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in Sachen Margraf zu verlesen.

dan

Politische Uebersicht.

Berlin , 19. Auguft.

Seiner( Wilhelm I. ) erleuchteten Anregung ist es zu danken, daß Deutschland zuerst den Weg wertthätiger Förderung des Wohles der arbeitenden Klassen betreten hat."

Der Kaiser schloß seine Rede mit den Worten: möge das Denkmal stets auf ein glückliches und zufriedenes Bolt berniederschauen." Leider sind die Wege, die die Minister des Kaisers wandeln, nicht geeignet, das deutsche Volk diesem Ziele entgegen zu führen.

fchworen worden. Wer aber will fagen, auf welcher nach den Aussagen der Herren Landgerichtsrath Rinteln und, haftet. Im Zuhörerraum brachen die Frauen der An­Seite? Hat da nicht Herr Niemeyer recht, als er sagte, ich Dr. Lütgenau sowie nach den Protokollen nicht mehr ausgeführt geklagten in lautes Wehtlagen aus( Schröder wüßte zum Schluß nicht mehr, wer recht hat und wer unrecht. zu werden. Die anderen Belastungszeugen äußern mehr Schluß- ist Vater von zehn Kindern), hunderte von Men Ich will teine weiten Redensarten machen, sondern zur Sache folgerungen, z. B.: Ich hätte es sehen müssen, wenn Schröder fchen hatten sich auf der Straße angesammelt selbst sprechen und da käme ich zunächst zum Gendarm Münter. zum zweiten Mal gefallen wäre; ich hatte es aber nicht gesehen, und hatte die große aufgebotene Polizeimach Münter ist, das wird niemand bestreiten, hier Partei und also ist er nicht gefallen". Er ist aber zum zweiten Mal ge- Mühe, die zum Gefängniß führende Straße frei Durch eine Freisprechung würde er sich fallen. Sollen nun diese Zeugen in anderen Punkten unbedingt zu halten. blamirt fühlen, bei einer Verurtheilung als Sieger. Daher zuverlässig sein? Ich halte aber alle die genannten Zeugen für rührt es, daß er sich nicht nur als Zeuge, sondern als Leiter der ehrlich und gewissenhaft. Keunoff, auf den der Staatsanwalt Verhandlung fühlt, wie der Fall Stiemeyer zur genüge beweift. soviel Gewicht legt, hat am 27. Juli nach dem Protokoll, das Das ganze Auftreten des Münter hat doch zu klarem Ausdruck doch richtig sein wird, gesagt: Schröder ist vom Podium ge­gebracht, daß Münter auch hier als Zeuge die Worte nicht auf fallen, und ein zweiter Fall ist bestimmt nicht geschehen"-heute Die Grundsteinlegung für das Kaiser Wilhelm­Die Wagschale legt. Ich erinnere an den Ausbruck, Schröder steht fest, daß er etwas Falsches beschworen Denkmal fand in Abwesenheit der erwarteten deutschen fei total betrunken gewesen. Daß Münter eine aggressive Natur hat. Er gehört doch ohne Zweifel eher auf die Bundesfürsten statt. Blos der Großherzog von Baden, der ist, das beweisen die Vorfälle mit dem Schlächter Landgraf und I agebant als als Schröder, dem nicht nach= Prein; wenn mir ein Gendarm so entgegengetreten wäre wie dem gewiesen ist, daß er etwas Falfches aus einzige Schwiegersohn des ersten deutschen Kaisers, hatte Echlächter Prein, ich wüßte nicht, was ich dem Gendarm gethan hätte, gesagt habe. Aber nach meiner Ansicht gehört sich eingestellt. Wie es bei solchen Gelegenheiten üblich ist, Der Münter ist eine sehr aggressive Natur, er mag sonst gute feiner von ihnen auf die Anklagebant. Von den Ent- wurden die Verdienste des durch das Denkmal zu Feiernden Eigenschaften haben und einen Vorzug vor vielen anderen Gen- lastungszeugen geben wir mehrere preis; mit Erbel, der die vielen in den hellsten Tönen gepriesen. Hier mit keiner Kritik darmen scheint er zu haben. Er ist auf der Straße und nicht Hände beim Hinauswerfen Schröder's thätig gesehen hat, haben einzusetzen, ist kein schwerer Verzicht, umsomehr als man im Wirthshaus.( Große Heiterkeit.) Herr Münter ist wahrhaftig wir nichts zu thun. Aber wenn die Angeklagten da auch denken den menschlichen Zug, daß der Kaiser von seinem Großvater nur fein flassischer Beuge. Der zweite Beuge ist der Kommissar mögen: Gott beſchüße mich vor meinen Freunden", so dürfen rühmenswerthes zu erzählen weiß, wohl begreifen kann. Solche Brockmeyer, gegen den an sich nichts einzuwenden ist. Herr Sie doch die unwahren Aussagen den Angeklagten nicht entgelten rühmenswerthes zu erzählen weiß, wohl begreifen kann. Solche Brockmeyer ist Polizeibeamter . Sieht ein solcher mit seinen lassen. Und wenn Sie nicht fünfzehn andere Neden korrigirt die Geschichte. Wie leicht ihr dies wird, friminalistischen Augen nicht anders als andere Leute? Brock glaubwürdige und unantastbare Zeugen für beweist der folgende Satz der vom Kaiser verlesenen Ur­meyer hat auch gesagt, Münter habe gestikulirt, was Münter ja meineidig erflären wollen, dann können Sie den kunde: bestreitet. Der dritte Zeuge, Gendarm Müller, hat ja direkt Sachverhalt nicht im Sinne der Anklage feststellen und können feine ersten Behauptungen eingeschränkt. Auf diese Zeugen ist zu einem Schuldig nicht kommen. Ich beantrage feine Verurtheilung zu bafiren. Redner geht nun die vielen die Freisprechung. Entlastungszeugen der Reihe nach durch. In bezug auf die Berth. Dr. Bell, für Gräf : Alles, was die beiden sozialdemokratische Gesinnung der Zeugen führt er aus: Es tann Kollegen für ihre Klienten vorgebracht haben, nehme ich auch jemand Sozialdemokrat und doch ein anständiger Mensch sein, für meinen Klienten Graf in Anspruch. Graf ist nur wegen ja, es kann jemand den Eid verachten und doch die Wahrheit Uebertretungen vorbestraft, er ist sonst ein ehrenwerther Mann lieben. Wer will entscheiden, ob die Angeklagten nicht subjektiv und nichts begründet den Werdacht, daß er fähig wäre, das schwere in gutem Glauben ausgesagt haben? Bei Schröder z. B. ist Verbrechen des Meineids zu begeben. Widersprüche in den doch der gute Glaube unzweifelhaft. Gin alter kriminalistischer Beugenaussagen kommen in fast allen Zivil- und Strafprozessen Wir konnten von dem Vertreter des Bundesraths und Grundsatz lautet: Im Zweifel muß für den Angeklagten vor, deshalb braucht nicht immer ein Meineid vorzuliegen. Es entschieden werden. Gerade, meil es Sozialdemokraten müssen andere Gründe für die Verfolgung maßgebend gewesen dem Reichstagspräsidenten nicht erwarten, daß sie in ihren sind, müssen Sie ein Urtheil fällen, das niemand anfeinden kann. sein. Heute habe ich den Grund aus der Rede des Ansprachen die Rede des Kaisers ergänzen und an Baden, Und das allein richtige Urtheil können Sie nicht in einer Ver- Herrn Ersten Staatsanwalts ersehen, es ist Rastatt , die Konfliktsperiode und das Sozialistengeset erinnern urtheilung finden. Gerade weil die Angeklagten Sozialdemo- Die Verfolgung der Sozialdemokratie. Der Herr würden; aber wir haben nicht erwartet, daß der Präsident fraten sind, habe ich ihre Wertheidigung noch in letter Stunde Staatsanwalt hat gesagt, die Leute wollten die politischen Ge- des Reichstags in höfischer Unterwürfigkeit den Thatsachen übernommen, ich habe sie so gut vertheidigt wie ich fonnte und noffen herausreißen. Das ist eine ebenso unbegründete als halt so weit Gewalt authun würde, in voller Deffentlich­habe es aus warmem Herzen gethan. lose Behauptung, wie wenn wir sagen wollten, die Polizeiteit die Entstehungsgeschichte des Denkmals falsch dar­Der Erste Staatsanwalt stellt nun den Antrag, das Urtheil beamten haben falsch geschworen, um ihren Kollegen Münter zustellen. Aus der Initiative des Kaisers machte er die herauszureißen. Redner bittet die Geschworenen eindringlich, Das Urtheil wird verlesen. sämmtliche Schuldfragen zu verneinen. eigenste Initiative des Volkes, von der einstimmigen Rechtsanwalt Grieving weist dem gegenüber darauf hin, R.-A. Dr. Niehus: Für Thiel liegt die Sache so, wie für Harmonie des Reichstages und des Bundesrathes wagte er daß das Urtheil gegen Margraf auf ganz anderen Grundlagen Beckmann und Imberg. Ich kann mich auch den Vor- zu sprechen, wo doch jedes politische Kind weiß, daß selbst beruht. Die Saalbesichtigung habe damals noch nicht statt- rednern anschließen. Sie werden zu der Ueberzeugung die Konservativen, ja selbst Graf Limburg- Stirum ent­gefunden. Es heißt auch in dem Urtheil, die Sozialdemokraten fommen müssen, daß die Sache daß die Sache nicht aufgeklärt ist schieden gegen die geforderten 8 Millionen proteftirten, wo hätten die Versammlungen zu sprengen versucht. Das ist in und Deshalb zu einem Freispruch kommen. Für die doch aus den Protokollen der Budgetkommission flar hervor­Dieser Verhandlung durchaus nicht erwiesen worden. Die Staatsanwaltschaft ist jeder, der für Schröder aussagt, Sozialdemokraten haben nur freie Diskussion verlangt und sie Sozialdemokrat. Das ist durchaus nicht der Fall. Gegen Thiel geht, daß das Denkmalprojekt zum lebhaftesten Bedauern waren dazu berechtigt, denn es war eine öffentliche Versamm speziell liegt nicht der geringste Anhalt vor, daß er Sozial- des Herrn v. Bötticher und des Bundesrathes zur Er­von Kosten umgearbeitet werden lung, ohne jede Einschränkung. Die Figur Münters ist auch im demokrat ist. Der Zeuge Thiel wäre heute ein sehr unbequemer sparung mußte. der Wahrheit kam es vorigen Prozeß nicht so in die Erscheinung getreten wie in dieser Beuge. Er hat eine Annonce, in der Zeugen gesucht werden, gelesen Bei diesem Fernbleiben von Berhandlung, deshalb darf Sie das Urtheil gegen Margraf in und hat sich lediglich aus Wahrheitsliebe als Beuge gemeldet. Herrn von Buol nicht darauf an, auch den folgenden feiner Weise von einer Freisprechung abhalten. Bei ihm kann von Partei- Interesse und Parteileidenschaft keine Saz zu sprechen: Berth. Meyer's, Rechtsanwalt Dr. Wallach: Der letzte Rede sein. Thiel ist 20 Jahre alt, noch nie vor Gericht gewesen. So möge das Denkmal denn erstehen hier in der Mitte seines Herr Staatsanwalt hat sich auf ein Resumee der Beweisaufnahme Man fann es ihm wohl glauben, daß er in Verwirrung gewesen Voltes, dessen bewundernde Begeisterung und Liebe ihm von Berg beschränkt, und zwar ein solches, in dem ihm Irrthümer ist. Die Richter bestreiten es zwar, aber in unlösbarem Wider- und Thal, von Meer zu Meer entgegenrauschten, als er seine über Irrthümer unterlaufen sind. Und der Erste Herr spruch steht die Aussage des Dr. Niemeyer und des Dr. Lütgenau, Träume ins Leben rief." Staatsanwalt hat wesentlich gefagt, durch die Justiz sei der über die Verblüffung des Thiel eine ganz bestimmte That Wir rathen Herrn von Buol, zur Vervollständigung die Sozialdemokratie zu betämpfen. Das geht fache angegeben hat. Der Vertheidiger weist schließlich darauf seiner politischen Bildung das Kriegstagebuch des Kron­nicht und darf nicht sein. Machten wir es so, dann wird hin, daß die Verhandlung noch nicht zu Ende war, als Thiel prinzen zu lesen. Er wird daraus ersehen, daß dem König die Rechtsprechung zum Ausdruck politischer, feine Aussage modifizirte. sozialer oder religiöser Voreingenommenheit. Rechtsanwalt Back haus für Wilking schließt sich den Aus- von Preußen der Kaifertitel aufgedrängt werden mußte. Man hat über die Landwehruniform des Herrn von Diese Gefahr besteht, selbst nach der Ansicht des Reichsgerichts- führungen seiner Vorredner an. raths Mittelstädt. Der Wertheidiger liest einige Säße Mittel- In der Replik bemerkt der Erfte Staatsanwalt Peterson Levehow gespottet. Wir müssen dem früheren Präsidenten städt's vor. Die Rede des Ersten Staatsanwalts macht die unter anderem: Es mag Sozialdemokraten geben, denen der Eid des Reichstages Abbitte thun. Er verstand troß seiner Bitte nothwendig: Kümmern Sie sich nicht um die politische beilig ist, aber bei den meisten Sozialdemokraten streng konservativen Gesinnung, troß des an die Disziplin Strömung, um die Presse, die Stimmung macht durch frivole ist das religiöse Gefühl nicht lebendig und in der sozialdemo: gemahnenden militärischen Kleides wenigstens zu schweigen, Erfindungen wie diese, die Sache stehe so schlecht, daß Rechts: fratischen Presse ist über den Meineid gespottet worden. wenn es ihm nicht angebracht schien, die Wahrheit zu anwalt Dr. Niemeyer die Vertheidigung niedergelegt habe! In zwei Nummern der Arbeiter- Beitung" vom 23. und 28. Juli Nach objektiver Prüfung müssen Sie urtheilen; welchen Bor - wurde der politische Meineid entschuldigt und gesagt, der Mein- fagen. theil die Sozialdemokratie hätte von der Feststellung, eid ist geleistet aus Anhänglichkeit für den Parteigenossen. Frei Der Kaiser hielt am Montag noch eine zweite Rede. daß der ehrenwerthe Gendarm Münter in seinem Eifer lich ist es richtig, daß bei einem non liquet Freisprechung erfolge. Auf dem Tempelhofer Felde hatten fich 15 000 Veteranen zu weit gegangen wäre, fann ich ebensowenig verstehen, Es ist aber oft eine gewiffe Feigheit, sich hinter ein non liquet versammelt, an die der Kaiser einige Säße richtete, aus wie daß Familienväter um einer solchen Bagatelle willen zu verschanzen und es gehört oft Mannesmuth dazu, die Wahr: denen wir den folgenden hervorheben: fich schwerer Berurtheilung aussehen sollten. heit erkennen zu wollen. Erkennt man aber die Wahrheit, foll " Sie müssen feststellen, wenn sie verurtheilen wollen, nicht, daß die man auch der Gerechtigkeit freien Lauf lassen. Angeklagten ihre Behauptungen nicht bewiesen haben, sondern Staatsanwalt Mantell nimmt sich noch einmal des daß sie die erwiesene unwahrheit gesagt haben. Das erstere ge Beugen Münter an. Hätte dieser starte baumlange Mensch nügte bei Marggraf; heute genügt es nicht. Von der subjektiven den Schröder wirklich hingeworfen, Schröder hätte den Wahrheit vollends ist beim Gerichtshof der Straffammer gar Schädel gebrochen.( Lachen im Zuhörerraum.) feine Rede gewesen, wie Herr Direktor Möser gestern ausgefagt hat. Objektiv ist doch ein zweimaliges Fallen Schröder's nach gewiesen. Ueber Hergang und Umstände im einzelnen, über die Haltung einer Hand u. f. w., sind die Zeugen so inquirirt worden, daß ich froh war, nicht 3euge zu sein. Sind solche Gegenstände der Befragung Bagatellen, so ist auch die Fest ftellung Bagatelle. Wie selbst gebildete Juristen irren können, zeigen die Widersprüche zwischen Herrn Niemeyer und dem Rechtsanwalt Dr. Wallach erklärt namens der fämmtlichen Herrn Direktor des Landgericht 3. Die beiden Anflage Bertheidiger, auf eine Bemerkung des Ersten Staatsanwalts, daß zeugen Scheiding und Paul sagen und zeigen es, wie Schröder auf nach seiner persönlichen Ueberzeugung die Angeklagten schuldig den Rücken gefallen ist. Sie tommen, troßdem sie seien, daß nach innerfier persönlicher Ueberzeugung fämmtlicher offenbar etwas Falsches beschworen haben, Bertheidiger die Angeklagten unschuldig seien. Eine Ver nicht auf die Anklagebant. Warum aber die Sozial: urtheilung würden alle als ein Ereigniß be demokraten? Und letteren tönnen Sie nicht nachweisen, trachten, das in ihrer kriminalistischen Erfa h- bereits wiederholt richtig geftelt haben, so wollten wir daß fie etwas unrichtiges beschworen haben. Bedauerlicherweise rung noch nicht dagewesen ist.

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Der Vorsitzende bittet energisch um Ruhe. Rechtsanwalt Grieving erwidert, wenn man zu einem non liquet tommt, so nenne ich das nicht Feigheit, sondern Ges wissenhaftigkeit. Die Staatsanwaltschaft ist der Meinung, daß unzählige Meineide geschworen sind. Die Vertheidigung ist der Ansicht, daß sich beide Parteien in gutem Glauben befunden haben.

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,, Möge der heutige Tag für Euch ein neuer Ausgangspunkt sein zum Respekt vor dem Gesetze, zur Pflege der Religion und zur Pflege der Königstreue. Kameraden, ich weiß, daß ein jeder einzelne seine Schuldigkeit thut, und Ihr werdet sie auch ferner thun, indem Ihr treu zu Euerm König in der Erfüllung Eurer Pflichten alles dasjenige fördert, was den Thron befestigt, und indem Ihr allen Umsturzbestrebungen entgegen. tretet."

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Daß die Kriegervereine den Zweck haben, der Sozial demokratie entgegenzuwirken, ist bekannt. Ob dieser Zweck freilich immer gelingt, steht auf einem anderen Blatte. Ju Sachen des Genossen Singer contra Ehren Hammerstein wärmen einige mit dem" fuspendirten"" Kreuz­Beitungs- Redakteur" gefinnungsverwandte Blätter wieder die Mär auf, daß unser Genosse zwar den Vorwurf Hammerstein's, Singer habe den BerlinerBierboykott zu Börsenspekulationen benußt, entschieden dementirt, die angedrohte Klage aber nicht an hängig gemacht habe. Da wir den Sachverhalt früher auf die neuerdings aufgewärmte Frage nicht noch ist von der Straffammer der Antrag des Kollegen Niemeyer, die Nach 11/ eftündiger Berathung fehren die Geschworenen zurück. einmal eingeben. Leider aber haben wir die Erfahrung machen historische Reihenfolge der Aussagen der Belastungszeugen feft. Der Spruch derselben lautet bei Schröder, Meyer und Gräf müssen, daß sogar ein Parteiblatt, das sich den Kampf mit den zustellen, abgelehnt worden; er ist unzulässigerweise abgelehnt auf schuldig bes wissentlichen Meineides in zwei Fällen, Antisemiten ganz besonders angelegen fein läßt, also gerade worden. Herr Niemeyer sah damals schon, daß die Aussagen bei Imberg, Beckmann und Wilking schuldig des in diefer Sache unterrichtet sein müßte, unsere wieder­der Belastungszeugen sich noch entwickelten. Nach Münters erster wissentlichen Meineides in je einem Falle und holten Erklärungen übersehen hat und nun verlangt, Angabe ist Schröder vor Angst gefallen, also ohne Münters bei Thiel auf schuldig des fahrlässigen Meineides in daß der Grund der Grund der Verzögerung des Termins den Buthun, wie ein Kind. Der Gerichthof glaubt das natürlich einem Falle.ro Parteigenossen mitgetheilt wird." Nun, die Gründe sind folgende: nicht, er hält ihm das vor, nun giebt er die Möglichkeit zu, ihn Nachdem den wieder hereingeführten Angeklagten der Spruch Nach Erhebung der Anklage schütte Ehren Hammerstein seine berührt zu haben. Und wie drückt er sich jetzt aus? Ich der Geschworenen mitgetheilt, beantragt der Staatsanwalt Immunität als Abgeordneter vor und jetzt, wo Termin auf einen habe den Mann nicht angefaßt, aber vielleicht gegen Schröder eine Zuchthausstrafe von 22 Jahren, gegen Tag im September angefeßt ist, wird man eben abwarten mit der Brust berührt." Ferner: Es ist möglich, aber Meyer und Gräf eine solche von 3/2 Jahren, gegen Jmberg, müssen, ob der Kämpfer für Gott, König und Vaterland zur ich weiß es nicht, daß ich ihm die Hand auf die Schulter gelegt Beckmann und Wilting eine solche von je 3 Jahren, gegen Thiel Vertretung feiner Berleumdung aus seinem Versteck in Tirol habe." Und ein solcher Mann will das eine, daß er seine Hände wegen fahrlässigen Meineids 8 Monate Gefängniß und die so- zurückkehren wird. nicht gebraucht habe, mit denen man doch zuerst hantirt be fortige Verhaftung von Thiel und Wilking, bei allen Angeklagten sonders der Herr Münter, bestimmt wiffen? Auf Gedächtniß außer Thiel auf Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf und Aussage eines solchen Mannes ist doch nichts zu die Dauer von fünf Jahren. geben. Münter will die Hand gesenkt haben, Brodmeier sagt: Sierauf zieht sich der Gerichtshof zur Berathung zurück. er hat sie hochgehoben, Müller bezeugt: er hat gestikulirt. Dann Nach etwa einstündiger Berathung verkündet der Vorsitzende die Aussage Münter's, daß Schröder in schwerer Trunkenheit nachts 11 Uhr folgenden Urtheilsspruch: getaumelt fei, die er dann zurücknehmen mußte. Die Staats Der Angeklagte Schröder wird wegen wissentlichen Caprivi in Ungnade", das war der Jubelruf anwaltschaft hat einen schweren Mißgriff Meineides in zwei Fällen zu einer Gesammt. 3uchthaus der Agrarier vor noch nicht Jahresfrist. Seitdem haben die begangen. - Vors.: Herr Vertheidiger, ich halte dieses Urtheil nicht strafe von 2 Jahren 6 Monaten, die Angeklagten Meyer Rornvertheuerer jede beabsichtigte und nichtbeabsichtigte Ignorirung des früheren Reichskanzlers mit Schadenfrende registrirt. Nun für zulässig gegenüber der Staatsanwaltschaft. Auch steigt das und Gräf mit Rücksicht darauf, daß sie an der Affäre des werden sie etwas ernichtert werden, wenn sie in Erfahrung Gewicht Ihrer Ausführungen nicht durch die Stärke des Aus Schröder mit dem Gendarm Münter nicht betheiligt waren, zu bringen, daß er am 16. Auguft ein Telegramm des Kaisers und Berth.: Jch glaube doch, das sagen zu müssen, was ich einer schärferen Strafe und zwar zu 3 Jahren 6 Monaten in der vorigen Woche eine Adresse seiner früheren Beamten vorhabe, und einen geeigneteren Ausdruck als Mißgriff" habe Buchthaus, die Angeklagten Im berg, Bedmann und Wil - erhielt. ich nicht. Daß Münter von der Staatsanwaltting zu je 3 Jahren Zuchthaus und der Angeklagte größer wird der Aerger bei denen sein, die früher Herrn Uns laffen diese Höflichkeitsbezengungen ganz fühl, desto fchaft mit Ermittelungen in feiner eigenen Thiel wegen fahrlässigen Meineides zu se ch 3 Monaten v. Hammerstein folgten.- Sache betraut wurde, ist doch sehr bedenklich er fucht Beugen für seine Behauptungen und da macht seine Gefängniß verurtheilt. Bum Prozeß Schröder wird uns von unserem Bericht­Beamtenqualität die wenig intelligenten Leute leicht befangen. Bei Schröder, Meyer, Gräf , Imberg, Beckerstatter noch geschrieben: Das Verdikt der Geschworenen wird Er hat ferner sehr häufig mit diesen Personen gesprochen. Der mann und Wilfing wird außerdem auf fünf Jahre Ghrverlust vielen, die die Prozeßberichte gelesen haben, unerwartet gekommen Verdacht, daß er sie beeinflußt hat, daß die Untersuchung dadurch erkannt, auch wird denselben die dauernde Fähigkeit abgesprochen, fein, erklärten doch auch die Vertheidiger, daß eine Verurtheilung getrübt worden ist, bleibt auf ihm lasten. Wie Brockmeier und jemals als Zeuge eidlich vernommen zu werden. Thiel und der Angeklagten ein friminalistisches Ereigniß sein würde, Müller geschwanti und sich widersprochen haben, braucht Willing, welche noch nicht verhaftet waren, wurden sofort ver- das in ihrer Praxis vereinzelt dastünde. Aber der bei den

drucks.

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Die interparlamentarische Friedenskonferenz hat, nach Annahme des von uns erwähnten Vorschlages eines inter­nationalen Schiedsgerichts, ihre Sigungen beendigt und Budapest als Ort der nächstjährigen Konferenz bestimmt.- Deutsches Reich.