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Nr. 480+43. Jahrgang

2. Beilage des Vorwärts

Berliner Konsumgenossenschaft 1925/26.

Ausdehnung der Betriebe.

-

Steigende Umsätze trotz der Krise.

Vermögen.

Bilanz der KGB. 1925/26.

1925 4 922 500,-

448 301,-

1926 5 572 000,- 717 201,-

Dienstag, 12. Oktober 1926

( Silage) fönne man den Landwirt weitgehend von den Schwankun­gen des Wetters und ihrer Wirkung auf den Produktionsertrag unabhängig machen. Auch sonst sind, besonders bei der Biehhaltung, noch große Möglichkeiten für die Ausnutzung elettrischer Energie gegeben. Redner wies abschließend noch darauf hin, daß für den Austausch von Elektrizität zwischen den Ländern der Freihandel Sprachschwierigkeiten sich fünftig bei derart wichtigen Tagungen des Esperantos bedienen möchte.

Neue Fusion in der Kraftfahrzeugindustrie. Nedarjulm und Schebera vereinigt.

Wie wir bereits furz mitteilten, hat die Konsumgenossen-| die Entwicklung der Bilanz im Verhältnis zum Vorjahre; ihre gefordert worden sei und regte an, daß man zur Ueberwindung der 1chaft Berlin und Umgegend auch das letzte Geschäftsjahr hauptsächlichsten Posten ergaben das folgende Bild: mit gutem Erfolg beenden können. Da die Genossenschaften nicht um der Gewinnerzielung da sind wie der private Handel, läßt sich der Aufstieg der Bewegung am leichtesten an der Ausdehnung und dem Ausbau der vorhandenen Probuftions= und Verteilungsanlagen erkennen. Hier ist die auffallende Tatsache zu verzeichnen, daß die Konsumgenossenschaft Berlin in derselben Zeit, wo viele Tausend privater Handelsbetriebe unter den Wirkungen der entsetzlichen Wirtschaftskrise zusammenbrachen, nicht nur wachsende Umfäße erzielen fonnten, sondern auch ihre An­lagen zur dauernden Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit ver­mehren und verbessern fonnten.

Hierzu teilt der vorliegende Bericht mit:

" Wir haben in dem hinter uns liegenden Geschäftsjahr wiederum neue Abgabenstellen eröffnet, vorhandene verlegt, oder deren Einrichtung renoviert. Im August 1925 haben wir die Stamm­anteile der Neuköllner Großhandelsgesellschaft erworben, damit die 40 Lebensmittelverkaufsstellen und die Wurstfabrik dieser Gesellschaft in Besitz genommen und haben diese Geschäfte unter der alten Firma weitergeführt. Wir haben im Februar d. I. mit einem Neubau auf unserem Geschäftsgrundstüc in Lichtenberg begonnen und den bereits im vorigen Geschäftsjahr in Tempelhof begonnenen vollendet. Im April 1926 er warben wir das Rittergutstr. 27/30 gelegene, zum Teil bebaute Grund­stück der Firma Lubszynski, das im kommenden Geschäfts­jahr für unsere 3wede umgebaut wird. Im Innern des Betriebes wurden ebenfalls wesentliche Erweiterungen vorgenommen. In den Bäckereien in Lichtenberg und Tempelhof tamen Spezial­badöfen für Kleingebäck zur Aufstellung. Unser Fuhrpart wurde wesentlich vergrößert. Im Mai 1926 wurde ein Wanderauto in Betrieb genommen, damit unsere in den entlegenen Siedlungen wohnenden Mitglieder die Möglichkeit haben, bequemer als seither einfaufen zu fönnen. So haben wir, während ringsum um uns Einschränkungen und Erschütterungen des Einzelgeschäfts Blak griffen, unseren Betrieb erweitert und haben dank der genossenschaftlichen Treue, die unsere Mitglieder zum Ausdrud brachten, unseren Warenumfaß gegenüber dem Vorjahre wesentlich steigern tönnen.

Die hauptsächlichsten Umfahzahlen haben wir bereits mitgeteilt. In den eigentlichen Ge nossenschaftsbetrieben, den Lebensmittelabgabestellen, den Warenhäusern und Fleischabgabestellen erhöhte sich der Umsag Don 27,4 auf 29,9 millionen Mark; die Umsatzsteigerung betrug hier 9,39 Proz.

Wesentlich größer nimmt sich jedoch der Umsah aus, wenn man die beiden Tochtergesellschaften des Konsumvereins, die off­nung", Bekleidungsindustrie GmbH., und die Neuköllner Großhandelsgesellschaft" mit in Betracht zieht, in denen die Genossenschafter ihre Waren zu den gleichen Bedingungen wie in den genossenschaftlichen Abgabeftellen erhalten können. Einschließlich dieser beiden Tochtergesellschaften hatte die KGB. im letzten Jahre den stattlichen Umsag von 33 Millionen Mart.

Diefer verteilte sich auf rund 133 000 mitglieder. In dem Mitgliederbestand ist rein ziffernmäßig ein Rüdgang um 21 000 zu verzeichnen, der sachlich jedoch nicht so ins Gewicht fällt. Man hat nämlich die Liften von jener Sorte Genossenschafter gereinigt, die während des Krieges oder der Inflation die genoffen­schaftlichen Einrichtungen so vorteilhaft empfanden, daß sie die Mit­gliedschaft erwarben. Sagungsgemäß find während des letzten Geschäftsjahres nicht weniger als 30000 folcher mit­glieder gestrichen worden; der tatsächliche Rückgang im Mit­gliederbestand ist aber geringer, da 11000 Mitglieder neu aufge­

nommen wurden.

Unter den Produktionsbetrieben ist die Bäckerei von besonderer Wichtigkeit, da diese allein fast ein Viertel, genau 23,1 Proz. des Gesamtumfazes liefern. Hier ist die erfreuliche Fest­stellung zu machen, daß die Konsumvereine das Pfund Brot bei betannt guter Qualität mit 15 Bfg., also um 3 Pfg. billiger als die Konkurrenz abgeben fonnten. Die Bäckerei steigerte ihren Mehlverbrauch von 11,5 auf über 12,9 Millionen Kilogramm.

Etwas langfamer, aber immerhin aufsteigend war die Entwick­fung bei den genossenschaftlichen Warenhäusern. Dagegen tonnte die Hoffnung", Bekleidungsindustrie Gmbh. , die Tochter­gesellschaft der Konsumgenossenschaft, ihren Umsak annähernd um die Hälfte, genau um 44,3 Proz. auf über eine halbe Million Mart erhöhen.

Bei alledem zeigt die Gliederung der Umsäße, daß ein großer Teil der Mitglieder noch immer nicht genügenden Gebrauch von den genossenschaftlichen Einrichtungen macht. Es bleibt also noch viel Aufklärungs- und Organisationstätigteit zu leisten. Ueber den günstigen Erfolg der Sparkasse haben wir bereits berichtet, ebenso über die Berteilung des Reingewinns, der sich nach Abzug von 3- Proz. Rückvergütung an die Mitglieder auf 179 403 stellt. Davon erhalten erwerbslose Mitglieder als Unterſtügung 60 000 M.; das übrige tommt den Reserven zugute. Interessant ist

1. Grundstüde und Gebäude 2. Inventar u andere Einrichtungen 3. Bestände an Waren u. Materialien 4. Zinebar angelegte Gelder und Außenstände

5. Beteiligungen an genossenschaft. lichen Unternehmungen.

6. Kassenbestand

Schulden.

1. Geschäftsanteile der Mitglieder 2. Reserven.

3. Aufgenommene Gelder. 4. Betriebsschulden Erübrigung.

2 221 805,60 2485 808,56

780 659,46 18 386,45

2 942 131,41

5 826 778,37

1005 449,04

16 519,13

10 877 461,07 16 080 078,95

1925

718 594,12

1 197 852,59 7116 805,94

1 686 172,51 158 035,91

1926

1 042 849,13 1 359 853,05 11 323 250,63 2 174 722,81 179 403,38

10 877 461,07 16 080 078,95

Die Bilanzsumme hat sich demnach wesentlich erhöht, dabet ist troh einer Steigerung der Anleihefonten und der Materialvorräte das Gesamtbild wesentlich flüssiger geworden. Fast 6 Millionen Mark zinsbar angelegte Gelder und Außenstände stehen sofort greifbar zur Verfügung. Geschäftsanteile der Mitglieder und Reserven sind erhöht, obwohl nur ein verhältnismäßig fleiner Teil der Mitglieder seinen Anteil voll eingezahlt hat. Unter den Be= triebsschulden befinden sich die 923 682 M., die für die Rück­vergütung an die Mitglieder bereitgestellt wurden. Warenschulden betragen lediglich 1,2 Millionen Mart.

So ist die Konsumgenossenschaft Berlin gestärkt aus der schweren Krise des letzten Jahres hervorgegangen. Im Interesse der Verbraucherbewegung, der sie dient, wird man ihr weiter guten Erfolg wünschen. Dieser Erfolg wird ihr auch beschieden sein, wenn sie nicht nur ihre Werbe- und Aufklärungstätigkeit fortgesetzt, sondern getreu der im Geschäftsbetrieb wiederholt be­fundeten Auffassung weiter bemüht bleibt, für die Mitglieder das Beste zu leisten. Hierzu gehört, daß sie den überaus groß­zügigen Organisationsbestrebungen im privaten Warenhandel Gleichartiges in der genossenschaftlichen Warenverteilung gegenüberstellt. Das gute Ergebnis der beiden ersten Monate des neuen Geschäftsjahres läßt einen weiteren Aufstieg erhoffen.

Die Weltkraftkonferenz 1926.

Ueber die Bedeutung der Weltkrafttonferenz für Bolts- und Weltwirtschaft hielt Dipl.- Ing. zur Nedden im Rundfun? einen Vortrag. Die Konferenz, die von 700 Teilnehmern aus fünfzig ver­Genfer Bölkerbundstagung in Basel statt. Der Referent bezeichnete schiedenen Staaten beschickt war, fand etwa gleichzeitig mit der als Zweck dieser Konferenz die Klärung des großen Problems, wie die zivilisierte Menschheit am besten mit Licht, Kraft und Wärme zu versorgen ist. Dieses Problem reiche weit über technische Fragen hinaus. Die gegenwärtigen sozialen Spannungen, unter denen wir alle leiden, seien in hohem Maße dadurch bedingt, daß die hohen Transportkosten die Menschenmassen so eng an die Stätten industrieller Erzeugung binden. Gelänge es, den industriellen Menschen der Natur näherzubringen, so tönne man diese Spannungen mildern. Dazu aber ist die möglichst zweckmäßige Versorgung mit Licht, Kraft und Wärme über Grenzen und Länder, ja selbst mit Untermeeresleitungen die Voraussetzung. Es sei un­geheuer wichtig, bei einem Lande, das jährlich 5 Milliarden M. für feine Kraftgewinnung aufwende, wenn man nur den Preis einer Kilowattſtande um einen Pfennig fenten tönne. Es sei ferner un­geheuer wichtig, daß keine Fehler bei der Versorgung der Industrie und des Volkes mit Kraft gemacht würden.

Die Weltkraftkonferenz befaßte fich zunächst mit der Frage, ob der Energiegewinnung aus Wasser oder der aus Kohle der Vorzug zu geben sei und empfahl die Kombination dieser beiden Kraft gewinnungsmöglichkeiten. Ferner nahm die Elektrifizierung der Eisenbahnen in den Beratungen einen wesentlichen Raum ein. Besonders wichtig war das Problem der Elektrizität in der Landwirtschaft. Diese Frage ist für uns besonders bedeu­tungsvoll. Der Strom ist teuer aufs Land hinauszuschaffen, die eitungen werden im Jahre verhältnismäßig wenig benutzt, fosten aber Berzinsung und Tilgung, so daß dadurch der Strompreis her­aufgeschraubt wird. Und doch muß der Strom billig genug sein, um ihn voll für die Produktion mußbar machen zu können. Mit elektrisch betriebener Feldberegnung und Futterfrischhaltung

Eine Schachtel echter Perlen

Das Material ist verbürgt echt: edler Orientabak in fachkünstlerischer Mischung. Eine Kostbarkeit * wirklich eine Perle* trotz des niedrigen Verkaufspreises

Mallary Poule

erle

am

Obwohl die Automobilindustrie diejenige war, in der frühesten und lebendigsten die Konzentrations- und Trustfrage dis­futiert wurde, ist das Fortschreiten zur Konzentration bei ihr relativ gering, das Tempo der Konzentration relativ langsam. Dennoch wird die Produktion der einzelnen Zweige, Krafträd, Kraftlast- und Kraftpersonenwagen, zunehmend vereinigt werden müssen, wenn durch Billigkeit und überlegene Qualität der kleine Markt des Inlands erweitert und der Vorsprung ausländischer Großproduzenten eingeholt werden soll. Die Hemmungsmomente gegen die Konzentration wiegen offenbar schwer. Der Erziehungs "- 3cfchutz und die Schein fonjunktur von 1925 mußte durch die schwere Krise im Winter und Frühjahr 1926 auch im Bewußtsein der Produzenten erst auf ihren wirklichen Wert reduziert werden. Die überlegene Stellung des Käufers gegenüber dem Pro­duzenten zusammen mit der Krise mußte die Auswahl der Tüchtigen, die sich nicht von selbst vollziehen kann, erst fördern. Wie die Hemmungen überwunden werden und wie der Selektionsprozeß sich vollzog, zeigt die breite Spur der Konkurse, Sanierungen, Kapital­zusammenlegungen von Automobilfabriken, schließlich auch die Not­fusion von Daimler- Benz . Man wird die jetzt gemeldete Fusion der Neckarsulmer Fahrzeugwerke A.-G. und der Schebera A.-G. unter dem Gesichtspunkt betrachten müssen, daß der Reinigungs­und Ausscheidungsprozeß seinen Höhepunkt er­reicht hat und der rationelle Zusammenschluß starter und sich er­gänzender Werte beginnt.

Neckarsulm und Schebera sind Gesellschaften, die beide seit der Stabilisierung Dividenden verteilt haben. Neckarsulm in­folge der überlegenen Marktstärke seiner Produkte, Schebera nicht zuletzt vermöge seiner guten Verkaufsorganisation. Daß Schebera auch Karosserien baut, tommt der vom Kraftfahrrad sich stark auf ausdehnenden Personenkraftwagen NSU.- Firma

sehr zu paß., Neckarsulm baut gegenwärtig in Heilbronn ein neues großes Wert, deffen zukünftige Belegschaft aber wohl übertreibend in der Presse einmal mit 8000 Mann angegeben wurde. In der Zeit der stärksten Produktion beschäftigte Neckersulm allein etwa Tausend Mann. Heute liegt die Beschäftigtenzahl noch nicht unbeträchtlich tiefer.

Der Zusammenschluß entspringt dem Willen zur fostensparenden und die Konkurrenzfähigkeit steigernden Rationalisierung und Absatzsteigerung. Die Betriebe der beiden seit langem befreun­deten Gesellschaften ergänzen sich in jeder Hinsicht, so daß vom Rohmaterial der NSU. über den gemeinsamen Fahrzeugbau bis zur Absazorganisation der Schebera A.-G. der Ring geschlossen ist.

Der Vorgang bei der Verschmelzung ist so, daß Neckarsulm die Schebera A.-G. vollständig in sich aufnimmt. Das tommt auch in der finanziellen Seite der Verschmelzung zum Ausdruck: Neckarsulm nimmt die 4,02 Millionen Scheberaattien im Umtausch 4: 3 gegen Hergabe von NSU.- Attien auf und erhöht zu diesem 3wed sein eigenes 8- Millionen- Kapital auf 12% Millionen Mark. Den fusionierten Firmen wird also aus der Kapitalerhöhung noch neues Betriebskapital von mindestens Millionen übrig. bleiben. Es wird jedoch noch eine weitere Kapitalserhöhung für Neckarsulm gemeldet und zwar auf 28 Millionen Mart. Da im vorigen Jahre eine Viermillionenanleihe aufgenommen wurde, werden die erweiterten Neckarsulmer Fahrzeugwerke bald über ein Kapital von weit über 30 Millionen verfügen. Sie rüden damit in die Reihe der größten deutschen Kraftfahrzeug­

werfe ein.

Zu erwarten ist, nachdem Neckarsulm in Front gegangen ist, daß ähnliche Verschmelzungen starter Gesellschaften folgen werden. Ge fchieht das, so ist die Bahn zur späteren Bertruſtung frei. Bis dahin wird auch die Erziehung des traftfahrenden Pu­blikums weiter fortgeschritten sein als heute, wo die spielerischen Sonderwünsche der einzelnen Käufer noch ein starkes Hindernis für die rationelle Zusammenfassung und Durchgliederung der Produk­tion bilden.

Studiengesellschaft für Kohlenverwertung. Die Studiengesell­

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schaft für die geplante Gesellschaft für Kohlenverwertung ist mit einem tapital pen 162 900 m. gegründet worden, das zunächst von fünf Bechengesellschaften übernommen wurde. Wenn auch einige wenige Bechen noch Burbehalte gemacht haben, so darf doch ange­nommen werden, daß der Studiengesellschaft sämtliche Syndikatsmit glieder beitreten werden.

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