Beilage zum„ Vorwärts" Berliner Volksblatt.
Nr. 194.
Weber die Beerdigungsfeier
Mittwoch, den 21. August 1895.
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12. Jahrg.
den zwischen Himmel und Erde Schwebenden widersprechen und nöthigenfalls das Eingreifen verantwortlicher ergriff und an den Armen festhielt. Mit Berather der Krone herbeiführen." der Opfer der Kieler Brücken- berang Perleiben tonnte, bielt Frau die National- Zeitung" daraus eben schließen, daß Herr v. Windübermenschlichen Kräften, die der Frau nur Nun, und wenn dies dennoch nicht geschehen ist, dann mag katastrophe Tonn den Gatten über fünf Minuten in heim nicht so gut ist, wie sein Ruf, und daß er in dasselbe Horn diefer Lage, während durch die Hilferufe eine große Menschen- au stoßen gewillt ist, das Herr v. Richthofen so lange Jahre mit menge unten auf der Straße angelockt wurde. Den 3u Virtuosität geblasen hat. Unserer bürgerlichen Gesellschaft ist es vergönnt, den schauern aber erstarrte beim Anblick der grauen. Klassencharakter selbst dann kraß hervortreten zu lassen, wenn haften Scene das Blut in den Adern und fein marke sendet uns Herr Dr. Doll, der Besitzer des Hauses Stein,, Audiatur et altera pars." Unter dieser StichTausende von Schmerz und Trauer tief gebeugt wurden. So Mensch dachte daran, der verzweifelten Frau megstr. 34, in dessen Kellerwohnung vorige Woche, wie wir be wehten am Sonntag in der Stadt Kiel luftig die Fähnlein, den Hilfe zu bringen!! Endlich erlabmten die zu Ehren, deren Reihen vor 25 Jahren bei Gravelotte durch wußtlos brach die Aermste auf dem Balkon zu einen Bericht über den Tod dreier Kinder im Hause SteinmetzKampfgenossen und dem daselbst garnisonirenden 85er Bataillon Kräfte der Gattin, ihre Hände öffneten sich und berichtet haben, drei Kinder gestorben sind, die folgende Buschrift: Der Vorwärts" bringt in seiner Nummer am 18. Auguſt mörderisches Feuer gelichtet wurden. Nur am Hafen, sammen, während Tonn in die Tiefe stürzte. Mit zerstraße 34, dessen tendenziöse Faffung nur den einen Schluß zus hoch oben auf dem Riesenkrahn der Germaniawerft , wehte, weit- schmetterten Gliedern und zertrümmertem hin sichtbar, die Fahne halbstock, die traurige Erinnerung an Schädel blieb der Malermeister auf dem Straßenpflaster todt läßt, daß ich, als Beſizer des Hauses durch das Vermiethen einer den am vorigen Mittwoch stattgehabten schrecklichen Unglücksfall. liegen. lebensgefährlichen Wohnung das Ereigniß veranlaßt hätte. Aber auch überall da, wo Arbeiter wohnten, in den Straßen des Von allem, was der Bericht meldet, ist nur das eine thatsächlich, Dorfes Gaarden, sowie in den kleinen Pachtgärten sah man Saufe ist nach Ablegung eines umfassenden Geständnisses Montag Wohnung gestorben sind. Die von der Familie Schröder am Zur Ermordung des Dr. Steinthal. Die Mörderin Else daß nämlich im August drei Kinder in der fraglichen zum Zeichen der Trauer und des Schmerzes die Fahne gesenkt. Abend nach dem Untersuchungsgefängniß Moabit überführt 1. Oftober 1894 bezogene Kellerwohnung welche zuvor zwei In immer dichter werdenden Schaaren strömten von allen Seiten worden. Nach den bisherigen Ergebnissen hat es den Anschein, Jahre bewohnt und dann zwei Jahre als Malerwerkstatt benutzt Arbeiter der kleinen, mit 11 Särgen besetzten Gaardener Leichen- als ob das sehr nervöse und leidenschaftliche Mädchen durch wurde besteht aus einer zweifenftrigen, einer einfenftrigen halle zu, um von dort den auf dem Schlachtfelde der Arbeit ge- fortgesetzte Heßereien dritter zu der That aufgereizt worden ist. Stube und einer ebensolchen Küche. wordenen Opfern das letzte Geleit zu geben. Die kleine schmuck- Sehr merkwürdig ist, daß die Mutter der Mörderin die Tochter ständig neu gemalt und die Dielen gestrichen. In diese Räume Die Wohnung war volllose Leichenhalle war von den Särgen derart angefüllt, daß an nicht zu Hause zurückgehalten hat, nachdem Else S. ihr beim og nunmehr der Miether mit Frau und fünf ein Hereintreten der Leidtragenden nicht gedacht werden konnte. Abschied am Sonntag Bormittag gefagt, es sei sehr leicht möglich, Sindern und nahm dazu noch einen Schlafburschen Und so mußte denn auch von jeder zeremoniellen Feier daselbst daß sie nicht mehr nach Hause zurückkehren werde. Sehr im und ein Geschäftsfräulein, das waren neun Personen; Abstand genommen werden. Gegen 3 Uhr sehte sich der endlos Widerspruch mit diesen Abschiedsworten steht die Aussage der und als nun das Geschäftsfräulein noch ein Kindchen werdende Zug in Bewegung, an an der Spitze den Sarg Damast. Zu dieser sagte die Sauke, als sie das Mädchen bat, bekam, wurden es zehn. Der Mann war im Winter des Schiffszimmermanns Reichert fahrend der von den Dr. Steinthal zu holen, sie wolle nur noch von dem Geliebten arbeitslos, und da die bitterste Noth herrschte, so habe ich Parteigenossen Neumühlens und Wellingdorfs gefolgt, endgiltig Abschied nehmen, weil sie ihm so sehr zugethan sei. nach dem Kirchhof in Ilmschenhagen Ilmschenhagen gebracht wurde. die Familie wiederholt mit baar Geld, Lebensmitteln und Der Hauptzug mit 10 Leichen bewegt sich um den Hafen herum, Auf den Bauplätzen der Berliner Gewerbe Aus- Feuerung unterstützt. Große Freunde vom Lüften sind die. woselbst fämmtliche, den verschiedensten Nationen angehörenden stellung wurden Montag früh die Arbeiten wieder aufgenommen. Leute nicht gewesen; und da die Wäsche in der Wohnung geEchiffe ihre Nationalitätsflagge halbstock gehißt hatten, nach dem Die geplante Arbeitsniederlegung der Zimmerleute wurde durch waschen und auch getrocknet wurde, so ist es wohl kein Wunder, außerhalb der Stadt Kiel gelegenen Kirchhof. Von einer Mufit- eine theilweise Lohnerhöhung bis auf weiteres beigelegt. Die wenn sich Feuchtigkeit in der Wohnung einnistete. Von tapelle angeführt, folgte die Werftfeuerwehr, hinter der u. a. Firma Pumplun u. Komp. zahlt nun den auf dem Dach be- den Kindern Schröder's starb ein acht Monate altes allerdings ein Kranz vom Prinzen Heinrich und dessen Frau gespendet, schäftigten Zimmerern, über hundert an der Bahl, den erhöhten am Keuchhusten; aber dieser ist in der Steinmetzstraße über getragen wurde. Als erster Sarg folgte derjenige, welcher die Lohnsatz von 521/2 Pf. für die Stunde; die übrigen Zimmerleute haupt gegenwärtig start vertreten. Das zweite Rind starb Sterblichen Reste des Genossen Nothdurft enthielt, mit pracht erhalten den alten Stundenlohn von 50 Pf. Darüber, ob die an Zahnkrämpfen im Alter von etwa 1/2 Jahren, das dritte vollen Kränzen mit vorwiegend rothen Schleifen bedeckt. Ihm Arbeiten unter diesen Bedingungen auch am Dienstag weiter war das fiebenwöchige Kind des Fräuleins. Und da ich den folgten zunächst Deputationen der Parteigenessen von Kiel , geführt werden sollen, entscheidet eine Berathung der betheiligten Todtenschein auf unbekannte Ursache ausstellte- nach meiner Gaarden Ellerbeck Wellingsdorf, Neumünster , Rendsburg , Bimmerleute. Dagegen haben am Sonnabend Abend in der Ueberzeugung mangelhafte Ernährung- so bin der Textilarbeiter Neumünsters u. a. mehr, mit Kränzen mit Berliner Gewerbe Ausstellung 40 Schachtarbeiter die Arbeit ich selbst es gewesen, der das Erscheinen der Polizei zum Zweck rothen Schleifen. Nach einem mehrere hundert Köpfe zählenden niedergelegt. der Beschlagnahme der kleinen Leiche veranlaßte. Ich habe der Gefolge folgten neun Leichenwagen mit je einem Sarg, von den Patriotismus auf der Kanzel. Wie arg die Kriegsmani Familie Schröder die Wohnung zum Oktober gekündigt, weil sie nächsten Angehörigen und Freunden gefolgt. Reich mit Kränzen gerade in frommen Kreisen ungeachtet des Bibelwortes„ Liebet mir zu sehr vernichtet wurde und mir dieses Uebermaß von waren alle diese einfachen schwarzen Särge geschmückt, viele Gure Feinde" graffirt, das lehrt auch ein Vorkommniß, über Menschen nicht gefiel. Es war aber keine Rede davon, daß ich Kränze wurden im Zuge noch getragen, von denen zwei mit welches uns aus dem kleinen Orte Strasburg in der Ucker - die Miethe verlangte, sondern Frau Schröder hat sich selbst er= großen rothen Schleifen, von den Schiffszimmerern Stettins ge- mart ein Bericht zugeht. In der dortigen Marienkirche taufte boten, mir die Miethe nach Möglichkeit abzutragen. spendet, besonders auffielen. Mehrere tausend Menschen schloffen der Prediger Gengte am Sonntag vor acht Tagen eine Anzahl feuchten Kellerwohnung angefaminelt war, noch viel entfeßlicher Nach dieser Zuschrift stellt sich das Elend, welches in der fich den Särgen an, und ungezählte Menschenmassen bildeten Kinder. Um die Nothwendigkeit der Taufe zu beweisen, arguauf den Straßen Spalier. Auf dem Kirchhof angelangt, trug man mentirte der Geistliche folgendermaßen: Unsere im Namen dar, als nach unserer Meldung vom Sonntag. Allerdings wird die zehn Särge in eine gemeinsame Gruft, die von 18, Gottes getauften Soldaten hätten mit dieser Gotteshilfe 1870 die Herr Dr. Doll persönlich, was wir nicht verschweigen aum theil rothen Vereinsbannern umgeben war. wollen, in mancher Beziehung durch seine Darstellung entlastet. Ein französische Armee zurück geschlagen; ohne dieses Gottes Willen Aber uns ist bei der Echilderung des furchtbaren Jaumers, Geistlicher hielt eine furze Ansprache, in welcher er die Leid- tönnten wir jetzt nach 25 Jahren nicht die Niederwerfung des die wir brachten, ja auch weit weniger daran gelegen gewesen, tragenden durch den Satz zu trösten suchte:" Es hätte mancherlei Erbfeindes und die Errichtung des Deutschen Reiches feiern. So einen einzelnen verantwortlich zu machen, als zu zeigen, unter verhütet werden können, wenn der Rath Gottes den Menschen des Herrn Pastors Ausführungen bei der Taufe unschuldiger welchen grauenvollen Zuständen ein beträchtlicher Theil des innegewohnt hätte." Mit dem Gesang des Arbeiter- Sänger- Kindlein. Da war doch der alte Fritz vor anderthalb hundert Broletariats überhaupt sein Dasein fristen muß. Und in diesem bundes„ Schlaf wohl da Kamerad" schloß die erhebende Trauer- Jahrhunderten schon weiter, als er den Ausspruch that, daß der Bestreben hat uns Herr Doll, wenn auch vielleicht ohne Absicht, feier. Still und bewegt trennten sich die tausende von Arbeitern liebe Gott immer bei den stärkeren Regimentern sei. und manchem unter ihnen rollten Thränen des Schmerzes und durch seine Zuschrift sehr wesentlich unterstützt. der Erbitterung über die Wangen . Obgleich wir uns keineswegs ist seitens des Provinzial- Schulkollegiums folgendes Schreiben Lehr- und Lernfreiheit. Dem Stadtverordneten Vogtherr zum Anhänger des Vertreters der Kirche bekennen, müssen auch wir sagen, es hätte viel verhütet werden können". Die zu Grabe zugegangen:
wie uns berichtet wird, die Polizei in Stärke von etwa zehn Polizei Razzia am Humboldhafen. Am 16. d. M. soll, getragenen Opfer können die Arbeiter dadurch am besten ehren, Nach den Ermittelungen des hiesigen föniglichen Polizei Schutzleuten und einem Lieutenant in der Gegend und auf den daß sie sich durch Organisationen start machen, um von den präsidiums sammeln Sie hierselbst allsonntäglich vormittags die Rähnen des Humboldhafens in der Frühe um 414 Uhr eine große Kapitalisten größeren Arbeiterschutz zu erzwingen und dadurch Kinder von Mitgliedern der hiesigen freireligiösen Gemeinde, Razzia auf Obdachlose abgehalten haben. Es sollen dabei etwa 100 fie genächtigt hatten, aufgetrieben und mit ihnen ihrem eigenen Leben sowohl als auch ihrer Gesundheit mehr halten denselben Vorträge über die Grundsäge der letzteren, 20-25 arme, obdach- und arbeitslose Personen aus den Kähnen, Rechnung tragen. Und wenn die Kiel Gaardener Arbeiter füpfen daran Erzählungen und geben Erläuterungen zu einem wenig glimpflich verfahren worden sein, indem die Polizei und vor allem die im Schiffsbau beschäftigten dies mehr beherzigen, vor und nach dem Vortrage gemeinschaftlich gesungenen Liede. sowohl bei dem Aufstöbern, wie auch bei dem Transport nach so setzen sie ihren dahingeschiedenen Kameraden ein Denkmal, beziehungsweise als das Halten einer Privatschule im der Wache, mit dem gezogenen Säbel operirt habe.
dauernder als Erz.
Tokales.
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Die beiden nächsten Sprechstunden finden heute, den 21., und Donnerstag, den 22. d. M., abends 7 Uhr, statt. Den Parteigenossen des zweiten Reichtags- Wahlkreises zur Kenntniß, daß die Versammlung zur weiteren Besprechung des Agrarprogramms am Freitag, den 23. d. M., bei Zubeil, Bindenstr. 106, stattfindet.
Parteigenossen Rigdorfs! Da uns am Montag die Ver fammlung aufgelöst wurde, so findet die nächste am Freitag, den 23. August, mit demselben Vortrag bei Maaß, Hermannstraße 49, statt.
Diese Ihre Thätigkeit ist als Unterrichtsertheilung
Gegen diesen Eingriff in die Vereins- und Versammlungs" Freiheit" wird selbstverständlich Einspruch erhoben werden.
Sinne des Abschnitts I. der Staatsministerial Justruktion leber die Thätigkeit der Berliner Polizei wird uns vom 31. Dezember 1839 anzusehen, wozu es nach der Kabinets- noch folgender Beitrag geliefert: ordre vom 10. Juni 1834 einer Erlaubniß der zuständigen Eine Kopfarbeiterin verwendet ihre unfreiwillige Ruhezeit Behörde bedarf. Da Sie diese Erlaubniß nicht befizen, unter- dazu, im fernen Often ihre Heimath, ihre Familienangehörigen sagen wir Ihnen hiermit die bezeichnete Thätigkeit mit dem zu besuchen. Um hin und wieder auch mit Gesinnungsgenossen Hinzufügen, daß für jede Zuwiderhandlung gegen dieses Verbot in Berührung zu fommen, besucht sie das einzige Lokal des Ortes, eine Exekutiv strafe von 100 Mart festgesezt werden das den Sozialdemokraten zur Verfügung steht, weil es einem wird, an deren Stelle im Unvermögensfalle eine Haftstrafe derselben gehört. Sie wird gebeten, in einer gerade bevorstehen= von 10 Tagen tritt." den Frauenversammlung einen Vortrag zu halten, was auch ges schieht, ohne daß jedoch Zeit gewesen wäre, dies noch öffentlich bekannt zu machen. Außer den Versammlungsbesuchern und den And den Kreisen der Eisenbahnarbeiter gingen uns in Lesern des am Orte erscheinenden sozialdemokratischen Wochen= letzter Zeit mehrfach Beschwerden zu, weil ihnen von dem Merk- blattes hatte also niemand davon Kenntniß erlangt. Eines Tages wird eine Schwester der betreffenden auf der meister ihrer Inspektion ein Büchlein zugesteckt wurde, das den Straße von einem Beamten angesprochen, der sie leise, ordentlich Titel führt: Was unsere Arbeiter vom sozialdemokra tischen Zukunftsstaate zu erwarten haben". Es ist die verschämt fragt:" Wissen Sie denn auch, was mit Ihrem FräuSozialdemokratin! Der schon mehrfach in unserem Blatte erwähnte Broschüre des national- lein Schwester los ist? die ist ja Herr Oberkommissarius hat aus Berlin darüber Nachricht bes liberalen Abgeordneten, Amtsgerichtsrath Schwarze. Mit recht kommen. Zwar ist sie nicht so eine", die in„ solchen" Bersammbeklagen fich die Eisenbahnarbeiter darüber, daß man bei ihnen lungen redet; aber sie hat sich bereits in Versammlungen, wie ein ungeheures Maß von Dummheit voraussetzt, indem man er in Zeitungen für die Sozialdemokratie erklärt!" wartet daß sie sich nach dem Lesen dieser Schrift mußte zur Sicherung der Ruhe und Ordnung des preußischen von der Sozialdemokratie abwenden und wieder treue Anhänger des tapitalistischen Polizei und Militärstaates von Staates die Berliner Polizei nach dem fremden Osten eiligft be
richten.
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Und das
heute werden. Was sollen wir thun, fragen uns die Eisenbahnarbeiter? Wir rathen ihnen, die Broschüre ruhig Einen Verein zum Schutz gegen die Schutzleute wollen
Echwarze, den Sozialismus zu tödten, ist so albern, daß ein
Als ein Opfer des Bauschwindels wird der 50jährige Malermeister Tonn aus der Kastanienallee Nr. 10 bezeichnet, der am Dienstag früh um 7 Uhr seinem Leben gewaltsam ein Ende gemacht hat. Er hatte im vierten Stockt eine aus zwei Stuben und Küche bestehende Wohnung inne und wollte diese, da er sie mit seiner Frau allein bewohnte, im Herbste noch verkleinern. Tonn war bei verschiedenen Arbeiten leer ausgegangen und mußte, um seine eigenen Gläubiger und die Arbeiter befriedigen zu können, Wechselschulden eingehen, die er jetzt zu decken nicht im stande war. Unter dem Druck dieser Verhältnisse hatte der anzunehmen. Die im Staate der Sozialreform für die Hamburger Bürger und Arbeiter gründen. Die Vorarbeiten find Meister, der von seiner Nachbarschaft als fleißiger und ordent- Kapitalisten mustergiltigen Staatsbetriebe haben bekanntlich die soweit gediehen, daß in diesen Tagen eine öffentliche Versamm licher Mann bezeichnet wird und der alles daransehen wollte, Einrichtung, daß jeder, der auch nur im geringsten eine fozial- lung stattfinden soll, in der sich der Verein wahrscheinlich seinen Verpflichtungen nachzukommen, schwer zu leiden. demokratische Gesinnung merken läßt, hinausfliegt und erbarmungs- konstituiren wird. Hamburg hat bekanntlich noch gar keine Seine Frau versuchte umsonst, ihn aufrecht zu erhalten. los mit Weib und Kind dem Elend und der Arbeitslosigkeit über- Gummischlauchaffäre im Großen gehabt. In einem Anfalle von Schwermuth stürzte sich Tonn gestern früh aus dem Fenster seiner Wohnung auf den antwortet wird. Also ruhig Blut deshalb. Ja noch mehr. Nothstand und Arbeitslosigkeit giebt es bekanntlich nicht Bürgersteig hinab, wo er mit zerschmettertem Schädel und ent- Wer Zeit übrig hat, möge die Broschüre des Herrn Amtsgerichtsrath in Berlin . Zu bewundern ist es unter diesen Umständen nur, stelltem Gesicht regungslos liegen blieb. Die Frau, die sich in Schwarze auf die Gefahr hin, baldigst in süßen Schlummer versenkt was alles von angeblich Hungrigen( in Wirklichkeit giebt es seiner Nähe befand, hatte den Unglücklichen nicht mehr zurück zu werden, zu lesen versuchen. Dieser neue Plan des Herrn so etwas ja nicht) herausgesucht wird, um das nackte liebe Leben Bon anderer Seite wird zu dem Vorfall noch geschrieben: Arbeiter durch ihn am allerwenigsten in Zweifel gebracht werden zu erhalten. So hat sich im Zentrum der Stadt, da wo die Tonn, der seit langen Jahren Bau- Arbeiten ausführte, war Stellen, welche die Kläglichkeit der heutigen Ordnungsverfechter Markt und in der Kurstraße 2c., ein eigenthümlicher Erwerbss tann. Die Schrift enthält im Gegentheil eine ganze Fülle von größten Konfektionsfirmen ihr Heim aufgeschlagen haben, am Hausvogteiplay, in der Jerufalemerstraße, am Werderschen wiederholentlich bei Schwindelbauten hineingelegt worden und hatte noch in letzter Zeit einen derartigen Verlust von auch dem Dümmisten vor Augen führen. Man nehme also ge12 000 M. erlitten. Vergeblich bemühte sich der fleißige Hand- lassen und mit heiterem Lächeln den Schwarze'schen Sozialistentod weig entwickelt. Man kann da den ganzen Tag über Männer werker, feine derangirten Verhältnisse wieder aufzubessern, doch entgegen. Nur in den Fällen, wo für die Broschüre etwa Geld beobachten, welche aufmerksam die Straße nach allen Seiten ab spähen nach einem Fuhrwerk, sei es Omnibus oder Lastwagen, war T. trotzdem nicht in der Lage, mehrere in diesen Tagen abgefordert werden sollte, bitten wir die Eisenbahnarbeiter, uns Droschke 1. oder 2. Güte, welche außer einem menschlichen Infällige Wechsel zu bezahlen. Nachdem der Malermeister am faffen auch noch umfangreiche, in Tuch gehüllte Packete bergen, Sonnabend mit dem letzten Rest seines Kapitals dem Personal Die Straßenabsperrungen, die unter dem verstorbenen um bald darauf vor irgend einem Konfektionshause zu halten. die fälligen Löhne ausgezahlt, fuhr er nach Templin , um bei dort Polizeipräsidenten Richthofen so außerordentlich beliebt waren, Eine wilde Jagd entspinnt sich, wenn ein solches Gefährt in wohnenden Verwandten Geld aufzutreiben; doch war dies Bemühen haben bekanntlich unter dem gegenwärtigen Präsidenten Wind Sicht ist, denn die Begleiter der umfangreichen Packete find vergeblich. Bergeblich waren auch die Bemühungen des T. am heim eine fröhliche Auferstehung gefeiert. Darüber fagt ein Ronfektionsschneider oder deren Gattinnen und wollen liefern. Montag in Berlin Geld zu erlangen und bis auf den Tod hiesiges Blatt:„ Vermuthlich hat Herr von Windheim auf Da die Packete zu schwer find, so suchen diejenigen, welche neben erschöpft kehrte der Aermste in der heutigen Nacht in seine Woh- höhere Anordnung des Hofmarschallamts handeln müssen." dem Gefährt oft mit Lebensgefahr einhertraben, sich gegenseitig nung zurück. Heute morgen um 1/28 Uhr erhob er sich von seinem Die National- Zeitung" aber erwidert hierauf: müssen? den Vorrang streitig zu machen, das Abtragen der Packete gegen Lager, fleidete sich nothdürftig an und begab sich nach dem Kein Mensch muß müssen, und ein Polizeipräsident müßte? geringes Entgelt dem Ablieferer abzunehmen. Man muß es Balfonzimmer seiner in der 4. Etage belegenen Wohnung, um Wenn das Hofmarschallamt wirklich an amtlichen Stellen, wo gesehen haben, wie die dürftig gekleideten Gestalten, jung und sich durch einen Sprung vom Balkon zu tödten. Schon war der man eine Verantwortlichkeit gegenüber der Bevölkerung trägt, alt, oft in Wind und Wetter Stunde um Stunde auf der Straße Unselige über das Balkongitter geklettert, als seine Frau hinzufam, I unstatthafte Forderungen erhebt, dann muß man diesen Stellen ausharren, um im günstigsten Falle einige Pfennige Verdienst zu
halten können.
Mittheilung zukommen zu lassen.
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