Wohin steuert die Reichsbank?
Schacht vor der Wirtschafts- Enquete.
Auslandskredite und Freihandel.
Das Gutachten des Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht vor| genoffen im Kampfe gegen die privatwirtschaftlichen Tendenzen der der Wirtschafts- Enquete, über das wir schon furz berichtet haben, Reichsbahnverwaltung gern begrüßen. umfaßte eine Fülle von Fragen der Bankpolitik und der allgemeinen Wirtschaftspolitit, aus der es sich verlohnt, drei Probleme besonders hervorzuheben: Die Diskontfrage, die privatwirtschaftliche Einstellung der Reichsbahn und die Frage der AusDiskontpolitik.
landstrebite.
Dr. Schacht schilderte, wie für die Notenbank die Rücksichtnahme auf ihre eigene Dividende niemals bestimmend sein fann und auch gar nicht bestimmend zu sein braucht für die Bemessung des Diskontsatzes. Er hob hervor, daß sich die Diskontpolitit nach der Beobachtung einer ganzen Reihe von Erscheinungen in der Bragis richten müsse. Es müsse die Bewegung der Deckung der Reichsbanknoten, ebenso wie die Bewegung der Devisenkurse, die Umlaufsmittelmenge, ebenso wie das Preisniveau und das Lohnniveau beobachtet werden, und es müsse nicht zuletzt die Entwicklung der Zinssätze an den freien Kreditmärkten maßgebend die Distontfestsetzung beeinfluffen. Die Kunst bestünde daran, durch die Diskontpolitik die natürlichen Verhältnisse am Kreditmarkt rechtzeitig zu fenstatieren und fördernd auf erwünschte wirtschaftliche Tendenzen einzuwirken. Die Idee einer Regulierung der Gesamtwirtschaft durch die Bankpolitik lehnte Dr. Schacht ab, nur im Rahmen der allgemeinen Wirtschafts- und Sozialpolitik fönne die Bankpolitit auf den Ablauf der Wirtschaft einwirken. Die Erfüllung dieser Aufgabe könne nicht durch mathematische Rechnung gewährleistet werden, sondern sie hänge ab von der richtigen Kombination der verschiedenen Wirtschaftserscheinungen.
Diesen Ausführungen tann man grundsätzlich zustimmen; prattisch taucht nun aber die Frage auf, weshalb das Reichsbantdiret torium im gegenwärtigen Zeitpunkt den Diskontsag ver hältnismäßig hoch über den Zinssäßen des freien Kreditmarktes hält. Die Reichsbank erstrebt Zinsverbilligung, aber sie hemmt durch die Höhe ihres Diskontes die leber tragung der Zinsverbilligung von den furzfristigen auf die langfristigen Kredite. Daß die Dedungsvorschriften nicht tie geringste Hemmung für eine Diskomherabsetzung bedeuten fönn ten, unterliegt feinem Zweifel, denn die Reichsbank flagt gegen wärtig selbst über ungenügenden Zustrem von Wechseln. Sie flagt ferner über allzu reichlichen Zustrom von Depisen aus Auslandskrediten. Sicherlich gibt es aber kein wirksameres Mittel der Eindämmung der Auslandskredite als die Förderung des Binsabbaues. Endlich bedeutet 3inssentung im möglichen Rahmen eine Förde rung der Arbeitsbefchaffung in der Wirtschaft, fie liegt also auch in der Richtung der Aufgaben unserer Gesamtwirtschaftspolitik. Die Frage, die sich logisch an das vorgestrige Gutachten des Reichsbankpräsidenten anknüpft, lautet also: Warum zögert die Reichsbank, ihren Diskont herabzusehen? Wäre nicht eine Dis. fontermäßigung um 1 Proz. schon lange eine rechtzeitige Konstatierung der natürlichen Verhältnisse gewesen, und würde sie nicht dazu beitragen, die die Börsenspekulation auf Kosten produk tiver Wirtschaft begünstigende große Spannung zwischen kurzfristigen und langfristigen Zinssäßen zu vermindern?
Der Reichsbankpräsident als Staatssozialist. Im Zusammenhang mit der Frage der Berwaltung der öffent. fichen Gelder am Geldmarkt, für deren Zentralisierung Dr. Schacht feit langem fämpft, machte er eine Reihe von grundsäglich wichtigen Bemerkungen über die Organisation der großen Verkehrsbetriebe. Er bezeichnet es als einen der großen, wenn auch vielleicht not gedrungenen Fehler im Dawes- Plan , daß er die Trennung der Eisenbahn- und Postverwaltung vom Staat bewirkt habe. Die Folge sei, daß die Berkehrsverwaltungen in über triebenem Maße privatwirtschaftlich eingestellt seien. Es sei notwendig, daß derartige Betriebe nach volkswirtschaft lichen Gesichtspunkten geführt werden. Dr. Schacht erklärte, daß er sich als Staatssozialist in dieser Beziehung bekenne. In bezug auf die Berwaltung der Gelder ist mit der Post, die ja viel weniger verselbständigt ist als die Eisenbahn, vollkommene Uebereinstimmung erzielt. Sehr heftig griff dagegen der Reichsbankpräsident die Bertehrs- Kreditbank, das eigene Bankinstitut der Reichsbahn, an, von dem er behauptete, daß es rein erwerbswirtschaftlich ein gestellt sei. Ein Direktor dieses Instituts hätte es fertigbekommen, öffentlich zu erklären, daß die Reichsbahn ihre Gelder der Reichsbank nicht geben wolle, weil die Reichsbank unter ausländischem Einfluß stünde. Der Reichsbantpräsident betonte demgegenüber, daß von einem ausländischen Einfluß auf die Bankpolitik gar feine Rede sein könne.
Die Frage nach der Schädlichkeit des gegenwärtigen Zustandes der Anlage öffentlicher Gelder und nach dem Rugen ihrer Bentra lisation wird der Enquete- Ausschuß weiter sachlich zu prüfen haben. Auf jeden Fall aber fönnen wir Herrn Dr. Schacht als Bundes.
D
Angriff auf die Auslandskredite. Dr. Schacht warnt seit längerer Der Schluß der Schachtschen Ausführungen war ein heftiger Zeit ver den Gefahren des Zuftromes der Auslandskredite. Er sieht in ihnen nicht nur eine erwünschte Kapitalzufuhr zur Belebung der deutschen Wirtschaft, sondern er glaubt, daß viele von den Auslandskrediten aufgenommen werden, ohne genügende Rüdsicht auf die Verpflichtung der späteren Rüd zahlung. Er glaubt insbesondere, daß dieser Zuftrom von Auslandskrediten, die zunächst zu einem Zustrom von Devisen in die Reichsbant führen, reparationspolitisch unheilvoll sei, weil er dem Ausland nicht nur eine Zahlungsfähigkeit Deutschlands , sondern vor allen Dingen auch eine Transfer Fähigkeit, d. h. eine Fähigkeit, Bahlungen durch Devisenabgabe zu leisten. portäusche, die in Wirklichkeit nicht vorhanden fei. Dr. Schacht dem besonders die Auslandsanleihen der öffentlichen Körperschaften ein Dorn im Auge sind, meinte, daß die Politit der Beratungsstelle für Rommunalanleihen nicht ausreiche, um die Gefahren zu be= schwören, und daß es vielleicht nötig sein werde, der Kreditaufnahme im Ausland schärfere Fesseln anzulegen. Wir glauben, daß der Reichsban präsident die Gefahren der Auslandskredite sehr überschäßt, und daß er ihre Borteile im Hinblick auf notwendigen Rapitalzuftrom und vor allen Dingen auch als Ausgleichsmittel gegenüber zu hohen Zinsforderungen der Kreditgeber im Inlande unterschätzt. Die Diskussion über dieses Problem im Enquete- Ausschuß wurde pertagt, und es würde uns hier zu weit führen, in diesem Augenblick uns mit der ganzen theoretischen Begründung Dr. Schachts auseinanderzusetzen. Aber eine Frage soll doch aufgeworfen werden: Wie reimt sich der Bunsch nach einer protektionistischen Fesselung des inter nationalen Rapitalvertehrs zusammen mit den Grundfäßen der internationalen Handels- und Berfehrs freiheit, die das manifest der Wirtschaftsführer vertritt, zu dessen ersten Unterzeidern der Reichsbanfpräsident Dr. Schacht gehört? Ist es vielleicht typisch, daß die Wirtschafts. führer sich für die Handelsfreiheit immer mehr auf den Gebieten begeistern, auf denen sie weniger direkt beteiligt sind? Wenn der Bankpräsident für freien Warenhandel und gehemmten Kapital verkehr eintritt, und der Greßindustrielle für freien Kapitalverkehr, aber Aufrechterhaltung je nach der Branche der Eisen, Textil- oder anderer 3ölle, so wird wohl die llebertragung der Grundsätze des Manifeftes in die Praxis gute Weile haben.
Ein englischer Chemietrust. Vierfirmenfusion mit 764 Millionen Mark Rapital.
Bie aus London gemeldet wird, stehen vier führende Gesellschaften der chemischen Industrie Englands vor der Fusion. Die Berwaltungen haben die Bertruftung im Grundsatz bereits beschloffen. Es handelt sich um
Eingezahltes Kapital 13,75 Min. Pfund 4,78" 3,72
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Brunner, Mond u. Co. Lim. Nobel Industries Lim. British Dyestuffs Corp. Lim. United Alfali Comp. Lim.
Das eingezahlte Rapital beträgt insgesamt 38,2 Millionen Pfund Sterling oder runt 764 Millionen Mark. Das Nominal. tapital liegt nicht unbeträchtlich höher; es beträgt 47,5 Millionen Pfund oder rund 950 Millionen Mart.
Die Höhe der zu vereinigenden Rapitalien zeigt, daß es sich um einen Zusammenfchluß großen Formats handelt. Die Stellung diefes zufünftigen Trustes wird in England dieselbe sein, die die J. G. Farbenindustrie in Deutschland hat. Daben darf aber der Vergleich der Kapitalien nicht dazu verführen( das Nominalkapital der englischen Firmen ist nämlich noch höher als das des deutschen Chemietruftes), der englischen Kombination etwa die gleiche wirt schaftliche Bedeutung beizumessen. Davon fann nicht entfernt die Rede sein, weil die englischen Gesellschaften allgemein viel höher tapitalisiert sind als heute die deutschen , von der Zusammenhanglosigkeit, der Jugend und relativen unerfahrenheit der englischen Chemieindustrie ganz abgesehen.
Der Zusammenschluß selbst, die von Mr. Mond aus der Brunner, Mond u. Co. Lim. ausgeht, ist ein Zeichen für die Lebendigkeit, mit der die Notwendigkeit der Konzentration auch in dem fonservativen England heute empfunden wird. Daß Deutsch lands Beispiel start anregend gewirft hat, ist sicher; es ist auch wahrscheinlich, daß die vom deutschen Farbentonzern schon früher mit der British Dye stuffs Corp. angefnüpften Berhandlungen und die feit der Röln Rottweil Fusion ziemlich eng gewordenen Berbindungen zwischen 3. G. Farben und dem englischen Nobel
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Konzern dem Zusammenschluß förderlich waren. Daß Duisberg, der Leiter des deutschen Chemietruftes, mit Mister Mond an den Wirtschaftsverhandlungen in Romsey teilnahm, das läßt im Zufammenhang mit den vorhin genannten Verbindungsfäden auch darauf schließen, daß nicht ausschließlich Ronkurrenz. gesichtspunt te die Fusion veranlaßt haben.
Der Außenhandel der Sowjetunion .
Das Handelskommissariat der Sowjetunion hat vor kurzem nähere Angaben über den Außenhandel der Sowjetunion verbetrug demnach für zehn Monate des Wirtschaftsjahres 1925/26 öffentlicht. Der Gesamtum saz im Handel mit den europäischen Staaten Zeit im Vorjahre. Auf die Ausfuhr entfielen 493 Millionen, auf 1064 Millionen Rubel gegenüber 908 Millionen Rubel für dieselbe die Einfuhr 571 Millionen Rubel. Die entsprechenden Zahlen für das Vorjahr waren 386 Millionen und 522 Millionen Rubel. Das passive Saldo betrug für 10 Monate 1925/26 78 Millionen gegenüber 136 Millionen Rubel im Vorjahre. An erster Stelle ist am russischen Außenhandel England beteiligt. Der Umfaz im Handel mit ihm erreichte für die genannte Zeit 259,1 Millionen Rubel, wobei auf die Ausfuhr 159,6 Millionen und auf die Einfuhr 109,5 Millionen vorigen Jahre standen die Vereinigten Staaten an dieser Stelle). Rubel entfielen. An zweiter Stelle steht Deutschland ( im Der entsprechende Umsatz betrug 242,4 millionen Rubei. Der Umfaz mit den Bereinigten Staaten erreichte 109,1 Millionen gegenüber 187,7 Millionen Rubel im Vorjahre. Der Umjag mit Frankreich betrug 52,9 Millionen, mit Lettland 61,6 milionen, mit Belgien 19,1 Millionen, mit der Tschechoslowakei 18 Millionen Rubel.
Der Umfaz im Handel mit den asiatischen Ländern machte für 9 Monate des Jahres 1925/26 116,7 Millionen Kubel aus, wobei auf die Ausfuhr 53,6 Millionen und auf die Einfuhr 63,1 Millionen Rubel entfielen. Der Einfuhrüberschuß betrug 9,5 Millionen Rubel. Die Hauptrolle im russischen Handel mit Ajien spielt Persien . Der Umfag betrug dabei 59,3 Millionen Rubel; auf die Ausfuhr entfielen 27,2 Millionen und auf die Einfuhr 32,1 Millionen Rubel. Der Umsag mit China betrug 22 Millionen, mit Japan 6,3 Millionen, mit Mongolien 4,7 Millionen und mit Afghanistan 3,7 Millionen Rubel.
Ausbau der oberrheinischen Elektrizitätswirtschaft.
In der Schweiz ist soeben die Gründung der Aktiengesellschaft zum Bau und Vertrieb des Kraftwerks Ryburg- Schwor stedt vollzogen worden. Gründer der Aktiengesellschaft sind der badische Staat, die Kraftübertragungszentrale Rheinfelden, der schweizerische Kanton Aargau und die Gesellschaft MotorColumbus Zürich. Das Attienkapital beträgt 30 Millionen Franken. Der Kostenaufwand für den Ausbau des ganzen Werkes ist auf 60 Millionen Franken veranschlagt. Die Anlage soll in vier Jahren fertiggestellt sein. Die erzeugte Energiemenge von einer halben Milliarde Kilowattstunden wird zur einen Hälfte der Schweiz , zur anderen Hälfte Baden zufallen.
Mit der Anlage dieses neuen Kraftwerkes am Oberrhein ist ein weiterer Schritt in der Nut barmachung der Wasserträfte des Oberrheins für die Elektrizitätswirtschaft getan. Die Ausnutzung der Rheinstrecke von Konstanz bis Basel wird auf 3,6 milliarden Kilowattstundenleistung geschäßt. Damit ist die Rheinstrecke eine der
größten Kraftquellen Europas . Es sind 13 Kraftwerke vorgesehen,
von denen vier bereits erstellt sind.
Der Aktienanteil des badischen Staates an dem neuen, werk beträgt 50 Bro3. Mit dieser Beteiligung fichert sich der Staat rheins . Baden ist alleinige Besitzerin des Badenwerks, das fast das einen namhaften Einfluß auf die Elektrizitätswirtschaft des Oberganze Land mit Kraft und Licht versorgt. Gegenwärtig ist eine weitere große Kraftanlage im Ausbau begriffen, das Schluchseewerk, das nach vollem Ausbau mit 390 Millionen Kilowattstunden die größte Speicheranlage Deutschlands sein wird.
Auf dem Wege zum Monopol. Der Stahlverein auch Herrscher im mitteldeutschen Stahltruft? Bei unserer Behandlung der Neugruppierung des Linfe- Hofmann- Lauchhammer- Konzerns im Zusammenhang mit der Bildung des Mitteldeutschen Stahltruftes haben wir schon auf die bedeutsame mittlerrolle des Herrn der Charlottenhütte, Friedrich lid, jetzt Großaktionär der Vereinigten Stahlwerke A.-G., hingewiesen. Flick ist auch. Besizer des beherrschenden Aktienpakets von Linle- Hofmann- Lauchhammer und verfügt ebenso über die 15 Millionen Aktien des Oberschlesischen Montantruftes. Die Gründung des Mitteldeutschen Stahltrustes im Zusammenhang mit der Sanierung des Lauchhammer - Konzerns wird damit als eine Sanierung des Attienbesiges des Herrn Flic erkennbar und erhält durch seine jezige Stellung im Direktorium des Ruhrmontantrust es eine weit über die mitteldeutschen Umstellungsvorgänge hinausgreifende Bedeutung. Die Bereinigte Stahlwerte A.-G. dürfte nämlich schon jetzt praktisch den Mitteldeutschen Stahltrust beherrschen und durch starke Mitbeteiligung am Oberschlesischen Montantruft auch dessen Bolitik weitgehend beeinfluffen.
Von dem 50 Millionen Rapital des Mitteldeutschen Truftes erhält nämlich der Stahlverein für sein Brandenburger Weberwerk unmittelbar 12 Millionen, also die qualifizierte minderhelt. 5 Millionen werden ja im Portefeuille des Truftes zu eventuellen Angliederungen zurüdgehalten. Herr Flick erhielt als Großaftionär vom Linte- Hofmann- Konzern für dessen
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