Das Kartell Aussagen in der V Der Kredttausschuß der Wirtschafts-Enquete hatte die führenden Mitglieder der Stempelvereinigung. des Konditionen-Kartells der Großbanken und Bankhäuser, zu einer Der- nehmung geladen, um sich als eine weitere Einführung in die Unter- suchung über die Gestaltung der Kreditkosten, über die Zinshöhe und Zinsspanne einen Ucberblick zu oerschasfen, über die Natur der Stempelvereinigung und über die Art ihrer Festsetzung von Zinsen und Provisionen. Man hörte in der von dem Genolsen chilferding geleiteten Vernehmung manches Interessante von der Eigenart dieser Vereinigung der Banken. Bei völliger Form- losigkeit, bei dem Mangel rechtlicher Bindung ihrer Beschlüsse, die stets einstimmig gefaßt werden müssen, herrscht doch die denkbar schärssle Disziplin. In den vielen Iahren, seitdem die Stempelvereinigung funktioniert, ist es nie zu einer absichtlichen Verletzung ihrer Be- dingungen gekommen, niemals hat sich ein Mitglied von ihr gelöst, um als Außenseiter sein Heil zu versuchen. Worauf beruht diese Straffheit ohne rechtlichen Zwang? Sicherlich aus der Vielfältigkeit der Verflechtung der geschäftlichen Beziehungen zwischen ihren Mitgliedern, bei der jede Eigenwillig- kcit, zu der etwa ein Institut auf dem Gebiete der von der Stempel- Vereinigung festgesetzten Konditionen neigen könnte, unendlich viel schwerwiegende Nachteile auf anderem Gebiete mit sich führen könnte. Auf die Frage, ob nicht einem Mitglieds gegenüber, das Lust hätte, außer der Reihe zu tanzen, durch die Verweigerung der Annahme seines Akzeptes im Bankenverkehr der schwerste Zwang angewendet werden könne, wurde mit Recht geantwortet, daß dies die wirtsdjostliche Todesstrafe wäre, und daß man diese nicht leicht anwende. Immerhin gibt es natürlich eine ungewöhnliche Machtstellung, wenn man ohne jede rechtliche Bindung auch nur die Möglichkeit hat, mit der Wirtschaft- lick)en Todesstrafe zu winken I So erklärt es sich, und hierin liegt eine für die Frage des ganzen Kartellproblems wichtige Beobachtung, daß eine Organisation ungeheuer fest gefügt sein kann bei der denkbar lockersten Rechtsform ihres Zusammen- s ch l u s s e s. Wir konnten ähnliches in anderem Zusammenhang für einen Jndustricoerband, den Eisenbauverband, feststellen, dessen Mitglieder ebenfalls straff zusammenarbeiten, ohne daß der Verband auch nur ein eingetragener Verein wäre.
»irtschafts- Enquete. Als man nun zu erfragen suchte, auf welcher Grundlage die einzelnen Beschlüsse über die Bestimmung von Zinssähen und Provisionen zustande kämen, ob hier bestimmte Grundsätze obwalten, ob sich auf bestimmte Kostenberechnungen diese Festsetzungen aufbauen, erhielt man klipp und klar die Antwort, daß es Prinzipien für die Ge- staltung der Konditionen nicht gebe, daß man Selbstkostenrech- nungen für Kreditgeschäfte selbst gern haben würde, daß aber das Problem der Selbstkostenrechnung im Bankgewerbe ungelöst sei, und vielleicht ist es auch bei den deutschen Universalbanken gar nicht lösbar. In Wirklichkeit vollzieht sich also die jeweilige Diskussion bei der neuen Bestimmung von Banksätzen nur in der Form einer Erörterung der Marktlage. Man tastet ab, welche Sätze man wohl erheben kann, ohne das Geschäft zu schädigen und in der Hoffnung, möglichst hohen Nutzen zu ziehen. Es gibt dabei wohl gelegentliche Meinungsverschiedenheiten, aber kaum eigentliche In- teressengegensätze, denn schließlich ist es allen recht, die Sätze s o hoch zu halten, w i e es nur eben bei der gegebenen Marktlage möglich ist. Man darf sich auch nicht vorstellen, daß tiefgründige volkswirtschaftliche Erörterungen bei dieser Gelegenheit gepflogen werden, denn als Genosse Dr. H i l f e r d i n g den Vorsitzenden der Stempelvereinigung, Herrn Dr. Möhler, bot, doch eimnal zu schil- dern, wie denn nun eine derartige Debatte verlaufe, setzte er ihn in arge Verlegenheit, und er wußte nichts Besseres zu erzählen, als daß sich die Unterhaltung stark in Fachausdrücken bewege, daß man eine Rednerliste führe und ähnliche interessante Dingel Dabei hat der Aussagende sicherlich nicht einmal irgendetwas Bedeutsames ver- schwiegen, sondern es entspricht sicherlich der Wirklichkeit, daß der- artige Sitzungen sich viel nüchterner und langweiliger vollziehen, als es der Vorstellung des Laien entspricht, der immer glaubt, wenn eine Reihe von Größen der Finanzwelt beisammen sind, so müßte entweder sehr viel Weisheit verzapft oder eine Ver- schwönmg angezettelt werden. In Wirklichkeit findet offenbar kcins von beiden statt, s widern man tauscht ein bißchen seine Ansichten aus und fetzt dann die Zinsen und Provisionen so fest, wie es dem Nützen der eigenen Institute am besten zu entsprechen scheint. Ge- rade weil diese Beschlüsse aus einer betonten Systemlosigkeit ent- stehen, ist natürlich die Bildung einer öffentlichen Meinung über die Angemessenheit oder Unangcmessenheit von Zins- und Provisionssätzen«in außerordentlich wichtiger Faktor.
Sanierung be! Linke-�ofmann. Der mitteldeutsche Stahltrust fertig. Gegen Ende der Inflation genoß neben dem Stinnes-Konzern der Linke- Hofmann- Lau ch ha m in er° Konzern das größte Ansehen. Denn er war neben diesem am raschesten gewachsen. Ein typischer I n f l a t i o n s k o n z e r n wie Stinnes, nur lange nicht so groß, teilte er nicht dessen und Stumms, Rombachs, Sichels Schicksal. In die Oberschlesische Hüttonwerte A.-G., die größtenteils aus politischen Gründen von Preußen und vom Reich saniert wurden, konnte er rechtzeitig gegen 15 Millionen Mark neue Trust- aktien seine notleidenden Werke Julien- und Henninen-Hütte sowie die Glciwitzer Betriebe einbringen. Die Großbanken und Herr Flick, der heutige Großaktionär der Vereinigten Stahlwerke A.-G., waren dem Konzern wohlwollende und materiell stark interessierte Helfer. So kam er das ganze kritische Jahr 1925, obwohl die Bilanz für 1924/25 schon bedrohlich aussah, an gefährlichen Finanzklippen vorbei. Jetzt erfolgt die endgültige Sanierung des feit langem bedrohten Konzerns. . Zur Verfügung hatte der Konzern noch seinen M a- schinen-, Waggon- und Lokomotivbau, die Lauch- Hammer Eisen werke in Riesa , Burghammer, Gröditz usw., seine Mchrheitsbetciligung am Stahl werk Herrnigsdorf und neben einer Anzahl kleinerer Beteiligungen seine Braunkohlen gruben und das Oberschlesische Truslatuenpaket. Ein Kommunique von der Verwaltungsratssitzung läßt jetzt deutlich den Gang der Sanierung durchschauen. Die Gründung des Mitteldeutschen Stahltrusts mit einem Aktienkapital von 59 Millionen Mark ist beschlossene Sache. Er wird von Linke-Hofmann-Lauchhammcr und dem Ruhrmontantrust gemacht. Letzterer bringt sein W e b e r- W e r k in Brandenburg in den Trust ein. Linkc-Hof- mann die Lauchhammer -Werke mit allen dazugehörigen Beteiligun- gen, also neben den Beteiligungen an der Siegener Eisenindustrie A.-G. und der Gewerkschaft Luise auch die Stahl- und Walzwerk Hennigsdorf A,-G., die kürzlich noch besonders saniert wurde. Von den 59 Millionen Mitteldeutsche Stahltrustaktien(der Trust scheint„Mitteldeutsche StahlwerkgcseUjchaft" zu heißen) erhält Lauch- Hammer 33 Millionen(Vereinigte Stahlwerke A.-G. erhält 12 Mil- lionen) für das, was er an Anlagen einbringt, der neue Trust kauft ihm gegen bar alle Vorräte ab, und die Außenstände werden vom Lauchhammer -Konzern noch selbst eingezogen. Das ober- fchlefifche Trustaktienpaket soll der neuen Stahlwerksgesellschast eben- falls zum Kauf angeboten werden, würde aber wohl, da es auf Jahre hinaus ohne Ertrag bleiben wird, weit nicht die 15 Millionen Nennwert einbringen. Von den 33 Millionen Aktien gibt der Kon- zern gleich 28 Millionen an die Konzernaktionär« weiter, 5 Millio- neu behält die Verwaltung im Portefeuille. - Um die 28 Millionen soll das Konzernkapital von 79 Millionen auf 42 Millionen herabgesetzt, und dieser Betrag soll wiederum auf 21 Millionen z u s a m m e n g e l e g t werden, hinter dem dann noch die Ober- schlesische Trustbeteiligung und oie Maschinen-, Waggon- und Loko- motivdauinteresscn stehen werden.(Werke in Breslau , Archimedes- Werke, Füllner-Werk, in Köln . Brand, Aachen , noch Waggonfabti- ken). Für diesen Rest scheint es finanziell so zu werden(die Bilanz für 39. September liegt noch nicht vor), daß die Forderungen und Schulden sich decken und dem Aktienkapital die Fabrikanlagen und die Vorräte gegenüberstehen werden. Fast sicher ist heute schon, daß der ganze Konzern als Werks- g e s el l s ch a f t verschwindet und zur reinen Holding- g e s e l l s ch a f t wird, die nur mehr Aktien oerwaltet. Ueber«inen Waggontrust wird schon lange, über einen L o k o in o t i v- b a u t r u st wird neuerdings verhandelt. An der Spitze stehen bei diesen Verhandlungen die Einbringungen des Linke-Hofmann- Lauchhammcr-Konzerns. Es mutet im ganzen etwas komisch an, daß der Konzern seine vollständige Auflösung mit Rationalisicruugs- a b f i ch t e n begründet. Die Zerlegung des Konzerns'mag unter dem Gesichtspunkt der Rationalisierung durchaus zweckmäßig sein: aber in erster Linie scheint der Konzern doch mehr Glück und gute Freunde als wirkliche Rationalisierungspläne gehabt zu haben.
vsrbanü öeutscher Waren- unS Kaufkäufer. Der Verband deutscher Waren, und Kaufhäuser hielt in diesen Tagen seine Generalversammlung ab. Nach einigen fach. lichen Referaten berichtete Direktor Bach über seine Amerikarcise, wobei er mit aller wünschenswerten Deutlichkeit nachwies, welchen Nutzen das Prinzip„Hohe Löhne und niedrige Preise"' dem Einzelhandel Amerikas gebracht hat. Er legte dar,
daß der Preisinder, wenn nian das Jahr 1913 zugrunde legt, im Jahre 1928 von 226 auf 169 im Jahre 1925 zurückgegangen ist, während der L o h n i n d e x in der gleichen Zeit eine Steigerung auf 228 erfahren hat. Ob das in Amerika angewandte System zur Steigerung der angestellten Leistung, das Prämiensystem, das richtige ist, darüber kann man verschiedener Ansicht sein. Direktor Vach warnte, von der Konsumfinanzierung allzuviel zu erwarten. Chefredakteur Bernhard, de? am zweiten Tage über Kaufkraft und Arbeitslosigkeit sprach, führte die letztere vor allem auf die vollkommen veränderte Struktur m der Bevölkerung zurück. Es kommen zu dem Heer der Arbeitslosen, das wir in jeder kavitalistischen Konjunkturkrise finden können, jetzt noch hinzu die großen Massen, die vor dem Kriege im stehenden fteert Aufnahme gefunden haben und die Schichten, die früher von Renten lebten. Bernhard fchätzt diese Menschenmassen auf 1 bis IVi Millionen Menfckicn. Die Struktur des Konsums war vor dem Kriege weit günstiger als in anderen Ländern. Wir müßten wieder zu einem gefunden Inlandsmarkt kommen. Es fei ein Unsiitn. die Wirtschaft durch Vroduktionssteigerung beben zu wollen. Vielmehr muß die Konsumkraft durch Er- höhung des Reallohnes verbessert worden. Vorerst bleibt uns nichts anderes, als den Versuch mit der Rationalisierung und mit der Typisierung zu machen. Bernhard hält die Kon- sumfinanzierung nur soweit für ersprießlich, als sie dazu dient, notwendige Käufe zu ermöglichen. Dogegen müßten Lurus- kaufe von der Finanzierung ausgeschlossen sein. Professor L e v y warnte, wie überbmivt alle Redner, davor, das Beisviel Amerikas in der Frage der Typisserung vollkommen aus Deutschland zu über- tragew Er führte neben den bekannten Argumenten, andere ge- schmackliche Einstellung usw., vor allen Dingen an, daß eine tyvi- sierte Ware schwer exportiert werden könne, denn selbst wenn stch der Geschmack und der Bedarf eines einzigen Landes ver- einheitlichen lasse, so könne doch der Geschmack aller Ländee nicht vereinheitlicht werden. In der Diskussion berichtete dee Borsitzende, Direktor Alt ho ff vom Karstadt -Konzern, über die Erfahrungen, die der Konzern mit dea Annliederung von FabrikotionsbeHeben gemacht habe. Solche Angllederimgen hätten nur dann Bor - teil, wenn der Einzelbandelsbetrieb in der Laae sei. die gesamte Produktion des Fabrikastonsbetriebes aufzunehmen und da- neben noch den freien Markt beim Wareneinkauf benutzen zu 'können._ Neues tzppothekenrecht. Gegen Vodennnicher und Bodenspekulation. „Das zurzeit geltende deutsche Hypothekenrecht ist, vom Stand- punkt des Juristen aus betrachtet, ein Kunstwerk, fein durch- gearbeitet und technisch vollendet, wie ein Uhrwerk, bei dem ein Rad genau in das andere greift." Mit diesen Worten leitete Justiz- rat Dr. L i e r tz- Düsseldorf im vorigen Jahre einen seiner Vor- träge über Hypothekenresonn ein. Er fuhr aber sogleich fort: „Anders aber ist es, wenn man es mit dem Auge des Sozial- p o l i t i k er s betrachtet. Im wirtschaftlichen und sozialen Leben eines Volkes kommt es nicht in erster Linie darauf an, daß die ge- segliche Rechtsordnung formal fein durchgearbeitet ist, sondern dar- auf, daß sie die ewigen Grundgedanken der sittlichen und sozialen Wcltordnung zum Ausdruck bringt und durchsetzt. Auch das feinst durchgearbeitete Gesetz taugt nicht, wenn es dieser Forderung nicht entspricht. Unser Hypotheken- recht entspricht dem nicht, und so kommt es. daß hinter dem Wort Hypothekenrecht eine gewaltige Summe von Unglück und Verzweiflung und Elend steckt." Justizrat Dr. Liertz kommt dann, nach einer eingehenden Schil- derung der geschichtlichen Entwicklung des Hypotl)«kenrechts in Deutschland und feiner tiefgründigen sozialen Würdigung seiner Elemente und Zusammenhänge zu der Forderung, das Ziel einer Reform müsse fein: a) einmal, daß die Grundstücke nicht über- bewertet, die Preise nicht übersteigert werden: b) daß die Grundstücke nicht dauernd mit Hypotheken belastet, sondern daß sie e n t s ch�l d e t werden, um auch den Kreditbedürfnissen der Zukunft dienen zu können: c) daß die Kredite für die ver- b e s s e r u n g des Grundstückes nicht durch die übermäßige Grund- stückskaufpreishypothek aus ihrer Sicherheit oerdrängt werden können. Um diese Reformen durchzuführen, sei qeboten, zu dem ur- sprünglich deutschen Rechtsprinzip der Trennung von Boden und Aufbauten zurückzukehren. Für Boden- werte sollten dann nur noch Rastkaissaelder als Grundschuld oder als Darlehen ohne hypothekarische Eintragung zugelassen werden, während Gebäude und Bodenverbesserungseinrichtunoen mit T i l- gungshypotheken bedacht«erden könnten, mit Hypotheken
also, deren ratenweise Abtragung sich der mutmaßlichen Lebens- dauer dieser Objekte anpaßt. Eine in diesem Sinne durchgeführte Hypothekarreform würde eines der besten Mittel sein, den sozial und wohnungspolitisch so verhängnisvollen Bodenwucher und die Bodenspekulation zum großen Teil zu unterbinden. Im übrigen würden sich damit auch im gesamten Wohnungsbau- wesen für alle ehrlich Schaffenden gesunde Verhältnisse heraus- bilden und festigen. Gedanken wesensgleicher Art find bereits in der Zeit vor dem Kriege mehrfach vertreten worden, besonders durch die deutschen Bodenreformer, aber auch in andoren Kreisen. Iustizrat Dr. Liertz ist ein bekannter Führer der Zentrumspartei im Rhein - land. Im Jahre 1929 gab Ministerialrat Dr. P o n f i ck, der jetzt als Angestellter des Reichslandbundes der Hauptsachberater des Reichslandbundes in Bodenrechts- und Siedlungsjragen ist, eine Schrift heraus, in der für das Hypothekarrecht durchaus dieselben Forderungen oertreten werden. Ebenso hat sich dafür in einem Vortrage auf der Tagung des Siedlungsausschusses des Reichsland - bundes am 12. April 1923 der Geheime Regierungsrat G e r st e n- Hauer ausgesprochen, und zwar mit den gerade für die Land- Wirtschaft schwerwiegendsten Argumenten. Der Reichslandbund selbst verbreitet diese Rede als besondere Flugschrist, woraus ge- schlössen werden darf, daß seine geistigen Führer sich ebenfalls dazu bekennen. Auffällig ist aber, daß noch keine bürgerliche Partei einen p a r- lamentarischen Bor stoß unternommen Hot, um die sonst von ihren Sachkennern als notwendig bezeichnete chypothekarreform nun auch gesetzgeberisch in Fluß und zur Durchführung zu bringen. Es scheint, als müßte auch hier wieder, wie das schon in der Frage der gemeindlichen Bodenoorratswirtschaft geschehen ist (Entwurf eines Gesetzes des Ständigen Beirats für Heimstätten- wesen im Reichsarbeitsministerium, über den erleichterten Erwerb von Wohn- und Wirtschaftsland,—„Bodenreformgefetz"), erst die Sozialdemokratie die Initiative ergreifen. Die hier nur kurz umrissenen Forderunoen für eine zeiigemäß soziale Hypothekarreform hätten sich am leichtesten bei Gelegenheit der Verabschiedung der sogenannten Aufwertungsgesetze an- bringen lassen. Indessen wird es damit niemals zu spät werden. Je früher aber die Reform eingeführt wird, um so schneller werden sich auch ihre sozial und wirtschaftlich wünschenswerten Auswir- kungen einstellen._ Otto A l b r e ch t. Der Güterverkehr der Belchsbahn stand auch in der Woche vom 3. bis 9. Oktober im Zeichen einer starken Zunahme. Es wurden zum Transport 889 399 Güterwagen gestellt gegen 772 299 in der entsprechenden Woche des vorigen Jahres und 859 399 in der vorangegangenen Woche dieses Jahres. Wie sehr der Verkehr zugenommen hat, zeigt die nachfolgende Uebersickä über die Güter- wagengestellung der Reichsbahn in den letzten Monaten: Woche wöchentlich durchlckn. pro Arbeitstag
Demnach sind arbeitstäglich 3599 Wagen mehr als in der Vorwoche und rund 18 999 Wagen mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres für den Verkehr benötigt worden. Die Reichsbank Mitte Oktober. Der Rsichsbankausweis zum 15. Oktober zeigt gegen die Dorwoche keine ungewohnten Ver- änderungen in der summen mäßigen Inanspruchnahme durch Banken und Wirtschast. Auffallend sind aber die stärkeren V e w e- gungen auf den einzelnen Konten. Die stärkste unge- wohnlichste Bewegung ist die Zunahme der L o in b a r d b e st ä n d e; mit 23,8 auf 35,0 Millionen ist sie die größte, die im letzten halben Jahr für die Monatsmitte zu verzeichnen war. Sehr möglich, daß das Haussefieber, in dem die Börsenspekulation damals schon wieder arbeitete und gegen das eine Großbank schon aktiv durch Baissemanöver angekämpft haben soll, zur Beschaffung von K a m p f- gelbem durch Efsekteubeleihuna bei der Reichsbank gefübrt hat. Die Wechsel- und Schelkbestände sind um 84,5 Millionen auf 1293,3 Millionen zurückgegangen, so daß sich eine Der- ringerung der Kapitalanlage(die eigenen Wertpapiere blieben mit 91,3 Millionen wieder unverändert) um 69,7 Millionen ergab. Die K u n d e n g e l d e r auf Girokonto stiegen weiter um 192.1 auf 737,8 Millionen Mark: ein Zeichen, daß es bei der Reichsbankkuird- schaft an flüssigen Mitteln keineswegs fehlt. Deckung-. fähige Devisen nahmen um 64,8 auf 446,1 Millionen ab. die Gold bestände sind wieder, und zwar um 36,3 auf 1632,6 Millionen, gewachsen. Im Zusammenhang damit ging der Gefamtpupier. »mlauf der Reichsbank um 199,9 auf 4243,8 Millionen zurück. Davon waren Reichsbanknoten 2971,7 Millionen(— 167,6 Millionen) und Rentenbankscheine 1277,1 Millionen(—22.4 Millionen). Die Deckung der Reichsbanknoten durch Gold und Devisen zusammen erhöhte sich gegen die Vorwoche von 67,8 auf 70,6 Proz.(durch Sold allein von 51,5 auf 53,6 Proz.). Das Reich hatte es noch immei nicht nötig, durch Hingabe von Reich sfchatzwechfeln feinen neuen Kredit bei der Reichsbant in Anspruch zu nehmen. Konzentration in der Textilindustrie. Der K atz- Konzern hat, wie uns unser westdeutscher Mitarbeiter berichtet, die„Webe- G. m. b. H." in sich aufgenommen und dadurch einen ganz bedeuten- den Machtzuwachs erhalten. Der Konzern, der seinen Sitz in Viele- seld hat, ist eine Gründung der in Westdeutschland maßgebenden Konfektionsfirma S. Alsberg u. Co. Ihm find ungefähr 49 große Textilfirmen in Westdeutschland angeschlossen. Der Konzern befaßt sich mit dem Großeinkauf von Textilien. Daneben betreibt er Wäschesabrikation. Ein konsnmsinanzlerungsinstlkul des Einzelhandels für Beamte. In Berlin winde ein Institut für die Finanzierung der Kreditverkäufe im Einzelhandel an die Verbraucher gegründet. Das Unternehmen hat den Zweck, auch denjenigen der beteiiigieu Geschäfte, die bisher lediglich auf den Grundsatz des Barverlaufs ein- gestellt waren, risikofreie Kreditverkäufe zu ermöglichen, indem das Lerkaufegefchäft von der Kreditgewährung bzw. Finan- zierung der Kreditverkäufe völlig getrennt wird. Der Geschäftsgang bei dieser für Groh-Berlin neuartigen Einrichtung ist folgender: Der Kredit beanspruchende Kunde wendet sich an das Finanzierüiigs- institut und erhält von diesem nach Prüfung seiner Kreditfähigkeit einen Warenkreditbrief in bestimmter Höhe. Ter Kunde, der im Ladengeschäft wie jeder Barzahlungskäufer bedient wird, zahlt nun an der Kasse mit einem Scheck auf das Institut. D-efe Schecks werden dem betreffenden Geschäft von dem Finanzierungsinstitut nach Abzug von 19 Proz. diskontiert. Der Kunde hat für die Inanspruchnahme des Kredits eine Verzinsung von 6 Proz. führlich zu leisten und im übrigen die festgelegten Abznhlungstermine pünkt- lich einzuhalten. Der Kreis der dem Unternehmen angeschlossenen Firmen ist unbegrenzt. Er umfaßt unter anderen Einzelhandels. firmen der Tcxiil-, Schuh-, Galanterie-, Haushalts- und Kurzwaien» brauche usw. Ausgeschlossen sind Lebensmittelgeschäfte sowohl wie auch Juweliergeschäfte. Die Kreditgewährung ist zunächst nur auf Beamte beschränkt und soll erst später, wenn genügend Erfahrun- gen gesammelt sind, auf andere Berufsgruppen ausgedehnt werden.