Die üblen Arbeitsnachweisräume.
Das ewige Baugerüst in der Gormannstraße.
Wiederholt wurde im Vorwärts" geklagt, daß die meisten Arbeitsnachweisräume alles andere als menschenwürdige Auf enthaltsstätten für die Arbeitslosen find. Von den zuständigen Behörden ist mehrfach versichert worden, daß die bei der andauernden Massenarbeitslosigkeit durchweg unzureichenden Räume vermehrt und eine freundlichere Ausgestal tung der Räume erfolgen solle. Wir zweifeln nicht daran, daß die Beratungen der Behörden im besten Gange find, wissen jedoch nicht, ob und wann etwas dabei herauskommen wird. Offenbar muß erst darüber entschieden werden, wer die nötigen Mittel bereitzustellen hat und wo mit den Restaurierungsarbeiten zuerst be= gonnen werden soll.
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Immerhin etwas ist bereits geschehen. Im sogenannten Börsensaal des Arbeitsnachweises in der Gormannstraße wurde vor einigen Monaten, etwa Mitte Juli,
ein großes Baugerüst aufgestellt. Nachdem ein ziemliches Stüd Stud von der Dede herabgefallen war; glücklicherweise zu einer Tageszeit, in der die Arbeitslosen bereits nach Hause gegangen waren. Aber auch im übrigen find die Bäume in der Gormannstraße derart unzulänglich, daß es deswegen schon zu großer Unruhe und zu Tumulten gekommen ist. Die Aufstellung des Gerüsts hatte die Gemüter offenbar etwas beruhigt, da sie als Vorbereitung zu Reparaturarbeiten aufgefaßt wurde. Diese Annahme hat sich als irrig erwiesen. Das Gerüst hat wohl lediglich den Zweck, die Decke vor weiterem Verfall zu schützen.
Die Arbeitslosen, die sich mit diesem Gerüst als einer vorübergehenden Erscheinung ohne weiteres abgefunden hätten, zumal es Bauarbeiter sind, die sich in diesem Saale als Arbeitsuchende aufhalten müssen, betrachten es als Dauereinrichtung, mehr und mehr als Hindernis. Denn der Wald von Gerüststangen macht den Raum fast unpassierbar.
Neue Phase im englischen Bergarbeiterstreik. Konferenz der Gewerkschaftsvorstände.
Condon, 22. Oftober.( Eigener Drahtbericht. Der Generalrat der britischen Gewerkschaften war am Donnerstag zu einer gemeinsamen Sigung mit der Exekutive des Bergarbeiterverbandes zusammengetreten. Die Mitglieder der Bergarbeiter- Erefutive waren zu diesem Zwed aus Mittelengland nach London getommen und find unmittelbar nach der Sigung wieder in das mittelenglische Kohlengebiet zurüdgefehrt, um ihre Agitation fortzusehen. Der Generalrat der Gewerkschaften hat beschlossen, der Bitte der Bergarbeiter Folge zu leiffen und eine außerordentliche Konferenz der Gewerkschaftsvorstände sämtlicher dem Generalrat angefchloffenen Gewerkschaften für Mittwoch, den 3. November nach London einzuberufen. In der Einladung an die Gewerkschaftsvorstände heißt es, daß die konferenz zu dem Zwede einberufen sei,„ die Mittel und Wege zu erörtern, durch die den Bergarbeitern jede mögliche Hilfe gewährt werden fönne". Darüber hinaus wird der Generalrat alle zuständigen Gewerkschaften über ihre Stellung zu einer Transportsperte für eingeführte Kohlen und deren Möglichkeiten befragen. Die Frage der Kohlensperre wird jedoch nicht auf der Tagesordnung der Vorfländekonferenz stehen.
Die Bergarbeiter- Erefutive hat vor ihrer Abreise nach Condon in Mittelengland noch einen bedeutenden moralischen Erfolg davongetragen, indem fie den Bezirksvorstand des Bergarbeiterdistrikts von Lancashire , der vor wenigen Tagen die Rückkehr der Bergarbeiter zur Arbelt offiziell gebilligt haffe, in einer dreiffündigen geheimen Sigung wieder zur offiziellen Politit des Gesamtverbandes zurückgewonnen hat. Der Gewerkschaftsvorstand des Diftritts hat die Bersicherung abgegeben, daß er alles tun werde, um die Arbeitsniederlegung zu erreichen.
Zuftrom und Abstrom zu und von der Arbeit hielten sich in den letzten beiden Tagen praktisch die Wage. Jedoch ist unverfennbat, daß eine neue Feftigung der Kampffront der Bergarbeiter eingetreten ist. Diese Tatsache wird selbst von der bürgerlichen Bresse anerkannt. Das Parlament trift am Montag abermals zu einer furzen Sigung zusammen, um den Ausnahmezustand für einen weiteren Monat zu verlängern. In Abwesenheit Ramsay Macdonalds, der fich gefundheitshalber nach Afrika begeben hat, wird die Opposition in dieser Sigung von Clynes geführt werden.
Die Sammlungen für die Streifenden müffen jeht noch einmal träftig einsetzen. England friert und ge. braucht Kohle, und bis nach Italien geht die klage über Kohlenmangel. Er fann behoben werden in ganz kurzer Zeit, sobald die 3echenbejiter zum Nachgeben gezwungen werden. Dazu müffen wir helfen, indem wir die Bergarbeiter unterstützen!
Der Streik in der Gesundheitsindustrie. Die Verhandlungen werden fortgesetzt. Im Streit in der Zentralheizungsindustrie( Gesundheitsindustrie) haben, wie uns die Zentralstreilleitung berichtet, gestern unter Borsiz des Schlichters Wissell Verhandlungen stattgefunden, die zu einer Annäherung der Parteien in der Hauptstreiffrage, der Gehaltsfeftsetzung, geführt haben. Die gegen 5 Uhr nachmittags abgebrochenen Berhandlungen sollen in Ueber
Die Gerüstpfosten vor den Schaltern erleichtern überdies auch den Schalterbeamten die Abfertigung der Arbeitslosen feineswegs. Ganz im Gegenteil: sie erschweren den Verkehr außerordentlich.
Durch die Abdeckung ist der Raum auch wesentlich niedri ger und so die Lüftung und Lichtzufuhr bedeutend schlechter geworden, so daß in den Stunden großen Andranges in dem durch Ausdünstungen und Tabatsqualm geschwängerten Saal der Aufenthalt zur Qual wird. Die ohnehin unfreudige Stimmung der Arbeitslosen wird dabei nicht besser. Die Schalterbeamten und die Arbeitsvermittler bekommen dies deutlich zu spüren. Sie sind den Uebelständen gegenüber macht: los, unter denen sie mitleiden. Das Gerüst, das sicherlich Leihgebühren fostet, bringt es mit sich, daß der Saal den ganzen Tag über durch die riesigen Bogenlampen erhellt werden muß. Das toftet Strom, der sonst nicht gebraucht würde.
Rurzum, noch ist es Zeit,
den Stein des Anstoßzes,
den dieses Gerüst bildet, zu beseitigen, oder aber auf andere Weise abhilfe zu schaffen. Setzt erst der Frost ein, der auch die jetzt noch arbeitenden Bauhandwerker und Straßenbauarbeiter in diesen Raum als Arbeitslose bringt, dann fommt es gar leicht zu üblen 3wischenfällen.
Ueberdies: auch alle übrigen Arbeitslosen, die die öffent lichen Arbeitsnachweise in Anspruch nehmen müssen, haben Anspruch darauf, in menschenwürdigen Räumfich feiten untergebracht zu werden. Es ist daher unerläßliche Pflicht der zuständigen Instanzen, unverzüglich für 2bhilfe au forgen. Unmögliches verlangen auch die Arbeitslosen nicht. Sie wollen jedoch sehen, daß das mögliche endlich getan wird. Die Not der Arbeitslosen und ihre Stimmung, dürfen nicht unterschätzt und durch Säumigkeit erschwert werden. Es muß alles aufgeboten werden, das Los der Arbeitslosen zu erleichtern.
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einstimmung mit beiden Parteien in Kürze fortgesetzt werden. In einer Versammlung am Sonntagvormittag 10 Uhr im Nordischen Hof", Invalidenstraße 126, sollen die Streifenden zu dem bisherigen Verhandlungsergebnis Stellung nehmen. Bis zur endgültigen Beilegung des Streitfalles wird der Streif in unverminderter Schärfe fortgeführt.
Zum Tarifwerk im Bankgewerbe.
Die Mitteldeutsche Kreditbank zahlt ebenfalls. Auf Veranlassung des Allgemeinen Verbandes der deutschen Banfangestellten fand bei der Mitteldeutschen Kreditbank Berlin eine stark besuchte Betriebsversammlung statt, in der Verbandsgeschäftsführer Marr das Vorgehen der Direktion der Mitteldeutschen
Kreditbank einer außerordentlich scharfen Kritik unterzog. Auf mehrmalige Vorstellungen des Betriebsrats hat nunmehr die Direktion der Mitteldeutschen Kreditbank durch Anschlag bekanntgemacht, daß auch fie am 31. Dezember an sämtliche Angestellte ein halbes Monatsgehalt zur Auszahlung bringen werde.
Einigung im Einzelhandel.
Für die Angestellten.
Wie wir in der Mittwochabendausgabe mitteilten, hatten die Unternehmer des Einzelhandels die Angestelltenorganisationen zum Donnerstag zu neuen Verhandlungen eingeladen. Nach dreieinhalb stündigen Verhandlungen tam es endlich zu einem Abschluß eines neuen Gehaltstarifes, der sich ziemlich mit dem Ende September in gemeinsamer Verhandlung ausgearbeiteten Tarifentwurf deckt.
Der neue Gehaltstarif läuft vom 1. Oftober 1926 bis 31. März 1927. Es war den Organisationsvertretern möglich, in einigen maßgebenden Positionen noch eine Erhöhung der Gehälter gegenüber den früheren durchzusetzen. An die Stelle der im ersten Entwurf geforderten Sicherungsflaufel für höher bezahlte Angestellte tritt nunmehr eine Bestimmung, die eine Verschlechterung der Gehälter derjenigen Angestellten verhindert, die sich zurzeit in den fünftig in Fortfall kommenden Berufsjahren befinden. In den Verhandlungen herrschte zwischen beiden Parteien völlige Uebereinstimmung darüber, daß unter diese Bestimmung auch die Angestellten fallen, die sich in den jetzt in Fortfall tommenden Spizen positionen der einzelnen Berufsgruppen befinden. Durch die Aufnahme dieser Bestimmung dürfte der größte Teil der Angestellten vor Verschlechterungen ihrer Gehälter geschützt sein. Die Höchstgrenze für die Sozialzulage von 5 Mark beträgt in Zukunft 140 Mart statt wie bisher 150 Mart. Bei einem Gehalt von mehr als 140 m. beträgt die Sozialzulage 10 Mart. Alles. Nähere ist aus den. im Ortsbureau des Zentralverbandes der Angestellten, Belle- AllianceStraße 7-10, erhältlichen neuen Tarifverträgen zu ersehen.
Diefer neue Tarifvertrag stellt die Höchstgrenze dessen dar, mas in gütlicher Vereinbarung überhaupt erreicht werden konnte. Der Vertrag fommt zwar Tausenden von Angestellten zugute, die nicht organisiert sind. Er wäre aber nie zustande gekommen, wenn nicht die organisierten Angestellten eine soziale Gewerkschaftsarbeit geleistet und der 3d2. eine so tonsequente Tarifpolitik getrieben hätte. Es waren besonders zwei Momente, die das Zustandekommen und den Inhalt des neuen Tarifvertrages beeinträchtigt haben. Einmal war es der innere Streit und die Ber
worrenheit im Unternehmerlager, zum anderen aber auch die unzureichende Organisation der Angestellten selbst. An der ersten Tatsache können die Angestellten natürlich nichts ändern, wohl aber an der zweiten, dem schlechten Organisationsverhältnis. Hier gilt es, mit erhöhter Kraft einzusehen und die Lücken aufzufüllen. Weitere schwere Kämpfe um Gehälter und Arbeitszeit stehen bevor, auf die jetzt schon gerüstet werden muß. Es gilt daher für die Angestellten nur die einzige dringende Parole: Hinein in den Zentralverband der Angestellten!
Die Schuhreparaturstellen für Erwerbslose. Kampf der Zünftler gegen Windmühlenflügel. Die Vertrauensleute und Bezirksführer als Vertreter der or= ganisierten Arbeiter des Berliner Maßschuhmacher- und Reparaturgewerbes haben sich in ihrer Sigung am 18. Oktober mit den von den Berliner Schuhmacher- Innungen befämpften SchuhreparaturBetriebswerkstätten für Erwerbslose" beschäftigt und faßten
den folgenden Beschluß:
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„ Die. Versammlung der Vertrouensleute und Bezirksführer des Zentralverbandes der Schuhmacher Berlins tritt für die Aufrechterhaltung der bestehenden Schuhreparatur- Be triebswerkstätten für Erwerbslose" ein und fordert von den zuständigen Instanzen die Errichtung solcher Werkstätten in allen Verwaltungsbezirken der Stadtgemeinde Berlin . Die Leitung der Werkstätten soll in die Hände von Fachleuten gelegt werden."
In der dem Beschluß vorausgegangenen Diskussion wurden einige Mißstände beleuchtet, die den Betriebswerkstätten noch anhaften, deren Beseitigung von den zuständigen Instanzen zu fordern ist. Von den in den Werkstätten beschäftigten Schuhmachern muß verlangt werden, daß sie etwaige Mißstände der Gewerkschaft melden, damit für Abhilfe gesorgt werden kann. Die
Aufrechterhaltung der bestehenden Werkstätten muß jedoch unter allen Umständen verlangt werden, außerdem aber, daß in jedem Berliner Verwaltungsbezirk foldje errichtet werden. Die Beibehaltung der bestehenden und die Errichtung neuer Werkstätten bringt der Arbeiterschaft erhebliche Vorteile. In diesen Werkstätten werden Arbeiter beschäftigt, welche lange erwerbslos find. Die Dauer der Beschäftigung in der Schuhreparatur- Betriebswerkstätte für Erwerbslofe" beträgt in der Regei 13 Wochen. Ist diese Zeit verstrichen, werden andere eingestellt. Die Entlassenen tommen wieder in den Genuß der Erwerbslosenunterstützung.
Die Entlohnung der Arbeiter ist als angemessen zu bezeichnen. Dagegen wurde vereinzelt Klage geführt, daß von den Leitern der Werkstätten zu hohe Arbeitsleistungen verlangt werden. Dies ist jedoch kein Grund gegen die Werkstätten: Es ist vielmehr Sache der Arbeiter, sich in solchen Fällen an die Gewerkschaft zu wenden, die die nötigen Prüfungen vornimmt. Soweit Bertreter des 3entralverbandes der Schuhmacher Einblick in den Geschäftsgang der„ Schuhreparatur- Betriebswerkstätten für Erwerbslose" gewinnen konnten, ist festzustellen, daß in den Werkstätten
gutes Material in sachgemäßer Weise verarbeitet schusses der produttiven Erwerbslosenfürsorge weit unter den übwird. Die Preise der Schuhreparaturen liegen infolge des Zulichen Preisen der Privatbetriebe gleicher Qualifikation.
Die Versammlung hält es jedoch für notwendig, daß die Leiter der Werkstätten, soweit sie feine Fachleute sind, durch Fachleute ersetzt werden. Ferner wendet sich die Versammlung entschieden gegen das Verlangen der Berliner Schuhmacher- Innungen, die Reparaturen für die Erwerbslosen an Innungsmitglieder zu vergeben und verlangt vom Landesarbeitsamt, daß bei Besprechungen mit den Innungen Vertreter der Gewerkschaft hinzugezogen werden, um das Interesse ihrer Mitglieder wahrzunehmen.
Die Konzertreise nach Ostpreußen .
Zu unserer Notiz in Nr. 497, Herr Stingl sorgt für das Deutsch tum" läßt das Reichspostministerium erflären:
,, Die sechs Oberpostsetretäre sind Mitglieder des Akademischen Orchesters, bei dem häufig Mangel an Mufitanten besteht, so daß im Laufe der Zeit Beamte des Haupttelegraphenamtes beigetreten sind. Auf die Konzertreise nach Ostpreußen hatten die sechs Obertelegraphensekretäre sich schon seit Monaten eingerichtet und ihren Erholungsurlaub für diese Zeit angefeßzt. Die Oberpostdirektion ist mit der Angelegenheit nicht befaßt gewesen. Bezahlung für ihre Teilnahme erhalten die Obertelegraphensekretäre nicht, es werden ihnen nur, wie allen übrigen Mitgliedern des Orchesters die baren Auslagen, zehn Mark täglich, erstattet. Der hiesige Vorsitzende des freien Musikerverbandes ist bei seiner Rücksprache im Haupttelegraphenamt über den Sachverhalt aufgeklärt worden und hat sich damit befriedigt erklärt, auch versprochen, in seinen Kreisen für entsprechende Aufklärung zu forgen. Der Poſtminister weiß auch heute nicht, wer diese Akademische Orchestervereinigung ist."
Achtung, Maurer! Die Maurerarbeiten bei der Firma Hermann Bamm auf der Baustelle Frohnau sind wegen Differenzen für Maurer gesperrt
Deutscher Baugewertsbund; Baugewerffchaft Berlin . Berband der Affordmaurer Groß- Berlins .
Berantwortlich für Bolitik: Dr. Curt Geyer ; Wirtschaft: Artur Saternus; Gewerkschaftsbewegung: 3. Steiner; Feuilleton : R. 8. Döscher: Lokales und Sonstiges: Fris Rarstädt; Anzeigen: Th. Glode; fämtlich in Berlin . Berlag: Borwärts- Berlag G. m. b. S., Berlin . Drud: Borwärts- Buchdruderet unb Berlagsanftalt Baul Ginger u. Co. Berlin SW 68 Lindenstraße 3. Sieran 2 Beilagen und..Unterhaltuna und Biffen".
Denn seit Jahrzehnten Cigarettenmarken
KUKENTHAL
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den Ruf ausgefprochener Qualitätserzeugnisse haben, bedür fen sie keiner Reklame durch viele Worte." Als QualitätsCigarettenfabrik erften Ranges können wir uns auf die Teñung unferes Sortiments befchränken."
A BATS CHARI
CIGARETTENFABRIK A G
RAUCHE NUR BATS CHARI
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SLEIPNER
seit jeher die begehrte 5 Cigarette
TUFUMA
eine böchftleiftung in ihrer freislage
SENATOR
DIE
OP BATSCHARI KRONE