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Orkan über Meer und£and* Zahlreiche Todesopfer in der Nordsee  . Der Orkan vom Sonntag flaut erst allmählich ob: er hat schweren Schaden an der gesamten deutschen   und holländischen Nordseeküste angerichtet. Viele Menschenleben sind bereits vor- nichtct, ohne daß natürlich die gesamten Verluste zurzeit zu über- sehen sind. In letzter Stunde kommt aber auch aus Stettin   die Nachricht eines schweren Unwetters, während Berlin   nur in den frühen Morgenstunden schwere Sturmboen mit Regen zu verzeichnen hatte. Um(3 Uhr früh hatte das Barometer seit 24 Stunden seinen tiefsten Stand erreicht und steigt seit der Zeit wieder langsam. Wir lassen die wichtigsten Nachrichten folgen. Helgoland  , t2. Oktober. Der Nordweststurm hat hier große Zer- ltörungen angerichtet. Das Bollwerk auf dem Nordstrand ist teilweise zerstört und teilweise schwer beschädigt. Die Bade- kabinen auf dem Hafengelände wurden weggespült, die Landungs- brücke stark beschädigt. Am schlimmsten hat die Düne gelitten. Auf der Nordostseite ist ein großer Teil der Sandhügel weg- gerissen. Der frühere Kommandeurstab ist bloßgelegt. Der Dünenpavillon ist in Gefahr. Die aus der Düne wohnenden Arbeiter des Uferschutzes mußten ihre Behausungen verlassen. Auch ein großer Teil der Badekabinen der Düne ist zerstört, ein Teil der Landungsstege weggespült. Großer Schaden wurde ferner an der im Bau befindlichen Verlängerung der Schutzmauer an der Westseite der Insel angerichtet. Die Baugerätschaften und Maschinen sind weggespült und zerstört worden. Hamborg  , 12. Oktober. Weiter hier eingegangene Berichte lassen die schweren Schäden, die die Sturmflut angerichtet hat, immer mehr erkennen. In B ü s u m wurden zahlreiche Strandgüter an- gespült, so daß man Schisssunfälle befürchtet. Die Eider hat an zwei Stellen bei Tielenhemmen den Damm durchbrochen. Bei Pahlhude ist ein Knecht ertrunken. Auch ist sehr viel Vieh auf den Weiden umgekommen. Im Badeort St. Peter ist die große Brücke weggerissen worden. Der Sönke-Nissen-Kog mußte wegen der Sturmflutgefahr geräumt werden. Die dortigen Deiche haben zwar der Flut standgehalten, sind aber stark beschädigt worden, ebenso die Deiche des Cecilienkogs. Die Eiderftedter Sommcrkögc stehen unter Wasser. Auch hier ist viel Vieh ertrunken und fast der ganze Wildbestand vernichtet worden. Von den Schuppen und Schobern steht kaum ein einziger noch. Bei Nödenis stnd über IM Schafe ertrunken. In Brunsbüttelkog ist ein großer Kran der Bunkerkohlengesellschaft eingestürzt. Bei Leitum(Sylt  ) wurden zwei Anlegebrücken, die der Materialzufuhr für den Dammbau dienen, weggeschwemmt. Der holländische DreimasterN e p t u n u s"', der bei Cuxhaven   vor Anker lag, wurde abgetrieben. Heber sein Schicksal liegen Nachrichten noch nicht vor. Ferner ist vor Otterndorf  (tlnterelbe) der ausgehende griechische DampferOdysseus  " festgeraten und hat Anker und Kette verloren. Schlepper bemühen sich, ihn freizubekommen. Bremen  , 12. Oktober. Die Sturmflut in der Sonnabendnacht und am Sonntag hat auch in der Wesermündung und in Bremen   und Umgebung verschiedene Schäden angerichtet. Das Norderney  - feuerschiff brach seine Ankerketten und mußte binnen- laufen. Das MotorschiffFulda  " kollidierte«inlaufend leicht mit der hafeneinfahrtsmolc im/ Freihasen II, blieb aber unbeschädigt. Der neue DampferCo l u m b u s" wurde durch den Sturm von seiner Lieyestelle losgerissen, von Lloydschleppern aber wieder an seinen Platz gebracht. Der LloyddampserForck" verlor Anker und Kette. Der Bremer MotorseglerAdele Johanna" strandete bei Fredrickshafen, er konnte zwar unbeschädigt wieder abgeschleppt werden, doch kam der Kapitän dabei ums Leben. Der dänische. DampserPrinz Knut  " treibt aus der höhe von Amrum   und fordert Hilfe, ebenfalls der griechische DampferIsthmus": der sich auf der Höhe von Spiekeroog   in Seenot   befindet. Aus der Umgegend Bremens   werden einige Deichbrüche ge meldet, wodurch bei Ritterhude   größerer Schaden angerichtet wurde. Zahlreiches Vieh mußte in Booten gerettet werden. Stelkin, 12. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) heute vormittag kurz vor 10 Uhr fegte ein furchtbarer W i r b e l st u r m, ver- banden mit Regen und Hagel, über den Westen der Stadt und richtete großen Schaden an. Der Sturm deckte in der Falkenwaldcr Straße mehrere Dächer teilweise ab und riß 8 starke Bäume, die wie Streichhölzer in der Mitte durchbrachen, aus dem Boden. Von einem niederstürzenden starken Baumstam wurde eine Frau schwer verletzt, so daß sie sofort ins Krankenhaus übergeführt werden mußte. Der Wirbelsturm kam ganz plötzlich und mit unerhörter Gewalt. Gleichzeitig fluteten große Regenmassen mit Hagel herab, so daß die Leute die Flucht in die Häuser ergriffen. Ein Bier- kutscher wurde von seinem Wagen Herabgeschleu- d e r t und erlitt ziemlich erhebliche Verletzungen. Schwere Sturmschäden in Holland  . Der Sturm hat eine große Reihe von Opfern gefordert. Ein Heringsfänger mit 13 Mann an Bord ist wahrscheinlich schon Sonn- abend im Sturm mit Mann und Maus untergegangen. Einige der Leichen wurden bereits angespült, doch konnte man das Schifs trotz langen Suchens bisher nicht finden. Ein anderer Heringssänger Theodor" aus Vlaardingen   ist ebenfalls dem Sturm zum Opfer gefallen. Zwölf Mann der Besatzung kamen in den Wellen um. Der Fischer selbst und ein Schiffsjunge konnten sich mehrere Stunden schwimmend erhalten und wurden von dem deutschen   Dampfer Grimm" ausgenommen. Der Junge ist an der Erschöpfung ge- starben, während der Fischer schwer verwundet im Hospital Aus- nähme fand. Weiter wird gemeldet, daß der polnische Dampser Wisla  " bei Terschelling strandete. Zwei Mann der Besatzung wurden durch die Wellen über Bord geworfen und ertranken. Die übrigen konnten von einem Schlepper gerettet werden. Man fürch- tet, daß ein drittes Heringsboot von katwijk. das dieser Tag« zurück- kehren sollte, gleichfalls Im Sturm untergegangen ist. In ver- schiedenen Teilen des Landes, besonders aus dem Usergebiet der Maas   und Merwede, werden Ueberschwemmungcn gemeldet. Aus der Maas   hat gestern das 32S6 Tonnen große SchiffLarenberg" den SchlepperDäncmarken" im Dunkeln überrannt. Die vier Mann starke Besatzung des Schleppers ertrank. Die Leichen der Unglücklichen konnten bisher noch nicht gesunden werden. Außer den Schisssbrüchen haben sich noch eine ganze Anzahl weiterer Unfälle ereignet, bei denen jedoch in der Mehrzahl die Besatzungen der betroffenen Schiffe gerettet werden konnten. An der holländischen Küste zwischen Egmond und Petten   sind Trümmer des Fischkutters K. W. 103 angespült worden, so daß man auch über das Los dieses Schisses ernst besorgt ist. Der Sturm war hier so heftig, daß das Leuchtschiff Terschellinger Bank von seinem Ankerplatz losgerissen wurde. Nach großen Anstrengungen gelang es, das schwerbeschädigte Schiff in den Hasen von Nieuwe Diep einzuschleppen. In Den helder erreichte der Sturm eine Stärke von 32 Sekundenmetern, die höchste Ziffer, die jemals an diesem Platz verzeichnet worden ist. In Groningen   ereignete sich ein eiegenartiger und sasgen- schwerer Unglücksfall. Durch das heftige Sturmwetter wurden auf dem Heerenweg mehrere Bäume entwurzelt, von denen einer auf ein gerade vorübersahrendes Privatautomobil fiel: das Auto wurde schwer beschädigt. Von den fünf Insassen wurden zwei Damen und ein Herr schwer und zwei Herren leicht verletzt. Die rusiische parteikrise. Vor dem Ausschluß der Opposition? In verschiedenen Blättern waren Meldungen verbreitet, daß in Rußland   zwischen der Opposition und der Partei- Mehrheit unter Stalin   eine Verständigung vorbereitet werde. Trotzdem offizielle Meldungen der russischen Regierung dazu nicht vorliegen, möchten wir eine solche Ent- Wicklung für außerordentlich unwahrscheinlich halten. Die letzten Wochen und Tage haben im Gegenteil eine beut- liche Verschärfung der innerparteilichen Situation in der Kommunistischen Partei Rußlands   gebracht. Am 1. Oktober traten fast sämtliche Oppositionsführer zum ersten Male in einer Versammlung der kommunistischen   Zelle des Betriebes Aoiopribor in einer Diskussion auf, die sich bis in die Nachtstunden hinein ausdehnte. Dieses Vorgehen der Oppo- sitionsführer wirkte wie ein Fanal. Es wurde in spalten- langen Berichten in der Sowjetpresse darüber berichtet. Män- ner wie T r o tz k i und Si n o w j e w wurden dabei ungefähr in demselben Stile behandelt, wie dieRote F a h n e" sozialdemokratische Parteiführer behandelt, wenn sie über irgendeine Versammlung berichtet. Auf dies erste Austreten sind Dutzende von weiteren Versammlungen gefolgt. Sinow- jew ist in Leningrad   in der Kommunistischen Parteizelle der P u t i l o f f- Werke aufgetreten. Ueberall blieb die Oppo- sition nach den offiziellen Berichten, denen andere Jnforma- tionen nicht gegenüberstehen, in der Minderheit. Es geht aber aus den Meldungen derPrawda" hervor, daß augenblicklich in jeder Parteivsrsammlung die Opposition auftritt, daß sie dabei durch ihre Führer, aber auch durch mittlere und niedere Parteifunktionäre vertreten ist. Eine Einheitlichkeit in der Leitung der Opposition, an deren Spitze jetzt ganz offiziell Leo Trotzki   steht, ist unverkennbar. Zur Abwehr veröffentlicht diePrawda" spaltenlange Reso- lutionen zugunsten der Parteiführung, die mit und ohne Be- stellung aus ollen maßgebenden Organisationen reichlich ein- gehen. Für russisch-kommunistische Vorstellungen ist das Auf- treten der Opposition ein ungeheurer Skandal. Es ist ausgeschlossen, daß nach diesen Vorgängen die Oppositio- nellen noch weiter führende Stellungen bekleiden und Mit- glieder des Z en t r a lk om i t e es bleiben können. Auf den 11. Oktober war daher eine Sitzung der zentralen Kon- trollkommission einberufen, die das Verhalten der Oppositionellen unter dem Gesichtspunkt der Parteidisziplin nachprüfen soll. Es ist nicht einzuselM, wie die Kontroll­kommission anders entscheiden soll, als auf Verlust der Man- date zum Zentralkomitee. Dementsprechend wird auch die Parteikonferenz, die am 25. Oktober zusammentritt, entscheiden müssen. Die Opposition wird vielleicht noch nicht endgültig aus der Partei ausgeschlossen, sicher aber a n d e n Rand der Illegalität gedrängt werden. Von da bis zur polizeilichen Verfolgung ist der Schritt in Ruhland nicht mehr weit. Daß das Problem freilich durch das Ein- greifen der Tfcheka gelöst werden könnte, das mag zwar dem Berliner   Organ der russischen Regierung glaubhaft erscheinen, aber selbst Stalin wird trotz seines sprichwörtlichen Eigen- sinns solchen Optimismus kaum teilen. Der Kampf wird weitergehen die Diktatur bleibt nicht ewig. Zur Thoirp. Tie Vorarbeiten gehe» weiter. Paris  , 12. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Am Montagabend wurde amtlich erklärt, daß im Anschluß an die Besprechungen von Thoiry die Arbeiten der Sachverständigen sowohl auf französischer Seite wie auf deutscher   Seite weiter gegangen seien. Beide Regierungen arbeiteten vorläufig getrennt an der Aufstellung eines Gesamtplanes und an der Feststellung solcher Punkt«, die gegebenenfalls Gegenstand von Zugeständnissen von der einen oder anderen Seite werden könnten. Diese amtliche Erklärung der französischen   Regierung ist sicher zurückzuführen auf Meldungen, die davon sprachen, daß zwischen Poincarä und Briand   Unstimmigkeiten ausgetreten seien, die ferner wissen wollten, daß in den Verhandlungen zwischen Paris  und Berlin   kein weiterer Fortschritt zu verzeichnen sei. vor einer Kabinettskrise. Paris  . 12. Ottober.(MTB.) Die radikaleVolonte" meldet. daß der Pensionsminister Louis Marin aus dem Kabinett aus- treten werde, wenn die notwendigen Vorbehalte über die Sicher- heitsklauseln nicht bei der Ratifizierung des Schuldenab- kommens mit den Vereinigten Staaten   in den Text des Ab- kommen? eingefügt würden. Diele Stellung des Führers der stärksten rechtsstehenden Partei sei von großer Bedeutung. Das Blatt spricht auch davon, daß der frühere Kriegsminister M a g i n o t sich dem Standpunkt Marius angeschlossen habe. Poincare   denk« deshalb daran, die Ratifizierung des Abkommens sogar bis über den 1. Januar 1927 hinauszuschieben. �Ibbau See GrSonnanzen. Die Rheinlandkommission der Besntzungsmächte hat den zu­ständigen deutschen   Stellen einen Plan der Generalrevision der Ordonnanzen(Verordnungen) mitgeteilt. Bereits in jenem Reformprogramm, das im Anschluß von Locarno   aufgestellt worden war, ist die Milderung dieser Verordnungen vor- behalten. Nach dem Eintritt Deutschlands   in den Völkerbund hat nunmehr die Rheinlandkommission den erwähnten Plan übermittelt und der Reichskommissar für die besetzten Gebiete ist damit be- schäftigt, die Zustimmung der in Betracht kommenden deutschen  Stellen zu diesen Vorschlägen einzuholen. Die verhanülung über Hermersheim. Erst Mitte November. Paris  . 12. Oktober.  (Eigener Drahtbericht.) Nach einer Havas- Meldung aus Landau   in der Pfalz   soll die Gerichtsverhandlung wegen der Zwischenfälle von Germershelm gegen Mitte N o- v e m b er stattfinden. Die Vernehmungen der vom deutsck)«» Untersuchungsrichter zu benennenden Zeugen durch die französischen  Gerichtsbehörden sollen in den nächsten Tagen beginnen. In der gleichen Meldung wird behauptet, die deutschen   nationa- listischen Geheimoerbände hätten In den letzten Wochen der Anwesenheit des 311. Artillerieregiments in Germersheim   die Zwischenfälle gehäuft, um dann die bereits längst beschlossen« Ver- lcgung des Regimentes nach Verdun   als eine Strafversetzung hin- stellen zu können.Excelsior" stellt die Behauptung auf, die deutschen  Geheiniosrbände führten eine schwarze Liste französischer Offiziere und Zivilpersonen des besetzten Gebietes, auf der natürlich auch Leutnant Rouzier verzeichnet gewesen sei. Der ftäötifthe Nachtragsetat vertagt. Nach langen Beratungen am gestrigen und hcutigeiwVormittag ist der Städtische Haushaltsausschuß schließlich doch zu 1ein«r Ver- tagung des Berliner   Nachtragsctats gekommen. Man war sich zwar auf allen Seiten nach eingehender Beratung darüber im klaren, daß die Ausgaben des Nachtragsetats in voller Höhe ein- gesetzt werden müssen. Ueber das Kernstück der Vorlag« aber, näm- lich über die stärkere Heranziehung der Straßen- bahn zur Deckung der städtischen Ausgaben, konnte eine end- gültige Beschlußfassung noch nicht ermöglicht werden. In die De- batten spielte sehr peinlich der Gegensatz zwischen dem Oberbürger- mcister und dem Stadtkämmerer Dr. Karding hinein. Obcrbürger- meister Böß hält es offenbar für möglich, den Fehlbetrag aus Er- höhung der Steuereinnahmen zu decken, was aber eigentlich von allen Seiten abgelehnt wird. Trotzdem ist aber eine starke Stim- mung dafür vorhanden, die Neuregulierung des Straßenbahntarifs nur im Zug« einer Gesamtreform der Berliner   Ver- kehrsunternehmen vorzunehmen. Freilich ist das eine LS- sung, die sich nicht von heute auf morgen herbeiführen läßt. So kam man schließlich zur Vertagung des Nachtragsetats und beschloß nur, die Finanzierung der AEG.- Schnellbahn aus dem Anleihewege vorzunehmen. Dadurch sind die entsprechenden Beträge von jährlich 10 Millionen Mark, die bisher die Berliner  Straßenbahn beibringen sollte, zur anderweitigen Verwendung frei- geworden. Indirekt liegt also in dieser Entscheidung des Haushal- tungsausschusses bereits die Vorwegnahme der Entscheidung über einen wichtigen Teil des Nachtragsetats. Der Kämmerer wollte für das laufende Jahr allerdings 17 Millionen aus der Einnahme der Straßenbahn entnehmen. Man glaubt in der Stadtverordnetenver- sammlung, daß eine Beschränkung auf 10 Millionen Mark eine Tariferhöhung oennejdbar macht. Allerdings sind alle diese Fragen im Augenblick noch unentschieden. In der nächsten Woche soll der Haushaltsausschuß noch einmal zusammentreten. Hroßfeuer in Köpenick  . Eine Villa nahezu ausgebrannt. Ein Grohfeuer beschäftigte in der vergangenen Nacht die Feuerwehren von Köpenick  , Grünau   und Schmöckwitz   am Schiller. platz 2 zu Köpenick  . In einem größeren Landhaus am Schillerplatz 2, in der Nähe vom W e n d c n s ch l o ß, das im Par- terre fünf und im Hochgeschoß 4 Zimmer umfaßt, war kurz nach %2 Uhr in einer Dachkammer Feuer ausgebrochen. Auf den Alarm eilten die Wehren zur Hilfeleistung herbei, bis zu deren Eintreffen ober kostbare Zeit verging. Das Feuer fand an dem trockenen Ge- bälk reiche Nahrung und breitete sich mit großer Schnelligkeit aus. Die Fammen griffen auf die Wohnzimmer über, so daß die Wehren die ober« Haushälfte ganz in Flammen eingehüllt vorfanden. Es wurde sofort aus drei Rohren größten Kalibers Wasser gegeben. Trotzdem gelang es, weder den Dachstuhl noch das Obergeschoß zu retten. Alles wurde ein Raub der Flammen. Be- sonders ungünstig für die Löschaktion gestaltete sich der stark« Wind, der das Feuer immer wieder entfachte. Nach angestrengter mehr- stündiger Tätigkeit gelang es, das Feuer zu löschen. Der untere Teil des Hauses blieb vom Feuer verschont. Erst in den heutigen Vormittagsstunden, gegen 9 Uhr, wurden die Aufräumungsarbeiten beendet. Menschen sind gücklicherweise nicht zu Schaden gekommen. Ein nicht alltägliches Feuer kam heute morgen gegen S Uhr auf einem Schleppdampfer, der an der Charlottenburger Schleuse vor Ander lag, zum Ausbruch. Der Dampfer bildete in wenigen Minuten im Jnncnrauin ein Flammenmeer. Das Per- sonal konnte sich rechtzeitig in Sicherheit bringen. Dem herbei- gerufenen Moabitcr Löschzug 15 und dem Feuerlöschboot II, das im Westhafen stationiert ist, gelang es, den Brand nach längcrem Wassergeben zu löschen._ öurgerliche Zönkere!en. Die Verhandlungen über die Ergänzung des Berliner   Magistrats bringen manche Leute dazu, aus ihrem Herzen keine Mördergrube zu machen. So schreibt dieGermania  " heute bei einer Besprechung dieser Dinge über die Bundesbrüder von der demokratischen Fraktion wörtlich folgendes: Die Demokraten werden ein« Extratour tanzen. Der Führer der Demokraten Merten wartet schon lang« aus die Gelegenheit, sich selbst die Krone aussehen zu können. Nun ist aber kaum ein Mann den übrigen Parteien inr Rathaus« so wenig sympathisch als gerade er. da er seine Fraktion nur zu häusig auf Winkel- und Schachzüge verleitet hat, die von anderen durchfchaut, und deshalb fehlgingen. Die Gefahr ist vorhanden, daß sich dieses oft geschaut« Schauspiel schon in Bälde wiederholt, wenn Herr Merten den Plan der Teilring der obersten Schulratsstell« auf- recht erhält und sich dabei zu sehr in den Vordergrund schiebt. Was den Nachfolger Kardings betrifft, so ist nach wie vor Dr. Lange, der Sieuerdirektor, der Favorit. Da auch«r Demo- krat ist, erhält die Partei ohnedies im Magistrat «inen ziemlich bedeutenden Macht Zuwachs. Schließlich ist auch noch der Vaurat H« i l i ge n t h a e l, der für den Posten des Oberbaurates in Frage kommt, ebenfalls Demokrat. Häher als das P a rt«! i n t« r« ffe liegt aber die Berufseignung der Bewerber. Es wäre erfreulich, wenn die Frage der beruf- lichen Qualitäten der Bewerber endlich einmal in den Vordergrund geschoben würde!" Wie wäre es, wenn die bürgerlichen Mittclparteien sich ent- schließen tönntep, sich etwas weniger lächerlich zu machen, als es durch dieses Gezänk geschieht? Verlängerung der Polizeistunde? Ein Berliner   Mittagsblatt bringt die Nachricht von einer Per- längcrung der Polizeistunde, die von der nächsten Woche ab in Kraft treten soll. Es wird weiter gesagt, daß diese Neuregelung wichtige Erweiterungen mit sich bringen, und daß dadurch die Ans- dehnung des"Fahrplanes für die öffentlichen Verkehrsmittel nötig sei. Wie wir jedoch von zuständiger Stelle erfahren, ist bisher ein Termin für die Verlängerung der Polizeistunde weder in Aussicht genommen, noch segesetzt. Den Anlaß zu der Notiz dürfte lediglich eine Erklärung des Ministers des Innern, Genossen Grzesinski   gegeben haben, der seinerzeit als Polizeipräsident gesagt hatte, daß er sür eine Erweiterung der H? herigen I-Uhr-Polizeistunde eintrete. Zugzusammenstoß in Bremen  . Bremen  , 12. Oktober.  (Eigener Drahtbericht,) Am Montag nachmittag kam es in Bremen   auf einem nahe bei der Stadt ge- legenen Bahndamm zu einem Zugzusammenstoß Der mit einer Viertelstunde Verspätung in Bremen   eintreffende Personenzug von Wilhelmshaven   fuhr mit gewaltigem Krach aus einen Arbeitszng auf, wobei die Lokomotive des Personenzuges aus den Schienen sprang und teilweise zertrümmert wurde. Auch der Gepäckwagen und ein Personenwagen entgleisten und wurden erheblich beschädigt, während zwei Wagen des Arbeitszuges glciä?- falls aus den Schienen sprangen und zertrümmert wurden. Wie durch ein Wunder kamen die meisten Fahrgäste de* Personenzuges mit dem Schrecken davon.