frettag 15. Oktober IY24
Unterhaltung unö AAissen
Seilage öes vorwärts
Der Einbruch. von Paul Zlg. (Schluß.) „Wo Hab ich denn meinen Revolver? Hat denn keiner eine Waffe bei sich? Wir müssen ihm doch entgegenl Wir müssen, es Hilst nichts, wir müssen!" rief er außer sich, indem er mit der Rechten Haar und Bart mißhandelte. Der Major fuhr noch einmal hastig und gedankenlos in beide Westentaschen, aber ich merkte ihck an. daß er im Ernst auch nicht daran dachte, seine kriegerischen Lorbeeren zu vermehren. „Bitte, du hast den Vortritt! Ich verspüre nicht die geringste Lust, mein Leben für nichts und wieder nichts, für«in« blau » Bohne einzusetzen!" entgegnet« ich schnöd, worauf sich mein Freund end- lich ermannte,«in« volle Weinflasche ergriff und tapser g«gen die Treppe vordrang. Der Major und ich stellten die Nachhut, aber frei- lich schlug uns das Herz weniger vor Begeisterung, als au» Furcht vor der gefährlichen Schwenkung um die Ecke. Es ging gut. wir stiegen hinauf, hinunter, stöberten olle Ecken aus. beruhigten dt« verstörten Nachtwandler und stellten schließlich mit ziemliche: Eicher- heit fest, daß der Halunke sich inzwischen durchs Badezimmer auf den Hol hinabgeschwungen habe. Aber das dicke Ends kam nach. Er hatte nämlich den Inhalt der Kasse, das ganze Wirtschaftsgeld mitlaufen lasten. Die Polizei erschien und protokollierte, die herbeigerufene Wirtin rang jammernd die Hände, im Flur versammelten sich die Pensionäre in mehr oder minder anziehender Notstondokleidung und in fünf Minuten waren alle einig, daß der Dieb unmöglich hätte entwischen können, wenn»die drei Herren" gleich nach dem Ruf„Diebe" aus dem Plan erschienen wären. Ich weiß nicht, wer die Parole ausgab, aber plötzlich war sie in jedem Mund:„Drei Männer!" Ob sich wohl jemand vorstellen kann, welche Abgründe von Spott und Verachtung sich im Ton der beiden Wörtchen vor uns auftaten! Stern taler stand immer noch mit der Flasche„Liebfrauenmilch " in der Hand auf der Kontorschwelle und gab sich, etwas bleich, etwas kleinmütig, alle erdenkliche Mühe, unsere Zurückhaltung durch den Nachweis zu rechtfertigen, daß überraschte, verfolgte Einbrecher den Rückzug meisten» mit tödlichen Massen erzwingen. „Nun ja, wo» hätten Sie davon, wenn einer von uns ange- schosten oder mit einem Stich im Leibe auf der Trepp« läge? Das wäre doch keine Genugtuung, man wirst doch sein Leben nicht vor die Hunde! Sie müssen doch wohl zugeben, daß eine vernünftige Uebcrlegung mehr wert ist. als ein blindes Draufgängertum!" Er sucht« in jedem Gesicht, wie billig ein Zeichen von Zu- stimmung, stieß fast überall auf dl« gleich« Grimasse von Staunen und Mitleid. Sein« Stirn« war feucht vor verhaltenem Zorn. „Wenn da» so ist, will ich mir morgen gleich einen Revolver anschaffen!" bemerkte Fräulein Elfreich, auf die mein Freund ohe- dem«in sehr zärtliches Auge zu werfen pflegte. Das war so gut wie ein blauer Brief. „Ja, ja, leben bleiben und auch sterben für das Vaterland ist süß!" zitierte der schadenfrohe Schriftgelehrte. O, ich ätte schon mit die and, ohne Pistol , gefangen, presto, presto, una, du«, tre!" beteuerte ein junger Herr aus Kalabrien in Boxerpos«, wofür er einen gläubigen, schmelzenden Blick der Brasilianerin erntet«, die immer ein wenig aussah, wie au» dem Mehlsack gezogen und da» ganze Hau« erfüllte mit tropischen Wohl- gerüchen. „Also müßte jetzt Ihre Grobschrift lauten: Hier siegt«in dummer Esel!" entgegnete Sterntaler verächtlich. Mit seiner Fassung war e» Matthäi am letzten, er entwickelt« großartig« Theorien über Not- wehr, führt» krasse Beispiel« an. rang zwischendurch krampfhaft nach Humor und macht«, wie gesagt, auf der ganze» Linie Fiasko. Ich hatte es bester. Infolge meiner nüchternen Anschauungen war Ich schon lange als sittlich minderwertig gekennzeichnet. Von mir hatte keine der Damen„etwas anderes" erwartet. Und der Major war gewistermaßen durch seine ehrwürdigen weißen Haar«, sowie durch seine Gichtbein« entschuldigt. Darum sahen die Holden, wenn sie dl« Hände zusammenschlugen und kopfschüttelnd„drei Männerl" riefen, immer nur meinen armen, romantischen Freund mit dem Gambrinusbart und der Cheruskerbrust an. Endlich lies «r wütend hinaus und zerschmetterte die unschuldig« Flasche an der Gartenmauer. Aber trogisch wurd« dl« Geschicht « erst am folgenden lag. Ein gedämpfte» Hohnlächeln zuckte in allen Mundwinkeln, als Sterntoler aufrecht wie je im Eßfaal erschien. Er hätte wohl besser getan,«in» kleine Reise zu machen. Von nah betrachtet, sah«r gereizt, übernächtigt, entwürdigt au». Wie auf den Mund ge- schlagen, würgte»r Speis« und Trank verbittert hinunter und errötete recht wie ein Schuljung, bei der schalkhaft«» Frag- seiner Nachbarin, ob er in letzter Nacht gut geschlafen habe. Alles prustete und scharrte mit den Füßen. „Ja, das sind mir Kerle!" meint» Herr Iselin kichernd. Halb sarkastilch. halb zerknirscht gab mein Freund zu verstehen: „Bitte, meine Herrschaften, tun Si, sich nur ja keinen Zwang an! Lachen Sie nach Herzenslust! Ich seh« ja selbst ein. daß ich in Ihren Augen ein« lächerlich« Figur bin! Aber ebenso komisch verzeihen Sie, sind mir Ihr« Begriff« von Tapferkeit. Do» reinst» Theater!" „In welchem Du 61» heut« als erster Held aufgetreten bist!" konnte Ich mich zu lachen nicht enthalten. Selbst dl« beraubte Wirtin behandelt« ihn mit fühlbarer Herablassung: sie ging einher mit einer oerklärten Leiden»mien», die etwa besagen wollt«:„Daru». Vorus, gib mir meine Dublonen wieder!" Die Aufwärterinnen blickten zu Boden, wenn sie an ihm vorbeikamen, besonders jene. d>» ihn durch ihren unfreiwilligen Zusammenstoß mit dem Ein- brecher tief beschämt zu haben glaubt«. Und wenn er jetzt vor aller Augen vier Mamiluken«rwürgt hätte, die Rolle«ine» echten Ritter» ohne Furcht und ohn« Tadel tonnt» er nicht mehr spielen. Sein Nimbus war erloschen. Von da an sühlt» er keinen Drang mehr, in schwellenden Metaphern zu sprechen, seine mächtige Stimme erschallen zu lassen. Ich glaub«. beim ersten hohen Ton hätte ihn die kalte Dusche«Ines allgemeinen HohngelSchters getroffen. Er gewöhnte sich ein nachdenkliches Schwelgen an und fein» unumgänglich« Rede war nach dem Bibel- lpruch:„Ja. ja. nein, nein!" Auch seine Haltung kam mir seither nicht mehr so unerbittlich kriegerisch vor. Ei war irgendein Bruch entstanden, der den Menschen Sterntaler auf seine natürliche Größe zurückführt«. Im gleichen Maße sedoch, als er bei den Frauen in Ungnade fiel, gewann er meine Sympathie. Heute ist er gleich mir ein gesunder Ironiker, sehr mißtrauisch gegen jeden Heroen- tultu», allen großen Worten grimmig seind— kurz, ein eifrige» Mitglied d«s Verein» zur Verbreitung schlichter Sitten.
Zum Tode Paul Kammerers. Von Willi Ley. Die Wissenschaft hat einen schweren Verlust erlitten. Der Wiener Biologe Professor Dr. Paul Kammerer ist nicht mehr.--- Die Presse brachte nur kurze Notizen über seinen Tod, so daß man in der Öosfentlichkeit schnell zur Tagesordnung überging. Und doch ist hier«in Mann gestorben, der es verdient, daß auch dl« breiteste Masse«lne halbe Stunde stillen Gedenkens für ihn erübrigt. Der Darwinismus(ich gebrauche das Wort für die gesainte Em- Wicklungslehre) hat durch ihn«ine wesentliche Förderung erhalten. Darwin hatte gelehrt, wie durch Variieren der Arten(Schwankungen individueller Art, die z. B. einen braunen Frosch einmal grün werden ließen) neue Arten entstehen könnten, wenn der Daseinskampf diele Schwankung begünstigte. Lamarck hatte seinerzeit mehr an eine Art „Uebung" gedacht, die sich vererben sollte. Hier kam Weismann als wahrer Jupiter tonans dazwischen. Erworbene Eigenschaften.
Zum Zoll Zrieöers.
Auch die deutsche Vastille wird elne» Tages über- wunden werden...l
(also solche Uebungsanpassungen wie bei Lamarck und auch ein Teil der Darwinschen Variationen) sollten sich überhaupt nicht vererben tönnenl Weismonn selbst verlegte darum die ureigentlich« Entwick» lung zum Höheren schon in das Keimplasma. Jeder kennt die Geschichte von der crworlnrnen Verletzung, der«» Narb» sich aus die Nachkommen vererbte. Weismann bestritt alle» derartige vollkommen. Er«ntichwänzt« Tausend« von jKäusen in longer Generationsfolg«, ohne schwanzlos« Jungtier« zu erholten. Er wie» auch darauf hin, daß trotz jahrtausendealten Brauchs die Semiten Immer wieder ihren männlichen Nachwuchs beschneiden müssen, daß, um ein allereinfachstee Beispiel zu bringen, jede» Kind erst Sprechen, Lesen und Schreiben lernen muß. Man trat ihm mit bestimmten künstlichen Aendenmgen an Insekten entgegen. Der „braune Bärenschmetterling" bekommt z. B. durch Kälteeinwirkung im Puppenzustand anders gsMÜlertc Hjnterslllgcl. Das vererbte sich. auch wenn die Jungen nicht«Hfcühlt wurden. Doch konnte Weis- mann sowohl hier, als auch l«..?inem ganz ähnlichen Fall(Versär» bung de» Koloradokäfer») einen theoretischen Gegenbeweis konstru- leren.- Hier setzte Kammerer» Arbeit«in. Und es gelang ihm wirklich, einige unzweifelhaste Fälle von Vererbung erworbener Eigensckas- ten zu erweisen. Zuerst erperimentierto er mit den blinden Höhlen- molchen der Adclsberger Grotte, den Olmen. Solch Olm ist in der Dunkelheit seiner Höhle weißlich fleischfarben, im Licht wird er blau. schwarz. Diese dunkle Farbe vererbte sich auch im Dunkeln. Außer- dem gelang e». dem sonst blinden Tier, dessen Auge» vollkommen verkümmert sind, wieder sehende Augen anzuzüchten, die sich eben- fall« vererbten. Der zweit« Erfolg wurde mit Feuersalamandern erzielt. Die Tiere baben In der Natur die bekannte Schwarz-Gelb- Färbung. Durch Halten auf gelber Lehm- oder schwarzer Garten» erde(dabei spielte die Feuchtigkeit des Bodens eine groß« Rolle) wurde«in allmähliches Ueberwiegen der einen oder anderen Farbe erzielt. Auch das vererbbarl Weitere höchst geistvoll« Experiment« betrasen die Fortpflan- zungssttten der Geburtshelferkröten. Andere machten Naturzüchtun- gen Im Laboratorium nach Auf den dalmatinischen und istrischen Inseln sind vielerlei verschiedene Eidechsenarlen im Entstehen, die Kammerer durch sinnreiche und höchstdurchdacht« Zuchtexperiment« sowohl wieder in die Festlandstammform zurückwandeln al» auch au» Ihr hervorrufen konnte.---- Die Lererbuna erworbener Eigenschaften war also nachgewiesen. Der Streit der Weisen im Darwinismus mag sein« Experimente sinngemäß in die Entwicklungslehre einorbnen. Kammerer selbst ist nun eingegangen in den dunklen Abschluß der Dinge. Auf eine Welse, ebenso geheimnisvoll und letzten Endes ebenio einfach wie sein« Versuch«. Er hotte ein« Berufung als Professor der Verer- bungslehre nach Moskau erhalten, die er annahm, und am 1. Ok» tober hätte antreten müssen. Kurz vor seinem Tod« äußert« er zu Bekannten, daß es nicht leicht fein werde, Wien nicht zu sehen. Und am L4. September erschoß sich der erst äS sährige auf dem Schneeberg ,— weil er sein Wien nicht verlassen konnte.—
-| Kinöerftrafen bei öen Naturvölkern» Wie man von dem Verbrauch der Seife einen Schluß zu ziehen vermag auf den Kulturgrad eines Volkes, so läßt auch, namentlich bei den Naturvölkern, die Art, wie die Kinder gestraft werden, einen Schluß aus den sittlichen und geistigen Gehast der Ellern zu. Fast bei allen Naturvölkern ist eine zärtliche Hinneigung der Eltern zu ihren Kindern wahrnehmbar. Diese Liebe tritt aber in der Regel so überschwenglich aus, daß von ernsteren Strafen, überhaupt von erziehlichen Einwirkungen kaum die Red: ist. Die natürliche Felge davon ist, daß die allzu nachsichtigen Eitern nicht die mindeste Gewalt über die Jugend haben. � Bei den australischen Naturvölkern wetteifern Vater und Mutter gleichsam in der Betätigung ihrer Liebe zu den Kindern und sehen selbst bei groben Vergehen von einer Bestrafung völlig ab. Für
alle llebellaten oder Beschädigungen an fremdem Eigentum, die jugendlicher Uebermut sich zuschulden kommen läßt, hastet der Vater, lind der schuldige Sprößling erhäll kaum eine Zurechtweisung. Ebenso kommt es bei den Kindern der Eskimos kaum jemals zu einer körperlichen Züchtigung. Eines einzigen Strafmiitcls bedienen sich die Ellern . das zuin mindesten originell ist. Di- schreienden Rangen, des Gehens kaum kundig und nackt wie die Frösche, werden von ihren Müttern so lange auf den Schnee gefegt, bis sie das Schreien einstellen. Ein Polarreisender beobachtete dieses drastische Verfahren wiederholt, als die Temperatur 30 Grad unter dem Gs- frlerpuntt stand. Auch die Urbewohner der Aleuteninseln haben ein warmes Herz für ihre Kinder, für die sie eine rührende Aufopferung an den Tag legen und die sie mit ausgesuchter Zärtlichkeit behandeln. Nor- denskiöld berichtet, daß er die freundlichen Eltern niemals«in böses Wort gegen sie ausstoßen hörte. Wahrhaft rührend ist die An- hänglichkeit, die die Rothäute Nordamerikas gegen ihren Nachwuchs betätigen. Nur bei sehr schweren Verfehlungen erhalten die Kinder eine körperliche Züchtigung Für die gewöhnlichen Unarten ist höchstens die Erteilung eines mündlichen Verweises oder das Bc- gießen mit kaltem Wasser bekannt. Harte Schläge gellen bei den meisten Jndianerstämmen als Barbarei und wo sie zur Anwendung gelangen, werden nur d!« gering geschätzten Mädchen damit bedacht, denn die mannigfachen Roheiten und Unarten der Knaben werden als erfreuliche Aeußerungen ihrer Kraft und Unternehmungslust be- grüßt. Die Sprößlinge der Kreeks werden bei groben Vergehen durch Nadelstiche ins Bein bestraft. Im allgemeinen aber wird ihnen nur das Gesicht geschwärzt oder eine kurz« Fastenzeit auferlegt. Auch die Naturvölker in Asrika wenden nur selten die körperliche Züchtigung als Straf- und Zuchtmlltel an. Ausgenommen die Sene- gambier, die ihren ungezogenen Kindern zuweilen fühlbare Schläge verabfolgen und selbst bei den schon erwachsenen Sühnen Prügel zur Anwendung bringen, ohne auf den geringsten Widerstand zu stoßen. Die Eweneger der westafritanischen Küste strafen ihre Kinder da- durch, daß sie ihnen die haarsträubendsten Spukgeschichten erzählen. Zuweilen lasse» sie ihnen auch eine Einreibung der Augen mit beißendem Pfeffer zuteil werden oder sie setzen sie in einen mit roten Ameisen gefüllten Korb. K. E. K. Tiere untereinanöer. Von Erna Büsing. Menschen untereinander, das ist so ein Kapitel für sich. Es fordert zu Hohn und Spott, zu Grimm und Wut, zu Belustiaungen und tiefsinnigen Betrachtungen heraus. Letztere wiederum klingen sehr oft In den Stoßseufzer aus:„Ach.die Tiere sind doch bessere Lebewesen." Man ist dann sogar geneigt, ihnen alle die löblichen Eigenschaften anzudichten, die man bei den Menschen schmerzlich ver- mißt. Das Ist natürlich grundfalsch. Erstens bringt es die Weltord- nung mit sich, daß die Fleischfresser andere Tiere ausfressen, zweiten» bringt die Liebeszell sehr oft unter Artgenossen Kämpfe bis aus den Tod, dritten» läßt noch sonst bei seder passenden und unpassenden Gelegenheit das Verhältnis der Tiere untereinander wiederholt viel zu wüisschen übrig. So schreibt z. B- Professor Heck in seinem Buch„Lebende Tiere" von der Säbelantilope, die sich In der Gefangenschaft gut fortpflanzt, wörtlich:„Der Pfleger hat nur mit der Bösartigkeit des Bockes zu kämpfen, der die Kuh ost derart jagt und dabei so gefährlich mit den langen Hörnern kreuz und quer durch die Lust suchteit, daß dem, der die Verantwortung fühlt für das, was passieren kann, die
bi» auf kurze Stumpen abgerieben hat.' Vielen Beobachtern, die dem Landleben nicht ganz entwöhnt sind. Ist die Streitsucht der Gänse belaynt. In den zoologischen Gärten bereiten namentlich Nil » und Hllhnergans den Pflegern viele Unannehmlichkeiten. Diese müssen streiten und wollen herrschen. Ohne Zank Ist ihnen offenbar nicht wohl zumute. Auch Ist der Typhonreiher ein zankwütiger Geselle. In zoologischen Gärten muß man ihn allein hatten. Allein lebt er aber auch in Indien , auf den Eundainseln und in Australien , denn er ist unerträglicher Natur. Dasselbe gilt von dem Maulwurf. Stößt dieses kleine, außer- ordentlich gefräßige Raubtier, das an cinem Tage mehr frißt, als es wiegt, auf einen Artgenossen, setzt im Augenblick ein Kampf auf Leben und Tod ein. Beim Maulwurfmann findet selbst das Weibchen keine Gnade, es kann nur zur Liebeszeit auf Schonung rechnen. Ebenso sind Dachse sehr unerträglich und Hamster desgleichen. Der Dachs heißt ja auch In der deutschen Tiersage der Grimmbart. Elefanten, an und für sich gutmütig« Herdentiere, fügen sich, wenn sie einander nicht leiden können, jedenfalls bewußt Schaden zu. So hat einmal aus einer Gruppe dressierter Elefanten ein Elefant feinen Kollegen derart vom Podium gestoßen, daß das be- troffene Tier Zeit feine» Leben« zum Krüppel wurde. Unbeabsichtigt kann dieser Dorsall kaum vor sich gegangen sein, denn die Elesaitten sind bewundernswert geschickt. In Europa sagt man allerdings von einem lliigeschickttm Menschen, er benimmt sich wie ein Eiesant in einem Porzellanladen, jedoch ist diese Redensart weitab von allen Elefanten entstanden. Zahme, zur Arbeit gebrauchte Elefanten legen fast jede» Tag Proben ungeheurer Geschicklichkeit ab. Anders ist es mit wilden Elefanten, die Reisfelder nicoerstampfsn und müh- sam errichtet» Geniüsekulturcn usw. dem Erdboden gleichmachen können. Eins ist aber gewiß: der Elefant hat ein gutes Gedächtnis, und wenn jemand, ob Tier oder Mensch, ihm etwas Böses zugefügt hat. nimmt er, weil er sehr nachtrageno ist, bei passender Gelegenheit seine Rache. Ferner können Tiere gleicher Art, ohne daß sie es besonders beabsichtigen, sich großen Schaden zufügen. So spielten einmal dressierte Eisbären in einem Käfigwagen miteinander. Sie beleckten sich, neckten sich, und auf einmal reißt der große Eisbär dem tleinen Kollegen die Zunge beinahme bis zum Schlund heraus. Da sofort sachverständige Hilfe zur Stelle war, wurde der kleine Kerl gleich in Behandlung genommen. Er kam mit dem Lebe» davon, er macht jetzt beim Fressen eigenartige Kau- und Schluckbewegungen, doch ist sein Appetit kein schlechter. Der große Bär ist nach seiner Tat, soweit man Bären, die ihre Maske bekanntlich nie ändern, beurieiien kann, offenbar erstaunt gewesen. Irgendein Zeichen von Bösartig- kell konnte man bei ihm nicht entdecken. Wie unleidlich oft Hunde untereinander sind, ist allgeniein bekannt. Mitunter brauchen sich ja nur zwei Hund« auf der Strafe zu begegnen, und ohne Anlaß ist dl« schönste Beiherci im Gange. Bei Katzen kann man genau die gleichen Beobachtungen machen. Gar zu gern wird der Ärtaenosso al« Ängrisssobjelt mal ordentlich vorgenommen. Selbst die Großkatzen, wie Tiger und Löwen, beißen sich in der Gefangenschaft gern. Es ist bereit» mehr als einmal vorgekommen, daß namentlich auf Reisen, weil dann die Tiere weniger scharf beobachtet werden können, Löwen oder Tiger von ihren Käfiggenossen totgebissen wurden Ja. die Getöteten sind sogar von ihren Blutsverwandten angefressen worden. Und mancher Dompteur darf, selbst wenn seine jüngere» Tiger schon Kunst- stückchen machen können, diese Tiere nicht mit in die Vorstellung nehmen, weil die größeren Tiger den Nachwuchs einfach zuschandc» machen würden. Derartige Aufzählungen könnte man nach Belieben sortsetzen, denn e» fällt nicht schwer, die Beweise zu erbringen, daß Tiere untereinander sich ost nicht so benehmen, wie es sich nach mensch- licher Vorstellung eigentlich gehört.