Der Kongreß für Sexualforschung.
Eröffnungsfikung im Reichstag.
Im Plenarsizungsfaal des Reichstages fand gestern die Eröffnungsfeier des Internationalen Rongresses für Segualforschung statt. Nach einer kurzen musikalischen Einführung unter Leitung Kurt Singers richtete Geheimrat Dr. Moll Worte der Begrüßung an die Erschienenen. Er legte die Entwidlung der Internationalen Gesellschaft für Sexualforschung dar, schilderte die Vorarbeiten zum Internationalen Kongreß, der für Das Jahr 1914 bestimmt war, jedoch wegen des Krieges nicht statt finden konnte, und sprach den Behörden Dank dafür aus, daß sie das Zustandekommen dieses Kongresses ermöglicht haben. Er unterstrich besonders, daß der Kongreß im Gegensatz zu anderen allein der feguellen Forschung gewidmet fein soll. Allerdings würde es nicht zu vermeiden sein, daß bei Erörterung praktischer Probleme verschiedene Richtungen zu Worte fämen. Seiner Gedenkrede, die eine Reihe dahingegangener Mitglieder der Internationalen Gesellschaft für Segualforschung gewidmet war, schloß sich ein musikalischer Gesangvortrag an. Im Namen der Reichsregierung ergriff darauf Reichsinnenminister Dr. Külz das Wort. Er betonte die Bedeutung der Sexualforschung für die ver fchiedenen Gebiete des Lebens und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Erörterung des Kongresses dazu beitragen würde, Licht hinein zubringen in das Dunkel, das noch über so viele mit dem Sexual leben in Zusammenhang stehenden Problemen liege und daß die Berhandlungen den Völkern den Weg weisen und Möglichkeiten in die Hand geben möge, in Sitte, Gesez und Verwaltung die Einstellung zu finden, die notwendig ist, um die Grundlagen jeder Kultur, die seelische und förperliche Bollfraft unversehrt zu erhalten. Zum Schluß begrüßte er die erschienenen ausländischen Gelehrten und sprach die leberzeugung aus, daß sie während ihrer Anwesen. heit in Berlin finden werden, daß Deutschland , das im starfen nationalen Wollen zur Höhe strebt, sich der Notwendigkeit der internationalen Gemeinschaftsarbeit bewußt ist. Darauf begrüßten den Kongreß eine Reihe ausländischer Vertreter, darunter unter anderem ein Vertreter Desterreichs, Englands, Frank reichs , der Vereinigten Staaten , Italiens , Hollands , Norwegens , der Tschechoslowakei , Polens , Finnlands , Lettlands usw. Hervor zuheben sind die wenigen Worte des Grazer Johan Ude, der den Kongreß im Namen der Grazer Universität begrüßte und sich für ein Referat über die Beziehungen der Christkatholischen zur ferus ellen Frage vorgesehen ist. Er meinte, man müsse dem Kongreß zum Motto den Ausspruch Wissen ist Wollen" vorangehen lassen. Es sei nicht richtig, daß der Kongreß allein der wissenschaftlichen Erkenntnis diene. Die Erfenntnis greift überall ins Leben hinein. Im Namen der Universität Berlin sprach dann der Reftor Bompecft. In einem kurzen Gesangsvortrag fand die Eröffnungs
feier ihren Abschluß.
Heute begannen die allgemeinen Sigungen.
Aufklärung des Friedenauer Juwelenraubes Im Weinrausch aus der Schule geplaudert. Der Einbruch in das Friedenauer Juweliergeschäft in der Rheinstraße, der am Sonntag nachmittag vor 8 Tagen verübt wurde, fonnte von Kriminalkommissar Trettin und seinen Beamten gestern völlig aufgeklärt werden.
In einem Lofal am Strausberger Platz hatte ein junger Bursche Roman Trzadka im Weinrausch von einem großen Ding in Friedenau " geplauscht. Er wurde festgenommen und im Laufe der Untersuchung fam man auf einen fliegenden Händler Braunisch, bei dem tatsächlich ein Teil der in Friedenau gestohlenen Sachen gefunden wurde. Die Verhaftung berührte den Händler höchst unangenehm. Er gehörte früher zu der berüch tigten Blettner Bande, die vor ungefähr 2 Jahren bei Hebrondamniß ein regelrechtes Feuergefecht mit Beamten und Landbevölkerung hatte. Sie wurde damals gesprengt und ein großer Teil ihrer Mitglieder verhaftet. Braunisch wurde am linken Fuße so schwer verletzt, daß er amputiert werden mußte. Zu 4 Jahren Buchthaus verurteilt, erhielt er nach zweijähriger Verbüßung Strafaufschub, weil man ihn durch den förperlichen Schaden schwer genug gestraft glaubte. Noch größere Ueberraschungen bot die Wohnung eines gewissen Artisten Gulzti in der Gozłowskiftraße. Man fand ausgezeichnetes Einbruchswerkzeug, Pistolen, eine schwarze Maste, eine Stridleiter und in dem mit Geheimfächern ausge statteten Schreibtisch, den Gulzki sich selbst gebaut hatte, abermals einen Teil der Friedenauer Beute. Der jezige Artist hat wegen Raubes 5 Jahre Zuchthaus zu verbüßen, wurde aber be urlaubt, weil seine Frau vor der Entbindung stand. Am ver= gangenen Sonntag war er, wie die Frau angibt, den ganzen Tag unterwegs, angeblich, um nach einer Hebamme zu fuchen. Als er am späten Abend nach Hause fam, brachte er die weife Frau tatfächlich mit. Natürlich hat er nicht den ganzen Tag zu suchen brauchen. Die Hälfte des Tages hatte er vielmehr darauf verwandt, den Einbruch in Friedenau auszuführen. Trzadka hat inzwischen auch eingeräumt, daß er bei dem Einbruch zugegen war. Ihm war der Wein zu Kopf gestiegen und er hatte aus der
Schule geschwagt. Jedoch war zunächst nur die Hälfte der Beute
gefunden worden. Den Beamten der Dienststelle C. 8 gelang es jedoch, einen Mann bei verdächtigen Geschäften in der Münzstraße zu beobachten und ihm schließlich nach einer längeren Verfolgung auf dem Untergrundbahnhof Kaiserhof" eine Aktentasche abzujagen, die für 6000 Mart Schmudsachen aus dem Friedenauer Geschäft enthielt. Der Angehaltene ist ein 40 Jahre alter Buchdrucker Paul Gann, der ebenfalls einen Teil der Beute zum Vertrieb erhalten hatte. Trotzdem man an drei Stellen Diebesgut beschlagnahmen konnte, fehlt noch fast die Hälfte der
Beute.
Dachstuhlbrand in der Friedenstraße.
Jamol
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Fünfzig Alarme.
Berlin erlebte gestern einen Sturmsonntag. In der Stadt und| Meter durchbrochen worden. Große Wassermengen strömen vornehmlich in den Vororten, in Laubenkolonien und Wäldern hat in den Osterkoog, die die Bahnstrecke Rendsburg- Husum gefährden. der orfanartige We ft sturm, der zum Teil von wollenbruchartigen Weiter ist an dem Eiderkoog ein fleiner Bruch eingetreten, ebenso Regengüssen und Hagelschauern begleitet war, viel Schaden angerichtet. an dem Tielener Deich bei Bargen. Dort ertranten mehrere Kinder, die von den Fluten überrascht wurden. Weiter sind größere Schäden Die Sturmnacht zum Sonntag. bei der Hohner Fähre im Rendsburger Kreis zu melden.
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Noch in den Sonnabendnachmittagstunden herrschte ein außergewöhnlich warmes Oftoberwetter. Bei wechselnder Bewölkung zeigte die Quecksilbersäule bis zu 20 Grad Wärme. Das spätsommerliche Wetter sollte schon am Sonnabend a bend ein jähes kühles Ende erfahren. Kurz nach 11 Uhr abends brach über Berlin ein Drtan von unerhörter Gewalt herein. Der Himmel öffnete zu gleicher Zeit seine Schleusen und wahre Sturzbäche ergossen sich über Berlin . Bald darauf trafen bei der Feuerwehr die ersten Alarme ein. In Rummelsburg in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs stürzte ein 20 meter hohes Baugerüft unter großem Krachen ein. Die Aufräumungsarbeiten waren sehr gefähr lich, da noch stehende Gerüstteile nachzuftürzen drohten. Faft um die gleiche Zeit richtete der Sturm im Romanischen Café an der Gedächtniskirche große Verwüstungen an. Von Dachziegeln wurde das Glasdach durchschlagen, Tische umgerissen. Glücklicherweise ist niemand ernstlich zu Schaden gekommen. Im gleichen Maße kamen Hilferufe aus allen Stadtgegenden.
Der Sonntagmorgen.
Während das Toben des Sturmes in der Nacht etwas nachließ und der Regen heftiger wurde, änderte sich das Bild in den Sonntagsvormittagsstunden wieder. Bon 3 Uhr an waren die Feuerwehren wieder ununterbrochen unterwegs. In der Baumschulenstraße brach ein großer Ast ab und traf die 19jährige Anna Schäfer zu unglütlich, daß sie schwerverletzt zusammenbrach. Fräulein Sch. fand im Buckower Krankenhaus Aufnahme, wo ein doppelter Schädelbruch festgestellt wurde. Einer 23jährigen Kontoristin Luise Sch., die durch die Andreas straße lief, stürzte ein Firmenschild, das der Wind losgerissen hatte, auf den Kopf. mit einer schweren Kopfverlegung wurde sie nach der nächsten Rettungsstelle geschafft. In der Budapester Straße tam ein Motorradfahrer mit seinem Fahrzeug ins Schleudern und prallte gegen eine Autodroschke. Der Motorradfahrer und der Kraft: broschfenführer zogen sich Quetsch- und Schnittwunden zu and mußten zur naheliegenden Rettungsstelle gebracht werden. Ins gesamt wurde die Feuerwehr allein am Sonntag über fünfzigmal alarmiezt, um Verkehrshindernisse oder abgestürzte Hausteile zu be= seitigen. Schwer betroffen sind auch diesmal wieder zahlreiche auben befizer. In einigen Kolonien find viele der leichten Häuschen zusammengestürzt.
Unfälle auf dem Waffer.
Auch auf den Gewässern in der Umgebung Berlins fam es infolge des starken Wellenschlages zu einigen Unfällen, die aber glück licherweise nicht allzu schwer verliefen. Obgleich überall der Sturmball gezogen war, wagten sich einige von denen, die immer dabei sein müffen, auf das durch den Sturm aufgepeitschte Wasser hinaus. Auf dem Müggelsee fenterte ein mit zwei Damen und einem Herrn besetztes Segelboot. Die drei Insassen stürzten ins Waffer. Von einem patrouillierenden Boot des Reichswasserschutzes war der Borfall rechtzeitig bemerkt worden; sie eilten sofort herbei und unter großen Anstrengungen gelang es, die mit den Wellen Kämpfenden zu retten. Auch auf der Havel und bei Tegel auf dem Tegeler See tam es zu einigen Bootshavarien, ohne daß, soweit bisher bekannt, Menschen zu Schaden gekommen find.
Die Eiderdeiche gebrochen.
Schleswig , 11. Ottober.( Tul.) Die schweren Nordweststürme haben in der Eider niederung in Schleswig- Holstein vielfach schweren Schaden angerichtet. In der Nähe des Eiderschöpfwertes ist der Eiderdeich auf der Schleswiger Seite, etwa auf zwanzig Reich der Führer beraubt und Ehre und Treue vernichtet wurden". Roethe wäre der er old feines bewunderten Königs. hauses" gewesen.„ önig und Vaterland war er freu bis in den Tod". Zum Schluß verstieg sich der akademische Demagoge zu folgender Beschimpfung: Roethes heiliger Germanenzorn sei erwacht gegen die Würdelosigkeit, ein Schuldbekenntnis abzugeben, an das man felbft nicht geglaubt habe. Diese zynische Geschichtsflitterung erlaubte sich ein deutscher Universitätsprofeffor in der Aula der Ber: liner Universität gegen die Männer, die Deutschlands Einheit nach dem Zusammenbruch unter Einsatz der ganzen Berson gerettet haben! Den hezerischen Erguß hörten sich Vertreter des Marine- sowie des Reichswehrminifteriums an.
Die Hakenkreuzler provozieren blutige Schlägereien, Die Potsdamer Nationalsozialisten hatten für Sonnabend und Sonntag eine große Parade ihrer Parteigänger aus der gesamten Mart Brandenburg einschließlich Berlin angekündigt. Alles, was die Hitlerleute an versprengten Häuflein in Berlin und der Mark aufweisen, war zum ,, Märker- Tag" in die schwarzweißrote Residenz befohlen worden. Trotz alledem wurde es eine Riesenpleite. Sie ist die klägliche Bedeutungslosigkeit dieser Bewegung draftischer erwiesen worden, als bei diesem zentralen" Potsdamer Treffen der Hakenkreuzler. Der Umzug der Jünglinge, die sich zum Teil im zartesten Alter befanden, war eine Katastrophe. Ein großer Dachstuhlbrand fam heute morgen furz vor Die Bevölkerung begegnete dem Theater mit größter Reserviertheit, 26 Uhr in dem Hause Friedenstraße 50 in Berlin D. zum zum Teil mit offenem Gelächter und empörten Zurufen. In gang Ausbruch. Drei Löschzüge der Feuerwehr eilten unter Leitung des Botsbam hatte man zum Gruß 2( zwei) Fahnen herausgestedt. Noch Baurates Meyer herbei. Das Feuer, das an Bodengerümpel und nicht annähernd tausend Mann mit einigen 20 Fahnen, einer Musik Holzverschlägen reiche Nahrung fand, hatte sich inzwischen auf tapelle und etwas Knüppelmusit hatte man zum Märter"-Tag zu den ganzen Dachstuhl ausgebreitet. Von den Nachbar- fammentrommeln können. Der Hitlerapostel Strasser, der auf dächern und über eine mechanische Leiter wurde ziemlich zwei dem Baffinplatz zu seiner mageren Kolonne sprach, erging fich über Stunden lang aus mehreren Rohren Wasser gegeben. Die Auf die Weimarer Berfaffung, die er die Barmat- und Kutisterräumungsarbeiten dauerten bis 9% Uhr vormittags. Der Dachstuhl verfassung" nannte. Der Geist von Potsdam müsse wiederkommen. ist zum größten Teil vernichtet. Die Entstehungsursache ist vermut - Im übrigen versprachen die Männlein vom völkischen Märkertag, den lich auf fahrläffige Brandstiftung zurückzuführen. ,, Margismus zu zerschmettern". Das dreiste, provotatorische Auftreten des Hafenfreuzgesindels führte an zwei Stel Provokationen bei einer Roethe- Gedenkfeier. len zu erheblichen Schlägereien, die mehrere VerDer Deutsche Ost bund veranstaltete am Sonntag mittag legte zur Folge hatten. In der Nacht vom Sonnabend zum in der neuen Aula der Universität eine Roethe- Gedächtnis Sonntag tam es in der Kaiser Wilhelm Straße vor und in einem Arbeiterlokal zu einer blutigen Schlägerei. feier, die sich in mehr als einer Beziehung zu einer üblen DemonEin Trupp von 20-30 völkischen Rowdies stürmte in das Lokal und stration gegen den neuen Staat auswuchs. Was sich z. B. der Redner Prof. Petersen in Anwesenheit republikanischer Behörden- griff die Gäste völlig grundlos mit Schlagringen und Knüppeln an. vertreter an unmotivierten Ausfällen gegen die Republik und LobEs tam zu einem wüsten Tumult. Die Einrichtung des Lokals wurde bei dem mit Stuhlbeinen und Bierfrügen geführten Kampf hudeleien für das monarchistische System erlaubte, war selbst für den Eine Anzahl Gäste des Lokals wurden verletzt. Kenner der nationalistischen Atmosphäre unserer Hochschulen ein ent- völlig demoliert. Das alarmierte Ueberfallfommando nahm die Mehrzahl der nationalschieden starter Tobat. Verantwortlich für die rhetorischen Uebungen dieses Akademikers ist der einladende Deutsche Ostbund. Seine politifozialistischen Banditen, die wie die Bandalen gehauft hatten, fest und sche Tendenz ist damit zur Genüge charakterisiert. Wie aber fommen brachte fie zur Wache. Sonntag nachmittag gegen 5 Uhr tam es auf die Vereinigten Verbände heimattreuer Oberschlesier in diese zweifel- dem Markt zwischen Bublifum und hatenfreuzlern zu hafte Gesellschaft? Nachdem Petersen den glühenden Patrioten", einer schweren Schlägerei. Auch hier waren die Hitler den ,, objektiven" Beurteiler, den ,, traditionsgetreuen" Germanen, den leute die Angreifer. Berittene Polizei, die in die Menge wissenschaftlichen„ Atlas" etwas byzantinisch gefeiert und hineinritt, mußte die Kämpfenden auseinanderbringen. Roethe mit Fichte verglichen hatte, rief er: ,, Wie fonnte dieser Mann dem Hause Hohenzollern die Treue brechen?" Er, der durch und in der preußischen Tradition" großgeworden war? Dann wurde es hochpolitisch. Petersen sprach vom Jahre des Unheils 1918" wo der Thron gestürzt, das Vaterland gedemütigt, das
Ein schwerer Straßenunfall mit tödlichem Ausgang ereignete fich am Sonntag nachmittag an der Ede Schulenburgring und Hohenzollerntorso zu Tempelhof . Ein neunjähriges Schulmädchen, das den Fahrdamm überschreiten wollte, wurde von einem Kraftwagen erfaßt
Sturmmeldungen von der Küste.
Hamburg , 11. Oftober.( Eigener Drahtbericht.) Ein schwerer Nordweststurm wütete Sonnabend abend und den ganzen Mit Windstärke 12 fegte der Sturm am Tage erfanartig durch die Sonntag über an der Nordseeküste und in Hamburg . Stadt, riß an verschiedenen Stellen Bäume aus, mehte Gerüfte um und schleuderte von einigen Häusern Dachteile herunter. Im Hafengebiet tobte der Sturm besonders heftig. Das Wasser der Elbe stieg rasch auf 8,08 Meter über Hamburger Rull, d. h. auf 3 Meter über den normalen Wasserstand. Die niedriger gelegenen Löschplätze und Straßen des Hafens waren völlig überschwemmt und unpassier bar. Mit Kähnen wurde der Verkehr vermittelt. Einige Straßenbahnlinien mußten umgeleitet werden. Die Keller in der Hafengegend standen unter Wasser. Seit zehn Jahren hat Hamburg nicht eine solche Sturmflut erlebt. Der Dampferverkehr erlitt erhebliche Störungen. Einige schon in See gegangene Dampfer mußten zurüctehren. Der heimkehrende Dampfer" Deutschland ", der in Cughaven Kajütpassagiere landen wollte, fonnte wegen des Sturmes nicht anlegen und setzte seine Reise nach Hamburg , fort. Der im Hamburger Segelschiffhafen liegende englische Dampfer Lord Harrington" riß sich von seiner Berfettung los und wurde gegen andere Dampfer getrieben.
Der Segler Frieda aus Rhauderfehn ( Ostfriesland ) ist oberhalb Hamburg , 11. Oftober. Aus Curhaven mird gemeldet: gesamte Besatzung wurde durch die Cuxhavener Rettungsmannvon Cuxhaven an der Nordseite des Fahrwaffers gesunken. Die schaft gerettet. Wie weiter aus Cuxhaven gemeldet wird, bebefindet sich der englische Dampfer Port Wellington". Ein Schlepper findet sich der englische Dampfer Athena" in Seenet. Bei ihm fonnte wegen des Sturmes nicht auslaufen.
Sonnabend und Sonntag die Insel Sylt heimgesucht hat, hat an Westerland auf Sylt , 11. Oftober. Der starfe Sturm, der der Strecke Hörmum- Westerland erhebliche Zerstörungen angerichtet. Der Bahnbamm ist auf einer Länge von 400 bis 500 Meter zerstört worden. An der Westküste trat ein erheblicher and abbruch ein. Auch find größere Verluste an Vieh, das auf dem überschwemmten Borland untergebracht war, zu beklagen. Beschädigungen an dem Damm Sylt - Festland sind, soweit bisher bekannt, nicht eingetreten.
Steffin, 11. Oktober. In der Nacht zum Sonntag herrschte entlang der ganzen Ostsee tüste ein heftiger Sturm, der zeitweise die Windstärke 10 erreichte. Es wurden in der Stadt und in der Umgebung Biegel von den Dächern geworfen, Fensterscheiben eingedrückt und Bäume entwurzelt, so daß die Feuerwehr vielfach zu Hilfe geholt werden mußte. Die im Hafen liegend Schiffe fonnten nicht auslaufen. Ein mit fünf Personen besetztes Boot tippte um, vier Mann der Besayung fonnten gerettet werden, der fünfte ertrant.
Condon, 11. Oftober. Ueber einen großen Teil Englands ging am Sonnabend ein heftiger Sturm nieder, begleitet von einem fintfiutartigem Regen. In London ist das Gerüst eines Neubaues eingestürzt, wobei mehrere Männer und eine Frau schwer verletzt wurden. In den südenglischen Häfen waren die meisten Schiffe am Auslaufen verhindert. In Dover ist der Kai überschwemmt worden. Zwei Kohlenlager wurden fortgeschwemmt. Von verschiedenen Küstenpunkten wird gemeldet, daß fich Schiffe in Seenot befinden. Die zwet Ozeandampfer„ Calidonia" und" Aurania" find zusammengestoßen und haben schwere Beschädigungen erlitten.
und überfahren. Das Kind hatte so schwere Verlegungen erlitten, daß der Tod auf der Stelle eintrat. Die Schuldfrage ist bisher noch Durch notwendig gewordene Absperr. nicht einwandfrei geklärt. maßnahmen in Tempelhof wird bekanntlich der ganze Fuhrwerkund Kraftwagenverkehr durch den Hohenzollerntorso geleitet, so daß hier zeitweise ein geradezu beängstigender Berfehr herrscht. Es ist geradezu als ein Wunder zu bezeichnen, daß hier bisher noch kein weiterer Unfall zu verzeichnen war.
auch in Karl Matschte dahingegangen. Dem Andenken Karl Matschtes. Einer unserer Besten ist jetzt leber 30 Jahre gehörte er der Partei an und immer sah man ihn in den vordersten Reihen für die Interessen des Proletariats fämpfen. Bis zur Eingemeindung in Groß- Berlin war er Gemeindevertreter des Ortes Niederschönhausen . Auch seiner Gewerkschaft, dem Deutschen Metallarbeiterverband , gehörte er nahezu 30 Jahre in Treue an. Die Mitglieder der Partei und seine Gewerkschaftskollegen werden ihm ein treues Andenken bewahren.
Der Gattenmordprozeß Boehme. Eine merkwürdige Postkarte aus dem Felde. Der Prozeß gegen Sanitätsrat Boehme bewegt die Dresdener Deffentlichkeit in einem ungewöhnlichen Maße. Die Zuhörer sind fast alle scharf gegen den Angeklagten eingestellt. 60bald dieser den Saal in den Bausen verläßt, hört man Beschimpfungen und Verwünschungen gegen Sanitätsrat Dr. Boehme, und wiederholt fällt das Wort Mörder". Während febes Prozesses erhalten alle Beteiligten Zuschriften von außen her, aber im Falle Boehme ergießen sich wahre Brieflawinen über die, die mit dem Prozeß zusammenhängen.
Der Obmann der Geschworenen wandte sich am Montag morgen ein nicht alltäglicher Fall in einer sehr deutlichen Ansprache an die Zuhörer. Die Geschworenen erhielten außer Drohbriefen auch täglich andere Schreiben, in denen den Laienrichtern Ratschläge gegeben und Vorwürfe wegen ihres Berhaltens gemacht würden. Die Geschworenen ersuchten, daß man sie mit derartigen Buschriften verschonen möge, denn diese Briefe könnten an der unbeirrbaren objektiven Einstellung des Gerichts nichts ändern. Die Staatsanwaltschaft hat auch unzählige Briefe erhalten, und der Vorfiende stellt fest, daß auch er Drohbriefe und anonyme Schreiben bekommen habe. Schließlich erhob sich auch der Berteidiger, Justizrat Dr. Knoll, und machte Mitteilungen ähnlicher Art. Die gereizte Stimmung, die fich aus diesen verschiedenen Erklärungen erfennen ließ, erfuhr noch eine weitere Verschärfung, als eine Viertelstunde nach Beginn der Verhandlung der Berteidiger feststellte, daß eine ganze Anzahl noch nicht vernommener Zeugen im Saale size und der Berhandlung folge.
Der sodann vernommene Verwaltungsinspektor Hülse. Schweidniß, der mit der Toten befreundet war, hatte ihr einen Brief geschrieben, der als unbestellbar zurückkam. Darauf habe er sich an die Polizei gewandt und gehört, daß Frau Boehme tot sei." Nun schrieb ich an Dr. Boehme selbst, der damals im Felde war, und bekam von ihm eine Bostkarte folgenden Inhalts: Frau Anna Boehme ist an Herzschlag gestorben." Borf.: Herr Boehme, haben Sie dem Zeugen das wörtlich geschrieben? Angell.: Das weiß ich nicht mehr, wenn er es fagt, wird es wohl stimmen.( Große Bewegung.) Justizrat Dr. Knoll( aufspringend): Das ist doch unmöglich, daß Sie so etwas geschrieben haben, Sie hätten doch nur mitteilen können, daß Ihre Gattin das Opfer eines Jagdunfalls geworden ist.