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Halbjahresbilanz der Reichseinnahmen.

Der Einzelrichter.

Reine Kleinigkeit, in Moabit   Einzelrichter zu sein. Er muß alles für die Verhandlung vorbereiten, während der Beweisauf

"

! Ministeriums des Innern, des Polizeipräsidiums und allen denen, Die Steuererträge April- September 1926. die in irgendeiner Form zum Gelingen der Beranstaltung beigetragen hatten, gab. Bis in die Morgenstunden hinein war die große Schar Nach dem Ausweis des Reichsfinanzministeriums über die Ein­der Festteilnehmer in bester Laune beisammen. Unter den An­nahmen des Reichs an Steuern, Zöllen und Abgaben im Septem- nahme viele Notizen machen, ein Urteil treffen und dieses Erkennt- wesenden sah man u. a. den preußischen Minister des Innern, Ge ber sind in diesem Monat insgesamt 545 Millionen Mark ein- nis ausarbeiten. Aber oft ist wohl das, was dem Urteilsfpruch präsidenten Genossen 3örgiebel, den Bizepräsidenten Dr. nossen Grzesin sti, Staatssekretär Dr. Abegg, den Polizei­gegangen. Das sind rund 100 Millionen weniger als im Bormonat, vorangeht, das Schwierigste. Diese Beratungen mit sich selbst, denn Friedensburg, den Kommandeur der Berliner   Schußpolizei aber rund 100 Millionen mehr als im Juni, der hinsichtlich der Bah- es sind ja teine Beisiger da. Meist geschieht eine solche Beratung" Polizeioberst Haupt, dessen Vertreter, Oberst Heimannsberg. lungstermine etwa die gleiche Stellung einnimmt. Auf der Seite gleich im Sigungszimmer, ab und zu geht aber der arme einzelne der Besitzbelastung brachte die veranlagte Einkommen Mann in das Beratungszimmer hinein. Auch jetzt, als der Buch­Steuer 63 Millionen Mart gegen 122 Millionen Mark im Bor halter B. zu den Geladenen" gehörte. monat, die Körperschaftssteuer 21 Millionen gegen 57 Mil­lionen, die Vermögenssteuer 15 Millionen gegen 57 Millio­nen. Von den Massensteuern hielt sich der Ertrag der Lohn steuer mit 93 Millionen und der der Umsatzsteuer mit 60 Millionen etwa auf derselben Höhe wie im August. Eine starte 3unahme weisen dagegen die 3ölle mit 70 millionen, die Labatsteuer mit 68 Millionen und die 3u dersteuer mit 32 Millionen monatlichem Aufkommen auf; die entsprechenden Er­träge im August beliefen sich auf 65 Millionen, 53 Millionen und

28 Millionen.

Mit dem Monat September ist aber zugleich das zweite 3ah lungsquartal und das erste Halbjahr des Rechnungsjahres 1926 ab­geschlossen. Damit wird ein

Ueberblid über die Entwicklung der Reichseinnahmen innerhalb dieser Zeiträume möglich. Die wichtigsten Daten diefer Entwicklung ergeben sich aus der nachstehenden Uebersicht: Aufkommen in Millionen Reichsmart 1. Halb- Boranschl.+ Ueberschuß jahr f. 6 Mon.- Fehlbetrag

1. Biertel 2. Biertel jahr jahr

Gesamtaufkommen. 1455

Massenbelastung..

davon Lohnsteuer

Umiagsteuer.

Zölle u. Ver

Brauchsst.

1905

3360

3233

1029

1207

2236

2229

251

279

530

600

220

202

422

487

-

482

642

1124

980

Bejizbelastung..

426

689

1124 1020

davon Einkommenst.

179

328

507

400

Körperich  . St.

54

144

198

125

Vermögensst. 36

80

Erbschaftsst..

6

6

116 12

200

30

+127

7

70

65

+144

+11++++

+120

107

78

84

18

Stellt man auf Grund dieser Uebersicht zunächst die Ergebnifie der beiden Bierteljahre einander gegenüber, so zeigt sich, daß inzwischen ein völliger Umschwung in der Entwicklung der Reichssteuererträge eingetreten ist. Während das erste Bierteljahr gegenüber den Voranschlägen mit einem Fehlbetrag von 161 Millio­nen abgeschlossen hatte, ergibt sich im zweiten Vierteljahr ein lieber­Schuß von 289 Millionen. Diese Entwicklung ist fast ausschließlich auf das starte Anschwellen der Einnahmen aus der Cinfommen und der Körperschaftssteuer sowie aus den Zöllen zurückzuführer, Die insgesamt im zweiten Bierteljahr über 400 Millionen Mark mehr gebracht haben, als bei sayematischer Biertelung des Voranschlags zu erwarten war. Allerdings kommen diese Mehreinnahmen bei der Einkommen- und Körperschaftssteuer nicht unerwartet, denn sie ergeben sich aus den Abschlußzahlungen auf Grund der in Der letzten Zeit zugestellten Steuerbescheide für 1925. Andererseits weisen die

Erträgnisse der Cohnsteuer und der Umsatzsteuer nur unwesentliche Veränderungen auf. Die Einnahmen der Lohn­Steuer bewegen fich aufwärts, weil im ersten Bierteljahr nod; 21 Millionen an Erstattungen wegen Verdienstausfalls im Jahre 1925 in Abgang tamen. In Wirklichkeit sind die Bruttoeinnahmen aus der Lohnsteuer in den letzten Monaten nahezu unverändert ge­blieben. Umgekehrt sind die Einnahmen aus der limfassteuer ge funten, weil im Monat April noch die Borauszahlungen für das Vierteljahr Januar/ März und die Monatszahlungen für März nach dem Steuersatz von 1 Broz. enthalten sind. Seit sich der ermäßigte Steuersatz von 4 Proz. voll ausgewirkt hat, haben sich die Erträge der Umfazsteuer ebenfalls etwa auf der gleichen Höhe gehalten. Zieht man an Hand der Tabelle die Halbjahtsbilanz, so ergibt sich unter Gegenüberstellung mit dem Boranschlag für fechs Monate folgendes: Die Gesamteinnahmen weisen einen Ueberschuß von 127 millionen

auf, von denen diesmal umgekehrt als in früheren Jahren auf die Maffenbelastung nur 7 Millionen, auf die Besitzbelastung dagegen 120 Millionen entfallen. Innerhalb der Massenbelastung weisen die Lohnsteuer und die Umsatzsteuer Fehibeträge von 70 und 65 Millionen auf, die aber durch den Ueberschuß der 3ölle und Berbrauchssteuern von 144 Millionen ausgeglichen merden. Bon diesen Ueberschüssen entfallen auf die Zölle allein 124 Millionen. Innerhalb der Besizsteuern weist die ein tommensteuer mit 107 millionen den abfolut, die Körper. [ chaftssteuer mit 73 Millionen den relativ höchsten Ueber­chuß auf. Demgegenüber steht ein Fehlbetrag von 84 il­lionen bei der Vermögenssteuer und ein Fehlbetrag bei der Erbschaftssteuer von nicht weniger als 60 Broz.!

Trotz der abweichenden Einzelergebnisse hat sich das Berhält nis zwischen Massenbelastung( Lohnsteuer, Umsatzsteuer, Beförde: rungssteuer, Zölle und Verbrauchssteuern) und Besizbelastung( alle übrigen Steuern) nur unwesentlich verschoben. Auch im vergange nen Halbjahr brachte die

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Massenbelastung 70 Proz. der gesamten Reichssteuereinnahmen tro Wirtschaftskrise, Arbeitslosigteit und ermäßigter Umjazsteuer! Es ist nur innerhalb der Wassen belastung eine Verschiebung dahin eingetreten, daß die Hauptertrcge früher aus der Umsatzsteuer und jetzt aus den Zöllen und Berbrauchs steuern fließen. Gegenüber dem ersten Halbjahr des Rechnungsjahrs 1924 ist das Aufkommen der Umsatzsteuer auf die Hälfte gefunten. das aus den Zöllen und Berbrauchssteuern fast auf dis doppelte gestiegen. Die Aussichten für die Entwicklung im zweiten Halbjahr find nicht ganz so günstig. Bei der Massenbelastung wird der Fehlbetrag der Umsatzsteuer im gleichen Maße, der der Lohnsteuer in stärferem Umfange wachsen, weil hier noch beträchtliche Ausfälle infolge der Erstattungen für 1926 in Rechnung gestellt werden müssen. Ob die Mehreinnahmen aus Zöllen und Berbrauchsiteuern, menn fie in gleichem Maße wachsen, auch diese außerordentlichen Fehlbeträge ausgleichen fönnen, erscheint fraglich. Auch bei den Besizsteuern wird sich der nicht unbeträchtliche Ueberschuß des eriten Halbjahrs faum halten laffen, denn von den Abschlußzahlungen auf Einkommen- und Körperschaftssteuer für 1925 steht nur noch ein fleinerer Teil cus, so daß nur die erhöhten Borauszahlungen für 1926 auf Grund der neuen Steuerbescheide übrig bleiben. Ferner muß abgewartet werden, ob auf Grund der Veranlagung zur Ber­mögenssteuer, die jetzt im Gange ist, so hohe Zahlungen eingehen, daß das bisherige Defizit verschwindet. Schließlich darf nicht unter schätzt werden, daß in den Stundungen bei den Abschlußzahlungen auf diese drei Steuern sicherlich erhebliche Reserven steken, über deren Höhe nichts bekannt ist.

Mehlichs Nachfolger im Staatsrat. An Stelle des bei Leiferde  verunglückten Staatsfommissars Genossen Mehlich tritt Genosse Pro­feffor Dr. Karl Borländer Münster, der bekannte Kant- und Marr- Forscher, in den Preußischen Staatsrat ein.

W

lange verfehrt hatte. Die Sache lag nicht ganz einfach, weil die B. soll in einer Familie einiges gestohlen haben, bei der er Hausfrau offenbar besonders gut mit dem jungen, schmucken Manne stand, der vor dem Richter( und auch vielleicht bei seinen Besuchen in jener Familie) einen etwas verträumten Eindruck machte. Man hörte, die Dame des Hauses habe ihm sogar Haus- und Korridor schlüssel überlassen.

und unerbitterlich, eine höhere Gefängnisstrafe gefordert. In den Die Zeugen waren vernommen, der Staatsanwalt hatte, scharf blauen Augen des Mannes in der Anklagebank zuckten Tränen auf, die ihm befreundete Hausfrau blickte starr zu Boden, da zog sich der Einzelrichter mit sich selbst zur Beratung zurück. Er verschwand aus dem Sigungszimmer, und als über eine Biertelstunde vergangen war, ohne daß ein Lebenszeichen von ihm bemerkbar wurde, flomm einige Berlegenheit im Saale   auf. Grübelt er so lange nach, hat er sich zu einem kleinen Frühstück entschlossen, oder was ist sonst mit ihm? Runmehr berieten gewissermaßen die Prozeßbeteiligten untereinander. Zehn Minuten vergingen, und dann klopfte man an. Keine Antwort! Achselzucken und Flüstern. Schließlich faßt der Wachtmeister Mut. Er tritt auf den Korridor und begibt sich zu einem distreten Raume gegenüber dem Verhandlungsfaale. Lauscht einige Minuten schweigend, wie es der Respekt dem Bor­gesetzten gegenüber selbst an dieser einsamen Stelle gebietet. Dann tönt es von seinen Lippen, besorgt und bescheiden: Is Ihnen was, Herr Amtsjerichtsrat, und Sind Sie überhaupt hier?"

Der Angeredete war wirklich da, polternd fam die Antwort zurück:" Blödsinn, gewiß bin ich da, nicht einmal hier hat man Ruhe!"

Der Wachtmeister stand zunächst wie versteinert, dann ermannte er fich, worauf er stumm in das Verhandlungszimmer zurücklief und mit der Preisgabe seiner vertraulichen Feststellungen half, des Ge­richtsschreibers noch immer verzweifelte Mienen zu entfärben. Bei dem Angeklagten bildeten sich wieder Tränenbäche, knurrend kam der Einzelrichter, feßte das Barret auf und verkündete das Urteil, das sehr gelinde ausfiel: Nur drei Monate Gefängnis mit Be­währungsfrist. Und alles atmete erleichtert auf..

Verurteilung eines Wüstlings.

Eine Dreizehnjährige zwei Tage im Stall eingesperrt. Das erweiterte Schöffengericht Lichtenberg   hatte fich mit dem 30 Jahre alten Fuhrwerksbesizer Frizz Kaniky zu beschäftigen, dem Sittlichkeitsverbrechen in zwei Fällen zur Last gelegt wurde. Wie wir seinerzeit berichteten, hatte der Angeklagte am 7. September dieses Jahres auf dem Rummelplay in der Köpenider Straße die 13 Jahre alte Schülerin G. angesprochen und das Kind auf seinem Fahrrad nach Lichtenberg   mitgenominen, wo. in der Tasdorfer Str. 11 einen Stall sein eigen nennt. Dort hielt er das Mädchen zwei Tage gefangen; während dieser Zeit verging er sich mehrere Male an dem Kinde in der schwersten Weise. Das Mädchen lief schließlich davon und benachrichtigte die Polizei, die den Wüftling verhaftetete, der verheiratet und Vater von vier Rindern ist. Vor Gericht war der Angeklagte vollkommen zu fammengebrochen und weinte heftig. Er wurde wegen fortgejeztem Sittlichkeitsverbrechens zu 1 Jahr 1 Monat Gefängnis ver­urteilt. Außerdem wurden ihm die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren abgesprochen.

Eine gewaltsame Pfändung.

Es ist sicher kein Vergnügen, gepfändet zu werden, und es ist wohl auch kein Vergnügen, eine Pfändung vornehmen zu müssen. Die Mehrzahl der Gerichtsvollzieher, so überlastet sie in dieser Zeit find, gehen darum auch gegen ihre Kundschaft" so human vor, wie es ihre Dienſtvorschriften irgend zulassen. Sie wissen, es sind schwere Zeiten, und ven Böswilligkeit" ist bei den meisten Schuldnern heute nicht die Rede. Eine Ausnahme von dieser lobenswerten Regel macht aber anscheinend der Obergerichtsvollzieher Sch. aus der Grellstraße. Er fam am 27. September zu einem Hausverwalter Sch., um dort eine gepfändete Stand uhr abzuholen. Der Hausherr war nicht zugegen, hatte aber seiner Ehefrau die Summe, wegen deren die Uhr gepfändet worden war, gegeben und nur vergessen, daß noch einige Mart an Koſten zu bezahlen waren. Frau Sch. bat nun, fünf Minuten zu warten, bis fie ihren Mann telephonisch benachrichtigt hätte, damit er ihr das fehlende Geld bringen könne. Der Gerichtsvollzieher wollte aber nicht warten, befahl dem Kutscher, die Uhr sofort herunterzutragen. Als Frau Sch. den Kutscher bat, doch noch die kurze Zeit zu warten und dabei vor die Uhr trat, packte der Gerichtsvollzieher die Frau am Hals und schleuderte sie mehrfach gegen die Wand, so daß Frau Sch. eine start blutende Wunde an der rechten Schläfe davenirug. Auf die Hilferufe der Frau tamen schließlich das Hausmädchen und der Nachbar der Frau Sch. in das Bimmer Auch der Nachbar erklärte sich bereit, das fehlende Geld in wenigen Minuten herbeizuschaffen; der Herr Gerichtsvollzieher  hatte es aber plöglich äußerst eilig, so eilig, daß er auch nicht die Ankunft des von dem Hausmädchen herbeigerufenen Polizeibeamten abwarten fonnte, sondern nur den guten Rat gab, man folle erft mal ven der Polizei feststellen lassen, welche Nationalität Frau Sch. eigentlich habe". Nun ist es freilich richtig: Frau Sch. ist staaten los und ist Jüdin. Der Herr Obergerichtsvollzieher scheint, toie auch aus einem Telephongespräch unseres Mitarbeiters mit ihm hervorgeht, die Auffassung zu haben, daß das für ihn als mildern­der Umstand" zu betrachten sei, denn er äußerte auch hier Was sind denn das überhaupt für Leute? Das sind doch keine Deutschen  , die Frau hat fich ja gerühmt, daß fie Jüdin ist!" Und auf die Gegenäußerung, daß das doch nichts zur Sache tue, erklärte er: Na ja, bei uns hat ja jeder Ausländer größeres Recht; die Deutschen  sind ja so feige!" Er erklärte weiter, er warte nur darauf, daß er wegen dieser Sache angezeigt werde; den Gefallen hat ihm Herr Sch. inzwischen getan, der, gestützt auf das ärztliche Attest, gegen ihn eine Anzeige wegen gefährlicher Körperverlegung eingereicht hat.

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Sehr neugierig sind wir, was die vorgesetzte Behörde zu dem merkwürdigen Standpunkt und die merkwürdigen Amtshandlungen des Herrn Obergerichtsvellziehers Sch. zu sagen hat. Morgen Schluß der Polizeiausstellung!

Wie uns von der Leitung der Polizeiausstellung mit­geteilt wird, ist morgen, Sonntag, unwiderruflich der lezte Tag, an dem die Ausstellung für das Bublifum geöffnet ist. Die Meldung eines Mittagsblattes, nach der eine Verlängerung der Ausstellung m der Funkhalle von der Ausstellungsleitung beschlossen sein soll, trifft nicht zu. Ueber eine diesbezügliche Anregung sind noch Der Reichsminister des Innern hat den Regierungen von Preußen und Hamburg   seine Vermittlung zur Lösung der Großfeine bindenden Beschlüsse gefaßt, und es besteht auch wenig Aus­Hamburg Frage angeboten, da die Reichsregierung auf dem sicht, die Funkhalle für eine Verlängerung der Ausstellung frei­Standpunkt steht, daß dieses Problem unbedingt gelöst werden muß.

Ein polnischer Protest gegen den ruffisch- litauischen Vertrag, vor allem gegen die Wilna   klausel, wird in Warschau   vor

bereitet,

zubekommen.

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Der Kehraus bei der Polizei. Es war in der Tat ein fröhliches Schrausfest", das die Leitung der Großen Bolizeiausstellung gestern abend in den Gesamträumen des Zoo den Beamten des

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Kriminologie.

Vom internationalen Kongres für Sexualforschung. Auf dem internationalen Kongreß für Segual­reform war der Donnerstag vor allem einer Reihe von Refe= raten über Soziologie und Kultur gewidmet. Der gestrige Tag dagegen gehörte den Problemen der Kriminologie und ihre Sizung ab. Unter den Vorträgen auf dem Gebiete der Krimi­Eugenit. Gleichzeitig hielt auch die rein medizinische Sektion nologie ist an erster Stelle der vom Ministerialdirektor Dr. fuchungsgefangenen" zu nennen. Wulffen- Dresden über Die Sexualnet der Straf- und Unter­Er unterstrich die eigentümliche Erscheinung, daß in den Jahresberichten der Anstaltsdirektoren und Anstaltsärzte die feruellen Nöte der Gefangenen überhaupt nicht heraus, daß zweifelsohne von einer Sexualnot gesprochen werden ermähnt wurden. Bei einer näheren Umfrage stellte sich aber suchungsgefangenen. fönne. Diese ist beim Strafgefangenen größer als beim Unter­je nach der individuellen Veranlagung des Individuums, nach der Sie ist verschieden, je nach dem Alter und Art der Strafe usw. Die aufgezwungene feruelle Abstinenz führt zu einer Reihe von Erfahhandlungen. Die Isolierung des Gefangenen hat zur Folge eheliche Entfremdung, Eheftörung, Untreue des freien Ehegatten und dergleichen mehr. Die Serualnot fönnte man durch heimbehandlungen. Im großen und ganzen erscheine es notwendig, ein entsprechendes Regime im Gefängnis mildern mit ärztlichen Ge­in dieser Frage weitere Erfahrungen zu sammeln. Professor Graf Gleispach Wien sprach über die Ursache der Sexual, delikte. Es handle sich nicht darum, das" Sein" der Krimi­nalität denn Kriminalität wird immer sein, sondern ihr " So Sein" zu erklären. Hinsichtlich der Serualdelikte müßte man sich fragen, wie das Ansteigen ihrer Zahl zu erklären sei, das in fast allen Ländern ohne Ausnahme zu beobachten sei. Die Er­flärungen, die gegeben werden, genügen nicht. Es wäre notwendig, eine Zentralstelle zu schaffen, an der alles Material aus verschie= denen Ländern zusammenfließen selle. In seinem Referat über ,, Die Sexualverbrechen nach fünftigem deutschen   Sprach­recht" unterzog darauf Justizrat Dr. Löwenstein die diesbe­züglichen Paragraphen des Entwurfs zum neuen Strafgesetzbuch einer scharfen Kritik und wies die völlige unhaltbarkeit nach. Der Arzt Hugo Bondy- Prag sprach über die Segualpara­graphen im tschechoslowakischen Entwurf des Strafgesebuchs. Neben der Beseitigung der Todesstrafe, der Berechtigung für den Richter, von Strafe anzusehen im Falle, wenn jemand einen Schwerkranten aus Mitleid tötet, um ihn von feinen Qualen oder einer unheilbaren Krankheit zu erlösen, und der bedingten Straffreiheit bei Ausführung der Abtreibung, läßt er 3. B. unter Erhöhung des Schutzalters auch den homosexuellen Ber­fehr zwischen zwei erwachsenen Personen straffrei. Bon aftuellem Interesse war der Vortrag des Hamburger Professors William Stern   über Die psychologische Begutachtung ju­gendlicher Zeugen in Segualprezeifen. Im Gegen­fatz zu Geheimrat MoII, der in seinem Korreferat allein den psychologisch vorgebildeten Psychiater als Sachverständigen gelten laffen wollte, fordert er, daß der psychologische Sachverständige nicht allein in der Hauptverhandlung, sondern auch im Vorver­wollte dem psychiatrischen Sachverständigen den Vortritt lassen. fahren mitwirken solle. Auch Landgerichtsdirektor Dr. Hell mig Auch er warnte vor lleberschägung der findlichen Zeugenaussage. In der Sektion für soziale Hygiene und Eugenit sprach Genosse Profeffor Grotjan über Eugenit und wirtschaftliche Bevorrechtung der Elternschaft". Er behandelte das Broblem des Geburtenrückganges, in dem er eine große Gefahr für die weitere Entwicklung des deutschen   Volkes sieht und forderte Elternschaftsversicherung, die gewissermaßen eine Privilegierung der finderreichen Familien bedeuten solle. Er führte das Beispiel Frankreichs  , Englands und Ameritas an, wo ähnliche Tendenzen vorhanden seien. Lehrreich waren auch die Ausführungen des Pro­feffors Popenoe Kalifornien, der über die Ausdehnung der Sterilisierung aus eugenischen Gründen in Amerika   referierte.

Hygieneausstellung in Schöneberg  .

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Das Bezirksamt Schöneberg   veranstaltet im Rathaus am Rudolf- Wilde- Platz eine Hygieneausstellung, zu der das deutsche   Hygienemuseum( Dresden  ) aus seinen Sammlungen eine Auswahl von Modellen, Präparaten, Bildern, Tabellen ufw. her­gegeben hat. Die Ausstellung wurde heute mit einer kleinen Feier eröffnet, bei der die geladenen Gäste, Mitglieder von Bezirks­ämtern und Bezirksversammlungen, Vertreter des Hauptgesundheits­amtes, der Krankenkassen, der Aerzteschaft, der Lehrerschaft usw., von dem Bezirksbürgermeister Berndt mit einer merklich nationaliſtiſc gefärbten Rede begrüßt wurden. Den Zweck der Ausstellung, gienische Belehrung in das Bolt hineinzu tragen, wird man wie Stadtrat Dr. Gottfant, der Leiter dieser Ausstellung, mitteilte durch sachverständige Führung zu fördern sich bemühen. Auch reifere Schüler werden in ganzen Klassen die Ausstellung besuchen und werden dort durch Führer an­geleitet werden, den rechten Gebrauch von ihr zu machen. Die zur Eröffnungsfeier geladenen Gäste wurden bei ihrem Rundgang durch die Ausstellung von Dr. Bornstein, dem Sekretär des Preußi­schen Landesausschusses für hygienische Voltsbelehrung, geführt. In einleitenden Worten betonte Bornstein, daß Sozialhygiene die Grundlage aller hygiene sein muß. Die Ausstellung belehrt hauptsächlich über Körperpflege, Ernährung, Leibesübungen, Säuglingspflege, Kinderfrankheiten, Schulgesundheitspflege, Gewerbe­hygiene, Tuberkulose, Alkoholismus, Geschlechtskrankheiten. Sie fann besucht werden bis einschließlich 24. Ottober an den Wochentagen von 11 bis 1 Uhr und von 2 bis 7 Uhr, an den Sonntagen von 9 bis 1 Uhr und von 2 bis 7 Uhr. Das Eintritts­geld beträgt 30 f. für Erwachsene, 15 Pf. für Kinder in Begleitung Erwachsener.

Freireligiöse Gemeinde. Sonntag vormittag 11 Uhr, Bappel- Alee 15, Vortrag des Herrn C. Bitthauer: Unschuldig verurteiltes Bolt. Harmonium: Solvejgs Lied( Grieg  ).

Groß- Berliner Parteinachrichten.

Mahnung, auch an den Abteilungsleiter, hat der Kassierer bis heute Achtung, 122. Abteilung Biesdorf  ! Trog bereits erfolgter die Abrechnung noch immer nicht eingeschickt. Die Genossen werden J. A.: Alex Pagels. dringend ersucht, hier Wandel zu schaffen.

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24. Abt. Seute 6 Uhr Flugblattverbreitung von folgenden Lokalen aus: 1. Gruppe bei Rösner, Emanuelkirchstraße. 1a. Gruppe bei Schmidt, Marienburger Straße. 2. Gruppe bei Winzer, Christburger Ede Wins Straße. 8. Gruppe bei Röhler, Schweizerhäuschen.

40. Abt. Soweit noch nicht geschehen, ist das Werbematerial aut Roten Woche umgehend von Reufner, Hagelberger Str. 20a, abzuholen. 45. Abt. Werbematerial ist sofort von Bertsch abzuholen. Besonderes Ma terial ist beim Abteilungsleiter au haben. Die Kartothekkarten sind fertig abauliefern.

47 Abt. Heute, Sonnabend, nachmittag 5 Uhr und Sonntag vormittag 9 Uhr haben fich fämtliche Genoffinnen und Genossen zur Abholung des Werbematerials bei Giedentopf, Mustauer Str. 35, einzufinden.

Vorträge, Vereine und Versammlungen. frake 15 Mitgliederversammlung. Sonntag Konzert in der Strafanſtalt Segel. Der Junge Chor". Seute, Sonnabend, 7% Uhr, in der Aula Weinmeister­Treffpunkt 10 Uhr vormittags Stettiner Borortbahnhof. Bei Regenwetter 12 ust.