Einzelbild herunterladen
 

auch die positive Leistung und die positive Forderung. Was die bürgerlichen Parteien heute fürchten, das sind die Argumente, die wir für unsere positiven Forderungen ein­fegen fönnen, und ihre Wirkung auf die bisher noch bürger­lich eingestellten Wählermassen. Unser großer Vorteil besteht aber darin, daß diese Wählermassen nach ihrer Klassenlage in ihrer großen Mehrheit zu uns gehören und darum unferer Beweisführung zugänglich sind.

*

Der Weg zur Eroberung der Köpfe ist mühselig und lang, aber wir müssen uns klar darüber sein, daß es feinen anderen gibt. Eine Revolution, mag fie fich auf gewaltsamem oder auf friedlichem Wege vollziehen, ist nur reif, wenn die Köpfe für sie reif sind. Der Widerstand einer mißverstehenden und mißtrauischen Volksmehrheit ist nicht mit Barrikaden­fämpfen, sondern nur in langwierigen, mühsamen, geist i gen Kämpfen zu überwinden.

Darum ist jeder praktische Vorschlag wirtschaftlicher und sozialer Reform, der in der Richtung zum Sozialismus geht, in seinem Wesen viel ,, revolutionärer" als alles tommu­nistisches Revolutionsgefchrei. Wer in dieser Woche treppauf, treppab gelaufen ist, um Fernstehende, Gleichgültige der Ge­dankenwelt des Sozialismus näher zu bringen, der hat für die große soziale Umwälzung positive Arbeit geleistet und kann über das Gejohle, mit dem die nicht zahlreichen, aber immer lauten Anhänger der KPD. sein Werk begleiteten, mit leidig die Achseln zucken.

Mag man darüber reden, ob eine sozialdemokratische Fraktion in einem bestimmten Augenblick richtig oder falsch gehandelt hat- Erörterungen solcher Art bleiben feiner Partei erspart. Nicht das ist das Entscheidende; entscheidend fratischen Arbeit, als Ganzes genommen, richtig ist oder ift die Frage, ob das System, die Methode der sozialdemo­nicht. Wer die Arbeit verfolgt, die die Sozialdemokratische Partei  , überall dem gleichen Ziel zuftrebend, auf allen Gebieten leistet, wird um die Antwort feinen Augenblick ver­legen fein.

Unser die Zukunft, trotz alledem!

Der Luftstoß des Staatsgerichtshofs.

Wiking und Olympia  .

Wir haben hier die preußische Regierung aufgefordert, endlich das gegen den ,, itingbund", den Sport= verein Olympia" vorliegende Material bekanntzugeben, damit sich die Deffentlichkeit selbst ein Urteil bilden kann, ob das Berbot berechtigt und inwieweit der Aufhebungs­beschluß des Staatsgerichtshofs mit den Inter­effen der Republit in Einklang zu bringen ist.

Deutsche Tageszeitung als Synagoge.

Es ist weit gekommen!

Die Deutsche Tageszeitung" muß sich gegen den Vorwurf der Berjudung zur Wehr sehen. Der Vor­wurf stammt nicht vom ersten besten, sondern von Herrn von Graefe Goldebee. Er hat der Deutschen Tages­zeitung" folgendes nachgesagt:

-

einer feigen Handlung, bei der die Wahrung und der Schutz der persönlichen Sicherheitsinteressen die Hauptrolle spielt und zu dem man sich- theoretisch oder praktisch nur bekennt, wenn man gewiß ist, daß das Bekenntnis feine Nachteile, sondern nur den Vorteil der mutigen Geste bringen fann. Mit dem politischen Mord wird auch der politische Raub, der politische Meineid, die politische Fälschung zur preiswürdigen, vaterländischen" Tat. Die sittliche Zersetzung schreitet in grauen­erregender Weise fort. Zu Trägern der Selbsthilfe werden Per­fonen, deren sittliche Minderwertigkeit jedem, dem die Daterländische" Phrase die Augen nicht völlig verblendet, sichtbar sein muß. Und das Ende ist, daß durch die Selbsthilfe" jede, auch die edelste Sache, in den kot und in den Sumpf ge­30gen wird."

Sezen wir den Bunft über das J: die Orgesch erhält be­scheinigt, daß sie durch die Fememörder und ihre Hinter­männer in den Kot und in den Sumpf gezogen worden ist. Man kann nicht deutlicher werden.

" Eine Organisation wie der Reichslandbund, der tatsächlich sich die Presse hat aus der Hand winden lassen, ohne die sie den Kampf gar nicht führen kann, hat auch hierin versagt. Denn die Deutsche Tageszeitung" von heute ist doch nicht mehr das Landbund organ, nicht mehr die Deutsche Tageszeitung" von früher! Früher gehörte fie zum großen Teil mit ihren Attien dem Bunde der Landwirte selbst, der Rest fast nur Mitgliedern des Bundes der Landwirte. Sie war also in ihrem Verlag ein reines Organ des Bundes der Landwirte. Die Deutsche Tageszeitung" von heute ist in der überwiegenden 3ahl der Aktien in den Händen von Berliner   Finanzleuten, die gar nicht daran denken, die Politik der Landwirtschaft zu fördern. Wenn Sie an den Führer des Reichslandbundes eine Beschwerde über die " Deutsche Tageszeitung" richten, so erhalten Sie die Antwort:" Der Etat für 1927 im Druck.  - Auf dem alten Finanz­Reichslandbund ist leider nicht in der Lage, einen maßgeblichen Ein­fluß auf die Schriftleitung des Blattes auszuüben." So ist es den Leuten gelungen, dank der Inflationszeit, an die Führung des andbundorgans heranzukommen, die dorthin passen wird, wie verzeihen Sie das harte Wort die Sau in die Synagoge"."

-

Das ist denn doch deutlich: Berliner   Finanzleute die Sau; die Deutsche Tageszeitung"- die Synagoge. Das ist der Tageszeitung" über die Hutschnur gegangen. Sie schwört, daß sie unentwegt die Interessen der Landwirtschaft vertrete, indem sie schreibt: und versetzt Herrn Graefe einen niedlichen fleinen Hieb,

Wir haben nicht die Absicht, uns mit Herrn von Graefe in eine weitere Polemik einzulassen, und die ganze Art seines politischen und agitatorischen Auftretens und die sehr mert, würdigen Erfolge, die er damit, wie zum Beispiel in Med lenburg, erzielt hat, legt es wahrlich nahe, Kritik von seiner Seite nicht allzu tragisch zu nehmen."

Der Reichsetat.

ausgleich aufgebaut.

Der neue Reichsetat für 1927 befindet sich, wie das Nachrichten­

bureau des Vereins Deutscher Zeitungsverleger hört, bereits im Drud und dürfte in einiger Zeit an den Reichsrat gelangen. Nach der Reichshaushaltsordnung müßte der Etat bis zum 1. November dem Reichsrat vorliegen. In diesem Jahre haben technische Schwie­rigkeiten eine kleine Berzögerung herbeigeführt. Der neue Etat iſt finanziell auf dem alten Finanzausgleich aufgebaut, der in einigen Punkten eine Abänderung erfahren hat. In dem Reichs­haushalt für 1927 werden weitere Mittel für die Fort­segung des Arbeitsbeschaffungsprogramms an gefordert, die im Anleihewege aufgebracht werden sollen. Der Nachtragsetat für 1926.

das Nachrichtenbureau des Vereins Deutscher Zeitungsverleger hört, Ein Nachtragsetat für das Rechnungsjahr 1926 ist, wie soeben dem Reichsrat zugegangen. Er enthält die im Anleihewege deckenden Ausgaben für das sogenannte Arbeitsbeschaf

fungsprogramm.

Damit meint die Tageszeitung" die katastrophale Wahl- au niederlage der Rechtsregierung in Mecklenburg   samt ihrem famosen Finanzminister. Daß sie daran selbst sehr beteiligt ist, merkt sie nicht in der Entrüstung darüber, daß sie sich mit Herrn von Graefe. einer Synagoge vergleichen lassen muß ausgerechnet von

Orgesch im Kot.

Ein Zeugnis des Bayerischen Kurier" für General Epp.

Das Hauptorgan der Bayerischen Volkspartei  , der Bayerische Kurier", beschäftigt sich mit der Verteidi­gung und Bejahung der Fememorde durch General Epp und Hauptmann Röhm vor dem Femeausschuß in München  . Er

Leider hat sich das Ministerium noch nicht zu der Be­tanntgabe entschließen fönnen. Wenn aber die ,, Gründe", die dem Entscheid des Staatsgerichtshofs beigefügt sind, in der Breffe richtig wiedergegeben werden, dann erscheint uns das Schweigen des Ministeriums als eine schmere Unterschreibt gegen sie: Laffungsfünde. Eine Aufhebung des Verbots tommt Gegenüber solchen Auffassungen fann nicht nachdrücklich genug praktisch ja nicht in Frage, weil es auch auf das Gesetz zur an die Tatsache erinnert werden, daß nach chriftlicher Sittenlehre Ausführung des Friedensvertrages bezug nimmt, das mili- auch der politische und vaterländische" Mord, d. h. die tärische Verbände verbietet. Sind aber die verbotenen Dr überlegte, widerrechtliche, wenn auch aus politischen oder vater ganisationen ,, militärische Verbände" im Sinne dieses Geländischen" Motiven erfolgende Tótung eines Menschen Mord" feges, fo ift es unbegreiflich, daß der Staatsgerichtshof fie im moralischen Sinne, d. h. moralisch unzulässige und nicht schon aus diesem Grunde als gegen das Republitschutz- verwerfliche Handlung ist... gesetz verstoßend angesehen hat.

Der Abstand zwischen der Auffassung der preußischen Re­gierung und der des Staatsgerichtshofes ist zu groß, als daß man ihn einfach zur Kenntnis nehmen tann. Es ist not­wendig, daß die Deffentlichkeit über das Treiben diefer Wehr und Sportvereine" völlig aufgeflärt wird. Dann tönnte sich der Entscheid des Staatsgerichtshofs zugunsten der Butschverbände leicht als ein Luftstoß erweisen.

Berliner   Sezemion.

Zur Eröffnung der Herbstausstellung.

Der Gesamteindrud ist günstig. Zweifelhaftes ist ausgemerzt, das Niveau auf einer stattlichen und fast gleichmäßigen Höhe, die weder im Guten noch im Schlimmen stark überschritten wird. Daß die unseligen Raumverhältnisse am Kurfürstendamm   und die dadurch bedingte böse Hängungsweise feinen rechten Genuß aufkommen läßt, ist nicht die Schuld der Sezession, der die städtischen Behörden um feinen Preis einen Platz zur Errichtung eines Berlins   würdigen Ausstellungshauses geben wollen. Die Kunst politit der Stadt Berlin   wandelt auf sonderbaren und frummen Wegen. Es mangelt an allen Borbedingungen einer wahren Kunstpflege; dafür wird im Rathaus ein so offenbarer Standal wie der gründlich miß­glückte Wettbewerb um das Beethovendenkmal aller Welt zur Er­bauung ausgestellt.

Das gute Niveau in der Sezeffion ruht auf zwei Faktoren, die eigentlich etwas Selbstverständliches in der Kunst darstellen. Es wird fachlich und sinnlich angenehm gemalt, und es ist eine Reihe von Skulpturen da, die bleibenden Wert befizen durch die originelle Kraft plastischen Empfindens. Bleiben wir gleich bei den Bild hauern. Selten sah man so viel tüchtige und eindrucksvolle Skulpturen in diesen Räumen beisammen: außer de Fiori, der Sintenis, Thoraf( Wachsboffierungen), deren Qualität außer 3weifel steht, fallen durch strenge und durch leichte Anmut auf der Franzose Despiau, der Frankfurter   Laurent Keller. Zu den besten Hoffnungen berechtigt der Nachwuchs: Abeljanz in Berlin   mit zwei wohlponderierten, in sich äußerst verschiedenen Aften, Moisi Kogan in Paris  , die Dresdener Eugen Hoff mann und Mastos, die stärkste plastische Erlebnisse vermitteln. Dresden   bedeutet auch in der Malerei ein Kräftereservoir. Hier treten nur drei Talente hervor von vielen, aber von be­stimmter Art: Kretschmar, Bol Cassel, dämonischer Dar­steller von Tieren und Menschen( Ringelnaz!), Lach   nit, eines der stärksten Talente des Verismus.

E

Die Berliner   dominieren selbstverständlich. Bieles ist in Fluß und steter Beränderung, erfreulich ist festzustellen: zum Stärteren. Das gilt besonders für Charlotte Berend  , die zwei be­deutende Figurenbilder schickte, von stärkster malerischer Konzen tration; von Lasser Ury in Rebel verschwindende Themseland­schaften; von Heckendorf, der sich in Paris   verjüngt hat, von Spiro, Steinhardt, von Kraustopf, der selten so an­mutige Märchen aus dem Lande der Farbe erzählt, Domscheidt, der bei aller Phantastit klarer wirkt mit seinen Negervierteln"; von H. Heuser und Bato gleichwie von Jaedel, als dessen stärkste Seite immer deutlicher das Frauenbildnis hervortritt. Eine Gruppe von Landschaften, die durch malerisch heitere Anmut ihrer Lösungen bezaubern, durch einen zarten Klang, der zwischen Rokoko und Cézanne   schwebt, bilden Nowat, Parti fel,

Bät eierling, 5. Heuser, Ahlers- Hestermann  ,

und Schoff, Darsteller reizvoller Frauentypen im Landschaftlichen, schließen sich an. Nachhaltigeren Eindruck empfängt man von den Malern des Charakteristischen. Karl Hofer   steht hier an erster Stelle mit drei herrlichen Bildern, von denen man das ergreifende David und

Ein Fluch hängt an der Selbsthilfe", ob sie nun ,, natio­nal" oder" fozial" begründet wird. Denn mögen auch im Anfang und bei einzelnen ihre Beweggründe wirklich altruistisch" sein, mit unvermeidbarer 3wangsläufigkeit mischen sich in ihr Feuer und Schmutz Mit den altruistischen Mo­tiven verbinden sich selbstische Beweggründe übelster Art. Jede Grenze des Erlaubten fällt, da über das Erlaubte das subjektive Ermessen entscheidet. Der politische Mord wird zu

Jonathan" noch nicht gesehen hat. Heinrich Schwarz   mit seinem geheimnisschweren Tondunkel, das Landschaft, Tiere, Men­fchen wie eine gemeinsame Heimat umfängt, gehört ebenso hierher wie Ch. Berend, Pol Cassel  , Leo von König  .

Von den Beristen ragen hervor Fritsch, Kanoldt  ( mit malerisch hoch fultiverten Stilleben)), Lachnit mit einem exzellen­Probleme, und die Pariser Kars und kisling gehören hierher. ten Mädchenaft. Der Wiener Ferd. Kitt, voller merkwürdiger gleichen, pflegt nach wie vor die humoristische Seite des Daseins W. Trier, in seiner Machart am ehesten mit Oberländer zu ver­seiner Bilder ein Beispiel nehmen. mit reizenden Nuancen. Man möchte sich an dem ulfigen Glüd

Die paar Franzosen  , die ausgestellt haben, verlieren sich leider an den chaotischen Wänden, Othon Friesz   und der Schweizer Gimmy fallen am stärksten auf, ohne freilich eine wesentlich andere Note in das bunte Gesamtbild zu fügen.

Dr. Paul F. Schmidt.

Eine neue fozialistische Lehrstätte. Unter starter Beteiligung der Hörerschaft wurden in der letzten Woche die Seminare der " Freien Sozialistischen Hochschule" eröffnet. Die große Zahl der Anmeldungen zeigte, daß die vom Reichsausschuß für sozialistische Bildungsarbeit vorgenommene Neugründung einem leb­haften Bedürfnis weiter Kreise entspricht. Es sind als Hörer verteilen: Brofessor Heinrich Cunow  : Der Staat und seine 160 Personen zugelassen worden, die sich auf folgende Seminare Entwicklung"; Dr. Karl Herz:" Verfassungs- und Verwaltungs­funde"; Friz Naphtali: Grundfragen der Wirtschaftspolitit"; Dr. Albert Salomon  : Grundlagen der Soziologie" Eine recht beträchtliche Anzahl von Hörern nehmen gleichzeitig an Alexander Stein: Sozialismus und Arbeiterbewegung". zwei oder drei Seminaren teil. Bei der Eröffnung der Seminare am Montag, den 18. Oftober, umriß Genosse A. Stein im Auf­trage des Reichsausschusses die Aufgaben, die sich die Leitung der Freien Sozialistischen Hochschule" durch die Gründung der Seminare gestellt hat. Sie sollen das System der Bildungseinrichtungen, die die Partei, die Gewerkschaften und die Jugendorganisationen in Berlin   geschaffen haben, ergänzen und bildungseifrigen Genossen und Genofsinnen Gelegenheit geben, unter fachkundiger Leitung ihr Wissen zu fyftematisieren und zu erweitern. Der Parteivorstand hat in großzügiger Weise die Mittel zur Schaffung der neuen Lehr­stätte zur Verfügung gestellt. Ihm gebührt der Dank der Hörer­fchaft, die das hier erworbene Wissen in den Dienst der Arbeiter­bewegung zu stellen hat. Genosse Ludwig vom Parteivorstand, der zusammen mit dem Genossen Adolf Braun   der Eröffnung beiwohnte, sprach warme Worte der Begrüßung an die Hörer und Lehrer. Der Parteivorstand, so führte er aus, hat nie Mittel für Bildungszwecke gespart. Er tut das auch jetzt nicht, sondern will durch verstärkte Aufwendungen, im Rahmen des Möglichen, dem Bildungsstreben der Arbeiterschaft entgegenkommen. Von dieser neuen Lehrstätte aus, die in dem neuen Heim des Reichsausschusses eingerichtet ist, soll der sozialistische Geist hinausgetragen werden in die Arbeiterschaft, zu Nuh und Frommen der gesamten Bewegung. Einige Worte des Dantes, die Genosse Dr. Salomon im Namen der Hörer und Lehrer vorbrachte, beschlossen die kleine, Feier. Dann begann die Arbeit.

-

fionen mart Darlehen an die Reichsbahn und Auf dem Wege der Anleihe sind ferner zu decken 100 Mil­293 millionen, die im verflossenen Etatsjahr durch Ausgabe einer Anleihe aufgebracht werden sollten. Die Ausgabe der Anleihe ist bekanntlich nicht erfolgt. Der Ausfall hat durch 250 Millionen Mark Münzgewinne, aus dem Jahre 1924, durch Rücklagen, die aus älterer Zeit stammen, und aus laufenden Einnahmen seine Deckung gefunden. Auch auf die im Jahre 1927 fällige einmalige Anleihe ablösung in Höhe von 150 Millionen Mark ist zurückgegriffen worden.

Durch eine Anleihe, die kaum vor dem Frühjahr 1927 herauskommen dürfte, sollen die aus anderen Fonds verausgabten Gelder wieder hereingebracht werden. Das Reich ist augenblicklich fehr liquid, zum Teil durch die letzten Bereinbarungen mit dem Reparationsagenten, zum Teil durch die im Oktober fälligen Bor­auszahlungen für Einkommen und Umsatzsteuer. Die Geldflüffigkeit wird auch im November andauern, denn zu diesem Termin fließen die Eingänge aus der Vermögenssteuer in die Reichs­laffen. Die neue Anleihe foll übrigens, wie zuverlässig ver­lautet, als reine Martanleihe auf den Martt tommen.

$

Abbrödelung vom Ordnungsblod. Der thüringische Bandtags­abgeordnete Rechtsanwalt Dr. Schauen in Saalfeld   hat seinen Aus­tritt aus der Frattion der Deutsch   Wölkischen Freiheits­partei erklärt und ist zur Nationalsozialistischen   Deutschen   Arbeiter­partei übergetreten. Dadurch hat der Ordnungsblod wieder ein Stück von dem Bünglein an der Wage" eingebüßt, dem seine Re­gierung ihr Dasein verdankt. Die Nationalsozialisten" Hitlerscher Prägung sind nämlich nicht so regierungsfromm, wie ihre..deutsch­völkischen früheren Freunde".

Pornochoreographie und anderes. Valeska Gert   brachte im Blüthner   Saal gesprochene und getanzte Grotesken. Neun furze Unzweideutigkeiten. Inhaltlich zweifellos geeignet, Anstoß zu erregen, d. h. die Weichteile bürgerlichen Schamgefühls angenehm zu fizeln. Die sich dann in moralischer Entrüstung zu entladen pflegen. Stofflich: Bornochoreographie. Künstlerisch: in Konzeption Beit geboren, in unserer Zeit nicht ihresgleichen haben. Bietätloje und Gestaltung Schöpfungen sehr hohen Ranges. Die, aus unserer des Charleston. Geiſtsprühende, wizfunkelnde Parodien allgemein Berhöhnung und Verzerrung heiligster Güter: der Kinderliebheit, geschäßter Runstwerte: der französischen   Diseuse, des spanischen  Tanzelans. Gipfelleistung: der Gruß aus dem Mumienkeller", eine Höllenvision aus des Elends tiefsten Tiefen, erschütternd, auf­wühlend, tagelang nachzitternd in fabelhaft starker Rhythmik. Wer Kunst zu erleben vermag, erlebte einen unvergeßlichen Abend. Die es nicht vermögen, pfiffen auf sittenstrengen Hausschlüsseln.

Tatjana Barbatoff tänzelte im Sch ar wenta Saal. Sie ist seit dem vorigen Jahre technisch gewachsen. Und künstlerisch anspruchsloser geworden. Ihre Tanzgestalten" sind Rippes­figürchen sehr kleinen Formats. Meist in chinesischen oder russischen Kostümen. Niedlich, zierlich, liebenswürdig, zuweilen harmlos humoristisch. But gemeint, gut gemadyt, in fieinen Dosen verab­reicht ganz amüsant, aber nicht überzeugend. Manches Schmiffige ( Tanzmotiv"). Das Ganze für ein abendfüllendes Programm aber das Podium des Kunsttanzes geeignet. zu dünn und zu monoton. Ueberhaupt mehr fürs Brettl als für J. S.

Museumsführungen. Heute, 10-11%, br bormittags, finden amtliche Fübrungungen im Neuen Museum  ( Das graphische Werk von Vovis Corinth) Dr. Kurth im Kaiser- Friedrich- Museum ( Botticelli   und Raffael  )- Prof. Schottmüller und im Museum für Völtertunde( Sunftfertigkeit der Dzeanier bzw. Melanesier) Prof. Eichhorn statt. Bulaßtarten zu 50 Pf. find vor Beginn in beschränkter Anzahl am Gingang der genannten Museen erhältlich.

-

Jm Kaiser- Friedrich- Museum hält Dr. B. Daun, Dezernent für Kunst im Polizeipräsidium, am heutigen Sonntag, vorm. 3/10 Uhr, Vortrag über die Meisterwerte der italienischen Frührenaissance plaftit. Einzel­farten find im Muſeum erhältlich.

Individualpsychologie" ist das Generallbema der öffentlichen Monatsversammlung des Bundes Entschiedener Schul­Berlin- Schöneberg  , Hohenstanienstr. 47/48( Untergrundbahnhof Bittoria­reformer", ant 26., 7%, Uhr abends, Werner- Siemens- Realgymnasium  , Luise- Play). Es sprechen als Gäfte des Bundes Dr. Frit& ünfe! über: Die prinzipiellen Grundlagen der Individnalpsychologie". Dr. Bruno se lopfer über Individualpsychologie und bisherige Pädagogit," Frau Annemarie Kalusay über: Die Bragis der Individualpsychologie im Er­ziehungsbetriebe der Gegenwart". Freie Aussprache folgt. Jedermann eingeladen!

=

Die Direffion der Ufa hat die Anregung gegeben, die Borräume im Ufa Balaft am 800 für ständige Ausstellungen von Gemälden Handzeichnungen und Graphit den Künstlern die fünstlerische Zeitung der Ausstellungen übernommen. zur Verfügung zu stellen. Die Neue Kunstbandlung, Tauentienstr. 6, hat

Ueberlassung von Originalbriefen oder von Abschriften solcher Briefe oder Das Sefrelariat Rathenau   spricht noch einmal die Bitte um leihteise Briefstellen aus, die für die Allgemeinheit von Interesse sind und ihm bisher noch nicht bekannt gegeben wurden. Anschrift: Sekretariat Rathenau bei der AEG., Berlin   NW 40, Friedrich Karl- Ufer 2-4