehr gespannt und Brinz, der zu viel sentimentale Verse gelesen hat, friegt ewiges spigten uns auf eine dramatische Offenbarung. Zu unserem Er­Bauchgrimmen; Prinzessinnen verwandeln sich in Ratten, in Mohren- staunen entwickelte sich auf der Bühne eine quicklebendige, lustige gesichter, böse und gute Geister sind versinnbildlicht in Märchen- Satire gegen bürgerliche Spießerei, die Handlung Thomas, der Stil figuren, in Menschen aus dem Reich der Spielfarte. Nehmt alles Sternheim. Die Nadel in Kamnizers Komödie ist eine Haarnadel, nicht zu ernst! Ein heiteres Spiel will nicht durch Inhalt beschwert die der Zimmerwirt Höllriegel im Bett des möblierten Herrn und fein; es hätte wohl auch ein Ballett werden tönnen, und ein Stüd zukünftigen Schwiegersohnes, des Poftafsistenten Schatte, entdeckt. Revue ist sicher drin enthalten. Der Erfolg solcher opernparodistischer Welche moderne Dame trägt heute noch eine Haarnadel?) Den dis­Laune eines gefunden, frischfröhlichen Draufgängers ist das, was freten Fund plustert Herr Höllriegel zu einer Haupt- und Staats­Nie che in dem Wort zusaminenfaßte: Lernt lachen! Ben die aktion auf. Er stempelt seine Tochter auf Grund der Haarnadel zur Hypochondrie der heutigen Oper anwidert, wird diesem Lachen Dirne, jagt den armen lebensfremden Bostassistenten von Gewissens­eiliegen. Wer beim Heute steht, wie ein Fels, wird durch Protofieff I qual zu Gewissensqual und stiftet überhaupt eine heillose Verwirrung

Ernst Degner.

-

Alfred Sutros Comedy The laughing Lady", mit deren Neu­einstudierung das Englische   Theater deutscher   Schau­spieler im Schiller Theater Charlottenburg diese Spielzeit begann, bietet dreierlei: einen wirklich netten, heiteren zweiten Aft, einen dritten, der es an Sentimentalität mit jebem modernen Kinoſtück aufnehmen kann, und die Möglichkeit, fast drei Stunden lang englische   Konversation zu hören. Und dieser letzten Tatsache verdankt ja das Stück schließlich auch seine Aufführung und seine geduldigen Zuschauer, die sogar den trostlos öden ersten Aft ohne merkbare Fluchtversuche über sich ergehen ließen. Man darf also nicht den kritische Maßstab an diese Aufführung legen, ob­gleich eine ganze Reihe der Darsteller ihn durchaus nicht zu scheuen brauchten. Festgestellt sei indessen nur, daß ein ausge­zeichnetes Englisch gesprochen wurde und die Aufführung also damit ihren 3wed voll erfüllte. Immerhin wäre es trotzdem erfreu­lich, wenn dieses deutsch  - englische Theater, dessen Lebensberechtigung schon der voll befezte Zuschauerraum dokumentierte, nun das nächstemal durch ein gehaltvolleres Wert seine instruktive Aufgabe. etwas weniger betonte.

Tes.

Philofophifche Vorlesungen. Genosse Dr. Abel beginnt Dienstag, 8 Uhr abends, im Falf- Realgymnafium, Züßowfir. 84d einen Sturlus Dorotheenftädtischen Realgymnasium, Dorotheenstr. 12, eine Meihe Die Einführung in die Philosophie", und Donnerstag, abends 8%, 1hr, im Weltanschauungen aller großen Denter. Eine erste Einführung in die Grundfragen und Grundbegriffe der Philosophie."

Theaterstücke, ist, 70 Jahre alt, in Paris   gestorben. Pierre Decourcelle  , der Berfasser vielgelesener Romane und viel gespielter

Wiedereröffnung des Straßburger   Münsters. Ain Sonnabend wurde Künste, Leon, nach Wiederherstellung des Turmfundaments feierlich wieders das Straßburger Münster   in Anwesenheit des französischen   Ministers der eröffnet.