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Botmäßigkeit des römischen Kapitals zu bringen. Bisher be­fanden sich unter den 195 Gesellschaften, die an der Ausbeu­tung der rumänischen Erdölschäße teilhaben, nur vier italie­nische Finanzgruppen. Künftig soll das anders werden!

Da Mussolini   jedoch mit gleichem Eifer nach der politischen Vorherrschaft auf dem Balkan  trachtet, ist der Bertrag mit Rumänien   auch da eine Masche in dem Nez, das er über der Halbinsel zusammenzieht. Das größte Hindernis für die Strebungen der faschistischen Außen­politik war auf diesem Felde die Kleine Entente   zwischen der Tschechoslowakei  , Südslawien   und Rumänien  , die im Ver­hältnis zu der Großen einen ausgesprochen antiimperialisti schen Charakter aufweist. Ginge es für Mussolini   um eine friedliche Balkanpolitit, so wäre, wovon schon einmal die Rede war, der Beitritt Italiens   zur Kleinen Entente   das Ge­gebene. Er zieht es aber aus durchsichtigen Gründen vor, dieses Dreistaatenbündnis von innen heraus zu lähmen, indem er eins ihrer Mitglieder nach dem anderen, erst Südslamien, jetzt Rumänien  , durch besondere Verträge an sich bindet. Aber auch die anderen Balfanstaaten traben bereits in seinem Ge­folge. Die Tage, an denen sich in Rom   die Abordnungen der unterworfenen Völker des Erdkreises drängten, stiegen für den größenwahnsinigen Imitator der Cäsaren auf, als turz nach Averescu   der bulgarische Außenminister Burom huldi gend in Rom   erschien und fich gleich darauf eine griechische Deputation unter Xidalys nahte, um an den neuen Handelsvertrag die letzte Feile zu legen. Da Albanien   heute nichts als eine italienische Rolonie ist, wäre mit Einbe­ziehung Rumäniens  , Griechenlands   und Bulgariens   ein ganz niedlicher Ring geschlossen, und Südslamien, das trotz des Freundschaftspaltes mit Rom   wegen der Mißhandlung der 500 000 Rroaten und Slowenen in Italien   zu Mussolini  fühler steht, befürchtet, vielleicht nicht mit Unrecht, Ziel und Opfer dieser Einfreifungspolitik zu sein.

Locarno   hin, Genf   her die auswärtige Politik des Faschismus arbeitet im Südosten nach der alten im perialistischen Manier, die Europa   1914 in ein Schlachthaus verwandelt hat, und wenn auf dem Balkan   über furz oder lang ein Konflikt auflodert, wird, unmittelbar oder mittelbar, der Störenfried Mussolini   heißen.

Gerede über Wilhelms Rückkehr". Reichsregierung und Reichstag haben mitzusprechen.

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Die Sensationspresse des In- und Auslandes beschäftigt fich noch immer aufgeregt mit den Gerüchten von einer angeb­lichen Rückkehr des Erkaisers nach Deutschland  . Der ameri­fanische Journalist Karl v. Wiegand hat sich daher nach Doorn mit der telegraphischen Anfrage gewandt, was für eine Bewandtnis es mit diesen Gerüchten habe. Er erhielt darauf folgende verrückte Antwort:

Ueber ein Ereignis, das Seine Majestät der Kaiser dem Willen der Vorsehung anheimgestellt haben, kann selbstver ständlich keine Auskunft erteilt werden. Auf Allerhöchsten Befehl

Graf v. Schmettow.

Wilhelm wartet also noch immer darauf, daß der liebe Gott ihn bei der Hand nimmt und ihn wieder auf den Thron setzt, auf dem er sich so sehr ausgezeichnet hat.

Ernstlich steht die Sache so, daß bis zum Ablauf des Republitschutzgesetzes im Sommer nächsten Jahres eine Rück­fehr des Ertaisers ohne Zustimmung der Reichs= regierung ausgefchloffen ist. Inzwischen hat die sozial­demokratische Reichstagsfraktion bereits das Weiterbestehen dieses Paragraphen des Republitschutzgesetzes in verschärfter Form beantragt. Die Entscheidung liegt also bei der Regie­rung und beim Reichstag. Nun war das Telegramm von Wiegand nicht mehr nötig, um zu zeigen, daß der alte Wil­helm es so weiter treibt, wie es der junge getrieben hat, daß er feinen Tag in Deutschland   vergehen lassen würde, ohne allerhand Unfug anzurichten. Die Vorsehung", dargestellt von Regierung und Reichstag, fann daher nicht daran denken, den Mann wieder hereinzulaffen.

Die Zollernprinzessin in Sowjetrußland.

Eine russisch  - offiziöse Darstellung.

Zur Angelegenheit der Hohenzollernprinzessin, die eine Vergnügungsreise durch Sowjetrußland machte, erläßt jetzt die Telegraphenagentur der Sowjetunion   folgende Erklärung: Im August dieses Jahres hat eine südamerikanische Touristenerfurfion einige europäische Länder und darunter auch die USSR.   besucht. Sie bestand aus südamerikanischen Politikern, Industriellen, Gelehrten, Journalisten usw., denen sich in Europa   eine Anzahl spanischer, holländischer und deutscher  Touristen angeschlossen hat. Unter den letzteren befand sich auch die Frau eines preußischen Prinzen. Die Teilnehmer der Erfurfion sind weder von der Regierung noch von irgendeiner Organisation in der UdSSR  . eingeladen worden; sie wurden auch nicht als Gäste der Sowjetregierung behandelt. Die Exkursion, die insgesamt drei Tage in der Sowjetunion   weilte, besuchte Leningrad   und Moskau  . Es wurde ihr von der Regierung fein Ertrazug zur Verfügung ge­stellt und sie bezahlte ihre Eisenbahn- und Dampferrouten tarif­mäßig. Auch die in der sozialdemokratischen Preffe erwähnte an gebliche Festvorstellung" war eine gewöhnliche Vorstellung, für die die Erfurfion bezahlte Karten vorbestellt hatte.

Es ist nicht wahr, daß wie die ,, Oftthüringische Tribüne" be­hauptet eine Hohenzollernprinzessin ,, mit großen Ehren emp. fangen wurde". Ebenso erfunden ist die Behauptung des Schwä. bischen Tageblatts",(?) Tschitscherin selber habe die Honneurs ge­macht. Es fand überhaupt fein Bankett oder Empfang zu Ehren der Erfurfion statt.

Diese Feststellung erübrigt die Richtigstellung weiterer Erfin­dungen der sozialdemokratischen Presse über angebliche Teilnahme Tschitscherins oder anderer Regierungsvertreter an diesen Banketts, Trinfsprüchen usw.

Für uns ist allein wesentlich die Feststellung, daß einer Hohenzollernprinzessin die Einreise nach Rußland  gestattet worden ist, während sie einem Berichterstatter des Vorwärts" versagt wird. Diese Feststellung, die für sich allein schon Bände spricht, wird durch die russisch  - offiziöse Erklärung bestätigt. Was aber das Drum und Dran der Berichterstattung betrifft, so scheint uns, daß sich die russische Erklärung, indem sie auf die sozialdemokratische Bresse im Reich Bezug nimmt, an die falsche Adresse wendet. Urheber der Enthüllungen über die Reise der Zollernprinzessin ist doch die Opposition in der KPD.  !

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beschluß aufgehoben wurde. Soweit sich die Verbotsverfügung jedoch auf das Ausführungsgesetz zum Friedensvertrag. stützt, ist eine Beschwerde unzulässig. Es wird also, wenn nicht auf Grund anderer Erwägungen eine Aufhebung des Verbotes von Amts wegen erfolgt, dabei bleiben müssen, daß die beiden rechtsradikalen Geheimorganisationen im Reich und Preußen ver­boten sind.

3war werden nun auf Grund der Entscheidung des Staats­gerichtshofs alle deutschnationalen Hebel in Bewegung gefetzt werden, um die Putschorganisationen wieder zur öffentlichen Wirksamkeit zu­zulaffen, wir erwarten jedoch, daß sowohl die Reichs wie die preu­Bische Regierung allen diesen Beeinflussungsverfuch en widerstehen und eine durchaus berechtigte Maßnahme nicht selbst wieder durchlöchern werden.

Das Arbeitsgerichtsgeseh. Verhandlungen im Reichstagsausschuß.

In seiner Mittwoch- Sitzung befaßte fich der Soziale Reichstagsausschuß bei der Weiterberatung des Arbeits­gerichtsgesetzes zunächst mit der Gebührenfest fegung. Die Anträge der Sozialdemokraten und Demokraten, abweichend von der Regierungsvorlage, in allen drei Instanzen besondere und er­mäßigte Gebühren einzuführen, fanden Annahme. Nach dem Ausschußbeschluß betragen die Gebühren bei einem Streitwert bis zu 20 Mart: 30 Pfennige, von mehr als 20 bis 60 Mark: 60 Pfennige, von mehr als 60 bis 100 Mark: 1 Mark und von da ab für jede angefangenen 100 Reichsmart je 1 Mart bis zu höchstens 300 Mart. Annahme fand ferner der sozialdemokratische Antrag, den Laienbeisigern die Bezeichnung Arbeitsrichter zu geben und damit auch äußerlich ihre Gleichberechtigung mit dem juristischen Borsitzenden zum Ausdruck zu bringen. In der folgenden General­debatte über den zweiten Teil des Gefeßentwurfs forderte Genoffe Graßmann, das Reich zum Träger der Arbeitsgerichts­behörden zu machen. Er tonnte in seiner Begründung auf die Reichsverfassung hinweisen, die die Schaffung eines einheitlichen Arbeitsrechtes vorsieht, dessen wichtigste Voraussetzung auch die Ver­einheitlichung der Arbeitsrechtsprechung sein muß. Er erläuterte weiter den grundsäßlichen Antrag der Sozialdemokraten zu dem gesamten Aufbau der Arbeitsgerichte, wonach zur Mitwirkung in der Verwaltung beim Reichsjustizministerium ein paritätischer Reichs­arbeitsjuftizausschuß, bei den Landesjustizbehörden Landesarbeits­justizausschüsse aus den beteiligten Arbeitnehmern und Arbeitgebern gebildet werden sollen. Die Deutsche Volkspartei   versuchte in einem neuen Antrag, den Arbeitsgerichten den Charakter als selbstän dige Gerichte wieder zu nehmen und sie in die ordentlichen Ge­richte einzugliedern.

Der Rückgang der KPD. in Niedersachsen   zeigt sich, wie uns aus Braunschweig   geschrieben wird, immer deutlicher. Jetzt hat Nach einer mehrstündigen Debatte wurde der sozialdemokratische die APD. wieder einen schweren Verlust zu beklagen. Die drei bis Antrag von sämtlichen bürgerlichen Parteien abgelehnt, selbst her im Gebiet Hannover  - Braunschweig  , Westfalen- Lippe und Hessen  - ein demokratischer Antrag, der den Beschlüssen des Reichswirtschafts­Waldeck erscheinenden kommunistischen   Parteiblätter merden rats entspricht und wenigstens Beiräte für die Mitwirkung in der Hannover   eine Zeitung, die neue Arbeiter- Zeitung  " erscheinen. Sie Stimmen der Demokraten, Sozialdemokraten und Kommunisten mit dem 31. Oktober eingehen. An ihrer Stelle wird nur noch in Berwaltung der Arbeitsgerichtsinstanzen vorsieht, wurde gegen die foll den ganzen Bezirk versorgen, in den sich bisher drei Zeitungen abgelehnt. Die sämtlichen Abgeordneten die ,, Neue teilten. Von Bielefeld   bis Helmstedt   und von Kassel   bis weit hinauf

Zeitung der KPD  . geben. Und ob die Neue Arbeiter- Zeitung" ein in die Lüneburger Heide   wird es also in Zukunft nur noch eine langes Leben haben wird, ist auch noch sehr fraglich.

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Staatsgerichtshof für den Wikingbund.

Das Verbot für Preußen aufgehoben.

Im Mai d. I. hat der preußische Innenminister den Bitingbund" Ehrhardts und den sogenannten Sportverein Olympia  " auf Grund des Republitschußgefeges und auf Grund des Gesetzes zur Ausführung des Friedensvertrages verboten. Dieses Verbot erfolgte im Anschluß an die Aufdeckung der putschisti schen Vorbereitungen des Herrn Claß und seiner Genossen.

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von den

christlichen Gewerkschaften stimmten damit gegen die

Anträge ihrer eigenen Organisationen. Nachdem auch der sozialdemokratische Antrag, die Arbeitsgerichtsbehörden zu Reichsbehörden zu machen, abgelehnt war, wurde beschlossen, daß die Kosten der Arbeitsgerichte und der Landesarbeitsgerichte von den Ländern, die Kosten des Reichsarbeitsgerichtes vom Reich zu tragen find. Der Versuch der Deutschen Volkspartei   und ihres Redners, des Abg. Thiel, auf völlige Eingliederung der un Arbeitsgerichte in die ordentlichen Gerichte fonnte auch diesmal mit starter Mehrheit abgewiesen werden.

Genoffe Adolph Hoffmann   schreibt uns: Für alle Beweise von Liebe und Freundschaft, die mir aus Anlaß meines Jubiläums aus allen Teilen Deutschlands   zugingen, ist es mir nur auf diesem Wege möglich, meinen herzlichsten Dant auszusprechen, ganz besonders der 4. Abteilung für das prächtige Fest im Gewerkschaftshaus.

Soweit das Verbot auf Grund des Republikschutzgesetzes erfolgt war, haben die Anwälte der beiden Verbände Beschwerde beim Staatsgerichtshof zum Schutz der Republit erhoben und den Erfolg erzielt, daß das Berbot am Mittwoch durch Gerichts- Ivember dieses Jahres tagen.

Adolph Hoffmann  .

Die Konferenz der deutschen   Finanzminister wird am 2. No.

Besonderes und Absonderliches. freter Humor durch. Die Kompoſition, beutlicher Beweis einer noch der ich die Ohnmacht diefer Quatschbude oft genug beſchämend emp

Konzertumschau von Surf Singer.

Es geschieht etwas Gonderbares in der Philharmonie. Menschen, friedlich gestimmt, zu Tausenden, umstehen, umjubeln einen einzelnen. Das muß eine Primadonna sein, der gleich die Pferde ausgespannt werden. Und eine liebenswürdige, da fie gern und viel spendet, und eine schöne, denn durch Mufit allein wird ja Berliner   Bürgertum nicht warm. Aber nichts von alledem. Der fich so schön und so liebenswert vor der Umschlingung der Masse zu retten weiß, indem er ihr alle Gefallen tut, ist ein Greis, Bat tistini. Er singt zum letzten, unwiderruflich letzten(?) Male im Konzertsaal. Der Meistersinger von 70 Jahren. Der Beltantift der Bühne. Der Mann des vorbildlichen Atems, der gelockertsten Sprache, des belebtesten Vortrags, der Künstler, der dem Erhabenen und dem Trivialen zugleich ein heiliger Deuter wird. Was fingt er nicht alles? Bolkslied und Mozart und Verdi und Beri. Zwischen die Reihe der Zugaben fett er ein berühmt fleines Programm, bei hem ihm Lindemann in vollendeter Laune hilft. Kein edlerer Bariton, tein tragenderes Organ, fein treibenderes Temperament ist heute noch zu finden. Spuren des Alters? Unmöglich, es zu über. sehen. Der Lauf nach der Tenorhöhe zu wird vorsichtiger als früher zu Ende geführt, fleine Transpofitionen helfen die Gefahr über­winden, und ab und zu wird der Atem schneller, tiefer gezogen, als es dem jugendlichen Brustkorb einst nötig war. Was tut's? Vom Gesang, vom angedeuteten Spiel, von der flammenden Künstler. persönlichkeit Battistinis wird gepackt, wer Gesang überhaupt noch liebt. Ein Bombenerfolg, auch für die Ronzertdirektion Leonard, die wohlweislich sogar die Preffetarten für fich be­halten hatte.

Emil Bohnte gibt sich Mühe, die Programme feiner fin­fenischen Konzerte besonders interessant zu machen. Diese Methode hat etwas doppelt Gutes. Einmal tönnen wir aufhorchen auf das Neuartige, vielleicht Erstmalige, das da erklingt, und zweitens lenft der Vortrag noch von dem Dirigenten ab, der sich in eine Technit einlebt, um fie langsam beherrschen zu lernen. Bohnte ist ein guter, ein gesunder Musikant, schwerfällig, ohne Nerven, ohne die Gabe des Differenzierens. Kann er wohl singen? Ich glaube es nicht, denn es flingt teine Gesangsphrase der 5. Sinfonie Tschai­kowskys bis zu Ende, die Phrasierung ist mangelhaft, der Atem des Dirigenten unsicher. Zudem findet er zwischen Laut und Leise, zwischen Zeitlupenaufnahme und Nurmi feinen rechten Ausgleich. Aber das kann alles werden, denn Musikantenblut ist da, und das ist doch noch dicker als das Wasser der Routine. Aus der urauf­geführten 2. Sinfonie von Mar Butting tonnte er allerdings wenig machen. Das liegt hauptsächlich an der Komposition. Butting, im Kammermusikalischen ein eigener Kopf, versucht hier, mit dein üblichen Rezept der unentwegt Atonalen Mufit im großen zu schaffen. Er beginnt im ersten Satz temperamentvoll, arbeitet mit schönen Kontrasten, weiß aber farge Gedanken nicht weiterzutreiben, zu füllen und zu färben. Tonales an Melodie wird bequem atonal retouchiert, zwischen Baß und Distant bewegen sich Linien und Lichter recht unorganisch, did. Im Adagio schleppt sich Klang unendlich nichtssagend hin, bis Schlußafforde, ätherische, wieder

und im Allegro bricht nur ein sehr verframpfter, gar nicht| voll äußert sich Prof. E. R. Weiß: Als Mitglied der Akademie, zielunsicheren Begabung, stieß auf guten Beifall und leise Ableh­nung.

Dritter, absonderlicher Fall: eine junge, noch unbekannte Sän­gerin wird stürmisch gefeiert vom großen Bublifum. Blumen und Lorbeer in Fülle. Zu viel, zu früh des allzu Guten. Charlotte Schrader, hoher Sopran, gute Podiumerscheinung, will ganz hoch hinaus. Schönes Material, schlanke Kopftöne, doch wenig Resonanz der Tiefe, lieblich im Vortrag, doch monoton, schnell er­müdend und leicht detonierend. Eine Erwartung, teine Erfüllung. Woher die große Spannung in der Luft? Es erhebt sich, unge­rufen, ein sympathischer Mann im Publikum, winkt der Sängerin entzückt zu, applaudiert lange, verbeugt sich vor den Nachbarn, läuft mehrmals zum Podium. Richard Winter schürt also den Erfolg seiner eigenen Lieder. Lieber Kollege, das hätten sie nicht tun sollen. Das war eine kleine fritische Entgleifung und eine fleine Geschmacklosigkeit dazu. Die Lieder selbst sind gut erfunden, voll griffig im Klavierpart, dankbar im Vortrag, effektvoll gesteigert, nicht immer kurzweilig, straußisch und wagnerisch erhitzt. Wiegen lied und Liebeslied gefielen am besten.

Margarete Roll ist noch jung; so hat sie im Regerfchen Lied schon mufitantisch einen harten Stand. Lieblich, wie sie ausschaut, feßt sie behutsam Ton an Ton. Noch erklingt fein ganzes Stüd, fondern ein Mofait an gelernten Dingen. Entwickelt sich die noch starne Stimme zum Sopran oder zum Alt, so wird man ein Talent mehr grüßen dürfen. Das Boltsbildungsamt Prenzlauer Berg   gibt fein erftes Sinfoniekonzert. Das Aufgebot ist start. Mahlersche Lieder ( Emmy von Stetten), Einführung durch den flugen Sprecher Rudolf Kastner  , Horenstein als Dirigent und Mahlersche Sinfonie Nr. 4. 3u bedenken bleibt, ob die Ambitionen nicht zu hoch sind. Gestern noch flaffische Sinfonie und heute schon tiefst schürfendes Mahler  - Erlebnis? Hoffentlich tam das Publikum mit Denten und Fühlen dieser Musikphilosophie nach.

Heinz Unger   hat eifervoll die Propaganda für seinen Ronzert­gyflus betrieben und treibt jedes Konzert wieder fieberhaft zur Höhe. Er malt die vielen Stimmungen, die im ersten Satz der 3. Mahler­fchen Sinfonie ruhen, flar, freundlich, efstatisch nach, immer mit dem Unterton des Mystischen, das Volkstümliche noch gerade am Ba nalen vorbeirettend. Gesunde, fultivierte Art des Musizierens und ganz frei in der Technik. Leider zwang uns die Straußische Sa­lome", das freudige Fest zu unterbrechen. Warum beginnt Unger seine langen Abende erst um 8 Uhr?

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Zur Frage der Akademie- Reform. Auf den- ven uns ver öffentlichten Brief Mar Liebermanns antwortet jetzt Arno Holz   mit einem umfangreichen Schreiben, in dem er die 3uftimmung Liebermanns zu seinen Reformplänen mit Befriedigung fonstatiert und einige ihm zugegangene Zuschriften veröffentlicht. ,, D, mein lieber Herr Arno Holz  ." schreibt Heinrich Zille  , ,, wie haben sie als Erster sich getraut, die Art an den alten morschen Baum zu legen. Das Institut ist eine Lächerlichkeit. Warum ist das nicht schon früher von Geistmenschen erkannt?" Temperament­

funden habe, sage ich zu Ihrem Entwurf Bravo  ! Und dreimal Bravo   für Ihren Mut, und Dant für Ihre Mühe!" Ein dritter, der vorläufig noch nicht genannt werden möchte, erinnert an ver­schiedene Ereignisse der jüngsten Zeit, die die Ohnmacht der Akade mie beweisen: 1. Die 3ufammenlegung der Berliner  ft a atlichen Kunstschulen und die Verpachtung des Atelier­gebäudes Prinz- Albrecht- Straße hat heftigsten Widerstand in der Akademie gefunden. Die Stemmission der Akademie, die auf Wunsch des Landtags zu der Frage Stellung nahm, wurde vom Kultus­ministerium nicht beachtet. Welche Konsequenzen zogen die Mit­glieder der Akademie? Keine. 2. Konflitt zwischen Justi und Liebermann. Liebermann fühlte sich aufs schwerste ge­tränkt, die Akademie mit ihm. Das Kultusministerium stellte sich auf Seite Justis. Welche Konsequenzen zog die Akademie? Keine. 3. Der Umbau des Opernhauses veranlaßte auch einen Broteft der Akademie. Der Eindruck, den dieser machte, war gleich Null; und die Konsequenz, die die Mitglieder der Akademie aus ihrer gleich Nullbewertung zogen, war ebenfalls wieder gleich Null."

Wettbewerb für die Ausschmüdung der Frankfurter   Marien­firche. Zur Gewinnung von Entwürfen für eine malerische Aus­rienkirche in Frankfurt   a. d. O. veranstaltet der preußische schmückung des Innern der westlichen Eingangshalle der St. Ma­Kultusminister einen engeren Wettbewerb. Zur Beteiligung an diesem sind seitens des Ministers 20 Künstler aufgefordert worden. Von der Ausschreibung eines allgemeinen Wettbewerbs wurde in diesem Fall in Anbetracht der wirtschaftlich schweren Zeit und mit Rücksicht darauf abgesehen, daß nur sehr menige der an einer all­gemeinen Ronkurrenz sich beteiligenden Künstler Preise und Ent­schädigungen erhalten tönnten. Eine Erweiterung erhält dieser engere Wettbewerb jedoch insofern, als denjenigen deutschen   Künst lern, die ähnliche Aufgaben malerischer Ausschmückung firchlicher Gebäude bereits ausgeführt haben und die preußische Staats­angehörigkeit befizen oder in Preußen leben, die freie Beteiligung gestattet ist. Für diese Künstler sind die näheren Bestimmungen des Wettbewerbs durch die Akademie der Künste, Berlin  , Bariser Plaz 4, zu beziehen.

Frauen- Dienstpflicht in Peru  . Eine Anzahl peruanischer Frauen­organisationen haben eine gemeinsame Denkschrift an die Regierung gerichtet, in der sie die Einrichtung einer allgemeinen Dienstpflicht für die Frauen verlangen. Die Dienstpflicht soll in erster Linie auf den Arbeitsgebieten der Krantenpflege, der Unfallverhütung, der Rinderfürsorge und der Lebensmittelversorgung durchgeführt wer Die Dentschrift hält auch eine Rafernierung während des Dienstjahres für wünschenswert."

den.

demie ale Bertreterin ber geeinten deutschen   Geistes. Arno Holz   vielgenannter Entwurf einer Deutschen Aka­arbeiterich aft" ist als Broschüre im Verlag von Otto v. Holten, Berlin   C. 19, Neue Grünstr. 13, erschienen.

Heliumgas in der Lüneburger   Helde? Eine Entdeckung, die anscheinend von größter Bedeutung ist, ist in dem Erdöllager der Lüneburger Heide  gemacht worden, indem man feftftellte, daß die dortigen Dellager allem Anschein nach start heliumhaltig find.